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Sehr persönlich stellt Werner Ehlen fünfzehn "Irrwege und katholische Sackgassen" vor und untermauert seine Ansichten biblisch und theologisch. Seinen Gedanken zum Zentrum des Glaubens merkt man an, dass er sich seiner Kirche (noch immer) verbunden fühlt, trotz aller Kritik. Auf einen Austausch per E-Mail über seine Ansichten freut er sich. [email protected]
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Seitenzahl: 40
Veröffentlichungsjahr: 2021
Vorwort
Eine kleine Geschichte zur Verdeutlichung
Irrtümer und Sackgassen
Amtskirche und (Macht)Strukturen
Eucharistie
Erlösung und Opfer(tod)
Sexualität
Zölibat
Frauenpriestertum
Gotteskindschaft durch die Taufe?
Bittgebet
Marienverehrung
Heiligenverehrung
Heilig
Würde
Ablass
Barmherzigkeit
Segnen
Missbrauch
und das Zentrum?
Wie kann es weitergehen?
Zu guter Letzt
ein Dank
Verzeichnis der Bibelstellen
Wie komme ich dazu, mir anzumaßen, zu entscheiden, welche Ansichten und Lehrmeinungen der katholischen Kirche „Irrwege“ sind und welche nicht? Ich habe nicht einmal Theologie studiert, sondern „nur“ Religionspädagogik an der FH in München. Anführen könnte ich zu meinen Gunsten über 40 Jahre Erfahrungen in und mit der Kirche, noch mehr unzählige Fortbildungen, Seminare und Vorträge von anerkannten theologischen Kapazitäten und ein nie ermüdendes Interesse an eigener Weiterbildung durch Literaturstudium.
Ein wesentliches Kriterium ist für mich aber ganz einfach auch der gesunde Menschenverstand. Ich kann nicht glauben, dass Gott uns den Verstand gegeben hat, um ihn beiseitelegen zu müssen, wenn es um Glaubensfragen geht.
Und so denke ich, dass überall dort, wo der gesunde Menschenverstand theologischen Aussagen, Lehrmeinungen, Dogmen oder Bischofsworten widerspricht, diese sehr genau überprüft werden sollten auf ihren eigentlichen Inhalt und gegebenenfalls revidiert werden sollten.
Ein letzter Grund, warum ich mich zu Wort melde, ist zugegebenermaßen Ärger. Ärger darüber, dass Bischöfe (und leider auch der Papst) Dinge von sich geben dürfen, die sowohl theologisch als auch von den entsprechenden Wissenschaften her eindeutig falsch sind, ohne dass es die Möglichkeit des offiziellen Widerspruchs gibt. So manches in diesem Buch gehört in diese Kategorie (Pflichtzölibat, Umgang mit Homosexualität, um nur zwei zu nennen), anderes sollte als Denkanstoß verstanden werden.
Leserinnen und Lesern meiner früher erschienen Büchern wird der eine oder andere Inhalt bekannt vorkommen – ich habe ihn erneut aufgenommen, weil er in diesem Zusammenhang relevant ist und hoffe, dass die Gesamtlektüre für diese Personen nicht darunter leidet.
Manches werde ich nicht deshalb kritisch beurteilen, weil es in sich falsch oder ein Irrweg ist, sondern auf Grund der Wertigkeit, den es im Glaubensleben so mancher Christen oder auch im Dogmengebäude der Kirche einnimmt, den Blick auf das Wesentliche verstellt.
Was daran „gefährlich“ ist, kann folgende Geschichte sehr gut zeigen:
Ein Philosophieprofessor stand vor seinen Studenten und hatte ein paar Dinge vor sich liegen. Als der Unterricht begann, nahm er ein großes leeres Gurkenglas und füllte es bis zum Rand mit großen Steinen. Anschließend fragte er seine Studenten, ob das Glas voll sei. Sie antworteten mit ja. Der Professor nahm eine Schachtel mit Kieselsteinen und schüttete sie in das Glas und schüttelte es leicht. Die Kieselsteine rollten natürlich in die Zwischenräume der größeren Steine. Dann fragte er seine Studenten erneut, ob das Glas jetzt voll sei. Sie antworteten wieder mit ja und lachten. Der Professor seinerseits nahm eine Schachtel mit Sand und schüttete ihn in das Glas. Natürlich füllte der Sand die letzten Zwischenräume im Glas aus. "Nun", sagte der Professor zu seinen Studenten, "ich möchte, dass sie erkennen, dass dieses Glas wie ihr Leben ist! Die Steine sind die wichtigen Dinge im Leben: ihre Familie, ihr Partner, ihre Gesundheit, ihre Kinder - Dinge, die - wenn alles andere wegfiele und nur sie übrig blieben - ihr Leben immer noch erfüllen würden. Die Kieselsteine sind andere, weniger wichtige Dinge, wie z.B. ihre Arbeit, ihre Wohnung, ihr Haus oder ihr Auto. Der Sand symbolisiert die ganz kleinen Dinge im Leben. Wenn Sie den Sand zuerst in das Glas füllen, bleibt kein Raum für die Kieselsteine oder die großen Steine. So ist es auch in ihrem Leben: Wenn Sie all ihre Energie für die kleinen Dinge in ihrem Leben aufwenden, haben Sie für die großen keine mehr. Achten Sie daher auf die wichtigen Dinge, nehmen Sie sich Zeit für ihre Kinder oder ihren Partner, achten Sie auf ihre Gesundheit. Es wird noch genug Zeit geben für Arbeit, Partys usw. Achten Sie zuerst auf die großen Steine - sie sind es, die wirklich zählen. Der Rest ist nur Sand."
(Quelle unbekannt)
Wie gesagt: So manches ist nicht zu kritisieren, weil es „unchristlich“ wäre, sondern deshalb, weil es als „Stein“ behandelt wird, obwohl es nur „Sand“ ist – und damit die wirklich entscheidenden Dinge verdrängt.
Die Amtskirche in ihrer momentanen Verfasstheit ist sicher der grundlegende Irrtum und die Sackgasse, in die sich die Kirche hineinmanövriert hat.
Dabei ist sie strikt zu unterscheiden von der Kirche, der Gemeinschaft der Glaubenden und den Ämtern, die es darin durchaus geben kann und vielleicht auch muss. Aber dass diese Ämter hierarchisch geordnet sind, dass es Amtsinhaber gibt, die sagen können, was katholisch ist und was nicht, ist ganz sicher nicht im Sinne Jesu.