In den Fängen der Aliens (AlienWalk 13) - Jens F. Simon - E-Book

In den Fängen der Aliens (AlienWalk 13) E-Book

Jens F. Simon

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Beschreibung

Sigurds Geist wurde in einem Körper transferiert, der sich auf einem alternierenden Energieniveau, 200 Jahre in der Zukunft, befindet. Seine Erinnerungen sind stark getrübt. Sein Bewusstsein vermischt sich immer stärker mit dem ursprünglichen Bewusstsein des originären Körpers. Auf dem Weg zu dem der Pfad zu den „Neuen Welten“ findet er ein altes, verstaubtes Alien Raumschiff. Es ist eine von den Neensziss zurückgelassene Gondel aus Sternenstaub. Mit ihm gelingt es, zur Venus zu fliegen. Takaarrath, sein Begleiter, der sich mittlerweile als Angehöriger einer außeririschen Rasse begreift, entdeckt dort tatsächlich die legendäre ‚Stadt der Tausend Sterne‘, GLEESITT.

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Seitenzahl: 163

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AlienWalk 13

In den Fängen der Aliens

Jens F. Simon

© 2022 Jens F. Simon

Illustration: S. Verlag JG

Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,

Alle Rechte vorbehalten

Neuauflage von „Der Spezialist MbF“

Doppelband

2.Auflage

ISBN: 978-3-96674-236-8

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und wird sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Leben bedeutet Abenteuer. Nur der Mutige findet seinen Weg zu den Sternen.  

Nimm dein Leben selbst in die Hand und warte nicht, dass es ein anderer für dich tut. Gib deinem Leben einen Sinn, auch wenn du im Moment nicht weißt, wohin es wirklich führt. Deine eigene Vergangenheit gibt dir dazu die beste Hilfestellung. Liegt sie jedoch im Dunkeln, dann kannst du dich nur hilflos auf dein Glück verlassen.

Inhaltsverzeichnis:

Der Weltraum

Stadt der Tausend Sterne

Die Macht der Neensziss

Der Letzte seiner Art

Die Sicherungs-Autokratie

Menschen unerwünscht

Die Macht der Vergangenheit

Flucht zurück

Erinnerung

Die Zeitkapsel

Vergangenheit mal 2

Der Große Krieg

Schmerzhafte Wahrheit

Aliens

Flucht in die Zukunft

Fehler vorprogrammiert

Der Weltraum

Die Gondel aus Sternenstaub schoss mit wachsender Geschwindigkeit durch den geöffneten Schacht.

Ich klammerte mich angstvoll an die Armlehnen meines Sessels und wusste nicht, wohin ich zuerst blicken sollte, auf den dreidimensionalen, rahmenlosen holografischen Bildschirm, der sich direkt vor mir befand oder durch die transparent gewordene Decke über mir.

Die dunkelgrauen Wände des Ausflugsschachtes flogen nur so an der Gondel vorbei, und bevor mir übel wurde, wandte ich mich dem Bildschirm zu.

Hier war von der rasanten Fahrt nichts zu merken. Er zeigte immer noch den Salzsee. Ich blickte etwas unsicher hinüber zu Takaarrath. Er saß vollkommen ruhig und entspannt in seinem Sessel.

Ich konnte nur annehmen, dass er dieses Weltraumboot einzig und allein mit der Kraft seiner Gedanken steuerte. Jedenfalls gab es um ihn herum, außer dem holografischen Bildschirm, keine anderen, sichtbaren Steuerinstrumente.

Auf dem dreidimensionalen Holoschirm änderte sich plötzlich das Bild.

Ich konnte deutlich inmitten der riesigen Salzfläche den dunklen, rechteckigen Abgrund des offenen Ausflugsschachts erkennen, aus dem jetzt unser Raumboot geschossen kam.

Die Aufnahmen wurden aus großer Höhe gemacht, das bemerkte ich sofort. Woher sie aber wirklich kamen, wusste ich nicht.

Gab es vielleicht ein weiteres Raumboot über uns? Nein, das hätte mich Takaarrath bereits wissen lassen.

Bevor ich noch weiter ins Grübeln kommen konnte, wechselte die Ansicht erneut und jetzt zeigte der rahmenlose Holoschirm eine dichte Wolkenansammlung, die sich seitlich von uns wegbewegte. Ich hatte keine Zweifel, dass der Bildschirm jetzt unsere Flugrichtung anzeigte.

„Takaarrath, ich hoffe du weißt, was du tust!“

Ich hatte laut gesprochen, da ich nicht wusste, ob ich ihn telepathisch nicht gerade bei der gedanklichen Kommunikation mit der Gondel störte.

Das Wolkenband, das wir gerade durchflogen, löste sich übergangslos auf und der dunkle Weltraum lag direkt vor uns.

Obwohl, so dunkel war er überhaupt nicht. Milliarden Sterne blinkten uns entgegen, und zwar in allen nur denkbaren Größen, Farben und Formen. Ich konnte zunächst meinen Blick nicht mehr vom Bildschirm nehmen.

Von der Erdoberfläche hatte ich bisher nie solch eine Farbenpracht wahrnehmen können. Alles wirkte fantastisch und überirdisch auf mich.

„Die Farben der Sterne, die du siehst, wurden natürlich von GELCKSITT entsprechend ihrer Bedeutung, Entfernung und Größe eingefärbt. Normalerweise ist das Licht eher weiß, wenn es sich dabei nicht gerade um Sternhaufen handelte, die aufgrund der Entfernung wie ein einzelner, leuchtender Stern erscheinen.“

Takaarrath laute, zischende Stimme riss mich aus meiner Konzentration.

„Ich glaube, es war keine gute Idee, den Planeten zu verlassen!“

Meine Bedenken wurden immer größer, je weiter wir uns von der Erde entfernten. Mir wurde mit einem Mal richtig unheimlich zumute.

„Das Ziel unseres Fluges ist der zweite Planet des Sonnensystems, richtig?“ Ich riss meinen Blick weg vom Bildschirm und schaute Takaarrath eingehend an.

„Richtig. Dort befindet sich die ‚Stadt der Tausend Sterne‘. So jedenfalls hat es GELCKSITT gesagt!“

„Sie hat aber auch gesagt, dass mit den vorhandenen Energiereserven lediglich noch ein einziger Weltraumflug möglich ist. Das macht mir Angst. Wie kommen wir wieder zurück?“

„Ich denke, die Frage lautet nicht, wie kommen wir wieder zurück, sondern vielmehr wollen wir überhaupt wieder zurück? Die Lebensbedingungen auf dem Planeten sind stark minimiert worden. Du selbst hast ständig von dem ‚Pfad zu den neuen Welten‘ gesprochen, den du unbedingt finden wolltest. Nun, jetzt befinden wir uns auf diesem Pfad.“

Ich starrte Takaarrath immer noch an und versuchte, das Gesagte geistig zu verarbeiten.

Irgendwie wusste ich, dass er recht hatte. Aber was war mit Majenna? Ich konnte sie doch nicht dort unten zwischen den Mutanten allein zurücklassen.

Wenn ich an sie dachte, dann überfiel mich nicht nur Gewissensbisse, sondern auch Wehmut und Heimweh.

Ich hatte sie zurückgelassen, das stimmte. Aber sie wollte es auch so. Ich schüttelte mich und versuchte meine Gedanken zu ordnen.

Noch waren wir erst am Anfang dieser Reise. Ich musste mich auf das Naheliegende konzentrieren.

„Die Raumgondel hat dich als ‚Großmeister der Gondel‘ bezeichnet. Das heißt, dass du dem Steuercomputer des Raumboots bekannt bist. Wieso? Wie ist das bloß möglich?“

Takaarraths Antwort kam in gedankenschnelle.

„Das kann ich dir jetzt noch nicht beantworten. Auch ich war erstaunt darüber, als ich so angesprochen wurde. Aber ich habe es nicht hinterfragt, um dem Computergehirn des Boots keinen Anlass zu geben, seinerseits misstrauisch zu werden. Ich weiß nicht, was dann geschehen wäre. Jedenfalls ist es ein Anhaltspunkt, an den ich anknüpfen kann, um über meine Identität weiter zu forschen. Für mich steht aber bereits jetzt schon fest, dass ich in meiner Vergangenheit mit der Hinterlassenschaft der Außerirdischen in sehr enger Beziehung gestanden haben muss.“

Dem konnte ich nicht widersprechen.

„Hier spricht die Sicherungs-Autokratie der Raumgondel GELCKSITT. Die durchgeführte Analyse der bisherigen Gespräche innerhalb der Raumgondel ergaben ein Wissensdefizit der organischen Einheiten. Es wird daher dringend empfohlen, eine Kongruenz der Sachkenntnisse wiederherzustellen!“

Ich war zunächst etwas irritiert.

„Das ist eine gute Idee. Marvin folge mir in die rückseitige Region. Stelle keine Fragen, es ist nur zu deinem Besten!“

Takaarrath hatte sich bereits von seinem Pilotensitz erhoben und ich folgte ihm wortlos durch das sich gerade öffnende Schott in den hinteren Bereich der Gondel.

Die Wissens-Oktroyierung dauerte noch nicht einmal eine halbe Stunde und ich war die ganze Zeit bei vollem Bewusstsein.

„Bist du dir wirklich sicher, dass diese Maschine in nur so kurzer Zeit mein Wissen erweitert hat? Ich meine, ich spüre so gut wie Überhauptnichts. Außerdem frage ich mich schon die ganze Zeit, wieso du auf einmal so gut über diese Außerirdischen Bescheid weißt. Wieso gehorcht diese Raumgondel deinen gedanklichen Befehlen?“

Bevor Takaarrath mir antworten konnte, erblickte ich in meinem Geist das Bild eines Neensziss. Vollkommen überrascht holte ich tief Luft.

„Nein, das bin ich nicht. Aber es ist eine sehr gute Darstellung eines Neensziss Körpers.“

„Takaarrath was sagst du da? Natürlich bist du das, ähm, ich meine natürlich, dass du eindeutig dem außerirdischen Volk der Neensziss angehörst. Das sind schon keine Ähnlichkeiten mehr, das ist eine absolute Kopie, was ich da vor meinem geistigen Auge gerade sehe.“

Er hatte wieder einmal in meiner Gedankenwelt geschnüffelt, was letztlich nur möglich war, weil ich mich nicht stark genug abschirmte. Aber da die gesamte Kommunikation telepathisch ablief, war es mir momentan sowieso egal.

„Jetzt ist mir auch so einiges klar. Du bist nicht auf der Erde geboren und schon gar nicht bist du ein Mutant, auch wenn gewisse Ähnlichkeiten zu anderen mutierten Menschenabkömmlingen wohl bestehen mögen. Was verschweigst du mir noch alles?“

Takaarrath hatte sich die ganze Zeit über wieder im vorderen Bereich des kleinen Raumbootes aufgehalten. Diese räumliche Entfernung tat unserer telepathisch geführten Unterhaltung keinen Abbruch.

Jetzt stand er im offenen Kabinenschott zum hinteren Teil, wo ich mich gerade aus dem helmartigen Interface des ZIVA befreite.

„Ich wusste auch bis eben nicht wirklich, dass ich diesem Volk angehöre. Du besitzt im Moment mehr Wissen über diese Dinge als ich.“

Er starrte mich mit seinen riesigen Glupschaugen vollkommen gefühlslos an.

„Ich besaß tatsächlich von vornherein eine starke Affinität zu dem Kuppelbau und ebenfalls zu diesem Raumboot. Rein intuitiv konnte ich im richtigen Moment das Richtige tun. Aber das Abbild eines Neensziss habe ich zum ersten Mal in deinen Gedanken erblickt. Die Bezeichnung Neensziss kenne ich auch nur aus den Erzählungen von Sunny Conrad. Das musst du mir glauben. Ich lüge dich nicht an. Meine Gedanken liegen offen vor dir!“

Ich verstand vieles noch nicht wirklich, was sich momentan in meinem Leben abspielte.

Takaarrath sprach jedenfalls nicht die Unwahrheit, das konnte ich spüren, als ich mich auf seine mental übermittelten Äußerungen konzentrierte.

„Wäre es nicht sinnvoll, wenn du dich ebenfalls einer Wissens-Oktroyierung unterziehst?“

Ich stand langsam auf und ging durch das Kabinenschott direkt auf ihn zu. Er saß vollkommen entspannt im Pilotensessel und seine Hände lagen auf den breiten Armlehnen, wo sich auch die Module der manuellen Befehlseingabe und der Steuerung befanden.

„Das hatte ich mir auch überlegt, aber dann wieder verworfen. Ich möchte nicht, dass das oktroyierte, künstliche Wissen mir die Möglichkeit nimmt, mein eigenes Wissen um meine Vergangenheit, das ja noch irgendwo in meinem Unterbewusstsein schlummert, zurückzuholen. Nicht auszudenken, wenn mir die Erinnerung an mein ganzes Leben dadurch verloren ginge, oder verschüttet bliebe.“

Ich stand neben ihm und blickte auf den holografischen Bildschirm.

Er zeigte in diesem Moment nur den schwarzen Weltraum. Längs der Seitenränder wurden in einer Art grafischen Darstellung die verschiedensten Informationen zum Fluge angezeigt, wie Geschwindigkeit, Strahlendruck, Abstand zum Zielplaneten und so weiter.

„Ja, ich glaube das kann ich gut verstehen. Ich würde auch gerne mehr über meine Vergangenheit erfahren!“

„Auswertung des Körperscans während der Oktroyierungsphase beendet. Bei dem menschlichen Individuum Marvin handelt es sich eindeutig um ein genetisches Mosaik. Bedingte Befehlsgewalt wird erteilt.“

Die telepathische Übermittlung der Rumgondel ließ mich verblüfft tief Luft holen. Auch Takaarrath hatte sie vernommen.

„Definiere den Begriff ‚genetisches Mosaik‘!“

Er blickte mich mit zusammengekniffenen Augen an, was bei mir eine Gänsehaut verursachte. Seine riesigen, weit hervorquellenden Augäpfel verschwanden fast vollständig hinter hervortretenden Hautlappen.

„Was hast du gemacht?“

Diese Frage von ihm verwirrte mich noch mehr als die zuvor von dem Computergehirn der GELCKSITT getätigte Aussage.

„Mosaik bezeichnet in der Genetik ein Individuum, in dessen Körper Zellen mit unterschiedlichen Karyotypen und Genotypen vorkommen, wobei sämtliche Körperzellen von derselben befruchteten Eizelle abstammen, lägen hingegen mehrere individuell befruchtete Eizellen vor, würde von einer Chimäre gesprochen. Definition der aus der Menschensprache übernommenen Termini: Karyotyp bezeichnet die Gesamtheit aller den Zellaufbau betreffende Chromosomeneigenschaften eines Individuums oder einer Gruppe genetisch verwandter Individuen. Genotyp ist die Gesamtheit der Gene eines Organismus, also das Erbbild eines Lebewesens. Er repräsentiert dessen exakte genetische Ausstattung, die sämtliche in diesem Individuum vorhandenen Erbanlagen umfasst.“

Ich versuchte die übermittelte Gedankeninformation geistig zu begreifen und irgendwie in meine eigene Vorstellungswelt einzuordnen. Takaarrath war da etwas schneller.

Ich vernahm seine gedankliche Frage, oder war es eine Feststellung?

„In Marvins Erbanlagen sind Neensziss Gene vorhanden?“

„Positiv. Weitere Informationen hierüber unterliegen der obersten Geheimhaltungsstufe. Ein Großmeister der Gondel hat zur Abfrage nicht die notwendige Sicherheitsbefugnis. GELCKSITT Ende.“

Meine Gedanken überschlugen sich. Was hatte das alles zu bedeuten?

„Du bist zur Hälfte ein Neensziss! Das hat es zu bedeuten!“

Takaarrath hatte wieder einmal in meinen Gedanken gelesen. Das konnte er nur, weil ich meine Abschirmung total vernachlässigt hatte.

„Jetzt ist mir auch klar, warum wir seit Anfang unserer Begegnung miteinander telepathisch kommunizieren können“, gab ich gedanklich zurück.

„Was wohl Majenna zu dieser Wendung sagen würden“, schoss mir ein anderer Gedanke durch den Kopf.

Jetzt fragte ich mich umso mehr, wie meine Vergangenheit ausgesehen hatte.

Ich besaß immer noch diese verflixte Gedächtnislücke und meine frühste Erinnerung war das Erwachen in der Wüste.

„Viel wichtiger ist die Frage, wie du zu den Neensziss Erbanlagen gekommen bist. Das Erscheinen meiner Rasse und der große Krieg liegen mehr als 200 Jahre zurück. Das würde bedeuten, dass sich zumindest auch heute noch Neensziss im Sonnensystem aufhalten und der Erde in den letzten Jahren mindestens einen Besuch abgestattet haben. Eine weitere Frage ist, warum haben sie dich in der Wüste ausgesetzt?“

Takaarrath hatte es im Pilotensessel nicht mehr ausgehalten.

Jetzt stand er dicht vor mir und blickte mich starr an, wobei seine Augen mich von Kopf bis Fuß musterten.

„Vielleicht werden wir ja einen Teil der Antworten in der ‚Stadt der Tausend Sterne‘ erfahren.“

Ich stand immer noch etwas unter Schock. Die Erkenntnis, zumindest zur Hälfte ein Außerirdischer zu sein, ließ mich innerlich nicht zur Ruhe kommen.

„Kann sein, kann aber auch nicht sein. Mir macht der Umstand Sorgen, dass die zentrale Sicherungs-Autokratie der Stadt nicht auf den Kommunikationsversuch unserer Raumgondel reagiert hat. Dieses Verhalten entspricht nicht der Regel.“

Takaarrath stand immer noch auf derselben Stelle und starrte mich an.

„Mit anderen Worten, es ist gut möglich, dass ich noch weiteren Ausgaben deiner Art in Kürze gegenüberstehen werde.“

Meine Anspielung schien ihn nicht zu stören. Er starrte mich immer nur an. Langsam wurde ich nervös.

„Kannst du bitte in eine andere Richtung blicken. Mein Nervenkostüm ist bereits angespannt!“

Als er immer noch nicht reagierte, wandte ich mich von ihm ab und setzte mich wieder in den zweiten Sessel. Es vergingen mehrere Minuten, ohne dass er sich rührte. Langsam begann ich mir Sorgen zu machen.

Zwischen uns beiden bestand eine starke mentale Affinität, die es ermöglichte, die Gedanken des jeweiligen anderen zu erkennen. Ich begann den Kontakt aufzubauen.

In meinem Geist erschien augenblicklich die ureigenste Gedankenwelt einer Spezies, die sich nicht auf der Erde entwickelt hatte.

Obwohl ich mich jetzt ebenfalls zum Teil dazuzählen musste, war es trotzdem eine sehr ungewohnte Erfahrung.

Bisher hatte ich es nämlich unterlassen, mehr als nur die von ihm direkt an mich gerichteten Gedanken zu empfangen und zu lesen.

Unvermittelt sah ich mich inmitten einer Gruppe uniformierter Neensziss stehen. Gleichzeitig vernahm ich Takaarraths Gedanken.

„General Paaraaktu, der Gefangene ist bereit zur Hinrichtung. Wie soll weiter verfahren werden?“

Ich war Takaarrath und er war ich. Ich nahm die Umgebung, den Tagtraum, als er selbst, wahr. Takaarraths Arme waren ihm auf dem Rücken gebunden worden und sein Mund mit irgendetwas verschlossen, das ich nicht genau feststellen konnte. Nur seine Augen und Ohren waren frei.

„Die Exekution wird nicht aufgeschoben. Sie ist unverzüglich auszuführen!“

Den Satz des Offiziers vernahm ich noch, dann verblasste die Szene wie in einem billigen Film.

„Was ist mit mir bloß geschehen? Woher kam diese Erinnerung?“

Ich trennte die mentale Verbindung zu Takaarraths Geist sofort wieder. Er musste nicht wissen, dass ich ihn für einen kurzen Augenblick belauscht hatte.

Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie er sich langsam zurück in den Pilotensessel sinken ließ. Der kurze Erinnerungsschub musste ihm wirklich stark zugesetzt haben.

Stadt der Tausend Sterne

Der helle Stern strahlte uns entgegen. Natürlich war es kein Stern, sondern ein Planet. Der zweite Planet unseres Sonnensystems, die Venus war das Ziel der interplanetarischen Raumgondel mit der Bezeichnung GELCKSITT.

Erste Daten erschienen auf dem mental-telepathischen VR-Display, das plötzlich einige Zentimeter vor den holografischen 3-D Bildschirm mitten in der Luft erschien.

Ich wusste aufgrund der Wissensoktroyierung, sofort, welche Technologie hier zum Einsatz kam.

Die ‚Stadt der Tausend Sterne‘ befand sich dem Programmspeicher zufolge, zwischen dem 45. und dem 80. Breitengrad. Dort existierte ein riesiger Kontinent mit einem Bergmassiv, dessen Gipfelhöhe etwa bei 10.800 Metern lag.

Die Datensätze wechselten in schneller Folge, trotzdem konnte ich ihnen mühelos folgen.

Die Temperatur lag bei 490 °C in Bodennähe. Der Oberflächendruck auf dem Plateau, das etwa 2,5 km über Nullniveau lag, betrug 89,5 bar.

Die Dichte der Atmosphäre war an der Oberfläche im Vergleich zur Erde etwa 50-mal so groß.

Dort konnte es kein Leben geben, jedenfalls kein Leben im menschlichen Sinne. Die Atmosphäre bestand aus 96 Prozent Kohlendioxid.

Das war etwa fünfmal so viel, wie in der Erdatmosphäre. Die Raumgondel schoss rasend schnell auf die Venusoberfläche zu. Venus, der Name kam mir bekannt vor.

Die Bezeichnung war von den Menschen übernommen worden, das konnte ich den Daten entnehmen, die auf dem VR-Display in schneller Folge eingeblendet wurden.

„Siehst du die Schneekappen auf dem höchsten Berg? Sie bestehen hauptsächlich aus einer dünnen Niederschlagsschicht der Schwermetallsalze Bleisulfid und Bismutsulfid. In dieser Gebirgsregion befindet sich die ‚Stadt der Tausend Sterne‘, welche auch GLEESITT, die Glückliche genannt wird!“

Takaarrath hatte sehr leise gesprochen. Er wirkte immer noch nachdenklich.

Es schien mir, als würde wieder ein Teil seiner Vergangenheit in ihm wach.

„Dieser Name klingt ähnlich wie die Eigenbezeichnung des Raumboots GELCKSITT. Ist das beabsichtigt?“

Trotz Wissens-Oktroyierung war mir die Sprache der Neensziss nicht wirklich geläufig.

„Ich weiß es nicht genau, aber irgendetwas sagt mir, dass es mit dem Glauben und dem Ritual der Fortpflanzung zu tun hat. Mehr kann ich dir nicht sagen. Ich glaube auch, es betrifft ein Tabu, das man damit versucht zu umschreiben.“

Das klang geradezu mysteriös. Insbesondere, da es aus dem Mund eines Neensziss kam.

„Irgendetwas stimmt hier nicht!“

Takaarrath hatte laut gesprochen. Ich zuckte regelrecht zusammen, als ich seine Stimme so unvermittelt hörte. Unsere Unterhaltung war bisher auf rein gesanglicher Ebene geführt worden.

„Was meinst du damit?“

Auch ich hatte jetzt laut gesprochen. Die Antwort kam nicht von ihm, sondern von einer anderen Seite.

„GLEESITT kann nicht lokalisiert werden. Die Scans ergeben das Nichtvorhandensein der ‚Stadt der Tausend Sterne’ an den letzten, bekannten Koordinaten. Erbitte Anweisungen zur Flugroute. Achtung, der Energiespeicher ist vollständig aufgebraucht. Notreserve liegt bei 38 Prozent.“

Die telepathische Mittelung durch das Computergehirn des Raumboots halte noch in meinem Geist nach, da regierte Takaarrath bereits.

„Kurs beibehalten!“

Mehr gab er nicht von sich.

Unser Raumboot schwenkte zwischen zwei riesigen Gebirgsmassiven hindurch in die vorgegebene Richtung ein. In dem holografischen 3-D Bildschirm konnte ich jetzt eine weite Fläche erkennen, umrahmt von kleineren Vorgebirgsgruppen.

„Genau dort sollte sich die ‚Stadt der Tausend Sterne‘ befinden. Ich habe die GELCKSITT angewiesen, den ursprünglich vorgesehenen Landeplatz beizubehalten.“

Takaarraths Worte ließen mich fragend zu ihm hinblicken. Wie ich schien er momentan ebenfalls etwas hilflos zu sein.

„Wir landen und versuchen zunächst Energie zu sparen. Zumindest die Lebenserhaltungssysteme sollten uns noch für eine gewisse Zeit erhalten bleiben.“

Ich wandte mich wieder dem Bildschirm zu. Die Umgebung wurde gestochen scharf wiedergegeben.

Das Plateau bestand geologisch größtenteils aus Karbonat freien Sand- und Basaltstein.

Es war in zahlreichen Schichtstufen aufgebaut und wirkte stark verkarstet. Im Osten des Plateaus fanden sich zahlreiche glatt geschliffene basaltische Yardang-Formationen, die von hohen Sicheldünen aus Bismutsulfid umschlossen wurden.

Überall lag feinkörniges Lockermaterial am Boden verstreut. Absolut nichts deutete darauf hin, dass es hier einst eine größere Ansammlung von Gebäuden gegeben hat.

„Was nun?“

Die zwei Worte kamen mir völlig unbewusst über die Lippen. Ich hatte tatsächlich alle meine Hoffnungen und Erwartungen in diese Stadt gesteckt. Sie bedeutete für mich der Pfad zu den neuen Welten.

Umso größer war jetzt die Enttäuschung. Ich verstand zunächst nicht, dass die Informationen, welche ich über die Wissens-Oktroyierung in Bezug auf die ‚Stadt der Tausend Sterne‘ erhalten hatte, auf einmal nicht mehr stimmen sollte.

„GLEESITT ist kein Hirngespinst, Marvin. Glaube mir! Es hat sie gegeben und es gibt sie. Ich kann mich sogar vage erinnern, sie durchschritten zu haben.“

Takaarrath hatte wieder einmal in meinen Gedanken gelauscht. Ich hatte sie nicht geblockt.

Es gab momentan Wichtigeres, als sich darüber aufzuregen. Ich wusste nicht einmal, wie lange die Energie des Bootes reichte, bis die Lebenserhaltungssysteme ausfallen würden und wir erbärmlich erstickten.

„Ich werde nach draußen gehen!“

Verblüfft starrte ich Takaarrath an.

Was willst du dort? Wenn die Instrumente der Raumgondel nichts gefunden haben, so wirst du selbst erst recht nichts finden.“

Takaarrath war aufgestanden und bewegte sich langsam in das hintere Abteil. Ich blickte ihm nach, und als von ihm keine Antwort kam, erhob ich mich ebenfalls.

„Takaarrath Stopp! Wenn du gehst, dann komme ich mit.“

Ich erwartete von ihm eine abwehrende Reaktion, war jedoch vollkommen überrascht, als er mir lediglich zurief: „Zieh den Anzug hier an. Es gibt nur zwei davon. Wenn er nicht passt, musst du hierbleiben!“

Er deutet zur geöffneten Klappe eines Staufachs. Die ruppige Art, mit der er auf einmal sprach, gefiel mir überhaupt nicht.

Er musste schließlich auch wissen, dass sich der Raumanzug dem jeweiligen Träger anpasste. Dabei spielte die Körpergröße zunächst keine Rolle.

Oder hatte ich durch die Wissens-Oktroyierung wieder einmal eine größere Kenntnis über die Neensziss Technologie als er?

Nein, so routiniert, wie Takaarrath in den Anzug stieg, war er bestens informiert.

Warum dann diese plumpe Anmache?

Ich zwängte mich nun ebenfalls in den Anzug, der sich wie Gummi anfühlte und sich entsprechend schwer anziehen ließ.

Erst als ich bereits zur Hälfte in ihm steckte, begann er ein gewisses Eigenleben zu entwickeln.

Alles schien plötzlich in Bewegung zu geraden, außer einem rechteckigen Teil der Montur, der sich über den Brustbereich bis in den Rücken erstreckte. Dieser Teil blieb statisch und veränderte seine Form nicht.

Das Wissen darüber erschien direkt in meinem Kopf, nachdem ich den Raumanzug angesehen hatte.

In dem erhärteten Teilstück des Raumanzugs befand sich die Technik inklusive Energieversorgung, welche eine energetische Schutzhülle um den Kopf aufbaute.

Es war jedoch ein gewaltiger Unterschied, das theoretische Wissen auch in die Praxis umzusetzen. Jedenfalls benötigte ich doppelt so lange wie Takaarrath, bis ich den Raumanzug endlich angezogen hatte und er einigermaßen saß.

Als sich das Vorderteil dann selbstständig schloss, bemerkte ich Takaarraths starren Blick.

Er stand regungslos neben dem Außenschott. Dieser mittlere Teil der Gondel diente ebenfalls als Luftschleuse.

Die Sicherheitsschotte zum Cockpit und zum hinteren Abteil hatte er bereits geschlossen.

Ich betätigte den Verschlusssensor des Raumhelms und bemerkte lediglich ein kurzes Flimmern vor den Augen, ansonsten nichts.

Ich wusste jedoch, dass sich nun ein aus Formenergie bestehendes Schutzfeld um meinen Kopf gelegt hatte und dass die Sauerstoffzufuhr au der Montur heraus erfolgte.

Auch bei Takaarrath konnte ich nur durch genaues Hinsehen den energetischen Helm erkennen. Besaß man kein Wissen darüber, sah es tatsächlich so aus, als würde man vollkommen ohne Kopfschutz sein. Es war schon irgendwie gewöhnungsbedürftig.

„Der Oberflächendruck ist fast neunzigmal höher als auf der Erde. Wird das der Anzug überhaupt kompensieren können?“