Inspektor Livingston jagt Mambo-Jack - Jarod McMurran - E-Book

Inspektor Livingston jagt Mambo-Jack E-Book

Jarod McMurran

4,8

Beschreibung

Ein urkomisches schottisches Krimi-Abenteuer! Im ersten Band begibt sich Inspektor Livingston, zusammen mit seinem kongenialen Praktikanten Richard Catfuggle, auf eine spannende, aber vor allen Dingen humoristisch-kriminalistische Spurensuche der Extraklasse. Dabei jagen sie keinen Geringeren, als den unberechenbaren tanzwütigen Serienkiller Mambo-Jack, der in der schottischen Metropole Edinburgh sein grausames Unwesen treibt. Neben dem krönenden Hauptfall erfahren Sie außerdem, was es mit der geisterhaften Spukerscheinung auf sich hat, die seit geraumer Zeit immer wieder in den Highlands auftaucht und warum eine rätselhafte Mumie im tiefsten Verlies von Edinburgh Castle verweilt. Obendrein werden Sie im englischen Blackpool Zeuge einer haarsträubenden Entführung während einer gruseligen Geisterbahnfahrt, lernen das Geheimnis eines unglaublich wirkenden Wahrheitsserums kennen und begleiten den tapferen Inspektor auf einer nächtlichen Bootsfahrt auf der Themse, bei der ein wahrlich furchterregendes und sogar übersinnliches Erlebnis auf ihn, und somit auch auf Sie, wartet. Und das ist noch lange nicht alles, denn selbst der hinterhältige Angriff eines räudigen Höllenhundes in den schottischen Wäldern, ein unerwarteter Polizeieinsatz in einer Höhle in Gibraltar und andere merkwürdige Ereignisse kommen keinesfalls zu kurz. Stürzen Sie sich mit dem herrlich verrückten Team von Old Scotland Yard in ein ganz besonderes Krimi-Abenteuer, das nicht nur durch den typisch britischen Humor zu einem höchst komischen und kuriosen Lesevergnügen wird. Viel Spaß!

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Über den Autor

Jarod McMurran ist nicht nur Schriftsteller, sondern auch als Entertainer, Mentalmagier und Komiker auf der Bühne zuhause. Er präsentiert schon seit vielen Jahren seine bunte und verrückte Unterhaltungsshow mit stets wechselndem Programm und ist damit regelmäßiger Gast auf Kleinkunstbühnen, sowie bei Firmenevents, Galas und Privatfeiern. Neben seinen Büchern mit äußerst ungewöhnlichen Kurzgeschichten, ist er der Schöpfer von Inspektor Livingston. Mit dieser Romanfigur hat er einen überaus skurrilen Kriminalisten erschaffen, der in Edinburgh bei Old Scotland Yard arbeitet und gemeinsam mit seinem Praktikanten bisher in vier kurzweiligen und zweifelsohne wunderlichen Fällen ermittelt. Der fünfte Band der kultigen Schottland-Comedy-Krimi-Reihe ist bereits in Arbeit.

Über das Buch

Im ersten Band begibt sich Inspektor Livingston, zusammen mit seinem kongenialen Praktikanten Richard Catfuggle, auf eine spannende, aber vor allen Dingen humoristisch-kriminalistische Spurensuche der Extraklasse. Dabei jagen sie keinen Geringeren, als den unberechenbaren tanzwütigen Serienkiller Mambo-Jack, der in der schottischen Metropole Edinburgh sein grausames Unwesen treibt.

Neben dem krönenden Hauptfall erfahren Sie außerdem, was es mit der geisterhaften Spukerscheinung auf sich hat, die seit geraumer Zeit immer wieder in den Highlands auftaucht und warum eine rätselhafte Mumie im tiefsten Verlies von Edinburgh Castle verweilt. Obendrein werden Sie im englischen Blackpool Zeuge einer haarsträubenden Entführung während einer gruseligen Geisterbahnfahrt, lernen das Geheimnis eines unglaublich wirkenden Wahrheitsserums kennen und begleiten den tapferen Inspektor auf einer nächtlichen Bootsfahrt auf der Themse, bei der ein wahrlich furchterregendes und sogar übersinnliches Erlebnis auf ihn, und somit auch auf Sie, wartet. Und das ist noch lange nicht alles, denn selbst der hinterhältige Angriff eines räudigen Höllenhundes in den schottischen Wäldern, ein unerwarteter Polizeieinsatz in einer Höhle in Gibraltar und andere merkwürdige Ereignisse kommen keinesfalls zu kurz.

Stürzen Sie sich mit dem herrlich verrückten Team von Old Scotland Yard in ein ganz besonderes Krimi-Abenteuer, das nicht nur durch den typisch britischen Humor zu einem höchst komischen und kuriosen Lesevergnügen wird. Viel Spaß!

Inhaltsverzeichnis

PROLOG

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

PROLOG

Die Castle Street in Edinburgh ist eine sehr berühmte Straße. Schon viele Menschen haben sie im Laufe der Zeit beschritten, und wenn man heutzutage dort entlang spaziert, kann man manchmal hören, wie die angereisten Touristen Fragen stellen und sich in der Stadt bei den Einwohnern über die interessanten Sehenswürdigkeiten erkundigen. „Entschuldigung, wo bitte geht es hier zum Edinburgh Castle?“, ist zum Beispiel eine typische und regelmäßig gestellte Frage, welche dann von den Einheimischen oft leicht und schnell mit folgenden, oder zumindest ähnlichen, Worten beantwortet wird: „Da sind Sie hier schon fast richtig. Folgen Sie einfach der Castle Street und überqueren Sie anschließend die Princes Street. Von dort aus sehen Sie schon unser schönes Schloss oben auf dem Castle Hill.“ So ist zweifelsfrei der Zusammenhang zwischen dem Standort der Touristen und deren Ziel hergestellt, und sie können sich jetzt auf keinen Fall mehr verlaufen. Alles dank der Castle Street.

Was jedoch nur sehr Wenige wissen ist, dass in dieser geschichtsträchtigen Straße ein äußerst wagemutiger Gesetzeshüter wohnt, der bei Old Scotland Yard in der traditionsreichen Hauptzentrale in Edinburgh arbeitet, die sich in geografischer Hinsicht, im Gegensatz zu der von New Scotland Yard, die wiederum im englischen London beheimatet ist, auch tatsächlich in Schottland befindet. Und dieser Mann heißt Inspektor Livingston. Er trägt den offiziellen Rang des Deputy Commissioner, und sein Beruf macht ihm großen Spaß. Obwohl er beim Yard ebenso der Chef sein könnte, ist er es nicht. Warum das so ist, hat folgenden plausiblen Grund: der Inspektor kann nicht einfach nur gemütlich am Schreibtisch sitzen und irgendwelche hypothetischen Strategien seelenruhig in der Theorie ausarbeiten, während sich die Zeiger der Uhr unaufhörlich drehen und kostbare Zeit vergeht. Ganz im Gegenteil, er muss hinaus auf die Straße, weil er schon immer draußen auf der Straße war. Deshalb begibt er sich jedes Mal unmittelbar an die Orte der kläglichen Verbrechen, nachdem das unsagbar Böse zugeschlagen hat, um unverzüglich mit der Spurensuche und der Jagd auf die Verbrecher zu beginnen, denn genau dort draußen finden sich die ersten wichtigen Hinweise. In kurzen Worten, Inspektor Livingston ist ein Mann der Tat.

Als oberster Chef wäre diese eben erwähnte praktische und zielorientierte Vorgehensweise obendrein völlig undenkbar, denn in dieser Position müsste er unter anderem häufig unzähligen Meetings beiwohnen. Dazu hat er allerdings überhaupt keine Lust und außerdem fehlt ihm ganz offenkundig die nötige Zeit. Alastair McKay, der amtierende Commissioner, der damals eigentlich ursprünglich zum Deputy Commissioner gemacht werden sollte, kümmert sich wiederum mit großer Freude um die unzähligen internen Angelegenheiten und setzt sich demzufolge ausgesprochen gerne, und wenn es sein muss, auch schon mal für mehrere Stunden bei Tee, Sandwiches und Shortbread in alle möglichen Besprechungen, zumal es sein Amt so verlangt. Aufgrund dieser Tatsache, und weil Livingston und McKay ohnehin seit Beginn ihrer Zusammenarbeit bestens miteinander harmonieren und die Arbeitsteilung immer perfekt funktioniert, haben die beiden seinerzeit, als der Inspektor die Funktion des höchsten Beamten von Old Scotland Yard übernehmen sollte, bei einem guten Glas Whisky ganz einfach entschieden, die Rollen zu tauschen. Seitdem ist Alastair McKay, zumindest auf dem Papier, der Vorgesetzte des Inspektors. Natürlich zieht Livingston als stellvertretender Leiter weiterhin im Hintergrund die Fäden, dies aber selbstverständlich meist in gemeinsamer Abstimmung mit dem Commissioner und vom selbigen überdies ausdrücklich begrüßt. Im Übrigen hilft er seinem geschätzten Kollegen bei besonders schwierigen Entscheidungen und steht ihm jederzeit unterstützend mit Rat und Tat zur Seite. Da sich das Zweierteam geradezu hervorragend bewährt hat, ist somit bei der traditionellen, schottischen Polizeiorganisation alles in bester Ordnung.

In diesem Buch geht es, neben den sehr spannenden Ereignissen und Vorkommnissen, vorrangig um die tägliche Arbeit von Inspektor Livingston, der schon zahlreiche knifflige Fälle für seinen Arbeitgeber gelöst hat. Mittlerweile gehen sogar die meisten aufgeklärten Fälle im Großraum von Edinburgh auf sein Konto. Dabei hat er vielen Gaunern das Handwerk gelegt und die Verbrecher nach Brauch und Sitte zur Strecke gebracht. Wie jedoch jeder weiß, müssen die Schurken nach dem Fangen auch noch verurteilt und eingesperrt werden. Das wiederum macht der Inspektor nicht, denn dafür gibt es ja schließlich andere treffliche Berufe, wie zum Beispiel die Verurteiler und die Einsperrer.

Der Inspektor wurde aufgrund seiner eindrucksvollen Leistungen in den letzten Jahrzehnten bereits mehrfach ausgezeichnet und hat deswegen schon Medaillen wie Sand am Meer als löbliche Anerkennung erhalten, von denen manche sogar bierdeckelgroß sind. Außerdem ehrte man ihn bisher mit insgesamt zwölf durchsichtigen Plexiglasblöcken und sieben wunderschönen Pokalen von mannigfaltigster Form und Größe, die allesamt mit bemerkenswerten gravierten Widmungen übersät sind. Einige der allerschönsten Orden, an deren Ösen vor der Auslieferung und Verpackung, selbstverständlich immer noch herstellerseitig und in vorzüglicher Handarbeit, auffallend breite und farbenprächtige Bänder gebunden worden waren, hängt er sich manchmal bei offiziellen Anlässen ordentlich um den Hals. Bei den wirklich wichtigen Feierlichkeiten trinkt er den teuren Wein dann auch schon mal aus einem seiner Pokale, den er sich jeweils zum Thema passend aussucht und eigens dafür von zuhause mitbringt.

Weil Livingston grundsätzlich gerne eine schöne Aussicht genießt, hat er vor ein paar Jahren zwei goldlegierte Medaillen und drei kelchförmige Silberpokale offiziell bei McKay gegen ein neues Büro eingetauscht. Seitdem sitzt er an einem modern eingerichteten Arbeitsplatz in einem geräumigen Office im obersten Stockwerk von Old Scotland Yard, in dem er sich sehr wohl fühlt und von dort den weiten und prächtigen Blick über die Stadt genießt.

Flotte Autos sind nichts für den Inspektor, da rauscht alles viel zu schnell an ihm vorbei. Gerade er muss immer besonders Obacht geben, weil in seinem Beruf jedes noch so kleine Detail von größter Wichtigkeit sein kann, und meistens auch ist. Darum geht er so oft wie möglich zu Fuß, um dabei die Dinge in seiner nächsten Umgebung genauestens zu studieren, und um Hinweisen nachzuspüren, die sonst in der schnelllebigen Zeit unter Umständen im Verborgenen bleiben würden.

Inspektor Livingston ist zudem sehr traditionell und ein absoluter Vorzeige-Inspektor. Er trägt stets perfekt sitzende Anzüge aus gutem Stoff, an kalten Tagen zusätzlich einen Pullunder und darunter allzeit schöne Hemden, deren Ärmel er standesgemäß mit den silbernen Manschettenknöpfen verschließt, die er von seinem Großvater geerbt hat. Wenn er nach draußen geht, zieht er erfahrungsgemäß seinen langen, dunkelgrauen Mantel an, während sein Kopf mit einem großen, dunkelgrünen Hut mit schottischem Karomuster geschmückt ist. Nicht zu vergessen, sind seine schwarzen Schuhe. Davon besitzt er über ein Dutzend in vielen verschiedenen Ausführungen, die jeweils zu der gerade vorherrschenden Jahreszeit witterungsabhängig von ihm getragen werden. Es sei angemerkt, dass jedes Paar immerzu einsatzbereit in seinem Schrank steht und nur so vor Sauberkeit blitzt und blinkt. Das wiederum ist der guten und teuren Schuhwichse zu verdanken, die er seit Jahren im Schlossgeschäft auf der Royal Mile, gleich neben dem Trachtenladen, der eine erstaunlich große Auswahl an schottischen Kilts in seinem Sortiment bereithält, einkauft. Diese spezielle Wichse, die es nur dort gibt, ist außergewöhnlich wasserabweisend und behält überdurchschnittlich lange ihren schillernden Glanz. Bei den Inhaltsstoffen für die Pflegecreme handelt es sich um ein gut gehütetes Familiengeheimnis, das seinerzeit vom alten Collins, dem Großvater des jetzigen Besitzers, überliefert wurde. Von ihm wird erzählt, dass er damals über viele Jahre hinweg an seiner Mischung herumexperimentiert habe, bevor es letztendlich zu der erfolgreichen Geheimrezeptur kam. Obwohl man nichts genaues weiß, wird gemunkelt, dass ein exorbitant wichtiger Bestandteil angeblich ein natürliches Extrakt sein soll, das aus tieferliegenden Torfschichten gewonnen und bis in die heutige Zeit per Hand von einem Moorgebiet auf dem weitläufigen Landbesitz der Familie, wegen möglicher Industriespionage hinter stets neu platzierten mobilen und blickdichten Wandertrennwänden, ausgestochen wird. Wie dem auch sei, die natürliche Qualität des Produkts ist auf jeden Fall so hervorragend, dass der Inspektor diese hochwertige Schuhcreme überdies benutzt, um damit seinen Schnurrbart, der im weiteren Gesichtsverlauf zu einem gepflegten, dunklen Vollbart erwächst, gekonnt in rundlicher Form nach außen zu modellieren, und zwar meist dann, wenn die Haare unter seiner Nase mal wieder zu lang sind. Und dass sie zu lang geworden sind, merkt er spätestens dann, wenn er beim Essen nicht mehr richtig satt wird, weil sich zu viele Speisereste im Oberlippenbart verfangen, anstatt von ihm gegessen zu werden. Trotz des zeitweise erhöhten Pflegeaufwands, trägt er seinen stattlichen Vollbart mit sehr viel Stolz.

Morgens trinkt Inspektor Livingston Tee mit viel Milch und Zucker. Zuweilen isst er den Zucker sogar einfach pur und sichert sich so seinen Energievorrat für den Tag. Um sein Immunsystem zusätzlich zu stärken, gönnt er sich außerdem gerne einen feinen, doppelten Single Malt Whisky von einer alteingesessenen Brennerei, die das als „Wasser des Lebens“ bekannte Destillat traditionell in Schottland herstellt. Eine hohe Widerstandskraft ist in seinem Beruf nämlich sehr wichtig, denn er muss allzeit topfit sein. Und gerade weil er so topfit ist, versuchen ihn die Direktoren von befreundeten Geheimdiensten in regelmäßigen Abständen als neuen Spezialagenten abzuwerben, indem sie ihm als Sahnehäubchen, neben Unmengen an Geld, auch noch Ruhm und Ehre versprechen. Meistens tun sie das bemerkenswert plump und immer völlig ungebeten auf irgendwelchen Polizeifesten oder während mehrtägigen kriminalistischen Weiterbildungsmaßnahmen, bei denen Livingston gelegentlich, wenn es sein übervoller Terminkalender erlaubt, hochmotiviert in seiner ehrenamtlichen Funktion als Fachdozent für Verbrechenslehre und Kriminologie referiert. Sie machen das natürlich nicht persönlich, sondern setzen dafür sogenannte Abwerber ein, die dann meist in den Pausen ohne Einladung an den Büffetständen herumlungern und dort auf ihn warten. Dabei handelt es sich zum Großteil um ausgemusterte Beamte, die man eigentlich freistellen oder vorzeitig in Rente schicken wollte, sie dann aber erstmal weiterhin für solche Aufgaben behalten hat.

Eines schönen Tages kam es tatsächlich mal vor, dass dem Inspektor ein besonders taktloser Vertreter dieser fragwürdigen Zunft hinter einem dichtbuschigen und hochgewachsenen Lavendelstrauch in Princes Street Gardens auflauerte und genau in dem Moment aus seinem Versteck sprang, als er gerade im Park spazieren ging, um an der frischen Luft etwas Ruhe zu finden. Diese Typen waren wirklich wie Kletten und wurden immer aufdringlicher. Obwohl Livingston den Mann beim ersten Versuch mit Nachdruck abwimmeln konnte, war er ihm dann doch noch bis nach Hause gefolgt. Und weil das Maß nun endgültig voll war, zog der Inspektor diesen schrecklich penetranten Vermittlungsboten kurzerhand während dessen zweiter dreisten Werbeaktion ungesehen in den Hauseingang, nahm ihn sich dort ordentlich zur Brust und gab damit ihm, sowie auch allen anderen, eine nachhaltige Botschaft mit auf den Weg, bevor er den Knülch anschließend wieder auf die Reise schickte und in hohem Bogen hinauswarf. Diese Lektion war essenziell wichtig und in diesem Fall unumgänglich, gerade weil es hier zum einen um Livingstons Privatsphäre ging und er zum anderen bereits seit vielen Jahren jedes dieser ominösen Angebote kategorisch ablehnte. Er hatte ja schon längst einen guten und zuverlässigen Arbeitgeber, und sich überdies zu Beginn seiner kriminalistischen Vollzeitanstellung dafür entschieden, die Verbrecher ausschließlich für Scotland Yard zu fangen und nicht etwa für irgendwelche anderen Strafverfolgungsbehörden.

Grundlegend kann man sagen, dass der Inspektor im Allgemeinen sehr bescheiden ist und infolgedessen in den meisten Situationen größtenteils im Hintergrund des Geschehens bleibt. Deshalb mag er es gar nicht, wenn er nach einem gelösten Fall von der Presse fotografiert wird und ständig um ihn herum die grellen, hellen Blitzlichter blinken. Davon bekommt er nämlich erfahrungsgemäß hin und wieder Migräne, und oft beginnt dann obendrein auch noch die gut verheilte Narbe an seiner linken Schläfe zu schmerzen. Die Stelle ist mitunter etwas lichtempfindlich und stammt von einem Kampf mit keinem Geringeren, als dem bösartigen Hund der Glasermills.

Diese üble Verbrecherfamilie lebte einst in einem dunklen Mischwald hinter Edinburgh und bewohnte dort ein altes, schäbiges, verlottertes Herrenhaus. Manchmal liefen Leute am Haus vorbei und sagten sogar laut: „Argh! Ist das aber ein altes, schäbiges, verlottertes Herrenhaus!“ Die Glasermills waren bekanntlich schon lange verhasst und die unsagbare Wut der Bevölkerung auf die kriminellen Nichtsnutze hatte seit dem letzten von ihnen verübten Raubmord einen schockierenden Höhepunkt erreicht. Bei dem besagten Beutezug hatte Joe Raymond Glasermill, das rücksichtslose männliche Familienoberhaupt der Räuberbande, nach einem Banküberfall auf der Flucht zwei unschuldige Geiseln erschossen. Bisher waren sie zwar immer mit einem blauen Auge davon gekommen, aber dieses Mal gab es zumindest einige hilfreiche, wenn auch wenige Spuren, die den Ermittlern möglicherweise weitere Anhaltspunkte liefern konnten. Allerdings war es dann letztendlich trotz der Hinweise, jedoch ohne hieb- und stichfeste Beweise, selbst in diesem Fall nicht möglich, ihnen eindeutig nachzuweisen, dass sie sowohl für den Bankraub, als auch für den verabscheuenswerten Mord verantwortlich gewesen waren. Das lag unter anderem daran, weil sich die skrupellosen Verbrecher vor den üblen Schandtaten gegenseitig ihre Gesichter bis zur Unkenntlichkeit mit wasserdichter, schwarzer Teerfarbe eingefärbt und außerdem strukturlose Gummihandschuhe angezogen hatten, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.

Die erwähnte Kopfverletzung hatte sich der Inspektor seinerzeit bei einem verdeckten abendlichen Einsatz zugezogen. Er war damals in Tarnhaltung durch den Wald und rund um das Anwesen der Familie geschlichen, um eben diese fehlenden hieb- und stichfesten Beweise zu sammeln. Doch dabei hatten ihn die garstigen Glasermills mit einer batteriebetriebenen, funküberwachten Wildbeobachtungskamera entdeckt, welche äußerst clever angebracht worden war und wegen der täuschend echt aussehenden, baumrindenähnlichen Außenstruktur bedauerlicherweise vom Inspektor übersehen wurde. Daraufhin hetzten sie sofort ihren räudigen, zotteligen, schielenden, schwarzhaarigen Hund auf ihn, der zähnefletschend und ausgehungert über Livingston herfiel und ihn mit seinen spitz gefeilten Krallen schwer am Kopf verletzte. Nur durch einen gewagten Sprung in einen Graben, bei dem er sich die linke Hand verstauchte und für einige Zeit einen orthopädischen Stützhandschuh zur Korrektur tragen musste, konnte sich der Inspektor vor schlimmerem Unheil retten.

Livingston war allerdings sehr schlau. Er hatte sich unten im Dickicht geistesgegenwärtig mit feuchtem Humus eingerieben und einfach tot gestellt. Dadurch verlor der tollwütige und abgerichtete Hund ganz schnell die Fährte und trottete enttäuscht nach Glasermill Hall zurück in seinen Zwinger. Der Sicherheit wegen, harrte der Inspektor noch für eine Weile regungslos im Wald aus. Erst als er sich wieder etwas erholt hatte und die Luft rein war, lief er voller Wut über seine Kopfverletzung und die verwundete Hand nach Hause. In weiser Voraussicht schlug er davor aber noch ruckzuck die Wildbeobachtungskamera mit seinem verchromten, klappbaren Taschenhammer systematisch kurz und klein.

Nachdem er sich in seinem Badezimmer fachmännisch verarztet hatte, beorderte er unverzüglich eine Spezialeinheit von Old Scotland Yard zum Anwesen der kriminellen Familie, deren Untaten endlich ein für alle Mal ein Ende finden mussten. Die Sondertruppe sollte sich dort in den dichten Hecken gut verstecken und für den Zugriff auf sein Zeichen warten. Danach machte er sich mit den nötigen Hilfsmitteln im Gepäck erneut auf in den Wald zum schäbigen Herrenhaus. Als er dieses Mal, exakt zweiundvierzig Minuten später, auf einem anderen Schleichweg unbemerkt am Anwesen angekommen war, verschaffte er sich zuerst einen genauen Überblick der aktuellen Lage. Dabei sichtete er zugleich das bereits angerückte und einsatzbereite Spezialkommando am vereinbarten Ort in den gegenüberliegenden dichten Sträuchern. Nun galt es nur noch den richtigen Zeitpunkt abzupassen und der ließ nicht lange auf sich warten, denn schon bald vernahm er deutlich lautes Stimmengewirr über sich. Es kam aus einem Zimmer im ersten Stock, bei dem es sich laut seiner Recherche um den Speisesaal handeln musste. Jetzt konnte es losgehen. Leise trat er ein paar Schritte zurück, holte sein Sturmfeuerzeug aus der Tasche, entzündete vier mitgebrachte, selbstgebastelte und zu Räucherwerk modifizierte Eierschachteln aus recyceltem Karton und warf sie anschließend nacheinander zielgenau durch zwei offen stehende Fenster. Wenig später hörte man es drinnen Husten und Röcheln, woraufhin eine Frau mit hoher Fistelstimme aufgeregt schrie: „Nichts wie raus! Los, nichts wie raus!“ Als darauf die unseligen Familienmitglieder mit tränenden Augen und nach Frischluft schnappend ungeschützt ins Freie stürzten, blies der Inspektor dreimal lang, zweimal kurz, einmal lang und abschließend noch viermal normal in seine selbstgeschnitzte Birkenholztrillerpfeife. Diese verschlüsselte Pfeiftonsequenz war nämlich das tagesaktuell hinterlegte Geheimzeichen für den Zugriff der Eliteeinheit. Auf Livingstons Kommando sprangen die in Lauerstellung wartenden und mit künstlichen Moosflechten getarnten Beamten sogleich adrenalingeladen aus den umliegenden Büschen heraus, knüppelten die verwirrten Halunken in Rekordzeit fachmännisch nieder, und was danach folgte, war eine meisterliche Verhaftung wie aus dem Bilderbuch.

Da es bisher, trotz der hervorragenden Polizeiarbeit, immer noch keine Beweise für die Missetaten gab, und er dieses Mal ganz auf Nummer Sicher gehen wollte, nutzte der Inspektor die Gelegenheit, um den gemeinen Schurken noch schnell ein paar trefflich fingierte Corpora Delicti unterzujubeln. In einer jahrelang antrainierten Spezialtechnik, bei der die schlangenlinienförmigen Bewegungsabläufe seines Körpers eine gestauchte Spektralverkrümmung in der Atmosphäre verursachten, schlich er fast unsichtbar und ungesehen ins Haus. Es wäre auch wirklich unnötig gewesen, die Zeit während des Einsatzes mit Herumstehen und Zuschauen zu vergeuden, zumal er die taktisch ausgeklügelte Zugriffsmethode bestens kannte. Schließlich hatte er sie selbst erfunden.

Es bleibt hier und jetzt nur noch zu sagen, dass die gesamte Operation sehr erfolgreich verlief und das Spezialkommando knapp eine Stunde später mit den Verhafteten im Schlepptau in Gefängnisbussen, die perfekt als Wohnmobile getarnt waren, um beim Einfahren in die Stadt unnötiges Aussehen zu vermeiden, vom Schauplatz des Geschehens abrückte. Der Inspektor hatte währenddessen die von ihm zuvor versteckten Beweise augenscheinlich aufgespürt, sichergestellt und anschließend ordnungsgemäß der Spurensicherung übergeben. Weil damit an diesem ereignisreichen Tag fürs Erste genug getan war, machte sich Livingston daraufhin auf den Weg und ging zu Fuß nach Hause.

Schon am nächsten Tag berichteten alle Zeitungen von der gelungenen Festnahme und jeder war froh, dass diese niederträchtigen Verbrecher endlich hinter Schloss und Riegel saßen. Nachdem der vom Gericht hochgeschätzte Inspektor auch prompt die nötigen und eindeutig ausgewerteten Indizien von der Spurensicherung abgeholt und bei der Anklage vorgelegt hatte, entschied der Hohe Richter von Edinburgh bereits zwei Tage später per Eilantrag, dass das verfluchte Haus wegen möglicher Einsturzgefahr, die offenkundig durch die unrechtmäßige Verwendung von verbotenen Kriechölen bei der Wanddämmung verursacht worden war und in Folge eine massive Schädigung der Bausubstanz herbeigeführt hatte, innerhalb von drei Tagen abgerissen werden musste. Die Bürger begrüßten die erlassene Verfügung einstimmig und konnten es kaum abwarten, bis es soweit war und der genaue Abrisstermin kundgegeben wurde. Am festgelegten Tag fanden sich sodann viele Menschen vor dem heruntergekommenen Anwesen ein, um das denkwürdige Schauspiel aus nächster Nähe persönlich mitzuerleben. Und weil seit der Inhaftnahme keiner mehr Angst vor der schrecklichen Familie zu haben brauchte, wurde das ganze Spektakel sogar für alle zu einem richtigen Freudenfest.

Als der Inspektor um Punkt fünfzehn Uhr das Kommando für den Abriss gab, setzten sich die drei Bulldozer in Bewegung und die gutgelaunte Menge jubelte den Fahrern erheitert zu. Livingston hatte außerdem noch eine kleine Überraschung parat und für das Schauspiel extra einen traditionellen, bärtigen Dudelsackbläser im Kilt und Rüschenhemd engagiert, der alles mit teils dramatischen, aber meist fröhlichen Flötenklängen musikalisch untermalte. Es staubte und krachte, es rumste und bumste, und als nach sechsundsiebzig Minuten die letzte der vergilbten Grundmauern gefallen war, und der Dudelsackspieler mittlerweile aus dem letzten Loch pfiff, spendeten die erleichterten Bürger lang anhaltenden Applaus und dankten Inspektor Livingston lautstark im Chor für seinen erfolgreichen Einsatz.

Durch das konsequente Handeln des Inspektors, war der Gerechtigkeit nun endgültig genüge getan - er hatte den Fall Glasermill letztendlich sehr unkompliziert und mal wieder auf seine Art gelöst. Darüber hinaus war er bei der vorausgegangenen Aktion drei alte Blechkanister losgeworden, die bis zum Rand mit ranzigem Kriechöl gefüllt waren. Die Restbestände, die Livingston davor für ein geheimes Forschungsprojekt verwendet hatte, wurden infolgedessen ein zweites Mal sinnvoll eingesetzt und sozusagen ressourcenschonend recycelt.

Ergänzend sei angemerkt, dass an der Stelle, an der früher einmal das verlotterte Herrenhaus gestanden hatte, drei Monate später ein prächtiger Pavillon errichtet wurde, dessen Dach mit Schindeln gedeckt war, die man aus dünnem, mehrschichtigem Zitterpappelholz hergestellt hatte, welches zuvor feinsäuberlich verleimt worden war. Das naturbelassene und zu zwei Seiten hin offene Rondell mit dem kleinen Ziergiebel in der Mitte, ist seitdem zu einer gern besuchten Stätte der Begegnung geworden, an der sich Menschen von nah und fern unter dem schützenden Dach auf den schattigen Sitzplätzen zum geselligen Beisammensein treffen. Nichts, aber auch gar nichts mehr, erinnert heute noch an die kriminelle Familie. Ein großes Rätsel ist bei der ganzen Sache allerdings bis in die Gegenwart geblieben und betrifft den räudigen und gefährlichen Bluthund der Glasermills. Diese Bestie ist nämlich seit dem großangelegten Polizeieinsatz, aus bisher völlig unerklärlichen Gründen, wie vom Erdboden verschwunden. Wohin, weiß bis heute leider niemand.

Der Inspektor arbeitet natürlich nicht immer mit irgendwelchen Tricks, manchmal muss es aber einfach sein. Zumal er das mit den fingierten Beweisen nur dann tut, wenn er sich der Schuld der Verbrecher, so wie im Fall der Glasermills, auch zu hundert Prozent sicher ist.

Commissioner McKay ist jedenfalls sehr froh über Livingstons hohe Aufklärungsrate und lässt sich darum gerne mit ihm auf wichtigen Regierungsfesten und vornehmen Gartenpartys sehen. Obendrein wird Inspektor Livingston sogar ab und zu vom Bürgermeister von Edinburgh zum Fünf-Uhr-Tee eingeladen. Der stattliche Mann ist bekanntlich ein begeisterter Zuhörer und bittet den Kriminalbeamten an den gemütlichen Spätnachmittagen jedes Mal von seinen Einsätzen und Erfolgen in der Verbrechensbekämpfung zu erzählen. Da sich das Stadtoberhaupt dabei nicht lumpen lässt und es immer leckere Häppchen gibt, nimmt der Inspektor die Einladungen auch meistens an. Besonders dann, wenn er gerade keine Lust zum Kochen hat.

Ruhe findet der Inspektor nach den Einsätzen am besten in den eigenen vier Wänden. Dort sitzt er oft in seinem Spezialsessel aus gepresstem Styropor, denn die Wärme, die das Einzelstück ausstrahlt, tut ihm sehr gut. Im Sommer indessen, bevorzugt er seinen antiken und kühlenden Lehnstuhl mit Schnitzereien aus der Zeit von Ludwig van Beethoven.

Inspektor Livingston ist strikter Nichtraucher. Zigaretten, Zigarren oder sonstige unsinnige, tabakähnliche Substanzen lehnt er entschieden ab. Wenn bei ihm mal etwas dampft, dann ist es beim Kochen der Topf auf dem Herd oder verdunstetes Wasser aus seiner türkisfarbenen Aromalampe, die er sich in Melody’s Make Every Day A Fabolous Good Mood Day - Store gekauft hat. Der kleine, gemütliche Naturkostladen in Edinburgh zählt für den Inspektor zu einem der feinsten Geschäfte in der Umgebung und hält, neben den stets frischen Lebensmitteln, außerdem eine solide Auswahl an Wohlfühlartikeln für die tägliche Entspannung bereit.

Die handflächengroße Verdunsterschale der Keramik, die durch die Flamme einer Bienenwachskerze optimal erhitzt wird, füllt Livingston vor dem Gebrauch immer mit einem perfekt dosierten Gemisch aus schottischem Hochlandwasser und einigen Tropfen von dem ätherischen Öl der erlesenen Inboja-Pflanze, deren hochwertiges Destillat zu 32 % aus den dünngeschnittenen Streifen der Stängel und zu 68 % aus den Blattspitzen der Pflanze gewonnen wird. Das sich dabei entfaltende und wohltuend natürliche Aroma dieser nachweislich bestätigten gesundheitsfördernden Substanz, verspricht, neben dem hohen Entspannungsfaktor, auch noch eine bewusstseinserweiternde Wirkung, die dem Inspektor sogar schon einmal bei einem äußerst diffizilen Kriminalfall geholfen hat, Gedanken in seinem weitverzweigten Synapsen-System schneller freizulegen, die sonst mitunter etwas länger gebraucht hätten, um an die Oberfläche zu treten.

Die kostbare natur- und faserstoffreiche Frucht verdankt ihren seltenen Wachstumsursprung einem dattelartigen Samenkern, dessen geografische Herkunft einer namenlosen Insel zugeordnet wird, die in den weitläufigen Gewässern südlich von Borneo in der Javasee liegt. Auf einer seiner vielen Reisen hatte ihm dort der Stammesälteste der einzigen kleinen Siedlung, aus Dankbarkeit für die spontane Hilfe bei der Auflösung eines ehrlosen Diebstahls, der von einem abtrünnigen Mitglied seiner Gemeinschaft begangen worden war, insgesamt acht Inboja-Kerne geschenkt, und ihm sogar die Anbaugenehmigung für den Kleingartenbereich erteilt. Livingston, der das wertvolle Präsent würdigend entgegennahm und sich von Herzen darüber freute, pflanzte die Samen unmittelbar nach der Heimkehr von seiner Reise in mehrere Tontöpfe und stellte diese danach auf seiner Dachterrasse an einen schönen, warmen Sonnenplatz in sein erstklassig isoliertes Gewächshaus, wo sie überraschend gut Wurzeln schlugen. Den Ertrag aus der Zucht der exotischen Pflanzen nutzt er seitdem ausschließlich für seinen Eigenbedarf, und studiert zusätzlich das Entfaltungsverhalten der Keimlinge seit einigen Jahren im Rahmen eines privaten, naturwissenschaftlichen Forschungsprogramms. Das weiß aber nur Commissioner McKay, darum wird es auch hier nicht weiter erwähnt.

Um stets fit zu sein, macht der Inspektor in seiner speziell für Trainingszwecke umfunktionierten und vortrefflich ausgestatteten Abstellkammer unter anderem mit alten, massiven, gusseisernen Brattöpfen und schweren, induktionswärmegeeigneten Bratpfannen, sowie zwei ausrangierten Teekesseln regelmäßig Krafttraining.