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Die Iren erzählen gerne Geschichten; ihre Geschichte ist es auch wert, erzählt zu werden. Mythische Könige, Invasoren und Missionare: Auf der Insel ging es schon früh hoch her. Später kamen die Engländer, der lange Kampf der Iren gegen die Invasoren, Hunger, Auswanderung, Freiheit und Teilung. Mike Cronin hilft Ihnen, den Irlandkonflikt zu verstehen und berichtet vom Werden und Wirken großer Iren.
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Seitenzahl: 764
Irische Geschichte für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
2. Auflage 2017
© 2017 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
Original English language edition Irish History for Dummies © 2006 by John Wiley & Sons, Ltd, Chichester, West Sussex, England All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. This translation published by arrangement with John Wiley and Sons, Inc.
Copyright der englischsprachigen Originalausgabe Irish History for Dummies © 2006 by John Wiley & Sons, Ltd, Chichester, West Sussex, England Alle Rechte vorbehalten inklusive des Rechtes auf Reproduktion im Ganzen oder in Teilen und in jeglicher Form. Diese Übersetzung wird mit Genehmigung von John Wiley and Sons, Inc. publiziert.
Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.
Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Coverfoto: © dejavudesigns – Fotolia.comKorrektur: Geesche Kieckbusch, Hamburg Satz: Reemers Publishing Services GmbH, Krefeld Druck und Bindung: ▮ ▮ ▮
Print ISBN: 978-3-527-71385-1 ePub ISBN: 978-3-527-81004-8 mobi ISBN: 978-3-527-81005-5
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Mike Cronin studierte an der University of Kent und in Oxford Geschichte. Die letzten 15 Jahre lehrte er Geschichte an der Universität. Er hat viel über die Geschichte Irlands und über die Geschichte des Sports publiziert. Zu seinen Publikationen zählen eine über Sport und Nationalismus in Irland, eine in Zusammenarbeit mit mehreren Autoren entstandene Geschichte der Feiern zum St. Patrick’s Day und eine Überblicksdarstellung zur irischen Geschichte. Zurzeit ist er wissenschaftlicher Leiter des Centre for Irish Programmes am Boston College in Dublin. Er forscht gerade über große öffentliche Spektakel und Feste im Irland des 20. Jahrhunderts.
Über die Jahre habe ich viele Studenten unterrichtet, die die irische Geschichte nicht kannten und auch sonst wenig über Irland wussten. Das war eine herausfordernde und faszinierende Aufgabe, denn ich war dadurch gezwungen, mein Unterrichtskonzept vollständig zu überdenken. Vieles in diesem Buch, auch die Art und Weise, wie die verschiedenen Epochen der irischen Geschichte erklärt werden, resultiert aus den Herausforderungen, vor die mich meine Studenten immer wieder gestellt haben. Ihnen allen gilt mein Dank für ihre Geduld und ihr Interesse.
Außerdem möchte ich zwei wichtigen Leuten bei Wiley meine Anerkennung zollen: Alison Yates, die als Erste die Idee zu diesem Buch an mich herantrug und Rachael Chilvers, die lang und hart dafür gearbeitet hat, dass alles richtig gemacht wurde. Auch die Mühen meiner Lektoren Tracy Barr, Martin Key und Neil Fleming seien hiermit gewürdigt. Sie alle machten wichtige Anmerkungen, die zur Verbesserung des Textes beigetragen haben.
Meine Kollegen im Centre for Irish Programmes am Boston College waren wie immer eine Fundgrube für nützliche Informationen und ein Quell der Unterstützung. Und außerdem erlaubte Thea Gillien in Dublin es gnädigerweise, dass die Dummies ihr bei ihrer Arbeit im Büro immer wieder in die Quere kamen. Für seine (wiederholte) Hilfe mit der irischen Sprache und ganz allgemein für seine Lebensfreude will ich Brian Ó Conchubhair danken. Wie immer lebte Julie Anderson mit einem Buch in unserem Leben, und sie war immer mit Kommentaren, Hilfe und Aufmunterungen zur Stelle. Alles, was mit diesem Buch nicht stimmt, ist meine Schuld, und all die wunderbaren Menschen, die ich oben genannt habe, sind unschuldig!
Petra Dubilski, geboren und aufgewachsen in Berlin, mit längeren Zwischenstationen in Baden und Schwaben, studierte an der Uni Freiburg und der FU Berlin alles mögliche, was die Welt und den Menschen erklären könnte, mit Abschluss in Soziologie. Sie arbeitete mehrere Jahre als Redakteurin in einer überregionalen Tageszeitung, machte sich anschließend selbständig und schrieb Reisebücher. Heute lebt sie als freie Autorin und Übersetzerin in Irland, wo sie sich seither mit Realitäten auseinandersetzt, die sie seit 20 Jahren auf der grünen Insel noch immer verblüffen – und faszinieren.
Auf einen Blick
Einführung
Teil I: Heilige und Könige: Die frühen Jahre Irlands
Kapitel 1:
Niemand ist Irland
Kapitel 2:
Die ersten Menschen kommen an
Kapitel 3:
Die frühen Könige Irlands
Kapitel 4:
Von Schlangen und Missionaren: Das Christentum kommt nach Irland
Teil II: Die Nordmänner kommen! Das 12. und 13. Jahrhundert
Kapitel 5:
Zuerst die Wikinger
Kapitel 6:
Iren gegen Normannen … Und wer ist jetzt zuständig?
Kapitel 7:
Die normannisch-irische Allianz
Teil III: Invasion der englischen Könige: Das 14. und 15. Jahrhundert
Kapitel 8:
Der Aufstand der Schotten und Iren und die Folgen
Kapitel 9:
Von Richard II. zu Heinrich IV.: Mehr Tumult in Irland
Kapitel 10:
Familienfehde I: Die Rosenkriege
Teil IV: Religionskriege und Familienfehden: Das 16. und 17. Jahrhundert
Kapitel 11:
Päpste gegen Erzbischöfe: Die Reformation und Irland
Kapitel 12:
Religionskarussell und Aufstände in Irland
Kapitel 13:
Jakob I. und die Plantations, Karl I. und das Chaos
Kapitel 14:
Familienfehden II und III: der englische Bürgerkrieg, dann Wilhelm III. und Jakob II
Teil V: Katholiken und Protestanten: Das 18. und 19. Jahrhundert
Kapitel 15:
Wer ist hier Ire? Grattans Parlament und Wolfe Tones Aufstand
Kapitel 16:
Aus Iren werden Briten: Die Unionsakte
Kapitel 17:
Drei Streiter für die Unabhängigkeit: O’Connell, Davis und Mitchel
Kapitel 18:
Der große Hunger und der Land War
Kapitel 19:
Der Kampf um Home Rule
Teil VI: Zweigeteilt: Das Leben seit den 1880er Jahren
Kapitel 20:
Bälle und Bücher auf Irisch: Die Irische Renaissance
Kapitel 21:
Der Kampf gegen Großbritannien: Die Revolution
Kapitel 22:
Ein Land, zwei Systeme: Die Teilung
Kapitel 23:
Schon wieder Unruhen … vielleicht die letzten
Teil VII: Der Top-Ten-Teil
Kapitel 24:
Zehn Wendepunkte der irischen Geschichte
Stichwortverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Der Autor
Danksagung
Die Überarbeiterin der 2. Auflage
Einführung
Über dieses Buch
Konventionen in diesem Buch
Törichte Annahmen über den Leser
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Wie es weitergeht
TEIL I HEILIGE UND KÖNIGE: DIE FRÜHEN JAHRE IRLANDS
Kapitel 1 Niemand ist Irland
Wer ist hier Ire?
Angekommen
Weggegangen
So eine kleine Insel und so viel Geschichte
Irland und das Land jenseits der Irischen See
Religion
Land
Hungersnot
Auswanderung
Selbstbestimmung
Kultur
Lebendige Geschichte
Irland in der Gegenwart
Kapitel 2 Die ersten Menschen kommen an
Ist irgendjemand da? Frühe Siedler
Jäger und Sammler
Bauern einer neuen (Stein-) Zeit
Schmucke Stücke: Die Bronzezeit
Irland in der Bronzezeit
Metallverarbeitung in der Bronzezeit
Und dann kam die Eisenzeit – und die ersten Kelten
Die Priteni
Jetzt übernehmen wir die Hälfte: Die Builg
Und wir die andere Hälfte: Die Lagin
Die Fortschritte der Eisenzeit
Von Kelten zu Gälen
Vorsicht bei P und Q: Eine neue Sprache
Häuser und Siedlungen
Slige: Die gälische Schnellstraße
Warum die Römer nie so weit kamen
Kapitel 3 Die frühen Könige Irlands
Die Römer: Sie kamen, sahen und kümmerten sich nicht darum
Pro und Contra Invasion
Roms Bedeutung für Irland
Der Aufstieg der irischen Könige
Ein Hoch auf Tuathal, den ersten richtigen König der Iren
Der ist ja so cool: Finn Mac Cool
Niall von den Neun Geiseln
Ogham: Das Wort für eine Schrift
Kapitel 4 Von Schlangen und Missionaren: Das Christentum kommt nach Irland
Von Bäumen und Menschen: Die Druiden
Der Glaube der Druiden
Leben im heidnischen Irland
Wer klopft an der Himmelspforte? St. Patrick!
Patrick: Die frühen Jahre
Urlaub in Europa
Ein kurzer Aufenthalt in der Heimat
Und wieder in Irland
Das Christentum kommt nach Irland
Patrick und die fünf Königreiche
Patricks Verdienst ganz kurz zusammengefasst
Christliches Irland
Der Einfluss der Klöster
Mönche auf Mission, Teil I: Einmal quer durch Irland
Mönche auf Mission, Teil II: Mit Gott weiter weg
Die Verbindung von König und Kirche
Vergesst die Nächstenliebe! Wir sind im Krieg!
TEIL II DIE NORDMÄNNER KOMMEN! DAS 12. UND 13. JAHRHUNDERT
Kapitel 5 Zuerst die Wikinger
Die Männer aus Skandinavien
Angriff der Drachenschiffe
Kirchen werden geplündert
Dublin wird gegründet
Die Rache der Iren
Die Rückkehr der Wikinger
Die irischen Könige stellen sich neu auf
Aus zwei Kulturen wird eine
Der große Brian Boru
Der Aufstieg einer Legende
Gemütliches Beisammensein der irischen Könige
Die Könige entzweien sich
Brian Boru, der Hochkönig
Angriffe auf Ulster
Brians letztes Gefecht
Kapitel 6 Iren gegen Normannen … Und wer ist jetzt zuständig?
Die Wahrheit über das irische Königtum: Königliche Qualen
Die königlichen Kandidaten, erste Runde: Männer aus Munster
Donnchad (Brian Borus Sohn)
Diarmait
Turlough (Donnchads Neffe)
Muirchertach (Turloughs Sohn)
Das Vermächtnis der Könige von Munster
Die Kandidaten, zweite Runde
Turlough O’Connor
Kampf um die Vormacht
Rory – zu guter Letzt doch noch ein Hochkönig
Diese Runde ist vorbei: Ring frei für die Normannen
Erste Scharmützel
Strongbow macht es sich gemütlich
Die Macht der Kirche
Die Verbindungen werden enger
Synoden der irischen Kirche
Kapitel 7 Die normannisch-irische Allianz
Strongbow: Seine politische und persönliche Ernte
Ein guter Kampf
Der Anspruch auf ein Königreich
König Heinrich kommt nach Irland
Heinrich will eingreifen, lässt es dann aber
Zum Teufel damit! Heinrich geht doch nach Irland
Die Könige unterwerfen sich
Wie man Aufständen vorbeugt
Wie die Engländer alles anpackten
Die irische Kirche
Mischehen
Sprache
Landbesitz
Ein Volk dazwischen
König Johann übernimmt
Zeit zum Feiern! Teenystar Hannes in Dublin
König Johann und ein Irland im Wandel
Krieg und Frieden
Eduard I. und das erste irische Parlament
TEIL III INVASION DER ENGLISCHEN KÖNIGE: DAS 14. UND 15. JAHRHUNDERT
Kapitel 8 Der Aufstand der Schotten und Iren und die Folgen
Der Aufstand der Schotten
Die Chefs laden Robert Bruce ein
Ein Sieg über die Engländer: Edward Bruce
Ein bisschen Spaß muss sein: Robert Bruce mischt mit
Bin dann mal weg! Robert kehrt nach Schottland zurück
Die Niederlage der Rebellen
Mit harter Hand: Eduard III
Eduards Reformen
Anglo-irische Antwort: Haltet ein!
Und immer noch Probleme in Irland
Ein Königssohn eilt zu Hilfe
Die Statutes of Kilkenny
Irisches wird verboten
Irisch – was ist das?
Die Bedeutung der Statuten
Kapitel 9 Von Richard II. zu Heinrich IV.: Mehr Tumult in Irland
Richard II. kommt an
34 000 bewaffnete Touristen in Irland
Die Einheimischen mögen keine Touristen
Und alles geht schief
Richard kommt zurück, geht heim und stirbt
Die Bedeutung Heinrichs IV
Irland unter Heinrich IV.
The Pale
Und alles wird noch schlimmer: Schnee und Pest
Heinrich IV., Richard Plantagenet und die irische Chuzpe
Richard Plantagenet kommt nach Irland
Nehmen Sie Ihre Plätze ein: York gegen Lancaster in Irland
Irland: Richard ist unser Mann
Die Schlacht beginnt und geht weiter und weiter und …
Kapitel 10 Familienfehde I: Die Rosenkriege
Anderer Name für Rose? Feind!
Partei ergreifen: Die Butlers und die Geraldines
Die Schlacht von Pilltown
Die Geraldines am Ruder
Thomas fitz James fitz Gerald, Earl von Desmond
John Tiptoft, der »Schlächter«
Thomas fitz Maurice, Earl von Kildare
Gerald: Der neue Kildare
Die Erfolgsgeschichte des 15. Jahrhunderts
Die Zurückweisung des Buckligen
Verschwörung gegen Heinrich VII: Teil I
Heil dem König: Lambert Simnel
Verschwörung gegen Heinrich VII: Teil II
Heil dem König: Perkin Warbeck
Ärger in Irland
Der neue Besen: Edward Poynings
Warbeck ist wieder da, genau wie Gerald
Poynings und seine Reformen
TEIL IV RELIGIONSKRIEGE UND FAMILIENFEHDEN: DAS 16. UND 17. JAHRHUNDERT
Kapitel 11 Päpste gegen Erzbischöfe: Die Reformation und Irland
Heinrich VIII.: Großer König, große Taten
Heinrich VIII. und seine Not mit den Frauen
Kein Papst mehr: Die Reformation
Kein Lächeln auf den Lippen der Iren
Aufstand in Irland
Heinrichs Antwort
Die Reformation in Irland
Der Griff nach der Vormachtstellung in Irland
Ein winziger Aufstand
Ein Geschäft mit den Iren
Wie man vom Lord zum König wird
Kapitel 12 Religionskarussell und Aufstände in Irland
Eduard VI.: Jung, krank und protestantisch
Erstes Geschenk für Irland: Eine geballte Faust
Zweites Geschenk für Irland: Das Book of Common Prayer
Maria I.: Volle Kraft zurück
Die Gegenreformation in Irland
Ein schwieriger Balanceakt: Loyalitätskonflikte
Marias Tod
Elisabeth I., die jungfräuliche – und protestantische – Königin
Und wie geht’s in Irland weiter?
Ärger in Tyrone: Shane O’Neill
Neues Ziel: Die Eroberung von Irland
Große Probleme in Munster
Aufstand in Ulster
Seitenwechsel
Der Aufstand breitet sich aus
Die erfolglose Antwort der Engländer
Eine Runde Madeira für alle! Die Spanier kommen
England gegen die vereinten spanischen und irischen Kräfte
Die Flucht der Earls
Kapitel 13 Jakob I. und die Plantations, Karl I. und das Chaos
Jakob I. und Irland
Aufsässige Bevölkerungsgruppen in Irland
Die Errettung der Katholiken aus ihrer Abhängigkeit
Machtspielchen im Parlament
Jakob ist tot
Die Plantations
Die ersten Plantations in Ulster
Die erste Landvermessung in Irland
Plantations für Anfänger
Wie man an Siedler kommt
Eine durchwachsene Bilanz
Karl I. und seine Europäischen Unionen
Die Besänftigung der Old English: Runde 1
Die Besänftigung der Old English, Runde 2: Die Gnadenerweise
Wentworth: Kein Freund unserer Sache
Schlechte Zeiten für den guten Karl
Foras feasa ar Éirinn: Eine Geschichte Irlands
Kapitel 14 Familienfehden II und III: der englische Bürgerkrieg, dann Wilhelm III. und Jakob II.
Der Bürgerkrieg
Der Aufstand von 1641
Der Aufstand wird geplant
Massaker in Ulster
England reagiert
Die Kämpfe weiten sich aus
Die Konföderation
Der Papst greift ein
Tod dem König – und der Konföderation
Cromwell in Irland
Die Iren werden besiegt
Weg mit dem Katholizismus
Kein Land für Katholiken
Der Tyrann ist tot, lang lebe der König (dieses Mal Karl II.)
Jakob II. und der Übermut
Wilhelms Kriege
Und wieder mal ein Aufstand
Es geht schon wieder schief
Der Boyne färbt sich Orange
Wilhelm, orange, nicht grün
TEIL V KATHOLIKEN UND PROTESTANTEN: DAS 18. UND 19. JAHRHUNDERT
Kapitel 15 Wer ist hier Ire? Grattans Parlament und Wolfe Tones Aufstand
Mehr Veränderungen: Irische Innovationen und Institutionen
Erfindungen aus Irland
Trinity College
Der schwarze Stoff: Endlich ein Guinness
Immer das Gleiche: Ärger für die irischen Katholiken
Nur ein Priester pro Pfarrei
Wahlrecht ade
Hungersnot
Ärger braut sich zusammen
Ein irisches Parlament für ein paar Leute
Ideen aus Frankreich und Amerika
Der Aufstand von 1798
Ein Schuss vor den Bug: Die United Irishmen und Wolfe Tone
Krieg – aber jetzt richtig
Dem Sieger..: Großbritannien übernimmt dann doch ganz
Kapitel 16 Aus Iren werden Briten: Die Unionsakte
Die Unionsakte
Der Inhalt der Unionsakte
Das Gute an der Union
Das Schlechte an der Union
Der kleine Aufstand des Robert Emmet
Emmets großer Plan
Aber was nützt der beste Plan …
Oft geht es schief: Ein Aufstand mit Ausschreitungen
Emmets Prozess
Der Tod eines Verräters
Nach Emmet: Die unzuverlässigen Katholiken?
Der Kampf um Konvertiten
Grundbesitz und Hungersnot
Man hungert
Bleiben oder gehen? Die ersten Auswanderungswellen
Die Bevölkerungsexplosion
Kapitel 17 Drei Streiter für die Unabhängigkeit: O’Connell, Davis und Mitchel
Agitation auf dem Lande
Ländliche Gewalt
Der Zehnt
Armut
Geheimbünde
Daniel O’Connell und die Katholikenemanzipation
Die Kampagne für die Emanzipation
Die Catholic Association
Die Kampagne beginnt
O’Connell stellt sich zur Wahl
Der nette Herr Wellington und der Kompromiss
Die Aufhebung der Unionsakte
Der Gedanke kommt ins Parlament
O’Connells Plan
Massenversammlungen
Das Ende der Bemühungen
Die Auflehnung gegen die Union
Thomas Davis und die Young Irelanders
John Mitchel und die Irish Confederation
Die Revolution im Kohlgarten
Kapitel 18 Der große Hunger und der Land War
Die Hungersnot
1847 – das schwarze Jahr
Seuchen und Krankheiten
Halbherzige Lösungsversuche
Wer bleibt, wer stirbt, wer geht?
Schuldzuweisungen
Das Leben der Armen
Der gemeine Mr. Peel und die Regierungspolitik
Weggesegelt: Die irische Diaspora
Iren in Nordamerika
Iren in Australien
Ein Sprung übers Wasser nach Großbritannien
Überall Iren?
Land War: Davitt und Gladstone
Gewissenlose Grundbesitzer werden boykottiert
Land und Nation: Die Brücke zum Nationalismus
Der nette Mr. Gladstone und der Land Act
Kapitel 19 Der Kampf um Home Rule
Der bedeutende Führer der Nation: Charles Stewart Parnell
Er wird bekannt
Seine Verbündeten: Radikale und Politiker
Sein Balanceakt
Seine Zeit im Gefängnis: Der Vertrag von Kilmainham
Gladstone versucht zu helfen
Parnells Sturz und der Niedergang seiner Partei
Der Skandal
Die politischen Konsequenzen: Keine Partei für die Iren
Der Land Purchase Act von 1903: Das war’s mit Home Rule
Das Nein der Unionisten
Die Ideen der Unionisten
Ein Abkommen in Ulster
Bewahrung der protestantischen Lebensweise: Der Oranier-Orden
Bewahrung der protestantischen Wirtschaft: Belfast als industrielles Herzstück
Bewahrung des Empires
Endlich Home Rule!
Die Wiedervereinigung der Home Rule Party
Redmond muss jonglieren
Das Oberhaus wird angegriffen
TEIL VI ZWEIGETEILT: DAS LEBEN SEIT DEN 1880ER JAHREN
Kapitel 20 Bälle und Bücher auf Irisch: Die Irische Renaissance
Alles Gälische wird bewahrt
Eckpunkte der Irischen Renaissance
Warum die Iren anders sein wollten
Die Speerspitzen der Bewegung
The Gaelic Athletic Association: Hurling und Gaelic Football
The Gaelic League: Das gesprochene und das geschriebene Wort
Die Uhren werden zurückgedreht
Ein neuer Besuch im Land der Heiligen und Gelehrten
Ihre Inspiration
Warum die ganzen Feen?
Die Literatur der Irischen Renaissance: Yeats und andere
Das Abbey Theatre
Krawallige Helden
Ein nationaler Stil: Die Wiedergeburt der irischen Kunst
Ganz viel Kunst
Hugh Lane und seine berühmten Bilder
War die Irische Renaissance erfolgreich?
Die Bewahrung des irischen Nationalismus
Die Bewahrung Irlands als Land der Iren
Kapitel 21 Der Kampf gegen Großbritannien: Die Revolution
Home Rule und Familienkrach: Nationalisten gegen Unionisten
Sinn Féin und andere: Die Nationalisten, die schon weiter waren
Die Unionisten und die Ulster Volunteer Force
Ein Bürgerkrieg zieht auf
Kurze Pause – erst ist der Weltkrieg dran
Achtung, Baby! Die Deutschen tauchen auf
Reaktionen in Irland
Ostern in Dublin: Der fehlgeschlagene Aufstand und seine Folgen
Der Feind meines Feindes…
Die Niederschlagung des Aufstands
Die Folgen des Aufstands
Blutiges Irland: Der Unabhängigkeitskrieg
Die Gegner
Waffenruhe – 1. Teil: Ein geteiltes Irland
Es klappt nie beim ersten Mal: Waffenruhe – 2. Teil
Bürgerkrieg und ein freies Irland
Kapitel 22 Ein Land, zwei Systeme: Die Teilung
Wer regiert was? Die zwei irischen Staaten
Leben in Nordirland, die 1920er und 1930er Jahre
Parteipolitik für Unionisten
Wirtschaftliche Nöte
Der Aufbau eines freien irischen Staates, die 1920er Jahre
Eine eigenständige irische Identität
Irische Traditionen kommen groß raus: Olympische Spiele auf Irisch
Alle Macht dem Volk
Unvollendete Angelegenheiten: Die Altlasten der Teilung
De Valera und die glücklichen Mädchen: Der Freistaat in den 1930er Jahren
Auftritt: Fianna Fail
Der Freistaat unter de Valera
Streit ums Fleisch
Die Reaktion auf de Valera: Die Blueshirts
Ein neues Irland und eine neue Verfassung
Kämpfen oder nicht kämpfen? Irland und der Zweite Weltkrieg
Nordirland im Krieg
Die Iren zuhause
Wiederaufbau nach dem Krieg
Kapitel 23 Schon wieder Unruhen … vielleicht die letzten
Der Nordirlandkonflikt in den 60er und 70er Jahren
NICRA und die Bürgerrechte
Die brutale Antwort
Die Armee kommt
Bühne frei für paramilitärische Einheiten
Die Internierung von Katholiken
Bloody Sunday
Direktregierung von London – das Ende von Home Rule
Die IRA greift an
Keiner kann gewinnen
Der Nordirlandkonflikt in den 80er und 90er Jahren
Der Hungerstreik
Bomben in Großbritannien
Der amerikanische Blickwinkel
Es wird politisch
Der lange Weg zum Frieden
Und sie reden doch
Karfreitag und ein neues Nordirland?
Und was ist mit der IRA?
Der Keltische Tiger
Irland wird reich
Der Kater nach der Party
TEIL VII DER TOP-TEN-TEIL
Kapitel 24 Zehn Wendepunkte der irischen Geschichte
Die Ankunft des Christentums
Die Normannen kommen
Die Reformation
Die Schlacht am Boyne
Wolfe Tones Aufstand
Hungersnot und Auswanderung
Die Irische Renaissance
Die Revolution
Der Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft
Das Karfreitagsabkommen
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Endbenutzer-Lizenzvertrag
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Als ich zum ersten Mal wegen meiner Forschungen nach Irland kam, war ich über die Reaktionen der Menschen, mit denen ich sprach, sehr erstaunt. Eigentlich hatte ich erwartet, dass die Leute, denen ich mein Vorhaben erklärte, freundlich nicken und dann die Flucht ergreifen würden, um dem frisch gestrichenen Gartenzaun beim Trocknen zuzusehen. Ich dachte nämlich, das sei für die Iren interessanter als über irische Geschichte zu reden. Stattdessen fand ich ein Land vor, in dem die Menschen sich leidenschaftlich mit ihrer Geschichte auseinandersetzen und gerne angeregt und ausdauernd darüber reden. Jeder hatte seine eigene Geschichte. Die konnte sich um ein Familienmitglied drehen, das in ein bedeutendes Ereignis verwickelt war oder es erlebt hatte. Oder es ging um die Geschichte der Gegend und um die Ereignisse, die sich hier abgespielt hatten. Und das waren großartige Geschichten. Da gab es keine langweiligen Fakten, die ohne Humor oder persönliche Anteilnahme vorgetragen wurden, sondern es waren Erzählungen, die die Ereignisse der Vergangenheit zum Leben erweckten.
Ich habe sehr schnell gemerkt, dass in Irland – anders als in jedem anderen Land, das ich je besucht habe – Geschichte lebendig ist, sie scheint jedem zu gehören, und jeder hat seine eigene Version der Geschichte. Es ist schon so, dass nicht jede dieser Versionen korrekt war, und wenn man allen Geschichten, die ich gehört habe, Glauben schenken würde, dann wäre an Ostern 1916 im Hauptpostamt in Dublin (siehe Kapitel 21) so viel Betrieb gewesen wie nirgends sonst auf der Welt, denn jeder Ire scheint einen Großvater, einen Onkel, eine Tante, einen Cousin oder eine Cousine zu haben, die dort waren. In gewisser Weise kommt es bei diesen Erzählungen gar nicht darauf an, dass sie richtig sind. Sie zeigen, dass jeder an der Geschichte seines Landes beteiligt sein will. Nicht jeder kann im Mittelpunkt stehen, aber wir können die Geschichte etwas verbiegen und auf diese Weise sicherstellen, dass zumindest unsere Verwandten eine Statistenrolle hatten. In Irland ist Geschichte überall. Sie ist in den Köpfen der Menschen, in der Architektur und in der Landschaft, sie ist im Fernsehen, und in Bars im ganzen Land ist sie immer wieder der Grund für Krawalle. In einigen Teilen Irlands ist Geschichte zur Touristenattraktion gemacht worden, in Nordirland werden auf dem politischen Parkett immer noch historische Konflikte ausgefochten, und auf der ganzen Insel wird jeden Tag Geschichte geschrieben.
Bevor Sie dieses Buch gekauft haben, standen Sie im Buchladen oder Sie haben im Internet gesucht, und dabei wird Ihnen eines aufgefallen sein: Da draußen gibt es unglaublich viele Bücher über die Geschichte Irlands. Also, was unterscheidet dieses hier von all den anderen? Nun, im Gegensatz zu den anderen Büchern geht dieses Buch nicht davon aus, dass Sie schon etwas über Irland und die Iren wissen. Die meisten anderen Bücher sind so dicht gefüllt mit Text, dass sie nebenher nicht sonderlich viel Spaß oder Ablenkung bieten. Zudem beschäftigen sich viele der Bücher da draußen mit ganz bestimmten Epochen der irischen Geschichte – Irland im 19. Jahrhundert, Irland vor, während oder nach der Großen Hungersnot, Irland seit gestern oder auch Irland vor Anbeginn der Zeit. Es geht hier nicht darum, Kritik an diesen Büchern zu üben – die meisten sind sehr gut –, sie bieten aber nur einen beschränkten Blick auf die irische Geschichte. Hier wird dagegen die gesamte irische Geschichte in einem großen unterhaltsamen Rundumschlag geboten. Es geht bei den ersten Menschen, die nach Irland kamen, los und führt bis in die Gegenwart. Die Reise ist lang, aber unterwegs gibt es viel zu sehen, und Sie werden vielen interessanten Iren begegnen.
Eine große Frage, mit der wir uns gleich zu Beginn beschäftigen müssen, ist die Definition dessen, um was es in diesem Buch letztlich geht. Was bedeutet »Irland« eigentlich? Nun, in diesem Buch wird Irland aus ganz verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Einmal ist das hier einfach ein Buch über die Geschichte der Insel Irland – der gesamten Insel von Malin Head im Norden bis nach Mizen Head im Süden. Genau wie alle anderen Länder auch ist Irland aber keine einsame Insel. (Natürlich ist Irland eine richtige Insel, aber Sie wissen schon, was ich meine. Die Geschichte Irlands ist keine Geschichte, die sich in vollkommener Abgeschiedenheit abgespielt hat). Deshalb geht es in diesem Buch nicht nur um die Geschichte Irlands, sondern auch um die ausländischen Mächte und Staaten, die die irische Geschichte geprägt haben: England und Großbritannien, Amerika, Frankreich und so weiter. Wir werden auch einen Blick auf den Einfluss Irlands auf den Rest der Welt werfen, und darauf, wie die zwei Teile Irlands (die Republik Irland und Nordirland) im 20. Jahrhundert miteinander zurechtgekommen sind.
Die großen Themen der Geschichte sind natürlich umstritten. Man plagt sich damit, ob die Geschichte, so wie sie erzählt wird, wahr ist oder nicht. Und ob die ganze Sache nicht irgendwie verzerrt und voller Vorurteile dargestellt wird. Nun, meine Antwort auf diese Fragen ist ganz einfach. Zuerst zur Wahrheit … Ich habe hier versucht, die Geschichte vorurteilsfrei so zu erzählen, wie sie passiert ist. Denken Sie daran, viele Aspekte der irischen Geschichte sind sehr umstritten, und sowohl die nationalistischen als auch die unionistischen Kreise haben ihre ganz eigene Sicht auf die Vergangenheit. In der irischen Geschichte gibt es aber auch einige interessante Dinge, die genau genommen nicht wahr sind, die aber zu einem Teil der Folklore und der Geheimnisse geworden sind, die die irische Geschichte umgeben. Wir können diese Überlieferungen nicht einfach ignorieren, also sind sie hier mit einer gesonderten Erklärung aufgeführt. Und nun zu der Frage nach den Vorurteilen – das ist wirklich schwierig. Wir alle haben unsere ganz eigenen Ansichten und Meinungen: Ich bin sicher, Sie haben auch Ihre Meinung. Bilden Sie sich Ihre Meinung, während Sie dieses Buch lesen, und wenn Sie anderer Meinung sind – großartig! Geschichte besteht aus Streit und Auseinandersetzungen, unsere Meinungsverschiedenheiten fügen sich also in eine lange und ehrwürdige Tradition ein.
Dieses Buch ist so zusammengestellt, dass es Sie unterhält und informiert (das war zumindest die Idee). Sie werden viele Details und ein ganzes Heer an Symbolen finden, die nebenbei verschiedene Kleinigkeiten und Einzelheiten erklären.
Sie werden auf viele Kästen stoßen, in denen interessante Informationen untergebracht sind, die aber für das große Ganze nicht sonderlich wichtig sind. Sie können die Kästen komplett überspringen, für später aufheben oder gleich mitlesen. Die Kästen sind da, damit Sie die Freuden der irischen Geschichte in ihrer Gesamtheit besser verstehen. Das Gleiche gilt für das, was neben dem Symbol für das technische Zeug steht. Das ist zu Ihrer Information da und bietet weiterreichende Details. Das alles braucht man aber nicht, um das Thema zu erfassen. Auch dieses Symbol können Sie überspringen. Das sind schließlich keine Hausaufgaben, und keiner wird es je herausfinden.
Ganz offensichtlich kenne ich Sie nicht (also, erst mal Hallo und schön, Sie kennenzulernen), dennoch musste ich einige Annahmen über die Leute machen, die dieses Buch lesen. Deshalb nehme ich an, dass Sie ein toller Mensch sind und dass:
Sie sich für Irland interessieren, weil Sie dort mal Urlaub machen wollen, oder weil Sie in den Nachrichten etwas über Irland gesehen haben und jetzt mehr wissen wollen, oder weil vielleicht sogar irisches Blut in Ihren Adern fließt.Sie vielleicht schon das ein oder andere über die Geschichte Irlands wissen, es aber sehr verwirrend für Sie ist herauszufinden, wer wer ist und was was ist.Sie vielleicht etwas über die Geschichte Irlands in der Schule gelernt haben, dass die Erinnerung daran aber etwas trübe geworden ist.Sie von anderen Leuten etwas über Irland gehört haben und jetzt mehr wissen wollen.Sie vielleicht auch einfach nur eine gute Geschichte erkennen, wenn Sie sie sehen.Dieses Buch ist so aufgebaut, dass man es vom Anfang bis zum Ende durchlesen kann. Wenn Sie mögen, können Sie aber auch von Themengebiet zu Themengebiet hüpfen, ganz wie es Ihnen in den Sinn kommt. Damit man sich im Buch – und in der irischen Geschichte – leichter zurechtfindet, ist es in sieben Teile gegliedert. Jeder Teil hat mehrere Kapitel, in denen es um eine bestimmte Epoche der irischen Geschichte geht. Die sieben Teile, aus denen das Buch besteht und was in ihnen steht, sind hier aufgeführt.
In der irischen Geschichte gibt es keinen Christoph Kolumbus und keinen James Cook. Irland hat keinen Entdecker, eines Tages tauchte die Insel einfach unter den Gletschern der letzten Eiszeit auf. Eine ganze Zeit lang lag Irland unbemerkt und ungeliebt einfach so im Atlantik. Aber eines Tages fingen Leute aus Schottland an, dort Urlaub zu machen, und die fanden es in Irland so toll, dass sie beschlossen zu bleiben. Die ersten Siedler gehörten einem ziemlich einfachen Volk an, sie jagten und sammelten ein wenig. Wirklich interessant wird es mit dem Beginn der Jungsteinzeit, damals fingen die Menschen an, große Grabbauten zu errichten. Und später wird es noch interessanter, dann kamen nämlich die ersten Kelten. Dann fingen einige an, den starken Mann zu markieren, sie wurden zu Königen verschiedener kleiner Landesteile, und so entstand nach und nach ein Herrschaftssystem. Diese Epoche endet mit der Ankunft des berühmtesten Iren überhaupt, St. Patrick. Er ist nicht nur der, dessen Leben und Werk auf der ganzen Welt mit grünem Bier gefeiert wird, er brachte auch das Christentum nach Irland, und er hat die Schlangen vertrieben (heißt es zumindest).
In dieser Zeit gewöhnten sich die Iren an Invasionen. Ob es die Landschaft war, die Schönheit (oder der Reichtum) der Klöster oder das Wetter, Irland erschien einer ganzen Reihe von Völkern so attraktiv, dass sie die Insel besuchen oder gleich ganz übernehmen wollten. Als Erstes kamen die Wikinger. Ursprünglich waren sie ganz zufrieden damit, ein wenig zu plündern und zu brandschatzen, irgendwann beschlossen sie aber, sich niederzulassen – sie gründeten sogar ein kleines Dorf namens Dublin. Die irischen Könige scheinen ziemlich machtlos gewesen zu sein, jedenfalls hatten sie den Wikingern nicht viel entgegenzusetzen und versanken für ein paar Jahrzehnte in der Bedeutungslosigkeit. Schließlich kriegten sie aber doch noch die Kurve und überzeugten die Wikinger, wieder heimzufahren. Das Problem war aber, dass inzwischen die Normannen in die irische Politik involviert waren, und die fielen jetzt auch in Irland ein. Das war der Beginn einer Jahrhunderte dauernden Wechselbeziehung zwischen den Iren und den Völkern jenseits der Irischen See.
Nachdem die Normannen den Weg geebnet hatten, waren auch die Engländer auf den Geschmack gekommen und wollten Irland nicht mehr verlassen. Das ständige Problem der Engländer waren aber die Iren, dieses lästige Volk. Sie wollten die Herrschaft eines englischen Königs einfach nicht still und leise über sich ergehen lassen. Sie schmiedeten ständig Komplotte und verursachten alle möglichen Probleme. Außerdem freundeten sie sich mit allen möglichen Völkern an, mit den Schotten und Franzosen zum Beispiel, die die Engländer gar nicht leiden konnten. Während dieser zwei Jahrhunderte war Irland ein ziemlich unruhiger Flecken Erde, und aufeinanderfolgende englische Könige hatten ihre liebe Not damit, irgendetwas dagegen zu tun. Mehrere Male schickten sie massenhaft Truppen nach Irland, weil sie die Iren so unterdrücken wollten. Manchmal steckten sie aber auch ihren Kopf in den Sand und versuchten das Problem zu ignorieren. Sie versuchten auch, die Iren mithilfe von Gesetzen zu kontrollieren, die die Iren englischer machen sollten. Das Problem war, dass viele der Engländer, die sich in Irland niedergelassen hatten, sich dort so wohlfühlten, dass sie anfingen Irisch zu sprechen, irische Mädchen zu heiraten und so zu werden wie die Einheimischen.
Genau wie die Invasionen wurde die Religion zu einem der großen Themen der irischen Geschichte. Seit der Zeit von St. Patrick war alles ganz einfach gewesen. Trotz ihrer Differenzen akzeptierten sowohl England als auch Irland, dass der Papst ein echt wichtiger Typ war, und in Dingen, die etwas mit Gott zu tun hatten, nahmen sie alle Befehle aus Rom entgegen. Im 16. Jahrhundert ging jedoch alles schief. Heinrich VIII. beschloss, dass er eine andere Frau brauchte, und versuchte, sich scheiden zu lassen. Der Papst machte das nicht mit, also zog Heinrich beleidigt ab und gründete seine eigene Kirche. Damit war England protestantisch. In Irland wurde der Religionswechsel gar nicht gut aufgenommen, man widersetzte sich der neuen Konfession und zog es vor, seine Priester zu behalten und die Verbindung zu Rom aufrechtzuerhalten. England versuchte, das zu ändern, deshalb schickte man protestantische Siedler nach Irland. So entstanden aber nur zwei separate Gemeinwesen, die ein tiefes Misstrauen füreinander empfanden. Am Ende lief alles auf einen Krieg zwischen dem protestantischen König Wilhelm III. und dem katholischen König Jakob II. hinaus. Wilhelm gewann die Schlacht am Boyne, und so war die letzte Hoffnung auf einen Katholiken auf dem englischen Thron dahin.
Während des 18. und 19. Jahrhunderts bemühten sich Irland und Großbritannien irgendwie voranzukommen. Die Briten waren ein wenig paranoid. Sie sahen in Irland ein ständiges Ärgernis, für sie war die Insel ein rückständiger Ort, an dem immer noch der Katholizismus herrschte. Das bereitete den Briten einige Qualen, waren sie doch gerade damit beschäftigt, ein Weltreich zu errichten und einige nervige europäische Feinde wie die Franzosen loszuwerden. Das eigentliche Problem war, dass die Iren, die zumindest einen gewissen Grad der Unabhängigkeit erreichen wollten, die Franzosen ermutigten, ihnen 1798 bei einem Aufstand zur Seite zu stehen. In dieser Zeit erlebten die Forderungen nach irgendeiner Form von Freiheit für Irland einen großen Aufschwung. Unter Führung von Daniel O’Connell beschränkten sich diese Forderungen auf Religionsfreiheit. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden sie jedoch zu politischen Forderungen nach nationaler Eigenständigkeit. In dieser Zeit hatten die Iren auch unter der Großen Hungersnot von 1846 bis 1851 zu leiden. Ihr fielen Tausende von Menschen zum Opfer, und sie führte dazu, dass eine Million Menschen ihr Heil in der Auswanderung suchte. Das war der Beginn der großen irischen Diaspora, und die Iren sollten, egal wo sie landeten, großen Einfluss gewinnen.
Am Ende des 19. Jahrhunderts waren viele Iren der britischen Herrschaft Leid und wollten etwas dagegen tun. Die erste große Bewegung war kultureller Natur, hier lernte das irische Volk seine eigene Kultur wertzuschätzen. Diese sogenannte Irische Renaissance regte die Menschen dazu an Irisch zu sprechen, irische Theaterstücke und Romane zu lesen und irische Spiele zu spielen. Für die Iren sollte es kein Kricket mehr geben. Der Erfolg dieser Irischen Renaissance spiegelte sich in der Politik wider, und der Ruf nach Home Rule (politische Unabhängigkeit von Großbritannien) wurde lauter. Es sah für die Iren ziemlich gut aus, bis sich die Deutschen nach vorne drängelten und den Ersten Weltkrieg lostraten. Dieser Krieg spaltete die irische Politik und führte zum Aufstieg von Sinn Féin und der IRA. Sie führten einen Krieg gegen die Briten, der 1922 zu einer teilweisen Unabhängigkeit führte. Die Teilung Irlands (in Nordirland als Teil von Großbritannien und die Republik Irland als unabhängiger Staat) wollte aber irgendwie nie passen, und in den 1960er Jahren flog das Ganze in die Luft. Die Unruhen in Nordirland dauerten über drei Jahrzehnte, sie waren ausgesprochen brutal und blutig. Heute sieht es zum Glück so aus, als hätten die Iren dieses blutige Kapitel ihrer Geschichte hinter sich gelassen. Viele Teile Irlands sind inzwischen sehr wohlhabend geworden, und die Insel liegt voll im Trend.
Der Teil des Buches ist dazu gedacht, Ihnen ein paar Informationen zu liefern, darunter sind sicher einige Dinge, mit denen Sie Freunde, Familienangehörige und auch Fremde gewaltig beeindrucken können. Hier erfährt man, welches die wichtigsten Wendepunkte der irischen Geschichte waren, und dann ist da noch eine Liste mit zehn Iren, die eigentlich bekannter sein müssten. Denken Sie daran, das sind meine persönlichen Listen, Sie können sie also ohne Hemmungen ergänzen.
Ganz offensichtlich geht es in diesem Buch um ziemlich viel Geschichte, und Sie erhalten hier ziemlich viele Informationen. Geschichte besteht aber aus mehr als Fakten und Zahlen und berühmten Leuten, das werden Sie merken, wenn Sie dieses Buch lesen. Sie werden in diesem Buch immer wieder auf Symbole stoßen. Dort finden Sie zusätzliche Informationen, dort werden Streitpunkte geklärt, und dort geht es darum, welchen Einfluss die Vergangenheit auf die Gegenwart hat.
Die Iren haben reichlich großartige Geschichten über ihre Vergangenheit zu erzählen, der Grat zwischen Fakten und Fiktionen ist jedoch meist schmal. Wenn dieses Symbol auftaucht wird überprüft, ob eine irische Überlieferung der Wahrheit entspricht oder nicht, ob ein Ereignis wirklich passiert ist oder nicht.
Was in der Vergangenheit passiert ist, hat Auswirkungen auf die Gegenwart. Bei diesem Symbol geht es darum, welche Auswirkungen historische Ereignisse auf das Leben der heutigen Iren haben.
Es gibt da eine ganz bestimmte Sache, die Historiker lieber mögen als Geschichte, und das ist ein ordentlicher Schlagabtausch. Irische Historiker waren schon immer besonders anfällig für Meinungsverschiedenheiten untereinander. Und bei diesem Symbol geht es um verschiedene Interpretationen der irischen Geschichte, die schon in den Ring geworfen worden sind.
Dieses Symbol macht auf bestimmte wichtige Punkte aufmerksam, die man kennen sollte, um zu verstehen, was als Nächstes passiert.
Hier geht es um technisches Zeug, das Sie überspringen können. Es ist dazu da, Ihr Verständnis einiger komplizierterer Sachverhalte zu vertiefen. Hier erhalten Sie zusätzliche Informationen darüber.
In einem alten irischen Witz geht es um einen Touristen, der sich verirrt hat und einen Einheimischen nach dem Weg fragt. Der Einheimische kratzt sich am Kopf, denkt kurz nach und sagt dann: »Also, wenn ich dorthin wollte, würde ich nicht von hier aufbrechen.« Diese Aussage ist ein ganz guter Führer durch dieses Buch. Die eine richtige Methode dieses Buch zu lesen gibt es nicht, die eine richtige Stelle, an der Sie anfangen müssen, gibt es auch nicht. Sie können den klassischen Weg gehen und am Anfang beginnen und am Ende aufhören, alternativ können Sie zuerst in das Kapitel eintauchen, das Sie am meisten interessiert. Wenn Sie etwas über die Große Hungersnot wissen möchten, fangen Sie mit Kapitel 18 an, interessieren Sie sich besonders für St. Patrick, ist Kapitel 4 das Kapitel der Wahl. Alle Teile und alle Kapitel sind so geschrieben, dass sie unabhängig voneinander gelesen werden können. Wo auch immer Sie anfangen, viel Spaß dabei, genießen Sie Irland und seine Geschichte.
Teil I
IN DIESEM TEIL …
Erfahren Sie alles über die Anfänge Irlands, die ersten Menschen, die Siedlungen bauten und Leben auf die Insel brachten.
Stelle ich Ihnen die keltischen Stämme vor und erläutere, wie sie auf die Insel kamen und sie veränderten.
Begegnen Sie einem der berühmtesten Iren aller Zeiten: dem heiligen Patrick, der das Christentum nach Irland brachte.
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Was Irland ausmacht
Die großen Fragen
Irlands Platz in der Welt
Die meisten von uns wissen irgendwas über Irland. Wir wissen, dass Grün die Farbe der Iren ist, St. Patrick ist ihr Nationalheiliger, wir hören Sunday, Bloody Sunday von U2, und wir haben schon mal mitgekriegt, dass der irische Nationalfeiertag im Frühjahr von Iren auf der ganzen Welt mit Paraden und viel Tamtam begangen wird. Aber warum ist dieser Tag eigentlich so wichtig für Irland und für die Iren auf der ganzen Welt? Welchen blutigen Sonntag besingen U2? Und wie steht es mit den Unruhen in Nordirland? Wir wissen, dass dabei Katholiken und Protestanten mitmischen und dass die IRA (Irish Republican Army, zu Deutsch »Irisch-Republikanische Armee«) im Zentrum des Ganzen steht. Aber wie kam es eigentlich zu diesen Unruhen? Und dann sind da noch vierzehn Jahrhunderte Geschichte zwischen der Ankunft von St. Patrick und den Unruhen!
Und dann ist da noch das Volk. Die meisten von uns kennen den ein oder anderen berühmten Iren – James Joyce zum Beispiel oder Bono Vox – aber irische Geschichte geht weit über diese berühmten Namen hinaus. Es ist so, dass die irische Geschichte mit Millionen von Menschen zu tun hat. Die Besetzungsliste dieses Stückes ist nahezu endlos, denn auf ihr stehen all die, die die Insel über die Jahrhunderte bewohnt haben. Irland hat der Welt einige ihrer besten Künstler und Literaten und einige großartige Musiker und Tänzer geschenkt, aber auch eine Menge engagierter Politiker und geistlicher Führer. Zusätzlich waren da noch eine ganze Menge Invasoren und Besucher, was die ganze Angelegenheit noch interessanter macht.
Irische Geschichte ist nicht nur die Geschichte der Großen und Mächtigen. Die Geschichte handelt auch von den Menschen, die über die Jahrhunderte an Seuchen und Hungersnöten starben, es geht immer auch um die Millionen von Menschen, die fort segelten und sich rund um die Welt eine neue Heimat suchten. Es geht um die Arbeiter, die Kanäle, Straßen und Schienenwege in Großbritannien, den USA, Kanada und anderswo bauten und um die Priester und Nonnen, die Mission in Entwicklungsländern betrieben. Wir kennen nur wenige dieser Menschen, denn sie sind nie berühmt geworden, sie sind aber alle ein Teil der Geschichte.
Auf der ganzen Welt gibt es Menschen, die irische Vorfahren haben. Und das ist auch das Bemerkenswerte an den Iren: Sie waren sehr erfolgreich dabei, sich über die ganze Welt zu verbreiten. Die Geschichte des Kommens und Gehens ist in Irland sehr lang, und wenn man diese Muster des Ankommens und Weggehens versteht, wird auch klar, warum es so viele Menschen mit irischen Vorfahren gibt.
Wie Sie noch feststellen werden, wenn Sie die anderen Kapitel lesen, war Irland bei vielen Völkern ein sehr beliebtes Ziel für Invasionen. Diese Invasionen hatten einen großen Einfluss darauf, wer die Iren waren, denn irgendwann fühlten sich alle Invasoren dort so wohl, dass sie anfingen, sich mit der einheimischen Bevölkerung zu vermischen. In den folgenden Abschnitten geht es darum, wer diese Neuankömmlinge waren.
Die Kelten waren zwar nicht die ersten Bewohner Irlands, sie waren aber die ersten Fremden, die in großem Maßstab kamen. Sie brachten eine neue Sprache nach Irland und die damals modernsten Methoden der Metallverarbeitung. Außerdem hatten sie intensive Handelsbeziehungen bis nach Kontinentaleuropa. Die letzte Welle der keltischen Einwanderung brachte Gälisch sprechende Stämme nach Irland, und sie waren es, die aus den Iren, vor allem in Hinblick auf die Sprache, etwas Besonderes machten. Mehr Informationen zu den Kelten gibt es in Kapitel 2.
Die Wikinger, die aus Skandinavien kamen, vor allem aus Norwegen, haben großen Einfluss auf Irland ausgeübt. Sie bauten Handelswege zu anderen Wikingern in Europa auf, und obwohl sie bei den Iren, die von den Wikingern immer wieder angegriffen und getötet wurden, nicht sonderlich beliebt waren, gründeten sie viele wichtige Ortschaften.
Die Wikinger, auch als Nordmänner bekannt, taten, was alle Eroberer tun – sie begannen Irinen zu heiraten und vermischten sich so mit den Iren. Die Wikinger zwangen den Iren ihre Kultur nicht auf, sie gingen auch nicht wieder heim, sie wurden in die irische Gesellschaft integriert. Historiker sprechen in diesem Zusammenhang von den hiberno-norwegischen oder hiberno-nordischen Stämmen Irlands. Sie waren eine Mischung aus Iren (auf Latein heißt Irland Hibernia) und Wikingern. Solche Einflüsse führten dazu, dass sich die irische Kultur über die Jahrhunderte wandelte. In Kapitel 5 erfährt man mehr über den Einfluss der Wikinger in Irland.
Die entscheidendste Invasion in der Geschichte Irlands war die der Normannen am Ende des 12. Jahrhunderts. Nachdem sie 1066 die Schlacht von Hastings gewonnen hatten, herrschten sie über England. Sie hatten, zumindest nach dem Maßstab der Zeitgenossen, eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie die Dinge laufen sollten. Eigentlich waren sie nach Irland gekommen, weil man sie gebeten hatte, lokale Streitigkeiten zu schlichten, ihnen gefiel es dort aber so gut, dass sie blieben. Auch sie schlossen Ehen mit Irinen und übernahmen irische Gepflogenheiten (und sie wurden, nachdem sie sich den Iren angepasst hatten, als Anglonormannen bekannt). Und mit den Jahren hatten ihre normannischen Landsleute in England immer mehr Probleme sie wiederzuerkennen. Der Entschluss der Normannen, in Irland zu bleiben, führte dazu, dass die irische und die englische Geschichte in den folgenden Jahrhunderten immer miteinander verbunden blieben. In Kapitel 7 steht mehr über die Normannen.
Wann wurden die Normannen zu Engländern? Also, ohne jetzt einen langen Ausflug in die englische Geschichte und das frühe Mittelalter zu unternehmen, ist die einfache Antwort (mit ein bisschen Schummeln): irgendwann im 13. Jahrhundert. Wichtig dabei ist, dass die Engländer, und besonders ihre Könige, begannen, sich selbst als Engländer zu sehen, die sich deutlich von ihrem normannischen (genauer gesagt ihrem französischen) Ursprung entfernt hatten. Um ehrlich zu sein, inzwischen konnten sie die Franzosen nicht mehr ausstehen und sie führten ständig Kriege gegen sie. In Irland bedeutete die Bildung eines klar definierten und deutlich ausgeprägten Englandbewusstseins, dass die Engländer sich jetzt bemühten, irgendjemanden auf der Grünen Insel zu verstehen. Die Iren waren schon immer irgendwie mysteriös gewesen, aber der irisch-normannische Mix war den Engländern genauso fremd. Englische Könige wie Heinrich II., Richard Löwenherz und Johann Ohneland schickten schließlich Truppen nach Irland, und so begann der Zustrom von Engländern nach Irland. Mehr über die englischen Verstrickungen in Irland ist in Kapitel 9 zu lesen.
Nach der Reformation (siehe Kapitel 11) kam man auf die Idee, Irland der neuen Religion, dem Protestantismus, zu verpflichten. Die Iren, die ja Katholiken waren, hatten gegen die ganze Idee Widerstand geleistet. Elisabeth I. wollte keine Zeit mehr damit verschwenden, die Iren von den Vorteilen des neuen Produkts zu überzeugen, stattdessen schickte sie ihre eigenen Leute nach Irland. Die Plantation (wörtlich »Bepflanzung«) begann. Das bedeutet, dass die Krone große Stücke Land an Protestanten vergab, die bereit waren, sich im katholischen Irland niederzulassen und die Sache anzupacken. Das war ein beherzter Schritt. Es kam zu einer neuen Einwanderungswelle von Engländern und Schotten nach Irland. Sie waren strenggläubige Protestanten, die ihre Aufgabe in Irland als religiöse Mission sahen. In Kapitel 13 geht es um diese Pflänzchen.
Schon immer wurden Geschichten über Iren mit dunkler Haut und dunklen Haaren erzählt, die die Nachfahren von schiffbrüchigen spanischen Seeleuten gewesen sein sollen. Diese Geschichten scheinen allerdings etwas weit hergeholt zu sein. Die Spanier hatten während der englisch-spanischen Kriege in der Zeit von Elisabeth I. mit Irland zu tun, und offensichtlich endeten Teile der Armada an der irischen Küste. Einige dieser Seeleute ließen sich wahrscheinlich schon in Irland nieder und heirateten dort, es ist aber zu bezweifeln, dass ihre Gene so dominant waren, dass ihre äußeren Kennzeichen auch heute noch bei Kindern hervortreten. Genau wie die Spanier hatten auch die Franzosen immer mal wieder nach ihrer Revolution von 1789 mit der irischen Politik zu tun. Es gab einige französische Flotten und Truppen, die in Irland landeten (aber nie erfolgreich). Tatsache ist aber, dass sie da waren (siehe Kapitel 15).
Irland wurde immer als ein Land betrachtet, das man verließ – besonders seit dem 19. Jahrhundert. In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts haben jedoch immer mehr Menschen beschlossen, Irland zu ihrer Heimat zu machen, denn in anderen Teilen der Welt werden Kriege geführt und die irische Wirtschaft boomt. Seit den 1990er Jahren wandern immer mehr Menschen in Irland ein. Wenn man in Irland ist, sollte man also nicht überrascht sein, wenn der Barkeeper oder die Bedienung aus China, Osteuropa, Australien oder Südafrika kommen. Die neuen Iren machen einen multikulturellen Ort aus Irland und besonders aus Dublin.
Bei einem der wichtigsten Ereignisse in der irischen Geschichte geht es gar nicht wirklich um Irland. Es geht um die Menschen, die die Insel verließen. Man schätzt, dass Ende des 20. Jahrhunderts 70 bis 90 Millionen Menschen auf der ganzen Welt von sich behaupten konnten, irische Vorfahren zu haben. Für eine Insel mit nicht mal sechs Millionen Einwohnern ist das eine recht beeindruckende Diaspora.
Schon früh verließen die Iren ihre Insel. Einige der ersten Auswanderer waren Mönche, die neue Aufgaben auf dem Kontinent suchten. Ihnen folgten Menschen, die in der britischen Armee dienten und so halfen, das britische Empire aufzubauen, und eine ganze Menge Leute, die über die Irische See fuhren, um in Großbritannien Arbeit zu finden.
Trotz aller Gegensätze zwischen Großbritannien und Irland trugen die Iren ganz wesentlich zum Erfolg der Briten bei. Während der industriellen Revolution stellten die Iren Arbeitskräfte in den britischen Fabriken, sie bauten die Kanäle und Eisenbahnstrecken des Landes. Sie dienten als Soldaten in der britischen Armee, die in alle Ecken der Welt zog, sie bereisten das Empire als Lehrer, Staatsdiener, Missionare und Ingenieure. Im 20. Jahrhundert zogen die Iren in großer Zahl in die beiden Weltkriege, sie opferten dort ihr Leben und trugen wesentlich zum Sieg bei.
Im 17. und 18. Jahrhundert waren es Hungersnöte, die die Menschen veranlassten Irland zu verlassen. Inzwischen war die Welt größer geworden, und so weit entfernte Orte wie Australien und Amerika waren erreichbar und bereit für die Iren. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verließen unglaubliche Menschenmassen das Land, Hunderttausende packten ihre Siebensachen. Im 20. Jahrhundert wurde es nicht viel besser. Rezessionen in den 1920er, den 1950er und den 1980er Jahren führten dazu, dass ganze Generationen ihr Glück im Ausland suchten. Auch die Unruhen in Nordirland seit den 1960er Jahren überzeugten viele Menschen davon, dass ihre Zukunft außerhalb Irlands lag.
Die Iren, die ihre Heimat verließen, blieben ihr trotzdem sehr verbunden. Über die Jahrhunderte kehrten viele von ihnen zurück oder sie ermutigten ihre Nachkommen dazu. Eine besonders hohe Quote an Rückkehrern ist seit dem Wirtschaftsaufschwung in den 1990er Jahren und dem Anstieg der Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitnehmern in den Bereichen Informationstechnologie und Finanzen zu verzeichnen. Auch viele Unternehmen, die ihre Zentrale nach Irland verlegt haben, haben Geschäftsführer mit irischem Erbe. Während ihre Entscheidung, ihre Unternehmen in Irland anzusiedeln, zweifellos solide wirtschaftliche Gründe hatte, darf man auch vermuten, dass ihre Wahl aus gewissen sentimentalen Gefühlen auf die alte Heimat gefallen ist.
Einerseits ist die Geschichte der Auswanderung durchaus deprimierend. Es war die Armut, die die Menschen dazu veranlasste, ihre Heimat zu verlassen, und oft starben sie auf der Reise. Waren sie in ihrer neuen Heimat angekommen, waren viele gezwungen entsetzliche Arbeiten anzunehmen, sie fanden Trost im Alkohol oder starben in genau der Armut, der sie eigentlich entkommen wollten. Das ist der Stoff, aus dem die Lieder vieler irischer Sänger sind. Aber die Geschichte der Auswanderung ist andererseits auch die Geschichte großer Erfolge. Ohne die Iren sähe die Welt anders aus. Sie spielten eine wesentliche Rolle dabei, Länder wie Australien oder die USA so erfolgreich zu machen. Es zeigte sich, dass die Iren gute Politiker und Geschäftsleute sind, sie stellten einige der bedeutendsten Künstler, Literaten und Musiker der Welt, und sie schickten Geld zurück nach Irland, um ihre Familien dort über Wasser zu halten.
Irland ist nicht sonderlich groß. Wenn man die Insel aus einer Weltkarte ausschneidet und auf die USA, Kanada oder Australien legt, sieht Irland ziemlich klein aus. Größe ist aber nicht alles, wie ein altes Sprichwort sagt. Für seine Größe hatte Irland großen Einfluss auf das Weltgeschehen, und auch auf der Insel selbst ist ziemlich viel passiert. In den folgenden Abschnitten geht es um die großen Themen der irischen Geschichte, sie alle spielten in der Geschichte der Insel eine bedeutende Rolle und formten das heutige Irland.
Großbritannien und Irland gehören zusammen wie Dick und Doof. Die Geschichte Irlands kann nicht ohne die Geschichte Großbritanniens betrachtet werden. Die Ereignisse in Irland und Großbritannien wirken ständig aufeinander ein. Manchmal war das zum Wohle aller, meistens war aber eine Partei die leidtragende. Seit dem 12. Jahrhundert mischte sich Großbritannien in die politischen Angelegenheiten Irlands. Wirtschaftlich waren die beiden Länder eng verbunden, und die irischen Einwanderer stellten während der industriellen Revolution in Großbritannien einen wichtigen Teil der Arbeiterschaft. Im frühen 20. Jahrhundert führten die Briten und die Iren einen Krieg gegeneinander, es ging darum, ob Irland unabhängig werden sollte. Und seit den 1960er Jahren sind die Briten in die Unruhen in Nordirland verwickelt.
Oft wurde die Religion für alles verantwortlich gemacht, und tatsächlich war ihr Einfluss auf Irland immens. Die Iren sind seit der Ankunft von St. Patrick und der Einführung des Christentums ein sehr religiöses Volk. Das Bild wurde mit der Erfindung des Protestantismus und seinem schwierigen Verhältnis zum Katholizismus komplexer. Dieser Kampf brachte viele Morde und Märtyrer hervor. Zwar waren auch andere Aspekte der Geschichte wichtig für Irland, der Einfluss der Religion hat Irland aber am tiefsten geprägt. Ob es die Unterdrückung der alten heidnischen Religionen, die Einführung des Christentums, die Auseinandersetzungen rund um die Reformation oder die religiöse Komponente bei den Unruhen in Nordirland war, die Religion stand schon immer im Mittelpunkt der irischen Geschichte.
Die beiden Konfessionen hatten entscheidenden Einfluss auf das, was aus der Republik Irland und Nordirland im 20. Jahrhundert geworden ist, und sie haben es noch.
Heute gelten sowohl in der Republik Irland als auch in Nordirland Gesetze, die die freie Religionsausübung als persönliches Recht des Einzelnen schützen. Aber natürlich haben die beiden Staaten den Katholizismus beziehungsweise den Protestantismus bevorzugt. Die Lehren der katholischen Kirche wirken sich in der Republik Irland stark aus, und Gesetze, die gesellschaftliche Fragen wie Scheidung, Abtreibung und Empfängnisverhütung betreffen, wurden von der Politik in den letzten Jahrzehnten behandelt wie heiße Kartoffeln. Offiziell sind Kirche und Staat zwar sowohl in der Republik als auch im Norden getrennt, weil die meisten Menschen aber immer noch ein starkes religiöses Zugehörigkeitsgefühl zu ihrer Kirche haben, stimmen hier viele Gesetze noch eher mit den Lehren der Kirche überein als im restlichen Europa.
Im Theaterstück The Field (es wurde unter demselben Titel verfilmt, auf Deutsch heißt der Film Das Feld