Ja - immer wieder ja - Lori Foster - E-Book

Ja - immer wieder ja E-Book

Lori Foster

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Beschreibung

Die hübsche Sara will eine heiße Affäre - mehr nicht! Und zwar mit ihrem attraktiven Nachbarn, dem smarten Hausverwalter Gavin Blake. Doch der hat ganz andere Vorstellungen. Er will zunächst Saras Herz erobern und erst dann den Rest …

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Seitenzahl: 199

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IMPRESSUM

Ja – immer wieder ja erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© by Lori Foster Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe 2000 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Umschlagsmotive: abezikus/Thinkstock

Veröffentlicht im ePub Format in 10/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733743116

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Der laute, wütende Schrei und das darauf folgende zornige Kreischen weckten Gavin Blakes Aufmerksamkeit. Er starrte die schmale Straße hinunter und blinzelte, um sicherzugehen, dass er nicht halluzinierte. Aber nein. Da war seine normalerweise stille, freundliche Nachbarin Sara Simmons, die mit wehenden dunklen Locken, außer sich vor Wut, seiner früheren Freundin Karen nachrannte. Er hatte Karen seit Monaten nicht mehr gesehen, und ihr Anblick war es nicht, was ihn faszinierte. Nein, es war die sanftmütige, ruhige Sara, die in diesem Moment einen Rechen wie eine Streitaxt schwang. Und jedes Mal, wenn sie den Rechen schwang, begleitet von einem tiefen, bedrohlichen Knurren, jammerte Karen ängstlich.

Ein ungläubiges Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er Sara eine ziemlich finstere, fragwürdige Drohung hervorstoßen hörte. Soweit Gavin die Situation beurteilen konnte, hatte Sara Karen noch nicht einmal angerührt. Aber sie war ihr dicht auf den Fersen. Karens Bluse war offen, doch achtete sie nicht darauf, ihre nackten Brüste zu bedecken. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, der wütenden Frau hinter ihr zu entkommen.

Die beiden näherten sich der Garage, in der Gavin stand, und er versuchte aus dem Weg zu gehen. In dem Moment jedoch stellte Karen Blickkontakt zu ihm her und entschied offenbar, dass er ihr Retter sein würde, auch wenn sie nicht mehr zusammen waren.

Sara benahm sich wie eine verschmähte Frau – oder eine, die ihren Verlobten mit einer anderen erwischt hatte. Und soweit er Karen kannte, war diese Einschätzung keineswegs unrealistisch. Er hatte vor einiger Zeit gelernt, dass Karen niemals eine treue, hingebungsvolle und liebende Partnerin sein würde. Das war auch der Grund, weswegen er die Beziehung vor Monaten beendet hatte.

Als die beiden Frauen geradewegs auf ihn zustürmten und er die Wut und den Schmerz in Saras Augen sah, wusste er, dass Karen mal wieder in ihre alte Gewohnheit verfallen war. Er beschloss, sich aus der Sache herauszuhalten und Sara nicht zu stoppen, in der Überzeugung, dass sie Karen nicht wirklich verletzen würde. Doch die Frauen durchkreuzten seinen Vorsatz und jagten einander um ihn herum.

Er ließ seine Unterlagen fallen und sah, wie sich die genehmigten Pläne für eine weitere Siedlung auf dem Garagenboden verstreuten. Er hatte Mühe, das Gleichgewicht zu behalten, während Karen hinter ihm Schutz suchte und Sara praktisch durch ihn hindurchzulaufen versuchte. Er bückte sich, um eine Blaupause vor den aufgebrachten Frauen in Sicherheit zu bringen. Prompt bekam er einen Stoß und landete auf seinem Hinterteil. Da er gerade aus dem Büro kam, trug er dummerweise auch noch eine Anzughose. Er fluchte laut, doch Karen stürzte ins Haus, und Sara folgte ihr, indem sie über Gavin hinwegsprang.

Erneut war lautes Kreischen zu hören, und Gavin musste unwillkürlich grinsen. Seit ihrer ersten Begegnung wusste er, dass Sara eine leidenschaftliche Person war, voller Energie und Emotionen. Aber dies war das erste Mal, dass er einen solchen Gefühlsausbruch bei ihr erlebte. Der Idiot, den sie zu heiraten beabsichtigt hatte, würde sie niemals glücklich machen. In gewisser Hinsicht musste Gavin Karen sogar danken, dass sie Sara gezeigt hatte, was für ein Idiot Ted wirklich war.

Dann hörte er das Geräusch splitternden Glases und fand, dass es nun doch an der Zeit war, sich einzumischen. Er kannte Sara seit ihrem Einzug in eines der Häuser, die er gebaut hatte, ziemlich gut. Daher vermutete er, dass sie ihren Wutanfall später bereuen würde.

Er fragte sich kurz, ob sie sich wohl von ihm trösten lassen würde.

Gavin tauchte gerade rechtzeitig hinter Sara auf, die nach der schreienden Karen ausholte. Er entriss ihr den Rechen und drückte Sara an sich, als sie sich zu ihm umdrehte. „Beruhige dich.“

Er gab sich Mühe, nicht allzu zufrieden und amüsiert zu klingen. Erst nach und nach wurde ihm die Tragweite der Situation klar, und er begann sich sehr gut zu fühlen. Er würde das Ende von Saras Verlobung erleben und brauchte nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei zu haben. Bisher hatte er sich zurückgehalten, um sich nicht in eine feste Beziehung einzumischen, auch wenn diese Beziehung zum Scheitern verurteilt war. Sara war viel zu gut für Ted, nur hatte sie zu lange gebraucht, um das zu erkennen.

Aber nach seinem erneuten Fehltritt würde sie ihm bestimmt den Laufpass geben. Endlich würden Gavin und Sara frei sein, sodass er sich ihr so nähern konnte, wie er es wollte.

„Lass mich los, Gavin!“, protestierte Sara.

Niemals, dachte er. Dazu fühlte sie sich in seinen Armen viel zu gut an. Er betrachtete ihr wütendes Gesicht und ihre blitzenden blauen Augen. Die Versuchung war groß, sie einfach zu küssen. Dies war das erste Mal, dass er die Gelegenheit bekam, sie in den Armen zu halten, und es gefiel ihm. Sehr sogar. Sie knurrte erneut, und er sah ihren leicht schiefen Vorderzahn, den er schon immer rührend niedlich gefunden hatte. Gavin drückte sie noch ein wenig fester an sich, genoss das Gefühl ihres zierlichen Körpers an seinem, und atmete ihren angenehmen zarten Duft ein.

„Ich denke, du hast deinen Standpunkt deutlich genug klargemacht“, raunte er ihr zu. „Karen hat ihren Fehler eingesehen.“

Sara versuchte sich aus seinen Armen zu befreien. „Du hast ja keine Ahnung, was die beiden … sie waren in meinem Haus, in meinem Bett!“

Das hatte er vermutet. Das Haus bedeutete Sara alles. Ted hingegen war es ziemlich egal. Sie hatte es allein gekauft, was für eine Frau mit einem bescheidenen Einkommen eine beachtliche Leistung war. Kein Tag verging, an dem sie Gavin nicht sagte, was für wunderbare Arbeit er beim Bau dieses Hauses geleistet hatte. Sie gab ihm das Gefühl, als hätte er für sie den Mond vom Himmel geholt.

„Das wird nicht wieder passieren, Sara. Das verspreche ich dir.“

Es fiel ihm nicht leicht, seine Freude zu verbergen. Doch als Sara zu ihm aufsah, mit diesem energischen und zugleich gefühlvollen Ausdruck in den Augen, musste er unwillkürlich lächeln.

Langsam schaute sie sich um. Eine Lampe lag zerbrochen auf dem Boden. Dann fiel ihr Blick auf die Scherben des gerahmten Fotos, und sie verzog das Gesicht. Röte schoss ihr in die Wangen.

Hinter sich hörte er, wie Karen davonschlich. Offenbar plante sie einen strategischen Rückzug. Gavin ignorierte sie. In den drei Monaten, seit sie fort war, hatte er sie nicht ein einziges Mal vermisst.

„Geht es dir jetzt wieder besser, Sara?“, fragte er.

„Lass mich los.“

Weil er befürchtete, sie könnte von neuem auf Karen losgehen, ließ er die Arme ganz langsam sinken. Sie stand da, die Augen geschlossen, die Wangen gerötet. Mit erstickter Stimme flüsterte sie: „Es tut mir leid.“

Gavin streichelte ihr zärtlich die Wange. „He, mach dir deswegen keine Sorgen. Nach einem langweiligen Tag im Büro war ein wenig Aufregung genau das Richtige für mich.“

Sie atmete tief durch und machte die Augen auf, wich jedoch seinem Blick aus. Stattdessen begutachtete sie den Schaden. „Ich wollte nichts kaputt machen.“

„Da ist Karen wahrscheinlich anderer Ansicht.“

Sie ballte die Fäuste. „Die soll bloß nie wieder in meine Nähe kommen!“

„Keine Sorge. Ich vermute, dass sie ihre Lektion gelernt hat. Außerdem war ich nicht derjenige, der sie hierher eingeladen hat.“

Ihre Miene verfinsterte sich. „Nein, das war ganz offensichtlich Ted.“

„Was wirst du tun?“ Er war sehr neugierig auf ihre Antwort. Für Ted hatte er jedoch kein Mitleid. Im Gegenteil, am liebsten hätte er sich vor Freude über dessen Dummheit die Hände gerieben. Dieser Idiot!

Sara hob das Kinn und ging langsam um das zerbrochene Glas auf dem Fußboden herum. „Ich werde mich um Ted kümmern.“ Gavin schaute ihr nach, wie sie in steifer Haltung davonging. Er fragte sich, ob er sie zu ihrem Haus begleiten sollte, damit sie Ted nicht allein gegenübertreten musste. Aber dann entschied er sich dagegen.

Ted hatte ohnehin nicht mehr die geringste Chance.

Außerdem war Sara eine Kämpferin voller Stolz und Würde. Sie würde kein Publikum wollen, wenn sie Ted an die Luft setzte. Gavin kannte Sara – zwar nicht so gut, wie er es anstrebte, aber vermutlich besser als Ted sie jemals kennen würde. Zumindest wusste er, wie wichtig ihr traditionelle Werte waren. Wahrscheinlich weil sie ihm ebenso viel bedeuteten.

Sie würde mit Ted reden, sich seine dürftigen Entschuldigungen anhören und ihn dann hinauswerfen. Eine Weile würde sie trauern und dann darüber hinwegkommen. Gavin war bereit, ihr Zeit zu lassen.

Aber dann wäre er endlich am Zug.

„Haus zu verkaufen von Privat.“

Verblüfft verlangsamte Gavin die Fahrt seines Pick-ups, bis er schließlich zum Stehen kam. Sara war ihm aus dem Weg gegangen. Die freundlichen Gespräche im Garten hatten aufgehört, ebenso ihre spontanen Besuche auf den Baustellen. Früher konnte Sara sich nicht zurückhalten, wenn sie die Mannschaft an einem neuen Haus in ihrer Straße arbeiten sah. Sie liebte es fast so sehr wie er, beim Bau eines Hauses zuzuschauen und mitzuerleben, wie sich alles perfekt zusammenfügte.

Doch in letzter Zeit hatten ihr Stolz und ihre Verlegenheit zwischen ihnen gestanden. Gavin hatte allmählich genug davon.

Und jetzt wollte sie auch noch verkaufen? Von wegen!

Fluchend schaltete er das Automatikgetriebe auf Parken und stieg aus. Er starrte zum düsteren, wolkenverhangenen Himmel hinauf und dann auf das Verkaufsschild. Wütend marschierte er über den Rasen, riss das Schild heraus und warf es auf die Ladefläche seines Pick-ups. Zufrieden rieb er sich die Hände. Sie versuchte also, das Haus zu verkaufen, ohne ihm ein einziges Wort zu sagen und ihm die Chance zu geben, auf die er gewartet hatte? Ha!

Er war schon zu lange geduldig, darin lag das Problem. Er hatte einen Plan, und es war an der Zeit, ihn in die Tat umzusetzen. Er wollte Sara seit langem. Und jetzt hatte er genug vom Warten.

Sara war nackt, sie war nass, und sie war frustriert.

Außerdem war sie allein.

Wasser schwappte über den Rand ihres großen Whirlpools, als sie abrupt erwachte. Die lebhafte Fantasie in ihrem Kopf verschwand. Sie erkannte, dass lautes Donnern sie aus ihren Fantasien über den Mann ihrer Träume gerissen hatte.

Angewidert schüttelte sie den Kopf. Seit jenem schrecklichen, schicksalhaften Tag war sie Gavin aus dem Weg gegangen. Und sie sollte auch nicht von ihm träumen. Sie war müde von den vielen Überstunden bei der Arbeit. Ein ausgiebiges heißes Bad sollte ihre Müdigkeit und Verspannungen vertreiben. Doch da Gavin das Haus gebaut hatte und den Whirlpool hatte installieren lassen, war es kein Wunder, dass ihre Gedanken sich wieder einmal um ihn drehten.

Wasser tropfte auf die Bodenfliesen, als sie sich in ein Badelaken wickelte. Verdammt. Nicht einmal in ihrer Fantasie konnte sie sich einem befriedigenden romantischen Intermezzo hingeben. Vielleicht sollte sie die Männer in ihren Träumen ebenso aufgeben wie die in der Realität. Romanzen, echte oder erträumte, waren offenbar nichts für sie. Hunde waren außerdem auch viel verlässlicher. Dummerweise kosteten sie genau wie das Haus Unterhalt. Und sosehr sie sich auch einen Hund wünschte, sie war einfach zu selten zu Hause. Der Hund würde nichts von ihr haben und sie nichts von ihm.

Sie ging zum Fenster, um es zu schließen. Ohne die kühle Brise würde es im Haus rasch unerträglich werden, doch konnte sie es sich nicht leisten, die Klimaanlage anzustellen.

Draußen war es inzwischen ganz dunkel, und ihr fiel ein, dass die Haustür noch offen und lediglich die Fliegengittertür eingehakt war. Als sie die Tür schloss, sah sie den bedrohlich düsteren Himmel und spürte die Regentropfen, die auf die Veranda geweht wurden. Erneut dachte sie daran, wie schön es wäre, an einem trüben Abend wie diesem einen Hund zu besitzen. Natürlich wäre die Gesellschaft eines Hundes nicht mit der eines Mannes zu vergleichen, aber andererseits brauchte er nicht so viel Zuwendung wie ein Mann. Hunde waren auch nicht so unordentlich wie Männer. Sie waren treuer und weniger launisch. Außerdem machten sie keine Versprechungen, die sie nicht halten konnten …

Plötzlich entdeckte sie, dass ihr Verkaufsschild fehlte. Dabei hatte sie es gestern erst aufgestellt!

Von diesem vermeintlichen Vandalismus aus ihren Überlegungen gerissen, schob sie den Riegel der Fliegengittertür zurück und streckte den Kopf heraus. Automatisch atmete sie tief die feuchte, ozonhaltige Luft ein.

„Hast du vor, splitternackt im Regen zu tanzen?“

Sara wich schreiend zurück und rutschte mit ihren nassen Füßen aus, bevor sie die tiefe männliche, vertraute Stimme erkannte. Sie wäre gefallen, wenn sie nicht mit dem Po gegen die offen stehende Haustür gestoßen wäre.

Sie brauchte einen Moment, bis sie sich von ihrem Schreck erholt hatte und vorsichtig erneut den Kopf herausstreckte. Ein greller Blitz durchzuckte die Dunkelheit, und Sara erkannte ihren Nachbarn, Gavin Blake, der neben ihrer Tür stand. Er befand sich im Schatten, doch sie würde seinen Körper, seine Stimme überall erkennen, seine Gegenwart überall spüren. Sie erschauerte. O ja, und ob sie ihn erkannte.

Doch Gavin würde für immer dazu verdammt sein, der Held ihrer geheimen Fantasien zu sein. Mehr war nicht möglich. Nicht nach jenem Vorfall.

Sie starrte ihn unverwandt an, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Erstaunt registrierte sie, dass Gavin völlig durchnässt in T-Shirt und Shorts dastand, eine Flasche Wein in der Hand. Wie umwerfend, beeindruckend und männlich er aussah! Nur war er der Letzte, den sie sehen wollte, außer vielleicht in ihren Träumen.

Aber jetzt stand er vor ihr …

„Willst du mich nicht hereinbitten?“, fragte er. „Ich bin schon klitschnass.“

„Tut mir leid. Ich glaube, das ist keine gute Idee.“ Sie merkte selbst, dass ihrem Ton die Überzeugung fehlte. Sie wollte ihn schon so lange. Aber nicht jetzt, nicht in diesem Moment, wo sie nur mit einem Handtuch bekleidet war.

Er schaute auf seine Füße herunter, als würde er die Situation bedenken. Dann öffnete er die Fliegengittertür und trat ein. „Sara.“ Sein Ton war tadelnd. „Ich habe dir genug Zeit gegeben. Ich hatte gehofft, du würdest jetzt bereit sein, mit mir zu sprechen.“

Da sie seinem Blick nicht standhalten konnte, sah sie auf die Flasche Wein in seiner Hand. „Was willst du, Gavin?“

„Dich.“

Erschrocken wich sie einen Schritt zurück und stieß gegen die Wand. Gavin umfasste ihr Kinn, damit sie ihm ins Gesicht sah. Sein Lächeln war sanft, seine Stimme leise und aufrichtig. „Ich mag dich, Sara. Ich habe dich schon immer gemocht. Vom allerersten Tag an, als du das Haus besichtigt und mich einen Meisterplaner genannt hast. Ich wusste sofort, dass wir dazu bestimmt waren, sehr gute Freunde zu werden.“

Er macht sich lustig über mich, dachte sie. Allerdings war er wirklich ein talentierter Bauunternehmer, der einem Haus jenes gewisse Extra verlieh, das es zu etwas Besonderem machte. Mit seinen erst dreiunddreißig Jahren war Gavin Blake ein äußerst erfolgreicher Mann.

Sara erinnerte sich noch genau an ihre erste Begegnung. Er hatte sie persönlich in dem Haus herumgeführt, weil er der Küche den letzten Schliff geben wollte. Er hatte mit der Intensität eines Künstlers von seiner Arbeit gesprochen, während er in seiner zerrissenen Jeans und den Arbeitsstiefeln eine verwegene Männlichkeit ausstrahlte. Sein T-Shirt war verschwitzt gewesen, und dennoch hatte er so gut gerochen. Mit seiner frechen, selbstbewussten Art hielt er ihre Aufmerksamkeit erregt. Er war sich seiner Fähigkeiten durchaus bewusst, und das mit gutem Grund. Denn was er tat, war außergewöhnlich; das Gleiche erwartete er von den Männern, die für ihn arbeiteten. Er hatte Sara all die Vorzüge seiner Häuser gezeigt, sämtliche Verbesserungen, die er an den Standardbauplänen vorgenommen hatte, um seine Entwürfe zu etwas Besonderem zu machen.

Sara hatte sich sofort verliebt … in das Haus. Allerdings hatte sie sich auch zu dem Mann hingezogen gefühlt. Gavin hatte die sensiblen Hände eines Künstlers, und ihre schöpferische Fantasie hatte sich diese Hände sofort überall dort vorgestellt, wo sie nicht sein sollten.

Obwohl sie damals verlobt gewesen war und er selbst eine Beziehung gehabt hatte, war ihr rasch klar geworden, dass sie im Begriff war, den falschen Mann zu heiraten.

Doch nach der Trennung von diesem Mistkerl Ted war es zu spät gewesen. Gavin war Zeuge ihrer schlimmsten Seite geworden, daher war es ihr zu peinlich, ihn wiederzusehen. Im Übrigen war sie zu realistisch für vergebliche romantische Hoffnungen.

Und jetzt stand Gavin vor ihr.

„Früher bist du während der Arbeit immer zu mir gekommen und hast dich mit mir unterhalten.“ Sein Gesicht näherte sich ihrem. „Du hast mir gefehlt, Sara.“

Seine vieldeutigen Worte brachten sie völlig aus dem Konzept. Sie trat von einem nackten Fuß auf den anderen und presste die Knie zusammen, während sie sich an den ungezwungenen Umgang zwischen ihnen erinnerte, an ihre Erregung, wann immer er in ihrer Nähe war.

Gavin betrachtete sie. Sein Blick glitt über ihre Schultern und den Ansatz ihrer Brüste. Sara spürte, wie sie noch mehr errötete. Bestimmt war es selbst in dem schwachen Licht zu sehen. Gavin ließ ihr Kinn los und strich mit dem Finger über ihre Lippen. Benommen hielt sie den Atem an.

„Normalerweise wirst du nicht rot.“

Sie dachte, dass sie sich bewegen sollte, aber sie tat es nicht. Sie schluckte und sagte das Naheliegendste. „Ich hatte nie einen Grund dazu.“

„Aha.“ Er deutete nach draußen. „Ich vermute, du spielst auf den kleinen Vorfall neulich an.“

Sara dachte an den erniedrigendsten Augenblick ihres Lebens. Möglicherweise wäre es nicht ganz so entsetzlich gewesen, Ted mit Karen zu ertappen, wenn sie die Situation wenigstens mit ein bisschen Würde bewältigt hätte. Aber nein, sie musste sich wie ein wild gewordener Gärtner benehmen, indem sie sich die nächstbeste Waffe schnappte, die zufällig ein Plastikrechen gewesen war, und die fast nackte Karen die Straße hinunterjagen.

Sie biss sich auf die Unterlippe und stöhnte auf. Die Erinnerung war schon nicht gerade lustig, und jetzt kauerte sie hier hinter ihrer Tür und machte sich erneut zum Narren. Sie würde die Schultern ja straffen, wenn dadurch nicht das Badelaken herunterfallen würde. „Wieso bist du hier, Gavin?“

Er beobachtete, wie sich ihre Zähne in ihre Unterlippe gruben. Er war so groß – gegen seine Größe von über ein Meter achtzig wirkte sie mit ihren ein Meter fünfundsechzig fast klein. Sein nasses T-Shirt klebte an seinen breiten Schultern.

„Es ist jetzt sechs Wochen her“, beharrte er sanft. „Ich finde, das ist genügend Zeit, um über das hinwegzukommen, was dich quält, und wieder freundlich zu werden. Seit jenem Tag gehst du mir aus dem Weg.“

Sie hob eine Braue. „Ich … ich war mir nicht sicher, ob du nach allem, was ich angerichtet habe, überhaupt noch mit mir reden wolltest.“ Das war nur zum Teil die Wahrheit, denn sie hatte ihm eine schriftliche Entschuldigung geschickt und ihn gebeten, ihr die Höhe des Schadens zu nennen. Daraufhin hatte sie eine Nachricht an ihrer Fliegengittertür gefunden, die schlicht „Alles bezahlt“ lautete. Also war es reine Verlegenheit gewesen, die sie danach von ihm ferngehalten hatte.

Er seufzte. „Warum setzen wir uns nicht und unterhalten uns? Ich werde ein paar Dinge klarstellen.“

Ohne auf ihre Zustimmung zu warten, streifte er seine nassen Tennisschuhe ab und ging Richtung Küche, was Sara die Gelegenheit gab, rasch ins Schlafzimmer zu flüchten. Vorsichtshalber lief sie rückwärts, für den Fall, dass er sich plötzlich umdrehte. Mit jedem Schritt, den sie sich voneinander entfernten, grübelte sie über die Gründe seines Besuches. Ein Anflug von Erregung erfasste sie, die sie jedoch sofort wieder unterdrückte. Gavin war nichts für sie und würde es nie sein.

2. KAPITEL

Als Sara einige Minuten später in einem weiten Strandkleid, das ihr bis zu den Knien reichte, die Küche betrat, entdeckte sie Gavin, der am Küchentresen lehnte. Er musterte sie lächelnd von oben bis unten und zupfte dann an seinem nassen T-Shirt.

„Das Gewitter hat mich überrascht“, erklärte er. „Hast du etwas dagegen, wenn ich das ausziehe und es mir ebenfalls bequem mache?“

Ihr Mund wurde trocken. Sie unterdrückte den natürlichen Impuls, sich die Lippen mit der Zunge zu befeuchten. „Ich bin mir nicht sicher, ob das eine so gute Idee ist. Es gibt nicht viel, worüber wir reden könnten.“

„Irrtum.“ Unbekümmert zog er sich das T-Shirt über den Kopf. Fasziniert starrte sie seinen nackten Körper an und verflocht die Finger miteinander, um sie still zu halten, während er sein Hemd zum Trocknen über einen Stuhl hängte.

Dann erklärte er: „Die Lampe und das Bild sind mir egal. Mir ist auch egal …“

„Ich wusste gar nicht, dass ich außer der Lampe und dem Bild noch mehr kaputt gemacht habe“, unterbrach sie ihn.

„Hast du auch nicht.“ Er machte es sich auf dem Stuhl bequem und streckte seine langen nackten Beine aus. Durch die viele körperliche Arbeit in seinem Job war er sehr muskulös und in ausgezeichneter Form.

Sara blieb stehen, da sie viel zu nervös war, um sich zu entspannen. Zum Teil hing das mit der durch das Gewitter elektrisch aufgeladenen Luft zusammen, zum Teil mit purer Erschöpfung und Gavins Gegenwart. Dieser Mann hatte auf die eine oder andere Art schon immer eine besondere Wirkung auf sie gehabt. Seit dem Vorfall in seiner Garage hatte sie sich bemüht, ihre Gefühle zu unterdrücken. Aber jetzt machten sie sich umso stärker bemerkbar.

Gavin räusperte sich und wartete, bis sie ihn ansah, ehe er fortfuhr. „Ich wollte sagen, dass es mir auch egal ist, dass du auf Karen losgegangen bist.“

„Das will ich schwer hoffen!“, rief sie empört. „Schließlich habe ich sie mit Ted in flagranti erwischt.

Gavin grinste und hob eine Braue. „Das stimmt. Aber im Gegensatz zu dir war ich nicht verlobt. Falls du dich genau entsinnst, hatten Karen und ich schon vor Monaten Schluss gemacht.“

„Ich weiß.“

„Gut. Eigentlich gibt es also keinen Grund, weshalb wir nicht Freunde bleiben können. Oder?“

„Nein, wahrscheinlich nicht“, gab sie leise zu.

„Da wir gerade dabei sind – was ist eigentlich aus Ted geworden? Ich nehme an, du hast ihn rausgeworfen.“

„Das brauchte ich gar nicht“, meinte sie angewidert. „Als ich zurückkam, war Ted bereits angezogen und hatte es eilig zu gehen. Ich entdeckte ihn, wie er vorsichtig zur Tür hinausspähte. Vermutlich hielt er nach dir Ausschau. Er schlich zu seinem Wagen und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Ich nehme an, er hatte Angst, du könntest auf ihn losgehen.“

„Wahrscheinlich hatte er mehr Angst vor dir als vor mir.“ Er lächelte ihr zu, und diesmal war sein Lächeln eher zärtlich als amüsiert. „Du kannst ganz schön gefährlich den Rechen schwingen, Lady.“

Erneut überlief es sie heiß, und sie wich seinem eindringlichen Blick aus.

„Außerdem“, fügte er hinzu, „war ich nicht wütend auf Ted. Ich habe meine Ansprüche auf Karen schon lange aufgegeben. In gewisser Hinsicht hat er mir sogar einen Gefallen getan.“

Sie machte ein erstauntes Gesicht. „Soll das ein Witz sein?“

„Keineswegs.“ Er beugte sich vor und ergriff ihre Hand. „Ted hat sich selbst erledigt. Er hat dafür gesorgt, dass du ihm nie mehr verzeihen kannst. Ich wollte, dass er verschwindet, Sara, weil ich wusste, dass er nicht der Richtige für dich ist. Er hätte dich niemals glücklich machen können.“

Darin musste sie ihm zustimmen. Ted war nicht der Mann, an den sie sich für den Rest ihres Lebens binden wollte, und in gewisser Hinsicht war sie dem Schicksal dankbar, dass sie seine charakterlichen Mängel erkannt hatte, bevor es zu spät war.“