7,99 €
***Der neue Band der Bestseller-Reihe "Im Zeichen der Zauberkugel" – fantastisches Lesefutter ab 8 Jahre!*** Alex und Sahli verstehen die Welt nicht mehr! Hat der hinterhältige Dschinn Argus tatsächlich seine Zauberkräfte verloren? Wie ist das möglich? Doch als der mächtige Iskhuros sich mit Argus verbündet und sie in sein Unterwasserreich entführt, müssen sie feststellen, dass auch Sahlis Magie dort nicht mehr funktioniert. Gefangen in den Tiefen des Ozeans machen die beiden Freunde zwar eine unglaubliche Entdeckung, aber wie sollen sie jemals wieder zurück an Land kommen? ***Band 10 der Dein SPIEGEL-Bestsellerreihe IM ZEICHEN DER ZAUBERKUGEL: tolle Abenteuer mit viel Witz und einer ordentlichen Prise Magie für Mädchen und Jungen!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Stefan Gemmel
Im Zeichen der Zauberkugel – Das Rätsel von Atlantis (Bd. 10)
Mit Bildern von Anemone Kloos
Alex und Sahli verstehen die Welt nicht mehr! Hat der hinterhältige Dschinn Argus tatsächlich seine Zauberkräfte verloren? Doch als der mächtige Iskhuros sich mit Argus verbündet und sie in sein Unterwasserreich entführt, müssen sie feststellen, dass auch Sahlis Magie dort nicht mehr funktioniert. Gefangen in den Tiefen des Ozeans machen die beiden Freunde eine unglaubliche Entdeckung! Nur wie sollen sie jemals wieder zurück an Land kommen?
Wohin soll es gehen?
Buch lesen
Viten
Alex saß auf seinem Platz und staunte. Dann musste er lächeln, dann staunen und gleich darauf wieder lächeln. Sein Blick war fest auf Bim gerichtet. Besser gesagt: Er blickte seit Stunden auf Bim in ihrer Gestalt als Alex.
Bim lächelte zurück. „Ist was?“, fragte sie, obwohl sie die Antwort kannte.
„Ich kann mich nicht daran gewöhnen, mir selbst zuzusehen und zuzuhören“, antwortete Alex. „Das ist völlig verrückt.“
„Was meinst du, wie es mir geht?“, gab Bim zurück. „Mir fehlen mein Fell und die Möglichkeit, mir mit der Schwanzspitze die Ohren zu kratzen.“
Sie lachten und die anderen fielen mit ein.
Auch Kadabra und Baklebrud hatten Gewöhnungsprobleme mit ihren neuen Körpern. „Als Mensch kann ich gar nicht so hoch springen“, beschwerte sich die Katze in ihrer Menschengestalt.
Und Baklebrud fügte hinzu: „Und wusstet ihr, dass Menschen nicht immer auf den Pfoten landen, wenn sie fallen? Ich weiß gar nicht, wie viele blaue Flecken ich schon auf meiner Menschenhaut habe.“ Er wandte sich der Maus zu. „Mir fehlt mein Fell ebenfalls, Bim. Genau wie die vier Pfoten, die Schnurrhaare und die spitzen Ohren. Hach …“
Alle drei sahen auf die Zauberkugel, die vor Sahli auf dem Tisch lag. Ihre Blicke spiegelten eine Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung wider.
Sahli legte die Hände auf die Kugel. „Ich könnte euch sofort befreien“, meinte er, doch Liv griff hastig nach der Kugel und hielt ihn davon ab.
„Ich kann euch gut verstehen“, sagte sie zu ihren verzauberten Freunden. „Aber ein wenig müsst ihr noch durchhalten.“ Sie legte den Kopf schief und sah alle drei nacheinander mitfühlend an. „Schafft ihr das?“
Diesem Blick konnten die verwandelten Tiere nicht widerstehen.
„Ach, Schwanzspitzen-Ohrenkraulen ist auch gar nicht soooooo schön“, ulkte Bim.
„Und statt meines schönen Fells habe ich nun ein Gesicht, mit dem ich Ausdrücke machen kann, für die Katzengesichter nicht gemacht sind“, lenkte Kadabra ein.
Und Baklebrud ergänzte mit so überzeugter Stimme wie möglich: „Blaue Flecken auf weißer Haut haben ja auch etwas Kunstvolles, nicht wahr?“
Darauf brachen alle am Tisch in lautes Lachen aus.
Nur einer lachte nicht mit: Alex. Seine gute Stimmung war in dem Augenblick verschwunden, in dem Bim ihnen mitgeteilt hatte, dass sie gern ihre normale Gestalt zurückhätte. Denn auch wenn sie jetzt alle guter Laune waren, spürte er doch, dass es den drei Tieren schwerfiel, in ihrer menschlichen Gestalt festzustecken.
„Ich finde es gar nicht lustig, dass ihr wegen Calvin und seiner Truppe leiden müsst“, sagte er.
Das Lachen am Tisch verklang. Sahli wandte sich Alex zu und nickte. „Ich verstehe, was du meinst“, sagte er.
„Aber was könnten wir denn sonst tun?“, entgegnete Sally. „Wenn wir Calvin machen lassen, wird er mit seiner Dummheit noch alles aufdecken.“
„Dumme Menschen sind gefährliche Menschen“, gab Charda ihr recht. Auch ihr gefielen die ganzen Entwicklungen nicht.
„Außerdem wird er uns nicht mehr in Ruhe lassen“, fügte Liv hinzu. „Er kann sich schließlich denken, wer ihm den Streich im Kino gespielt hat.“
Bim blickte zu ihr rüber. „Glaubst du, er will Rache?“
„Ganz sicher!“, erwiderte Liv.
„Sure, of course“, unterstützte Sally ihre Schwester.
„Also müssen wir ihm noch einmal zuvorkommen“, warf Kadabra ein. „Wir brauchen einen Plan.“
Alex stieß frustriert die Arme in die Luft. „Das ist es ja, was mich ärgert. Eigentlich sollten wir uns um Argus kümmern und nicht um Calvin. Argus ist viel gefährlicher für uns.“
„Aber Calvin ist unberechenbarer“, widersprach Liv.
„Die sind einfach beide doof!“, schloss Sally.
„Also brauchen wir nicht einen Plan, sondern zwei“, seufzte Alex und verzog das Gesicht. Er fand das alles zu kompliziert.
„Also brauchen wir keine zwei Pläne, sondern einen“, seufzte Itzel und verzog das Gesicht. Sie fand das alles zu kompliziert. Die Art, wie Argus dachte und vorging, entsprach überhaupt nicht ihrer Art, zu denken und zu handeln. Aber sie konnte nicht mehr zurück. Sie hatte sich ihm angeschlossen und musste nun da durch.
„Genau so ist es, geschätzte Komplizin“, entgegnete Argus. „Wir müssen nicht den Zirkel erweitern und gleichzeitig Sahli jagen. Wenn uns wieder ein mächtiger Stamm an Magiern zur Seite steht, erledigt sich die Sache mit Sahli von ganz allein. Was er mit meinem ersten Zirkel angerichtet hat, war Pech. Wir alle haben ihn unterschätzt. Da hatte der Junge leichtes Spiel.“
Itzel legte den Kopf schief und sah Argus skeptisch an. Ihr war klar, dass er gerade völligen Unsinn von sich gab. Sahli war mächtiger, als es Argus lieb war. Der Junge stellte nach wie vor eine echte Gefahr für alle Magier ihres Schlages dar.
Doch da Itzel nicht wusste, ob Argus bewusst oder unbewusst log, beschloss sie, erst einmal abzuwarten und Argus weiterreden zu lassen.
„Wir brauchen starke Magier an der Seite. Mächtige, großartige Zauberer, die …“, hob Argus an.
„Und Magierinnen“, unterbrach Itzel ihn.
„Was?“ Argus sah Itzel irritiert an. Dann begriff er, was sie meinte, und gab ihr recht. Zumindest so viel recht, wie er ihr zugestehen konnte. „Ja, natürlich auch die eine oder andere Frau“, gab er zurück. Itzel überlegte, ob sie mit dieser Antwort einverstanden war. Aber erst einmal ließ sie ihn weitersprechen.
„Wir sollten uns nach möglichen Mitstreitern umschauen, die so mächtig wie Gorr oder Eedok sind, weil …“ Er stockte, als ihm einfiel, wie unangenehm ihm Eedok schon immer gewesen war und wie wenig sie sich leiden konnten. „Na ja, wie Eedok müssen sie nicht gerade sein“, korrigierte er sich und kam wieder auf seinen eigentlichen Gedanken zurück. „Wir brauchen einen zweiten Zirkel, der so mächtig ist wie der vorherige. Aber dieses Mal müssen wir vorsichtiger und gezielter vorgehen.“
Itzel nickte zustimmend und fragte: „An wen denkst du denn dabei?“
Argus strich sich nachdenklich über seinen langen Bart. Er wollte nicht zugeben, dass er entweder keine weiteren mächtigen Magier mehr kannte oder sich mit wirklich allen zerstritten hatte, die über die magischen Fähigkeiten verfügten, die ihnen helfen konnten.
Er lächelte Itzel zu. „Ach, die ganze Zeit über spreche nur ich“, versuchte er abzulenken. „Vielleicht möchtest du ja die ersten Vorschläge machen.“
„Sehr gern. Wie wäre es zum Beispiel mit Jayanti, der indischen Zauberin? Sie kann Elefanten schweben und Häuserwände verschwinden lassen.“
Argus zuckte leicht zusammen. Gegen Jayanti war er vor vielen Hundert Jahren in einem Wettbewerb angetreten und hatte sie unfair ausgetrickst, um zu gewinnen. Sie würde wahrscheinlich mit ihren Elefanten nach ihm werfen, sobald er auch nur in ihre Nähe kam.
„Ach, ich bitte dich“, wehrte er darum ab. „Was sollen wir denn mit schwebenden Elefanten und unsichtbaren Wänden? Das hilft uns doch nicht weiter.“
Itzel hatte sofort den nächsten Vorschlag parat. „Kennst du Lakami, den man den Sohn der afrikanischen Steppe nennt? Er kann die wildesten Tiere dazu bringen, seinen Befehlen zu gehorchen und …“
Dieses Mal zuckte Argus deutlich heftiger zusammen. Denn Lakami hatte er einmal in einen tiefen Schlaf versetzt, um einem afrikanischen König all seine Besitztümer zu rauben. Lakami würde seine ganzen wilden Tiere auf ihn hetzen.
„Oh … also … ich denke, wenn wir Sahli mit dem neuen Zirkel jagen wollen, brauchen wir Lakami nicht. Da, wo der Junge jetzt lebt, gibt es nicht viele wilde Tiere. Oder glaubst du, wir könnten Sahli mit der Hilfe eines Meerschweinchens oder eines Eichhörnchens überlisten?“
Itzels zweifelnder Blick verriet Argus, dass sie seine Abwehrmanöver durchschaute. Er müsste ihr bald nachgeben, wenn er nicht auffliegen wollte.
„Da wäre noch Evgenia aus Moldawien. Du weißt schon, man nennt sie die Hexe mit den tausend Gesichtern, weil sie …“
„Oh!“ Dieses Mal zuckte Argus nicht, dieses Mal fuhr er sichtbar zusammen. Immerhin hatte er Evgenia einmal in die Krone eines gigantischen Baumes gezaubert, um ihr einen ihrer magischen Säfte zu stehlen. Leider hatte er den Zauber zu mächtig angelegt, weshalb Evgenia mehrere Wochen in dem Baum festgesessen hatte. Wenn er sie jetzt um Hilfe bat, würde er unter Garantie alle ihre tausend Gesichter kennenlernen. Was das mit ihm machen würde, wollte er sich gar nicht erst vorstellen. „Evgenia … Nun … Natürlich kenne ich sie“, sagte er laut, blickte Itzel an und suchte fieberhaft nach einer Ausrede. „Tausend Gesichter …“, brachte er mühsam hervor. „Das ist schon eine Menge und wir …“
„Ich verstehe!“ Itzel stemmte erbost die Hände in die Hüften. „Keiner meiner Gefährten scheint dir gut genug zu sein. Anscheinend bestehst du darauf, die Magier des neuen Zirkels selbst zu bestimmen.“
„Aber nein“, versuchte Argus sie zu beschwichtigen. „So ist das keinesfalls. Vielmehr … also … es ist eher so, dass …“
Itzel winkte ab. „Wie dem auch sei. Dann lass mich deine Vorschläge hören. Iskhuros muss ich dir wohl nicht mehr vorschlagen, da du …“
Argus sah sie überrascht an. „Iskhuros?“
Itzel schaute überrascht zurück. „Sag nur, du hast noch nie von Iskhuros gehört?“
„Doch, natürlich!“, log Argus hastig. „Wer hätte noch nicht von Iskhuros gehört? Alle kennen doch Iskhuros. Und alle wissen, wie gut er … also, dass er … nun, dass er ein Meister ist im …“ Er räusperte sich. „Ich … äh … ich hab nur lange nichts mehr gehört von Oskhuris.“
„Iskhuros“, verbesserte Itzel ihn.
„Meine ich doch auch: Iskhuros“, brachte Argus rasch hervor und versuchte, seine nächste Frage möglichst unauffällig klingen zu lassen. „Und … und was macht er im Moment so, der alte Iskhuros? Wie geht es ihm denn?“
Natürlich hatte Itzel Argus’ Manöver längst durchschaut. Aber sie beschloss, dieses lächerliche Spiel mitzuspielen, denn ihrer Meinung nach war Iskhuros genau der Magier, den sie brauchten. Und ein Streit mit Argus würde sie nur weitere kostbare Zeit kosten.
Statt zu antworten, griff Itzel nach der Tasche an ihrem Gürtel. Sie zog eine goldene Schale hervor, wie Argus sie schon im Tempel der Maya bei ihr gesehen hatte. Sie stellte die Schale auf einem hohen Stein ab und griff erneut in das kleine Säckchen an ihrem Gürtel, um einige Kräuter daraus hervorzuziehen.
Dann schloss sie die Augen, um kurz den Geruch der Kräuter zu genießen, bevor sie zwei Finger in die Schale legte und mit den Fingerspitzen leicht über die Innenwand strich.
Argus beugte sich zu ihr hinunter. Er fragte sich, was das alles sollte. Falls dies ein Zauber war, so kannte Argus ihn nicht.
Itzel strich über die Wand der Schale, als wolle sie das Innere streicheln. Argus beugte sich noch weiter herab und ignorierte Itzels „Vorsicht, Argus“, das sie ihm ins Ohr flüsterte.
Natürlich hörte er nicht auf sie. Er wollte auf keinen Fall versäumen, einen neuen Zauber kennenzulernen. Noch wichtiger aber war, dass er Itzel keine Möglichkeit bieten wollte, ihn auszutricksen. Er traute ihr nicht. Zwar waren sie bei ihrem Wunsch, einen neuen, starken Zirkel zu gründen, aufeinander angewiesen, doch das bedeutete nicht, dass er ihr sein Vertrauen schenkte. Er war Itzel gegenüber bis in die Bartspitzen misstrauisch und bis zur Turbankante skeptisch. Aber das durfte er ihr natürlich nicht zeigen.
Er beugte sich noch ein Stück tiefer herab, um zu erkennen, was sie mit ihren Fingern in der Schale bewirkte. So weit herab, dass seine Nase beinahe die Schale berührte.
Im nächsten Moment schrie er auf, denn unter Itzels Fingerspitzen hatten sich Funken gebildet, die in die Höhe gestoben waren und sich in seinem Bart verfangen hatten.
„Ach, du farbloses Chamäleon!“, schrie Argus auf und klopfte sich den glühenden Bart. Es brauchte einige Hiebe, bis alle Funken erloschen waren. Doch gegen den Übelkeit erregenden Gestank nach gegrilltem Bart halfen weder Hiebe noch Flüche.
Itzel gelang es nicht, ihre Schadenfreude zu verbergen. „Ich hatte dich doch gewarnt“, sagte sie schmunzelnd. „Du hättest auch aus der Ferne zusehen können, wie ich mein Kräuterfeuer entzünde. Aber …“ Sie drehte den Kopf und sah ihn eindringlich an. „Vermutlich hast du schon wieder befürchtet, ich könnte irgendeiner List nachgehen.“
„Einer List?“, fragte er mit einer übertrieben unschuldigen Stimme. „Warum sollte ich so etwas denken? Wir sind doch Partner in einer wichtigen, bedeutsamen Sache.“
„So? Sind wir das?“, erwiderte sie.
„Natürlich. Ich vertraue dir voll und ganz“, log Argus hastig.
Itzel ließ die kleinen Flammen in ihrer Schale für einen Moment unbeobachtet, stand auf und stellte sich dicht vor Argus.
„Du weißt schon, dass die Menschen, die schwer Vertrauen fassen können, oft diejenigen sind, denen man nicht vertrauen sollte, oder?“, fragte sie.
Argus verstand kein Wort. „Was?“
„Manche Menschen sind so darauf bedacht, andere immer wieder auszunutzen und auszutricksen, dass sie sich kaum vorstellen können, dass es auch Menschen gibt, die nicht so sind. Darum denken sie, die ganze Welt will sie genauso ausnutzen und austricksen, wie sie selbst das tun. Sie vertrauen niemandem und leben in ständiger Angst davor, betrogen, verraten oder hintergangen zu werden. Ich finde das sehr bedauerlich und traurig. Denn tatsächlich lohnt es sich, anderen Menschen zu vertrauen und sich auf sie einzulassen. Nur so können echte Freundschaften entstehen – und gute gemeinsame Vorhaben. Verstehst du, was ich meine, Argus?“
Der Dschinn blickte Itzel angestrengt an. Er hörte ihre Worte und verstand, was sie aussagte. Aber gleichzeitig hörte er in seinem Kopf seine eigene Stimme zischen: „Das sagt sie alles nur, um dich einzulullen, das ist dir ja wohl klar, du altes Wüstenkamel. Sie spricht von Vertrauen, dabei heckt sie bestimmt selbst gerade einen Plan gegen dich aus. Diejenigen, die am meisten von Vertrauen sprechen, sind doch diejenigen, denen du nicht vertrauen solltest, oder?“
In Argus’ Kopf drehte sich alles. Er hörte Itzels Stimme und er hörte seine eigene Stimme und wusste nicht, welcher er … er … nun … vertrauen sollte.
„Können wir nicht das Thema wechseln?“, hätte er am liebsten gefragt, doch wegen Itzels bedeutsamem Gesichtsausdruck wagte er das nicht. Also versuchte er, sie abzulenken, zeigte auf ihre goldene Schale mit den kleinen tanzenden Flammen darin und fragte höflich: „Kannst du mir sagen, was das wird?“
Itzel seufzte enttäuscht. Sie hatte gehofft, in diesem sturen Dschinn etwas Glauben an andere zu wecken. Doch das war anscheinend aussichtslos. Also gab sie ihr Vorhaben erst einmal auf und kniete sich stattdessen wieder auf den Boden vor ihre Schale. „Gib acht, mein Guter“, forderte sie Argus auf.
Itzel streute die Kräuter, die sie noch in der Hand hielt, in die Schale, worauf sich ein Rauch bildete, wie Argus ihn bereits aus dem Maya-Tempel kannte. Eine farbenfrohe Wolke entstieg langsam der Schale, verdichtete sich schnell, wurde immer voller und größer und begann schließlich, sich um sich selbst zu drehen. Schnell und schneller, bis die Wolke sich von der Schale löste und auf Argus zuflog.
„Itzel! Was soll das?“, rief er wütend. Er wusste nicht, was hier vorging, und ärgerte sich über sich selbst, dass er Itzel gegenüber nicht noch misstrauischer geblieben war. Nun würde sie ihn wahrscheinlich mit diesem Rauch in irgendein kunterbuntes Tier verwandeln oder ihn auf den Jupiter schießen oder …
„Hab Vertrauen“, rief Itzel ihm zu. „Hab einmal im Leben Vertrauen zu einem anderen Menschen, Argus! Nur dieses eine Mal!“
„Ich …“ Darauf fand Argus keine Antwort. Er suchte verzweifelt in seinem Kopf nach einem Gegenzauber, hielt dann aber plötzlich inne. Denn vor seinen erstaunten Augen teilte sich der wirbelnde bunte Rauch. Die eine Hälfte flog langsam auf Itzel zu, die andere Hälfte auf ihn.
„Was …?“, keuchte er.
„Vertrauen, Argus“, antwortete Itzel lächelnd. „Vertrauen!“
Aber Argus wollte nichts und niemandem vertrauen. Er wollte davonlaufen oder diesen farbigen Rauch wegzaubern oder …
Doch die Wolke hatte ihn bereits umhüllt, und alles um Argus wurde so kunterbunt und verdreht, dass er sich nicht mehr wehren konnte. Was immer nun geschah, ließ sich nicht mehr verhindern.
Argus kam es vor, als hätte es Monate gedauert, bis sich das wirre Farbspiel um ihn herum endlich legte. Er hätte nicht sagen können, wie viel Zeit er wirklich in dieser kunterbunten Rauchwolke verbracht hatte, kam aber nicht dazu, sich weiter Gedanken darüber zu machen, da ihn jemand ansprach.
„Nun, Argus, wie hat dir das gefallen?“ Itzel stand an seiner Seite. Um sie herum wirbelten ein paar bunte Wolkenkleckse, genau wie um ihn selbst. Doch auch diese Reste ihres Zaubers lösten sich rasch auf.
„Was war das?“, erkundigte sich Argus.
„Meine Art, durch Raum und Zeit zu reisen“, antwortete sie stolz. „Hat es dir gefallen?“
Argus stutzte. Tatsächlich fühlte er sich besser als nach seinen eigenen Zeitreisen. Keine Spur von Übelkeit. Kein Drang, sich übergeben zu müssen. Doch das hätte er Itzel gegenüber niemals zugegeben. Vor allem, weil es ihm trotzdem nicht besonders gut ging. Allerdings kam das Unwohlsein nicht aus seinem Inneren, sondern es umgab ihn. Es war Kälte. Eine fürchterliche Kälte und …
„Oh nein!“ Argus blickte sich um – und war sofort angewidert und erbost. Warum nur musste er dauernd an Orten landen, die er nicht mochte? Wieso war er immer wieder gezwungen, seine geliebte Wüste zu verlassen? Die geliebte Hitze. Die geliebte Sonne. Den geliebten Sand und die geliebten Geräusche blökender Kamele und schreiender Markthändler.
Das war seine Welt. Aber bestimmt nicht dies hier: graue Steilküsten unter grauen Wolkenmassen, peitschende eisige Winde, die sich beißend ihren Weg unter seine Kleidung suchten, turmhohe Wellen, die laut tosend übereinander herfielen, um vereint krachend gegen die Felsenküste zu schlagen.
Itzel fiel Argus’ Unbehagen natürlich auf und normalerweise würde er ihr leidtun. Doch nach allem, was er ihr in der Vergangenheit angetan hatte, empfand sie diesen Moment wie eine kleine Rache und kostete ihn aus. Aber nur kurz, dann tat er ihr doch ein wenig leid.
„Du möchtest nicht hier sein, oder?“, fragte sie ihn mitfühlend.
„Ach …“, seufzte Argus, während er sich den Turban auf dem Kopf festhielt, um zu verhindern, dass der Sturm ihn davontrug. „Als ob das noch eine Rolle spielt. Bitte sag mir einfach, was wir hier tun.“
„Iskhuros aufsuchen“, lautete die knappe Antwort.
Argus blickte sich um. „Verstehe. Aber ich sehe kein Haus, keine Hütte, keine Burg, kein Schloss. Nicht einmal eine Höhle, Grube oder ein Baumhaus oder einen Felsenspalt oder …“
Itzel lachte. „Und dabei siehst du schon die ganze Zeit auf sein Zuhause.“
„Tu ich das? Lebt er in den Wolken oder im Wind? Was sind überhaupt seine Fähigkeiten?“
„Ich könnte es dir erklären“, erwiderte Itzel. „Aber ich zeige dir lieber alle Antworten auf deine Fragen.“ Sie zwinkerte ihm zu, dann gab sie ihm einen Stoß. Argus kippte vornüber.
„He!“