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Valentine ist eine Stadt im Griff der Angst. Die meisten Bürger hier halten lieber den Mund, als beim mächtigsten Rancher der Gegend, Bill Mackenzie, anzuecken. Als Marshal Ron Caine hört, dass sein alter Freund Charles Benson, Sheriff von Valentine, erschossen worden ist, kehrt er dorthin zurück und sucht nach den Mördern. Das wird schwierig für ihn, denn das Schweigen hat die Stadt noch immer im Griff. Ron Caine findet sich bald im Fadenkreuz der Gangster wieder, aber zusammen mit dem alten Deputy des ermordeten Sheriffs und seiner neuen Freundin Linda bleibt er am Ball ...
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Seitenzahl: 135
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Die Kugel, die das Schweigen brach
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Impressum
Die Kugel, die das Schweigen brach
Valentine – eine Stadt im Klammergriff der Angst. Die Bewohner schweigen, aus Furcht vor Bill Mackenzie, dem mächtigsten Rancher der Gegend, und seinen skrupellosen Handlangern. Als Marshal Ron Caine erfährt, dass sein alter Freund und Sheriff von Valentine, Charles Benson, kaltblütig ermordet wurde, macht er sich auf den Weg zurück in die Stadt, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.
Doch der Weg zur Wahrheit ist gefährlich. Die Mauer des Schweigens scheint undurchdringlich, und bald gerät Caine selbst ins Visier der Gangster. Verlassen kann er sich nur auf Bensons treuen Deputy und Linda, seine Freundin.
Während die Spannungen eskalieren, kommt Caine dem Mörder immer näher – und erkennt schließlich, dass die Kugel, die Benson das Leben nahm, auch die Macht hat, das Schweigen der Stadt zu brechen. Doch dafür muss er alles riskieren ...
»Man sagt, Charles Benson war Ihr Freund.«
»Ganz sicher ist er das.« Ron Caine sah den Cowboy an, der neben ihm am Tresen lehnte. Er war ein junger Mann von knapp dreißig Jahren mit halblangem lockigem Haar. »Weshalb sprechen Sie in der Vergangenheit von ihm?«, fragte er.
»Benson ist tot«, erklärte der Cowboy. »Er wurde in Valentine erschossen. Angeblich haben sie ihn von hinten erwischt. In den Rücken.«
Caine konnte nicht verhindern, dass er blass wurde. Charlie und er waren auf der gleichen Ranch aufgewachsen und kannten einander seit Kindertagen. Sie waren Freunde.
»Wer sagt das?«, stieß er hervor.
»Ich habe mit einem Mann gesprochen, der in Valentine war. Man kann dort zurzeit gutes Geld verdienen. Bill Mackenzie zahlt sehr gut.«
»Das habe ich ebenfalls gehört. Wenn man bereit ist, für ihn zu töten.«
Der Cowboy nickte.
»Benson hat sich gegen Mackenzie gestellt«, sagte Caine.
»Ja. Aber er hat nicht lange durchgehalten. Es war glatter Mord.«
✰
Vier Wochen zuvor
»Lassen Sie mich in Frieden!«, rief Louise Jarret mit lauter, ebenso wütender wie bereits panischer Stimme. »Was soll das?«
Bill Mackenzie lachte auf. Es war ein kurzes und knurrendes Lachen. Mackenzie war ein hochgewachsener bulliger Mann, der die mit Abstand größte Ranch in Payne County sein eigen nannte.
»Regen Sie sich nicht auf«, sagte er. »Lass gut sein, Tobe!«
Tobe Tyler, der Gunman, der Louise gepackt hatte, ließ sie los und wich einen Schritt zurück. Er war ein breitschultriger Typ mit dunklen Haaren. Seine kräftigen Kiefern knirschten.
Louise war eine knapp vierzigjährige, rothaarige Lady mit einer hellen sommersprossigen Haut und grünen Augen. In den vergangenen Jahren war sie ein wenig rundlich geworden, doch war sie noch immer verdammt ansehnlich. Ihr Mann hatte als Cowboy für Mackenzie gearbeitet und hatte vor einem Jahr draußen auf der Weide den Tod gefunden; angeblich hatte ein Kiowa ihn aus dem Hinterhalt erschossen. Seit einigen Wochen nun tauchte der Großrancher immer wieder bei ihr auf und wollte ihr die Wasserrechte am Sweetwater Creek für einen Spottpreis abkaufen.
»Jetzt nehmen Sie Vernunft an, Louise!«, forderte Mackenzie und schob seinen Hut in den Nacken zurück. »Was wollen Sie denn mit dem Sweetwater?«
»Paul hatte ihn vor fünf Jahren gekauft.«
»Na und?«
»Ich möchte ihn behalten«, erklärte sie.
»Das ist doch Unsinn«, knurrte Mackenzie. »Dummes Zeug ist das. Sie können den Creek zu nichts gebrauchen, und meine Tiere haben das Wasser verdammt nötig.«
»Treiben Sie Ihre Longhorns meinetwegen dorthin und lassen Sie sie saufen«, gab Louise nach. »Ich habe nichts dagegen.«
»Okay.« Mackenzie nickte. Er schien einigermaßen zufriedengestellt. Er sah Louise an. »Ich verlasse mich auf Ihr Wort. Doch wenn es Ärger gibt, bist du dran, Süße.« Sein Blick glitt lüstern über ihre runden weiblichen Formen.
Louise nickte. Tobe Tyler trat rasch vor und packte sie wieder an den Armen. Sein Griff war so fest, dass sie unwillkürlich aufschrie. Sie versuchte ihn abzuwehren und bewegte die Arme hektisch hin und her. Doch sein Griff war stahlhart. Er schob sein Gesicht näher an ihres heran, und sie spürte seinen heißen, verlangenden Atem. Im nächsten Moment packte er sie mit beiden Händen am drallen Hinterteil.
»Lassen Sie mich los!«, schrie Louise.
»Hahaha!« Tyler lachte. »Süße!«
Louise hatte ihm schon immer gefallen, und er hatte sich gefragt, was sie eigentlich an einem Looser wie Paul Jarret gefunden hatte. Aber der gehörte nun ja nun der Vergangenheit an. Die Lady wollte eben ein wenig überredet werden. Er kannte die Frauen doch.
Er beugte den Kopf vor, um sie auf den Mund zu küssen, doch sie drehte sich weg, stemmte sich gegen ihn und trommelte mit beiden Fäusten gegen seine breite Brust.
»Lassen Sie mich!«, kreischte sie.
»Herzchen«, setzte der Gunman an. »Ich gehöre nicht zu denen, die Süßholz raspeln. Ich gehe ja auch nicht zur Kirche!«
Wieder lachte er, nun beinahe fröhlich. Sein Atem war heiß und übelriechend.
»Mr. Mackenzie!«, schrie Louise voller Angst.
»Tobe!«, rief der Rancher, als befehle er seinem Hund. Und tatsächlich ließ Tyler die Rothaarige los und trat zwei Schritte nach hinten zurück. Sein Blick glitt über ihre üppige Oberweite.
»Du kommst mir nicht davon, Süße!«, zischte er.
Louise stand wie erstarrt.
»Lass das!«, befahl Mackenzie dem Gunman. »Sie weiß jetzt, wie die Dinge laufen!« Er wandte sich an Louise. »Ich verlasse mich auf dein Wort. In Zukunft werde ich den Sweetwater wie mein Eigentum betrachten. Wenn du kein Geld dafür haben willst, so ist das dein Problem.«
Er wandte sich um und verließ das Häuschen.
✰
Sheriff Charles Benson lehnte am Tresen des Square-Dance-Saloons an der Main Street von Valentine. Es war später Nachmittag, und draußen brannte noch immer die Sommersonne von einem strahlend blauen Himmel. Benson bestellte bei Jimmy O'Toole, dem Besitzer und Barkeeper des Square Dance, einen Whisky. O'Toole, ein schwitzender feister Ire mit einem kahlen Schädel, gab Lily Jane, seiner Bardame, ein Zeichen. Sie war eine gut gewachsene blonde Schönheit. Sie stellte ein Glas vor Benson auf den Tresen und goss drei Finger breit von ihrem besten Whisky ein. »Lass es dir schmecken, Bill!«
»Danke, Lily.«
Er trank einen Schluck. Er war drüben in Johnny Wagrams Store gewesen, um einiges an Werkzeug und Baumaterialien auszusuchen. Er benötigte die Sachen für die Arbeit an dem kleinen Ranchhaus, das er sich vor einigen Wochen gekauft hatte. Seit vier Jahren lebte er nun in Valentine, und inzwischen war sein Entschluss gereift, noch für mindestens vier Jahrzehnte hier zu bleiben. Lily war an dieser Entwicklung übrigens nicht ganz unschuldig.
»Am Wochenende werde ich das Dach reparieren«, erklärte er. »Johnny hat gerade gute Dachpappe und hölzerne Schindeln vorrätig. Morgen früh wird er meinen Wagen damit beladen.«
Lily zeigte wieder ihr schönstes Lächeln. »Das klingt gut.«
»Kommst du Sonntag mit raus?«, fragte Benson.
»Zum Arbeiten?«
»Zum Arbeiten und für ein Picknick.« Er grinste. Dann wandte er sich an O'Toole. »Du kannst Lily am Sonntagabend doch entbehren?«
Der Dicke zog eine Grimasse. »Nur, wenn es gar nicht anders geht«, meinte er.
»Es geht nicht anders«, verkündete Benson.
»Hm.«
»Ich bin der Sheriff und weiß, was zu tun ist.«
Lily beugte sich vor und gab Benson einen raschen Kuss auf den Mund. »Natürlich komme ich mit.«
In diesem Augenblick stürmte ein etwa vierzehnjähriger barfüßiger Junge durch die rote Schwingtür des Saloons. Es war Hank, der älteste Sohn der Dustners. »Mr. Benson!«, rief er aufgeregt. »Da ist irgendwas los! Aus Mrs. Jarrets Haus sind laute Schreie zu hören. Sie ruft um Hilfe!«
✰
Tränen standen in Louise Jarrets Augen. All ihr Elend und all ihre Einsamkeit waren ihr wieder zu Bewusstsein gekommen und schnürten ihr den Atem ab. Warum nur hatte Paul sterben müssen? Nun stand sie ganz allein in dieser miesen und gewalttätigen Welt. Eine Frau wie sie genoss keinerlei Schutz und war Dreckskerlen wie Bill Mackenzie und seinen Revolvermännern wehrlos ausgeliefert. Natürlich besaß sie noch Pauls Colt, nur konnte sie nicht besonders gut mit der Waffe umgehen. Doch das würde sich jetzt ändern. Wut, Angst und Verzweiflung erfüllten ihre Seele und ließen ihren Körper erzittern. Von nun an würde sie sich wehren!
Sie trat ans Fenster, schob die Gardine ein wenig zur Seite und spähte hinaus in die schmale Holpergasse, die hoch zur Main Street von Valentine führte. Bill Mackenzie und sein Begleiter waren verschwunden. Gott sei Dank. Louise atmete tief auf.
Vor dem Spiegel richtete sie ein wenig ihr Haar und zupfte ihre Bluse zurecht. Dann trat sie an den Herd, auf dem noch ein wenig Kaffee in der Kanne war, und goss sich eine Tasse davon ein. Sie trank einen Schluck und setzte sich an den Tisch.
In dieser Sekunde hörte sie, wie hinter ihr die Haustür geöffnet wurde. Sie blickte sich um und sah Tobe Tyler eintreten. Seine kantige Visage war zu einem ebenso schmierigen wie überheblichen Grinsen verzerrt. »Guten Tag, Schätzchen. Hast du mich schon vermisst?«
Ein zweiter Mann folgte dicht hinter ihm. Doch es war nicht sein Boss Bill Mackenzie. Es war dieser hagere blonde Revolvermann, der seit einiger Zeit ebenfalls im Dienst des Großranchers stand.
Wieder würgte Panik in Louises Kehle. Angst und Schrecken zeichneten sich in ihren grünen Augen ab. Was wollten diese beiden Hurensöhne? Weshalb hatte sie Pauls Colt nicht sofort aus der Schublade genommen? Sie hätte daran denken müssen, dass die Dreckskerle zurückkommen könnten.
»Wir sollten uns noch ein wenig unterhalten«, erklärte Tyler mit hämischer Stimme. »Was sagst du dazu, Süße? Einer meiner Freunde ist mitgekommen. Sozusagen als Anstandsdame, hahaha!«
Die junge Lady sprang auf und wollte zurückweichen. Der Weg zur rettenden Tür war ihr versperrt. Tyler grinste schäbig und bewegte seinen massigen Körper auf sie zu. Der Blonde blieb mit amüsierter Miene neben der Tür stehen. Nun hatte Tyler sie erreicht und streckte die gierigen behaarten Pranken nach ihr aus. Er packte sie und schleuderte sie mit einem kräftigen Stoß quer durch den kleinen Raum auf das breite Bett.
»Jetzt wollen wir ein bisschen Spaß haben, Süße«, stieß er schnaubend hervor.
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Charles Benson sah den jungen Hank an. »Hast du eine Ahnung, was da los ist?«
»Nein. Aber es klingt nicht gut.«
»Es war verdammt richtig, dass du gekommen bist, mein Junge.« lobte Benson. Er wandte sich an Lily. »Falls Pete hier auftaucht, sag ihm, wo ich bin.«
»Okay.«
Der Sheriff verließ mit raschen Schritten den Saloon. Auf der Straße schlug ihm die Hitze des Sommers entgegen. Er wandte sich nach Süden und rannte die Main Street hinunter, bis er die schmale Gasse erreichte, an deren Ende Louises Haus stand. Mehrere Leute, die gerade unterwegs waren, warfen ihm neugierige Blicke zu. Er erreichte die schmale Gasse und bog in sie ein. Hinter den stattlichen Gebäuden der Main Street standen hier nur noch einfache Hütten und hölzerne Schuppen. Tatsächlich hörte er in dieser Sekunde einen gellenden Schrei. Es war die panische Stimme einer Frau.
Benson erreichte das niedrige Häuschen, stürmte durch den kleinen, jedoch sorgsam gepflegten Vorgarten und riss die Haustür auf.
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Louise Jarret lag quer über dem Bett. Tobe Tyler stand über ihr. Sein heißer stinkender Atem ging stoßweise, und dicke Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn, der riesigen Nase und dem stoppelbärtigen, kantigen Kinn. Lüsterne Gier und ein Rausch von hemmungsloser Gewalt ließen seine schwarzen Augen leuchten wie die eines Teufels.
Er warf sich auf Louise und packte sie mit beiden Händen. Die Rothaarige versuchte in Panik, sich zu wehren und den Angreifer wegzustoßen. Doch gegen den bulligen Mann kam sie nicht an. Tyler lag auf ihr, und sie spürte, wie erregt er war. Er packte ihre Bluse und riss sie ihr brutal vom Körper. Die runden Brüste waren nackt.
Louise schrie gellend in Panik auf.
Gierig griff der Revolvermann nach ihren vollen Brüsten und umfasste sie. »Hehe«, schnaufte er. Louise versuchte, nach ihm zu treten, jedoch ohne ihn auf diese Weise in seinem Tun beirren zu können.
In diesem Atemzug hörte sie ein Geräusch. Sie hob den Blick und sah, dass die Haustür aufgerissen wurde. Sheriff Benson erschien in der Türöffnung.
Direkt neben ihm, mit dem Rücken an die Wand gelehnt und seine Miene noch immer zu einem ebenso genüsslichen wie überheblichen Grinsen verzogen, stand der blonde Revolvermann.
»Aufhören!«, rief Benson mit befehlender Stimme. Er zog seinen Colt und feuerte direkt über Tobe Tylers Schädel hinweg in die Decke des Häuschens. Verputz regnete herunter auf Louise und den Angreifer.
Der Gunman ließ die junge Frau los und drehte sich zu dem Sheriff hin um. Der sah, dass die Hose des Bulligen bereits offen stand.
»Elender Dreckskerl!«, brüllte Tyler, vollkommen außer sich vor Wut. »Dich mache ich fertig!« Er riss den Colt aus dem Holster.
Doch der Sheriff zielte bereits auf den Revolvermann. Mit diesem dreckigen Hurensohn würde er nicht lange fackeln.
Auf den Blonden neben der Tür hatte er gar nicht geachtet.
Doch in dieser Sekunde hörte er ein Lachen hinter sich.
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Deputy Pete Parks hatte den Square Saloon nur wenige Minuten nach Charles Bensons Fortgang betreten. Er war ein beinahe sechzigjähriger, jedoch noch immer hochgewachsener und schlanker Mann mit schmalen Gesichtszügen und wasserblauen Augen. Gekleidet war er wie ein einfacher Landarbeiter. Aber selbstverständlich trug er zwei Colts in seinem Gürtel.
Er stellte sich an den Tresen. »Zapf mir ein Bier, Lily«, bat er.
»Bei Louise Jarret ist irgendwas los«, erklärte die Blonde. »Hank war gerade deswegen hier. Charly will mal nach dem Rechten sehen.«
»Welcher Hank?«, fragt Parks.
»Hank Dustner. Der Junge. Er hat Schreie gehört.«
Der Deputy schob seinen Hut in den Nacken zurück.
»Die Geschichte klang komisch«, sagte Lily.
»Ich werde mal nachsehen, was los ist und ob Charlie Hilfe braucht«, meinte der Deputy. »Das Bier muss warten.« Er lief durch den Schankraum zur roten Schwingtür und dann die Main Street entlang bis zu der Gasse, in der Louises Haus stand.
Im vergangenen Jahr hatten Sheriff Benson und er wegen des Todes von Paul Jarret draußen in der Prärie ermittelt. Sie hatten mit Bill Mackenzie gesprochen und auch seinen Cowboys allerlei Fragen gestellt, waren sogar im Indianerreservat gewesen und hatten sich mit den Kiowas unterhalten. Aber sie hatten keinerlei Spur gefunden, die auf Jarrets Mörder verwiesen hätte. Die brutale Bluttat blieb ungeklärt.
Der Deputy erreichte die holprige Gasse. Mehrere Männer standen hier, unter ihnen der alte Slack Jones, der den Tag auf der Main Street vergammelte und zwischen dem Square und dem Silverdollar Saloon hin und her pendelte. Auch der Geschäftsmann Joe Clason war stehen geblieben.
»Verdammt, da ist irgendwas los«, sagte Clason zum Deputy.
»Okay.« Parker nickte und rannte die enge Gasse hinunter. Louise Jarrets Haus stand kaum fünfzehn Schritte entfernt.
In diesem Augenblick krachte ein Schuss. Es handelte sich um das Knallen eines Revolvers. Die Waffe war in dem Haus abgefeuert worden.
Der Deputy zog die eigenen Colts und spurtete los, erreichte den Vorgarten des Häuschens und stieß die Haustür auf.
Und er erstarrte.
Direkt vor ihm, in der Mitte des kleinen Raumes, lag Sheriff Benson in seinem Blut. Er lag auf dem Bauch und war von hinten in den Rücken geschossen worden. Der Schuss musste aus nächster Nähe abgegeben worden sein, und ganz offenbar hatte der Täter eine großkalibrige Waffe benutzt, so wie Cowboys sie zum Treiben von wilden Stieren verwenden, denn der Stoff von Bensons Jacke war vollkommen zerfetzt und über und über voller Blut.
Der Sheriff lag vollkommen regungslos.
Auf dem breiten Bett an der rückwärtigen Wand kauerte Louise Jarret. Ihre grünen Augen waren in Angst und Schrecken weit aufgerissen, und ihr Gesicht war verschwollen von Schlägen. Ihre Bluse war zerrissen, sodass die vollen Brüste nackt waren.
Direkt neben dem Bett gab es eine Hintertür, die weit offen stand.
»Wer war das?«, stieß Parker hervor.
Louise wimmerte etwas Unverständliches.
»Sehen Sie nach Charlie!«, rief Parker Joe Clasen zu, der ihm gefolgt war. Dann spurtete er los, rannte zur Tür und durchquerte eine kleine Küche, die hinter dem Wohnraum lag. Eine weitere Tür stand ebenfalls offen. Der Deputy stürmte hinaus in einen Obstgarten und vorbei an einem niedrigen Schuppen. Dort blieb er stehen und blickte sich um. Hier hinten gab es noch mehrere Corrals und zwei oder drei Geräteschuppen, dann begann die Prärie.
Von dem Killer war nichts zu sehen.
Langsam ging Parker weiter, einen Colt in der rechten Hand und Augen und Ohren weit aufgesperrt. Er atmete kaum, um auch nicht das leiseste Geräusch zu überhören. Forschend blickte er sich um. Aber keine Menschenseele war zu sehen.
Dann plötzlich hörte er Hufschlag. Er war sich sicher, dass es sich um zwei Pferde handelte.
Also hatten zwei Männer Louise vergewaltigt und Charlie Benson erschossen?