In der Zukunft gestrandet - Konrad Carisi - E-Book

In der Zukunft gestrandet E-Book

Konrad Carisi

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Beschreibung

In der Zukunft gestrandet von Konrad Carisi Der Umfang dieses Buchs entspricht 78 Taschenbuchseiten. Mein Name ist Timothy S. Beiss, und ich bin tot. Das ist allerdings nicht schlimm. Ich wurde, ganz nach meinem Wunsch, eingefroren, um eine Zukunft zu erleben, in der man mich wiederbeleben kann. Doch in der Zukunft, in der ich erwache, ist irgendetwas gehörig faul ... oder passen nur meine Ansichten nicht mehr in diese Zeit? Cover by Steve Mayer nach Motiven von Pixabay, 2018

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In der Zukunft gestrandet

Konrad Carisi

Published by Cassiopeiapress/Alfredbooks, 2018.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

In der Zukunft gestrandet

Copyright

Prolog

1

2

3

4

5

6

7

8

Epilog

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About the Publisher

In der Zukunft gestrandet

von Konrad Carisi

Der Umfang dieses Buchs entspricht 78 Taschenbuchseiten.

Mein Name ist Timothy S. Beiss, und ich bin tot. Das ist allerdings nicht schlimm. Ich wurde, ganz nach meinem Wunsch, eingefroren, um eine Zukunft zu erleben, in der man mich wiederbeleben kann. Doch in der Zukunft, in der ich erwache, ist irgendetwas gehörig faul ... oder passen nur meine Ansichten nicht mehr in diese Zeit?

––––––––

COVER BY STEVE MAYER nach Motiven von Pixabay, 2018

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Prolog

Anfrage:

Bezüglich unseres letzten Schriftverkehrs, Präsident Watson, möchte ich noch einmal eindringlich warnen.

Ich sage Ihnen: Die Reservate werden eines Tages unser Untergang sein. Sie sind ewige Keimzellen für das, was den Egoismus bedingt, den Vergleich mit etwas anderem. Ja, auch den Vergleich mit jemand anderem. Die Reservate sind meines Erachtens ein fortlaufender Störfaktor.

Solange dieses Proto-System neben unserer Gesellschaft existiert, werden jene heimlich Unzufriedenen immer dorthin schielen und nach Ideen suchen. Es gibt einige Kollegen von mir, die dies nicht selten tun. Sie wissen, wie gefährlich der Vergleich mit anderen ist. Einige von uns könnten sogar neue Perspektiven gewinnen! So wird immer der Keim zum Umsturz vorhanden sein. Es wird ihnen immer als Beispiel für eine andere Gesellschaft dienen. Es ist gefährlich zu wissen, dass Menschen Dinge auch anders organisieren können. Auch wenn diese Lebensformen natürlich falsch liegen und bei Weitem nicht so fortschrittlich sind wie wir.

Lang lebe die Gemeinschaft!

Ihr

Universitätsprofessor Ulrinius G. 22

––––––––

ANTWORT VON PRÄSIDENT Watson:

Es ist denkbar unmöglich, dass dieses Nest eine Gefahr für die glorreiche Gemeinschaft darstellt, Herr Professor. Ihre Sorge um die Gemeinschaft ist, sofern nicht egoistische Eiferei, natürlich lobenswert. Trotzdem sollte gerade Ihre Kaste den Wert und die Bedeutung eines solchen Experimentierumfeldes für soziologische Theorien kennen. Ich bin, was das angeht, sicher. Dazu kommt das wichtigste Argument: Auch die Medizin wäre um einige Jahrhunderte zurückgeworfen, fehlte es uns an solchen gesicherten Plätzen zum Test der Ausbreitung einer Epidemie. Woher Testpersonen nehmen, wenn nicht die Abweichler? Wir wären auf Menschenaffen angewiesen, und trotz vergleichbarer Intelligenz mit den Reservatsmenschen ist es doch effizienter, wie es ist. Nein, diese Reservate bleiben genau das, was sie sollen: Eine Ressource, die gepflegt werden muss, zum Wohle der Gemeinschaft. Die Reservatsmenschen sind genug beschäftigt, von ihnen droht uns keine Gefahr.

Lang lebe die Gemeinschaft!

Ihr Präsident Watson

1

Ich erwache mit dumpfen Kopfschmerzen links über meinem Auge. Es pocht regelmäßig, im Rhythmus meines schlagenden Herzens. Man kann das ja auch positiv sehen, geht mir halbernst durch den Kopf. Es ist immerhin ein Beweis, dass ich lebe.

Das Pochen kenne ich gut, es ist ganz normale Migräne.

Ich fühle mich desorientiert. Dann wird mir klar, dass ich nicht mehr weiß, wie ich heiße.

Ich habe das vage Gefühl aufzuwachen und dass das gut ist.

Die Welt ist grau, Geräusche dröhnen dumpf um mich herum.

„Timothy?“, fragt mich jemand. Die Stimme erscheint mir nett. Wie kann eine Stimme nett sein?

Es dreht sich alles um mich und mir ist übel. Mein Körper kribbelt unangenehm. Erst nach einigen weiteren ruhigen Atemzügen erinnere ich mich an dieses Gefühl: Es ist wie damals, als ich in der Pubertät wuchs und die Knie manchmal kribbelten.

„Ja, ich bin wach“, brumme ich. Meine Augen sind noch immer geschlossen. Ich bin noch immer etwas konfus.

„Gut, Sie reagieren. Wir hatten befürchtet, dass Sie nicht mehr zu gebrauchen sein würden.“ Sie spricht Englisch mit einem sehr befremdlichen Akzent. Ich kann ihn nicht zuordnen und irgendwie klang es grammatisch nicht ganz richtig.

„Hmm“, nuschele ich. Charmante Stimme, in der Tat. Was soll das heißen, „zu gebrauchen“?

Dann auf einmal kommt es mir wieder in den Sinn: Ich bin tot. Okay, nicht richtig tot, das muss ich zugeben. Ich bin gestorben, 2043 im Universitätsklinikum Hamburg. Ich habe mich für viel Geld einfrieren lassen, von einer ganz neuen Firma, die in Norwegen aufgemacht hatte. Früher hätte ich mich dafür nach Arizona fliegen lassen müssen. Doch das ging nun auch in Europa.

Meine Frau hatte nichts davon gehalten, sie wollte alt werden und sterben. Ich aber hänge an meinem Leben.

Was bringt es mir, eine unsterbliche Seele zu haben, wenn ich nicht mehr hier bin!

Als klar war, das mein Krebs gestreut hatte, ließ ich mich einfrieren. Und ich kann sagen: Es war grauenhaft!

Wieder sehe ich vor meinem geistigen Auge den Moment, als jede Farbe aus dem Blick wich.

Alles wurde grau, dumpf und ich hatte das Gefühl zu fallen. Ich hatte Angst. Ich hatte mich gerade mit meinem Enkel Otto angefreundet, benannt nach meinem Opa. Seine Mutter konnte mich nicht ausstehen, doch er war aufgeweckt. Aus dem sollte mal was werden, nicht so eine unstete Existenz wie seine Mutter. Gut, seinen Namen empfinde ich als etwas sehr altmodisch, aber da muss ich mit meinem Namen gerade reden. Otto wollte eine Orientierungsfigur, die konnte seine Mutter ihm bei all dem Suff kaum bieten.

Doch dann kam dieser Schmerz in der Brust dazwischen.

„Darf ich Sie Timothy nennen?“, werde ich gefragt und wieder zurück ins Hier und Jetzt gerissen, wo und wann dieses Jetzt auch immer ist.

Mir wird klar, dass das schon die zweite oder dritte Frage dieser jungen Frau ist, die sich über mich beugt. Inzwischen habe ich meine Augen geöffnet.

Sie ist vielleicht zwanzig, hat stark krauses Haar, das straff frisiert ist und erahnen lässt, wie hübsch sie sein kann. So allerdings sieht sie eher sehr ... effizient aus.

Sie trägt eine Schutzbrille und hat die Augenbrauen neugierig gehoben. Sie hat asiatische Züge, aber sehr viel dunklere Haut als ich.

„Wenn‘s sein muss“, sage ich. „Bin ich bei den Katholiken oder Evangelen im Himmel?“ Das kann ich mir nicht verkneifen.

Sie runzelt die Stirn und sieht auf ihre Messinstrumente.

„Himmel? Im Himmel? Wir sind auf der Erde. Diese Aktion in einem Flugzeug durchzuführen, erscheint mir absurd. Oder meinen Sie Lunar 1?“

Jemand neben ihr bemerkt: „Vielleicht bedeutete die Vokabel Himmel zu seiner Zeit etwas anderes?“

„Keine neurologischen Schäden“, beruhige ich sie und nicke. „Nur Humor, der für Sie sicher prähistorisch anmutet. Keine Sorge, nur Humor.“

„Ist das wieder Humor? Dieses Wort, dieses ... prähistorisch, das widerspricht sich. Vor der Historie gab es keine Geschichtsschreibung.“

Ich nicke und seufze. „Ihr Hirn funktioniert also auch. Prähistorisch meinte zu meiner Zeit die Epoche, bevor man Geschichte schrieb. Aber lassen wir das.“

„Wir werden später einen weiteren Hirntest durchführen.“

„Sicher. Welches Jahr haben wir? Wo sind wir?“

„2111. Sie sind der erste Reaktivierte.“

„2111 nach Christus? Die Zukunft lag also um die Ecke. Vermutlich haben sie bereits wenige Jahre, nachdem ich weg war, den Krebs besiegt. Wo bin ich? Wie haben Sie mich zum Leben erweckt?“

„Nicht nach Christus. Wir zählen nicht mehr so wie Sie, wir haben das Jahr 2111 nach der Welteinigung in der Gemeinschaft. Was das in Ihrer Zeitrechnung ist, weiß ich leider nicht genau. Das müssen Sie jemanden fragen, der sich damit beschäftigt. Laut Unterlagen Ihres Transportbehältnisses wurden Sie aus einem Land namens Norwegen vom Historischen Dienst ausgegraben.“

„Von Archäologen?“, frage ich halb scherzhaft, vergessend, dass diese Frau ja keinen Humor zu besitzen scheint. Gott, lass die nicht alle so sein!

„Von der historischen Fakultät, es war ein Zufall. Die zwei anderen Tanks, die wir von dort heranschafften, konnten wir leider nicht lebendig reaktivieren. Viele haben auch schwerwiegende Leiden, sodass eine Reaktivierung keinen Sinn ergibt.“

„Ich bin Ihr Uni-Projekt?“ Das ist jetzt langsam hoffentlich ihre Art von Humor.

„Wir sind hier in der medizinischen Fakultät, das ist korrekt. Ich bin Naomi G. 32.“

Ich ergreife ihre dargebotene Hand und stelle mich vor.

„Timothy S. Beiss“, erkläre ich. „Aber das wissen Sie vermutlich.“

„Oh, sie sind eine S-Klasse? Ich werde jemanden rufen lassen, der Ihre Begriffe besser beherrscht.“

Ich ziehe die Stirn in Falten. Ich bin doch keine S-Klasse! Was soll das sein, ein Auto? Bin ich ein Mercedes?

„Das S steht für Samson“, erkläre ich. „Nicht für eine Klasse.“

Naomi kichert. „Was soll das denn sein? Ein Name?“

„Das ist korrekt. Eine mythische Figur, genau genommen.“

„Keine Typenbezeichnung?“

Jetzt bin ich daran, noch verwirrter zu schauen. „Eine Typenbezeichnung?“, frage ich und betone jedes Wort. Ich muss klingen wie jemand, der eine ihm fremde Sprache spricht.

„Ja. S-Klasse. Soldat“, erklärt sie. Dabei spricht sie ebenso langsam wie ich, wie zu einem Kleinkind, dem man etwas versucht begreiflich zu machen, das der eigenen Meinung nach doch völlig evident ist.

„Nein“, sage ich langsam. „Ich bin nie im Militär gewesen.“

„Was war ihr Dienst an der Gemeinschaft?“

Ich zögere. Will sie meinen Beruf wissen?

„Ich war Universitätsprofessor“, erwidere ich.

„Ah, also eine G-Klasse“, sagt sie und lächelt. „Dann sind Sie bei mir ja richtig.“

Ein Gerät an ihrem Arm vibriert. Sie nimmt es und schaut auf den Bildschirm.

Es muss ein Kommunikator sein, so was wie ein Handy oder Smartphone vielleicht.

Dann sagt sie: „Verzeihen Sie, aber jemand wird Sie in einen Aufenthaltsraum bringen. Ich werde mich später wieder mit Ihnen beschäftigen. Lang lebe die Gemeinschaft!“

Dann ist sie auch schon aus dem Raum.

Man hilft mir auf. Ich bin nur mit einer Decke bekleidet, wie mir erst jetzt klar wird. Irgendjemand muss sie über mich geworfen haben.

Ich weiß, dass ich nackt eingefroren werden sollte. Schließlich ist Kleidung bei einem medizinischen Eingriff eher hinderlich. Erst jetzt kommt mir in den Sinn, wie gut diese Frau Englisch gesprochen hat. Ich meine, bei all der Zeit verändert sich eine Sprache. Sie betont einige Wörter fremdartig, aber das ist mir gar nicht so sehr aufgefallen.

Ich stehe auf und falle sofort hin.

„Bitte bleiben Sie liegen“, befiehlt eine junge Pflegerin. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass sie dastand. Zumindest denke ich, dass sie das ist, sie trägt keinen Kittel.

Sie hilft mir auf und legt mich wieder hin. Mir ist das unangenehm, aber was soll‘s. Viel gravierender finde ich, dass ich mich so schwach fühle.

Sollte ich nicht ausgeruht sein nach all dem Schlaf?

„Was ist passiert?“, frage ich.

„Ihre Muskeln sind degeneriert durch die lange Zeit, in der sie nicht genutzt wurden. Der Einfrierungsprozess führt dazu. Ich werde Ihnen einige Dioden in die Muskulatur einführen. Nach einer leichten Betäubung werden Sie gar nichts vom neuerlichen Muskelaufbau spüren“, erklärt sie.

Dann beginnt sie bereits, mir irgendwelche Nadeln in den Körper zu stecken.

Es tut weh und kribbelt. Dann hält sie mir ein Mundstück ins Gesicht. Nach einigen tiefen Zügen eines betäubenden Gases dämmere ich weg. Ich hasse dieses Gefühl, es erinnert mich unangenehm ans Sterben.

2

Als ich aufwache, sitze ich in einem Aufenthaltsraum, nur bekleidet mit einem Kittel.

Neben mir steht ein gesichtsloser Androide, der vier Arme anstatt zwei hat. Zwei seiner Arme enden in Fingern, zwei eher in etwas wie großen Wattepads.