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Jona liebt Tiere über alles – vor allem Pferde! Mit aller Anstrengung zwängt sie sich durch die Schulstunden mit ihren Gedanken bei den Pferden... Nachdem sie ihren Abschluss in der Tasche hat, kann Jona endlich ihren Traum verwirklichen: Überglücklich beginnt sie auf dem Reiterhof "Erlenhof" zu arbeiten. Als sie jedoch nach Island vereist und dort verschiedene Abenteuer erlebt, beginnt Jonas Lebensweg eine Wende einzuschlagen und eine Entscheidung steht an... Die zweite Geschichte "Carol, so oder so " berichtet von den aufregenden Abenteuer Karolines, die von Zuhause ausgerissen ist und Per Zufall zu einem kleinen Pferdegestüt gelangt. Dort findet sie – sich als Junge ausgebend – viele neue Freunde. Als sich Karoline jedoch in Dietrich, den Neffen der Familie verliebt, beginnt das Chaos erst richtig.... - Eine humorvolle und beglückende Abenteuergeschichte.-
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Seitenzahl: 247
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Lise Gast
Saga
Jona träumt vom Reiten
German
© 1975 Lise Gast
Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen
All rights reserved
ISBN: 9788711509616
1. Ebook-Auflage, 2016
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.
SAGA Egmont www.saga-books.com – a part of Egmont, www.egmont.com
Jona stand da und sah die ältere Schwester an, schweigend, weder trotzig noch betrübt, eigentlich nur nachdenklich. Sie dachte Kerstins Worten nach, folgte ihnen, spann sie weiter aus, seit diese geendet hatte.
Noch nie, soweit sich Jona erinnern konnte, hatte jemand so ernsthaft mit ihr gesprochen, meinte sie. Mutter – das war unendlich lange her, und was von ihr an Erinnerung noch bestand, war keineswegs ernsthaft. Dies sollte keine Kritik sein. Mutter war wie ein bunter, wehender Hauch in ihrem Gedächtnis geblieben; nun ja, sie selbst zählte damals acht Jahre. Und Vater ... doch, er sprach manchmal mit ihr, nicht tadelnd oder scheltend, eher – ja am ehesten traf hier wohl das Wort „hoffnungslos“ zu. Oder „hoffnungsarm“, wenn man so sagen wollte. Vater hatte wenig Hoffnung, daß aus ihr noch etwas werden könnte. Aus der heutigen Jugend überhaupt; Jona fühlte, wie nun doch Trotz und Widerstand in ihr aufstiegen. Diese Verallgemeinerungen – sie konnte sie nicht vertragen. Wer ist denn die heutige Jugend? Die, die sich treiben lassen oder die, die streben wie verrückt, um an die Krippe zu kommen, oder? Gibt es nicht immer solche und solche?
Gewiß, Kerstin hatte recht in vielem, im Sachlichen. Sie, Jona, war achtzehn Jahre alt und hatte noch nicht einmal die mittlere Reife. Zweimal sitzengeblieben, na und? In jeder Familie bleibt heutzutage mal jemand sitzen. Die Schulanforderungen sind eben zu hoch. Und die Ablenkung zu groß. Und ...
Wozu sollte man das Abitur machen? Man kam ja doch nicht zum Studium. Überall Numerus clausus – und Lust zum Studieren hatte sie nicht. Sie hatte nur zu einem Lust. Warum sollte sie das nicht tun? Heutzutage, wo soviel Wert darauf gelegt wurde, daß man ohne Frustration durch die Pubertät kam, daß es Lustgewinne, Erfolgserlebnisse gab, nicht nur gute oder schlechte Zensuren.
Beim Reiten hatte sie Erfolg. Na bitte! Warum dann nicht das Reiten zum Beruf erwählen? Wie viele Leute taten das heute, richteten Verleihställe ein, wo Kinder oder Erwachsene ihre Ferien verbringen können, wo man verdient und trotzdem immerzu bei den Pferden ist, die einem das Schönste und Höchste im Leben bedeuten. Oder Bereiterin werden und Pferde zureiten oder auch das Reitlehrerexamen machen oder bei einem Tierarzt, der sich auf Pferde spezialisiert hat, Sprechstundenhilfe werden? Warum nicht?
Jona merkte, daß sie dies alles sagte, erst, als sie schließlich schwieg. Es war ihr selbst verwunderlich, daß sie so aus sich herausgegangen war, Kerstin gegenüber, die nicht ritt und überhaupt kein Verhältnis zu Pferden hatte und dadurch auch kein Verständnis dafür aufbringen konnte. Kerstin war so fertig, so – nein, nicht untadelig, das wäre ungerecht gewesen zu behaupten, denn sie war ein kritischer Mensch, sie korrigierte sich immerzu, sie war keineswegs das, was man ein Vortrefflichkeitsekel nennt. Aber sie war etwas, Ärztin, sogar den Facharzt hatte sie schon. Hut ab vor ihr. Mit ihren dreißig Jahren hatte sie alles erreicht, was zu erreichen war, und Vater sollte eigentlich vor Stolz platzen, daß er so eine Tochter hatte, statt dauernd in Sorge zu sein, daß die zweite Tochter, sie, ein Taugenichts war.
Sie hatte also vor Kerstin ausgepackt, alles gesagt, was sie dachte – jetzt schwieg sie, erschrocken bis ins Innerste. Kerstin sah sie an, mit ihrem unbestechlichen, seltsam klaren Arztblick – wunderschöne Augen hatte sie übrigens, wie Jona jetzt beinahe erstaunt feststellte, aquamarinblaue; wenn man poetisch sein wollte: brunnentiefe. Und was sie dann sagte, erstaunte Jona noch viel mehr.
„Dann ist ja alles in Ordnung“, sagte sie nämlich langsam, und es klang freundlich, ja erleichtert. „Dann weißt du ja, was du werden willst. Leicht, Jona, wird dieser Lebensweg nicht sein, ob du nun das eine oder andere aussuchst, wer aber wünscht sich – oder dem, der ihm nahesteht – einen leichten Weg? Einen guten Weg wünscht man ihm, einen erfolgreichen – nicht in bezug auf Geld oder Ansehen, verstehst du, o nein, das nicht. Das wünschen zwar viele, aber die sind auch danach. Inneren Erfolg, solchen, der dem Herzen guttut und – nein, lassen wir das. Man kann darüber nicht sprechen, oder doch nur, wenn es der andere auch erlebte. Sprechen wir deshalb von anderem, vom Praktischen, Technischen.“
Kerstin machte eine Pause.
„Vater ist fort“, er war bei der EG tätig, zur Zeit in Afrika, ungewiß, wie lange, „und er hat mir aufgetragen, solange den Schutzengel bei dir zu spielen. Du verstehst, was ich meine.“ Sie lächelte. „Ich tu es übrigens gern, denn ich erinnere mich sehr genau, wie mir zumute war, als ich achtzehn war. Achtzehn. Nach dem Gesetz bist du jetzt volljährig.
Hör zu. Vater hat mir freigestellt, ob ich es dir vorher sage oder nachher. Ich habe mich für vorher entschieden.
Bis zu den großen Ferien, also zum Schuljahrsabschluß, sind es noch ein paar Wochen. Da werdet ihr noch einige Arbeiten schreiben, entscheidende, so weiß ich von damals her. Du kannst dich also noch mühen durchzukommen und hättest – endlich! – die mittlere Reife. Immerhin einen Abschluß. Einen wichtigen, den Abschluß, wenn du kein Abitur machen willst. Vater hat lange überlegt, wie er dir dazu verhelfen könnte. Wie er dich anspornen, aufrütteln, dir die Einsicht vermitteln könnte, daß du den Willen aufbringst, durchzukommen. Durchkommen mußt du und nur du, auch ich kann dir nichts abnehmen. Dumm bist du nicht. Andere können es auch. Also!
Er hat lange überlegt und dir schließlich ein Bankkonto eingerichtet, ehe er abflog, auf dem ist soviel, daß du dir ein Mofa kaufen kannst – und noch etwas dazu, wenn du durchkommst. Er weiß doch, wie du dich immer mit dem Fahrrad abstrampelst, wenn du zum Reiten auf den Erlenhof fährst. Wie du siehst, hat er im Grunde gar nichts dagegen, daß du dort bist. So lange jedenfalls, wie du – aber ich will mich nicht wiederholen. Das wär’s.“
Kerstin schwieg. Jona schwieg auch, verblüfft, gerührt, ein wenig geniert, ziemlich unsicher. Vater verhalf ihr dazu, öfter und bequemer zum Reiten zu kommen, Vater hatte nichts dagegen, daß sie, falls – ja, falls. War das nicht wieder so ein tückischer Erwachsenentrick, einen mit etwas zu locken, damit man das tat, was sie wollten?
Nein. Jona versuchte gerecht zu sein. Vater konnte verlangen, daß sie die Schule fertig machte, wenigstens diesen Abschluß erreichte. Das war sein gutes Recht und nicht unbillig. Und daß er dafür eine Prämie aussetzte, war nett von ihm. Er hätte ja auch drohen können.
Drohen hätte nichts genützt, flüsterte der Teufel in ihr, wer erreicht heutzutage noch etwas durch Drohungen seinen Kindern gegenüber? Aber sie stopfte dem Teufel das Maul.
„Kusch, Satan“, knirschte sie. „Vaters Handeln ist gut, jedenfalls gut gemeint.“
„Schön“, sagte sie also zu Kerstin. „Ich werde –“ und auf einmal war alles anders, alles neu. Sie warf sich der Schwester in einer plötzlichen Regung an den Hals (das hatte es noch nie gegeben), umarmte und küßte sie wahrhaftig auf die Wange.
„Ein Mofa, Kerstin, herrlich! Da kann ich jeden Tag hinüber, auch wenn ich nicht so viel Zeit habe!“
Hinüber hieß auf den Erlenhof. Auf dem Erlenhof standen die Pferde, die Jonas ein und alles waren. Auf dem Erlenhof regierte Frau Kaiser, die Frau, von der Jona dachte: So wie sie würde ich auch gern einmal werden. So schneidig, so vernünftig, so herzhaft ...
„Ja, das kannst du. Und ich gönn’ es dir. O Jona, so ähnlich war mir zumute, als Vater mir sagte, er hätte nichts dagegen, daß ich Medizin studierte ...“
Diese Unterredung fand im Mai statt. Im Juli begannen die großen Ferien. Jona hatte sich wie wild ins Geschirr geworfen und tatsächlich bessere Arbeiten nach Hause gebracht. Es blieb bis zuletzt spannend, ob es reichte. Aber es reichte. Sie wurde versetzt und besaß nun die mittlere Reife.
Sie erfuhr nie, daß ihre Schwester bei ihrem Klassenlehrer gewesen war und lange mit ihm gesprochen, ihm fest zugesagt hatte, daß Jona mit der mittleren Reife abgehen würde, wenn sie sie erreichte. Abitur käme nicht in Frage. Man könnte Zeugnisse ja übel- oder wohlwollend ausstellen, und das Mündliche spielte ja auch eine Rolle.
Es war gar nicht nötig, noch weitere Unds anzubringen.
„Sie kommt durch“, sagte der junge Studienrat und lächelte die große und hübsche Schwester seiner Schülerin an, selbst erleichtert und glücklich, „sie hat sich in letzter Zeit sehr, sehr gemacht. Eigentlich ein Grund, sie doch noch auf der Schule zu halten. Begabt ist sie.“
„Um Himmels willen, nein!“ Kerstin winkte so energisch ab, wie sie es tat, wenn etwa eine Mutter mit einem Schnupfenkind kam und behauptete, es habe eine Lungenentzündung. „Man kann auch ohne Abitur etwas werden und seinen Weg finden.“
„Kann man“, der Klassenlehrer nickte, „und ich wünsche ihr einen guten Weg, wenn es auch nicht der ihrer älteren Schwester sein kann.“ Sie lächelten sich an und fanden sich ungeheuer sympathisch.
Und dann kam also der Tag, an dem Jona nach Hause kam und den Klingelknopf an Kerstins Kinderarztpraxis nicht losließ.
„Ich bin durch, ich bin durch!“ rief sie, die Sprechstundenhilfe überrennend, die die Tür öffnete. Kerstin stand an ihrem Schreibtisch, im weißen Kittel, sah ihr entgegen und hielt den Ansprung aus.
„Gratuliere“, sagte sie und drückte Jona ein kleines Buch in die Hand. Jona verstand nicht, was es damit auf sich hatte.
„Das Scheckbuch, mein Dummes“, lachte Kerstin, „das Scheckbuch für das Konto, auf das Vater dir das Geld eingezahlt hat. Soll ich dir erklären, wie man es macht?“
„Ja, nein, vielleicht morgen, danke, aber bist du denn gar nicht überrascht? Ich meine, weil du es schon in der Hand hattest?“
„Doch, doch, schrecklich überrascht. Ganz furchtbar überrascht. Reiner Zufall, daß ich gerade –“ und dann hakten sie einander unter und machten die Tür hinter sich zu, denn die Sprechstunde war vorbei, und nun konnte man überlegen, wie dieser Tag am besten gefeiert werden sollte.
„Zuallererst gehen wir mal essen, ich habe heut früh vor Aufregung keinen Bissen heruntergebracht“, gestand Kerstin, „du hattest kein Lampenfieber, nein? O wie ungerecht ist das Leben! Und dann machen wir Pläne. Wollen wir sogar eine Kleinigkeit trinken, vielleicht ein Glas Sekt? Wann sollte man Sekt trinken, wenn nicht heute?“
Jona nickte strahlend.
Jona hieß eigentlich Johanna. Sie hatte diesen Namen nie leiden können, schon als Kind nicht. Am ehesten mochte sie ihn später in Verbindung mit der Heiligen Johanna, diesem Schauspiel, das sie mit Erschütterung und Hingabe gesehen und dann noch mehrmals gelesen hatte. Sonst aber fand sie den Namen fad – und viel zu weiblich-weichlich. Andrea hätte eher zu ihr gepaßt oder Michaela, aber Johanna, etwa in Hannchen abgewandelt, puh! Nun, Jona ging. Nur mußte man immer wieder erklären, warum man so und nicht anders hieß. Das war mühsam und machte ungeduldig, aber man gewöhnte sich schließlich daran.
Jona war ungeduldig von Natur aus, unduldsam, rasch. Kerstin wußte das und hatte, nicht zuletzt deshalb, lange mit Vater gesprochen und den Standpunkt verteidigt, daß es gut sei, wenn die jüngere Schwester mit Pferden umging. Mit Pferden muß man geduldig sein, das wußte sie auch. Und mit Pferden war es Jona auch, das hatte ihr Frau Kaiser oft bestätigt. Denn Kerstin hielt, seit Vater nicht mehr da war, immer ein wenig Kontakt mit dieser Frau, die ihrer jüngeren Schwester so viel bedeutete. Sie telefonierte mit ihr, besuchte sie auch manchmal ohne Jonas Wissen – zur Zeit behandelte sie sogar Frau Kaisers kleines Mädchen, das an einem Ausschlag litt, hinter dessen Ursache bisher kein Arzt gekommen war. Das übrigens wußte Jona, sie hatte es selbst vermittelt.
„Wir fahren auf den Erlenhof, wollen wir?“ fragte Kerstin jetzt, als sie ausgetrunken hatte. „Heute ist Samstag, nachmittags keine Sprechstunde. Reitet ihr heute aus?“
„Vielleicht, ich weiß nicht, es ist so heiß.“
„Seit wann stört dich Hitze, wenn du zum Reiten willst?“ fragte Kerstin verwundert. Sie wußte, wie unermüdlich die Jüngere die zwölf Kilometer zum Erlenhof hinübergeradelt war, bei strömendem Regen, bei Hitze, auch bei Schnee.
„Mich nicht, aber die Pferde. Es gibt viele Bremsen dies Jahr, die sie plagen. Aber morgen früh? Wollen wir da?“
Ihre Augen waren jetzt weit geöffnet. Kerstin dachte wieder einmal, daß die jüngere Schwester, die so gar nichts auf ihr Äußeres gab, doch sehr hübsch aussehen konnte. Hübsch nicht im üblichen Sinne, es war nichts Hervorstechendes an ihr. Etwas kleiner als sie selbst – Kerstin fand sich etwas zu groß –, weder zu rund noch zu schlank, das Übliche halt. Höchstens das Haar war schön, fand Kerstin. Jona trug es im Gegensatz zu der gängigen Mode nicht glatt und lang auf die Schultern fallend, sondern ziemlich kurz, die Ohren frei, ungefähr das, was man vorzeiten einmal als Herrenschnitt bezeichnete. Es war üppiges, volles, kräftiges Haar, das sich drehte und krümmte, nicht lockte, sondern kreuz und quer wuschelte, ohne daß es eines Friseurs bedurfte. Jona und Friseur, undenkbar! Es hatte eigentlich keine richtige Farbe, eher mehrere. Hier heller und dort dunkler, konnte man es am ehesten als unregelmäßiges Dunkelblond definieren, an manchen Stellen, wo es sich krümmte, konnte es aussehen wie mit ein ganz klein wenig Goldstaub bepudert. Und die Augen paßten dazu, sie waren braun, aber weder golden noch haselnußfarben, sondern braun mit grauen und auch ein paar grünen Sprenkeln durchsetzt. Das Ganze war nicht schön, aber eventuell reizvoll, wenn man wohlwollend gesinnt war und sich die Mühe machte, richtig hinzusehen. Kerstin hatte bisher immer gefunden, daß die jüngere Schwester leider und Gott sei Dank nicht hübsch sei, obwohl sie das nie ausgesprochen hätte. Leider: denn sie mochte sie gern und wünschte ihr alles Gute; Gott sei Dank: denn sie selbst war in Abwesenheit des Vaters verantwortlich für sie, und was es mit sehr hübschen Schwestern heutzutage auf sich hat, das wußte sie zur Genüge.
Heute betrachtete sie Jona etwas nachdenklicher als sonst, eingehender, so daß es Jona selbst auffiel.
„Ist was an mir?“ fragte sie, ein wenig geniert.
„Nichts, was soll denn sein. Müde siehst du aus.“ Kerstin lachte. „Und recht hast du, wenn du sagst, heute unternehmen wir nichts mehr. Blödsinnig, diese Hitze. Und gegessen –“
„Gut gegessen“, fiel Jona korrigierend ein, „und Sekt getrunken, am hellen Mittag, unverantwortlich so was. Da soll der Mensch nicht müde aussehen.“
Sie traten auf die Straße hinaus. Der Juli flimmerte über die Großstadt, daß es die Augen blendete. Beinah taumelnd schoben sie sich im Strom der Fußgänger dahin, eng untergehakt. „Jetzt wollen wir schlafen, wir haben es verdient“, seufzte Kerstin, als sie die Haustür auf gesperrt hatte, „kein Sonntagsdienst, wunderbar.“ Jona brummte nur etwas, vom Gähnen unterbrochen. Sie sanken genußvoll in die Betten.
Um so munterer waren sie am andern Morgen. Kerstin hatte den Wecker auf fünf gestellt, herrlich schwarzen Kaffee gekocht und Jona damit geweckt. Nun fuhren sie nordwärts, die Straße, die sich Jona sonst mit dem Fahrrad entlangzuquälen hatte.
„Nun bald nicht mehr!“ lachte sie, „jetzt wird geschnaufelt. Schnell fährt ja so ein Mofa nicht, aber man braucht nicht zu treten. Was glaubst du, wie ich mich darauf freu’!“
Es war hell, als sie ankamen. Ein heller, sehr früher Morgen – und auf dem Erlenhof Großalarm. Alle dreißig Pferde waren ausgebrochen ...
Frau Kaiser begrüßte Jona mit einem erleichterten Aufatmen. „Dich brauch’ ich heute, wahrhaftig. Wunderbar, daß du kommst! Los, hinüber zur Bundesstraße, sieh zu, daß du Polizei erwischst, damit sie absperrt. Und dann Richtung Altrhein, zum zweiten Treffpunkt X. Du weißt ja von den Jagden her, wo der ist!“ Sie sprang in ihr eigenes klappriges Auto, den „Hugo“, einen VW-Variant, mit dem Sättel und Zaumzeug, Kraftfutter und elektrischer Weidezaun transportiert wurden und der danach aussah. „Ich fahr’ zum Wald rüber, dort ...“, das Weitere verstand man nicht mehr. Der Hugo rasselte los. Jona dirigierte die Schwester.
„Halt, halt, erst zur Sattelkammer! Ich will ein paar Halfter mitnehmen!“ Sie war schon wieder aus dem Wagen, kaum daß Kerstin gebremst hatte. Rannte zum Schuppen, tauchte hinein, kam mit ein paar Perlonhalftern zurück, an denen Stricke hingen. Die stopfte sie ins Auto, schob das Schiebedach zurück und stellte sich auf den vorderen Sitz. Auf diese Weise sah sie weiter als im Sitzen.
„Wenn Polizei kommt!“ sagte Kerstin und schaltete, selbst angesteckt vom Tempo der anderen.
„Hoffentlich! Hoffentlich kommt sie, damit sie die Straße absperrt. Obwohl ich glaube, die werden nicht auf der Straße stehen, sondern im Getreide, zur Freude der Bauern. Immerhin werden sie dort nicht überfahren.“
Sie erwischten einen Streifenwagen, sagten Bescheid. Die Polizeibeamten, bisher langsam und gelangweilt die Straße abfahrend, stellten sich sofort zur Verfügung. Jona erklärte atemlos, was es gab: „Frau Kaiser hat ein paar Feinde, die ihr dauernd ein Bein stellen. Die Zäune zerreißen, die Koppeltore aufmachen – einmal haben sie ihr nachts die Pferde, die draußen standen, mit Farbe angemalt, das sollte ein Witz sein.“
Der eine Polizist lief rot an, offensichtlich vor Zorn.
„Das ist wirklich passiert?“
„Ja, in der Faschingszeit. Aber ich finde, das ist kein Witz, das ist Tierquälerei.“
„Wahrhaftig, das finde ich auch. Und wie haben Sie es wieder abgekriegt?“
„Mit Terpentin, was blieb uns übrig. Aber stellen Sie sich das vor, Terpentin aufs Fell – wir mußten alles noch mehrmals nachwaschen, und es war Februar!“
„So eine Gemeinheit.“ Der Streifenwagen drehte um.
„Der reitet sicherlich auch“, sagte Jona, sich zu Kerstin hinunterbeugend, „das ist gut. Da haben wir den richtigen erwischt. Jetzt links, den Weg dort! Ja, gut ist er nicht, aber wir müssen in die Felder. Sicherlich stehen sie im Getreide.“
So war es dann auch. Jona erspähte die Herde – oder einen Teil der Herde, alle waren es nicht – am Rande eines Haferfeldes, ziemlich weit entfernt. Kerstin mühte sich mit dem Wagen einen Weg entlang, der tiefe Längsrillen hatte, sie schwankten und wackelten und konnten höchstens zwanzig fahren. Jona stand wieder auf dem Sitz, kniff die Augen zusammen, die Sonne stand noch schräg, blendete aber bereits stark.
„Da, das ist Gin! Und Pfeffer! Und dort Muttchen ...“
Kerstin meinte, auf diese Entfernung hin hätte sie nicht genau sagen können, ob es Kühe oder Pferde waren, die dort im Gegenlicht am Feldrand standen. Und Jona unterschied schon die einzelnen bei Namen ...
„Halt! Laß mich raus! Zu nahe dürfen wir nicht kommen!“ rief Jona jetzt halblaut und ließ sich auf den Sitz gleiten. „Gut, gut, danke. Vielleicht wartest du.“ Sie rannte bereits. Kerstin beschattete die Augen mit der Hand und sah ihr nach, wie sie, das Bündel Halfter in der Hand, über eine ungemähte Wiese lief. Ein Reithalfter war auch dabei, mit Gebiß und Zügel.
Na, mal sehen, was das wird, dachte Kerstin und lehnte sich zurück.
Es schien ganz gutzugehen. Die Pferde – ein paar halbgroße Isländer, ein Norweger und zwei Haflinger – hatten sich anscheinend bereits satt gefressen und standen jetzt faul und gemütlich still, in der Haltung alter Kühe, die allen Wildpferden eigen ist, wenn sie ausruhen. Sie schienen nicht gewillt, vor Jona auszurücken. Die ging jetzt langsamer, wahrscheinlich sprach sie auf die Pferde ein. Kerstin konnte es nicht hören, dazu war die Entfernung zu groß. Mit ausgestreckter Hand näherte sie sich den Tieren. Kerstin strengte die Augen an. Wie kann ein einziger Mensch sich an solch eine ungezähmte Pferdeherde heranwagen, wie sollte Jona da etwas ausrichten können? Kerstin schüttelte den Kopf.
Aber Jona mußte es schließlich wissen. Man sah jetzt, daß sie ganz nahe war, ganz nahe dran. Sie hantierte, Kerstin zwinkerte und starrte dann wieder hin. Richtig, einem Pferd schien sie ein Halfter übergestülpt zu haben, das führte sie am Strick hinter sich her. Jetzt das nächste.
Kerstin ließ den Zündschlüssel stecken und streckte die Beine aus der geöffneten Autotür. Sie lief, möglichst ruhig, dabei aber so schnell sie konnte, ohne die Pferde zu erschrecken, der Schwester nach. Hoffentlich hatte die wirklich gewinkt, daß sie kommen sollte.
Die Pferde warfen ein wenig die Köpfe, als sie näher kam. Sie bemühte sich, noch vorsichtiger zu laufen. So, jetzt war sie so nahe, daß sie sich mit Jona verständigen konnte.
„Gut, gut so“, sagte diese halblaut, „nimm den Strick hier – und den.“
Kerstin faßte zu. Jona war noch immer damit beschäftigt, einem Hellgelben mit schwarzer Mähne das Halfter über den Kopf zu ziehen. Der hob die Nase stets genau in dem Augenblick, in dem sie es versuchte. „Olala, olala, mein Schöner. Keine Angst. Nein, bleib ja stehen, du Kanake, gleich hab’ ich dich ...“
Jetzt war es ihr gelungen. Sie zog die Schnalle oben in der Mähne zu – es waren Stallhalfter, die sie den Pferden anlegte, außer dem einen – und führte auch den Hellgelben zu den beiden, die Kerstin hielt.
„Nimm den auch noch. Ich sitz’ inzwischen auf. Wenn ich drei führe, kommen die andern vielleicht nach. Scheuch sie, indem du hinter uns herfährst, aber sachte, mit Gefühl, verstehst du“, sie sprach leise und eindringlich. Kerstin bemühte sich, sie zu verstehen. Sie war schon jetzt schweißnaß, teils vor Aufregung, teils, weil es trotz der frühen Stunde schon heiß war. „Werden sie auch nicht verrücktspielen, wenn ich hinter ihnen herfahre?“ fragte sie bänglich.
„Glaub’ ich nicht. Sind Autos gewöhnt.“
Jona war auf einen Dunklen, ziemlich Hochbeinigen geglitten und griff nach den Stricken. Zwei rechts, eins links von ihrem Pferd. „Kommet – kommet“, lockte sie die andern. Die standen unentschlossen – satt waren sie, aber nach Hause zu traben schienen sie auch keine Lust zu haben.
Kerstin versuchte sie ein wenig anzutreiben. Einer duckte den Kopf, drehte sich und schlug unmißverständlich nach ihr aus, beide Hinterbeine bis in die Höhe der Kruppe feuernd. Kerstin sprang beiseite.
„Ja, den nicht. Das ist Stormy, der schlägt. Geh auf die andere Seite ...“
Kerstin verstand nicht mehr. Jona war angeritten, die aufgehalfterten Pferde ließen sich ziehen. Kerstin trieb ein bißchen, mit Zurufen und Winken, jetzt kamen sie in Gang. Sie bemühte sich, die ledigen hinterherzutreiben, hatte aber kein Glück damit.
„Dann laß sie. Wir bringen erst die vier hier zurück!“
Jona trabte an. Ihre vier schienen jetzt einverstanden zu sein und gingen gutwillig, wenigstens so einigermaßen. Kerstin sah, wie die Stricke in Jonas Hand einschnitten. Sie hoppelte hinterher, immer ein wenig scheuchend, damit Jona es leichter hatte. Allmählich schien das einzutreffen, die Handpferde ließen sich nicht mehr so zerren, sondern holten auf. Kerstin blieb zurück.
Sie hatte wegen der zu erwartenden Hitze keine langen Hosen angezogen, sondern ein ziemlich kurzes Kleid, in dem man rennen konnte. Trotzdem fand sie, daß sie nicht günstig angezogen war – ihre Halbschuhe hatten Absätze und eigneten sich nicht für einen Dauerlauf im Gelände. Immer wieder knickte sie um. So kam sie endlich, naßgeschwitzt, zum Auto, warf sich atemlos hinein und versuchte, hinter die Gruppe der vier Pferde zu kommen, die Jona westlich lenkte. Zum großen Glück westlich, da konnte man besser sehen. Es war jetzt weißglühend hell, die Hitze nahm von Minute zu Minute zu.
Aber sie kamen vorwärts. Jona erreichte eine Koppel hinter einem langgestreckten Gebäude, saß ab und lotste ihre Pferde hinein, zäumte sie ab und warf die Halfter über den Zaun. Dann kletterte sie drüber, kam ans Auto und blies die Backen auf.
„So, das war der erste Streich.“
„Wieder dorthin?“ fragte Kerstin. Jona nickte, dann aber legte sie die Hand auf Kerstins Arm.
„Halt, warte. Wir nehmen noch jemanden mit. Dann können wir mehr auf einmal zurückbringen. Dort herum, ja! Um die Mauer – da ist der Erlenhof.“
Jona dirigierte die Schwester. Sie umrundeten das Gebäude, hielten am vorderen Eingang. Jona klingelte Sturm. Es dauerte ewig, so schien es ihnen, bis aufgemacht wurde. Eine etwa Dreizehnjährige in Jeans und heller Bluse stand da, ein Brötchen in der Hand, in das sie biß.
„Die Pferde sind weg, wir müssen sie suchen. Los, kommt, alle Mann!“ rief Jona ohne Begrüßung. Die Kleine wandte sich unschlüssig um. Hinter ihr stand die Tür zum Wohnraum offen. Jona sah dort einige Jungen und Mädchen um den Frühstückstisch versammelt.
„Die Pferde stehen im Getreide! Wir müssen sie hereinholen!“ rief sie. Kerstin trat neben die Tür, weil sie meinte, jetzt begänne ein großes Rennen.
„Wir haben noch nicht fertig gefrühstückt“, sagte ein Halbwüchsiger mit dichtem langem Haar und hob die Kaffeekanne, um sich einzuschenken.
„Was sollen wir denn da?“ fragte ein anderer.
„Helfen, zum Donnerwetter! Pferde fangen!“ rief Jona wütend. „Los, los, los, es sind auch Besitzerpferde dabei.“ Vielleicht half das. „Alle sind draußen! Wir fahren euch mit dem Auto hin!“
Ein paar von den Reitkindern standen jetzt auf, nicht sehr schnell, aber immerhin. Es waren ausnahmslos Mädchen. Mehr oder weniger willig – Kerstin fand, unendlich trödelig – schoben sie sich zur Tür, die Jungen blieben ostentativ sitzen. Nun, alle hätte man doch nicht mitnehmen können, dann eben nur weiblich besetzt los, aber los! Kerstin rückte hinter das Steuer, die andern wurden von Jona hineingestopft, vier hinten, wo eigentlich nur zwei Sitze waren, zwei vorn neben Kerstin, Jona kletterte auf die Lehne und schob sich wieder zum Schiebedach hinaus.
„Na, einen Tiefgang haben wir, da kann ich aber den Holperweg nicht riskieren“, murmelte Kerstin.
„Dann wenigstens in die Nähe. Halfter hab’ ich mit. Wer hat ein eigenes Pferd dabei?“
„Ich. Den Jamaika“, brummte eine kleine, bildschöne Schwarzhaarige.
„Der ist schon drin. Ich hab’ ihn vorhin geholt“, sagte Jona.
„Dann kann ich ja zurück!“
„So, und die anderen? Die von Frau Kaiser? Die mögen sich ruhig eine Kolik anfressen, was? Das ist dir egal?“ fuhr Jona wütend auf sie los. „Ihr seid sozial! Was mich nicht betrifft, geht mich nichts an! Die Pferde der anderen sind mir schnuppe – schöner Reiterstandpunkt!“
„Schimpf nicht so, sie sind ja mitgekommen“, brummte Kerstin besänftigend. „Sieh lieber zu, daß du die Pferde entdeckst! Vielleicht sind sie schon weiter!“
Jona spähte. Am alten Platz standen keine mehr. Sie waren also weitergezogen, vielleicht fand man Spuren. Aber der Boden war trocken, knochentrocken, zum Teil vor Trockenheit gesprungen – ideales Erntewetter, aber nicht geeignet, auf Indianerart Fährten zu suchen. Die Mädchen nörgelten, sie säßen so eng und es wäre so heiß.
„Ich hab’ das Wetter nicht bestellt“, sagte Jona verbissen, „und was schadet es, wenn ihr schwitzt. Reiterleben ist hart.“
„Wir haben Ferien!“
Jona blieb die Luft weg.
„Und da kommt ihr auf den Erlenhof, um im Kühlen zu sitzen und andere Leute die Pferde fangen zu lassen? Schöne Reiter seid ihr, wahrhaftig! Habt ihr noch nie gehört, daß erst das Pferd kommt und dann der Reiter?“
„Unsere Eltern bezahlen für uns“, sagte die Schwarzhaarige bockig. Das war Jona zuviel.
„So? Und du meinst, sie zahlen dafür, daß andere sich um dein Pferd kümmern und du Karten spielen kannst!“ Sie wußte, wie es Frau Kaiser ärgerte, wenn die Kinder gleich nach dem Frühstück anfingen zu kartein, statt Pferde zu putzen und Mist wegzubringen. „Bitte halt an, Kerstin. Hier steigt jemand aus.“ Sie sprach jetzt leise, aber man hörte ihr die Wut an. Die hübsche Schwarze sah auf, halb trotzig, halb besorgt.
„Bezahlen sie etwa nicht?“ fragte sie nun doch. „Und nicht zu knapp! Wenn ich mit meinen Eltern nach Mallorca mitgefahren wäre, wäre es billiger gekommen!“
Kerstin hatte auf Leerlauf geschaltet und bremste. Der Wagen stand. Jona stieß die Tür auf.
„Aussteigen!“ befahl sie kurz.
„Wer?“ maulte die Schwarzhaarige. Es klang bereits schüchterner, aber immer noch bockig. Sie blinzelte zu Jona hinauf.
„Du! Und zwar dalli, verstehst du? Du brauchst keine Pferde zu fangen. Lauf zu Fuß zurück oder setz dich hierher und warte, bis dich jemand findet. Oder geh zum Teufel!“
„Jona!“ mahnte Kerstin jetzt sachte. „Es sind nicht deine Ferienkinder!“
„Und auch nicht meine Rösser. Deshalb müssen wir sie doch holen und vor Schaden bewahren. Wer weiß, wo sie hinlaufen, vielleicht in ein Auto – oder sie fressen sich an dem frischen Getreide eine Kolik an. Habt ihr schon mal erlebt, wenn ein Pferd Kolik hat? Sich wälzt vor Schmerzen, stumm, und man steht dabei und kann nicht helfen, oder man führt es die ganze Nacht, und nie weiß man, ob es wieder wird ...“ Keine antwortete.
„Und am nächsten Tag geht es weiter – und das Pferd sieht einen an, ob man nicht helfen kann ...“ Jona brach ab.
„Fährst du nun weiter mit und hilfst, oder wie ist das?“ fragte Kerstin jetzt und sah die Schwarzhaarige an.
„Sie können mich nicht rausschmeißen“, sagte die, unentschlossen, wie sie sich verhalten sollte. Alle sahen sie an. Jetzt war es Jona zuviel.
„Raus! Aber los – raus auf der Stelle!“ knirschte sie und faßte sie beim Genick. „So, und auf dem Heimweg kannst du dich besinnen, ob man im Leben alles mit Geld kaufen kann oder nicht.“ Raus war sie, und Jona gab Kerstin ein Zeichen: Fahr ab, schnell! Sie gehorchte.
„So, die wäre sowieso keine Hilfe gewesen“, sagte Jona befriedigt und richtete sich wieder auf. „Fahr hier herum, Kerstin, um die Waldecke. Den Weg kennen die Pferde, den reiten wir oft. Vielleicht sind sie hier entlang gelaufen.“
Es schien so. Jedenfalls entdeckten sie sehr bald frischen Pferdemist auf dem Streifen Gras, der neben dem Feldweg herlief, und als sie um die Waldecke bogen, sahen sie wahrhaftig drei von den Ausreißern. Jetzt schienen auch die Reitkinder die Sache interessant zu finden.
„Das ist Gnom – nein, Holly ist das! Mensch, den bin ich doch schon geritten! Ich werd’ doch Holly kennen!“
Es war dann weder Gnom noch Holly, sondern Fury. Das aber spielte keine Rolle. Wieder drei, die man sicherstellen konnte – Jona ordnete an, daß drei der Reitkinder sie nach Hause führen sollten – aufsitzen mit Stallhalftern schien ihr nicht geraten.
„Den Weg wißt ihr? Wer ist ihn schon geritten?“
Eine meldete sich.
„Und wenn ihr zu Hause seid, fragt ihr erst bei Frau Kaiser, wer noch fehlt. Vielleicht hat sie die andern schon gefunden. Wir fahren noch die Strecke nach dorthin ab.“ Sie deutete nach dem Wald zu. „Macht’s gut.“