Jesus Christus - Walter Merkle - E-Book

Jesus Christus E-Book

Walter Merkle

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Beschreibung

Das Leben Jesu ist bekannt - meint man. Aber gerade heutige Menschen tun sich schwer mit dem Verständnis vieler Begebenheiten und Ereignisse, weil ihnen der Zeitbezug zu Jesu Lebenszeit vor 2000 Jahren fehlt. Dadurch entstehen Missverständnisse und Fehler, bleibt auch Wesentliches unverständlich. Dieses Buch soll diese Lücken schließen helfen und aus heutiger Sicht versuchen, Missverständnisse und Unkenntnis zu beseitigen. Dadurch entsteht eine etwas andere "Biographie", ein etwas anderer "Johanneskommentar". Dadurch erschließt sich Jesu Botschaft gerade für heutige Menschen leichter.

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Seitenzahl: 310

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhaltsverzeichnis:

Vorwort:

Prolog

Gedanken zu Beginn

Technische Überlegungen

Alles beginnt mit Weihnachten.

Alles beginnt mit Weihnachten

Die Grundlage des Evangeliums ist das Buch Genesis

Jesus und die Relativität der Zeit und andere Zusammenhänge

Liebe

Theologische Profis

Menschliche Jünger

Jesus ein Jude?

Zeichen

Anschauungsunterricht

Gibt es eine allzeit gültige Fassung der Evangelien?

Juden?

Gottessohn und Gerechtigkeit

Die Botschaft

Recht und Gesetz und die Liebe

Das Manna Jesu

Jesus der Seemann

Brot des Lebens

(

Klein-)Glaube

Brot des Lebens – und Sein Fleisch

Dein Wille geschehe

Kannibalismus?

Jesu Opfer als Gott bzw. als Gottessohn

Offensichtliches verborgen?

Immer Christen, egal wie?

Der Beginn der Passionsgeschichte

Brüder

Jesu Lehre verdeutlicht

Theologische Hardliner

Kennen - Erkennen

Wasser des Lebens

Entscheidungen – Entschiedenheit?

Recht und Gesetz?

Licht des Lebens

Gottesaussage verstehen?

Betrug oder Wahrheit?

Christus medicus

Licht – physikalisch, physiologisch, theologisch?

Gott – Wort oder Programm?

Darwinismus als Beweis gegen Gottes Existenz?

Zurück zum Evangelium

Vom Sehen ohne Augen

Türöffnen

Schafsköpfe und der Messias

Erlöser

Vorgeschmack auf die Auferstehung - Lazarus

Auferstehungs-Zusage

Nochmals zurück zu Lazarus

Beginn der Passionszeit Jesu

Die Zeit nach dem Beschluss des Rates

Die Griechen

Jesaja und Jesus

Sündenbock oder Stellvertretertod?

Noch ein Versuch, Glauben zu wecken

Abschied und Reinheit

Jesus ist Gott

Jesus und Judas

Wohnungsbauer

Wahrheit zwischen Fake und Fakten

Vater-Sohn-Verhältnis

Jesu Abschiedsrede

Abschiedsverständnis

Der göttliche Hintergrund

Gott – Gottes Sohn

Liebe als Metapher für Gott

Verherrlichung?

Passionsdrama

Der „Ich bin es“ liefert sich aus

Das Böse

Die Festnahme Jesu

Petrus und der Hahn

Römische Macht

Die Kreuzigung Teil 1

Sein oder Nichtsein – das ist die Gottesfrage

Die Kreuzigung Teil 2

Schlussakt

Jesus und die Frauen

Das Begräbnis - schiefgegangen

Eine Tatsache – mehrere Geschichten

Schlussfolgerung

Ausgießung des Hl. Geistes

Glauben oder Sehen?

Fisch im See

Dreifache Frage

Dreifache Frage

Nachwort

Texthinweise

Literaturhinweise

Vorwort:

Es gibt ganze Bibliotheken über das Verstehen und Verständnis der Evangelien. Das gilt auch für das hier zugrundeliegende Johannesevangelium. Das Leben Jesu ist ebenfalls bekannt, enthält jedoch soviele Facetten, dass viele Ihn dennoch nicht wirklich kennen. Die vielfältigen wissenschaftlichen Problematiken, die somit evident sind, sind mir bewusst, aber mir ging es nicht um eine habilitationsgeeignete Auseinandersetzung mit Jesus und Seinem Leben auf der Basis des Johannesevangelium, sondern um ein – durchaus subjektives, wenn auch durch Fakten begründetes – Verständnis aus heutiger Zeitsicht heraus. Soll heißen, Jesus besser kennen zu lernen, sich Ihm besser nähern zu können.

So habe ich versucht, das Leben Jesu anhand seiner Lehrworte und wahrscheinlichen Äußerungen zu verstehen bzw. verständlich zu machen, wo uns Heutigen das unmittelbare Verstehen fehlt, fehlen muss aufgrund des großen zeitlichen und kulturellen Abstands zur Zeit Jesu. Dafür halte ich das Johannesevangelium für besonders geeignet.

Die damit entstehende Problematik ist mir bewusst und wird immer wieder thematisiert; man siehe gerade auch dazu das Nachwort.

So hoffe ich, dass ich Jesu Lehre im Laufe des Schreibens besser verstehen kann. Wenn es allein mir geholfen hat, Jesus und Seine Lehre besser zu verstehen, hat sich das Schreiben bereits gelohnt. Dennoch hoffe ich, dass auch andere Gläubige von meinen Gedanken und Erläuterungen profitieren können und werden. Ich wünsche ihnen jedenfalls, dass ihnen der Hl. Geist dazu hilft.

Wiesbaden, im Sommer 2020

Prolog

Heute morgen in der Kirche – Frank hatte wieder einmal sehr inspirierend gepredigt. Er sprach darüber, dass in den Tagen zwischen Himmelfahrt und Pfingsten eine Art Leerraum liege, denn „Jesus ist dann mal weg“, der Hl. Geist aber noch nicht gekommen.

Dabei ist er bekanntermaßen das A und O, also nach der Ordnung des griechischen Alphabets, in dem die LXX (Septuaginta-Bibel) geschrieben worden war, der Anfang und das Ende.

Man kommt in Kontakt mit Gott bei der Geburt bzw. Taufe am Lebensanfang, dann beim Sterben und Tod am Lebensende.

Nur, so fragte Frank, was ist dazwischen? Viele leben ihr Leben zwischen A und O, zwischen Alpha und Omega, mehr oder weniger gottfrei. Er ist dann eben mal weg. Vermisst wird er leider viel zu oft nicht mehr. Selbst in der Kirche, die ja Gottes Repräsentanz auf Erden darstellen soll, fehlt er nicht selten, wenn im eigenen Haus Missbrauch und Vergewaltigungen stattfinden. Wo ist dann Gott?

Sitzt er auf seiner himmlischen Wolke und ist weg, weil er mit dieser Kirche nichts mehr zu tun haben will? So könnte man mit einiger Berechtigung fragen.

Aber das ist die Fragesicht aus der Menschenperspektive. Wenn wir Menschen mit einer Sache nicht mehr klarkommen, ziehen wir uns zurück, sind dann eben weg. Aber diese Menschenperspektive kann man nicht auf Gott übertragen. Gott ist anders. Er ist nicht weg, er ist immer präsent. Das Problem, dass wir das nicht spüren, liegt an uns. Wenn wir angestrengt in eine andere Richtung schauen, nämlich in den Spiegel, sehen wir zwangsläufig nur uns selbst, halten uns für den Nabel der Welt – und dann ist Gott in der Tat weg – nicht wirklich, aber aus unserem Gesichtsfeld. Wenn wir jedoch den Spiegel beiseiteschieben, steht Gott weiterhin da. Er war nie weg. Er schaut die ganze Zeit in unsere Richtung.

Die Liebe Gottes würde das auch gar nicht anders zulassen. Liebe ist ewig und nicht einfach mal weg. Sie nimmt ihr „Liebesobjekt“, also in diesem Falle uns Menschen, immer in den Focus. Bleibend.

Die ganze Geschichte Jesu bzw. Gottes schon in der Zeit vor Jesu menschlicher Geburt auf Erden vor gut 2000 Jahren zeigt dies immer wieder auf. Solange die Menschen auf Gott hören, ist alles gut. Sobald sie aber in den Spiegel schauen, geht alles schief. Wie solche Selbstsucht zu verhindern ist, müssen wir selbst merken. Aber Gott/Jesus vor allem gibt uns unendlich viele Hinweise, wie der Weg richtig ist. Wenn wir endlich begriffen haben, ändern wir uns; dann ist Sein Wille geschehen. Dann haben wir angefangen, Seine Liebe zu entdecken und zu erwidern.

Alles das steckt in dem Buch verzeichnet, das wir Bibel nennen, steht in beiden Teilen, die wir AT und NT nennen. Man muss aber bereit sein, darin zu lesen und sich ansprechen zu lassen.

Deshalb will ich meinen eigenen Weg zu Gott beschreiben – und gleich betonen, dass Er mir auf mehr als dem halben Weg entgegengekommen ist.

Nun könnte man – und tausende Theologen und Gläubige vor mir haben das schon getan – einfach nachlesen, was andere geschrieben haben. In der Bibel steht das ja auch alles.

Ich möchte die „Biographie“ aber nicht theologisch verbrämen, sondern gläubig entfalten. Ich will schreiben, wo Gott mich berührt hat, was und wie ich Ihn verstehe. Am Alpha und Omega – und dazwischen. Dabei, so bin ich überzeugt, wird summa summarum die „Biographie“ Jesu bzw. Gottes bzw. Seine Botschaft sichtbar werden. Danach bin ich dann weg als irdischer Mensch, bin dann aber als Christ und Gläubiger sichtbar geworden. Biographie meine ich in diesem Zusammenhang wörtlich – graphein heißt Schreiben.

Bios heißt Leben. Jesus hat mit und durch Sein Leben die Schrift mit Leben erfüllt, Sein Leben „geschrieben“ – später schriftlich in den uns überlieferten Evangelien niedergelegt; Schrift hier verstanden im Sinne der Bibel, der Lehre von Gott.

Ich begebe mich nun auf den Weg der Vergangenheit im Spiegel von Gottes Wort und bin selbst gespannt, wo ich laufen werde und wo ich ankommen werde. Ich hoffe, bei Gott selbst.

Gedanken zu Beginn

Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.

Kein noch so goldenes Kalb oder ein Urdrache. Nein – das Wort Gottes als Ausdruck seiner selbst ist der Anfang von allem. Auch von uns Menschen. Bios – graphein – das Leben durch Worte geschrieben.

Es gibt aber noch einen zweiten Gottesaspekt – die Liebe. Die Liebe aber sucht immer ein Gegenüber, ein Du. Dieses Du hat Gott in uns Menschen geschaffen, als Frau und als Mann.

Aus dem Wort „Du“ wurde der Mensch.

Gleichzeitig hat Gott – aus Liebe her konnte er gar nicht anders – dieses Gegenüber so frei gestaltet, dass es in seinem Paradies leben durfte. Einziger Unterschied: Das Gegenüber, also der Mensch, war die Nummer 2 nach Gott. Aber immerhin allen anderen Lebewesen und Pflanzen übergeordnet.

Es wäre dabei alles gut geblieben, wenn nicht irgendwann und irgendwo und irgendwie das stattgefunden hätte, was wir summarisch den Sündenfall nennen. Das hätte uns Menschen also letztlich nicht weiter interessieren müssen, wenn, ja wenn dabei nicht das sogenannt Böse entstanden wäre. Da der Mensch frei geschaffen wurde, durfte er sich auch das Böse ansehen. Er durfte wählen. Und der Mensch hat sich neben Gott teilweise auch für das Böse entschieden um seines eigenen Vorteils willen. Nur, er hat nicht bedacht, was später die Römer so formulierten: Quidquid agas, prudenter agis, sed rescipe finem. (Was immer du tust, tue es richtig aber bedenke die Folgen)

Sonst hätte er bedacht, dass seine Wahl (als falsche, damit schlechte Wahl beim „Apfeltest“) zum Ausschluss aus dem Paradies führen musste und geführt hat, mit der Folge des Verlusts der Ewigkeit durch seine neu entstandene Sterblichkeit. Das Versprechen, dass dem Menschen die Augen geöffnet werden, wenn er vom Baum der Erkenntnis essen würde – diese Versprechen ist in Erfüllung gegangen – aber um den Preis des Bösen und um den Preis der Sterblichkeit, der Vertreibung aus dem Paradies, wo der Mensch von Gott ursprünglich gedacht leben sollte. So hat der Mensch sich selbst ausgesperrt. (Er ist nämlich den ersten Fakenews – du wirst sein wie Gott – aufgesessen.) Dumm gelaufen – aber Menschen handeln oft unüberlegt und damit fehlerhaft. Dieses Risiko ist der Preis der Freiheit, die der Mensch von Gott erhalten hat in der Hoffnung, dass er klug handele. Hat er aber nicht. Was nun?

Gott hat unter diesem Zustand am meisten gelitten. Aber Er hatte den Menschen die freie Wahl gelassen – mit allem Konsequenzen.

Nur durch die Wiedergutmachung dieses Fehlers kann der Mensch wieder mit Gott vereint werden, wieder bei und mit Ihm leben.

Das Geheimnis, wie das funktionieren kann, ist in mühsamer Kleinarbeit entstanden – Kleinarbeit für den Menschen, wenn er denn einem Lehrmeister folgen will, den wir von Gott geschickt bekommen haben, nämlich Jesus. Gott hat es ermöglicht, durch die Inkarnation eines seiner Wesensbestandteile in seiner Trinität, den Abfall der Menschen soweit zu heilen, dass wir wieder zu ihm zurückkommen können. Wir brauchen allerdings diesen, einen Helfer, denn auf direktem Wege können wir das nicht mehr. Der direkte Weg zurück ins Paradies ist verschüttet, haben wir selbst verschüttet. Dieser Helfer, dieser Vermittler ist Gott selbst. Vielmehr - ein Wesensbestandteil von Ihm, nämlich in der Person Jesu.

Jesu Stellvertreterbuße, d.h. seinen Kreuzestod, hat Gott aus Liebe zu seinen Menschengeschöpfen inauguriert. Wir Menschen haben dabei aber die Freiheit behalten, Seine Liebestat demütig anzunehmen im Glauben – oder weiter dem Bösen anzuhaften. Eigentlich sollte die Wahl klar sein; jedoch – dem Weg des Guten fehlt oft der „Spaßfaktor“, der dem Bösen seinen Reiz gibt. Anfangs erscheint das Böse deshalb scheinbar attraktiver, aber am Ende führt der Weg des Bösen zum Verderben. Deshalb – Recipe finem… . Noch ein Gedanke dazu: Warum musste dieser Stellvertretertod in sich selbst sein? Gott hätte doch einfach „mit dem Finger schnicken“ können, um das Böse abzuschaffen. Schwierige Fragestellung, die ein Mensch nicht beantworten kann. Aber über sie nachzudenken, ist nicht wirklich zielführend. Was zielführend ist, ist die Erkenntnis, dass wir Menschen immer wieder drastisch vor Augen geführt bekommen müssen, dass unsere gottgegebene Freiheit zwei Wege zulässt – zum Guten und zum Bösen. Gottes Güte, Barmherzigkeit und Liebe sind das Gute. Wir dürfen es „einfach so“ annehmen in Dankbarkeit. Das Böse jedoch hat Konsequenzen, nämlich den Ausschluss von Gottes Nähe. Wenn wir uns verrannt haben, wäre das die logische Folge. Gott hat jedoch einen Ausweg geschaffen, den wir Menschen verstehen können – drastischer Ausweg, der er ist, nämlich der grausame Tod des Menschensohnes. Zwar war Er hier Stellvertreter, quasi Sündenbock für uns Menschen, aber nur durch diese „Pädagogik“ ist uns Menschen hoffentlich begreiflich zu machen, was es kostet, wenn wir den „Spaßfaktor“ der Sünde höher bewerten als den scheinbar langweiligen richtigen Lebensweg. Dabei – der richtige Lebensweg ist so spannend, wenn man sich die Mühe macht, dem vordergründig Schnellen das Entdecken der Tiefe der Schöpfung vorzuziehen. Dann entdeckt man Wunder auf Wunder. Und das sollen wir uns durch das Fast-food des Bösen entgehen lassen?

Was nun der Weg der Annahme von Gottes Wort ist, will ich nachfolgend darstellen, so wie ich ihn verstehe. Nicht verbum e verbo aus der Bibel heraus, sondern sensus de sensu aus der Liebe Gottes heraus, die es ermöglicht, Gottes eigenes Wort zu verstehen und zu halten, im eigenen Leben umzusetzen. Das ist trotz allem schwierig für die Nr. 2 der Schöpfung, so dass wir trotz aller unserer Bemühungen darauf angewiesen bleiben auf Gottes Barmherzigkeit, Hilfe und Vergebung unserer Fehler und Irrtümer. Damit das gelingen kann, hat Gott uns Hilfe geschickt, die wir in Jesus als „Unseresgleichen“, als Menschgewordener und geistig allgegenwärtig als Hl. Geist erleben dürfen, so wir denn wollen.

Das ist ein durchaus langwieriger Prozess gewesen.

Der Sündenfall im Himmel und dann im Paradies ist vor undenklich langer Zeit geschehen. Aber es hat ebenfalls extrem lange gedauert, bis sich dann aus den ersten Menschen außerhalb des Paradieses eine Menschheit entwickelte, die anfing zu verstehen, dass sie nicht einfach so entstanden ist, sondern es etwas Höheres geben musste, das der Urgrund allen Seins auf Erden ist.

Der Prozess des Begreifens, zumindest in Anfängen, begann vor ca. 5000 Jahren mit Muttergottheiten, dann einem bunten Götterhimmel und schließlich der Erkenntnis, durch Gott an einem exemplarischen kleinen Volk in Gang gesetzt, dass Gott EINER ist, kein Göttergewimmel.

Schließlich hat aber auch das nicht ausgereicht, so dass eine „greifbare“ Person helfen musste, die wir in Jesus kennenlernen durften. Aber auch bei ihm hat es gedauert, bis wir Menschen verstehen konnten, dass Jesus nichts anderes ist als die Inkarnation Gottes, des Unsichtbaren. Also ein Gnadenbeweis Gottes, um unserer menschlichen Sichtbehinderung entgegenzukommen. Dabei kann man die Bibel in ihren beiden Teilen als „Liebesbrief“ verstehen, als Wort gewordene Liebe. Aber auch das hat gedauert – Jesus hat sich erst zum Schluss seines irdischen Lebens offenbart als Messias, als Sohn des lebendigen Gottes. In letzter Konsequenz sogar erst durch die Vermittlung des Hl. Geistes.

Dabei hat er durch sein Leben, sein Beispiel, seine Taten uns Menschen zeitlose Hinweise gegeben, wie wir Gott näherkommen können, um schließlich wieder mit Ihm leben und zu Ihm zurückkehren zu können. Zeitlos meint hier, dass wir Menschen uns mit unserer je eigenen Umwelt und unserem sich entwickelnden Weltverständnis Gott immer besser nähern können, so dass Sein Wort zwar ewig gültig ist, aber immer in der jeweiligen Gegenwart verstanden werden muss, aber auch kann und darf. Denn Gott ist nicht weg, wir müssen Ihn aber suchen.

Darüber möchte ich nun berichten.

Technische Überlegungen

Dennoch muss ich zuvor noch ein paar Vorbemerkungen zum besseren Verständnis einfügen, bevor ich beginne. Ich habe das Johannesevangelium als „Gerüst“ ausgesucht. Das hat mehrere Gründe. Es enthält viele Reden Jesu, so dass ich versuchen kann, diese für uns Heutige zu beleuchten und zu entschlüsseln. Das haben viele vor mir getan und werden viele nach mir ebenfalls tun. Bin ich schlauer? Nein, aber ich will auf diese Weise meinen Zugang zu Gott darlegen. Zumal: Jesus ist die lateinische Form von Jeshua, also: JHWH rettet. Gibt es einen besseren Zugang?

Weiter – von Jesus gibt es keinen einzigen schriftlichen Satz, obwohl er schreiben konnte; er hat das dokumentierterweise auf dem Boden getan, als es um die Bestrafung der Ehebrecherin ging. Aber auf dem Boden der Erde, und damit vergänglich. Alles, was wir an „wörtlicher“ Rede von Jesus überliefert bekommen haben, haben andere berichtet. Also alles Fantasie? Nicht zwingend, denn anders als wir Heutige, die einfach alles aufschreiben, weil wir es können und weil das präziser ist, hat man damals viel besser auch lange Redepassagen auswendig gekonnt – und konnte sie auch jahrelang ziemlich wortgetreu wiedergeben. Das wird so auch mit den Reden Jesu gewesen sein, so dass wir grosso modo darauf vertrauen können, dass im Johannesevangelium die Reden Jesu ganz gut festgehalten sind. Zu beachten ist, dass sich deshalb Wortglaubereien verbieten. Aus diesem Grund weise ich auch ausdrücklich auf den Unterschied zwischen der Auslegung „sensus de sensu“ und „verbum e verbo“ hin, der im Text auch wieder zur Sprache kommen wird, ja muss. Da Jesus Aramäisch gesprochen hat, also über das Koine, das Lateinische und erst durch die Deutsche Übersetzung zu uns Heutigen, haben wir bereits eine Unschärfe. Jede Sprache nutzt eigene Ausdrücke und Bilder, um einen Sachverhalt zu zeigen. Somit sind definitiv selbst die offizielle Einheitsübersetzung oder die Lutherbibel oder die NGÜ eine nur näherungsweise Widergabe der Worte Jesu. Also alles Unsinn, sich auf Jesu Worte beziehen zu wollen? Wenn man davon ausgeht, dass man nur wörtlich – also verbum e verbo – den richtigen Text hat, dann wäre Jesu Rede für alle Menschen nach Seinem Tod unverständlich gewesen und geblieben, spätestens, nachdem das Aramäische als Alltagssprache ausgedient hatte. So aber ist es nicht – egal von welcher Sprache man in welche andere Sprache man Texte überträgt – man muss sich jedoch dieser immanenten Übersetzungs-/Sprachproblematik bewusst sein, darf nicht phantasieren, sondern muss sorgfältig versuchen, die Bedeutung der Worte sensus de sensu zu übertragen. Dann hat man die Chance, den Inhalt des ursprünglich Gesagten und damit Gemeinten weitgehend zu verstehen. Auf dieser Basis nutze ich die aktuelle Sprachfassung des Johannesevangeliums in Deutscher Sprache. Mir geht es also darum zu verstehen bzw. verständlich zu machen, was ich von Jesu Worten/Rede verstanden habe. Das Einzelwort ist für mich damit i.d.R. zweitrangig. Jesu Lebensweg wird dann biographisch in Seinen Worten erkennbar. Es ist nur zweitrangig, wo Jesus war. Vorrangig ist Seine Lehre, sind Seine Worte.

Und noch ein Aspekt – jede Sprache verändert sich, jedes Zeitalter hat andere Bezüge. Ich will – ohne das weiter auszuführen – darauf verweisen, wie das Wort „Dirne“ sich im Laufe der Jahrhundertein der Bedeutung von „Mädchen“ zu „Prostituierte“ verändert hat (siehe unterschiedliche Fassungen des Buches Ester) – und auch darauf, dass sich die Umwelt verändert hat – wir geben heute unseren Anteil am Gemeinwesen nicht mehr dem Kaiser, sondern dem Finanzamt. Will heißen – wir müssen deshalb versuchen, den Inhalt zu verstehen, die Aussage, aber nicht das einzelne Wort in einem Abstand von 2000 Jahren. Das ist die einzige Chance für uns Heutige, ein Jesuswort zu verstehen. So habe ich das nachfolgend versucht. Wort-Hardlinern sei das gesagt.

Warum also Johannes? Das Johannesevangelium ist dasjenige, das am meisten Jesusrede enthält. Es eignet sich damit m.E. am besten, um seiner Botschaft nachzuspüren. Dennoch ist mein Text keine Biographie i.e.S., wie wir sie heute über Personen kennen. Insofern sind alle Evangelien nicht mit der heutigen literarischen Brille zu lesen und zu bewerten. Dennoch enthält jedes Evangelium einen biographischen Inhalt.

Nun gibt es auch noch die Diskussion um den historischen und den kerygmatischen Jesus. Ich will da gar nicht einsteigen, sondern zur historischen Frage stellvertretenderweise auf das Buch von Angelika Strotmann: Der historische Jesus: eine Einführung. Utb 3553, 2. Auflage hinweisen.

Mir geht es also in meinem Text nachfolgend um die Glaubensinhalte, wie ich sie verstehe und interpretiere. Jedoch muss man, um diese Inhalte zu verstehen, doch einige Tatsachen aus der Lebenszeitumgebung von Jesus wissen. Man muss seine „Zeitbrille“ aufsetzen, um ihn verstehen zu können, nicht unsere „Zeitbrille“ 2000 Jahre später. Sonst ist das Missverstehen quasi vorprogrammiert. Das ist ein Fehler, der heute oft gemacht wird, gerade mit angeblich guten naturwissenschaftlichen Argumenten. Auch dazu später mehr.

Ich habe nachfolgend versucht, weil mich Gott bzw. Jesus angesprochen hat, mein (durchaus begrenztes und subjektives) Verstehen und meinen eigenen Glauben im Lichte des Johannesevangeliums dazulegen. Das soll also keine wissenschaftliche Abhandlung sein i.e.S., auch wenn ich mich um entsprechende Korrektheit bemühe, sondern soll Anregung zum Nach-Denken sein. Es geht mir nämlich um das Verstehen von Jesu, also Gottes Botschaft.

Ich weiß auch, dass das Johannesevangelium anders verfasst ist als die drei sog. synoptischen Evangelien. Vor allem ist es später als die anderen geschrieben, als sich nach dem jüdisch-römischen Krieg mit der Zerstörung des Tempels um 70 n.Chr. das tradierte Judentum*) und das Neu-Judentum, das Jesus als den Messias anerkannte und sich dann zum (Früh-)Christentum weiterentwickelte, im Laufe der Jahrhunderte trennten.

Das Verständnis für die christliche Lehre wurde dabei für die Kirchenväter gerade auch unter Bezug auf die hellenistisch-jüdische Lehre des Philo v. Alexandrien (Zeitgenosse Jesu) gegründet, wohingegen Philo bis in unser Mittelalter hinein aus jüdisch-rabbinatischer Sicht bei der Formung des neuen Judentums nach Zerstörung des Tempels quasi übersehen wurde. Insgesamt sind Frühjudentum und christliches Bekenntnis Parallelentwicklungen, quasi Schwesterreligionen, die auf der gleichen Grundlage von Tora/Mischna und LXX begannen und sich erst im Laufe der Jahrhunderte trennten. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass Philo schon damals der Ansicht war, dass menschlich Sprache unzulänglich sei, um ausreichend über Gott sprechen zu können. Philo unterschied dabei auch zwischen einer wörtlichen, literalen Bedeutung der Texte und einer metaphorisch-exegetischen Herangehensweise. Ich zeige das für unsere Zeit an mehreren Stellen im Buch ebenfalls.

Da die Stützen des vielschichtigen Judentums, das es zur Zeit Jesu gab, im späteren Krieg 70 n.Chr. umkamen, also Essener, Sadduzäer vor allem, musste das Stamm-Judentum neu aufgerichtet werden, was ein Pharisäer und Rabbiner tat. Das ist deshalb wichtig zu erwähnen, weil Pharisäer vor der Tempelzerstörung nur eine relativ unbedeutende Gruppe innerhalb des Judentums darstellten, aber eben danach übrig blieben und dann aus ihrer Sichtweise das Judentum wieder aufrichteten, so dass das rabbinatische Judentum des Talmud entstand (federführend war Rabbi Jehuda Ha Nasi um 200 n. Chr.) Das bedeutet, dass die Tora Jesu vor dem Krieg und nach dem Krieg bestehen blieb, so wie wir sie als AT übernommen haben, aber sehr umfangreiche Ergänzungen (Tosefta, Gemera) innerhalb der nächsten Jahrhunderte erfuhr und eben zum jüdischen Talmud wurde. Die damaligen jüdischen Messiasanhänger passten aufgrund der geschichtlichen Veränderungen aus vielerlei Gründen deshalb nicht (mehr) ins Bild, so dass die „Stammjuden“ und die „Messiasjuden“ sich trennten, wohl auch bekämpften. Das Johannesevangelium stammt aus dieser Zeit, weshalb der Begriff „Juden“ hier einen anderen Hintergrund hat als in den anderen Evangelien; er ist kritischer, abgrenzender gemeint. Analoges gilt für „Pharisäer“; zur Zeit Jesu war das eine Gruppe unter den Juden, nach dem Krieg jedoch die zur Führung gewordene Gruppe. Das rabbinatische Judentum entstand so – mit allen positiven wie kritischen Besonderheiten dieses Weges. Wir müssen das im Hinterkopf haben, wenn im Johannesevangelium besonders die Pharisäer kritisiert werden. Wieviele Problempunkte davon schon zur Zeit Jesu bestanden, muss offen bleiben.

Auf der anderen Seite ist das Johannesevangelium wohl gedacht als Stütze der Christusanhänger in bedrängter Zeit. Es will deshalb mehr die göttlich-helfende Seite hervorheben als die geschichtliche Darstellung des Lebenszeit Jesu; das war wichtig ganz am Anfang. Jetzt ist die Lehre der Focus. Das muss man mitbedenken, wenn man die wörtliche Rede Jesu liest.

Ich habe vorhin gesagt, dass sicherlich einige Originalsätze Jesu mittradiert worden sind; aber trotzdem ist seine Rede im Evangelium wohl mehr ein Gedächtnisprotokoll oder eine Nacherzählung.

Und ob Johannes derjenige war, der als bester Freund Jesu bekannt ist, oder nur ein namensgleicher Gemeindeleiter aus Ephesus, wissen wir nicht; auch die Bibelwissenschaftler tappen hier letztlich im Dunkeln von Theorien. Auf der anderen Seite kann es aber durchaus auch sein, dass der anonyme Johannes (der Autor nennt sich selbst nicht im Evangelientext) doch der Jesusfreund war.

Angesichts der unklaren Datenlage, aber der intensiven Botschaften ist die Klärung letztlich wohl zweitrangig, denn die Botschaftsinhalte sind deutliche Lehre. Und um diese soll es nachfolgend gehen.

Es gibt noch Eines vorweg zu sagen – es gibt prinzipiell zwei Wege, mit Jesu Botschaft umzugehen – historisch und theologisch korrekt oder mystisch. Was bedeutet das für den nachfolgenden Text?

Historisch wissen wir- wie gezeigt - eben wenig, und jeder Versuch, den historischen Jesus aus den vorhandenen Quellen, biblischen wie außerbiblischen, quasi heraus zu destillieren, führt letztlich in die Irre, ja sogar irgendwie zu einem Nihilismus, der vom Glauben wegführen könnte. Auch die theologische Sichtweise wissenschaftlich betrachtet, unterliegt dieser Gefahr. Es ist zwar beeindruckend, was die Bibelforscher herausfinden und belegen konnten, aber letztlich bleibt das dennoch Stückwerk, jedenfalls weit weg von einem sauberen historischen und unzweifelhaften Historikerbericht. Den kerygmatischen Jesus zu finden durch „Entkleidung“ der überlieferten Botschaft von den historischen Fakten, so wenig und unsicher sie auch sein mögen, führt ebenfalls zu dem Risiko, scharf denkend an Jesus als Gottessohn vorbeizureden. Fazit – wir wissen einfach im modernen Sinne viel zu wenig von diesem Gottessohn, um darauf eine Überzeugung gründen zu können. Es gibt für mich deshalb nur einen Weg – mich von dem Inhalt der Botschaft Jesu berühren zu lassen. Subjektiv. Besser möchte ich das mystisch nennen. Ich glaube an Gott – und Seine Botschaft. Einschließlich Seiner Inkarnation als Jesus Christus.

Und ich bin glücklich, sagen zu dürfen, dass ich Ihm in meinem Bewusstsein begegnet bin. Das war sehr real. Ich weiß, dass Gott existiert, dass Jesus lebt nach Seiner Auferstehung. Auf der Basis dieser wissenden Überzeugung versuche ich also, das, was über Ihn und von Ihm überliefert ist, zu verstehen und daraus zu lernen. Ich bin mir bewusst, dass das alles nicht naturwissenschaftlich überzeugend ist. (Dabei: Psychologie kann man nicht mit dem Metermaß messen, aber eine Wissenschaft ist sie durchaus – und erklärt, warum Gedanken zum Handeln werden und Konkretes, also Messbares schaffen.) Aber Naturwissenschaft ist eine Sache, Glaubensüberzeugung eine andere. Sie widersprechen sich nicht, sind zwei Seiten einer Medaille, die wir Leben nennen, die wir Liebe nennen.

So habe ich mich von beiden Seiten genähert – wissenschaftlich und gläubig. Für mich ist das integrativ und verhindert die jeweilige Blindheit der Naturwissenschaft einerseits, wenn es um Gott geht, und des Glaubens andererseits, wenn es um unser irdisches Dasein in der Welt geht, wie wir sie entdecken können.

Ich glaube, dass das ein sinnvoller Weg ist, dem Thema und seinen Schlussfolgerungen am besten gerecht zu werden.

Mein Focus liegt also auf dem Glauben. Da dieser heute oft nicht mehr selbstverständlich ist, weil man „das nicht glauben kann“, was tradiert ist, möchte ich Botschaften dechiffrieren und Texte erläutern, wo ich das für das Verständnis wichtig finde. Es gibt für mich letztlich kein Sachargument gegen den Glauben – sondern vor allem Unkenntnis von Dingen, so dass man Manches falsch einschätzt und fehlinterpretiert. So möchte ich etwas Licht in das Verständnis des alten Textes bringen. Eine immer wieder versuchte moderne, naturwissenschaftliche Sachbegründung gegen den Glauben, wie sie heute immer wieder versucht wird, ist m.E. also falsch. Das sehen auch und gerade „trockene“ Naturwissenschaftler, wie es Physiker oft sind, nicht anders. Naturwissenschaften sind also keine Widerlegung von Gott, sondern eine bessere Verstehensbasis für Gott.

Auch darauf werde ich nachfolgend zurückkommen.

Alles beginnt mit Weihnachten.

Es wurde Licht, steht in der Genesis ganz am Anfang, noch bevor die Welt, wie wir sie kennen, von Gott erschaffen wurde. Aber dann kommt auch gleich: Ich bin das Licht der Welt – sagt Jesus; Johannes hat das so tradiert. Und damit sind wir eben bei Weihnachten, dem zentralen Fest der Christenheit. Anfangs noch verborgen, nämlich im Dunkel eines Mutterschoßes, dann aber strahlend nach bzw. in der Auferstehung, eben Lumen Christi an Ostern. Weihnachten ohne Ostern geht jedoch nicht, aber Ostern ohne Weihnachten auch nicht. Also Weihnachten.

Gleich eine Zumutung Gottes – die Jungfrauengeburt. Aber – wie sollte Gott anders auf die Erde kommen in menschlicher Gestalt? Etwa „aus allen Wolken fallen“? Wohl kaum. Aber einen „normalen“ menschlichen Zeugungsakt konnte es auch nicht geben. Gott war schließlich nicht Zeus, der sich eine Menschenfrau griff, sie schwängerte und einen Halbgott zeugte.

Gott hat genialerweise seine Allmacht eingesetzt, die auch über die Quantenphysik gebietet. So konnte er zeitweise das uns Menschen verständliche Leben verändern, sich in Jesus „menschlich“ zeigen, und nach Beendigung seiner irdischen Aufgabe durch die Himmelfahrt wieder aus dem Menschenalltag herausnehmen, aber als Geist präsent bleiben – bis heute und darüber hinaus. Die Menschwerdung wird quantenmechanisch durch die Himmelfahrt „physikalisch“ ausgeglichen. Man bedenke – das war vor 2000 Jahren geschehen, steht so in vielen Berichten, als es noch keine Kenntnisse in Quantenphysik gab. Dennoch ist die Quantenphysik mit ihren von Gott gemachten Gesetzen die „Technik“, mit der Gott in Seine Schöpfung eingreifen konnte, jedoch ohne physikalischarchäologische Relikte zu hinterlassen. Sonst wäre die irdische Balance aus den Fugen geraten. Menschwerdung und Himmelfahrt kann man als sog. entgegengesetzte Spins interpretieren, die sich gegenseitig irdisch aufheben. Die moderne Naturwissenschaft lässt uns hier einen Einblick in Gottes Werk tun. Gott lässt das zu.

Dabei hat sich unser Gott erst einmal vollständig in die Abhängigkeit von uns Menschen begeben. Als Säugling, der gestillt und gewickelt werden musste, denn Menschen kommen nicht selbständig lebensfähig auf die Welt. Aber auch als Flüchtling, der mit seinen irdischen Pflegeeltern vor bösmeinenden Menschen fliehen musste und in der Fremde vollständig vom Goodwill einer anderen Gesellschaft, gar einer prinzipiell feindlichen abhängig war. Das alles würde man nun nicht gerade einen gelungenen Start ins Leben nennen. Aber immerhin konnte Jesus nach der Rückkehr lernen und dann sogar am religiösen Leben teilhaben, sogar in früher Jugend den Tempel besuchen – und dort sogar lehren.

Man stelle sich das so vor, dass ein heutiger Jugendlicher in den Vatikan marschiert und dort die Pfingstpredigt hält!. Unvorstellbar, aber so prinzipiell damals im Jerusalemer Tempel geschehen.

Lernen wir daraus, dass nicht das Alter, nicht die äußeren Erscheinungsformen wichtig sind, sondern die Inhalte. Fridays for future ist auch nicht gerade eine Etabliertenbewegung, sondern von Jugendlichen, die unsere Welt zum Besseren verändern wollen. So müssen wir uns das Lehren im Tempel durch Jesus emotional vorstellen. Die Schriftgelehrten damals ließen es sich erstaunt gefallen. Danach war Jesus erst einmal wieder der brave Zimmermannslehrling, bis er auf seinen Wegbereiter im Glauben, auf Johannes den Täufer traf, dessen Wirken in diesem Sinne Gott schon bei den Schwangerschaften von Maria und Elisabet vorbereitet hatte.

Am Jordan hat Gott dann Jesus autorisiert – öffentlich. Eine Sensation in der Bibel, vorher so noch nie geschehen.

Erst danach konnte der menschliche Jesus seinen öffentlichen Auftrag erfüllen.

Dies ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören! – Den Satz kennen wir aus der Taufgeschichte am Jordan. Semantisch eindeutig, inhaltlich klar, und ein Apell dazu. Gott selbst hat diesen Menschen Jesus als seinen Sohn bezeichnet, also unmissverständlich klar gesagt, dass der Sohn Gottes nicht nur Mensch ist, wie er auf den ersten Blick zu erkennen war, sondern zusätzlich auch Gott. Historisch wird bezweifelt, dass diese göttliche Proklamation stattgefunden hat. Durchaus verständlich, denn schon im NT steht ja, dass manche nur ein Donnergrollen vernommen hatten, keinen Satz. Erstaunt das? Nicht wirklich. Man muss seine Sinne öffnen, dann kann man Dinge erleben und feststellen, die an anderen völlig vorbeigehen. Kleines Beispiel: The invisible gorilla. Das ist im Internet zu finden und zeigt beispielhaft, dass man Offensichtliches völlig übersehen kann. So ähnlich ist das wohl auch am Jordan gewesen.

Donnergrollen und ähnliches in Zusammenhang mit Gottes Botschaft ist eigentlich nichts Neues. In Ex 19,3 ff. wird berichtet, dass Mose am Sinai mit Gott gesprochen habe. Dabei gab es gewaltigen Hörnerklang, Feuer, Blitz und Donner sowie Rauch. Es heißt: Mose redete und Gott antwortete ihm mit verstehbarer Stimme. Also ist der Schall durchaus verständlich, wenn man sich Gott nähert. Zwar ist der Donnerhall am Sinai etwas anders als bei der Taufe am Jordan geartet – mal für das gesamte Volk, mal für einen einzelnen Menschen. Aber mir scheint, dass es wesentlich davon abhängt, ob man ein gläubiges Herz hat, ob die eigenen Antennen auf Empfang der göttlichen Botschaft ausgerichtet sind. Dann kann man Gott hören, Seinen Hl. Geist empfangen, Seine Botschaft verstehen. Glaube ist das „Abstimmungsinstrument“ für die göttliche Sendefrequenz.

Also verstehe ich Donnergrollen als bunte Schallwellenmischung wie die bunte Radiofrequenzmischung – nur wenn wir die richtige Frequenz mit unseren Instrumenten (Radiogerät) herausfiltern, können wir die Sendung – und damit den Sender – verstehen. Glaube ist metaphorisch unser „Radiogerät“ für das Hausfiltern der Sendefrequenz und die Sendung Gottes.

Nochmals einen Schritt zurück: In den Evangelien wird berichtet, dass einige Anwesende ein Donnergrollen gehört hätten, andere aber in der Tat einen Satz in Menschensprache, also damals wohl in Aramäisch, ggf. auch in Hebräisch. Was stimmt nun? Donnergrollen oder Worte? Aus heutiger Sicht kann man trotz ausführlichster Exegese der Bibelschriften diese Frage nicht eindeutig beantworten. Das ist die Skepsis der Historiker. Das ist richtig, wenn wir nur das unter Hören meinen, was man mit den akustischen Perzeptionsorganen, nämlich den Hörorganen versteht. Aber schon Eltern sagen ihren Kindern, wenn sie etwas tun sollen, sie sollen hören. Hören? Akustisch ist das wohl nur selten das Problem. Aber Hören meint schon hier bei den Elternansagen mehr als nur Schallwellenperzeption, sondern ganz klar Verstehen und dann folgerichtig handeln. Also alles klar? Nun ja, viele Sprösslinge hören Worte, verstehen sie eventuell auch, aber folgerichtig handeln, also gehorchen? Oft Fehlanzeige. Wenn wir nun die Stimme am Jordan analog differenzieren, dann ist verständlich, dass einige akustisch Hörende nur Schallwellen bemerkten – also Donnergrollen - , andere dagegen mehr aus den Schallwellen herausgehört haben, nämlich Gottes Stimme. Und dann auf diese Stimme auch mit Glauben reagierten, gehorchten. So kam es zu den ersten Jüngerberufungen – wenn das nur Donner am Jordan gewesen wäre – bei Schönwetter etwa? - , dann wäre das eine unsinnige Reaktion. Aber wir sehen nur mit dem Herzen gut – analog ist das auch beim Hören – wir hören nur mit dem Herzen gut. So sind für die einen, Skeptischen die Schallwellen nur Donner, für die anderen, die auch ein weiteres Perzeptionsorgan – das „Herz“ für – für Gott hatten, dagegen Worte Gottes, die den im Jordan untergetauchten Jüngling als Sohn Gottes erkannten.

Glaube in der Papua-Sprache heißt „Jesus mit dem Herzen sehen“ – und hören, dürfen wir wohl ergänzen (vergl. A. Kühner, Fastenkalender 2020, 4. Fastensonntag 22.März).

Dem feinen Unterschied zwischen Physiologie des Sehens und Hörens und Kognitiver Wahrnehmung werden wir später nochmals begegnen, dann aus der Perspektive des Sehens.

Die logische Folge des Geschehens nach kognitivem Verstehen des Vorgangs am Jordan wäre eigentlich gewesen, dass bei dieser klaren Ansage alle Menschen hätten begreifen müssen, dass Jesus wahrer Mensch UND wahrer Gott ist. Aber nur wenige Menschen haben außer der Physiologie des Hörens auch die kognitive, eigentlich wichtigere Dimension wahrgenommen. Die Menschen hätten Jesus anbeten müssen, wenn sie verstanden hätten. Und was haben sie mehrheitlich getan? Sie haben ihn für überspannt gehalten und ihn wegen seiner für sie so anstößigen Botschaft der Liebe allen Menschen gegenüber, auch öffentlichen Sündern gegenüber, dann schließlich abgelehnt, dann verurteilt und den Menschen Jesus getötet. So war es vor 2000 Jahren, so unlogisch wie es nach diesem Statement am Jordan uns Heutigen erscheinen mag. Aber Vorsicht – wir sehen die Sache ex post, also aus heutiger Perspektive nach 2000 Jahren Christentum. Dabei kann man sich für oder gegen etwas bzw. jemanden nur ex ante – also voraus - entscheiden. Die Zeitverfügung rückblickend Dinge zu ändern, liegt nicht in Menschenhand. Also muss man die Frage stellen, was die eigentliche Ursache für die damalige Fehlentscheidung vieler Menschen war, das eigentlich klare Statement zu übersehen bzw. abzulehnen. Sicher, wir können das nicht wirklich wissen. Historisch betrachtet, stimmt dieser Satz. Aber logisch wird er, wenn wir uns klar machen, dass wir prinzipiell in der gleichen Situation stecken. Wir haben die Religionen, die Verkündigung – und trotzdem gibt es zahlreiche Ablehnungen, gibt es Atheisten. Warum?