Immun und gesund - Peter Weiler - E-Book

Immun und gesund E-Book

Peter Weiler

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Beschreibung

Mit dem Alterungsprozess lassen die Abwehrkräfte nach. Doch es ist kein Zufall, dass so mancher Mensch mit 60 Jahren fitter und gesünder ist als viele 30-Jährige. Das gilt auch für das Immunsystem. Wie es funktioniert, wie es altert und wie auch Sie Ihren Organismus im alltäglichen Kampf gegen Viren, Bakterien und andere Stressfaktoren am besten unterstützen können, erklärt dieser Ratgeber. Plus: Fragen an die Experten Experten aus den Bereichen der Ernährungswissenschaften, der (Sport)Medizin, der Psychologie, der Kneippmedizin und der Musik teilen ihr Wissen und ihre Erfahrung in spannenden Interviews.

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Inhalt

Immun und Gesund

Impressum

Vorwort

Das Immunsystem

Was erwartet Sie in diesem Buch?

Wie das Immunsystem funktioniert und wie es altert

1 Aufbau und Funktion des Immunsystems

Was heißt eigentlich „immun“?

Angeboren und erworben

Schützende Barrieren

Zelluläre Antworten

Antikörper und Abwehrkräfte

Die wichtigsten Erreger

2 Stärkende und schwächende Faktoren

Steuerbare Einflussfaktoren

Woran erkennt man ein starkes oder schwaches Immunsystem?

Ein Patientenbeispiel: Immunschwäche zur Unzeit

Zu stark und überaktiv

Zwei Patientenbeispiele: Das Immunsystem drosseln

Ein Patientenbeispiel: Allergische Überreaktion

Frage an den Experten: Prof. Dr. Peter Weiler

Kann man die Schlagkraft des Immunsystems messen?

3 Wie das Immunsystem altert

Was sich im Alter verändert

Immunoseneszenz — das Alter nagt am Immunsystem

Allergien im Alter

Wohlauf mit 100 Jahren

Wozu das alles?

Humor und Gelassenheit

Wie Sie das Immunsystem beeinflussen können

4 Ernährung für das Immunsystem

Ungünstiges Ernährungsverhalten ändern

Darmgesundheit fördern

Stress für den Darm

Auf den Darm einwirken

Nährstoffmängel professionell beheben

Lebensmittel für das Immunsystem

Frage an die Expertin: Dr. Karin Buchart Wie kann man durch Ernährung stark und widerstandsfähig werden?

5 Bewegung und Sport für das Immunsystem

Bluthochdruck, Diabetes und Osteoporose

Die Dosis macht‘s

Frage an den Experten: Dr. Robert Fritz Stärkt körperliche Aktivität das Immunsystem?

6 Stress und das Immunsystem

Wieso sind wir gestresst?

Akut oder chronisch

Anspannung und Entspannung

Frage an den Experten: Dr. Andreas Kaiser Wie wappnet man sich gegen Stressbelastungen?

7 Schlaf und das Immunsystem

Die Schlafräuber

Krankheiten und Medikamente

Wie das Alter den Schlaf beeinträchtigt

Frage an den Experten: Prof. Dr. Peter Weiler Wie viel Schlaf braucht ein starkes Immunsystem?

8 Immuntraining mit Kneipp-Anwendungen

Im Wasser ist Heil

Frage an die Expertin: Wie weit stärkt kaltes Wasser das Immunsystem?

9 Musik und das Immunsystem

Musik zur Prävention und als Therapie

Frage an die Expertin: Dr. Marie-Christine Klettner Wie wirkt Musik auf das Immunsystem?

10 Immunsystem bei chronischen Krankheiten

Wie chronische Krankheiten das Immunsystem belasten

Impfungen

Betagte, hochbetagte, gebrechliche Personen

11 Vom Willen zur Umsetzung

Ins Tun kommen

Frage an den Experten: Dr. Andreas Kaiser Wie kann das Vorhaben gelingen?

12 Ein allerletzter Tipp für ältere Personen

Die Autoren

Lexikon der wichtigsten Fachbegriffe

Literatur- und Quellenangaben

Prof. Dr. med. Peter Weiler, MSc

Mag. Wolfgang Bauer

 

 

 

IMMUN

und

GESUND

 

 

 

 

 

Prof. Dr. med. Peter Weiler, MSc

Mag. Wolfgang Bauer

 

 

Impressum

 

© Verlagshaus der Ärzte GmbH, Nibelungengasse 13, A-1010 Wien

www.aerzteverlagshaus.at

 

1. Auflage 2023

 

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere das der Übersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwendung, vorbehalten.

 

ISBN 978-3-99052-299-8

 

Umschlaggestaltung: Irene Danter

Umschlagillustration: gettyimages/Aleksei Naumov, ANDRII SHESHEL, modif.

Satzkonzeption: Nicole Neiger

Satz: Mag. Christine Dobretsberger

Projektbetreuung & Lektorat: Marlene Weinzierl

 

Dieses Buch wurde mit den Schriften Playfair Display, Anton, Helvetika Neue LT gesetzt.

Das Werk gibt den Wissensstand der Autoren bei Drucklegung wieder. Autoren und Verlag haben alle Buchinhalte sorgfältig geprüft, jedoch kann keine Haftung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der hier publizierten Informationen übernommen werden.

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit – vor allem in Hinblick auf die Vermeidung einer ausufernden Verwendung von Pronomen – haben wir uns dazu entschlossen, alle geschlechtsbezogenen Wörter nur in eingeschlechtlicher Form – der deutschen Sprache gemäß zumeist die männliche – zu verwenden. Selbstredend gelten alle Bezeichnungen gleichwertig für alle Menschen.

 

VORWORT

Während Sie diese Zeilen lesen, sind Ihre Augen und die entsprechenden Hirnareale höchst aktiv. Aber nicht nur sie. Auch Organe, Zellen, Proteine, Sekrete und diverse Substanzen sind im Einsatz. Sie wachen darüber, dass Ihre Gesundheit nicht beeinträchtigt wird. Und das ist gut so, denn wir befinden uns ständig im Austausch mit unserer Umwelt und haben aus diesem Grund zu jeder Sekunde unseres Lebens Kontakt mit Millionen und Abermillionen von Bakterien, Viren, Pilzen und anderen Mikroorganismen, die im, am und um unseren Körper herum präsent sind. Was wir im Allgemeinen gar nicht wahrnehmen. Auch das ist gut so, denn das Gewusel an Mikroorganismen würde uns ganz schön verwirren oder verängstigen, könnten wir es durch die Luft schwirren sehen oder auf der Haut ausmachen.

 

Umso besser, dass es Kräfte gibt, die aufmerksam, diskret und von uns unbemerkt im Hintergrund über diese Kontakte wachen. Denn nicht alle Mikroorganismen meinen es gut mit uns. Bakterien, Viren, Pilze und Co können auch krank machen.

 

Denken wir ...

 

... an die Erkältungs- oder Grippeviren, die zu Infektionen mit zum Teil schweren Verläufen führen können, oder

... an Bakterien, die im Darm die Verdauung gehörig durcheinanderbringen (z. B. die Clostridien) oder in den Atemwegen Lungenentzündungen verursachen (die Pneumokokken), oder

 

... an Pilze, die an den Zehen oder im Intimbereich lästige Infektionen verursachen können.

 

Das waren nur einige Beispiele. Es sind aber zum Glück nur wenige Kleinstorganismen, die Schaden anrichten können, und davon wiederum sind längst nicht alle erfolgreich. Denn wie bereits erwähnt: Der menschliche Organismus verfügt über starke Wächter, Hindernisse und Gegenspieler, die unsere Gesundheit aufrechterhalten, die Problemkeime in Schach halten, abwehren oder gar vernichten – die Rede ist vom Immunsystem.

 

Das Immunsystem

Zum Immunsystem gehören beispielsweise natürliche Barrieren, wie sie die Haut oder die Schleimhäute mit ihren Bakterien-tötenden Stoffen darstellen; gemeint sind auch wichtige Reflexe wie Husten oder Niesen, um eingedrungene Erreger wieder auszuwerfen; wir sprechen außerdem vom Darm, in dem viele mit der Nahrung aufgenommene Problemkeime bekämpft werden. Nicht zu vergessen die Abwehr- und Fresszellen im Blut und im Gewebe, die Antikörper und die zahlreichen anderen Komponenten, die auf den Plan gerufen werden, wenn sich gefährliche Erreger nähern oder die eingreifen, wenn Bakterien und Viren, die in uns leben, plötzlich Probleme bereiten.

 

Sie alle zusammen bilden das Immunsystem, das auf hochkomplexe Art und Weise sowie rund um die Uhr im Einsatz ist, um Schaden abzuwehren bzw. die Gesundheit aufrecht zu erhalten. Dabei schützt es uns nicht nur vor den genannten Eindringlingen und Erregern aus dem Reich der Kleinstorganismen, sondern auch vor Luftschadstoffen, Umweltgiften und entarteten körpereigenen Zellen (Krebszellen), vor den Auswirkungen zu starker Sonneneinstrahlung, vor den Folgen von Kälte, Hitze, Stress und anderen Einflüssen.

 

Das Immunsystem stellt allerdings keinen Selbstläufer dar, es funktioniert nicht auf Knopfdruck und automatisch wie ein technisches Alarmsystem, das man einschaltet und scharf stellt, mit elektronischen Bewegungsmeldern, aufheulenden Sirenen und einer Eingreiftruppe, die rasch zur Stelle ist. Vielmehr entwickelt es sich vom ersten Lebenstag an kontinuierlich und wird allmählich besser und effektiver. Es unterliegt im Laufe des Lebens zahlreichen Einflüssen, die es stärker machen, die es aber auch schwächen können.

 

Viele dieser Faktoren können wir beeinflussen, im Positiven wie im Negativen.

 

Wir haben es daher ein Stück weit selbst in der Hand, wie gut unsere Abwehrkräfte in Schuss sind; wie gut wir beispielsweise durch die Grippezeit kommen oder eine Hitzeperiode überstehen. Und dieses Stück Eigeninitiative und Eigenverantwortung wollen wir mit diesem Buch anstoßen, der Gesundheit und der Lebensqualität zuliebe.

 

Einen mächtigen Einflussfaktor auf die Qualität des Immunsystems, auf die Stärke der körpereigenen Abwehr stellt das Alter bzw. der Alterungsprozess dar. Kurz gesagt: Mit zunehmendem Alter lassen die Abwehrkräfte nach. So wie im Laufe der Jahre und Jahrzehnte die Sehkraft, die Muskelkraft oder die Gedächtnisleistung abnehmen, so ergeht es auch den Abwehrkräften. Es ist erwiesen, dass ältere Personen für Infektionserkrankungen anfälliger sind als jüngere und dass diese Erkrankungen einen schwereren Verlauf nehmen können als in jüngeren Jahren.

 

Eine schicksalhafte Entwicklung? – Keineswegs! Man kann zwar die Zahl der Lebensjahre nicht zurückdrehen, aber sehr wohl die Qualität des Alterns günstig beeinflussen. Nicht von ungefähr sind manche 60-Jährige fitter und gesünder als viele 30-Jährige. Das gilt auch für das Immunsystem. Auch die Abwehrkräfte können bestens ihre Funktion erfüllen, wenn man das Erwerbsleben bereits hinter sich hat, wenn man mit einem Seniorenticket durch die Lande reist, ja selbst wenn man unter einer altersbedingten Krankheit oder unter Abnützungserscheinungen leidet und regelmäßig Medikamente einnehmen muss. Wie das gehen kann, dazu wollen wir mit diesem Buch einige Anregungen liefern; damit Sie selbst ausprobieren und ausschöpfen können, was Ihr Immunsystem stärker macht, sei es mit Hilfe der Ernährung, mit regelmäßiger Bewegung, mit Kneippanwendungen oder mit Hilfe von Musik.

 

Wendet sich also das Buch an Menschen im vorgerückten Alter, an die Generation 60 plus oder 65 plus? Ja! Aber nicht nur. Wir möchten vielmehr alle ermuntern, ihr Immunsystem schon früh zu stärken und dadurch mehr Lebensqualität, Gesundheit und Wohlbefinden zu erlangen – ganz gleich, ob sie sich zu den Jungen, Jüngeren, zu den Personen mittleren Alters, zu den Älteren oder den Alten zählen.

 

Was erwartet Sie in diesem Buch?

In den ersten drei Kapiteln des allgemeinen Teils bieten wir Ihnen einen Überblick über die Funktion und den Aufbau des Immunsystems. Sie erfahren, welche Organe, Zellen, Substanzen, Sekrete und andere Komponenten sich im Einsatz befinden, um Bakterien, Viren und andere Erreger aufzuhalten oder zu bekämpfen. Sie erhalten eine Übersicht, welche Faktoren unser Immunsystem schwächen und welche Faktoren es stärken. Und wir erklären, woran Sie erkennen, ob die Abwehrkräfte funktionieren oder ob sie schwächeln. Zuletzt geht es darum, welchen Einfluss das Alter auf die Qualität des Immunsystems ausübt.

 

Im Spezialteil (Kapitel 4 bis 12) geht es um konkrete Möglichkeiten, das Immunsystem positiv in seiner Abwehrarbeit zu unterstützen. Zum Beispiel mit Hilfe der Ernährung, mit Hilfe von Bewegung bzw. Sport, einer guten Schlafqualität, einer ausgewogenen Balance zwischen Anspannung und Entspannung oder mit Hilfe von Wasseranwendungen nach Pfarrer Kneipp. Auch die positiven Wirkungen der Musik (Musik hören, Musizieren, Singen, Tanzen) kommen zur Sprache. All diese Faktoren haben nachweislich starken Einfluss auf das Immunsystem und somit auf die Gesundheit und Lebensfreude. Welche Auswirkungen chronische Erkrankungen wie etwa Diabetes oder Rheuma sowie deren medikamentöse Behandlung auf das Immunsystem haben, kommen in diesem Teil ebenfalls zur Sprache. Und – zu guter Letzt – gibt es einige Vorschläge, wie gesundheitsbewusste Personen erfolgreich mit der Stärkung ihrer Abwehrkräfte beginnen und langfristig, ja dauerhaft, dabeibleiben können.

 

Gesundheit in eigener Verantwortung – dieses Anliegen zieht sich durch das gesamte Buch. Wir möchten jene Möglichkeiten aufzeigen, die Sie selbst in der Hand haben; mit deren Hilfe Sie aus eigener Motivation, in eigener Verantwortung und mit einfachen Mitteln ein möglichst gesundes und langes Leben genießen können.

 

Bei einigen Kapiteln des Spezialteils haben uns externe Expertinnen und Experten mit ihrem Fachwissen unterstützt und überaus wertvolle Inputs geliefert. Unser ausdrücklicher Dank gilt daher (in alphabetischer Reihenfolge) der Ernährungswissenschafterin Dr. Karin Buchart, dem Sportmediziner Dr. Robert Fritz, dem Psychologen Dr. Andreas Kaiser, der Medizinerin und Geigerin Dr. Marie-Christine Klettner und der Kneippmedizinerin Dr. Regina Webersberger. Sie werden in den jeweiligen Kapiteln näher vorgestellt. Ebenfalls bedanken möchten wir uns bei jenen Patientinnen und Patienten, die offen erzählt haben, wie sie trotz Unterdrückung des Immunsystems Infekte vermeiden.

 

Ein kleines Lexikon der wichtigsten Fachbegriffe sowie eine Liste mit Literatur- und Quellenangaben runden das Buch ab.

Wie das Immunsystem funktioniert und wie es altert

1Aufbau und Funktion des Immunsystems

 

Ein Schnupfen, der behandelt wird, dauert eine Woche lang.

Unbehandelt muss man mit sieben Tagen rechnen.

 

Diese Binsenweisheit müssen Betroffene allzu oft zähneknirschend zur Kenntnis nehmen. Viele klagen sogar mehrmals im Jahr über eine rinnende Nase, über erschwerte Atmung, Niesen, Husten, Heiserkeit, erhöhte Temperatur und andere typische Symptome eines Schnupfens, in der Fachsprache Rhinitis genannt. Und das, obwohl sie mit verschiedenen Mitteln und Methoden dagegenhalten. Häufig treten die Beschwerden auch noch zur Unzeit auf, zum Beispiel am Wochenende oder im wohlverdienten Urlaub. Vor allem in den ersten Urlaubstagen ist man diesbezüglich besonders anfällig, was als „Leisure Sickness“ – Freizeitkrankheit – Eingang in die Medizin gefunden hat. Auch wenn der Schnupfen zu den banalen Erkrankungen bzw. Infektionen zählt, so ist er dennoch lästig, mindert die Lebensqualität zumindest für einige Tage, trübt die Stimmung und vermiest eben vielen den Urlaub.

 

Andere bleiben so gut wie immer von einem Schnupfen verschont, auch wenn ihr Umfeld in Familie und Büro hustet und niest oder wenn sie ihre verschnupften Angehörigen betreuen und versorgen. Die ansteckenden Keime scheinen bei diesen Personen regelrecht abzuprallen. Warum ist das so? Was haben sie, was die anderen nicht haben? – Halten die Gesunden und Fitten wichtige hygienische Grundregeln ein? Haben sie vielleicht einfach nur Glück? Alles durchaus möglich. Aber vieles spricht dafür, dass sie neben Glück und Hygienebewusstsein über ein gut funktionierendes Immunsystem, über effiziente Abwehrkräfte verfügen. Was aber ist das für ein System? Welche Kräfte sind da am Werk?

 

Was heißt eigentlich „immun“?

Dem Duden zufolge bedeutet das Eigenschaftswort „immun“, dass jemand für bestimmte Krankheiten unempfänglich, also gegen Ansteckung gefeit ist. Immun sein bzw. Immunität zu besitzen heißt daher, dass ein Mensch in der Lage ist, sich gegen Angriffe wie diejenigen von Viren, Bakterien, Pilzen usw. erfolgreich zur Wehr zu setzen. Diese Angreifer und Unruhestifter werden vereinfacht gesagt als Antigene bezeichnet, die der Körper als fremd erkennt und zumeist bekämpft. Unter anderem mit Antikörpern, die er im Rahmen einer Immunreaktion selbst bildet.

 

Das Immunsystem stellt ein komplexes System aus zahlreichen Bestandteilen und Komponenten dar, wie weiter unten zu lesen sein wird. Sie alle müssen optimal zusammenspielen. Und das rund um die Uhr, denn unser Immunsystem ist permanent im Einsatz, ob wir arbeiten, schlafen, Sport betreiben oder uns im Urlaub befinden. Ständig sind wir von Erregern umgeben; immer gilt es, diese aufzuspüren, zu identifizieren, sie abzuwehren oder zu vernichten. Oder sie einfach nur in Schach zu halten, was für viele Keime gilt, die sich dauerhaft in unserem Körper befinden. Die wissenschaftliche Disziplin, die sich mit den Abwehrkräften beschäftigt, nennt man übrigens Immunologie.

 

Nebenbei bemerkt: Die Immunität von Politikern stellt keine medizinische Kategorie dar. Mit diesem Begriff ist vielmehr der verfassungsrechtlich garantierte Schutz vor Strafverfolgung während der Ausübung ihrer politischen Tätigkeit gemeint, aber das wussten Sie sicherlich und ist eine ganz andere Geschichte …

 

Angeboren und erworben

Eine hilfreiche Annäherung für ein besseres Verständnis besteht darin, das Immunsystem in ein angeborenes – unspezifisches – Immunsystem und in ein erworbenes – spezifisches – Immunsystem zu unterteilen.

 

Das angeborene Immunsystem meint jene Abwehrkräfte, die von Geburt an vorhanden sind und immer dann auf den Plan gerufen werden, wenn es zum Kontakt mit Bakterien, Pilzen, Viren und anderen Erregern kommt. Gemeint sind in erster Linie körperfremde Erreger, wie etwa die Rhinoviren, die Verursacher des genannten Schnupfens. Das angeborene Immunsystem reagiert sehr rasch und effizient auf die Kontakte mit den Erregern, kann sich allerdings diese Kontakte nicht merken, auch wenn die Reaktion bzw. Abwehr erfolgreich verläuft. Denn ihm fehlt die Erinnerungsfähigkeit, das so genannte immunologische Gedächtnis.

 

Die Merkfähigkeit und das Erinnern wiederum stellt eine Spezialität des erworbenen Immunsystems dar. Es ist dabei überaus effizient, weil der Erreger von früheren Kontakten bzw. durchgemachten Infektionen bereits bekannt ist, und weil sich das Immunsystem dank der Gedächtniszellen an den Angriff „erinnert“. Die Gedächtniszellen bewirken dann die Produktion von Antikörpern und ein Hochfahren des gesamten Immunsystems. Die körpereigene Antwort kann in weiterer Zukunft spezifisch erfolgen, also genau abgestimmt auf diesen im immunologischen Gedächtnis abgespeicherten Erreger.

 

Wenn unser Organismus mit diesen Eindringlingen bereits zu tun hatte, stellt dies einen großen Vorteil dar. Denn so kann unser Immunsystem wesentlich schneller auf diese Angreifer reagieren – nicht nur durch die Bildung von Antikörpern, sondern durch die gesamte Immunreaktion. Ihr Ziel besteht ja darin, unseren Organismus vor den Eindringlingen und Erregern zu schützen, indem er diese so rasch wie möglich bekämpft und unschädlich macht.

 

 

Man kann sich unschwer vorstellen, dass die Abwehr besonders dann effizient ausfällt, wenn das angeborene und das erworbene Immunsystem „zusammenarbeiten“; wenn beide gemeinsam im Einsatz sind. In Kooperation kommt es nämlich zu einer angeborenen Sofortreaktion und auch zu einer erlernten nachhaltigen Reaktion.

 

Schauen wir uns also einige wichtige Komponenten dieser beiden ineinander übergreifenden Systeme etwas genauer an.

 

Schützende Barrieren

Da sind zunächst einmal die Haut, die Schleimhäute und andere Oberflächenbarrieren zu nennen. Sie verhindern das Eindringen von Erregern. Das machen sie zum einen auf mechanische bzw. physikalische Art durch eine Vielzahl an Zellen und Zellverbänden, die erst einmal geknackt werden müssen. Zum anderen verstärken Substanzen und Sekrete auf chemische Art und Weise die Abwehr. Auf der Haut ist diesbezüglich die Talg- und Säureschicht hervorzuheben, die für Keime nur schwer zu überwinden ist.

 

Zu den körpereigenen chemischen Waffen zählen der Speichel, die Tränenflüssigkeit oder die Magensäure. Sie befördern die Keime nach außen oder wehren sie ab, wenn sie mit der Nahrung aufgenommen wurden. Auch der Schleim der Darmschleimhaut wird in dieser Hinsicht tätig. Überhaupt spielt der Darm eine ganz wesentliche Rolle für das Immunsystem, wie wir im Abschnitt über die Ernährung näher ausführen. Nicht zu vergessen die Reflexe wie Husten oder Niesen, mit deren Hilfe Erreger ausgestoßen werden. Sie sind davor bereits durch Bestandteile der Schleimhaut in den Atemwegen abgeschwächt oder abgetötet worden. Dann gibt es noch Barrieren wie den Lidschlag der Augen oder die Flimmerhärchen der Atemwege usw. Alle diese Komponenten zählen zum angeborenen Immunsystem.

 

Zelluläre Antworten

Diese unspezifische Abwehr hat weitere Trümpfe im Kasten, um Erreger effektiv abwehren zu können. Sie kommen zum Einsatz, wenn die eindringenden Keime die genannten Barrieren überwinden sollten. Dann werden Zellen wie weiße Blutkörperchen (Leukozyten) aktiviert. Sie können körpereigene von körperfremden Strukturen unterscheiden und Antikörper bilden. So genannte Granulozyten machen Eindringlinge unschädlich, bei Infektionen kann man daher vermehrt Granulozyten im Blut feststellen. Auch Fresszellen (Phagozyten) treten auf den Plan: Sie identifizieren die Krankheitserreger und fressen sie förmlich auf, indem sie sich über die Erreger stülpen und sie in ihrem Inneren zersetzen. Ein Vorgang, der Phagozytose genannt wird.

 

In deren Folge wird eine Kaskade an Reaktionen ausgelöst. Wenn dieser Prozess auf der Haut abläuft, ist er auch nach außen zu erkennen, nämlich als Entzündung. Diese stellt an sich keine Krankheit dar, sondern einen in Stadien ablaufenden Prozess, der seit Jahrhunderten bekannt ist. Entzündungsreaktionen wie Überwärmung, Rötung, Schwellung, Schmerz und Funktionseinschränkung sind deutliche Hinweise, dass sich der Körper gegen irgendwas zur Wehr setzt.

 

Sind die Erreger nach dieser Gegenwehr immer noch aktiv, weil sie sich zum Beispiel zu rasch vermehren konnten, dann wird die spezifische Abwehr alarmiert – Abwehrzellen greifen ein. Wesentliche Abwehrzellen sind die T-Lymphozyten (auch T-Zellen genannt) und die B-Lymphozyten