Jagd im Eis - Kari Köster-Lösche - E-Book
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Jagd im Eis E-Book

Kari Köster-Lösche

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Beschreibung

Auf den Spuren von Roald Amundsen und Moby Dick: „Jagd im Eis“ von Kari Köster-Lösche jetzt als eBook bei dotbooks. Hamburg 1672: Endlich läuft der "Witte Falcke" wieder aus dem Hafen aus und bricht zum Walfang nach Grönland auf. Viel Zeit bleibt den Seeleuten nicht, denn die Wale müssen erlegt sein, bevor sich das Eis wieder schließt. Was als Abenteuer beginnt, wird bald zum Kampf gegen die unbarmherzige Natur. Denn in diesem Jahr erwarten Kapitän Rickmers und seine Männer ganz neue Herausforderungen, von denen heftige Unwetter die geringsten sind. Ein Roman voller rauer Seeabenteuer, die man sich heute kaum noch vorstellen kann! Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Jagd im Eis“ von Kari Köster-Lösche. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 282

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Über dieses Buch:

Hamburg 1672: Endlich läuft der "Witte Falcke" wieder aus dem Hafen aus und bricht zum Walfang nach Grönland auf. Viel Zeit bleibt den Seeleuten nicht, denn die Wale müssen erlegt sein, bevor sich das Eis wieder schließt. Was als Abenteuer beginnt, wird bald zum Kampf gegen die unbarmherzige Natur. Denn in diesem Jahr erwarten Kapitän Rickmers und seine Männer ganz neue Herausforderungen, von denen heftige Unwetter die geringsten sind.

Ein Roman voller rauer Seeabenteuer, die man sich heute kaum noch vorstellen kann!

Über die Autorin:

Kari Köster-Lösche, 1946 in Lübeck geboren, Tierärztin und Geschichtsexpertin, hat einen Großteil ihrer Jugend im schwedischen Uppsala, dem Zentrum der nordischen Kultur, verbracht. Heute lebt und arbeitet sie als freie Autorin in Nordfriesland.

Ebenfalls bei dotbooks erscheinen folgende Romane:

Die Heilerin von Alexandria

Die Hexe von Tondern

Die Erbin der Gaukler

Die Wagenlenkerin

Der Thorshammer. Band 1 der Wikinger-Saga

Das Drachenboot. Band 2 der Wikinger-Saga

Die Bronzefibel. Band 3 der Wikinger-Saga

***

Neuausgabe Oktober 2015

Dieses Buch erschien bereits 1988 unter dem Titel Das Herz der Wale im Cobra Verlag

Copyright © der Originalausgabe 1988 by Cobra Verlag Husum/Nordsee 225o Husum

Copyright © der Neuausgabe 2015 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Elisanth

E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-342-2

***

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Kari Köster-Lösche

Jagd im Eis

Roman

dotbooks.

1. Kapitel Mit der Schmack nach Hamburg

»Verdammt noch mal!« murmelte der Schiffer der kleinen Schmack, die abfahrbereit in der geschützten Wyck an der Südostküste von Föhr lag. Er schlug die Flaggleine energisch mehrmals nach außen, aber sie hatte sich irgendwo weit oben verhakt. »Auch wenn du nicht willst, du mußt doch«, knurrte er und zerrte wütend am Tau. Es riß, und die blaue Flagge, die die abfahrwilligen Grönlandfahrer an Bord gerufen hatte, flatterte an Deck, wo sie zum Glück noch eben eingefangen werden konnte, bevor sie über Bord ging.

»Na, na«, mahnte Namen Rickmers unwillkürlich, Commandeur eines Walfangbootes, auf der Schmack aber Passagier, und musterte mit berufsmäßiger Neugier das Ablegemanöver des Schmackschiffers. »Du sollst nicht fluchen oder unnütze Worte im Munde führen.« Er warf einen vorwurfsvollen Blick auf den Seemann, den dieser aber gelassen zur Kenntnis nahm.

»Bei uns ist das anders als bei euch«, antwortete er gleichmütig. »Wir reden, wie's uns ums Herz ist.«

»Er hat recht, dein Vater«, meinte Oluf Paulsen, langjähriger Steuermann bei Commandeur Rickmers, kniff ein Auge zu und grinste den kleinen Tam an, der bei ihnen stand. »Fluchen bringt Unglück!«

Tam lächelte unsicher zurück, war er doch das erste Mal auf großer Grönlandfahrt. Der Elfjährige wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Auge und winkte dann entschlossen zum Ufer hinüber, an dem seine Mutter und zwei kleinere Geschwister standen.

Nicht nur die Familie des Kapitäns war dort versammelt, sondern ein großer Teil der Bevölkerung der Insel Föhr. Denn außer der nach Hamburg bestimmten Schmack von Jacob Braren sollten noch weitere fünf Schiffe ablegen, vier nach Holland und eines nach Glückstadt, alle besetzt mit den Grönlandfahrern dieses Jahres 1672, die einen großen Teil der männlichen Bevölkerung der Insel ausmachten.

Tam fror ein wenig, teils wegen der Aufregung, teils wegen der Kälte. In diesem Jahr hatten glückliche Umstände gefügt, daß das Eis einige Tage vor dem Petritag, dem 22. Februar, aufgebrochen war; die Kälte nahm jetzt gegen Abend wieder zu; und Tam senkte die Fäuste tief in die Taschen seiner wollenen Jacke.

»Na, mein Sohn, wie fühlst du dich?« fragte Namen Rickmers, der strenge und ernste Commandeur, und sah seinen Sohn forschend an. Nicht jeder Junge von zehn, elf oder zwölf Jahren ging freudig zur See, und bei der ersten großen Fahrt war manchem etwas beklommen zumute. Er legte die Hand um den Nacken von Tam und zog ihn an sich. Tam blickte seinen Vater überrascht an, war dies doch das Äußerste an Zärtlichkeit, das der Vater jemals aufgebracht hatte.

»Gut«, sagte er zögernd. Dann klemmte er sich zwischen den Wanten fest, um im auffrischenden Wind, der das Boot auf die Seite legen wollte, einen guten Stand zu haben, und starrte auf die Insel zurück.

Vor ein paar Tagen hatten noch überall die Biikenfeuer gebrannt, aber jetzt erinnerte nicht einmal ein letzter Rauch daran.

Namen Rickmers seufzte leise und fuhr seinem Sohn nochmals über das Haar. Tam aber löste seine Blicke vom Land. Nun war er Walfischfänger; der kleine Junge mit dem blonden, strubbeligen Haar, den Sommersprossen und der aufsässigen Himmelfahrtsnase richtete sich stolz auf.

Im Hintergrund wurden die beiden vom achtzehnjährigen David Detlefs beobachtet. Der junge Mann stammte aus ärmlichen Verhältnissen, und so sah auch seine Kleidung aus. Erst der Vorschuß würde es ihm ermöglichen, sich ausreichend warme Kleidung zu kaufen, im Moment aber fror er entsetzlich. Er warf einen neidischen Blick auf Tam, der einen Commandeur zum Vater hatte, und wandte sich dann ab. Gerne ging er nicht auf Fischfang, er fürchtete sich vor dem Wasser; immerhin war sein eigener Vater auf See geblieben. Aber nie würde jemand von seiner Angst erfahren, denn er hatte schon seit langem gelernt, seine Gefühle zu verbergen.

***

Mit frischem Nordostwind machten sie gute Fahrt. Da es bald dunkel wurde, richteten sich die Passagiere für die Nacht ein. Sie waren etwa sechzig Leute, die nach Hamburg wollten, und der Platz in der kleinen Schmack war nicht üppig bemessen.

Als die Luken verschalkt wurden, legte Tam sich hin. Obwohl die Wellen bei dieser Windrichtung nicht hoch auflaufen konnten, spürte er doch den ungewohnten Seegang im Magen und fing an zu schwitzen.

»Tam, denk an die Wale und wie du sie eigenhändig fangen wirst«, riet Oluf, der Steuermann, der gut wußte, wie dem Jungen zumute sein mußte.

Der überraschte Blick von Tam suchte im Halbdunkel sein Gesicht. »Meinst du?« fragte er. »Glaubst du, daß ich schon die Harpune werfen darf?« Der Junge wurde ganz aufgeregt und vergaß beinahe das Unbehagen, das ihn gepackt hatte.

Oluf grinste nachsichtig. Warum sollte er Tam die Vorfreude nehmen? Die Harpune war natürlich ausgeschlossen für einen Jungen, der noch nicht konfirmiert war.

»Tja, dann stellt euch schon mal die Stiefel zurecht«, spottete David Detlefs, der schadenfroh die beiden mitfahrenden Jungen beobachtete und auch aus eigener Erfahrung wußte, was los war.

Tam schluckte und versuchte, an den Harpunenschmied zu denken, der auf der Insel arbeitete. Mit seiner Fassung aber war es vorbei, als der andere Erstfahrer hastig den Schuh an sich riß und die Geräusche des Spuckens und Würgens nicht mehr zu überhören waren.

»So ist es uns allen gegangen«, tröstete Oluf Paulsen, der den Platz neben Tam belegt hatte.

Tams Vater verzog keine Miene. Der Junge mußte da durch. Mitleid war nicht angebracht.

Als am Morgen die Luken und Luftlöcher wieder geöffnet wurden, die frische, kalte Meeresluft hereinströmte und die Passagiere an Deck klettern konnten, vergaßen auch die Jungen die Qualen der Nacht. Von den Hollandfahrern und dem nach Glückstadt bestimmten Bojert war nichts zu sehen. Um sie herum nur die See: nichts außer den grauen Wellen, die hinter ihnen herrollten, sie hoben und senkten und unaufhörlich dem Ziel entgegentrugen. Nun waren sie wirklich unterwegs, das, wovon manche schon seit zwei, drei Jahren träumten, hatte begonnen. Die Jungen fieberten der großen Stadt Hamburg entgegen, die Älteren aber blieben gleichmütig.

Am dritten Tage kamen sie ohne Zwischenfälle an.

***

»So, da wären wir erst einmal«, stellte Commandeur Namen Rickmers fest, als er in Hamburg als erster auf den Kai sprang. Mit Mühe war es dem Schiffer der Schmack gelungen, einen Platz im überfüllten Binnenhafen zu ergattern. Es wimmelte von ein und auslaufenden gestakten, geruderten und gesegelten Booten, und das Manövrieren ging unter Geschrei und manchmal bösem Gebrülle vor sich. Die Führer von kleinen und kleinsten Booten und Jollen hangelten sich an den Bordwänden der größeren entlang, um ungeniert in eine Lücke zu schlüpfen, die eben die aufatmenden Schiffer der größeren anlaufen wollten.

Kapitän Rickmers besah sich zweifelnd die vielen Spieren, die gegen den hellen Himmel wie kahle Tannen abstachen. Und dahinter leuchteten die Fenster des Baumhauses auf, in dessen bedachter Galerie die reichen Hamburger saßen und Bier und Kaffee tranken. Er schnaubte leise. Kaffee, und dann auch noch auf der Straße rauchen! Das waren Exzesse der großen Stadt, die nichts Gutes für die Zukunft verhießen. Er war fest entschlossen, seinen Sohn nicht in diese Lasterhöhle zu lassen.

Commandeur Rickmers hatte sich für den Besuch bei seinem Reeder präsentabel gemacht, seinen langen Mantel glattgestrichen und den Gürtel wieder festgehakt. Groß und schlank, mit hellbraunen Augen und dunkelblondem Haar, sah er gut aus, und auch jetzt noch konnte er die Augen der Bürgersfrauen und Mägde auf sich ziehen, die einen verstohlen, die anderen in aller Offenheit; aber der Commandeur hätte nie hingeblickt, denn er war glücklich verheiratet. Mit Schwung setzte er den hohen Hut auf den Kopf und machte sich dann auf, um dem Reeder Carl Been seine Ankunft zu melden und mit ihm die Modalitäten der diesjährigen Grönlandfahrt abzumachen.

Die Seeleute, die er mitnehmen wollte, blieben vorerst an Bord der Schmack und auch viele der anderen, die sich erst eine Heuerstelle suchen mußten.

Tam wartete, bis sein Vater außer Sicht und Oluf Paulsen mit den anderen Männern am Schwatzen war, dann turnten er und sein gleichaltriger Kamerad ungesehen über das Seitenschwert an Land und machten sich auf, die große Stadt zu besichtigen. Tam hatte vor, alles zu sehen, was es zu sehen gab. Ihm sollte es nicht so gehen wie dem Kochsmaat, den er im vorigen Jahr über seine Erlebnisse befragt hatte.

»Warst du in Amsterdam?« hatte er neugierig wissen wollen.

»Ja«, hatte der andere gesagt.

»Wie war denn Amsterdam? Los, erzähle mal! War es schön?«

»Weiß nicht.«

»Du warst doch aber da?« hatte Tam sich nochmals vergewissert.

»Ja.«

»Und?« drängte Tam.

»Weiß nicht. Hab's nicht gesehen. Bin gleich auf den Walfänger.«

»Wie sahen denn die Wale aus?« hatte Tam sich hoffnungsvoll erkundigt.

»Weiß nicht. Hab' keine gesehen. Nur Speck.«

2. Kapitel Die Reeder

Namen Rickmers betrachtete mit Staunen das Gewimmel in der Stadt. Man konnte meinen, sie würde mit jedem Jahr voller: mehr Leute, mehr Karren, mehr Kutschen, mehr Geschrei ... Mühsam bahnte er sich seinen Weg vom Hafen in die Altstadt. Man bereitete sich auf den Frühling vor, das war zu spüren, nicht nur die Walfänger wurden ausgerüstet, auch die Handelsschiffe. Unaufhörlich schaukelten die beladenen Karren zum Binnenhafen und ließen Fußgängern kaum Platz zum Durchkommen.

»Bester Herr«, jammerte eine Person, und als er erschrocken hinunterblickte, sah er eine in Lumpen gehüllte Gestalt zu seinen Füßen liegen.

Peinlich berührt, wollte er sich davonstehlen, aber die Bettlerin packte seinen Fuß mit männlich hartem Griff und hielt ihn am Boden fest. Dazu paßte gar nicht die unterwürfige Stimme, mit der sie bettelte.

Der Commandeur griff trotz allem mitleidig in die Tasche, und die Frau hob siegessicher ihr Gesicht zu ihm hoch. Es war über und über von Narben bedeckt, und der Kapitän erschrak zutiefst. Pocken! Er warf ihr eine Münze hin, riß sich los und floh ...

Als die Entstellte ihn schon längst aus den Augen verloren haben mußte, hörte er noch ihr hämisches Lachen schadenfroh über den Dummen vom Lande, verzweifelt wegen des eigenen Schicksals? Er wußte es nicht, aber er konnte die ausgemergelte, kranke Frau lange nicht aus seinen Gedanken verbannen. Um so weniger, als er einige Straßenzüge weiter mehrere Lastwagen erblickte, die stumme Männer, heulende Weiber und sich festklammernde Kinder gewaltsam wegfuhren. Mit weit aufgerissenen Augen blickte er den Karren nach. Nie war ihm bewußter geworden, wie grausam die Stadt zu ihren Einwohnern sein konnte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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