Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
In den modernen Zeiten kann es schon passieren, dass der eigentliche Ursprung für das alljährliche Weihnachtsfest in den Hintergrund rückt. Weihnachten scheint nur noch ein glitzerndes Fest zu sein, an dem es viele Geschenke gibt. Die ursprüngliche Grund, die Freude über die Geburt des Heilands, wird von der jungen Generation kaum noch beachtet. Erikas Vater macht es sich zur Aufgabe, die hoffnungsvolle Botschaft des Weihnachtsfestes neu zu verkünden. In einem Gespräch mit dem kritischen Freund seiner Tochter wird dieses Thema generationsübergreifend und lebendig erörtert.-
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 24
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Lise Gast
Saga
In den Schnee geschrieben
German
© 1971 Lise Gast
Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen
All rights reserved
ISBN: 9788711509586
1. Ebook-Auflage, 2016
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.
SAGA Egmont www.saga-books.com – a part of Egmont, www.egmont.com
„Willst du wirklich gehen, bei diesem Wetter?“ fragte sie, als er seinen Anorak anzog. Er lachte.
„Seit dreiundzwanzig Jahren gehe ich an diesem Tag los, den Christbaum zu holen, und jedesmal fragst du das. Denn seit dreiundzwanzig Jahren ist um diese Zeit solches Wetter, kleine Ausnahmen nicht gerechnet. Stiebender Schnee und glitzernde Kälte zu Weihnachten stehen nur im Lesebuch. In Wirklichkeit kommt um diese Zeit der Wettersturz, Regen, Wärme, Föhn –“ seine Stimme klang dumpf von unten herauf. Sie beugte sich über das Geländer und sah ihm nach.
Wahrhaftig, dreiundzwanzig Jahre, fast ein Vierteljahrhundert. Und noch immer das geheime Herzklopfen: Geliebter Mann. Verläßlichster Weggenosse. Sie sah ihm zärtlich nach, wie er die Haustür aufschob. Er war groß, ein wenig jetzt zur Korpulenz neigend, aber noch lange nicht dick. Unverändert der Mann, unverändert ihre Zuneigung. Unverändert auch das schauderhafte Wetter um diese Zeit, da man sich doch auf Frost und Kälte freute wie ein Kind auf den ersten Schnee.
Er hatte die Haustür gegen den Druck des Windes aufgestemmt und sah zum Himmel. Es war noch hell. An einem solchen Tag aber kam der Abend schnell, am beinah kürzesten Tag des Jahres. Deshalb los!
Er wußte, wo die Bäume standen. Und obwohl es sehr viel bequemer gewesen wäre, an den Christbaumstand hinter der Kirche zu gehen und dort einen Baum auszusuchen, zog er die Kapuzenschnur unter dem Kinn zusammen, schob die Hände in die Taschen und marschierte los. Und dabei merkte er, daß er sich gar nicht mehr über dieses Wetter ärgerte, man fand auch den richtigen Baum besser, als wenn Schnee die Äste halb verdeckte und die Form der Bäume veränderte.
Als er um die Gartenecke bog, sah er den jungen Mann. Und da ahnte er, daß diese Wanderung wahrscheinlich nicht so sein würde wie in anderen Jahren, trotz des traditionellen Matschwetters. Schade. Aber nicht zu ändern. Er ging langsamer und gab dem Jüngeren Gelegenheit, ihn anzusprechen, denn der junge Mann war zweifellos auf dem Wege zu ihnen.
So war es. Der junge Mann mit Bart, wie das heutzutage üblich ist, trat ein bißchen zögernd auf ihn zu.
Trotz Bart wirkte sein Gesicht weich, man sah deutlich den feinen und sensiblen Mund. Das Haar trug der junge Mann lang – nicht schulterlang, sondern etwa so, wie es die Frauen nach dem ersten Weltkrieg trugen, das gab ihm gleichzeitig ein romantisches wie etwas fremdes Aussehen.
„Sie möchten zu meiner Tochter Erika, Sie sind Thomas,