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An einem trüben Tag wird auf Rügen die Leiche einer Frau gefunden, die sich bei einem Sturz von der Steilküste das Genick gebrochen hat. Wie sich herausstellt, hat Henrike Paulsen in einem über 30 Jahre zurückliegenden Vermisstenfall ermittelt. Obwohl die Obduktion keinen Hinweis auf ein Fremdverschulden ergibt, nimmt sich Rechtsmedizinerin Leona Pirell des Falls an. Dabei stößt sie auf Hinweise, die sowohl Henrikes Tod, als auch die Ereignisse von damals in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.
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Seitenzahl: 243
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Maren Schwarz
Inselbrut
Rügen-Krimi
Falsches Spiel Rechtsmedizinerin Leona wird von ihrer einst besten Freundin Gaby um Hilfe bei der Aufklärung eines Verbrechens gebeten. Bei dem Opfer handelt es sich um Henrike Paulsen, Gabys Schwägerin. Henrike gehörte der Ermittlungsgruppe „Cold Cases“ des Hamburger LKAs an und hat zuletzt in einem über 30 Jahre zurückliegenden Vermisstenfall ermittelt: dem spurlosen Verschwinden der damals 17-jährigen Schülerin Marina Bielka. Kurz darauf kam Henrike ums Leben – hat sich bei einem Sturz von der Steilküste das Genick gebrochen. Obwohl alles nach einem Unfall aussieht, beginnt Leona auf Drängen ihrer Freundin zu recherchieren. Und kommt dabei einer menschlichen Tragödie auf die Spur, die sowohl Henrikes Tod, als auch die Ereignisse von damals in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. Ohne es zu wollen, ist Leona mitten in einem Fall angekommen, der ihr wieder einmal alles abverlangt und sie erneut in tödliche Gefahr bringt.
Maren Schwarz, Jahrgang 1964, lebt in einer kleinen Stadt im Vogtland. Ihre Krimireihe um die Rechtsmedizinerin Leona Pirell spielt auf Rügen, der zweiten Heimat der Autorin. Neben Kriminalromanen schreibt sie Beiträge für verschiedene Kurzkrimi-Anthologien. Das vorliegende Buch ist bereits ihr siebter Rügen-Krimi im Gmeiner-Verlag. Maren Schwarz ist Mitglied im Syndikat.
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Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © suze / photocase.de
ISBN 978-3-8392-7900-7
In liebevoller Erinnerung an meine Omili – 28.04.1926 – 23.10.2009 und für meine geliebten Eltern – es ist an der Zeit, euch endlich einmal DANKE zu sagen!
Der Tag neigte sich bereits seinem Ende entgegen, als Finja Everts das Ortsanfangsschild von Gager passierte. Der Wetterbericht hatte für die Nacht eine von Norden kommende Kaltfront angekündigt, in deren Übergangsbereich mit gefrierendem Regen und Glatteis gerechnet werden musste. Ein Blick auf den grau verhangenen Himmel schien dieser Prognose recht zu geben. Doch Finja wäre nicht Finja gewesen, wenn sie sich davon hätte abschrecken lassen.
Nachdem sie ihr Auto in der Nähe des Hafens abgestellt hatte, stieg sie aus. Dabei riss ihr der eisige Wind fast die Tür aus der Hand. Kein Wunder, dass der ganze Ort wie ausgestorben war. Selbst von den wenigen Touristen, die Anfang November noch hier anzutreffen waren, ließ sich niemand blicken.
Mit trotziger Entschlossenheit zog Finja die Mütze tief in die Stirn. Dann griff sie nach ihrem Rucksack und der Kamera. Seit sie das Fotografieren für sich entdeckt hatte, verging kaum eine Woche, in der sie sich nicht auf Motivsuche begab. Die meisten der bislang dabei entstandenen Aufnahmen zeigten neben Land und Leuten auch eine Auswahl heimischer Wildtiere und konnten sich durchaus sehen lassen. Weil dazu vor allem eine gute Ausrüstung benötigt wurde, wollte sie heute ihr neues Objektiv ausprobieren.
Um dabei nicht alles dem Zufall zu überlassen, hatte sie sich bereits im Vorfeld nach einer geeigneten Stelle umgesehen und war dabei auf die Zickerschen Alpen gestoßen. Das zum Biosphärenreservat Südost-Rügen gehörende Naturschutzgebiet bot vor allem Feldhasen und Rehen ideale Bedingungen. Wobei man Letztere auf Grund ihrer Scheu meist nur in der Dämmerung zu Gesicht bekam. In Gedanken sah Finja bereits die Futterkrippe vor sich, die sie für ihre Zwecke ausgesucht hatte.
Sie war kaum losgelaufen, als der Weg eine Biegung machte und sie an malerischen reetgedeckten Häusern vorbeiführte, von denen eines schöner als das andere anzuschauen war. Sobald sie das letzte Grundstück hinter sich gelassen hatte, frischte der Wind auf und blies ihr mit voller Wucht entgegen. Dafür wurde sie mit einer reizvollen Aussicht entschädigt. Während der von Brombeerbüschen gesäumte Feldweg immer schmaler wurde und dabei unmerklich an Höhe gewann, tat sich ein am Steilufer entlangführendes Waldstück vor ihr auf. Die Bäume standen hier so dicht, dass die Luft noch kühler wirkte, als sie es ohnehin schon war. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihre Augen sich an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Nach wenigen Metern öffnete sich der Weg vor ihr und gab die Sicht auf die See frei. Vorsichtig näherte Finja sich dem Steilufer, um einen Blick in die Tiefe zu werfen. Direkt unter ihr befand sich der Strand, wo sich die Wellen mit ohrenbetäubendem Tosen an den Steinen brachen und in weißen Fontänen über sie hinwegbrausten. Wie klein wir Menschen doch sind, dachte Finja ehrfürchtig, bevor sie in die Geborgenheit des Waldes zurückkehrte. Es begann bereits zu dämmern, als sie die Futterkrippe erreichte. Nun musste sie nur noch nach einem geeigneten Versteck Ausschau halten.
Ihre Wahl fiel auf eine im Unterholz gelegene Senke. Dort angelangt, zog sie die außen an ihrem Rucksack befestigte Isomatte hervor und breitete sie auf dem Boden aus. Unter einem Tarnnetz verborgen, brachte sie die Kamera in Position. Nun hieß es abwarten und sich gedulden.
Während die Kälte allmählich durch ihre mit Fleece gefütterte Kleidung drang, vernahm Finja plötzlich ein Geräusch. Kurz darauf tauchten zwei Spaziergänger in ihrem Blickfeld auf. Nun macht schon, geht weiter, beschwor Finja sie in Gedanken. Doch statt ihr den Gefallen zu tun, verlangsamten sie ihre Schritte. In der Folge drangen Stimmen an ihr Ohr. Obwohl Finja zu weit weg war, um etwas zu verstehen, konnte sie anhand des Tonfalls und der Gestik erkennen, dass es sich nicht um ein freundschaftliches Gespräch handelte.
Inzwischen standen die beiden direkt am Abgrund. Dort, wo sie selbst noch vor kurzem gestanden und in die Tiefe geblickt hatte. Finja spürte, wie sich trotz der Kälte feine Schweißperlen auf ihrer Stirn bildeten. Am liebsten hätte sie den beiden eine Warnung zugerufen. Urplötzlich eskalierte die Situation. Das Ganze ging so schnell, dass Finja den Stoß mehr erahnte, als dass sie ihn sah. Ein markerschütternder Schrei war das Letzte, was sie hörte. Danach war alles still. Totenstill.
Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass sie soeben Zeugin eines Verbrechens geworden war. Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte sie die Szene mit der Kamera aufgenommen. Wobei das gar nicht notwendig gewesen wäre. Finja würde das Bild der Frau, die vor ihren Augen über den Rand der Klippe gestoßen wurde, ohnehin nie wieder loswerden. Es hatte sich unauslöschlich in ihre Netzhaut eingebrannt und würde sie den Rest ihres Lebens begleiten.
Auch als es gar nichts mehr zu sehen gab, betätigte ihr Finger noch immer wie von selbst den Auslöser. Klick, klick, klick. Der Schock saß so tief, dass sie einfach nicht damit aufhören konnte. Dabei schlugen ihre Zähne wie im Schüttelfrost aufeinander. Ihr restlicher Körper hingegen war wie betäubt vor Entsetzen.
Im Nachhinein konnte Finja sich nicht daran erinnern, wie lange sie in ihrem Versteck ausgeharrt hatte. Irgendwann hatte sie ihre Sachen zusammengerafft und war zu ihrem Auto gerannt. Sie war so mit sich selbst beschäftigt, dass sie den Regen erst bemerkte, als sie völlig durchnässt dort ankam. Finja riss die Tür auf und warf ihren Rucksack mitsamt der Kamera achtlos auf den Beifahrersitz. Dann fuhr sie los, als wäre der Leibhaftige hinter ihr her.
Es dauerte eine Weile, bis sie sich so weit beruhigt hatte, um wieder klar denken zu können. Spätestens jetzt ging ihr auf, dass sie die Polizei informieren musste. Finja hatte bereits die Hand nach ihrem Rucksack ausgestreckt, um ihr Handy herauszuholen, als ihr einfiel, dass es zu Hause auf ihrem Schreibtisch lag.
Nach kurzem Überlegen beschloss sie, das nächste Polizeirevier anzusteuern. Dort konnte sie den Beamten auch gleich den Chip mit den Bildern aushändigen.
Inzwischen regnete es so stark, dass ihre Scheibenwischer kaum noch gegen die Wassermassen ankamen. Kein Wunder, dass sie das Reh, das kurz hinter Lancken Granitz wie aus dem Nichts vor ihr auf der Fahrbahn auftauchte, erst im letzten Moment sah. Obwohl Finja eine Vollbremsung hinlegte, gelang es ihr nicht, der drohenden Kollision auszuweichen. Das Reh wurde über die Motorhaube hinweg gegen die Windschutzscheibe geschleudert: geschätzte 25 Kilogramm, die bei einem Zusammenstoß bei Tempo 100 eine Masse von einer halben Tonne entwickelten.
Der Aufprall war so heftig, dass Finja die Gewalt über ihren Wagen verlor. Er donnerte in einen am Straßenrand stehenden Baum. Ein lautes Krachen war das Letzte, was sie hörte, bevor ihr die Sinne schwanden. Dem kurz darauf an der Unfallstelle eintreffenden Notarzt blieb nur, den Tod der jungen Frau festzustellen.
Der Regen der letzten Nacht hatte für Abkühlung gesorgt. Daran konnten auch die vereinzelten Sonnenstrahlen nichts ändern, die in dem Moment die Wolkendecke durchdrangen, als Leona den am Stadtrand von Göhren gelegenen Friedhof betrat.
Kurz darauf stand sie mit gesenktem Kopf vor Cemals Grab und ließ ihren Blick über den schlichten Grabstein wandern, auf dem sein Name zusammen mit seinen Geburts- und Sterbedaten eingraviert war. Es war jetzt fast zwei Jahre her, dass das Schicksal ihn ihr genommen hatte.
Mit einem verhaltenen Seufzer bückte Leona sich und berührte die kalte Erde. »Ich vermisse dich.« Ihre Worte wurden von dem zwischen den Bäumen hängenden Nebel geschluckt. Als sie sich aufrichtete, entdeckte sie ein Eichhörnchen, das an einem Baumstamm hochhuschte und in einem Astloch verschwand. Leona wünschte sich, es gäbe auch für sie einen solchen Zufluchtsort, wo sie dem entsetzlichen Brennen in ihrer Brust entfliehen konnte. Dabei wusste sie genau, wie illusorisch dieser Wunsch war.
Von einer tiefen Trostlosigkeit erfasst, verließ sie den Friedhof und steuerte die auf einem Hügel gelegene Backsteinkirche an. Eine etwas westlich davon errichtete Tafel verriet, dass sich hier der sogenannte Speckbusch befand, ein aus der Bronzezeit stammendes Hügelgrab, das vor circa 3.000 Jahren auf einer von eiszeitlichen Gletschern zusammengeschobenen Moränenkuppe angelegt worden war. Einer alten Sage nach befand sich in der Nähe das Dorf Grotenhagen, dessen Wohlstand dem Herrn des benachbarten Gutes Philippshagen ein Dorn im Auge war. Deshalb ließ er während eines starken Westwindes das Dorf anzünden, das innerhalb kürzester Zeit niederbrannte. Unter den von der Bevölkerung in Sicherheit gebrachten Habseligkeiten befand sich auch jener Speck, dem der nordwestlich des Dorfes gelegene Hügel seither seinen Namen verdankte.
Oben angekommen, lenkte Leona ihre Schritte zu der uralten Eiche und ließ sich auf einer der darunterstehenden Bänke nieder. Sie liebte es, hier zu sitzen und die Aussicht zu genießen. Daran konnte selbst der eisige Nordwind nichts ändern. Sie spürte weder den Nieselregen, der sich wie ein Film auf ihre Jacke und ihr Gesicht legte, noch die Kälte. Sie saß einfach nur da und starrte auf einen imaginären Punkt am Horizont. In solchen Augenblicken existierte für sie weder Zeit noch Raum. Selbst das hungrige Geschrei der Möwen schien meilenweit entfernt.
Bevor sie sich’s versah, kreisten ihre Gedanken schon wieder um Cemal. Warum hatte es ausgerechnet ihn treffen müssen? Dabei hatten sie gerade erst wieder zueinander gefunden. Während ihre Augen sich erneut mit Tränen füllten, versuchte sie, die Erinnerung an den Tag seiner Beerdigung auszublenden. Doch sie ließ sich weder ausblenden, geschweige denn verdrängen. Genauso wenig wie die damit einhergehende Verzweiflung.
Es war ein sonniger Frühlingstag gewesen, der den Duft von Flieder und frisch gemähtem Gras mit sich trug. Während die Natur zu neuem Leben erwachte, hatte Leona das Gefühl gehabt, vor Trauer vergehen zu müssen. Hinzu kam, dass sie sich nicht von Cemal hatte verabschieden können. Und das nur, weil er an diesem teuflischen Virus gestorben war. Dabei hatte alles ganz harmlos begonnen. Mit leichtem Fieber und grippeähnlichen Symptomen, die allerdings von Tag zu Tag schlimmer geworden waren. Irgendwann hatte er so gut wie keine Luft mehr bekommen und musste künstlich beatmet werden. Der Anfang vom Ende. Leona hatte ihn weder besuchen noch Abschied von ihm nehmen dürfen, weil aufgrund der Pandemie in den Krankenhäusern keine Besucher Zutritt hatten.
Während sie sich sein Bild vor Augen rief, musste sie an den Aufkleber auf seinem Sarg denken. ›Vorsicht Corona‹, hatte darauf gestanden, was bedeutete, dass der Sarg nicht geöffnet werden durfte. Auf ihren Wunsch hin hatte man ihn inmitten eines riesigen Blumenmeeres in der schlichten Aussegnungshalle aufgebahrt. Zusammen mit einem Foto von Cemal, das auf einem ihrer gemeinsamen Ausflüge entstanden war. Leona wollte ihn so in Erinnerung behalten, wie sie ihn kannte. Nicht leblos und bleich, sondern mit einem Lächeln auf den Lippen.
Nach einer bewegenden Andacht war der mit dunkelroten Rosen geschmückte Sarg von vier schwarz livrierten Angestellten des Bestattungsinstitutes hinausgetragen und in ihrem Beisein zu Cemals letzter Ruhestätte gebracht worden. Dort angelangt, hatte sie sich zusammen mit einer Handvoll seiner engsten Vertrauten und Angehörigen im Halbkreis um das frisch ausgehobene Grab geschart und darauf gewartet, ihm die letzte Ehre erweisen zu dürfen. Doch erst als der Sarg in die mit grünem Flor ausgelegte Grube hinabgelassen wurde, hatte sie begriffen, dass es vorbei war. Endgültig und für immer.
Nichts spiegelte den ewigen Kreislauf aus Werden, Wachsen und Vergehen so gnadenlos wider wie ein solcher Moment. Was blieb, war die Erinnerung an die gemeinsam verbrachte Zeit. Auch wenn es sich dabei bloß um ein paar Monate gehandelt hatte.
Das Läuten der Kirchturmglocken holte sie in die Gegenwart zurück und rief ihr ihre vornüber gebeugte Haltung ins Bewusstsein. Zeit, sich auf den Heimweg zu machen. Wobei die Zeiten, in denen sie sich auf ihr Zuhause gefreut hatte, längst vorbei waren. Zuhause – das war seit Cemals Tod nur noch ein Wort. Eine leere Hülle, ohne das dazugehörige Gefühl.
Bereits im Aufstehen begriffen, ließ sie ihren Blick ein letztes Mal vom Lobber Steilufer bis zu dem Aussichtsturm von Thiessow schweifen. Dazwischen lag inmitten der von Bodden und Meer begrenzten Landzunge der Lobber See: ein blauer Farbtupfer, umgeben von Wiesen und Weideland. Kein Wunder, dass die einzigartige Aussicht den Ort zu einem begehrten Ausflugsziel machte.
»Ich dachte mir schon, dass ich dich hier finden würde«, riss Marlies Boström, die sich ihr unbemerkt genähert hatte, sie aus ihren Betrachtungen. Als Leona sich umdrehte, blickte sie in das runde, gutmütige Gesicht ihrer Freundin. Wie immer übte ihre tiefe, unaufgeregte Stimme eine beruhigende Wirkung auf sie aus. »Ein paar Minuten später, und ich wäre weg gewesen«, sagte Leona, nachdem sie einander begrüßt hatten.
»Bist du aber nicht.« Die Erleichterung darüber war unüberhörbar.
»Klingt, als ob du mich vermisst hättest.«
»Vermisst ist gut. Ich suche schon den ganzen Morgen nach dir.«
Augenblicklich meldete sich Leonas schlechtes Gewissen: »Warum hast du nicht angerufen?«
»Weil ich dich überraschen wollte«, erwiderte Marlies verschmitzt.
Ihre Worte berührten Leona, die sich nicht erinnern konnte, wann sie das letzte Mal so froh gewesen war, ihre Freundin zu sehen, ganz eigenartig. »Wieso? Ich meine, weshalb?« Sie sah sich suchend um. »Und wo ist Ole?«
Der Kleine war mittlerweile fast drei Jahre alt und hatte sich zu einem aufgeweckten Kerlchen entwickelt, das seine Mutter ständig auf Trab hielt. Zum Glück hatte Marlies sich rasch von dem auf sie verübten Anschlag erholt, der eigentlich Leona gegolten hatte. Augenblicklich stand ihr wieder Olrik Bruhns Gesicht vor Augen. Er hatte sich an ihr rächen wollen, weil es ihr gelungen war, ihn einer Reihe von Morden zu überführen. Sein Plan hatte vorgesehen, ihren Wagen in einen Unfall zu verwickeln. Was ihm auch gelungen war. Allerdings konnte er nicht wissen, dass Marlies am Steuer saß. Die Ärzte hatten ihr Bestes gegeben, um ihr Leben zu retten. Mit Erfolg. Sonst hätte Marlies ihrem Sohn kaum eine so gute Mutter sein und Peer, der inzwischen wieder in den Polizeidienst zurückgekehrt war, den Rücken freihalten können.
»Der ist im Kindergarten. Zur Eingewöhnung«, sagte Marlies in ihre Überlegungen hinein. »Deshalb bin ich hier. Um dich zu fragen, ob du nicht Lust auf ein entspanntes Mittagessen hast. Es gibt Scholle und Bratkartoffeln.«
Allein der Gedanke ließ Leona das Wasser im Mund zusammenlaufen. »Lecker!«
»Dann kommst du also?«
»Ich wüsste nicht, was ich lieber täte.« Leona hatte kaum ausgesprochen, als ihr Handy zu klingeln begann. Ein Blick auf das Display zeigte ihr, dass es sich um einen dienstlichen Anruf handelte. Lass es bitte nichts Dringendes sein, dachte sie, bevor sie das Gespräch annahm. Doch ihr Wunsch sollte nicht erhört werden.
»Ich fürchte, du musst ohne mich essen«, sagte sie mit leisem Bedauern. »Das war meine Dienststelle. Ich muss zu einem Einsatz.«
»Ich wusste gar nicht, dass du Bereitschaft hast.«
»Habe ich auch nicht. Jedenfalls nicht offiziell. Ich bin für einen erkrankten Kollegen eingesprungen.« In Wahrheit hatte sie sich regelrecht darum gerissen. Allerdings musste sie das Marlies nicht auf die Nase binden. Die machte sich schon genug Sorgen wegen ihrer vielen Bereitschaftsdienste. Dabei war Arbeit noch immer das beste Mittel, um sich abzulenken. Deshalb verbrachte sie seit Cemals Tod jede freie Minute im Sektionssaal und übernahm sämtliche Rufbereitschaften. Obwohl sie bis zum Umfallen arbeitete, konnte sie nicht einschlafen, wenn sie abends todmüde ins Bett sank.
Bei ihrer Ankunft in Gager wurde Leona von einem Kollegen der Hafenpolizei erwartet. »Frau Pirell?«, vergewisserte er sich.
Während Leona nickte, warf sie einen Blick zum Anlegesteg, wo zwei weitere Polizisten standen und sich unterhielten. »Können Sie mir sagen, was passiert ist, Kollege …?«
»Hellert. Falko Hellert«, stellte sich der bärtige Hüne vor, bevor er auf die Hintergründe zu sprechen kam. »Ein Ehepaar aus Sachsen, das zurzeit hier Urlaub macht, hat uns informiert. Die beiden haben heute Morgen während eines Spaziergangs durch die Zickerschen Alpen auf einem unterhalb der Steilküste gelegenen Strandabschnitt eine weibliche Leiche entdeckt. Die Kollegen von der Spurensicherung machen sich gerade ein Bild von der Lage. Anscheinend ist die Frau abgestürzt und hat sich das Genick gebrochen.«
Leona hoffte inständig, dass es ein Unfall war, der keine weiteren Ermittlungen erforderte. »Weiß man schon, um wen es sich bei der Toten handelt?«
»Die Frau heißt Henrike Paulsen«, ließ Hellert sie nach einem Blick in seine Aufzeichnungen wissen. »Sie wurde gestern Abend von ihrem Bruder als vermisst gemeldet.« Ihr Kollege deutete zu dem am Anlegesteg wartenden Boot. »Ich hoffe, Sie haben nichts gegen eine kleine Bootsfahrt einzuwenden. Der Fundort ist leider nur vom Wasser aus erreichbar.«
Der Gedanke an die vor ihr liegende Überfahrt jagte Leona einen Schauer über den Rücken. Es brauchte nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, dass es angesichts des stürmischen Windes und der aufgewühlten See kein Vergnügen werden würde. Hinzu kam die Kälte. Kaum hatte das Boot abgelegt, sprang und hüpfte es wie eine Nussschale über die Wogen. Glücklicherweise dauerte der Spuk nicht allzu lange.
Sobald Leona wieder festen Boden unter den Füßen hatte, schnappte sie sich ihren Einsatzkoffer und lief zu dem von rot-weißem Flatterband abgesperrten Strandabschnitt. Bevor sie ihn betrat, ließ sie sich von den Kollegen der Spurensicherung ein Paar Überzieher reichen und streifte sich dünne Gummihandschuhe über. Danach nahm sie die Leiche der Frau in Augenschein. Sie lag auf dem Rücken, war mit Jeans und einer roten Daunenjacke bekleidet. In unmittelbarer Nähe befanden sich mehrere große Findlinge. Leona mochte sich lieber nicht ausmalen, wie es sich anfühlte, wenn man im freien Fall darauf aufschlug. Um einen Eindruck davon zu bekommen, brauchte man sich nur den unnatürlich zur Seite abgekippten Kopf der Toten anzuschauen. Kein Wunder, dass sie sich das Genick gebrochen hatte.
Leona vermutete, dass sie zu nah am Abgrund gestanden hatte. Da reichte ein falscher Schritt, um das Gleichgewicht zu verlieren und in die Tiefe zu stürzen. Dafür sprachen auch die Abschürfungen in dem ansonsten ebenmäßigen Gesicht der Frau. Leona registrierte, dass es von schulterlangem, braun gelocktem Haar umrahmt war und sie bei flüchtiger Betrachtung wesentlich jünger erscheinen ließ. Sah man genauer hin, zeigte sich, dass sie die 40 schon seit geraumer Zeit überschritten hatte. Plötzlich verspürte Leona eine tiefe Traurigkeit in sich aufsteigen. Normalerweise verrichtete sie ihre Arbeit ohne die geringsten Emotionen. Nicht, weil sie das Schicksal der Opfer kaltließ, sondern weil sie ihren Albträumen sonst Tür und Tor geöffnet hätte. Dabei wusste sie gar nicht, was passiert war. Abgesehen davon, dass die Frau tot war.
Bevor Leona mit der Leichenschau begann, holte sie ihre Kamera und das Diktiergerät hervor, um die Auffindesituation zu dokumentieren. Noch war schließlich nicht geklärt, ob es sich bei dem Sturz um einen tragischen Unfall handelte oder ob jemand nachgeholfen hatte. Das würde sich erst bei der Obduktion herausstellen. Auf den ersten Blick wiesen die Hände der Frau keinerlei Abwehrspuren auf. Es gab keine Anzeichen, dass sie vor ihrem Tod einen etwaigen Angreifer abgewehrt hatte. Trotzdem musste die Polizei diese Möglichkeit in Betracht gezogen haben, sonst hätte man Leona nicht angefordert. Als sie die zur Bestimmung des Todeszeitpunktes nötige Temperatur mithilfe eines Rektalthermometers ermittelt und notiert hatte, kam Hellert auf sie zu. »Können Sie schon etwas zur Todesursache sagen?«, erkundigte er sich.
»Dazu ist es noch zu früh«, vertröstete Leona ihn auf die von ihr für den Nachmittag anberaumte Obduktion.
Das Knurren ihres Magens erinnerte Leona daran, dass sie seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Dabei hatte sie sich schon auf ein gemütliches Mittagessen mit ihrer Freundin gefreut. Der Gedanke an die in heißem Fett brutzelnde Scholle ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Selbst schuld. Warum musste sie immer für andere einspringen?
Ein Blick auf die vorüberziehende Landschaft zeigte ihr, dass sie gleich in Greifswald sein würde.
Nachdem sie ihr Auto auf dem Gelände des Ernst-Moritz-Arndt-Klinikums abgestellt hatte, überquerte sie den Innenhof, um zur Kopfseite des wuchtigen Backsteingebäudes zu gelangen, in dem das Institut für Pathologie untergebracht war. Dem im Stil der italienischen Frührenaissance errichteten Gebäude war anzusehen, dass es erst kürzlich komplett renoviert worden war.
Leona öffnete die massive Eingangstür und schlüpfte in das mit schwarz-weißen Fliesen ausgelegte Vestibül. Auf dem Weg zu ihrem Büro kam ihr Kai Mertens, ihr Sektionsassistent, entgegen. »Du wirst bereits erwartet«, sagte er und wies auf das Ehepaar, das sich bei ihrer Ankunft erhoben hatte und nun erwartungsvoll auf sie zukam.
»Da bist du ja«, bemerkte die Frau, in der Leona beim Näherkommen mit großer Überraschung ihre einstmals beste Freundin Gaby erkannte. »Wir haben schon auf dich gewartet.«
Bevor Leona dazu kam, sich über das unverhoffte Wiedersehen zu wundern, stellte Gaby ihr den neben ihr stehenden Hünen vor. »Das ist mein Mann Tobias.«
»Meine Freunde nennen mich Tobi«, sagte er und reichte Leona die Hand.
»Freut mich, dich kennenzulernen, Tobi. Was kann ich für euch tun?«
»Wir sind wegen Henrike hier. Henrike Paulsen«, fügte Gaby hinzu. »Die Schwester meines Mannes.«
Es dauerte einen Moment, bis bei Leona der Groschen fiel. »Mein Beileid«, beeilte sie sich zu sagen. Ihren Worten war das Bedauern über die Umstände ihres Wiedersehens anzuhören. »Wir wissen deine Anteilnahme zu schätzen«, sagte Gaby. »Aber deshalb sind wir nicht hergekommen.«
»Sondern?«
»Weil wir deine Hilfe benötigen.« Sie suchte Leonas Blick. »Uns wurde gesagt, dass du die Obduktion vornehmen wirst?«
»Das stimmt. Allerdings wüsste ich nicht, wie …«
»Können wir das vielleicht in deinem Büro besprechen?«
»Natürlich«, sagte Leona, die noch immer keine Ahnung hatte, worauf Gaby hinauswollte. Sobald sie in dem kleinen fensterlosen Raum, der die Bezeichnung »Büro« eigentlich gar nicht verdiente, einander gegenüber Platz genommen hatten, kam Gaby ohne Umschweife zur Sache. »Kannst du schon etwas zur Todesursache sagen?«
»Die Polizei geht von einem Unfall aus. Das ist übrigens auch mein erster Eindruck. Ich …«
»Aber das stimmt nicht«, widersprach Gaby. »Henrike wurde ermordet.«
»Ermordet?«, wiederholte Leona überrascht. »Wie kommst du denn darauf?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
Doch damit wollte Leona sich nicht abspeisen lassen. »Tut mir leid, aber wenn ich euch helfen soll, muss ich wissen, worum es geht.«
»Wir haben Grund zu der Annahme, dass Henrikes Tod mit einem über 30 Jahre zurückliegenden Vermisstenfall zusammenhängt«, meldete sich Gabys Mann zu Wort. »Mit dem Verschwinden der damals 17-jährigen Marina Bielka, um genau zu sein.«
»Bielka? So wie der Frauenarzt?« Die Frage war Leona, der dabei automatisch das Bild des in Sellin praktizierenden Gynäkologen vor Augen stand, einfach so herausgerutscht.
Gaby nickte. »Ich hätte mir denken können, dass du ihn kennst«, sagte sie. »Marina war seine Tochter.«
»Der Fall ging seinerzeit durch sämtliche Medien«, ergänzte Tobias. »Konnte jedoch nie aufgeklärt werden und wurde irgendwann zu den Akten gelegt. Was aber nicht heißt, dass er in Vergessenheit geraten wäre.«
»Was willst du damit sagen?«
»Dass man ihn neu aufgerollt hat. Womit wir übrigens wieder bei Henrike gelandet wären. Sie wurde mit der Klärung des Falls betraut.«
Während Leona sich der Bedeutung des soeben Gehörten klar zu werden versuchte, eröffnete ihr Gabys Mann, dass seine Schwester der Ermittlungsgruppe Cold Cases des Hamburger Landeskriminalamtes angehört hatte. »Dort werden all die Fälle bearbeitet, die die Polizei bereits zu den Akten gelegt hat. Mord verjährt schließlich nicht. Weder nach dem Gesetz noch im Gedächtnis der Menschen.«
Seine Worte ließen Leona aufhorchen. »Wieso Mord? Ich denke, die junge Frau ist verschwunden.«
»Schon, nur dass das nicht Marinas Art entsprach. Sie wäre nie einfach so untergetaucht. Das hätte sie ihren Eltern niemals angetan. Ausgeschlossen!«
»Klingt, als ob du sie kanntest.«
»Kennen ist zu viel gesagt. Ich habe sie ein-, zweimal getroffen.«
»Dafür bist du aber erstaunlich gut unterrichtet«, ließ Leona, die spürte, dass es da noch mehr gab, nicht locker.
»Das ist Henrikes Verdienst gewesen. Die beiden sind zusammen zur Schule gegangen.«
Leona warf Tobias einen irritierten Blick zu. »Es wundert mich, dass man deine Schwester in dem Fall als Ermittlerin vorgeschlagen hat.« Während sie das sagte, kramte sie ihr Wissen zu diesem Thema hervor. »Was ich damit sagen will, ist, dass Henrike es hätte melden müssen, wenn sie zu jemandem, der in einer laufenden Ermittlung eine Rolle spielt, eine freundschaftliche Beziehung unterhalten hat. So etwas nennt man Befangenheit«, unterstrich Leona.
»Ich glaube nicht, dass ihre Kollegen davon wussten.«
Seine Worte ließen nur einen Schluss zu. »Dann hat sie ihnen also verschwiegen, dass sie persönlich involviert war?«
Tobias’ Schweigen zeigte Leona, dass sie mit ihrer Vermutung richtiglag. »Hat sie wirklich geglaubt, dass sie damit durchkommt?«
»Sonst hätte sie es wohl kaum versucht.«
»Aber warum?«
»Schwer zu sagen. Ich weiß nur, dass die Geschehnisse von damals sie nie losgelassen haben. Wahrscheinlich ist sie deshalb auch zur Polizei gegangen.«
»Klingt ziemlich weit hergeholt.« Die Skepsis in Leonas Stimme war unüberhörbar.
»Wenn du Henrike gekannt hättest, würdest du das nicht sagen. Sie war wie besessen davon. Konnte an nichts anderes mehr denken, als Marinas Mörder zu finden und ihn endlich seiner gerechten Strafe zuzuführen.« Tobias Paulsen fuhr sich mit einer müden Geste über die Augen. »Allein, mit welchem Eifer sie die Ermittlungen vorangetrieben hat! Sie …«
Ein Klopfen ließ ihn innehalten. Es war Kai Mertens. »Wir wären so weit.«
»Ich muss euch leider bitten zu gehen«, nahm Leona seinen Hinweis zum Anlass, die beiden hinauszukomplimentieren.
»Dann können wir also auf deine Hilfe zählen?« Es war Gaby, die diese Frage gestellt hatte, und sie sah nicht aus, als würde sie ein Nein akzeptieren. Das schien auch Leona zu begreifen. »Keine Sorge, wenn eure Vermutung zutreffen sollte, finde ich es heraus. Darauf könnt ihr euch verlassen«, sagte sie, ohne zu ahnen, in welche Schwierigkeiten sie sich damit brachte.
Nachdem die beiden gegangen waren, verließ Leona ihr Büro, um ihre Alltagskleidung gegen einen grünen Kittel mit Gummischürze und eine Plastikhaube für ihr Haar einzutauschen. Als sie kurz darauf den Obduktionssaal betrat, nahm sie sich vor, diesmal besonders gründlich vorzugehen. Nicht dass sie das sonst nicht auch getan hätte. Allerdings stand diesmal nicht nur ihr Können, sondern ihre Ehre auf dem Spiel. Sie hatte Gaby versprochen, ihr zu helfen, und dieses Versprechen wollte sie einlösen. Ihre Freundin hatte ihr schließlich auch geholfen, als es darum ging, Cemals Unschuld zu beweisen. Schnell schob Leona den Gedanken beiseite. Hier war weder der richtige Ort noch die passende Zeit für derartige Überlegungen.
Bevor sie mit der Obduktion begann, schlug sie das Laken zur Seite und betrachtete den inzwischen vollständig entkleideten Körper. Auf den ersten Blick schien nichts gegen die von der Polizei vermutete Unfalltheorie zu sprechen.
Obwohl sie eine erfahrene Pathologin war, achtete Leona bei all ihren Untersuchungen darauf, mit der gleichen akribischen Sorgfalt wie bei ihrem allerersten Fall vorzugehen. Einer mechanischen Handbewegung folgend, schaltete sie das über dem Sektionstisch angebrachte Diktiergerät ein. Es folgten die Angaben über Geschlecht, Alter und Gewicht. Henrike hatte 55 Kilo auf die Waage gebracht. Gemessen an ihrer Körpergröße von einem Meter siebzig, war das ein im Normbereich liegender Wert.