In der Falle - Frank Callahan - E-Book

In der Falle E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Mark Carrigan ist wie gelähmt. Noch immer klingt die harte Stimme des US Marshals in seinen Ohren nach: »Ich verhafte Sie, Carrigan. Wegen Raubüberfällen und Bankeinbrüchen. Außerdem wegen Mordes an Cliff Stone. Leisten Sie keinen Widerstand, Mann! Sonst müßte ich dem Henker die Arbeit abnehmen…« Ja, Mark Carrigan sitzt in der Falle. Sogar Name und Beschreibung auf dem Steckbrief passen haargenau auf ihn. Der Strang ist ihm sicher. Die Sache hat nur einen kleinen Fehler: Mark Carrigan ist unschuldig! »Keine Bewegung, Carrigan…!« Die stählerne Stimme ist dicht hinter Mark. Er spürt den harten Druck eines Colts in seinem Rücken. »Greif schon zum Himmel…!« Mark Carrigan läßt die Karten sinken, während sich sein Körper versteift. Die Mitspieler der Pokerpartie erheben sich fluchtartig von den Stühlen. Im Saloon wird es totenstill. Der Druck in Marks Rücken verstärkt sich. Warmer Atem trifft seinen Nacken. Marks Arme kommen langsam in Schulterhöhe.

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Die großen Western – 261 –

In der Falle

Frank Callahan

Mark Carrigan ist wie gelähmt. Noch immer klingt die harte Stimme des US Marshals in seinen Ohren nach: »Ich verhafte Sie, Carrigan. Wegen Raubüberfällen und Bankeinbrüchen. Außerdem wegen Mordes an Cliff Stone. Leisten Sie keinen Widerstand, Mann! Sonst müßte ich dem Henker die Arbeit abnehmen…«

Ja, Mark Carrigan sitzt in der Falle. Sogar Name und Beschreibung auf dem Steckbrief passen haargenau auf ihn. Der Strang ist ihm sicher.

Die Sache hat nur einen kleinen Fehler: Mark Carrigan ist unschuldig!

»Keine Bewegung, Carrigan…!«

Die stählerne Stimme ist dicht hinter Mark. Er spürt den harten Druck eines Colts in seinem Rücken.

»Greif schon zum Himmel…!«

Mark Carrigan läßt die Karten sinken, während sich sein Körper versteift.

Die Mitspieler der Pokerpartie erheben sich fluchtartig von den Stühlen.

Im Saloon wird es totenstill.

Der Druck in Marks Rücken verstärkt sich. Warmer Atem trifft seinen Nacken.

Marks Arme kommen langsam in Schulterhöhe.

»So ist es recht, Hombre«, knurrt der Mann hinter ihm.

»Nur schön langsam, Buddy«, setzt Marks dunkle Stimme dagegen. »Wer das schlechtere Blatt hat, wird sich noch herausstellen!«

Mark Carrigan erhebt sich nun und wendet sich vorsichtig um.

Der Fremde lächelt kalt.

Dann schlägt er seine Jacke auseinander, und Mark erblickt das Marshal­abzeichen auf der karierten Weste.

»Ich bin US Hilfsmarshal Jonathan Flynn. Ich verhafte Sie, Carrigan. Wegen Raubüberfällen und Bankeinbrüchen. Außerdem wegen Mordes an Cliff Stone. Leisten Sie keinen Widerstand, Mann! Sonst müßte ich dem Henker die Arbeit abnehmen…«

Mark starrt den Marshal ungläubig an. Plötzlich bricht er in brüllendes Gelächter aus. Sein Gesicht rötet sich, als sein Lachen in einen Hustenanfall übergeht.

»Sie verwechseln mich, Marshal«, keucht Mark und versucht zu lächeln.

»Yeah, Marshal, mein Name ist Carrigan – Mark Carrigan. Der Mann aber, den Sie suchen, heißt Jim Carrigan.«

Mark schweigt und starrt Jonathan Flynn herausfordernd an. Dessen Gesicht bleibt unbewegt, und der Colt in seiner Faust senkt sich um keinen Zoll.

»Es hat keinen Zweck, Carrigan, sich herausreden zu wollen. Auf diesen Trick ist schon einmal ein Marshal hereingefallen. Bei mir zieht diese Tour nicht!«

Mark nagt an seiner Unterlippe und wirft einen Blick auf die vielen Männer im Saloon.

Doch in den gespannten Gesichtern liest er nur Neugierde. Mark wendet sich wieder an Flynn.

»Hören Sie zu, Marshal. Es ist wirklich ein Irrtum. Ich habe weder die mir zur Last gelegten Verbrechen verübt, noch bin ich dieser Jim Carrigan. Ich kann es Ihnen beweisen. Marshal, Sie müssen…«

Jonathan Flynn unterbricht den immer nervöser werdenden Mann.

»Kommen Sie mit ins Office. Dort wird sich alles klären. Legen Sie Ihren Revolvergürtel ab und gehen Sie langsam voraus. Aber keine Tricks, Carrigan. Tot oder lebendig, steht auf Ihrem Steckbrief. Also…!«

Mark schluckt trocken. Ein leichter Schweißfilm auf seinem Gesicht läßt dieses wie mit Öl eingerieben glänzen.

»Okay, Marshal. Gehen wir«, meint Mark und löst seinen Revolvergürtel. Dann wendet er sich an die Spieler der Pokerrunde.

»Sie müssen mich entschuldigen, Gentlemen. Es ist schade, denn ich hatte ein verdammt gutes Blatt.«

Einige Männer nicken, doch ihre Blicke sind abweisend.

Mark zuckt mit den Achseln und geht vor dem US Marshal her. Einige Minuten später befinden sie sich im Office. Georg Hamilton, der Town Marshal von Tonson City, nickt zufrieden, als er den Gefangenen betrachtet.

»Der Fellow kam mir schon seit Tagen irgendwie komisch vor«, meint er grimmig lächelnd. »Er hat zwei Cow­boys zurechtgestutzt und eurigen Gents etliche Dollars beim Pokern abgenommen. Ich bin froh, daß er die Stadt verläßt.«

Mark sieht den Stadt-Marshal nachdenklich an.

»Sie riskieren plötzlich eine große Lippe, Hamilton«, sagt er ruhig. »Doch meine Schuld ist längst nicht bewiesen. Ich bin nicht der gesuchte Jim Carrigan. Mein Name ist Mark!«

Die beiden Marshals lächeln spöttisch.

Mark fährt fort.

»Yeah, sie werden sogar auf dem Steckbrief eine gewisse Ähnlichkeit feststellen. Jim ist mein Bruder!«

Jonathan Flynn nickt.

»Mit dieser Erklärung habe ich gerechnet, Carrigan. Mit diesem Trick sind Sie schon einmal freigekommen. Sie müssen sich etwas anderes einfallen lassen!«

Marks Gesicht wird um einige Nuancen bleicher. Es ist ein hageres Gesicht, mit einigen Narben und dunklen Linien darin. Seine blauen Augen funkeln, und mit einer heftigen Handbewegung streicht er sich jetzt eine Strähne seines langen, dunkelblonden Haares aus der Stirn.

»Was haben Sie mit mir vor, Marshal?«

»Ich bringe Sie nach Dodge City, Carrigan. Dort werden Sie vor Gericht gestellt.«

Mark reibt seine Hände nervös ineinander. Sein schlanker und trotzdem muskulöser Körper strafft sich.

»Keine Dummheiten, Carrigan. Ich weiß genau, was in Ihnen vorgeht. Doch ich werde mich vorsehen. Mister Hamilton, sperren Sie Carrigan in eine Zelle. Bei Sonnenaufgang werde ich mit ihm losreiten.«

*

»Das ist ein Überfall! Nehmt die Hände hoch!«

Die Stimme des Schwarzgekleideten klingt undeutlich durch das dunkle Halstuch, das er sich vor den Mund gebunden hat. Die beiden Colts in seinen Fäusten unterstreichen nachdrücklich seine Aufforderung.

Der Bankclerk reißt seine Arme hoch, und die zwei anwesenden Bankkunden folgen eilig seinem Beispiel.

»So ist es recht, Gents«, dröhnt die Stimme des Banditen. »Und nun alles Geld in diesen Postsack. Aber Beeilung, es könnte sonst böse für euch enden…!«

Der Clerk folgt widerspruchslos dem Befehl. Schweißtropfen perlen über seine Stirn, und sein Gesicht wirkt verzerrt vor Angst.

Einer der beiden Bankkunden bewegt sich, doch als er in die Mündung des Colts blickt, erstarrt er.

»Ich schieße, Mister«, knurrt der Bankräuber. »Ich habe nichts zu verlieren.«

Der Bankclerk wirft mittlerweile sämtliches greifbare Geld in den Postsack und schiebt das Bündel über den Tresen.

Die hellblauen Augen des Bankräubers funkeln.

»Das ist doch noch nicht alles, Buddy. Im Tresor befindet sich bestimmt noch was. Das will ich auch mitnehmen. Verstanden…?«

Der Mann zittert vor Angst. Willig beeilt er sich, auch diesen Befehl des Banditen auszuführen. Dieser läßt ihn keinen Moment aus den Augen.

»So, das wäre es, Gentlemen«, ruft der Bandit hart. »Nun stellt euch dort alle an die Wand.«

»Sie wollen uns doch nicht umbringen, Mister«, flüstert einer der Männer. »Sie haben doch alles, was Sie wollten. Wir haben Ihnen auch keinen Ärger bereitet und woll…«

»Du hast wohl die Hosen voll, was…?« knurrt der Bandit »Umdrehen, Mister! Ich sage nichts zweimal!«

Der Mann ergibt sich in sein Schicksal.

Die Augen des Bankräubers funkeln, als er nun hinter die Männer tritt und dann mit dem Revolverkolben mehrmals zuschlägt. Nacheinander brechen die Leute zusammen.

Der Bandit nickt zufrieden, greift nach dem prall gefüllten Geldsack und verschwindet durch eine Tür, die zum Hinterausgang führt.

Dort verweilt er einige Augenblicke und späht ins Freie. Doch es ist nichts Verdächtiges zu sehen.

Der Bankräuber steckt seinen Colt in die Halfter zurück und eilt zu seinem Pferd, das nur wenige Yards entfernt steht. Er befestigt den Postsack am Sattelhorn und schwingt sich in den Sattel.

Jetzt reißt er sich das Halstuch vom Gesicht.

Aber niemand ist in der Nähe, der ihn erkennen könnte.

So reitet Jim Carrigan, der Bandit, ungesehen davon…

*

Mark Carrigan sitzt in der engen Zelle und stützt seinen Kopf in die Hände. Verdammt…, denkt er. Wie lange soll das noch gehen, daß ich diese gemeinen Verbrechen meines Bruders ausbaden muß? Es hält ihn nicht mehr auf der harten Pritsche.

Mark springt auf und beginnt eine ruhelose Wanderung in der engen Zelle. Dann bleibt er stehen, und seine Hände klammern sich so fest um die zolldicken Gitterstäbe, daß seine Knöchel weiß schimmern.

Jonathan Flynn betritt in diesem Augenblick die Zellenräume. Wenige Yards vor Mark bleibt er stehen.

»Wie sieht es aus, Carrigan? Wollen Sie noch immer kein Geständnis ablegen…?«

»Gehen Sie zum Teufel!« knurrt Mark böse. »Lassen Sie mich endlich in Ruhe. Sie glauben mir doch nicht…«

Der US Marshal lächelt.

»Sie beginnen die Nerven zu verlieren, Carrigan. Ich hätte Sie für härter gehalten.«

Mark winkt ab, geht zu seiner Pritsche und setzt sich.

»Sie haben nun einmal den Falschen erwischt, Marshal. Mein Bruder wird sich ins Fäustchen lachen.«

Jonathan Flynn lächelt immer noch.

»Das werden Sie in Dodge City alles dem Richter erzählen können. Doch ich gebe Ihnen keine große Chance.«

Mark antwortet nicht, sondern starrt verbissen zu Boden. Dann hebt er den Kopf und blickt den Marshal fest an.

»Es kommt mir fast vor, als hätten Sie persönliche Gründe, meinen Bruder zu jagen. Ist es nicht so, Mister Flynn?«

»Yeah, Carrigan. Sie können es nicht wissen, doch Cliff Stone, den Sie in Dallas töteten, war mein Schwager. Er hinterließ eine Frau und fünf unmündige Kinder. Vielleicht war es das, was mich so hartnäckig Ihrer Fährte folgen ließ.«

Mark schüttelt den Kopf.

»Cliff Stone…? Der Name sagt mir nichts, außerdem bin ich in den letzten zwei Jahren nicht mehr in Dallas gewesen.«

»Sie lügen, Carrigan! Sie versuchen Ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen, doch es wird Ihnen nicht gelingen. Ich werde Sie vernichten!«

Die Stimme des Marshals bebt plötzlich vor Haß. Mit geballten Fäusten steht er vor dem Gitterkäfig.

Mark erhebt sich zögernd.

»So ist es also, Flynn. Sie denken überhaupt nicht daran, mich nach Dodge City zu bringen. Well, Sie wollen nur den Schein wahren. Unterwegs werden Sie mich töten. Auf der Flucht erschossen, so oder ähnlich wird dann in Ihrem Bericht stehen…!«

Jonathan Flynn lächelt düster.

»Reden Sie keinen Unsinn, Carrigan. Ich bin US Marshal und bringe Sie nach Dodge. Dort wird man Sie hängen. Warum soll ich mir die Finger schmutzig machen…?«

»Ich traue Ihnen nicht, Mister Flynn. Sie sind voller Haß, und es geht wie eine Strahlung von Ihnen aus. Ich fühle es ganz deutlich!«

Flynn wendet sich zur Tür.

»Machen Sie sich nur nicht vor Angst die Hosen voll, Mister, Yeah, der Weg nach Dodge City ist weit…«

*

»Whisky«, sagt der hartgesichtige Mann und legt seinen Stetson neben sich auf den Tresen. Dabei mustert er herausfordernd das hübsche, blondhaarige Girl.

»Ihr Drink, Mister«, sagt Caroll Chester und schiebt dem schwarzgekleideten Mann das volle Whiskyglas hin.

Dieser greift plötzlich nach ihrer Hand.

»Wie wäre es mit uns beiden«, lächelt er. Sein verwegenes, von mehreren Narben entstelltes Gesicht wird jetzt von einem breiten Grinsen geprägt.

Sie zieht blitzschnell ihre Hand zurück.

»Werden Sie nicht unverschämt, Mister«, antwortet Caroll immer noch ruhig. »Sie scheinen mich wohl mit einem Saloonflittchen zu verwechseln!«

In seinen Augen funkelt es tückisch.

»Wir würden gut zueinander passen, Darling«, knurrt er und stürzt den Inhalt des Glases mit einem kurzen Ruck in die Kehle. »Du scheinst wohl mächtig verwöhnt zu sein?«

Wieder greift er nach Caroll.

Diese weicht einige Schritte zurück.

Ihr ebenmäßiges Gesicht mit den blauen Augen wird um einige Nuancen bleicher.

»Nehmen Sie sich zusammen, Fremder. Hier gibt es genügend anständige Männer, die die Ehre eines jungen Mädchens verteidigen würden.«

Jim Carrigan lacht schallend, fährt sich mit der Hand über die feuchten Lippen und schiebt Caroll sein leeres Glas hinüber.

»Mach es nochmals voll, Darling, und schenke dir auch einen Drink ein.«

»No, Mister. Sie verlassen jetzt sofort meinen Saloon, oder ich rufe den Sheriff…«

Der Schwarzgekleidete lacht schon wieder. Einige Männer, die an einem der hinteren Tische pokern, blicken herüber.

»Ist etwas, Caroll?« ruft ein schon älterer Mann und erhebt sich. »Belästigt dich der Fremde…?«

Caroll Chester zögert.

Sie richtet ihren Blick auf Jim Carrigan, der sie jedoch nur unverschämt angrinst. Ihr Blick bleibt an seinen tiefhängenden Colts hängen.

»Es ist schon alles in Ordnung, Mister Webster«, ruft sie. »Der Fremde hat sich nur einen Scherz erlaubt.«

Pat Webster bleibt wenige Schritte vor Jim stehen. Auch er bemerkt die Gefährlichkeit des Fremden, der lässig an den Tresen lehnt und ihn mit einem geringschätzigen Lächeln mustert.

»Setz dich nur wieder hin, Opa«, grinst Carrigan dann. »Es geht niemanden etwas an, daß ich mich mit dem Girl unterhalte. Verstanden…?«

Pat Webster schluckt mehrmals trocken.

Er wirft einen Blick auf Caroll, doch diese nickt ihm beruhigend zu. Brummend macht er kehrt und geht zu seinem Platz zurück.

»Das hast du gut gemacht«, meint Jim. »Der Oldtimer verdankt dir sein Leben.«

Caroll nickt langsam.

»Yeah«, haucht sie. »Ich habe Sie durchschaut, Mister. Sie sind ein zweibeiniger Tiger, der sich immer wieder seinen Spaß auf die rauhe Art sucht. Bestimmt sind Sie sehr schnell mit ihren Colts und halten sich für einen kleinen König, doch einmal werden auch Sie an einen besseren Mann geraten. Und dann…«

»Spar dir deine Worte, Schwester«, antwortet Jim und stellt sein Glas mit einem harten Ruck auf die Theke zurück. »Jetzt wirst du mir einen Kuß geben…«

Caroll starrt Jim fassungslos an und weicht wieder zurück. Sein dröhnendes Lachen schallt in ihren Ohren.

Er greift über den Tresen, doch mit einer schnellen Bewegung entgeht sie seinen gierigen Händen.

»Nun ist es genug, Mister«, schnarrt eine dunkle Stimme hinter Carrigan. »Verhalte dich ganz ruhig und lasse das Girl zufrieden…!«

Carrigan wirbelt herum.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrt er auf den auf ihn gerichteten Colt, ehe ein heiseres Lachen aus seinem Mund bricht.

*

»Wir reiten los«, meint Marshal Flynn und klettert in den Sattel. Dabei wirft er Mark einen kurzen Blick zu, der bereits auf seinem Pferd sitzt. Seine mit Handschellen versehenen Hände liegen auf dem Sattelhorn.

Georg Hamilton, der Town Marshal von Tonson City, nickt seinem Kollegen zu. »Achten Sie gut auf ihren Gefangenen, Mister Flynn. Der Junge scheint sehr gefährlich zu sein.«

Der US Marshal nickt grinsend.

»Ich werde ihn wie meinen Augapfel hüten. Darauf können Sie sich verlassen.«

Sein funkelnder Blick streift Mark, der mit unbewegtem Gesicht im Sattel sitzt. »So long, Mister Hamilton.«

Dann wendet er sich an Mark.

»Vorwärts, Carrigan. Auf nach Dodge. Denke immer daran, daß du mit jeder Meile dem Galgen ein Stück näher kommst.«

Tonson City liegt bald hinter ihnen.

Die Sonne brennt heiß vom Himmel, und schon bald rinnen dicke Schweißtropfen über Marks Gesicht. Es regt sich kein Lüftchen, und es ist eine drückende Schwüle, die über dem weiten Land liegt.

»Wie wäre es mit einer Pause, Marshal?« fragt Mark nach zwei Stunden und versucht sich mit seinen gefesselten Händen übers Gesicht zu fahren.

»Noch nicht, Carrigan. In drei Stunden erreichen wir den Lone Creek. Dort werden wir einige Stunden rasten und die größte Mittagshitze abwarten.«

Mark bleibt nichts anders übrig, als sich zu fügen.

Endlich erreichen sie den Lone Creek und springen im Schatten einiger mächtiger Bäume aus den Sätteln.

Mark hält dem Marshal seine gefesselten Hände hin.

»Nehmen Sie mir doch endlich die hübschen Armbänder ab, Mister Flynn. Ich bin waffenlos…«

Der Marshal grinst hart.

»No, mein Lieber. Ich gehe kein Risiko ein, dafür bist du mir zu gerissen.«

Er lacht heiser, läßt sich aufstöhnend im Gras nieder und lehnt sich mit dem Rücken gegen den Stamm einer Eiche.

Mark steht wenige Schritte von ihm entfernt. Sein Blick wandert zu Flynns Pferd, bleibt an der Winchester im Sattelschuh hängen.

»Ich würde es nicht tun, Carrigan«, knurrt Flynn. »Gib mir keinen Anlaß, auf dich zu schießen. Glaub mir, ich würde wirklich keine Sekunde zögern…!«

Mark atmet tief ein. Seine Handschellen klirren, als er sich niedersetzt. Mit dem Ärmel seiner Jacke fährt er sich über sein verschwitztes und verstaubtes Gesicht.

Der US Marshal beobachtet ihn lauernd.

Mark erwidert seinen Blick. Dann lehnt er sich ebenfalls an einen Baumstamm.

»Warum bist du zu einer solchen Bestie geworden, Carrigan? Warum bringst du immer nur Leid und Unglück über deine Mitmenschen? He, Hombre, kannst du mir das sagen…?« Mark schüttelt den Kopf.

»In Dodge City wird sich alles aufklären, Mister Flynn. Dort wird sich herausstellen, daß Sie den Falschen erwischt haben. Sie begehen eine Riesendummheit. In der Zwischenzeit wird mein Bruder weiteres Unheil anrichten.«

Flynns harter Gesichtsausdruck bleibt ungerührt.