Jesus vertrauen - aus gutem Grund - Ulrich Parzany - E-Book

Jesus vertrauen - aus gutem Grund E-Book

Ulrich Parzany

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Beschreibung

Herausfordernde Gedanken in Zeiten der Ungewissheit "Wir können wissen, wer wir sind, wenn wir in den Spiegel des Wortes Gottes schauen", das gilt auch in Zeiten der Ungewissheit und Orientierungslosigkeit. Ulrich Parzany möchte uns gerade jetzt daran erinnern: Gott hat uns nicht vergessen! Sein Wort gilt beständig und schenkt neue Hoffnung und Orientierung auf der Suche nach dem Lebenssinn. Parzany liefert begründete Antworten auf die grundlegenden Fragen des Lebens, wie "Wer bin ich?", "Gibt es ein Leben ohne Angst?", "Ist die Bibel Gottes Wort?" oder "Was kommt nach dem Tod?". Ein Buch für jeden, der zweifelt oder auf der Suche ist. Seine Botschaft: Wir können auf Jesu Zusagen vertrauen und das aus gutem Grund!

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ULRICH PARZANY

JESUS

VERTRAUEN –

aus gutem Grund

Gottes klare Zusagenfür unser Leben entdecken

SCM Hänssler ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-417-22995-0 (E-Book)

ISBN 978-3-7751-6100-8 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© 2021 SCM Hänssler in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scm-haenssler.de; E-Mail: [email protected]

Die Bibelverse sind, wenn nicht anders angegeben, folgender Ausgabe entnommen: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Umschlaggestaltung: Stephan Schulze, Holzgerlingen

Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach

»Auf alle Gottesverheißungen ist in Jesus Christus das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zur Ehre.«

Paulus 2. Korinther 1,20

Inhalt

Über den Autor

Frage 1 | Haben wir Gott vergessen?

Frage 2 | Wer bin ich?

Frage 3 | Warum lässt Gott das alles zu?

Frage 4 | Kann denn Liebe Sünde sein?

Frage 5 | Gibt es Leben ohne Angst?

Frage 6 | Kann man Glück lernen?

Frage 7 | Hauptsache Gesundheit?

Frage 8 | Gott vielleicht – aber warum Jesus?

Frage 9 | Fängt der Glaube an, wo das Wissen aufhört?

Frage 10 | Gehen Kamele durch ein Nadelöhr?

Frage 11 | Glaube ja – Kirche nein?

Frage 12 | Wie können Beziehungen gelingen?

Frage 13 | Ist Jesus Friedensstifter oder Störenfried?

Frage 14 | Ist die Bibel Gottes Wort?

Frage 15 | Was hat die Zukunft mit schwarzen Schwänen zu tun?

Frage 16 | Was kommt nach dem Tod?

Anmerkungen

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Über den Autor

ULRICH PARZANY (Jg. 1941) war Leiter der Projektarbeit von ProChrist. Er war Vikar in Jerusalem, Jugendpfarrer in Essen und Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbandes in Deutschland. Mit seiner Frau Regine lebt er in Kassel, hat drei Kinder und fünf Enkel.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

FRAGE 1

Haben wir Gott vergessen?

»Sie haben Gott vergessen. Und sie haben vergessen, dass sie Gott vergessen haben.« So beschrieb ein Beobachter die Einstellung vieler Menschen in Deutschland zum Glauben an Gott. Gott ist für viele kein Thema. Sie sind nicht gegen ihn. Sie wüssten nicht einmal, wogegen sie sein sollten. Aus den auch nicht mehr so ganz neuen Bundesländern Deutschlands wird berichtet, dass jemand gefragt wurde: »Sind Sie Christ oder Atheist?« Er soll geantwortet haben: »Weder noch. Ganz normal.«

Ganz normal heißt: Gott ist kein Thema. Gott kommt in seinem Leben nicht vor. Er hat sich nie gegen Gott entschieden. Schon die Großeltern sind aus der Kirche ausgetreten. Er braucht Gott nicht. Und er vermisst ihn nicht. Ihm fehlt nichts.

Was soll man darauf sagen?

Meine Antwort: »Mag sein, dass du sogar vergessen hast, dass du Gott vergessen hast. Ich habe eine Überraschung für dich: Gott hat dich nicht vergessen. Und daran möchte ich dich erinnern.« Das ist ein Zweck dieses Buches.

Viele scheinen zu meinen, dass Gott nicht existiert, wenn sie nicht an ihn glauben. Sie hätten recht, wenn Gott nur ein Produkt unseres Denkens und unserer Wünsche wäre. Dann würde er eben nur in unserer Vorstellung existieren. Wie ein Bild, das von einem Beamer auf die Leinwand projiziert wird. Wenn der Beamer ausgeschaltet wird, ist auch kein Bild mehr auf der Leinwand.

Mit unseren Gottesvorstellungen ist das so eine Sache. Sie sind wie die Bilder, mit denen wir unsere Wohnungen schmücken. Wir haben sie selbst ausgesucht. Sie gefallen uns. Sie passen irgendwie zu unserem Leben. Sie sind nicht die tragenden Mauern des Hauses. Sie sind Dekoration. Manche mögen kahle Wände und hängen sich keine Bilder auf. Geschmackssache.

Manche lieben abstrakte Gottesbilder. Für diese Menschen gibt es Gottesbilder, die von klugen Leuten erdacht wurden: Gott ist das höchste Gut, der unbewegte Beweger, der Grund allen Seins. Manche nennen Gott ein höheres Wesen oder eine höhere Macht. Vielleicht hat er die Welt gemacht wie ein Uhrmacher eine Uhr. Jetzt läuft die Uhr ohne den Uhrmacher. So oder ähnlich sehen die Gottesbilder aus, die in Europa seit etwa 300 Jahren in Mode sind. Diese Gottesvorstellungen sagen, dass Gott mit unserem Leben aktuell nichts zu tun hat. Er greift nicht in die Geschichte ein. Auch nicht in unser persönliches Leben.

Viele ziehen daraus verständlicherweise die Konsequenz, dass man eine solche Vorstellung von Gott gar nicht braucht. Es reiche völlig aus, sich mit den Gesetzmäßigkeiten vertraut zu machen, nach denen Natur und Geschichte und unser Leben funktionieren.

Interessanterweise hat Gott sich zu diesem Thema selbst zu Wort gemeldet. Die Zehn Gebote beginnen mit einer Selbstvorstellung Gottes.

Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

2. Mose 20,2-3

Das in großen Buchstaben geschriebene HERR gibt in der Übersetzung Martin Luthers wieder, dass hier im hebräischen Urtext der Gottesname JAHWE steht. Damit folgte Luther der jüdischen Tradition. Juden wollten den Namen Gottes auch beim Lesen des Bibeltextes nicht aussprechen – aus Furcht, sie könnten ihn missbrauchen.

Gott offenbart sich am Sinai Mose und dem Volk Israel mit Namen. Er will persönlich bekannt und angesprochen werden. Er will zu Israel gehören – »dein Gott«. Diese Zugehörigkeit beweist Gott durch die Befreiung seines Volkes Israel aus der Knechtschaft in Ägypten. Seine Liebe ist also kein gedachtes Prinzip, sondern die eine Wirklichkeit, die sich in Gottes Handeln in der Geschichte offenbart.

Nennen wir diesen ersten Satz der Zehn Gebote getrost die Liebeserklärung Gottes an sein Volk Israel. Aus dieser Liebeserklärung folgt der Bundesschluss mit Israel am Sinai. Die Zehn Gebote sind die Regeln für das Leben in diesem Bund, den Gott gestiftet hat.

Weil Gott sich offenbart hat, kennen die Israeliten den Schöpfer der Welt. Darum müssen und sollen sie keinen anderen Göttern dienen. Es folgt logischerweise das zweite Gebot:

Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.

2. Mose 20,4-6

Wenn Gott sich nicht offenbart, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns unsere eigenen Vorstellungen davon zu machen, ob es ihn gibt und wenn ja, wie er sein könnte. Die Bildergalerie reicht so weit wie das Vorstellungsvermögen der Menschen. Bei allem Respekt vor menschlichen Versuchen – sie führen uns immer nur zu uns selbst zurück. Unsere Vorstellungen sind nicht größer als unser Gehirn, das sie produziert.

Die Bibel beurkundet uns die Offenbarung des lebendigen Gottes. Wir dürfen ihn mit Namen kennen und anrufen. Das dritte der Zehn Gebote warnt uns vor dem Missbrauch des Namens Gottes durch gedankenloses Geschwätz oder magischen Missbrauch.

Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.

2. Mose 20,7

Das scharfe Verbot des Missbrauchs unterstreicht das wunderbare Angebot des rechten Gebrauchs im vertrauensvollen, ehrfürchtigen Gebet. Gott will tatsächlich, dass sein Volk Nöte und Sorgen, aber auch Freude und Dank in Gebeten persönlich ausdrückt.

Aber gilt das alles nicht nur dem Volk Israel? Die namentliche Offenbarung Gottes ging an Mose. Israel erlebte die wunderbare Retterliebe und Macht Gottes, als es aus der Knechtschaft in Ägypten geführt wurde. Der Bund am Sinai wurde mit dem Volk Israel geschlossen. Gilt das auch uns, wenn wir nicht zum Volk Israel gehören?

Schon bei der Berufung Abrahams hat Gott angekündigt:

Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.

1. Mose 12,3

Die Geschichte Gottes mit Israel geht von Abraham über Mose und den König David zum Messias Jesus von Nazareth. Gott befiehlt Josef und Maria, dass sie das Kind Jesus nennen sollen. Jesus ist die griechisch gesprochene Form des hebräischen Namens Jeschua. Jeschua bedeutet »JAHWE rettet«. Gott offenbart sich also auch in Jesus mit seinem Namen. Er will, dass wir alle ihn persönlich kennen und anreden. Im Alten und im Neuen Testament finden wir das Versprechen Gottes:

Wer den Namen des HERRN anrufen wird, der soll errettet werden.

Joel 3,5; Apostelgeschichte 2,21; Römer 10,13

Die Einladung gilt allen Menschen auch außerhalb des Volkes Israel. Wir dürfen durch Jesus Christus Gott persönlich kennen. Die Einladung richtet sich auch an alle, die Gott vergessen haben.

Sicher ist, dass viele Fragen, die wir Menschen stellen, durch Jesus beantwortet werden. Ich werde das in diesem Buch noch ausführen. Noch wichtiger aber ist, dass wir zur Kenntnis nehmen: Gott stellt Fragen an uns. Er tut es, seitdem Menschen ihm den Rücken gekehrt haben. Er ruft den ersten Menschen, der sich auf der Flucht vor Gott versteckt: »Wo bist du?« (1. Mose 3,9). Er fragt den Brudermörder Kain: »Wo ist dein Bruder Abel?« (1. Mose 4,9). Klar, solche Fragen wollen wir nicht hören. Wir haben andere Interessen und andere Fragen. Aber wer sich Gottes Fragen stellt, wird vielleicht entdecken, dass seine eigenen Fragen verändert werden.

Ich habe die spöttische Kritik immer wieder gehört: »Die Christen beantworten Fragen, die keiner stellt.« Auch Christen merken das selbstkritisch an. Sie bemühen sich dann mithilfe der Psychologie darum, die Fragen zu finden, die Menschen wirklich bewegen. Wollen wir nicht alle geliebt werden? Sehnen wir uns nicht nach Wertschätzung und Anerkennung? Wünschen wir uns nicht alle Gemeinschaft, die uns stärkt, aber nicht erdrückt? Suchen wir nicht alle Hilfe in unseren Ängsten? Suchen wir nicht alle Heilung von körperlichen und seelischen Krankheiten?

Wenn wir in die Bibel schauen, sehen wir, dass Jesus vielen Hilfe suchenden Menschen aus ihren Nöten geholfen hat. Also ist es richtig, wenn Christen sich um die Nöte ihrer Mitmenschen kümmern. Jesus aber beließ es nicht bei der erbetenen Hilfe.

Durch die vielen Heilungen und andere wunderbare Hilfen wurde Jesus sehr beliebt. Die Leute wollten ihn sogar zum König machen, lesen wir in Johannes 6,15. Aber Jesus entzieht sich diesem Wunsch. Er erklärt ihnen, dass er durch Hingabe seines Lebens zum Brot des Lebens für die Menschen werden muss. Das kommt gar nicht gut an. Die Massen wenden sich enttäuscht von ihm ab. Sie verstehen nicht, was er will.

Jesus arbeitete nicht wie ein Kaufmann nach dem Prinzip von Nachfrage und Angebot. Wer Waren anbietet, die keiner will, bleibt darauf sitzen. Jesus macht das Angebot der Versöhnung des gottvergessenen Menschen mit Gott, obwohl es eigentlich keiner zu brauchen meint. Er bleibt bei seinem Angebot. Und auch seine Boten wie der Apostel Paulus bleiben bei diesem Angebot:

Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit ihm selber … Darum bitten wir an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!

2. Korinther 5,19-20

Bei diesem Angebot bleibe ich auch in diesem Buch. Ich möchte viele Fragen beantworten, die Menschen heute stellen. Aber ich möchte gleich zu Anfang darauf hinweisen: Wir Boten des Evangeliums von Jesus sind keine Händler, die Kunden gewinnen wollen. Darum leitet uns auch nicht der Grundsatz »Der Kunde ist König«.

Meine eigene Erfahrung ist, dass Jesus Antworten gibt, die bei mir die notwendigen Fragen wecken und viele meiner Fragen in eine neue Richtung gelenkt haben. Natürlich wünsche ich mir, dass Sie, meine Leser, sich auf diese Erfahrung ebenfalls einlassen. Testen wir das gleich mit der nächsten Frage: Wer bin ich?

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

FRAGE 2

Wer bin ich?

Ich schaue in einen Spiegel, wenn ich wissen will, wie ich aussehe. Aber bin ich der, den ich im Spiegel sehe? »Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?«, betitelte der Philosoph und Journalist Richard David Precht vor Jahren ein Buch, das ein Bestseller wurde. Ziemlich abgefahrener Titel, finde ich.

Wenn man sich bei Facebook anmeldet, kann man nicht nur zwischen Mann und Frau, sondern zwischen über 60 Geschlechtern wählen. In der englischen Version sogar über 70. Verwirrend, oder?

Der Spiegel des Wortes Gottes hilft uns aus diesem Durcheinander. Bereits im ersten Kapitel der Bibel sagt Gott, wer wir Menschen nach dem Willen unseres Schöpfers sind:

Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan.

1. Mose 1,26-28

Der Mensch ist als Ebenbild, als Spiegelbild Gottes geschaffen. Das bedeutet nicht, dass wir wie Gott aussehen oder er wie wir. Aber wir sind das Gegenüber Gottes, wie ein Spiegelbild dem gegenüber ist, der in den Spiegel schaut. Das unterscheidet uns Menschen von allen anderen Geschöpfen in Gottes Schöpfung. Wir sind Gottes Gegenüber. Er spricht zu uns. Wir dürfen ihm antworten. Er beauftragt uns als Geschäftsführer über seine Schöpfung. Gott ist der Eigentümer. Wir seine Geschäftsführer. Er hat uns einen Auftrag gegeben. Wir sind ihm verantwortlich für die Ausführung. Wir sollen über die Welt herrschen. Das heißt nicht, sie rücksichtslos zu plündern. Wir sollen sie als den Garten Gottes bebauen und bewahren (1. Mose 2,15).

Der Schöpfer beauftragt uns Menschen nicht nur, er segnet uns auch. Er selbst will den Weg weisen, Kraft geben und schützen.

Und noch eins: Zur Gottebenbildlichkeit gehört, dass der Mensch als Mann und Frau geschaffen wurde. Die Unterschiedlichkeit und Gemeinschaft von Mann und Frau sind vom Schöpfer so gewollt, damit die Menschen Kinder bekommen können und so am Leben schaffenden Wirken des Schöpfers teilhaben.

Wenn wir in den Spiegel des Wortes Gottes schauen, erkennen wir, wer wir sind. Oder doch nicht? Wir erkennen, wie wir sein sollten. Wir erkennen, wie wir gewesen sind, bevor sich die ersten Menschen gegen ihre Berufung auflehnten. Sie wollten nicht nur Geschäftsführer Gottes über die Welt, sie wollten Eigentümer der Welt sein. Sein wie Gott! Die Bibel berichtet auch von dieser ersten großen Versuchung, der Menschen nachgegeben haben. Sie wollten es besser wissen als der Schöpfer (1. Mose 3). Und diese Besserwisserei ist unser Hauptproblem bis heute.

Wir wollen unser Leben selbst bestimmen. Mein Bauch gehört mir. Meine Zeit, mein Geld – alles gehört mir. Niemand hat das Recht, darüber zu bestimmen.

Wir alle wissen, wie erbittert um diese Selbstbestimmung gekämpft wird. Am Anfang und am Ende des Lebens erleben wir die härtesten Auseinandersetzungen. Muss es ein Recht der Frauen auf Abtreibung geben? Muss nicht jeder das Recht haben, sein Leben zu beenden, wann er will? Dieses Recht hat das Bundesverfassungsgericht in Deutschland gerade (2020) grundsätzlich festgestellt. Ein Dammbruch, meinen viele Christen. Ich auch.

Es wird zwar von vielen auch in der Politik davon geredet, dass sie ihr Handeln am »christlichen Menschenbild« orientieren wollen. Zum christlichen Menschenbild gehört, dass jeder Mensch Ebenbild Gottes ist, dass er dem Schöpfer verantwortlich ist und dass Gott uns in der Unterschiedlichkeit und für die Gemeinschaft als Mann und Frau geschaffen hat. Jesus hat das ausdrücklich bestätigt:

Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer sie am Anfang schuf als Mann und Frau und sprach (1. Mose 2,24): ›Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein‹? So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!

Matthäus 19,4-6

Die Ehe ist nach christlichem Verständnis die von Gott gewollte Lebensgemeinschaft von einem Mann und einer Frau. Sie ist also nicht eine unter vielen Lebensformen, die wir wählen.

Mir ist bewusst, dass diese Aussagen im Widerspruch zu den Ansichten stehen, die in vielen Ländern auch durch staatliche Gesetzgebung Geltung haben. Das ist für uns Christen in den vom Christentum geprägten Ländern des Westens eine schmerzliche Entwicklung. In der Geschichte der weiten Welt ist das nichts Neues. Christen haben von Anfang an nach dem Wort Gottes gelebt und sich damit sehr oft im Gegensatz zu den Anschauungen und Gesetzen der Mehrheitsgesellschaft befunden. Sie haben die Konsequenzen getragen, auch wenn sie schmerzhaft waren.

Sie haben aber nie darauf verzichtet, den Menschen das Evangelium zu sagen. Evangelium ist die gute Nachricht, dass sich Gott, der Schöpfer und Erhalter der Welt, in Jesus Christus offenbart hat. Wir dürfen nicht nur wissen, dass er existiert. Wir dürfen auch wissen, wie sehr er uns liebt. Wir dürfen begreifen, dass er in Jesus in die Welt gekommen ist, um uns mit sich zu versöhnen. Unsere selbstherrliche Besserwisserei will er uns vergeben. Wir dürfen Kinder Gottes sein. Wir dürfen wieder als Gottes Geschäftsführer unter seinem Segen und nach seinen Wegweisungen unser Leben in der Welt führen.

Wir können wissen, wer wir sind, wenn wir in den Spiegel des Wortes Gottes schauen. Wenn wir das tun, werden wir auch die Welt neu sehen. Dabei können wir das viele Unrecht und Leid unmöglich übersehen. Schnell stellt sich die nächste Frage.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

FRAGE 3

Warum lässt Gott das alles zu?

Was alles? Das Sterben von Kindern, das Elend der Flüchtlinge in Kriegen, die bestialischen Folterungen in Gefängnissen und Straflagern, den Terror der Fanatiker, die Seuchen, die Hungersnöte, Erdbeben und Flutkatastrophen, die Willkür der Diktatoren, die Vergewaltigungen, die Ausbeutung der Machtlosen, die Schmerzen der Kranken und Sterbenden, die Depressionen und Selbstmorde, das Fressen und Gefressen-Werden. Warum lässt Gott das alles zu?

Stellen wir die Frage als Betroffene oder als Zuschauer? Wer klagt und fragt, weil er vom Leid im eigenen Leben und dem Leben anderer Menschen getroffen und verwundet ist, hat Gott an seiner Seite. Jesus schreit am Kreuz mit den Worten aus Psalm 22:

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Psalm 22,2; Matthäus 27,46

Niemand darf diesen Schrei verbieten oder verurteilen.

Eine andere Sache ist es, wenn jemand als unbeteiligter Zuschauer das Elend der Menschen als wohlfeiles Argument gegen den Glauben an Gott gebraucht, ohne auch nur ernsthaft eine Antwort zu suchen und zu erwarten, auch ohne sich um die Linderung des Leidens zu bemühen. Für solche Frager gibt es in der Bibel unvermutet schroffe Antworten.

Das überraschendste Wort in der Bibel finde ich beim Propheten Amos. Er wirkte in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts vor Christus im Norden Israels. In Amos 3,6 lesen wir die herausfordernde Frage:

Geschieht etwa ein Unglück in der Stadt, und der HERR hat es nicht getan?

Gott lässt das Unglück nicht nur zu, er tut es. Keinen Augenblick versucht Amos zu erklären, dass Unglück nicht von Gott kommen könnte.

Im Psalm 46 lesen wir:

Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge.

Psalm 46,2 ff.

Ausgerechnet in diesem Vertrauenspsalm lesen wir auch:

Kommt her und schauet die Werke des HERRN, der auf Erden solch ein Zerstören anrichtet, der den Kriegen ein Ende macht in aller Welt, der Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt. Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin!

Psalm 46,9-11

In Diskussionen über diese Warum-Frage spüre ich oft die Erwartung, dass ich Gott verteidigen müsste. Gott muss doch gut sein und kann nichts Böses tun, oder? Es kommt mir ziemlich lächerlich vor, wenn jemand versucht, Gott so zu verteidigen. »Der tut nichts.« Das sagt ein Hundehalter, wenn jemand vor seinem großen Hund Angst hat. Soll ich im Ernst Gott auf diese Weise verteidigen, damit die Menschen ihn lieb finden?

Die Vorstellung vom sogenannten »lieben Gott« ist – mit Verlaub gesagt – eine gotteslästerliche Karikatur moderner Zeitgenossen. Sie meinen, Gott müsse sich nach ihren Vorstellungen anständig benehmen, wenn sie an ihn glauben sollten. Demgegenüber gilt der Satz:

Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten.

Galater 6,7

Im Buch Hiob lesen wir, dass Gott dem Satan erlaubt, den gottesfürchtigen und gerechten Hiob mit entsetzlichem Leiden zu quälen und auf die Probe zu stellen. Zunächst sagt Hiob noch:

Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?

Hiob 2,10

Dann aber verflucht er den Tag seiner Geburt. Freunde Hiobs kommen, um ihm beizustehen. Das Beste, was sie machen:

… und saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.

Hiob 2,13

Dann aber reden sie wie die Wasserfälle frommes Zeug – insgesamt neun lange Kapitel! Zum Schluss sagt Gott zu Elifas von Teman, einem der Freunde:

Mein Zorn ist entbrannt über dich und über deine beiden Freunde; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob.

Hiob 42,7

Gott befiehlt ihnen, Brandopfer darzubringen, um ihre Sünde zu bekennen, und Hiob um Fürbitte zu bitten. Gott streicht damit alle ihre frommen Reden durch. Ungültig.

Auf eine Beantwortung der Warum-Frage warten wir im Buch Hiob vergeblich. Stattdessen stellt Gott dem Hiob herausfordernde Fragen. So begegnet Hiob dem lebendigen Gott auf neue Weise. Seine Reaktion:

Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum gebe ich auf und bereue in Staub und Asche.

Hiob 42,5 ff.

Auch Jesus reagiert auf die Erwartungen von Menschen überraschend. Zwei verschiedene Reaktionen von Jesus werden in den Evangelien berichtet.

Im Lukasevangelium 13,1-5 lesen wir:

Es waren aber zu der Zeit einige da, die berichteten Jesus von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit ihren Opfern vermischt hatte. Und er antwortete und sprach zu ihnen: Meint ihr, dass diese Galiläer mehr gesündigt haben als alle andern Galiläer, weil sie das erlitten haben? Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen. Oder meint ihr, dass die achtzehn, auf die der Turm von Siloah fiel und erschlug sie, schuldiger gewesen seien als alle andern Menschen, die in Jerusalem wohnen? Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen.

Was Schreckliches geschehen ist, können wir nur aus diesem Bericht erschließen. Der Gouverneur Pilatus hat offensichtlich mit einem brutalen Einsatz von Soldaten galiläische Pilger im Tempel umbringen lassen, als sie ihre Opfer darbrachten. Wie kann Gott ein solches Verbrechen im Heiligtum zulassen? Die Fragesteller scheinen geglaubt zu haben, dass die Galiläer furchtbar gesündigt haben müssten, wenn ihnen das zu Recht geschah. Wenn das Geschehen aber keine Strafe Gottes für die Galiläer war, warum wird dann Pilatus nicht für seine frevelhafte Entweihung des Heiligtums von Gott bestraft?

Jesus liefert keine Erklärung. Er dreht den Spieß um.

… wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen.

Die Katastrophe in Siloah muss allen Anwesenden bekannt gewesen sein. Ein Turm stürzte ein und erschlug achtzehn Leute. Ein typischer Fall für die Frage: »Wie kann Gott das zulassen?« Auch hier spitzt Jesus alles auf die persönliche Mahnung zur Umkehr zu, anstatt die Warum-Frage zu beantworten.

Das Bedürfnis, Leiden als Strafe für Böses zu erklären, scheint allgemein menschlich zu sein. Es ist jedenfalls typisch für den religiösen Menschen. Ganze Religionssysteme sind darauf aufgebaut. Die Karma-Lehre in den asiatischen Religionen besagt, dass der Mensch durch das Tun des Guten gutes Karma sammelt, das sich später in einem guten Leben auswirkt. Wenn er Böses tut, erwirbt er schlechtes Karma. Das bewirkt notwendig leidvolles Leben und wird dadurch sozusagen abgearbeitet. So besteht für den Menschen wiederum die Möglichkeit, in einem nächsten Leben Besseres zu erleben. Wenn das stimmt, ist alles erklärt. Alles Leid ist selbst verschuldet – in einer früheren Existenz. Es muss erlitten werden, damit es später mal besser wird. Alles hat seine Ordnung. Man kann am Leiden der Menschen grundsätzlich nichts ändern. Beruhigend?

Als Pfarrer habe ich von Kranken oft den Satz gehört: »Was habe ich getan, dass ich so etwas erleiden muss? Wie kann Gott das zulassen?« Ich habe noch nie gehört, dass jemand sich beschwert hat, dass Gott ihm ungerechterweise einen schönen Urlaub, strahlende Gesundheit, eine berufliche Beförderung, eine intakte Familie gegeben hat, obwohl er sich gar nicht um Gott gekümmert hat.

Jesus hat einmal sehr drastisch gezeigt, dass Leid und Schuld nicht persönlich aufgerechnet werden dürfen.

Wir lesen im Johannesevangelium 9,1-7:

Und Jesus ging vorüber und sah einen Menschen, der blind geboren war. Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist? Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm. Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. Als er das gesagt hatte, spuckte er auf die Erde, machte daraus einen Brei und strich den Brei auf die Augen des Blinden und sprach zu ihm: Geh zu dem Teich Siloah – das heißt übersetzt: gesandt – und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder.

Weder dieser noch seine Eltern haben gesündigt? Ist das theologisch korrekt? Jesus hat doch selbst gesagt, dass aus dem Herzen des Menschen Böses kommt,

Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Missgunst, Lästerung, Hochmut, Unvernunft.

Markus 7,21 ff.

Davon ist doch keiner frei. Wir leben in der Welt nach dem Sündenfall. Ja, das stimmt.

Aber Jesus wischt die Frage der Jünger einfach weg. Die Logik hinter der Frage war klar. Wenn das Schicksal des Blindgeborenen eine Strafe für Sünde war, dann kann er selbst ja nicht der Verursacher gewesen sein. Also müssen seine Eltern schuld sein. Jesus erklärt gar nichts, er weist nach vorne:

… sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm.

Jesus selbst vollbringt an dem Blindgeborenen das Werk Gottes, nämlich die Heilung. Er tut es auf befremdliche Weise. Spucke, Erde, Matsch, Waschen am Teich Siloah. Warum mit dieser unappetitlichen Methode? Jesus hat sonst Blinde, Lahme und andere Kranke nur mit einem Wort geheilt. Die unangenehme, umständliche Prozedur kann nur ein Hinweis darauf sein, dass Jesus die eigentliche Heilung der Menschen durch sein Leiden und Sterben am Kreuz vollbringen wird. Nur wenn wir uns darauf einlassen, wie der Blindgeborene hier auf die von Jesus vollzogene und gebotene Prozedur, werden uns die Augen aufgehen und wir werden das Licht der Welt sehen und gerettet werden.