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Im 21. Jahrhundert plündert eine dem grenzenlosen Wachstum verpflichtete globalisierte Wirtschaft die Erde und ihre Ressourcen in schier unersättlicher Weise: Weltweit werden Wälder, Wasser, fruchtbare Böden und Saatgut einer radikalen Marktlogik folgend patentiert, privatisiert, ausverkauft. Die ökologischen Kosten werden den lokalen Gemeinschaften - und, global betrachtet: uns allen - aufgebürdet. Vandana Shiva fordert einen Paradigmenwechsel: Schließen wir Frieden mit der Erde! Indien wird gern als Paradefall einer boomenden Wirtschaftsnation herangezogen. Am Beispiel ihrer Heimat erzählt die mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnete Wissenschaftlerin von wirtschaftlichen Megaprojekten und davon, wie Bauern und Umweltaktivisten ihr Recht auf ein eigenbestimmtes, nachhaltiges Leben und Arbeiten mit aller Kraft verteidigen. Shiva mahnt uns: Augen auf! angesichts der ökologischen und sozialen Folgen des Raubzugs gegen die Erde - ein aufrüttelnder Appell gegen das zukunftsblinde »Weiter so«. Dieses Buch basiert auf einem Vortrag Vandana Shivas an der Universität Cambridge vom Frühjahr 2012. Es ist die Essenz einer herausragenden Denkerin unserer Zeit.
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Seitenzahl: 333
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Vandana Shiva
Jenseits des Wachstums
Vandana Shiva
Warum wir mit der ErdeFrieden schließen müssen
Aus dem Englischenvon Antje Papenburg
Die englischsprachige Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel Making Peace with the Earth. Beyond Ressource, Land and Food Wars bei Women Unlimited, Neu-Delhi.
Sie wurde für die vorliegende Ausgabe gekürzt und z.T. aktualisiert.
© Women Unlimited 2012. Published with the agreement of Loredana Rotundo Literary Agency, Milan, Italy.
© für die deutschsprachige Ausgabe Rotpunktverlag, Zürich 2014 www.rotpunktverlag.ch
Umschlagfoto: Jörg Boethling
ISBN 978-3-85869-604-5
1. Auflage 2014
Teil I
Kriege gegen die Erde
1Öko-Apartheid als Krieg im 21. Jahrhundert
Warum wir mit der Erde Frieden schließen müssen
Der Krieg in den Köpfen
Ohne Natur keine Ökonomie
Krieg gegen die Menschen
Selbstverwaltung statt Wirtschaftssklaverei
2Der große Landraub
Das Prinzip der Sonderwirtschaftszonen
Umweltapartheid in Gopalpur
Der Widerstand der Kewra-Farmer
POSCO-India ist nicht indisch
Kraftwerk in Dadri gestoppt
Indonesischer Chemieriese in Nandigram
Widerstand in Nandigram
Bergbaukrieg in Niyamgiri
Von Fukushima nach Jaitapur
Operation Green Hunt gegen Landbewegungen
3Wasserkriege und Wasserfrieden
Wenn der Ganges lebt, lebt Indien
4Klimakriege und Klimafrieden
Klimawandel am dritten Pol
Klimawandel und Wasserkrise
Rettet den Himalaja
5Waldkriege und Waldfrieden
Kann die freie Marktwirtschaft Wälder schützen?
Kann die Kommerzialisierung des Waldes Grundbedürfnisse decken?
Kann industrielle Aufforstung das ökologische Gleichgewicht erhalten?
Kann die Vermarktung von Ökosystemdienstleistungen die Erde retten?
TEIL II
Nahrungskrisen, Nahrungsgerechtigkeit, Nahrungsfrieden
6Hunger nach Plan
Gerissene Nahrungskette
Wieso eine Milliarde Menschen hungern
Nahrung als Einsatz im globalen Kasino
Synthetische Biologie und Artenvielfalt
7Der globale Kampf um das Saatgut
Gen-Giganten und Saatgut-Monopole
GVO: eine Scheinlösung gegen den Hunger
Bt-Pflanzen: ein Garant für Super-Schädlinge
Herbizidresistente Pflanzen: ein Garant für Super-Unkraut
Falsche Versprechen: GVO als grüne Lösung gegen den Welthunger
Sicherheit und der Mythos der substanziellen Äquivalenz
Genetische Verschmutzung ist unvermeidbar, Koexistenz unmöglich
Das Recht auf Information und Ernährungsdemokratie
8Hunger durch globalen Handel
Die Zerstörung der Mandis
Handelsdemokratie gegen Unternehmensdiktatur
Die Weltbank und die Nahrungsmittelindustrie
Das Nahrungssystem neu gestalten
SCHLUSS
9Jenseits des Wachstums: Warum wir mit der Erde Frieden schließen müssen
Der Aufstieg der indischen Oligarchen
Mittal: Unternehmenskonzentration in der Stahlindustrie
Das Reliance-Imperium
Marktwirtschaft versus Naturwirtschaft
Jenseits der »freien« Marktwirtschaft
Die Stimmen der 99 Prozent
Frieden schließen mit der Erde
Anhang
Anmerkungen
Glossar
Wenn wir heute an Kriege denken, denken wir automatisch an den Irak oder an Afghanistan. Doch ein weitaus größerer Konflikt ist der immerwährende Krieg gegen die Erde. In Tat und Wahrheit können auch die Kriege im Irak, in Afghanistan und in Libyen als Kriege um die Ressourcen der Erde, insbesondere um Öl, gesehen werden. Der Krieg gegen die Erde hat seine Wurzeln in einer Ökonomie, die die ökologischen und ethischen Grenzen nicht anerkennt – grenzenlose Ungleichheit und Ungerechtigkeit also, und auch grenzenlose Habgier und wirtschaftliche Konzentration. Obwohl sowohl die Ökonomie als auch die Ökologie vom griechischen Wort oikos – das heißt Haushalt oder Wirtschaftsgemeinschaft – abstammen und der Planet unser Zuhause ist, hat sich die Ökonomie in unseren Köpfen von der Ökologie getrennt – und das zu einer Zeit, in der das Ausmaß der Ausbeutung natürlicher Ressourcen und gleichzeitig unsere Abhängigkeit von der Natur zugenommen haben.
Die globale Privatwirtschaft, die immer noch von einem unbegrenzten Wachstum ausgeht, ist zu einer permanenten Kriegswirtschaft geworden, einer Wirtschaft im Konflikt mit der Erde und den Menschen. Ihre Wirtschaftsmethoden sind die Waffen in diesem Krieg: unter Zwang abgeschlossene Freihandelsabkommen, die den internationalen Handel wie Handelskriege organisieren. Produktionsweisen, die auf Gewalt und Kontrolle beruhen, etwa durch den Einsatz von Giftstoffen oder Gentechnologie in der Landwirtschaft. Womit wir es hier zu tun haben, ist einfach eine andere Form von Massenvernichtungswaffen: Sie töten Millionen von Menschen in Friedenszeiten, indem sie ihnen Nahrung und Wasser rauben und ihre Lebenswelt vergiften. Die Methoden des Krieges und die Methoden der wirtschaftlichen Produktion sind austauschbar geworden. Beim tragischen Bombenanschlag in Oslo vom 22. Juni 2011 wurden sechs Tonnen chemische Düngemittel verwendet, und auch die Explosionen in Mumbai Mitte Juli desselben Jahres wurden durch Kunstdünger-Bomben verursacht.
Der gegenwärtige globale »Krieg« ist der unvermeidliche nächste Schritt der wirtschaftlichen Globalisierung, die von einer Handvoll Großunternehmen und mächtigen Ländern vorangetrieben wird, die die Ressourcen der Erde kontrollieren und den Planeten zu einem Supermarkt machen wollen, in dem alles käuflich ist. Die Kriege im Irak, in Afghanistan und an ähnlich strategischen Orten werden nicht mehr bloß unter dem Motto »Blut für Öl« geführt werden. Je länger je mehr werden wir es auch mit den Motiven »Blut für Land«, »Blut für Nahrung«, »Blut für Gene und Biodiversität« und »Blut für Wasser« zu tun bekommen. Wenn wir die Regeln des Freihandels, im Speziellen das Agrarabkommen der Welthandelsorganisation WTO, fortschreiben, dann sind sie bloß eine andere Art Waffe im Kampf um Nahrung. Artenvielfalt und genetisches Material werden zuweilen als »grünes Öl der Zukunft« bezeichnet. Wasser wird zum »Öl des 21. Jahrhunderts« erklärt. Erdöl ist zur Metapher geworden – und zum organisierenden Prinzip für die wirtschaftliche Globalisierung aller Ressourcen in der Welt. Kriege, oder allgemeiner: die Militarisierung, sind – im Verbund mit Freihandelsabkommen und Überwachungstechnologien – ein unerlässliches Instrument zur Kontrolle über diese lebenswichtigen Ressourcen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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