Eine Königin der Galaxis: 3 Science Fiction Romane - Konrad Carisi - E-Book

Eine Königin der Galaxis: 3 Science Fiction Romane E-Book

Konrad Carisi

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Science Fiction Abenteuer: Das Syndikat der Weißen Königin (Konrad Carisi) Die Faust des Reiches (Konrad Carisi) Aus der Welt gefallen (Konrad Carisi) Ich beeile mich in den Kampfanzug zu kommen. Die Protektoren sind schnell angelegt, immerhin habe ich entsprechende Implantate an Armen und Beinen, so dass sie sofort einrasten können. Dann greife ich mir meine Waffe aus dem Spind und reihe mich in die Schlange ein. Meine Einheit bekommt eine Landefähre zugewiesen und wir beeilen uns in das langgezogene Raumschiff hineinzukommen. In seinem Inneren scheint es aus nichts zu bestehen als endlos langen Sitzreihen. Sofort sichere ich meine Waffen, verstaue sie in der Halterung neben dem Sitz und schnalle mich an. Die Fähre hebt ab und verlässt den Hangar des Großkampfschiffes FAUST DES REICHES. Es gibt keine Fenster in dieser Fähre, jeder der neunundfünfzig Männer um mich herum würde in Gefahr gebracht durch solch eine dünne Stelle der Hülle. Doch es gibt einen Bildschirm, der anzeigt wie wir das Großkampfschiff hinter uns lassen und Aufnahmen von einer Bugkamera zeigen uns wie wir uns der Welt Gunis nähren. Es ist ein Planet des Sternenreichs von Axarabor, unseres größten Feindes. Während des Anflugs auf diese trostlose Wüstenkugel wiederhole ich immer wieder zur Beruhigung mein persönliches Mantra, wie man es mir in der Grundausbildung beigebracht hat: Ich bin Zulmor Kolins, Soldat des großen Reiches von Perkistol und meine Dienstnummer ist 332998-8.

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Konrad Carisi

Eine Königin der Galaxis: 3 Science Fiction Romane

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Inhaltsverzeichnis

Eine Königin der Galaxis: 3 Science Fiction Romane

Copyright

Das Syndikat der Weißen Königin

Die Faust des Reiches

Aus der Welt gefallen

Eine Königin der Galaxis: 3 Science Fiction Romane

Konrad Carisi

Dieser Band enthält folgende Science Fiction Abenteuer:

Das Syndikat der Weißen Königin (Konrad Carisi)

Die Faust des Reiches (Konrad Carisi)

Aus der Welt gefallen (Konrad Carisi)

Ich beeile mich in den Kampfanzug zu kommen. Die Protektoren sind schnell angelegt, immerhin habe ich entsprechende Implantate an Armen und Beinen, so dass sie sofort einrasten können. Dann greife ich mir meine Waffe aus dem Spind und reihe mich in die Schlange ein. Meine Einheit bekommt eine Landefähre zugewiesen und wir beeilen uns in das langgezogene Raumschiff hineinzukommen. In seinem Inneren scheint es aus nichts zu bestehen als endlos langen Sitzreihen. Sofort sichere ich meine Waffen, verstaue sie in der Halterung neben dem Sitz und schnalle mich an. Die Fähre hebt ab und verlässt den Hangar des Großkampfschiffes FAUST DES REICHES. Es gibt keine Fenster in dieser Fähre, jeder der neunundfünfzig Männer um mich herum würde in Gefahr gebracht durch solch eine dünne Stelle der Hülle. Doch es gibt einen Bildschirm, der anzeigt wie wir das Großkampfschiff hinter uns lassen und Aufnahmen von einer Bugkamera zeigen uns wie wir uns der Welt Gunis nähren.

Es ist ein Planet des Sternenreichs von Axarabor, unseres größten Feindes. Während des Anflugs auf diese trostlose Wüstenkugel wiederhole ich immer wieder zur Beruhigung mein persönliches Mantra, wie man es mir in der Grundausbildung beigebracht hat: Ich bin Zulmor Kolins, Soldat des großen Reiches von Perkistol und meine Dienstnummer ist 332998-8.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER A.PANADERO

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

Das Syndikat der Weißen Königin

von Konrad Carisi

Der Umfang dieses Buchs entspricht 74 Taschenbuchseiten.

Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.

Eigentlich klang es nach einem einfachen Auftrag. Ich, Kartek Tezal, sollte nur eine Ladung Waffen zu einer Welt bringen, die von Verbrechern beherrscht wird. Deren Aufstand, ist nicht meiner. Ich sollte sogar bezahlt werden dafür, mich dort noch ein wenig umzusehen. Wenn es doch so leicht ginge…

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

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1

„Du sagtest, du hättest ein Problem, bei dem ich dir helfen müsse. Es ginge um Leben und Tod. Hier bin ich“, sage ich, lehne mich in der halbrunden Sitzgelegenheit zurück und mustere die Frau vor mir. Wir sitzen an einem kleinen Tisch in einer Bar etwas abseits von den anderen Piloten. Die Bar ist gerammelt voll. Mehrere Schiffsmannschaften feiern, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Die Frau vor mir ist eine weißblonde unoptimierte Menschenfrau, also eine Angehörige eines Menschenschlags, den man überall im Sternenreich von Axarabor antrifft. Sie mustert mich.

„Kartek Tezal“, murmelt sie meinen Namen. „Ich dachte, du bist aus der Raumflotte ausgestiegen, weil du all das nicht mehr willst.“

„Ich habe nie gesagt, dass ich keine Aufregung mehr will“, erwidere ich ausweichend. „Komm schon, Sophitia, du willst etwas. Du hast es echt dringend gemacht. Ich musste mit der ASHOKA direkt herkommen. Also bitte, was ist?“

Ich mache eine offene Geste mit meinen Händen. Sophitias Blick mustert auch diese, da sie offenkundig von den ihren abweichen. Sie sind blau wie meine Haut und feingliedriger als die Finger anderer Menschenarten. Ich bin ein Belkarianer und nicht nur größer als ein Axarabor-Mensch, sondern habe auch irislose Augen – jedenfalls für sie sieht es so aus.

„Ich will dich anheuern. Du sollst ein guter Schmuggler sein.“ Sie beugt sich ein wenig lasziv vor. Sie hat ein silbernes Oberteil an, das ihren Bauch freilässt und einen tiefen Ausschnitt hat. Ihre dunkle Hose ist staubbedeckt, was auf dieser schwülheißen, sandigen Kugel von einem Planeten kein Wunder ist. Ihre schulterlangen Haare fallen ihr ins Gesicht, während sie spricht.

„Wenn ich bekannt bin, mache ich meinen Job nicht gut“, erwidere ich. „Wer hat dir gesagt, ich täte so was?“

„Kolopai.“

„Hmm“, brumme ich. Für den habe ich eine ganze Weile gearbeitet. Er ist kein schlechter Händler, nur ohne jedes Gewissen. Damit muss man zurechtkommen. Allerdings bin ich dann abberufen worden. „Also?“

„Sagt dir die Weiße Königin was?“

„Ist ein Syndikat, oder? Herrscht von Trento bis nach Pelo II. Manche sagen, der Königsmord auf Antari ist die Entscheidung von den Leuten des Syndikats gewesen“, sage ich wahrheitsgemäß, was ich weiß.

„Ich will, dass du Waffen für uns nach Gunis schaffst.“

„Wer ist ‚uns‘? Was ist Gunis?“ Ich lehne mich zurück.

„Na ja, du weißt, es gab diverse Besiedlungsmissionen von der Zentralwelt Axarabor aus.“

„Sicher, ein Ergebnis dieser unzufriedenen Kolonisten sitzt vor dir“, sage ich, hebe beiläufig meine blaue, feingliedrige Hand und spreize die Finger. „Gunis ist auch so eine Welt?“

„Eine, von der die Raumflotte noch nichts weiß. Seit einiger Zeit schicken sie Schiffe, um solche Welten zu finden, zu denen der Kontakt abbrach, um die alten Kolonisten ausfindig zu machen und mit ihnen Kontakt aufzubauen. So etwas.“

„Habe ich von gehört“, gestehe ich. Tatsächlich bin ich selber im Rahmen einer solchen Mission wieder Mitglied der Streitkräfte geworden. Ich sitze hier als Agent der Raumflotte von Axarabor, nicht nur als Schmuggler.

Allerdings muss sie das nicht wissen.

„Machst du es?“

„Wieso sollte ich?“

„Nun, die Kolonisten werden vom Syndikat bekämpft und du wirst gut bezahlt. Zudem tust du etwas Gutes, sie werden frei sein.“

Ich schmunzle. Natürlich weiß ich jetzt schon, dass ich den Job annehmen werde. Die Raumflotte von Axarabor will offiziell nicht gegen das Syndikat der Weißen Königin vorgehen. Inoffiziell aber wird diese Waffenlieferung natürlich dem Widerstand helfen und die Flotte kann dann gegebenenfalls später eingreifen und den Rebellen anbieten, reguläres Mitglied des Reiches zu werden.

„Ich meine die Bezahlung, Sophitia.“

Sie lächelt und beugt sich etwas vor, um eine Zahl zu flüstern – eine obszön hohe Zahl.

Ich lächle und nicke. „Gut. Wo bekomme ich die Ware?“

Im Hintergrund der Bar, in der wir sitzen, beginnt eine Reihe Piloten einen Shanty zu Singen. „Verlass sie, verlass sie rechtzeitig“, grölt der Refrain. Ich kenne das Lied, es ist populär in diesem Quadranten. Es geht, glaube ich, um ein Frachtschiff, auf dem man nur einmal anheuert wegen des Geldes und dann sein Leben verbringt und nie wieder einen Planeten betritt. Ich ignoriere es geflissentlich. Dieser Job ist was anderes.

„Hinter dem dritten Planeten dieses Systems. Auf der abgewandten Seite zu dieser Welt werden wir uns treffen und ich übergebe dir die Fracht für Gunis.“

Sie reicht mir die Hand und ich schlage ein. „Abgemacht“, sage ich.

Nachdem ich den Tisch verlassen habe, bemerke ich aus den Augenwinkeln, wie mir jemand folgt. Ruhigen Schrittes gehe ich zurück zum Frachthangar, wo mein Schiff, die ASHOKA, liegt.

Auf halbem Weg holt mein Verfolger auf und schließt sich mir an. Es ist V3-RA, von mir immer nur Vera genannt. Sie ist eine Androidenfrau und meine Partnerin.

„Was für ein Flittchen“, sagt sie zur Begrüßung.

Ich erwidere lediglich die Summe, die sie mir genannt hat.

„Ein teures Flittchen“, sagt Vera und ich muss lachen.

„Sicherlich“, stimme ich zu. „Ist dir was aufgefallen, als du uns beobachtet hast?“

„Nein, du warst nie in Gefahr. Sie kam wirklich allein und hat niemanden in der Hinterhand gehabt. Ich glaube auch nicht, dass sie verfolgt wird. Es scheint alles sauber zu laufen.“

Wir erreichen unser Schiff und betreten die Frachtrampe der ASHOKA.

„So sauber, wie ein Schmuggelauftrag eben ist“, stimme ich zu.

„Erstattest du Bericht?“, fragt sie.

Ich nicke und seufze. „Muss ich ja wohl.“

Ich setze mich in den Sitz des Piloten und starte den Antrieb. Während er warmläuft, starte ich eine kodierte Verbindung zu unserem Kontaktmann in der Flotte von Axarabor.

„Hier ist Kartek Tezal. Wir bekommen die Fracht und die Koordinaten von Gunis.“ Es ist eine reine Tonübertragung ohne Bild. Ich habe meinen Kontaktmann bisher nie gesehen, nur gehört.

„Hier Leutnant Ezarad. Ihre Mission bleibt bestehen. Wir wissen nicht, was aus den Siedlern von Gunis wurde und haben nur durch abgefangene Transmissionen des Kartells der Weißen Königin davon erfahren, dass die Kolonistenmission EXCALIBUR tatsächlich einen bewohnbaren Planeten vorfand und besiedeln konnte. Sie werden so viele Informationen sammeln, wie es ihnen möglich ist und die Einheimischen gegen das Kartell unterstützen. Sie sind weder als Bevollmächtigter der Raumflotte dort, noch sind Sie berechtigt, Verhandlungen für das Sternenreich von Axarabor zu führen. Haben Sie das verstanden?“

„Und wenn ich in einer Notlage bin?“, hake ich ein wenig spitzfindig nach.

Leutnant Ezarad seufzt hörbar. „Ich wiederhole, Sie sind grundsätzlich weder berechtigt, im Namen des Sternenreiches von Axarabor Verhandlungen aufzunehmen noch unsere Rolle zu offenbaren. Wie Sie im Einzelnen verfahren, müssen Sie selbst entscheiden. Ihre primäre Aufgabe ist und bleibt die Erkundung. Wir wissen nicht, was aus der EXCALIBUR geworden ist. Wir wussten bis vor Kurzem nicht einmal, dass Sie Ihr Ziel erreicht hat.“

„Gut. Tezal Ende“, beende ich die Transmission und starte den Antrieb mit der rechten Hand. Mit der linken Hand gebe ich grob eine Position auf der von uns abgewandten Seite des dritten Planeten des Systems ein.

Der Antrieb lässt das Deck der ASHOKA leicht erbeben, als wir die Atmosphäre verlassen.

V3-RA gesellt sich zu mir. „Traust du ihr?“, fragt sie.

„Wem? Sophitia?“

Sie nickt.

Ich lache leise. „Kein Stück weit. Aber für den Auftrag müssen wir nun mal zusammenarbeiten.“

Schweigend hängen wir jeder unseren eigenen Gedanken nach.

Ein Piepsen des Navigationscomputers verrät mir, dass wir uns den eingegebenen Koordinaten nähern.

Ich verlangsame das Schiff.

„Hast du was auf den Sensoren?“, frage ich Vera.

„Ein Frachter ist aus dem Ortungsschatten des Planeten aufgetaucht. Er nähert sich uns. Seine Waffen sind aktiv. Soll ich unsere ebenfalls aktivieren?“

Ich schüttele den Kopf. „Ruf sie.“

„Gut, du bist der Kapitän. Sie kommen in Waffenreichweite“, kann sich Vera nicht verkneifen. „Sie nehmen den Ruf an.“

„Auf den Schirm.“

Auf dem großen Bildschirm vor mir erscheint Sophitias Gesicht. Ihr Mund ist zu einem süffisanten Lächeln verzogen.

„Ihr habt ein langsames Schiff“, bemerkt sie.

„Sie mag nicht schnell sein, aber sie hat es da, wo es drauf ankommt“, erwidere ich pikiert. Mein Schiff ist nicht nur mein Zuhause, es ist auch mein Eigen, ich bin stolz darauf. Ich bekomme ein Peilsignal von dem anderen Schiff und leite ein Rendezvous-Manöver ein.

Die Schiffe nähern sich an und schlussendlich docken wir aneinander.

Vera und ich kontrollieren unsere Waffen. Mein Blaster steckt in seinem Holster. Vera trägt zur Sicherheit eine Klinge versteckt in ihrem Roboterarm.

„Keine Schusswaffe?“, frage ich. Sie schüttelt den Kopf.

„In einem Schiff bin ich nützlicher im Nahkampf. Meine überlegene Schnelligkeit und Robustheit“, doziert sie und ich schließe ihr lachend mit einem Kuss den Mund.

„Deine Robustheit, jaja“, wiederhole ich und gehe dann grinsend zur Andockschleuse. Meine Waffe ist entsichert. Ich traue Sophitia kein bisschen.

Vera stellt sich zu mir und ich öffne das Schott.

Sophitia steht da in ihrem silbernen tief ausgeschnittenen Oberteil und hebt die Hände demonstrativ mit den Handflächen nach außen.

„Ich komme in Frieden und beleidige dein Schiff auch nicht“, sagt sie und grinst mich frech an. Ich schnaube.

„Klar“, erwidere ich trocken. „Wo ist die Ware, die wir transportieren müssen?“

Sie führt uns einen Korridor entlang in ihr Schiff in einen Frachtraum voller Kisten. Jede ist ungefähr einen Schritt lang und einen Schritt hoch. Es sind Dutzende. Ich öffne eine.

Darin befinden sich Gewehre, Handfeuerwaffen und Granaten. Wenn in jeder Kiste dieselbe Menge ist, komme ich auf genug Waffen für einen Kleinkrieg.

Ich schließe die Kisten und nicke Vera zu. Gemeinsam mit ihr und Sophitia beginnen wir Kiste um Kiste herüberzutragen.

„Wieso holst du nicht deine Mannschaft zum Helfen?“, frage ich Sophitia spitzfindig.

Sie erwidert nichts. Ich nehme an, sie ist allein. Das bringt diese Art von Schmuggel mit sich. Je weniger Leute eingeweiht sind, umso weniger können dich am Ende verraten.

Auch ihr Outfit ist, denke ich, Teil ihres Jobs. Es lenkt die meisten humanoiden Spezies, die sich mit vielen Menschenvariationen eine Vorliebe für Dekolletés teilen, ab. Genau das soll es auch, denke ich.

Als wir fertig sind, stemmt Sophitia die Hände in die Hüfte.

„Dann lasst uns los.“

„Uns“, echoe ich und werfe Vera einen Blick zu. „Wie uns?“

„Ich werde euch begleiten.“

„So haben wir nicht gewettet“, sage ich.

Sie nickt. „Das ist aber Teil des Deals. Was glaubst du, wer dir den Kontakt herstellen wird? Was glaubst du, wer die Übergabe machen wird?“

„Ich selbst. Du könntest sonst auch ohne uns fliegen“, erwidere ich ruhig. Zwar nützt es uns von Seiten der Sternenflotte von Axarabor, wenn die Waffen an die Rebellen geliefert werden, aber das heißt nicht, dass Sophitia eine von uns ist.

„Ich komme mit euch oder der Deal platzt. Mein Schiff ist zu langsam und ich bin keineswegs gut darin, irgendwo einzuschleichen.“

Ach, denke ich, auf einmal ist dein Schiff zu langsam...

Ich werfe einen Blick zu V3-RA. Sie gibt mir mit einer kurzen Augenbewegung zu verstehen, dass es meine Entscheidung ist.

Was für eine Entscheidung! Wir sollen für die Flotte auf diesen Planeten. Wenn sie das wüsste ...

„Von mir aus“, knicke ich ein. „Aber dafür legst du noch zweihundert drauf.“

„Hundert.“

„Hundertfünfzig wegen der Unannehmlichkeiten.“

Sie seufzt. „Gut.“

Ich zögere, lang genug, damit mein zerknirschtes „Von mir aus“ echt wirken kann. „Gut. Aber ich habe die letzte Entscheidungsgewalt. Wenn es zu unangenehm wird, brechen wir den Job ab.“

„Ich wusste gar nicht, dass man sich als Schmuggler erlauben kann, feige zu sein“, sagt Sophitia und grinst lasziv.

„Schätzchen, ich bin Schmuggler, kein Pirat. Ich bringe Dinge von einem Ort zum anderen, ohne gesehen zu werden. Wenn ich in der ersten Reihe stehen wollte, wäre ich Infanteriesoldat geworden.“

Mit diesen Worten wende ich mich um und gehe zum Cockpit.

„Dein Schiff verbleibt hier?“, fragt Vera nun an Sophitia gewandt.

Diese nickt. „Wenn wir abdocken, fährt der Bordcomputer herunter und aktiviert sich auf einen Code von mir hin bei unserer Rückkehr.“

Ich höre das noch mit einem Ohr, während ich mich am Ende des Korridors in den Pilotensitz der ASHOKA setze und den Antrieb aktiviere.

„Koordinaten“, rufe ich nach hinten zu Sophitia.

Sie kommt zusammen mit V3-RA herein. Vera zeigt ihr, wie man den Navigationscomputer bedient und sie gibt die Koordinaten von Gunis ein.

Ich überlege kurz, ob ich sie jetzt rauswerfen soll, entscheide mich aber dagegen. Es nützt ja erst mal nichts. Wenn sie klug ist, waren das sowieso nicht die direkten Koordinaten von Gunis.

„Bereit zum Sprung“, sage ich und aktiviere den Antrieb meines Raumschiffes.

2

Einige Stunden vergehen, bis wir schlussendlich in einem trostlosen System herauskommen, das mehrheitlich von einem Roten Riesen verschlungen wurde. Die Sonne war am Ende ihres Lebenszyklus und dehnt sich nun immer weiter aus, bis sie schlussendlich zusammenfallen wird. Möglicherweise schafft sie es, eine richtige Supernova werden, die Messwerte legen das nahe.

Wie ich angenommen habe, gibt uns Sophitia nun die Koordinaten für einen weiteren Sprung, an dessen Ende wir Gunis finden sollen.

Einige Stunden vergehen, die Vera und ich uns im Cockpit abwechseln. Sophitia sitzt dabei schweigend im Frachtraum. Es mangelt auf der ASHOKA an weiteren Kabinen. Natürlich hat es auch den Vorteil, dass wir sie dort notfalls einsperren könnten. Wir misstrauen ihr und das ist keine gute Bedingung, um so eng auf einem Schiff zusammengepfercht zu sein.

Einige Stunden vor dem vom Navigationscomputer berechneten Zeitpunkt der Ankunft bereitet Vera eine kleine Mahlzeit zu und wir sitzen zusammen im Aufenthaltsraum. Der Raum ist klein, wenige Schritte im Durchmesser, und ein Großteil wird eingenommen von einer halbkreisförmigen Bank, der eine weitere halbkreisförmige Bank gegenübersteht. Auf dem runden Tisch in der Mitte stehen zwei Schalen, für Sophitia und für mich.

Vera mag zwar als Androide keine Geschmacksknospen im eigentlichen Sinne haben, aber ihre Kochfähigkeiten sind herausragend! Nirgendwo sonst jenseits meiner Heimatwelt bekommt man Belkarianischen Braten so gut hin.

Auch Sophitia bedankt sich für das Essen.

„Was kannst du uns über die Welt Gunis berichten? Ich denke, es ist genug Geheimniskrämerei gewesen und jetzt müssen wir informiert werden, damit die Mission Erfolg hat“, beginne ich.

Sophitia mustert uns beide. Dann nickt sie langsam und nachdenklich. „Gunis ist eine trockene Welt, die relativ nahe an ihrer Sonne liegt. Es gibt Wüsten und Felsmassive. Das Leben auf diesem Planeten spielt sich in der Dämmerung und unterirdisch ab.“

„Wieso blieben die Siedler, wenn die Welt so ungastlich ist?“, fragt Vera.

Sophitia zuckt mit den Schultern. „Der Axaraborianer ist ein Universaltier. Wo er etwas zu fressen, Eiweiß und Kohlenhydrate findet, bleibt er. Wir haben uns selbst mit unseren unspezialisierten Händen an tausende ökologische Nischen angepasst.“ Sie nickt zu mir. „Nicht wahr?“

Als Belkarianer bin ich größer und feingliedriger als sie, aber auch kräftiger. Meine Knochendichte ist höher als ihre. Das ist die langsame Anpassung an unsere Welt Belkaria gewesen. Wo sie herkommt, weiß ich ehrlich gesagt nicht genau.

„Wir sind eine Erfolgsgeschichte“, stimme ich zu. „Wenn das Ziel der Evolution das Überleben von Lebewesen ist, dann ja, dann sind wir sehr, sehr gut darin. Aber das ist nicht alles? Gunis wäre ein Felsbrocken mit Siedlern, das interessiert das Syndikat der Weißen Königin nicht.“

Sophitia nickt. „Sagt dir Hezokal was?“ Sie sieht von einem zum anderen. V3-RA nickt.

„Das ist ein Erz, das im raffinierten Zustand zur Energiegewinnung genutzt werden kann.“

„Vor allem kann man es für Bomben und Torpedos benutzen. Es potenziert ihre Explosionskraft mit relativ geringem Aufwand. Das kommt auf dieser Welt vor, darum ist das Syndikat dort.“

„Und die Siedler?“

„Hatten das Pech, dass sie vor gut hundert Jahren anfingen, Hezokal abzubauen und es exportierten. Es gibt einige nahegelegene Systeme, die ihnen als Umschlagplätze dienten. Irgendwie bekam das Syndikat davon Wind und ich denke, sie waren sehr ... energisch beim Nachfragen, wo das Erz herkommt. Gunis ist unabhängig und offiziell vermutlich nicht mal der axaraborianischen Regierung bekannt. Niemand half ihnen. Jetzt sind sie Sklaven.“

Schweigend essen wir weiter, bis ich eine Frage stelle, die mir schon in den zuvor erhaltenen Informationen der Flotte nicht zufriedenstellend beantwortet worden ist.

„Wer ist die Weiße Königin?“

„Bitte?“, fragt Sophitia. „Das weiß niemand.“

„Aber dieser Name ... ich konnte nur Halbwahrheiten in Erfahrung bringen. Wer ist sie?“

Sophitia zuckt die Schultern. „Manche behaupten, sie sei eine Sternenhexe oder sie sei eine Kriegerin aus dem gefallenen Torianer Imperium. Vielleicht gibt es sie gar nicht wirklich. Vielleicht hat sie das alles mal gegründet, ist aber schon lange tot? Das Syndikat existiert seit beinahe zweihundert Jahren, was man so findet. Je nach Spezies ist das ein normales oder absurd hohes Alter.“

Ich nicke und esse weiter. Der Annäherungsalarm des Navigationscomputers schreckt mich hoch. Ich springe auf und laufe zum Pilotensitz.

Eine Raumanomalie wird gemeldet. Ich wechsele auf Unterlichtgeschwindigkeit. Schwerkraftquellen können manchmal eine Gefahr für überlichtschnelle Antriebe darstellen. Als vor mir auf den Anzeigen das System von Gunis erkennbar ist, begreife ich auch sofort, wieso mir eine Anomalie angezeigt wurde.

Ein Schwarzes Loch befindet sich, in astronomischem Maßstab, in der Nähe des Sonnensystems von Gunis. Eine vorläufige Schätzung des Bordcomputers ergibt, dass letztlich das ganze System von Gunis mit seinem Schwerpunkt um das Schwarze Loch kreist und möglicherweise in einigen Milliarden Jahren eingesaugt werden kann und für immer im Ereignishorizont vernichtet wird, vorausgesetzt natürlich, die Sonne des Systems stirbt nicht vorher den Novatod.

„Alles in Ordnung?“, fragt Vera und setzt sich auf ihren Platz. Der Kommandoraum der ASHOKA ist klein, doch für zwei reicht es normalerweise. Sophitia ist uns gefolgt und muss allerdings stehen.

„Wir sind in einem Stück und das ist das richtige System. Oder?“, erwidere ich und sehe zu Sophitia. Diese nickt.

Sie gibt mir einen Anflugvektor in den Navigationscomputer ein.

„So müssten wir den Patrouillenschiffen des Syndikats entgehen. Sie fliegen immer wieder durch das System und haben eine Handvoll Satelliten installiert, um ungebetene Besucher zu empfangen. Es ist nicht viel, keine Sorge. Das System ist zu groß für ihre Möglichkeiten, um eine vollkommene Überwachung zu gewährleisten. Das Syndikat hat einfach zu wenig Leute.“

Ich brumme nur eine Antwort und nähere mich dem Planeten Gunis.

Der Ortung nach ist diese grau-beige Kugel vor uns ein mittelgroßer Planet, der etwas zu nahe an seiner Sonne ist. Es gibt keine Jahreszeiten im eigentlichen Sinne, nur wärmere und heiße Wüstentage.

„Gemütlich“, sagt V3-RA, die sich die gleichen Scannerdaten ansieht. „Da wollen wir hin? Wirklich?“

Ich nicke nur zur Antwort.

Meine blaue Haut kommt mir hier zugute, sie filtert eine ganze Menge Strahlung weg. Meine Geburtswelt Belkaria ist ein Doppelsonnensystem, was dazu führt, dass es täglich nur eine dreistündige Dunkelphase gibt.

Wir nähern uns dem Planeten immer weiter und plötzlich schrillt ein Alarm auf. Sophitia sieht mich fragend an.

„Was ist das?“

„Das ist der Annäherungsalarm“, sage ich unruhig.

Sofort beginne ich eine weite Kurve zu fliegen. Vera betrachtet die Sensordaten auf ihrer Konsole und ich warte auf ihre Auswertung. „Ich glaube, wir kriegen eine ganze Menge Besuch“, sagt sie. „Es nähern sich dreizehn Jäger, kleine Raumschiffe.“

Sie spielt mir auf meinen Schirm eine Zusammenfassung der Daten, die sie über die Sensorenphalanx bekommt. Es sind unbemannte Drohnen, erkenne ich.

„Drohnen“, sage ich. Vera zögert einen Moment, stimmt mir dann aber zu. Ich werfe über die Schulter einen Blick zu Sophitia.

„Du! Sofort in das hintere Geschütz“, befehle ich. Sie fackelt nicht lange, sondern läuft direkt los. Am Ende des Hauptkorridors meines Raumschiffes befindet sich eine Luke im Boden. Darunter ist ein autonom funktionierendes Geschütz am Heck des Schiffes angebracht und kann von dort aus gesteuert werden. Die vorderen Geschützen sind unter der Kontrolle von Vera. Diese hat sich nun direkt mit dem Schiffscomputer verbunden. In diesem Augenblick sind die feindlichen Jäger auch schon da. Die ASHOKA erzittert unter dem feindlichen Feuer, das auf uns niederprasselt.

„Unsere Schilde sind runter auf siebzig Prozent“, ruft Vera. „Irgendjemand hat diesen Dingern verdammt schwere Geschütze verpasst.“

„Kannst du erkennen, von wo sie kontrolliert werden?“, frage ich und bringe die ASHOKA in eine Abwärtsspirale. Mir ist klar, dass diese automatisierten Raumschiffe von irgendwo kontrolliert werden müssen. Sie sind zu klein für Piloten und ihre Manöver lassen auch vermuten, dass niemand an Bord ist, den die Fliehkräfte töten könnten. Vermutlich ist der Planet viel zu groß, um ihn mit den wenigen Leuten des Syndikats effektiv zu überwachen. Also müssen sich hier diverse automatisierte Systeme finden, unter anderem irgendwelche Satelliten, die diese Flieger koordinieren.

„Ich kann es leider nicht genau erkennen“, ruft Vera mir zu. Das Schiff erzittert kurzzeitig. In diesem Augenblick beginnt Sophitia am Heck des Schiffes zu feuern. Ein Verfolger explodiert hinter uns.

„Sie ist gut“, stellt Vera fest. Ich nicke.

„So langsam beginne ich zu bereuen, dass wir diesen Auftrag angenommen haben“, sage ich zu Vera. Sie lächelt, was ich aus den Augenwinkeln erkennen kann.

„Wenn wir nicht beschossen würden, würden wir irgendetwas verkehrt machen oder?“, sagt sie. „Man greift immer nur die an, die sich auch lohnen.“

Ich lache freudlos. „Das siehst du falsch, Schatz“, sage ich. „Wir sind als Schmuggler hier: Wenn man uns angreift, machen wir etwas verkehrt.“

In diesem Augenblick kracht ein Treffer in die Schilde der ASHOKA und lässt sie kollabieren. Sirenen beginnen zu schreien und kreischen.

„Wir haben die Schilde verloren“, sagt Vera und bestätigt, was ich bereits an den Sirenen erkennen kann.

„Noch so ein Treffer und wir ...“, setzt sie an, doch weiter kommt sie nicht. In diesem Augenblick trifft ein Schuss die Außenhülle und reißt ein kleines Loch. Alarmsirenen schrillen. Der nächste Treffer geht direkt ins Antriebssegment und es kommt zu einer Explosion am Heck der ASHOKA. Ich versuche, die Kontrolle über das Raumschiff zu behalten. Der Planet Gunis kommt in meinem Sichtfenster immer näher. Wir sind bereits in seiner Anziehungskraft gefangen. Ich sehe zu Vera.

„Okay, ich versuche den Vogel irgendwie runterzubekommen, ohne dass wir einen gigantischen Krater verursachen. Danach sehen wir weiter“, sage ich.

„Bist du dir sicher? Glaubst du nicht, wir sollten lieber versuchen, im Orbit zu bleiben?“, fragt sie, doch ich winke ab.

„Die werden uns vom Himmel holen“, erwidere ich.

Wie zur Bestätigung erzittert die ASHOKA erneut unter einem Treffer. Eine andere Sirene beginnt nun zusätzlich zu kreischen. Kurzzeitig wird es dunkel im Cockpit. Dann springt das Notaggregat an und ich habe wieder ein wenig Energie.

3

Der Planet ist so nahe, dass er das gesamte Sichtfenster ausfüllt. Wir beginnen zu trudeln und zu kreisen. Der Atmosphäreneintritt lässt das Schiff erzittern, doch die Verfolger brechen den Angriff ab. Sie gehen vermutlich aufgrund ihrer Programmierung davon aus, dass wir in der Atmosphäre verglühen werden. Was sie nicht wissen können ist, dass die Ashoka deutlich mehr aushalten kann als ein gewöhnliches Raumschiff. Dann sind wir durch die äußere Schicht der Atmosphäre hindurch und fliegen einer endlosen Wüste aus Felsen und Sand entgegen. Ich reiße am Steuerknüppel und versuche, nicht die weitläufigen Felsformationen vor uns zu treffen. Die dahinter liegende Wüste sieht recht vielversprechend für eine einigermaßen sanfte Landung aus, gemessen an der Geschwindigkeit, die wir draufhaben.

„Zieh so lange hoch, wie du kannst“, sagt Sophitia zu mir. „Wir sind nahe an unseren Landekoordinaten.“

„Über die Landekoordinaten mache ich mir gerade keine großen Sorgen“, erwidere ich.

Kurz bevor wir aufschlagen, sehe ich noch einmal zu Vera, bevor wir die Planetenoberfläche das erste Mal berühren und ich in den Sicherheitsgurten nach vorne gerissen werde. Dann wird alles dunkel.

4

Ich komme zu mir und sehe in das wunderschöne Gesicht meiner Androidenpartnerin vor mir.

„Hey Süßer, hast du gut geschlafen?“, fragt V3-RA.

„Geht so“, erwidere ich.

„Wie geht es dir?“, frage ich.

Sie zuckt die Schultern. „Wie soll es mir schon gehen?“, fragt sie. „Ich bin nicht verletzt und ansonsten ist das Ganze hier ein Desaster. Das Schiff ist Schrott – ich meine wirklich Schrott. Das kann ich ohne eine Werft und einen Schrottplatz in der Nähe nicht mal mit sehr viel Geld und Zeit reparieren. Die Schäden sind rundherum vernichtend.“

„Aber wir haben noch die Fracht?“, frage ich und versuche mich aufzurichten. Ich spüre ein Pochen in der Stirn und stelle fest, dass ich einen ganz schönen Bluterguss dort habe.

„Sowohl die Blonde als auch ihre Fracht sind noch in Ordnung.“ Sie klingt etwas unzufrieden dabei, allerdings vermute ich, dass es mehr mit Sophitia als den Waffen zu tun hat. In diesem Augenblick betritt Sophitia den Raum. Sie hat ein paar verbundene Stellen am Arm.

„Wir müssen weiter“, sagt sie.

„Wieso?“, frage ich. „Glaubst du, sie werden uns hier erwarten?“

Sie schüttelt den Kopf. „Nein, du hast beim Absturz so viel aufgewirbelt, dass eine Schicht Sand auf dem Schiff liegt. Wir sind optisch somit erst mal von oben nicht gut zu erkennen und was Strahlung angeht, die man orten könnte ... nun dieses Schiff hat keine Energiesignatur mehr. Aber die Waffen sind nun hier. Ihr habt die Bezahlung in Aussicht, mit der ihr euch ein neues Schiff kaufen könnt. Wir lassen die Waffen hier und holen sie später“, sagt sie entschieden. „Nachdem wir Kontakt zu unserem Auftraggeber für die Rebellen aufgenommen haben.“

Ich stehe auf und fühle mich etwas wackelig auf den Beinen. Dennoch nicke ich.

„Von mir aus“, sage ich. „Allerdings erhöht sich der Preis noch einmal gemessen daran, dass ich dieses Schiff hier wohl nicht werde reparieren lassen können.“

Sophitia hebt fragend die Augenbrauen. „Wieso nicht? Wenn die ihre Revolution gewinnen, wirst du anschließend das Wrack bergen dürfen. Das heißt, du kannst dieses Schiff komplett von Grund auf renovieren lassen.“

„Wenn sie gewinnen ...“ Ich werfe ihr einen skeptischen Blick zu, sage aber nichts weiter dazu.

Vera sagt, dass ich mich nicht ernsthaft verletzt habe. Sie reicht mir mein Holster und meine Waffe darin. Wieso sie mir das Holster zwischenzeitlich abgeschnallt hat, weiß ich nicht. Bewaffnet fühle ich mich auf jeden Fall etwas besser. Ich hole aus meinem Quartier einen breitkrempigen Hut und eine Art Poncho, den ich über meine Kleidung werfe. So gegen die Sonne gerüstet, verlasse ich mit Vera und Sophitia das Raumschiff.

Sophitia holt ein kleines Gerät heraus, das sie zur Peilung unserer Position benutzt. Als sie meinen fragenden Blick sieht, erklärt sie: „Der wurde mir ausgehändigt von Otok. Das ist unser Kontaktmann. Er spricht für die Rebellen und trägt einen Peilsender bei sich, sodass wir ihn nach unserer Ankunft finden werden.“

„Ist das nicht sehr gefährlich?“, frage ich.

Sie nickt. „Hier ist das Risiko sehr wohl klar. Doch wenn wir geschnappt würden und jemand anderes ihn mit dem Peilsender findet, dann wird es nur sein Leben kosten und nicht das der ganzen Rebellenorganisation. Er ist jemand, der möglichst versucht, alle Fäden bei so wenig Leuten wie möglich zu lassen. Das macht diese Rebellion so effizient.“

„Also gut“, sage ich und wir verlassen das Schiff. Wir haben einen kleinen Gleiter zum Verladen von Fracht an Bord, doch Sophitia ist dagegen, dass wir ihn nehmen. Einerseits müssen wir befürchten, dass noch nach uns gesucht wird und man uns orten kann. Andererseits meint Sophitia, wäre er nicht gut zu lagern dort, wo wir hinwollen. Mit einem Rucksack voll Proviant auf dem Rücken marschieren wir drei in die Wüste hinaus. Sophitia führt uns an. Sie allein weiß, auf welcher Frequenz der Peilsender sendet. Ich bin nicht glücklich über diese Situation. Normalerweise habe ich mein Schiff gerne startbereit als Rückendeckung.

Die Sonne brennt unnachgiebig und schon nach wenigen Schritten fühlt sich mein Mund ausgedörrt an. Die Luft ist trocken, was die Hitze etwas erträglicher macht. V3-RA hat keinerlei Schwierigkeiten, zumindest noch nicht. Wie sehr ihr System damit zu kämpfen haben wird, hier eine gute Betriebstemperatur aufrechtzuerhalten, wird sich zeigen.

Letztlich hat sie auch eine Form von Stoffwechsel, der einem nicht so fremd ist, wie man vielleicht denkt. Denn auch ihre Rechenprozesse erzeugen Wärme und die muss irgendwie aus dem Körper rausgeleitet werden. Ich schwitze, um nicht zu überhitzen. Andere Spezies hecheln, um kalten Sauerstoff in den Körper zu bekommen und auch sie hat einen Kreislauf aus Kühlflüssigkeit im Körper.

Gewisse Dinge scheinen alle Lebewesen zu teilen, selbst die mechanischen.

Wir marschieren einen halben Tag lang und legen immer wieder Pausen ein. So langsam sitzt mir der Sand in jeder Hautfalte. Die Luft ist flirrend heiß. Wir erreichen ein Felsplateau, das sich gewaltig vor uns erhebt und hunderte Schritte steil in den Himmel ragt.

Ich befürchte schon, das wir dort hinauf müssen, als Sophitia sagt: „Wir sind da.“

Ich tausche irritierte Blicke mit V3-RA.

„Wir sind wo?“, frage ich und schaue nach links und rechts. Nirgends ist eine Spur von Zivilisation zu erkennen, geschweige denn von Leben.

Sie lächelt verschmitzt.

„Hier ist der Eingang zu einer Stadt. Wenn sie fragen, wo wir herkommen, sagt, aus dem Süden. Dort sind mehr Sklaven. Die Syndikatsleute brachten immer wieder Sklaven mit. Dort ist man den Anblick Fremder gewohnt“, sagt sie und marschiert direkt auf die Felswand zu.

Wir folgen ihr und ich sehe verdutzt, wie sie durch die Felswand tritt. Die holographische Projektion war perfekt. Erst als sie hindurchtritt, erkenne ich die feinen Bewegungen, als das Bild kurz flackert. Ich bin zugegeben beeindruckt. Jemand hat sich diesen geheimen Eingang in die Stadt etwas kosten lassen.

„Nach dir, meine Liebe“, sage ich und Vera zwinkert mir zu, während sie hindurchtritt.

„Angsthase“, sagt sie dabei mit einem charmanten Lächeln. Ich trete hindurch und spüre nichts von der Projektion, als ich durch sie hindurchschreite.

„Was soll denn das?“, frage ich Vera. „Da ist man einmal höflich entgegen seiner Natur und dann sagst du sowas.“

„Das Leben ist hart und ungerecht“, stimmt sie mir immer noch lächelnd zu.

„Und zu kurz ist es auch“, erwidere ich.

Das trifft nur auf mich zu. V3-RA wird mich aufgrund ihrer Androidenhülle natürlich lange überleben. Der Gedanke sticht ein wenig in meiner Magengegend, doch ich ignoriere ihn. Wir haben hier einen Auftrag zu erledigen.

Hinter der holografischen Projektion liegt ein gigantischer Tunnel, mehr als dreimal so hoch, wie ich groß bin. Er führt langsam sanft hinab in die Dunkelheit und verliert sich dort. In einigen hundert Schritten Entfernung sind immer wieder Leuchtelemente an der Wand angebracht, kleine fluoreszierende Kästchen, mit denen jemand den Weg markiert hat. Sie leuchten immer auf, wenn der Lichtkegel meiner Handlampe darüber geht.

„Gehen wir“, sagt Sophitia und marschiert weiter.

Wir folgen ihr durch das Halbdunkel. Mit jedem Schritt verbessert sich meine Sicht. Nach der grellen Sonne dort draußen muss ich mich erst einmal wieder an diese Finsternis gewöhnen. Bald kann ich einigermaßen gut sehen und erkennen, dass der Tunnel eindeutig geschaffen wurde und nicht natürlichen geologischen Ursprungs ist.

„Hat der Widerstand diesen Tunnel angelegt?“, frage ich. Ich glaube es fast nicht, denn er ist dermaßen groß, dass es unsinnig ist. Natürlich könnte man schweres Kriegsgerät durch ihn transportieren wollen, aber je nachdem, wo er endet, ist das nicht nützlich.

Sophitia gibt mir recht. „Nein, das war ein einheimisches Wesen. Als ‚Felsenbeißer‘ würde man in der Allgemeinsprache, glaube ich, den Namen übersetzen.“

„Was? Ein Tier hat das hier gefressen?“

„Eher eine Rotte. Sie legen überall Tunnelnetzwerke an. Allerdings hat der Widerstand ein wenig nachgeholfen, dass der Tunnel so läuft, wie sie es wollten. Die Felsenbeißer ernähren sich von den Metallen im Fels, auch wenn es nur wenig ist.“

Schweigend marschieren wir weiter. Nach einigen Stunden endlich ist im wahrsten Sinne des Wortes Licht am Ende des Tunnels zu erkennen.

Vor uns liegt eine ovale Höhle, in der allerlei Ausrüstung steht. Manches wurde ausgeschlachtet und ist mehr ein technisches Gerippe als noch wirklich in seiner Funktion erkennbar.

„Hier sind wir“, sagt Sophitia und geht zu einer schweren metallenen Tür, die in die Wand eingelassen ist. Sie klopft mehrmals und ein Segment der Tür öffnet sich. Ein Kameraauge mustert sie.

„Sophitia mit den Schmugglern. Wir haben die Waffen in der Wüste versteckt. Ich bürge für die beiden. Es läuft alles nach Plan.“

„Nichts läuft nach Plan“, erwidert eine Stimme, die aus den Lautsprechern in der Tür scheppert. Dann schwingt die Tür auf und ein Humanoider ist zu erkennen.

„Illu, meine Liebe“, sagt Sophitia und verneigt sich leicht. „Wo ist Otok?“

„Er ist ... es ist furchtbar. Kommt rein.“