Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
007 nimmt es mit einem Gangsterboss und seiner schönen Sklavin auf ... Die wunderschöne, hellseherisch begabte Solitaire ist die Gefangene (und Handlangerin) von Mr. Big - Meister der Angst, Verbrechenskünstler und Voodoobaron des Todes. James Bond hat keine Zeit für solchen Aberglauben - er weiß, dass Mr. Big außerdem ein hochrangiger feindlicher Agent und eine echte Bedrohung ist. Mehr als das: Nachdem er ihn durch die Jazzkneipen von Harlem, die Everglades und schließlich bis in die Karibik verfolgen konnte, wird 007 klar, dass es sich bei Mr. Big um einen der gefährlichsten Männer handelt, denen er jemals begegnet ist. Und niemand, nicht einmal die rätselhafte Solitaire, kann sich sicher sein, wie ihr Wettkampf ausgehen wird ... Jeder kennt sie: die teils stark von den Vorlagen abweichenden Verfilmungen der James-Bond-Romane. Pünktlich zum 50-jährigen Jubliäum der Filmreihe gilt es die Ian-Fleming-Originale erstmals im "Director's Cut" zu entdecken! Eine der größten Filmikonen überhaupt wird 50 Jahre alt! Passend dazu kommt Ende 2012 der 23. Teil der Saga mit dem Titel "Skyfall" in die Kinos! Cross Cult schließt sich den Jubilaren des Mythos mit einer Wiederentdeckung der meisterhaft erzählten Agenten- und Spionageromane aus der Feder Ian Flemings an und beginnt die schrittweise Veröffentlichung aller James-Bond-Originalromane. Endlich wird es möglich sein, Titel wie "Goldfinger", "Thunderball" oder "You Only Live Twice" komplett in ungekürzten Übersetzungen und mit den ursprünglichen Kapitelabschnitten und -überschriften zu lesen. Es verspricht eine einzigartige James-Bond-Bibliothek zu werden, die dazu einlädt, dem Kult um den britischen Gentleman-Geheimdienstler mit der "Lizenz zum Töten" auf den Grund zu gehen.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 353
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
von
IAN FLEMING
Ins Deutsche übertragenvon Stephanie Pannen und Anika Klüver
Die deutsche Ausgabe von JAMES BOND - LEBEN UND STERBEN LASSENwird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern,Übersetzung: Stephanie Pannen und Anika Klüver;verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde;Lektorat: Andrea Bottlinger und Gisela Schell;Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik; Cover Artwork: Michael Gillette.Printausgabe gedruckt von CPI Morvia Books s.r.o., CZ-69123 Pohorelice.Printed in the Czech Republic.
Titel der Originalausgabe: JAMES BOND - LIVE AND LET DIE
German translation copyright © 2012, by Amigo Grafik GbR.
Copyright © Ian Fleming Publications Limited 1954The moral rights of the author have been asserted.Die Persönlichkeitsrechte des Autors wurden gewahrt.
JAMES BOND and 007 are registered trademarks of Danjaq LLC,used under license by Ian Fleming Publications Limited. All Rights Reseved.
Print ISBN 978-3-86425-072-9 (September 2012)E-Book ISBN 978-3-86425-073-6 (September 2012)
WWW.CROSS-CULT.DE · WWW.IANFLEMING.COM
1. Der rote Teppich
2. Gespräch mit M
3. Eine Visitenkarte
4. Das große Schaltbrett
5. Niggerhimmel
6. Tisch Z
7. Mister Big
8. Kein Sinn für Humor
9. Wahr oder falsch?
10. Der Silver Phantom
11. Allumeuse
12. Die Everglades
13. Tod eines Pelikans
14. »Etwas, das ihn gegessen hat, ist ihm nicht bekommen«
15. Mitternacht unter Würmern
16. Die Jamaika-Version
17. Der Hauch des Totengräbers
18. Beau Desert
19. Tal der Schatten
20. Die Höhle des Bloody Morgan
21. »Gute Nacht euch beiden«
22. Schrecken auf See
23. Sonderurlaub
Im Leben eines Geheimagenten gibt es Momente voller Luxus. Bei manchen Aufträgen muss er die Rolle eines sehr reichen Mannes spielen. Und bei diesen Gelegenheiten sucht er Zuflucht in diesem Luxusleben, um die Erinnerung an die Gefahr und den Schatten des Todes zu verdrängen, und ist manchmal, so wie es jetzt der Fall war, im Territorium eines verbündeten Geheimdienstes zu Gast.
Von dem Moment an, als die BOAC Stratocruiser auf das internationale Flughafengebäude von Idlewild zurollte, wurde James Bond wie ein König behandelt.
Als er das Flugzeug zusammen mit den anderen Passagieren verließ, hatte er sich innerlich bereits mit dem berüchtigten Fegefeuer der US-Behörde für Gesundheit, Immigration und Zoll abgefunden. Er wusste, dass er mindestens eine Stunde in überhitzten, schmutzig grünen Räumen verbringen würde, die nach abgestandener Luft, altem Schweiß, Schuld und der Angst rochen, die alle Grenzgebiete umgibt: die Angst vor den geschlossenen Türen mit der Aufschrift PRIVAT, hinter denen sich die sorgfältigen Männer, die Akten und die ratternden Fernschreiber verbargen, die eilig Nachrichten nach Washington schickten, an die Betäubungsmittelbehörde, die Abteilung für Gegenspionage, das Finanzministerium oder das FBI.
Während er durch den bitterkalten Januarwind über die Rollbahn marschierte, stellte er sich vor, wie sein eigener Name durch das Netzwerk lief: BOND, JAMES, BRITISCHER DIPLOMATENPASS 0094567. Kurz darauf würden die Antworten über andere Maschinen zurückkommen: NEGATIV, NEGATIV, NEGATIV. Und dann die Antwort des FBI: POSITIV, ÜBERPRÜFUNG ABWARTEN. Es würden ein paar hektische Botschaften über die Verbindungsleitung zwischen dem FBI und der CIA ausgetauscht werden und dann: FBI AN IDLEWILD: BOND OKAY OKAY, und der uninteressierte Beamte am Schalter würde ihm mit einem »Ich hoffe, Sie genießen Ihren Aufenthalt, Mr Bond.« seinen Pass zurückgeben.
Bond zuckte mit den Schultern und folgte den anderen Passagieren durch eine Drahtzaunabsperrung zu einer Tür mit der Aufschrift US-GESUNDHEITSDIENST.
In seinem Fall handelte es sich natürlich lediglich um eine langweilige Routine, aber ihm missfiel die Vorstellung, dass seine Personalakte irgendeiner ausländischen Macht in die Hände fallen könnte. Anonymität war in seinem Geschäft das wichtigste Werkzeug. Jeder noch so winzige Schnipsel seiner wahren Identität, der in irgendeine Akte gelangte, verringerte seinen Wert und stellte letztendlich eine Bedrohung für sein Leben dar. Hier in Amerika, wo man alles über ihn wusste, fühlte er sich wie ein Neger, dessen Schatten von einem Voodoo-Priester gestohlen worden war. Ein wesentlicher Teil von ihm war verpfändet und befand sich in den Händen anderer. In diesem Fall handelte es sich zwar um Freunde, aber dennoch …
»Mr Bond?«
Ein freundlich wirkender, unscheinbarer Mann in Zivil war aus den Schatten des Gesundheitsdienstgebäudes getreten.
»Mein Name ist Halloran. Freut mich, Sie kennenzulernen!«
Sie schüttelten sich die Hände.
»Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise. Würden Sie mir bitte folgen?«
Er wandte sich an den Beamten der Flughafenpolizei, der vor der Tür Wache hielt.
»Okay, Sergeant.«
»Okay, Mr Halloran. Wir sehen uns.«
Die anderen Passagiere waren mittlerweile durch die Tür gegangen. Halloran wandte sich nach links, weg vom Gebäude. Ein weiterer Polizist hielt ein kleines Tor im hohen Grenzzaun auf.
»Wiedersehen, Mr Halloran.«
»Wiedersehen, Officer. Danke.«
Unmittelbar vor dem Zaun wartete ein schwarzer Buick auf sie, dessen Motor leise brummte. Sie stiegen ein. Bonds zwei leichte Koffer standen vorne neben dem Fahrer. Bond konnte sich nicht vorstellen, wie sie so schnell aus dem Gepäckberg herausgeholt worden waren, den er erst vor ein paar Minuten gesehen hatte, als er zum Zoll gekarrt worden war.
»Okay, Grady. Fahren wir los.«
Als die große Limousine kraftvoll anfuhr und dank des Dynaflow-Getriebes schnell auf Hochtouren kam, sank Bond genüsslich nach hinten.
Er wandte sich an Halloran.
»Tja, das ist definitiv einer der rötesten Teppiche, den ich je gesehen habe. Ich hatte erwartet, dass es mindestens eine Stunde dauern würde, durch die Einreise zu kommen. Wer hat das organisiert? Ich bin nicht an so eine VIP-Behandlung gewöhnt. Jedenfalls vielen Dank für Ihre Bemühungen.«
»Sehr gern geschehen, Mr Bond.« Halloran lächelte und bot ihm eine Zigarette aus einer neuen Packung Lucky Strikes an. »Wir wollen Ihnen Ihren Aufenthalt hier so angenehm wie möglich machen. Wenn Sie irgendetwas benötigen, sagen Sie es einfach und Sie bekommen es. Sie haben ein paar gute Freunde in Washington. Ich selbst weiß nicht, warum Sie hier sind, aber es scheint, dass die Obrigkeit sehr darauf erpicht ist, Sie als privilegierten Gast der Regierung zu behandeln. Meine Aufgabe ist es, Sie so schnell und bequem wie möglich in Ihr Hotel zu bringen. Dort werde ich Sie dann abliefern und meiner Wege gehen. Dürfte ich bitte für einen Augenblick Ihren Pass haben?«
Bond reichte ihm das Dokument. Halloran öffnete eine Aktentasche auf dem Sitz neben sich und nahm einen schweren Metallstempel heraus. Er blätterte die Seiten in Bonds Pass um, bis er das US-Visum fand, stempelte es ab, kritzelte seine Unterschrift über den dunkelblauen Kreis, der das Siegel des Justizministeriums enthielt, und reichte ihn zurück. Dann zückte er seine Brieftasche, zog einen dicken weißen Umschlag heraus und gab diesen ebenfalls Bond.
»Darin befinden sich eintausend Dollar, Mr Bond.« Als Bond zu einer Erwiderung ansetzte, hob er seine Hand. »Und es ist Kommunistengeld, das wir beim Schmidt-Kinaski-Fischzug eingesackt haben. Jetzt benutzen wir es gegen sie und möchten Sie bitten, uns zu helfen, indem Sie dieses Geld während Ihres aktuellen Auftrags auf jede Weise ausgeben, die Ihnen beliebt. Ich wurde informiert, dass eine Ablehnung Ihrerseits als äußerst unhöflich angesehen werden würde. Lassen Sie uns bitte nicht weiter davon reden, und«, fügte er hinzu, während Bond den Umschlag immer noch zweifelnd in der Hand hielt, »ich soll Ihnen außerdem ausrichten, dass Ihr eigener Vorgesetzter Kenntnis über dieses Geld hat und sein Einverständnis erklärt hat, Sie frei darüber verfügen zu lassen.«
Bond sah ihn skeptisch an und grinste dann. Er verstaute den Umschlag in seiner Brieftasche.
»Also gut«, sagte er. »Und danke. Ich werde versuchen, es dort auszugeben, wo es den größten Schaden anrichtet. Ich bin froh, ein wenig Arbeitskapital zu haben. Und es tut gut, zu wissen, dass es von der gegnerischen Seite bereitgestellt wurde.«
»Schön«, sagte Halloran. »Wenn Sie mich nun entschuldigen würden, werde ich mir schnell ein paar Notizen für den Bericht machen, den ich einreichen muss. Ich darf nicht vergessen, der Einwanderungs- und der Zollbehörde ein Dankesschreiben für ihre Kooperation zukommen zu lassen. Routine.«
»Nur zu«, sagte Bond. Er war froh, ein wenig schweigen und aus dem Fenster schauen zu können, um seinen ersten Blick auf Amerika seit dem Krieg zu werfen. Es war keine Zeitverschwendung, damit anzufangen, sich wieder an die amerikanischen Gepflogenheiten zu gewöhnen: die Werbetafeln, die neuen Automodelle und die Preise der Gebrauchtwagen bei den zahlreichen Händlern; die exotische Schärfe der Straßenschilder: SCHARFE KURVEN – RUTSCHIG, WENN FEUCHT; den Fahrstil; die Anzahl der Frauen am Steuer, während ihre Männer brav neben ihnen saßen; die Kleidung der Männer; die Frisuren der Frauen; die Warnungen des Zivilschutzes: IM FALL EINES FEINDLICHEN ANGRIFFS – IN BEWEGUNG BLEIBEN – DIE BRÜCKE VERLASSEN; das dichte Gewirr aus Fernsehantennen und der Einfluss des Fernsehens auf Reklametafeln und Schaufenster; die Hubschrauber, die gelegentlich vorbeiflogen; die öffentlichen Spendenaufrufe für Krebs- und Poliostiftungen: DER MARSCH DER ZEHNCENTSTÜCKE – all diese kleinen, flüchtigen Eindrücke, die für seine Arbeit genauso wichtig waren wie abgeschürfte Rinde und zerbrochene Zweige für einen Trapper im Dschungel.
Der Fahrer wählte die Triborough Bridge, und sie rasten über das atemberaubende Gebilde ins Herz von Uptown Manhattan, während die wunderschöne Sicht auf New York immer näher kam, bis sie sich schließlich zwischen den hupenden, wimmelnden, nach Benzin riechenden Wurzeln des geschäftigen Betondschungels befanden.
Bond wandte sich an seinen Begleiter.
»Ich sage das nur ungern«, meinte er, »aber diese Stadt muss das größte Atombombenziel auf dem gesamten Planeten sein.«
»Da kann ich Ihnen nicht widersprechen«, stimmte Halloran zu. »Der Gedanke daran, was passieren könnte, bereitet mir oft schlaflose Nächte.«
Sie hielten vor dem besten Hotel in New York, dem St Regis an der Ecke Fifth Avenue und Fünfundfünfzigste Straße. Ein finster dreinblickender Mann mittleren Alters in einem dunkelblauen Mantel und mit einem schwarzen Homburg auf dem Kopf trat hinter dem Hotelportier hervor und kam auf sie zu. Auf dem Bürgersteig stellte Halloran ihn vor.
»Mr Bond, das ist Captain Dexter.« Er verhielt sich ehrerbietig. »Darf ich ihn Ihnen jetzt übergeben, Captain?«
»Sicher, sicher. Lassen Sie sein Gepäck einfach nach oben bringen. Zimmer 2100. Oberster Stock. Ich werde mich um Mr Bond kümmern und dafür sorgen, dass er alles bekommt, was er wünscht.«
Bond drehte sich herum, um sich von Halloran zu verabschieden und ihm zu danken. Für einen Augenblick hatte Halloran ihm den Rücken zugewandt, da er dem Portier etwas über Bonds Gepäck mitteilte. Bond sah an ihm vorbei über die Fünfundfünfzigste Straße. Er kniff die Augen zusammen. Eine schwarze Limousine, ein Chevrolet, bog direkt vor einem Taxi scharf in den dichten Verkehr ein. Das Taxi bremste daraufhin abrupt, und sein Fahrer schlug mit der Faust auf die Hupe. Die Limousine fuhr weiter, schaffte es gerade noch über die grüne Ampel und verschwand die Fifth Avenue hinunter Richtung Norden.
Es war ein cleveres, entscheidungsfreudiges Fahrmanöver gewesen, doch was Bond verwunderte, war die Tatsache, dass eine Negerin am Steuer gesessen hatte, eine gut aussehende Negerin in einer schwarzen Chauffeuruniform. Und durch die Heckscheibe hatte er einen einzelnen Passagier erspäht – ein riesiges grauschwarzes Gesicht, das sich langsam zu ihm herumgedreht und ihn direkt angesehen hatte. Dessen war sich Bond ganz sicher, als der Wagen in Richtung Avenue beschleunigte.
Bond schüttelte Halloran die Hand. Dexter berührte ihn ungeduldig am Ellbogen.
»Wir werden direkt zu den Fahrstühlen gehen. Schräg rechts durch die Lobby. Und bitte behalten Sie Ihren Hut auf, Mr Bond.«
Als Bond Dexter die Stufen hinauf ins Hotel folgte, dachte er darüber nach, dass es wohl bereits zu spät für diese Vorsichtsmaßnahmen war. So gut wie nirgendwo auf der Welt sah man eine Negerin, die ein Auto fuhr. Eine Negerin, die als Chauffeurin fungierte, war sogar noch außergewöhnlicher. Selbst in Harlem war das kaum vorstellbar, doch von dort stammte der Wagen zweifellos.
Und die riesige schwarze Gestalt auf dem Rücksitz? Das grauschwarze Gesicht? Mr Big?
»Hm«, murmelte Bond, während er Captain Dexters schmalem Rücken in den Fahrstuhl folgte.
Der Fahrstuhl verlangsamte, als er den einundzwanzigsten Stock erreichte.
»Wir haben eine kleine Überraschung für Sie vorbereitet, Mr Bond«, sagte Captain Dexter, klang dabei jedoch nicht besonders enthusiastisch, wie Bond fand.
Sie gingen den Flur entlang bis zum Eckzimmer.
Der Wind heulte draußen vor den Flurfenstern, und Bond konnte einen flüchtigen Blick auf die Dächer der anderen Wolkenkratzer und die dahinterliegenden Bäume des Central Park werfen. Er fühlte sich, als hätte er den Boden unter den Füßen verloren, und für einen kurzen Moment überkam ihn ein seltsames Gefühl der Einsamkeit und der Leere.
Dexter schloss die Tür des Zimmers mit der Nummer 2100 auf und machte sie hinter ihnen zu. Sie befanden sich in einem kleinen, beleuchteten Eingangsbereich. Sie ließen ihre Hüte und Mäntel auf einem Stuhl, und Dexter öffnete die Tür vor ihnen und hielt sie auf, damit Bond hindurchgehen konnte.
Er betrat ein hübsches Wohnzimmer, das im Empire-Stil eingerichtet war – bequeme Stühle und ein breites Sofa aus blassgelber Seide, eine gute Kopie eines Aubusson-Teppichs auf dem Fußboden, blassgraue Wände und Decken, eine französische Anrichte mit bogenförmiger Front, auf der Flaschen und Gläser sowie ein metallüberzogener Eiskübel standen, ein großes Fenster, durch das die Wintersonne von einem klaren Himmel hereinschien. Die Zentralheizung war gerade noch auszuhalten.
Die Durchgangstür zum Schlafzimmer öffnete sich.
»Ich habe nur noch schnell die Blumen neben Ihr Bett gestellt. Gehört alles zum berühmten Service der CIA.« Ein großer, schlanker junger Mann kam mit einem breiten Grinsen und einer ausgestreckten Hand auf Bond zu, der vor Erstaunen wie angewurzelt dastand.
»Felix Leiter! Was zum Teufel machen Sie hier?« Bond ergriff die feste Hand und schüttelte sie freundschaftlich. »Und was zum Teufel suchen Sie in meinem Schlafzimmer? Gott! Es tut gut, Sie zu sehen. Warum sind Sie nicht in Paris? Erzählen Sie mir nicht, die haben Ihnen diesen Auftrag zugeteilt.«
Leiter betrachtete den Engländer herzlich.
»Sie sagen es. Genau das haben sie getan. Großartige Sache! Zumindest für mich. Die CIA fand, dass wir bei diesem Casinoauftrag ganz gut zusammengearbeitet haben1, also haben sie mich von den Jungs des JIS in Paris weggeholt, mich in Washington auf den neuesten Stand gebracht, und jetzt bin ich hier. Ich diene als eine Art Verbindungsmann zwischen der CIA und unseren Freunden vom FBI.« Er winkte in Captain Dexters Richtung, der diese unprofessionelle Überschwänglichkeit ohne Begeisterung beobachtete. »Es ist natürlich ihr Fall, zumindest der amerikanische Teil davon, aber wie Sie wissen, gibt es dabei auch einige bedeutende Gesichtspunkte, die Gebiete in Übersee betreffen, sodass die Sache ebenso in den Zuständigkeitsbereich der CIA fällt und wir uns gemeinsam darum kümmern. Sie sind hier, um für die Briten die Sache auf Jamaika zu übernehmen, und damit ist das Team vollständig. Was meinen Sie? Setzen wir uns und gönnen uns einen Drink? Ich habe das Mittagessen bestellt, sobald ich hörte, dass Sie die Lobby betreten haben, und es wird wohl schon unterwegs sein.« Er ging zur Anrichte und machte sich daran, einen Martini zu mischen.
»Ich fasse es nicht«, sagte Bond. »Natürlich hat mir dieser alte Teufel M nichts davon verraten. Er gibt einem immer nur die Fakten. Die guten Nachrichten erwähnt er nie. Er dachte wohl, dass es meine Entscheidung beeinflussen würde, den Fall anzunehmen oder nicht. Jedenfalls ist es großartig.«
Bond spürte plötzlich die Stille, die von Captain Dexter ausging. Er drehte sich zu ihm um.
»Ich schätze mich sehr glücklich, hier Ihrem Befehl zu unterstehen, Captain«, sagte er taktvoll. »So wie ich es verstehe, lässt sich der Fall problemlos in zwei Hälften aufteilen. Die erste liegt voll und ganz in amerikanischem Territorium. Das ist natürlich Ihr Zuständigkeitsbereich. Und bei der anderen Hälfe sieht es so aus, als müssten wir die Angelegenheit in die Karibik verfolgen. Jamaika. Ich soll demnach wohl die Bereiche außerhalb der territorialen Gewässer der Vereinigten Staaten übernehmen. Und unser guter Felix hier wird die beiden Hälften für Ihre Regierung zusammenfügen. Ich werde London während meines Aufenthalts hier über die CIA Bericht erstatten und direkten Kontakt zu meinen Vorgesetzten haben, sobald ich in die Karibik aufbreche, wobei ich die CIA natürlich ebenfalls weiterhin auf dem Laufenden halte. Trifft das so weit zu?«
Dexter lächelte dünn. »So ist es, Mr Bond. Mr Hoover lässt Ihnen ausrichten, dass er sehr erfreut ist, Sie bei dieser Sache an Bord zu haben. Als unseren Gast«, fügte er hinzu. »Selbstverständlich haben wir mit dem britischen Teil des Falls nicht das Geringste zu tun, und wir sind sehr froh, dass die CIA sich gemeinsam mit Ihnen und Ihren Leuten in London darum kümmern wird. Es sollte alles glattlaufen. Auf den glücklichen Ausgang dieser Mission.« Damit hob er das Cocktailglas, das ihm Leiter in die Hand gedrückt hatte.
Sie genossen das eiskalte, starke Getränk anerkennend. Auf Leiters raubvogelartigen Zügen lag ein leicht skeptischer Ausdruck.
Es klopfte an der Tür. Leiter öffnete, um den Hotelpagen mit Bonds Koffern hereinzulassen. Ihm folgten zwei Kellner, die Rollwagen voller zugedeckter Teller, Besteck und schneeweißer Leinenservietten vor sich herschoben. Sie kamen herein und breiteten alles auf einem Klapptisch aus.
»Weichpanzerkrabben mit Sauce tartare, Rindfleischhamburger vom Holzkohlegrill, halb durch, Pommes frites, Brokkoli, gemischter Salat mit Thousand-Island-Dressing, Eiscreme mit geschmolzenem Butterscotch und die beste Liebfrauenmilch, die man in Amerika bekommen kann. Okay?«
»Klingt gut«, meinte Bond, der im Geiste einen Vorbehalt gegen den geschmolzenen Butterscotch hegte.
Sie nahmen Platz und aßen sich stetig durch jeden der köstlichen Gänge aus außergewöhnlich gutem amerikanischem Essen.
Sie sprachen wenig, und erst nachdem der Kaffee serviert und der Tisch weggeräumt worden war, nahm Captain Dexter die Fünzig-Cent-Zigarre aus dem Mund und räusperte sich bestimmt.
»Mr Bond«, sagte er, »würden Sie uns jetzt vielleicht verraten, was Sie über diesen Fall wissen?«
Bond schlitzte mit dem Daumennagel eine neue Packung extralanger Chesterfields auf, und während er sich in diesem warmen, luxuriösen Zimmer auf seinem bequemen Stuhl zurücklehnte, rief er sich den bitterkalten Januartag vor zwei Wochen ins Gedächtnis, als er aus seiner Wohnung in Chelsea ins trübe Dämmerlicht des nebelverhangenen Londons hinausgetreten war.
1 Dieser erschreckende Glücksspielfall wird in Ian Flemings Casino Royale beschrieben.
Das graue Bentley-Cabriolet, das 4½-Liter-Modell von 1930 mit dem Amherst-Villiers-Kompressor, war vor ein paar Minuten von der Garage hergebracht worden, in der Bond es unterstellte, und der Motor war direkt angesprungen, als er auf den Anlasser gedrückt hatte. Er hatte die Nebelscheinwerfer eingeschaltet, war vorsichtig die King’s Road entlanggefahren und dann über die Sloane Street in den Hyde Park.
Ms Stabschef hatte ihn um Mitternacht angerufen, um ihm mitzuteilen, dass M Bond am nächsten Morgen um neun Uhr sehen wollte. »Es ist ein wenig früh«, hatte er sich entschuldigt, »aber er scheint endlich etwas bewegen zu wollen. Er hat wochenlang nur vor sich hin gegrübelt. Ich schätze, er hat nun endlich eine Entscheidung getroffen.«
»Können Sie mir übers Telefon irgendeinen Hinweis geben?«
»A steht für Apfel und C für Charly«, sagte der Stabschef und legte auf.
Das bedeutete, dass der Fall die Abteilungen A und C betraf, die Abteilungen des Secret Service, die sich mit den Vereinigten Staaten und der Karibik beschäftigten. Bond hatte während des Krieges eine Weile für Abteilung A gearbeitet, doch er wusste nur wenig über Abteilung C und ihre Probleme.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!