Jenseitsfantasien - Klaus Becker - E-Book

Jenseitsfantasien E-Book

Klaus Becker

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Beschreibung

Der Schriftsteller, Historiker und Kirchenkritiker Karlheinz Deschner hat einmal gefragt: "Warum (also) nicht alles metaphysische Gemunkel preisgeben, jeden religiösen und nicht religiösen Absolutheitsanspruch, jede religiöse und nicht religiöse Intoleranz? Warum nicht friedlich und freundlich werden, zum Wissen erziehen, soweit man wissen kann, und zur Liebe - in einem kurzen Leben auf einer änigmatischen Welt?" Beinahe solange wie der Mensch existiert, hat er stattdessen allerlei metaphysisches Gemunkel ersonnen. So glaubt er auch heute noch, wohl mehrheitlich, dass er sein kurzes Leben auf dieser rätselhaften Welt für alle Zeiten in einer jenseitigen weiterleben darf bzw., falls es schlecht gelaufen ist, weiterleben muss. Im Himmel, in der Nähe seines Schöpfergottes, falls er gottgefällig gelebt hat und in der Hölle, fern von Gott, falls sein Leben Gott nicht gefallen hat. Über Himmel und Hölle entscheidet das Gottesgericht nach dem Tod eines jeden Menschen. Klaus Becker findet es mehr als erstaunlich, dass ein großer Teil der Menschheit diesen und vergleichbar abstrusen Ideen auch heute noch nachhängen kann. Er beschreibt seine Sicht auf das nicht vermeidbare Ende, auf das Ende der Menschheit und das unseres Planeten. Und er stellt Fragen, die damit im Zusammenhang stehen: Warum existiert die Welt? Warum sind wir Menschen auf der Welt? Unterliegt unser Dasein einem göttlichen Plan? Gibt es einen persönlichen Gott? Und warum lässt der allmächtige und allgütige Gott, falls er denn existiert, das Leid in der Welt zu? Oder ist alles viel einfacher? Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass alles viel weniger kompliziert ist und die Welt und alle Kreaturen in ihr ein natürliches Produkt der Evolution sind.

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meinem verstorbenen Vater Hermann Becker

INHALT

VORWORT

Über das Diesseits

Über das Ende des Diesseits

Über das persönliche Ende

Über die Biologie des Sterbens

Über Nahtoderfahrungen

Über die Seele

Über das Jenseits

Über Weltanschauungen und Religionen

Über Auferstehung und ewiges Leben

Über das Jüngste Gericht

Wie ist das nun mit Himmel und Hölle?

Wie sich der Mensch Gott vorstellt

Existiert der Allmächtige?

Warum existiert die Welt?

Die Zukunft der Menschheit

LITERATUR

VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser, im Buch geht es um ein Thema, das in unserer schnelllebigen Zeit beinahe tabu ist, über das also nicht, jedenfalls nicht so gerne, gesprochen wird. Es geht ums Sterben, den Tod und um das, was danach kommt. Aber warum die Tabuisierung des Themas? Obgleich wahrscheinlich schon jede und jeder Erwachsene dem Sterben und dem Tod begegnet sind, dem Tod der Eltern, dem der Partnerin, des Partners oder dem anderer geliebter Menschen oder sogar dem der eigenen Kinder. Es hängt wohl damit zusammen, dass in unserer Gesellschaft andere Themen im Vordergrund stehen: Der Kampf um tägliche Brot, Erfolg, Geld, Schönheit und am liebsten ewige Jugend. Darin lassen sich Gedanken an den eigenen Tod nicht so leicht einreihen. Wir möchten offensichtlich nicht daran denken, dass wir selbst oder andere geliebte Menschen eines Tages nicht mehr da sein werden. Der Tod erscheint uns abstrakt. Wir wissen nicht, wie er sich anfühlt und was danach passiert. Diese Ungewissheit macht Angst, obwohl uns die Religionen Vorstellungen vom Tod und dem, was danach passiert, seit Menschengedenken vermitteln, jedenfalls versuchen, zu vermitteln. Doch es gibt nun einmal keine Beweise und das ganze Thema bleibt notwendigerweise geheimnisumwittert. Andererseits kann die Nichtbeschäftigung mit dem Tod als eine Art unbewusste Überlebensstrategie gesehen werden. Solange es eben geht und wir nicht unmittelbar betroffen sind. Die vorliegende Schrift ändert nichts, sie ist auch nicht als Lebenshilfe gedacht. Sie beschreibt ausschließlich die Sicht des Autors. Du wirst fragen, wen die Ansicht eines Zeitgenossen und dazu noch eines ziemlich unbedeutenden, über das Sterben und den Tod, das Diesseits und das Jenseits und allem, was damit zusammenhängt, interessieren soll. Diese Frage ist durchaus berechtigt. Die Ansicht des Autors ist tatsächlich nur eine unter vielen denkbaren Ansichten und, wenn du so willst, gewissermaßen nur eine Anregung, das Thema zu denken.

Weltbild und Weltanschauung sind Begriffe, die mit diesen Fragen zusammenhängen. Mit Unterstützung aus dem Netz definiere ich sie.

Weltbild (lateinisch Imago mundi) steht für ein Modell der wahrnehmbaren Welt. Dabei ist der objektive und wissenschaftstheoretische Ansatz vorherrschend.

Unter einer Weltanschauung versteht man die auf Wissen, Überlieferung, Erfahrung und Empfinden basierende Gesamtheit persönlicher Wertungen, Vorstellungen und Sichtweisen, die die Deutung der Welt, die Rolle des Einzelnen in ihr, die Sicht auf die Gesellschaft und den Sinn des Lebens betreffen.

Damit ist klar, um was es in dem vorliegenden Büchlein geht, es geht um eine Weltanschauung.

Sobald wir uns mit dem Sinn des Lebens und den Fragen unserer und der Existenz der Welt beschäftigen, geht dies nur mit einer Außenweltperspektive. Das heißt, wir müssen uns in eine übernatürliche Außenweltperspektive versetzen, gewissermaßen in eine jenseitige Welt und versuchen auf diese Weise dahinter zu kommen. Es wird aber notgedrungen ausschließlich unseren Gehirnen entsprungen sein, was wir dabei herausfinden. Und diese jenseitige Welt, die sich in den Gehirnen seit Jahrhunderten breit gemacht hat, wenn sie auch in den westlichen Gesellschaften zunehmend schrumpft, die möchte ich gerne erkunden. Bei dieser Erkundung hilft mir immer wieder das sogenannte Parsimonitätsprinzip, auch Prinzip der sparsamen Erklärung. Es war eines der Prinzipien, auf die der Philosoph und Theologe Wilhelm von Ockham (*um 1288; †1347) seine Arbeiten und Überlegungen gründete. Dieses Prinzip schreibt bei der Bildung von erklärenden Hypothesen und Theorien Sparsamkeit vor, soll heißen: Wenn man vor der Wahl mehrerer möglicher Erklärungen für dasselbe Phänomen steht, sollte man die einfachste bevorzugen. Dabei ist eine Erklärung einfach, wenn sie mit möglichst wenigen Annahmen auskommt. Diese Vorgehensweise ist als „Ockhams Rasiermesser“ in die Philosophiegeschichte eingegangen. Das „Rasiermesser“ wird als Metapher verwendet. Die simpelste und einfachste Erklärung ist zu wählen, alle anderen werden mit einem Rasiermesser abrasiert. Die Anwendung des Ockhamschen Rasiermessers eignet sich insbesondere für Erzählungen, die sich mit dem Jenseits befassen. Die diesseitige Welt ist so komplex, dass viele Weltversteher gerne ins Jenseitige ausweichen und denken, dass sich auf diese Weise einiges erklären lässt. Die Erzählungen über das Jenseits nehmen dabei allerdings Formen an, die am Verstand der Schöpfungskrone schon mal zweifeln lassen. Sie können nur rasiert werden. Wir werden im Laufe des Buches einige Beispiele kennenlernen.

Mein Verständnis von der Welt ist relativ einfach und kommt ohne Schnörkel und ohne Legenden aus. Das anerkennend, was ist und ohne zu erfinden, was nicht ist. Obgleich es nicht so ganz einfach ist mit dem „Ist“. Das gilt auch für die Welt der Physik, nicht zuletzt für die der Quantenphysik (siehe zum Beispiel bei „Nik, der kleine Physiker“ oder, wer es genauer wissen möchte, bei „Können wir die Welt verstehen? Meilensteine der Physik von Aristoteles zur Stringtheorie“). Unabhängig davon habe ich Respekt vor den Überzeugungen der Mitmenschen, solange diese sie nicht dazu verleiten, Andersdenkenden die Köpfe einzuschlagen. Mein Weltverständnis hilft mir auch, Antworten auf die wesentlichen Fragen unseres Hierseins zu finden: Warum ist das Universum entstanden? Gibt es einen Schöpfer? Nimmt er gegebenenfalls Einfluss auf die Entwicklung des Universums? Wie und warum sind wir Menschen in diese Welt gekommen? Unterliegt unser Dasein einem göttlichen Plan? Gibt es einen persönlichen Gott? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Warum lässt Gott das Leid der Welt zu? Oder ist alles viel einfacher und unkomplizierter und wir nur ein Produkt der Evolution?

Ich wünsche viel Freude beim Lesen.

Oberwesel, im Juni 2023.

Über das Diesseits

Diesseits ist zunächst eine Ortsbestimmung. „Diesseits des Flusses führt eine parallel zu ihm verlaufende Straße in die nächste Ortschaft“. Dies kann nur jemand behaupten, der sich auf derselben Seite des Flusses befindet wie die Straße. In substantivierter Form ist diese Ortsbestimmung ein religiös-philosophischer Begriff geworden. Diesseits steht dabei für die Wirklichkeit der Welt. Antonym zu Diesseits ist der Begriff des Jenseits. Er basiert ebenfalls auf einer Ortsbestimmung. Im obigen Beispiel bedeutet jenseits des Flusses auf der anderen Seite des Flusses, also nicht auf der Seite des Betrachters. Die Trennlinie zwischen diesseits und jenseits ist der Fluss. Jenseits in substantivierter Form steht in Analogie zum Diesseits für die jenseitige „Wirklichkeit“. Die Trennlinie zwischen dem Diesseits und dem Jenseits ist der Tod. Der Vergleich mit dem Fluss wäre kein Vergleich, wenn er nicht „hinken“ würde. Aber an welcher Stelle hinkt er nun, der Vergleich des Flusses mit dem Tod? Nun, die Frage, ob der Fluss zum diesseitigen oder jenseitigen Teil des Flusses zählt, ist ziemlich unsinnig. Man könnte zum Beispiel die Flussmitte als Trennlinie wählen. Der Tod dagegen zählt zum Jenseits. Manche behaupten, der Tod gehöre zum Leben, also zum Diesseits. Das ist natürlich Unsinn, denn der Tote befindet sich nicht mehr im Diesseits, er ist im Jenseits, wenn auch nicht sicher ist, ob das Jenseits überhaupt existiert, denn davon erzählen uns ausschließlich unsere Gehirne. Ich komme darauf im Kapitel „Über das Jenseits“ zurück.

Zum Diesseits zählen alle Orte und Zeiten, also Raumzeiten des Universums. Ich denke, es gibt viele Orte und Zeiten im Universum, Raumzeiten also, die Leben hervorgebracht haben und noch hervorbringen werden. Unabhängig davon sind die Lebensformen, die sich auf der Erde ausgebildet haben, einschließlich der Lebensform Mensch, möglicherweise einmalig. Extraterrestrisch wird es keine Menschen und keine Dinosaurier geben. Auch das, denke ich, ist mit einiger Wahrscheinlichkeit so. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang die Gedanken des französischen Astronomen Nicolas Camille Flammarion (*1842; †1925). 1861, im Alter von 19 Jahren, veröffentlichte er „Die Mehrheit der bewohnten Welten“. Darin setzte er sich mit der Möglichkeit von Leben auf anderen Himmelskörpern auseinander und vertrat die Auffassung, dass die Erde keine Sonderstellung einnähme, sondern Leben auch auf den anderen Planeten des Sonnensystems existieren könne. In diesem Zusammenhang beschäftigte er sich auch mit der Frage nach dem Sinn des Universums. Er entwickelte folgenden Gedanken: „Wenn das Universum auch zufällig entstanden ist – also sinnlos ist, ohne Plan –, so ist es doch groß genug, um an anderer Stelle Leben hervorzubringen. Haben das Universum und das Leben auf der Erde aber einen Sinn, so wäre es abwegig zu glauben, dass dieses wundersame und vielfältige Universum geschaffen wurde ohne weitere Lebewesen, die dieses wahrnehmen und erforschen sollten“. Flammarion kommt also zu dem Ergebnis, dass es extraterrestrisches Leben gibt. Diese Gedanken eines Neunzehnjährigen und dazu noch im Jahre 1861, haben mich tief beeindruckt und wohl nicht nur mich. In seinem 1888 erschienenen populärwissenschaftlichen Band „L’atmosphère. Météorologie populaire“ wurde im Kapitel „La forme du ciel“ der Holzstich eines unbekannten Künstlers abgebildet, der als „Flammarions Holzstich“ in die Geschichte eingegangen ist und unzählige Male reproduziert wurde. Die Abbildung (aus Flammarions Holzstich – Wikipedia) zeigt das Bild des Holzstichs aus Flammarions Werk.

Über das Ende des Diesseits

Weltuntergangs- und Endzeitszenarien waren seit jeher eine beliebte Methode der Religionen, um ihre Schafe in Schach zu halten. Gepaart mit der Erzählung vom Endgericht, das über ewiges Glück bzw. ewige Verdammnis entscheiden würde, war diese Methode viele Jahrhunderte lang erfolgreich. Siehe dazu auch im Kapitel „Über das Jüngste Gericht“. Allerdings ging es dabei stets um den Untergang der Menschenwelt und des Menschen, nicht um den der Welt. Aber auch heute noch wird die Erde schon mal gerne mit der Welt verwechselt. Die Weltuntergangsuhr beispielsweise ist eine symbolische Uhr, die anzeigen soll, wie groß das Risiko einer globalen Katastrophe ist. Sie wird von der Zeitschrift „Bulletin of the Atomic Scientists“ veröffentlich und berücksichtigt in erster Linie das Risiko eines Atomkrieges und das einer globalen Klimakatastrophe. Im Englischen heißt sie übrigens doomsday clock, was so viel heißt wie Uhr des Jüngsten Gerichts. Bei uns wird sie auch schon mal Atomkriegsuhr genannt. Die Entscheidung über den Zeigerstand trifft der BAS-Aufsichtsrat gemeinsam mit einem Sponsorenrat, in dem zum Beispiel 2019 siebzehn Nobelpreisträger saßen. Die Kriterien für die Bestimmung der Untergangsuhrzeit werden von den Herrschaften allerdings nicht offengelegt. 1947 wurde sie mit der Zeigerstellung sieben Minuten vor zwölf gestartet und seither in Abhängigkeit von der Weltlage vor- oder zurückgestellt. Seit dem 25. Januar 2018 stand sie auf zwei Minuten vor zwölf. Am 24. Januar 2023 wurde sie auf 90 Sekunden vor zwölf gestellt, so nah am Untergang wie bisher noch nie. Ausschlaggebend für das Vorrücken der Zeiger in Richtung zwölf waren die russische Invasion der Ukraine, die nach Ansicht der Weltuntergangsglöckner das Risiko des Einsatzes von Atomwaffen erhöht, das Gespenst des Einsatzes biologischer und chemischer Waffen heraufbeschwört, die Reaktionen der Welt auf den Klimawandel lähmt und internationale Bemühungen behindert.

Aber es existieren weitere Risiken für den Untergang der Erde und der Menschen. In „https//www.praxistipps.chip.de/achtung-weltuntergang-7-szenarien-die-tatsaechlich-eintreten-koennten_93941“ werden zum Beispiel 7 Risiken unter der reißerischen Überschrift „Achtung, Weltuntergang: 7 Szenarien, die tatsächlich eintreten könnten“ aufgezählt, allesamt ausschließlich unseren winzigen Planeten und dessen Bewohner betreffend, so, als seien die Erde und ihre Bewohner die Welt. Hier sind sie nun, die 7 Szenarien. Dabei sind auch die bereits genannten, Atomkrieg und Klimawandel:

1. Atomkrieg: Ein menschlicher Irrtum oder technisches Versagen könnten neben einem gezielten Erstschlag dazu führen, dass ein atomarer Krieg ausgelöst wird. Das würde nicht nur zum unmittelbaren Tod von Millionen von Menschen führen, sondern auch Mensch, Tier und Pflanzen verstrahlen und große Teile des Planeten unbewohnbar machen. In den Gazetten (siehe beispielsweise www.news.de/panorama/855700759/studie-ueber-atomwaffen-100-atombomben-reichen-fuer-zerstoerung-der-welt/1/) findet man schon mal reißerische Artikel auch zu diesem speziellen Thema: „Erschreckende Studie: So wenig Atombomben reichen für das Ende der Menschheit“ und weiter „Laut Schätzungen einer neuen Studie gibt es 15.000 Atombomben über den gesamten Globus verteilt. Genug Zerstörungskraft, um uns 150 Mal auszulöschen.“ Das ist natürlich Aktivistengeschrei. Kein Wort über die Sprengkraft des weltweit verfügbaren Arsenals und kein Wort über die Erstschlagswahrscheinlichkeit. Ich möchte mit dieser Bemerkung keineswegs das Risiko eines Atomkriegs schmälern, nur ein wenig zurechtrücken.

2. Künstliche Intelligenz: „Künstliche Intelligenz könnte einen eigenen Willen entwickeln“, warnte der britische Physiker und Astrophysiker Stephen Hawking (* 1942; † 2018) und fügte hinzu: „Die Entwicklung Künstlicher Intelligenz könnte entweder das Schlimmste oder das Beste sein, was den Menschen passiert ist.“ Der Mensch könnte in der Lage sein, eine Form künstlicher Intelligenz zu entwickeln, die ihm irgendwann überlegen ist und sich im schlechtesten Fall gegen ihn wendet, die Menschheit auslöscht und ohne sie weiter existiert. Diese Erzählung über die KI übersteigt leider meine Vorstellungskraft und ich gebe es auf, es mir vorstellen zu wollen. Ich denke nur, wenn Hawking davor warnt, dann ist zumindest nicht nichts dran.

3. Supervulkane: Supervulkane sind die größten bekannten Vulkane, die bei Ausbrüchen riesige Calderen (Einbruchskessel) hinterlassen. Als Supereruption werden Ausbrüche mit dem Vulkanexplosionsindex 8 (VEI-8) bezeichnet. Maßgeblich für diese Indizierung sind die Menge des ausgestoßenen vulkanischen Materials (Tephra) und die Höhe der Eruption. Die Skala beginnt mit Stufe 0 und ist ab Stufe 2 logarithmisch aufgebaut, sodass von da ab die jeweils nächsthöhere Stufe einen zehnmal größeren Vulkanausbruch beschreibt. Die Skala ist wie die Richterskala (Skala für Erdbeben) nach oben hin offen. VEI-8 bedeutet, dass mehr als 1.000 Kubikkilometer Material ausgeworfen werden, also ein Berg von 10 mal 10 mal 10 km. Die Auswirkungen kann sich wahrscheinlich kein Mensch vorstellen. Der letzte Ausbruch eines Beinahe-Supervulkans war der Ausbruch des Tambora auf der östlich von Java gelegenen Insel Sumbawa. Er wird mit VEI-7 angegeben und soll 110 – 160 km3 Material ausgeworfen haben. Der Ausbruch passierte im April des Jahres 1815. Das durch die Eruption ausgeworfene Material führte zu einer globalen Klimaveränderung. Die Auswirkungen auf das Wetter Nordamerikas und Europas waren so stark, dass das Jahr 1816 als „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte eingegangen ist. Missernten verursachten die größte Hungersnot des 19. Jahrhunderts. Neben zahlreichen Toten würde der Ausbruch eines Supervulkanes auch heute mit hoher Wahrscheinlichkeit Hungersnöte, Flüchtlingsströme und Wirtschaftskrisen auslösen. Dass die Menschheit aussterben und die Erde untergehen würde, ist wohl nicht wahrscheinlich. Diskutiert wird in letzter Zeit wieder einmal über einen bevorstehenden Ausbruch des Yellowstone-Supervulkans. Auch er würde die Menschheit wahrscheinlich nicht umbringen. Was allerdings die Auguren so von sich geben, ist schon sehr beängstigend: Unmittelbar nach der Eruption würden wahrscheinlich zehntausende Menschen alleine durch den Niederschlag aus Lava, Gesteinsbrocken und Asche umkommen, die Lava innerhalb kürzester Zeit eine riesige Fläche um das Ausbruchszentrum herum bedecken und alles Leben abtöten. Die in die Atmosphäre geschleuderten Gase und Vulkanasche würden sich dort verteilen und weltweit den Himmel verdunkeln, sodass weniger Sonnenlicht zur Erdoberfläche durchkäme mit der Folge eines sogenannten „Vulkanischen Winters“. Nach den beiden letzten Ausbrüchen des Yellowstone dauerten diese Winter jeweils bis zu 80 Jahre mit Missernten und Hungersnöten. Ein erneuter Ausbruch würde weltweit Millionen, wenn nicht Milliarden Menschen betreffen und unzählige Todesopfer fordern. Wenn man sich die Mechanismen ansieht (siehe zum Beispiel Vulkan – Wikipedia), die zu einer Eruption führen, muss man notwendigerweise zu dem Schluss kommen, dass ein erneuter Ausbruch keine Frage des „Ob“, sondern nur eine Frage des „Wann“ ist.

4. Pandemien: Zu den best erforschten Katastrophenszenarien zählen wohl Pandemien. Die Bedrohung besteht in der potentiell schnellen weltweiten Ausbreitung der Erreger, die sich infolge der Globalisierung ungleich schneller verbreiten als zum Beispiel noch die Pest. Diese brachte in den Jahren 1346 bis1353 geschätzt 100 bis 125 Millionen Menschen den schwarzen Tod. Die jüngste Pandemie, Covid-19, führte in gut drei Jahren zu weltweit etwa 18 Millionen Toten. Bisher hat noch keine Pandemie die Menschheit dahingerafft. Ich nehme an, wenn ich es auch wissenschaftlich nicht begründen kann, dass keine derartige Pandemie denkbar ist, insbesondere unter Berücksichtigung der medizinischen Möglichkeiten, die sich der Mensch inzwischen erarbeitet hat.

5. Einschlag eines Himmelskörpers: Asteroiden sind wohl die Himmelskörper, die in diesem Kontext eine Rolle spielen. Asteroiden bewegen sich auf keplerschen Umlaufbahnen um die Sonne, sind größer als Meteoriden (bis zu einem Durchmesser in der Größenordnung von Metern) und kleiner als Zwergplaneten (ab einem Durchmesser in der Größenordnung von ca. tausend Kilometern). Zurzeit (Februar 2023) sind über 1,265 Millionen Asteroiden bekannt und in jedem Monat werden mehrere tausend neu entdeckt. Die tatsächliche Anzahl wird wohl in mehrere Millionen gehen. Asteroiden sind in der Regel unregelmäßig geformte Körper. Um eine annähernd kugelförmige Gestalt annehmen zu können, ist die Masse nicht groß genug. Nur die wenigsten der Millionen Asteroiden haben einen Durchmesser von mehr als einigen hundert Kilometern. Das Aussterben der Saurier vor etwa 66 Millionen Jahren ist dem Impakt eines Asteroiden am Rande der Yukatan-Halbinsel im Golf von Mexiko geschuldet. Die Folgen waren zunächst eine starke Aufheizung der Atmosphäre, gefolgt von einer rapiden Abkühlung als Folge des Eintrags von Schwefelsulfat in die Stratosphäre, das die Sonneneinstrahlung um 10 bis 20 % und das über Jahre hinweg reduzierte. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem „Impakt Winter“ mit Auswirkungen auf die Photosynthese von Landpflanzen und Meeresalgen als Primärproduzenten der terrestrischen und maritimen Ökosysteme. Eine weitere Folge des Impakts waren wahrscheinlich schwere Erdbeben und Tsunamis, die noch tausende Kilometer vom Einschlagsort entfernt auftraten. Ein hinreichend großer Impakt hätte natürlich auch das Potential, die Erde aus ihrer Bahn zu werfen. Damit wäre es auch mit der Menschheit vorbei.

6. Extreme Klimaveränderungen: Die Gefahr, die ein weltweiter Temperaturanstieg auslösen könnte, besteht in der Zerstörung der lebensnotwendigen „Infrastruktur“. Arten werden zunehmend aussterben oder abwandern. Dadurch verändern sich die damit verbundenen Ökosysteme. Und schließlich leidet auch die Menschheit darunter. Extreme Klimaveränderungen haben katastrophale Folgeeffekte wie beispielsweise Kriege um knappe Ressourcen und Flüchtlingswellen. Ich komme im Kapitel „Die Zukunft der Menschheit“ auf dieses spezielle Untergangsrisiko noch einmal zurück.

7. Aliens: Über die Frage, ob es intelligentes Leben im Universum gibt, habe ich mich im Kapitel „Über das Diesseits“ schon ausgelassen. Ich halte es für sehr wahrscheinlich und seine Entdeckung ist keine Frage des „Ob“, sondern eine des „Wann“. Allerdings wird es keine extraterrestrische Menschen und keine sonstigen „erdenen“ Lebewesen geben, denke ich. Bis heute sind noch keine Außerirdischen „gesehen“ worden, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ich bin allerdings sehr skeptisch, dass uns gegebenenfalls existierende intelligente Lebewesen aus dem All besuchen können, genauso wenig, wie wir intelligente Lebewesen im All besuchen können. Die These, dass die Lebenszeit eines Sterns nicht ausreicht, um Lebewesen zu Weltraumfahrern evolutionieren zu können, ist a priori sicher nicht von der Hand zu weisen.

Dass es gerade sieben Szenarien sein sollen, halte ich für ziemlich verdächtig. In vielen Kulturen stand und steht nämlich die Sieben mit religiösen Inhalten in einem engen Zusammenhang. Der jüdische Leuchter beispielsweise hat sieben Arme und die Johannesapokalypse erzählt von sieben biblischen Plagen. Vom Buch mit sieben Siegeln ist die Rede, bei dessen Öffnung die apokalyptischen Reiter auf den Plan treten (siehe zum Beispiel „de.wikipedia.org/wiki/Apokalyptische_Reiter