John Sinclair 2382 - Marc Freund - E-Book

John Sinclair 2382 E-Book

Marc Freund

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Beschreibung

Telekinese - Telepathie - und ein Pakt mit dem Teufel!
Der Student Douglas Green will übers Internet nur ein paar Ersatzteile für ein technisches Gerät bestellen, an dem er gerade bastelt. Da nimmt der seltsame Mr Carlson, der angeblich für den Anbieter dieser Teile arbeitet, über das Web Kontakt mit ihm auf. Und dieser Kontakt gestaltet sich äußerst seltsam - bis Mr Carlson schließlich vor Douglas‘ Tür steht und sich Einlass in dessen Wohnung erzwingt!
Und damit beginnt für Douglas ein Albtraum, der ihn immer tiefer in die mörderische Welt des Übersinnlichen führt! Schließlich ist er nicht mehr Herr seiner eigenen Gedanken - denn die hat Mr Carlson übernommen, der vor Jahrhunderten einen Pakt mit dem Teufel schloss!


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Seitenzahl: 143

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Inhalt

Cover

Der Gedanken-Dämon

Briefe aus der Gruft

Vorschau

Impressum

Der Gedanken-Dämon

Von Marc Freund

Hatte er sich zu weit vorgewagt?

Douglas Green gelangte an einen Punkt, an dem er sich selbst eingestehen musste, dass er die Kontrolle verloren hatte. Über sein Umfeld, seine Handlungen, seine Gedanken – über sich selbst!

Etwas war in seine Welt, seine Wahrnehmungen eingedrungen und hatte sich dort eingenistet wie ein Parasit.

Es würde ihn nach und nach zerstören, bis nichts mehr von ihm übrig blieb ...

Er rieb sich die Augen und blinzelte vorsichtig in den hellen Schein seines Computerbildschirms. Irgendwo in seinem Kopf pochte etwas. Doug versuchte, den dumpfen Schmerz hinter seinen Schläfen zu ignorieren. Seine Finger huschten über die Tastatur und gaben das Passwort ein.

Der Computer fuhr das Betriebssys‍tem hoch, und Doug streckte seine linke Hand nach dem Porzellanbecher aus, um seinem eigenen noch lahmen System mit Koffein ein wenig auf die Beine zu helfen.

Es war bereits später Nachmittag. Durch das geschlossene Fenster drangen die leisen Klänge einer Gitarre herein, ein Straßenmusiker, der unten auf dem kleinen Platz für die Leute spielte.

Doug hatte schlecht geschlafen. Vermutlich weil er die ganze Nacht durchgearbeitet hatte, vor seiner Anlage hockend und kleinere Schweißarbeiten an den feinen Platinen vornehmend. Er bastelte jetzt schon seit vielen Monaten an einer universellen Fernbedienung, die sich besonders sensibler Frequenzen bediente. Dieses Teil sollte sein Meisterstück werden, sollte ihn irgendwann unabhängig von den unsäglichen Jobs machen, denen er immer wieder nachging.

Während seiner nächtlichen Arbeit war ihm aufgefallen, dass er für seine anstehende Versuchsreihe noch ein paar Dioden, zwei weitere Magnetspulen und ein paar Dutzend verschiedenfarbige Glühlämpchen benötigte. Er hatte sie letzte Nacht noch beim Versandhandel bestellen wollen, es dann aber aufgrund akuter Müdigkeit auf den nächsten Tag verschoben.

Der Kaffee war wohltuend. Ein warmes Gefühl breitete sich in Dougs Magen aus.

Ein paar Mausklicks weiter, und er hatte die Seite des Onlinehändlers geöffnet. Bunte Tagesaktionen und Rabattversprechen poppten an drei Stellen gleichzeitig auf dem Monitor auf. Doug verzog kurz die Mundwinkel, klickte sie souverän weg und legte die gewünschten Artikel in seinen virtuellen Warenkorb. Tätigkeiten, die ihm in Fleisch und Blut übergegangen waren.

Kurz vor Absenden seiner Bestellung fiel ihm ein, dass er noch einen Gutschein der Firma hatte. Er kramte den Abschnitt aus der Schublade neben ihm, gab den Code in das dafür vorgesehene Feld ein und klickte auf den grauen Button Treuepunkte anrechnen. Nichts passierte.

Doug seufzte, löschte den Code und gab ihn erneut ein. Dasselbe Ergebnis.

»Shit!« Doug griff mechanisch zu seinem Kaffeebecher und trank einen Schluck, während er mit seiner Rechten die Computermaus bediente.

Das leise Klicken war das einzige Geräusch in seinem Wohnzimmer, das zugleich auch Büro und Werkstatt war. An den meisten Tagen aß und schlief er auch hier.

Sein nervöser rechter Zeigefinger klickte noch ein paar Mal auf der Maus herum, bis Doug einsah, dass er auf diesem Weg nicht weiterkam. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wollte die Seite seinen Gutscheincode nicht annehmen. Dabei ging es dabei um nicht weniger als satte dreiundzwanzig Pfund, die er sich durch seine vorherigen Bestellungen verdient und verdammt noch mal irgendwie auch teuer erkauft hatte.

Sein Blick fiel auf das einzig scheinbar noch aktive und funktionierende Feld auf der Seite: Ein Chat-Button zur Kontaktaufnahme mit dem angeblich twentyfour-seven anwesenden Kundenservice.

Fast instinktiv klickte Doug auf die Schaltfläche.

Ein kleines Männchen in blauer Latzhose und langen drahtigen Armen tauchte wie aus dem Nichts über dem Button auf. Statt eines Gesichts hatte es eine leuchtende Glühbirne und versprach mittels einer Sprechblase, dass sich der nächste freie Mitarbeiter sofort mit Doug in Verbindung setzen würde. Was tatsächlich auch nach wenigen Sekunden passierte.

Hallo Doug. Mein Name ist Mr Carlson. Was kann ich für dich tun?

Dougs Finger huschten über die Tastatur und erklärten dem Mitarbeiter das Dilemma. Im Chatfeld tauchten kurz darauf drei Punkte auf, die signalisierten, dass Mr Carlson bereits emsig an einer Antwort arbeitete.

Das tut mir leid. Kleinen Augenblick, bitte. Ich checke das für dich! Halte durch!

Dougs Mundwinkel zuckten. Er nahm seinen Kaffeebecher in beide Hände und lehnte sich auf dem ramponiert aussehenden Bürostuhl zurück. Für einen kostbaren Moment schloss er die Augen und genoss den Kaffee.

Ein akustisches Signal ließ ihn auffahren. Der Mitarbeiter des Online-Versandhandels hatte sich zurückge‍meldet.

Dein Code war nicht freigegeben. Ich habe es manuell nachgeholt. Der Rabatt wird nun automatisch auf deine Bestellung angerechnet. Kann ich sonst noch etwas für dich tun, Kumpel?

Doug beugte sich über seine Tastatur und verneinte knapp.

Er wollte sich bereits ausloggen, als erneut die drei Punkte aufblinkten und eine weitere Antwort des Mitarbeiters ankündigten.

Interessante Artikel in deinem Warenkorb. Gehörst du zu den Tüftlern und Bastlern, genau wie ich?

Doug starrte auf die Zeilen und verzog das Gesicht. Was sollte das? Hatte der Typ zu viel Zeit? Nun, vielleicht hatte Doug ein günstiges Fenster erwischt, in dem die Mitarbeiter des Elektrozubehörladens nicht gerade unter der aufkommenden Arbeitslast zusammenbrachen.

Also tippte er ein Ja ein. Einfach, weil ihm in diesem Moment danach war. Vielleicht eine Art Reflex.

Die Antwort kam sofort, als hätte Mr Carlson bereits im Vorfeld daran gearbeitet.

Was genau machst du? Ich meine, wenn ich das fragen darf. Falls nicht, logg dich einfach aus. Ich werde es sicher überleben.

Den Zeilen war ein zwinkernder Smiley hintenangestellt.

Doug verengte die Augen zu Schlitzen. Dieser Typ hatte definitiv zu wenig zu tun. Vielleicht war es aber auch nur eine neue Masche, um den Kunden noch etwas mehr Geld aus der Tasche zu ziehen.

Gedankenexperimente, schrieb Doug ohne groß zu überlegen zurück.

Als er auf Absenden drückte, bereute er seine Entscheidung im nächsten Augenblick. Er kannte den Typen am anderen Ende der Verbindung immerhin nicht. Und was ging ihn seine Forschungsarbeit an.

Cooool! In der Art von BrainNet? Die Amis, denen es gelungen ist, drei menschliche Gehirne mehr oder weniger miteinander zu verbinden, um Te‍t‍r‍is zu spielen?

Doug stellte seinen Kaffeebecher ab. Mit einem Mal war er hellwach. Carlson, Verzeihung, Mr Carlson, schien sich tatsächlich mit der Materie auszukennen. Dennoch wollte Doug diese Unterhaltung nicht vertiefen, denn ihm stand noch ein langer Tag bevor. Jetzt ein wenig am Rechner arbeiten und heute Abend dann seine Schicht im Victorian Grill, wo er in der Küche als Abwaschhilfe das schmale Geld für seine horrende Miete verdiente. Nur einer seiner Jobs, die er ausführte, um in dieser Stadt irgendwie klarzukommen.

Doug suchte nach den Icons und gab seinem Gesprächspartner einen erhobenen Daumen für dessen Beitrag.

Die drei Punkte leuchteten auf, dann ...

Ich beschäftige mich mit Telekinese. (Nicht lachen, bitte!) Habe in den letzten Wochen gute Fortschritte gemacht. Es funktioniert tatsächlich!

»Klar, Mann«, sagte Doug in den stillen Raum hinein. »Du willst mich auf den Arm nehmen, hm? Ich wette, deine Firma hat keine Ahnung, was du so mit euren Kunden treibst.«

Wieder tauchten die Punkte auf. Aber nur ganz kurz, denn Mr Carlson hatte seinen nächsten Beitrag bereits getippt.

Sorry. Ich wollte dich nicht verschrecken oder dich auf den Arm nehmen. Tut mir leid, wenn das so rüberkam, Kumpel.

Ein Kribbeln machte sich irgendwo in Dougs Mitte breit. Eine Reaktion seines Körpers, wann immer er in eine stressartige Situation geriet. War es Zufall, dass der Typ nahezu genau dieselben Worte verwendet hatte, die Doug gerade gedacht hatte?

Auf den Arm nehmen ... Fast schon eine altmodische Formulierung. Aber genau diese Worte standen in dem kleinen Kommunikationsfeld am rechten Bildschirmrand. Doug vergewisserte sich, dass sie wirklich noch da waren.

Er streckte die Finger nach den Tasten aus, zuckte dann aber davor zurück, als stünde seine Tastatur unter elektrischem Strom.

Dieses Mal kam Mr Carlsons nächster Beitrag nicht nur ungefragt, sondern auch ohne die Vorankündigung der drei Punkte.

Ich kann es dir beweisen. Jetzt sofort, wenn du willst. Willst du?

Okay, dachte Doug. Ich bin raus.

Er wollte die Verbindung trennen, als sein Blick erneut auf die letzten Worte fiel. Willst du?

WILLST DU?

In Wirklichkeit war er hin- und hergerissen. Seine Finger legten sich auf die Tastatur und bewegten sich beinahe automatisch. Wie ein Unbeteiligter nahm Doug das leise Klicken der Computertasten wahr.

Wie soll das funktionieren?

Ein Smiley tauchte auf. Eines, das einen dicken Daumen nach oben streckte.

Ich wusste, du würdest nicht widerstehen können. Beschreib mir ein paar Gegenstände aus deinem direkten Umfeld.

Doug stieß einen leicht abfälligen Laut aus. Jetzt trieb es der Kerl offensichtlich auf die Spitze. Aber er war neugierig, wie weit Mr Carlson wirklich gehen und wie sich diese Situation auflösen würde.

Er sah sich oberflächlich um und gab in seiner Antwort ein paar der Dinge an, die kreuz und quer auf der Platte seines Schreibtischs verteilt waren. Zwei Kugelschreiber, eine Packung Kaugummis, Kleingeld, Kaffeebecher, Handy, eine Schale Erdnüsse.

Streck deine Hand nach dem Kaffeebecher aus. Aber lass deine Finger sie nicht berühren. Trau dich. Obwohl das hier kein Spiel ist ...

»Sicher ist das kein Spiel«, sagte Doug, während ein flüchtiges Grinsen über sein Gesicht huschte. Der Typ war anscheinend vollkommen durchgeknallt. Oder er verfolgte tatsächlich eine neue Strategie, die Doug einfach noch nicht durchblickte.

Doug streckte die linke Hand zum Kaffeebecher aus. Er öffnete die Faust, sodass Finger und Daumen ein nicht ganz perfektes U imitierten. Der Abstand zu seinem noch dampfenden Kaffeebehälter betrug dabei etwa zehn Zentimeter.

Fertig?

Doug rollte mit den Augen und setzte das Daumen-hoch-Icon.

Okay. Ich wollte nur sichergehen, Kumpel.

Gerade wollte Doug erwidern, dass ihm die Sache langsam auf die Nerven ging, doch er brachte nicht einmal diesen Gedanken zu Ende, denn wie aus dem Nichts schnellte der Kaffeebecher über die Tischplatte und klatschte im nächsten Augenblick gegen seine Handinnenfläche!

Als die letzten Töne von Recuerdos de la Alhambra erklangen, verharrte Vernon Coley mit seinen vor Kälte leicht geröteten Fingern auf dem Griffbrett der Gitarre. Den Kopf hielt er leicht nach unten geneigt und wartete mit geschlossenen Augen auf den Applaus, der zuerst spärlich und zögernd einsetzte, sich gegen Ende jedoch zu einer angenehmen Welle des Beifalls entwickelte.

Das Geräusch einer Münze, die in seinen umgedrehten Hut klimperte, ließ ihn die Augen öffnen.

Er blicke ein kleines blondes Mädchen an. Sie grinste leicht errötet und zwinkerte ihm zu, bevor sie sich rasch umdrehte und zu ihren Eltern zurückrannte, die sie in ihre Mitte nahmen.

Der Vater hob zum Abschied grüßend die Hand, dann mischten sich die drei in den Pulk von Leuten, der Richtung City weiterzog. Andere strömten in die entgegengesetzte Richtung. Es war jedes Mal dasselbe. Am Ende war er immer allein.

Coley rieb sich die Hände. Nicht we‍gen der wenigen Münzen, die nicht ein‍mal den Boden seines ledernen Huts bedeckten, sondern aufgrund der Kälte, die ihm in den Knochen steckte.

Er raffte seine Sachen zusammen und verstaute seine Gitarre, die zum Wertvollsten geworden war, was er besaß, in dem mit bunten Aufklebern versehenen Instrumentenkoffer.

Vernon Coley war in seinem Leben weit herumgekommen, hatte es sogar in San Francisco zum Sessionmusiker gebracht, bis er durch falsche Freunde in dem Business auf die schiefe Bahn geraten war.

Zumindest versuchte er, sich das einzureden. Immerhin hatte ihn niemand gezwungen, zu den Drogen zu greifen. Es war seine eigene Hand gewesen, die ...

Er verwarf die Gedanken, während er die Münzen aus dem Hut vorsichtig in einen Wildlederbeutel schüttete.

Die letzten vier Jahre war er durch Europa getingelt. Nie war er irgendwo länger geblieben als ein paar Wochen. Das höchste der Gefühle waren im letzten Jahr die drei Monate in Barcelona gewesen. Jetzt hielt er sich bereits sechs Wochen in London auf, hatte bei verschiedenen Studios vorgesprochen, doch niemand hatte ihn bisher engagiert.

Jetzt wohnte er in einer WG im dritten Stock eines heruntergekommenen Mietshauses in der Chapter Road, die südwestlich des Pasley Parks verlief.

Coley hatte seinen Hut aufgesetzt, der den gleichen weinroten Farbton wie seine abgewetzte Lederjacke hatte. Er fasste den Griff seines Gitarrenkoffers und machte sich auf den Heimweg. Der führte ihn durch das südliche Ende des Parks. Die Ecke war schlecht beleuchtet, doch die Streckte war eine ehebliche Abkürzung.

Ein junges Paar kam ihm entgegen, eng umschlungen. Die junge Frau sah ihn kurz an, nickte ihm zu. Dann waren die beiden hinter ihm verschwunden. Coley hörte ihre Stimmen, ihr Lachen. Vielleicht hatte der junge Mann seiner Freundin einen Musikerwitz erzählt, vielleicht war es auch gar nicht um ihn gegangen. Coley jedoch spürte in seinem Innern so etwas wie einen Stich, der ihn daran erinnerte, was er sowohl in San Francisco, als auch in Barcelona kurz genossen und dann zurückgelassen hatte.

Das wehleidige Jaulen eines Hundes, der vermutlich irgendwo im Park umherstreunte, riss ihn aus seinen Gedanken. Er horchte auf. Das unheimliche Geräusch, das an das Heulen eines Wolfs erinnerte, wiederholte sich. Beim letzten Mal klang es jedoch weiter entfernt. Offenbar hatte das Tier das Weite gesucht.

Coley setzte den Weg fort, vorbei an einem von Moos überzogenen Springbrunnen, in dem noch ein Rest Regenwasser stand. Darin schwamm allerhand unappetitliches Zeug. Die Figur auf dem Brunnen, ein reptilienartiges Fantasiewesen, glotzte ihn aus leblosen Augen an.

Coley hatte sie schon fast passiert, als er aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung wahrnahm. Er wandte den Kopf in Richtung Brunnen und wollte gerade weitergehen, als sich hinter dem Reptil eine bleiche Hand nach ihm ausstreckte, die unter dem Ärmel eines Mantels herauslugte.

»Hey, Kumpel.«

Eine dünne Stimme, ein Wispern, kaum wahrnehmbar. Und doch wusste Coley, dass er gemeint war.

Er drehte sich halb herum und starrte die noch immer hingestreckte Hand an. Jetzt erkannte er, dass sie nicht bleich war, sondern in einem ehemals weißen Baumwollhandschuh steckte, der allerdings von dunklen Einfärbungen durchsetzt war.

Alles, was Coley als Antwort einfiel, war: »Sorry, ich muss weiter.«

Ein scharrendes Geräusch hinter dem Brunnen. Die Gestalt gab ein klein wenig mehr von sich preis, was jedoch nicht gerade dazu beitrug, Coley zu beruhigen. Der Mantel hatte weite Ärmel, die für ihren Träger viel zu groß waren. Unter der Kapuze des Mantels lag das Gesicht des Mannes vollständig im Schatten.

»Warte einen Augenblick«, wisperte es. »Ich kann dir vielleicht helfen.«

»Helfen? Wobei?«

Coley wollte sich erneut abwenden, als die Antwort des Fremden an sein Ohr drang: »Ich habe dein Spiel gehört. Du bist gut. Ich meine, wirklich gut. Ich kenne ein Label hier in der Stadt. Die suchen noch ein paar Studiomusiker für das neue Akustikalbum von Dave Stewart.«

Coley verharrte in seiner Bewegung. Konnte das möglich sein?

»Ich kann da was vermitteln, wenn du willst.«

»Wo ist der Haken bei der Sache?«, fragte Coley. Er hatte die Augen leicht zu Schlitzen verengt, um etwas mehr von dem anderen zu erkennen, doch es war, als würden sich dessen Konturen seinem Blick entziehen.

»Kein Haken«, sagte die Stimme und fügte hinzu: »Ich meine es gut mit dir, Kumpel.«

»Kann sein«, sagte Coley. »Es ist nur etwas merkwürdig, sich mit einem Typen zu unterhalten, der sich die ganze Zeit hinter einer Eidechse versteckt.«

Ein heiseres Lachen drang unter der Kapuze hervor. Mit einem Mal geriet Bewegung in die dunkle Gestalt. Sie trat hinter dem Sockel des Springbrunnens hervor. Langsam, mit kleinen Schritten. Für einen Moment hatte Coley den Eindruck, als müsse sich der andere an der Brunnenfigur abstützten.

»Ich habe es für einen Drachen gehalten«, sagte der Dunkle.

Der Kerl hatte offenbar Schwierigkeiten, sich fortzubewegen. Vielleicht war er krank oder verbarg eine schlimme Verletzung unter seinem Mantel. Coley verspürte den Drang, vor dem anderen zurückzuweichen, doch etwas hielt ihn davon ab.

Vielleicht waren es die verlockenden Versprechungen des Fremden. Konnte es etwas anderes sein?

Coley fühlte sich alles andere als wohl, als der Kuttenmann näher kam. Er dachte an Flucht, doch dieses eigenartige Gefühl in ihm wurde von Sekunde zu Sekunde stärker. Irgendetwas schien nach ihm zu greifen. Nicht körperlich, sondern nach seinen Gedanken.

»Entschuldige meinen Aufzug, Kumpel«, wisperte der Fremde. »Aber es ist kalt geworden in dieser Stadt.«

»Wem sagst du das«, antwortete Coley und tat so, als würde er frösteln. In Wahrheit war ihm warm geworden, wenn nicht gar heiß. Er fühlte sich unwohl, wollte verschwinden, doch seine Beine waren mit einem Mal wie gelähmt. Das Problem stellten allerdings nicht seine Gliedmaßen dar, es saß woanders – in seinem Kopf. Er war mit einem Mal nicht mehr fähig zu denken und hatte auch seinen Körper nicht mehr unter Kontrolle.

Die Finger seiner rechten Hand öffneten sich, und der Gitarrenkoffer schlug mit einem dumpfen Laut am Boden auf.

»Wer, zur Hölle, bist du?«, fragte Coley und zuckte zusammen, als er registrierte, dass seine Stimme zu einem Flüstern herabgesackt war. Sie glich jetzt auf beängstigender Weise der des Fremden.

»Dein Freund«, kam die Antwort aus der dunklen Kapuze.

»Nein«, widersprach Coley.

»Sieh mich an!«

»Nein!«

»Sieh mich an!«

»N...«

Coley gehorchte. Er konnte nicht anders.

Der Fremde war einen Schritt auf ihn zugewankt. Die Kapuze verschob sich bei der Bewegung, rutschte der Kreatur fast vom Kopf.

Vernon Coleys Augen weiteten sich. Er riss den Mund auf, doch der Schrei, der aus seiner Kehle dringen wollte, verkam zu einem gurgelnden Laut.

Lauwarmer Kaffee rann ihm über die Finger, und Doug starrte auf die Tasse, auf seine Hand und registrierte erst dann, dass auf seinem Monitor eine weitere Nachricht aufgetaucht war.

Hat es funktioniert??

Dahinter zwei Smileys, die von Ohr zu Ohr grinsten.

»Als ob du das nicht ganz genau wüsstest«, flüsterte Doug. Am Rande nahm er wahr, dass sein Herz ziemlich heftig pochte.

Sag schon! ... Bitte.