Janusz Korczak: Die Aktualität seiner Pädagogik - Ferdinand Klein - E-Book

Janusz Korczak: Die Aktualität seiner Pädagogik E-Book

Ferdinand Klein

0,0
12,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Kinder achten, wertschätzen und partizipieren lassen

Janusz Korczak gilt als einer der wichtigsten Pädagogen des 20. Jahrhunderts und trägt bis heute den Beinamen „Vater der Kinderrechte“. In seiner Pädagogik der Achtung stehen die kindliche Sichtweise und die respektvolle Begegnung mit dem Kind stets im Mittelpunkt.

Korczak arbeitete als Kinderarzt und Schriftsteller von Kinderbüchern und pädagogischen Schriften und übernahm 1912 die Leitung eines jüdischen Waisenhauses. Gemeinsam mit den ihm anvertrauten 200 Waisenkindern wurde er in das Konzentrationslager Treblinka deportiert und ermordet.

Bis heute prägt seine pädagogische Arbeit nicht nur den Autor dieses Buches, sondern zu großen Teilen auch die Arbeit in der frühkindlichen Bildung.

Zu Korczaks 80. Todestag und vor dem Hintergrund der vielzähligen Herausforderungen, vor denen nicht nur die pädagogischen Fachkräfte, sondern auch die Kinder aktuell stehen, beleuchtet der Autor in seinem Buch Janusz Korczak: Die Aktualität seiner Pädagogik, inwieweit Korczaks Pädagogik noch heute auf die Arbeit in Kindertageseinrichtungen angewendet werden kann.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



1. Auflage

© WALHALLA Fachverlag, Regensburg

Dieses E-Book ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert, vervielfältigt oder verbreitet werden. Eine entgeltliche oder unentgeltliche Weitergabe oder Leihe an Dritte ist nicht erlaubt. Auch das Einspeisen des E-Books in ein Netzwerk (z. B. Behörden-, Bibliotheksserver, Unternehmens-Intranet) ist nicht erlaubt. Sollten Sie an einer Serverlösung interessiert sein, wenden Sie sich bitte an den WALHALLA-Kundenservice; wir bieten hierfür attraktive Lösungen an (Tel. 0941/5684-210).

Hinweis: Unsere Werke sind stets bemüht, Sie nach bestem Wissen zu informieren. Eine Haftung für technische oder inhaltliche Richtigkeit wird vom Verlag aber nicht übernommen. Verbindliche Auskünfte holen Sie gegebenenfalls bei Ihrem Rechtsanwalt ein.

Kontakt: Walhalla Fachverlag Haus an der Eisernen Brücke 93042 Regensburg Tel. (09 41) 56 84-0 Fax. (09 41) 56 84-111 E-Mail [email protected] Web

Kurzbeschreibung

Kinder achten, wertschätzen und partizipieren lassen

Janusz Korczak gilt als einer der wichtigsten Pädagogen des 20. Jahrhunderts und trägt bis heute den Beinamen „Vater der Kinderrechte“. In seiner Pädagogik der Achtung stehen die kindliche Sichtweise und die respektvolle Begegnung mit dem Kind stets im Mittelpunkt.

Korczak arbeitete als Kinderarzt und Schriftsteller von Kinderbüchern und pädagogischen Schriften und übernahm 1912 die Leitung eines jüdischen Waisenhauses. Gemeinsam mit den ihm anvertrauten 200 Waisenkindern wurde er in das Konzentrationslager Treblinka deportiert und ermordet.

Bis heute prägt seine pädagogische Arbeit nicht nur den Autor dieses Buches, sondern zu großen Teilen auch die Arbeit in der frühkindlichen Bildung.

Zu Korczaks 80. Todestag und vor dem Hintergrund der vielzähligen Herausforderungen, vor denen nicht nur die pädagogischen Fachkräfte, sondern auch die Kinder aktuell stehen, beleuchtet der Autor in seinem Buch Janusz Korczak: Die Aktualität seiner Pädagogik, inwieweit Korczaks Pädagogik noch heute auf die Arbeit in Kindertageseinrichtungen angewendet werden kann.

Autor

Ferdinand Klein, Prof. Dr. phil. Dr. paed. et Prof. h. c., Erziehungswissenschaftler im Fachgebiet Heilpädagogik, arbeitete 20 Jahre als Erzieher, Heilpädagoge und Logotherapeut, lehrte und forschte an sechs Universitäten in Deutschland, Ungarn und der Slowakei im Geiste des polnischen Arztes und Reformpädagogen Janusz Korczak.

Schnellübersicht

Vorwort

1. Durch professionelles Handeln dem verängstigten Kind seine individuelle Entwicklung ermöglichen

2. Das Kind in Ehrfurcht begleiten und seine Erziehung sinnorientiert gestalten

3. Mit Janusz Korczak das Recht des Kindes auf Achtung pflegen und die Professionalität der pädagogischen Fachkraft vertiefen

4. Erziehung und Bildung neu verstehen – Zur Würde der Praxis im Früh- und Elementarbereich

5. Korczaks Impuls als Anker über jede Krise hinaus

6. Autorenporträt

7. Literaturverzeichnis

Vorwort

Muster:

„Schaut hin, beobachtet Kinder, versucht zu verstehen, entdeckt sie, denkt nach, dann werdet ihr schon ein wenig die faszinierende Welt der Kinder begreifen. Vergesst, dass ihr Erzieher seid. Nehmt wahr und beobachtet kleine Menschen als Menschen.“Janusz Korczak

Janusz Korczak mit der bemerkenswerten Haltung der Pädagogik der Achtung als Mutmacher und Visionär war seiner Zeit voraus. Die Rolle des Kindes als einzigartiges Individuum zu sehen und es in seiner Einzigartigkeit wahrzunehmen, ist sowohl im Zusammenhang mit der Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention als auch bei der Frage, was eine „gute“ Erziehung sein könnte, ein immer noch zeitgemäßer und aktueller Ansatz.

Der Ansatz in Korczaks Pädagogik, als Erwachsener die Dinge und Situationen vom Kind aus zu denken und sich in die Perspektiven des Kindes hineinzudenken, ist nicht immer ganz leicht – sind wir es als Erwachsene doch gewohnt, die Dinge meistens rational und sachlich zu betrachten. Die Empathiefähigkeit und die damit einhergehende Selbstwirksamkeit der kindlichen Sicht-und Denkweise eröffnet neue, meist leichtere, Lösungsansätze – könnten wir uns doch häufiger darauf einlassen. Gerade in der heutigen Zeit, in der Krisen, Einschränkungen, Krieg und Leid uns als eigenständige Menschen häufig an unsere Grenzen bringen, ist Korczaks Pädagogik als lohnenswerter Ansatz zu verstehen. Die pädagogische Haltung Korczaks ist geprägt von Achtung, die häufig Eingang in die pädagogische Praxis findet. Diese mutmachenden Ansätze Korczaks geben Hoffnung auf neue Visionen eines gelingenden Lebens. In diesem Werk gelingt es dem Autor Prof. Dr. phil. Dr. paed. et Prof. h. c. Ferdinand Klein auf einfühlsame und berührende Weise, dem Leser neue Impulse und Einsichten zu ermöglichen, es als Anlass zur Selbstreflexion und Selbsterziehung zu nehmen.

Korczaks Zitat „Kinder werden nicht erst zu Menschen, sondern sie sind schon Menschen“ zeigt den Aufbruch zur Pädagogik der Achtung deutlich auf. Im vorliegenden Buch wird diese „Bereitschaft zum Aufbruch“, eigene Bedürfnisse auch mal zum Wohl der Gemeinschaft zurückzustecken, sehr eindrücklich beschrieben. Dieses Werk macht neugierig und weckt große Lust, die eigene Haltung, den Umgang mit Macht und die Beteiligung von Kindern selbstbestimmt in der Selbstreflexion zu durchleuchten.

Zur Verwirklichung einer verantwortungsvollen und selbstbestimmten Gemeinschaft benötigen wir die Freiheit, uns auch beteiligen zu können, um einen gemeinsamen Konsens zu erzielen. Kindern das frühzeitig erfahrbar zu machen und es ihnen als Lernpotenzial zu ermöglichen, macht sie zu starken, verantwortungsvollen und freien Bürgern, die das Wohl aller stets im Blick behalten.

In herausfordernden Zeiten, wie wir sie gerade erleben, ist das mehr denn je ein erstrebenswerter Ansatz.

Die folgenden Texte sind in einer Reihe von vier Beiträgen im ZUKUNFTS-HANDBUCH Kindertagesstätten im Walhalla Fachverlag erschienen (Ausgabe 1/2022–4/2022). Ich freue mich, dass sie nun auch in gesammelter Form zugänglich gemacht wurden, um Janusz Korczak in Erinnerung an seinen 80. Todestag zu gedenken und die Aktualität seiner Pädagogik gerade jetzt an den heutigen Herausforderungen zu bemessen.

Melanie GöbHerausgeberin des ZUKUNFTS-HANDBUCHS Kindertageseinrichtungen

1. Durch professionelles Handeln dem verängstigten Kind seine individuelle Entwicklung ermöglichen

1.1 Vorbemerkung

1.2 Verunsicherte und verängstigte Kinder stellen die Arbeit der pädagogischen Fachkraft auf den Prüfstand

1.3 Kindern Selbstwirksamkeit und Trauma-Heilung ermöglichen

1.4 Sichere Beziehungsbasis geben und die pädagogische Situation geistesgegenwärtig gestalten

1.5 Praxis schöpft aus der Quelle des Guten

1.6 Im Dialog Vertrauen wecken und entfalten

1.7 Erkenntnis für die Praxis in eingeschränkten Lebenswelten

1.8 Fazit

1.1 Vorbemerkung

Folgen der Corona-Pandemie sind verunsicherte Kinder, die ihre traumatisierenden Erlebnisse nicht verarbeiten können. Die pädagogische Fachkraft kann durch ihre Haltungskompetenz die Selbstheilungskräfte der Kinder aktivieren.

1.2 Verunsicherte und verängstigte Kinder stellen die Arbeit der pädagogischen Fachkraft auf den Prüfstand

1.2.1 Folgen der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen erkennen

Elterninterviews über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder lassen die großen Herausforderungen durch die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen erkennen: Dem zentralen Bedürfnis der Kinder nach Bewegung, nach Spiel und sozialen Kontakten wird nicht hinreichend entsprochen. Das trifft die kleinen Kinder „überdurchschnittlich hart“ (Kränzl-Nagl/Beham-Rabanser 2020). Weitere Studien (vgl. Kuhnt 2020, S. 9 ff.) weisen auf die coronabedingten Lebensverhältnisse vieler Kinder hin. Sie können ihre traumatisierenden Erlebnisse nicht mehr verarbeiten und ihre Selbstheilungskräfte aktivieren (vgl. Ruf 2020, S. 271 ff.): Die Kinder sind verunsichert, verängstigt und oft angstgetrieben, können ihre Ängste aus eigener Kraft nicht externalisieren und keine kreative Lösung finden. Diese Situation wird durch ihre vertrauten häuslichen Bindungspersonen weiter erschwert, da diese selbst unter den Auswirkungen der Pandemie leiden.

Die ausgelösten Ängste können als wichtiger Prädikator für posttraumatischen Stress angesehen werden und zu regressivem Verhalten, zum Rückzug auf frühere Entwicklungsstufen (Daumenlutschen, Bettnässen, Einkoten), zu inneren Blockaden, zu Antriebs- und Bewegungsschwäche, zu Langsamkeit oder Baby-Sprache führen. Gerade Kinder mit kognitiven Einschränkungen sind besonders gefährdet, weil sie über weniger Verarbeitungsmöglichkeiten verfügen und durch eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten ihre Erfahrungen und Nöte, z. B. das Erleiden von Gewalt, nicht oder nicht hinreichend mitteilen können.

1.2.2 Auf die herausfordernde Situation durch inneren Wandel antworten

Die durch die Corona-Pandemie ausgelöste Krise stellt die innere Haltung und feinfühlende Zuwendung der pädagogischen Fachkraft in die „eingeschränkten Lebenswelten der Kinder“ (Krenz 2021) auf den Prüfstand. Geboten ist eine intuitive und flexible Haltungskompetenz:

„Von den Bedürfnissen, Interessen und dem Können der Kinder auszugehen,

die Kinder in ihrem So-Sein wahr- und ernst nehmen, sich selbst – und das jeden Tag aufs Neue – die Frage stellen: ‚Was tut den Kindern gut?‘ und dann gemeinsam mit Kindern erörtern, wie die Gestaltungsumsetzung aussehen, geplant und durchgeführt werden kann“ (Krenz 2021, S. 59)

Abschiednehmen vom linear-kausalen Veränderungsmodell (erst denken, dann handeln)

Hin- und Herschwingen zwischen Theorie (Denken) und Praxis (Handeln) (Näheres in Kuhnt 2020, S. 17), das im intuitiven situationsorientierten Handeln konkret wird (vgl. Klein 2019, S. 212)

Selbstmotivation pflegen und Selbstreflexion stärken

Kommunikation und Vernetzung intensivieren

Vielfalt pflegen und Fehlerkorrektur etablieren

1.3 Kindern Selbstwirksamkeit und Trauma-Heilung ermöglichen

1.3.1 Bewegungserfüllt spielen und lernen

Mit dieser gewandelten Haltungskompetenz kann die pädagogische Fachkraft durch bewegungserfülltes Spielen und Lernen den Kindern das Aktivieren der Selbstheilungskräfte ermöglichen (vgl. Klein 2021a, S. 58 ff.): Auf rhythmische Spiele und Übungen, auf kreative und künstlerische Ausdrucksformen wie Tanzen, Malen, Modellieren oder Musizieren ist besonders zu achten, denn hier werden alle Sinne aktiviert. Dabei kommt es nicht auf das entstandene Kunstwerk an, sondern auf den aus dem eigenen Kraftzentrum heraus selbstorganisierten Entwicklungs- und Lernprozess.

Diese bewegungserfüllten und rhythmisierten Erfahrungen mit allen Sinnen dienen als Quelle für schöpferisches und kommunikatives Handeln. Dadurch können die Kinder durch Selbstaktivierung das innere Erstarren lösen und in dem von der pädagogischen Fachkraft mitgestalteten Resonanzraum Kita mitschwingen. Sie erleben ihren eigenen inneren Halt und können ihr Selbstvertrauen und Vertrauen zum anderen (wieder)herstellen. Ihre Ohnmachtserfahrungen können also durch das Erleben der Selbstwirksamkeit zur Heilung seelischer Verletzungen führen und ihnen die Entwicklung ihrer ursprünglich veranlagten bio-psycho-sozialen Potenziale ermöglichen.

1.3.2 Durch „therapeutische Erziehung“ dem Kind achtsam begegnen

Geboten ist eine „therapeutische Erziehung“, die das Kind in seiner unverwechselbaren Individualität und in seiner leiblich-seelisch-geistigen Ganzheit wahrnimmt und achtet. Therapie im Sinne des griechischen Wortes „Therapeuein“ meint: Dem Kind in einer verehrenden und helfenden Haltung fachkundig begegnen und dienen. Durch diese Haltung der Achtung, wie sie der Arztpädagoge Janusz Korczak bei der Erziehung seiner traumatisierten Waisenhauskinder pflegte, schafft die pädagogische Fachkraft dem Kind eine Umgebung, in der es sich ganzheitlich entwickeln und im Sinne von Maria Montessori als „Baumeister seiner selbst“ normalisieren kann (vgl. Klein 2019, S. 150 ff.). Therapeutische Erziehung ist besonders bei jenen Kindern notwendig, die einen medizinisch-heilpädagogisch diagnostizierten Unterstützungsbedarf haben (Näheres in Neuhäuser/Klein 2019, S. 10 ff.).

1.4 Sichere Beziehungsbasis geben und die pädagogische Situation geistesgegenwärtig gestalten