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Kabbala ist die Bezeichnung für die jüdische Mystik und Geheimlehre. Gemeint ist vor allem ihre mittelalterliche Ausformung, wie sie sich seit Beginn des 13. Jahrhunderts in Südfrankreich entwickelte. Schon um 1250 unterschied man zwischen einer spekulativen und einer praktischen bzw. theurgischen Kabbala. Das Wort Kabbala (hebräisch: Überlieferung) bezeichnet ursprünglich alles, was nicht zum Pentateuch, also den fünf Büchern Moses des Alten Testaments gehörte.
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HELMUT WERNERKABBALA
I. EINLEITUNG
II. HINWEISE ZUM VERSTÄNDNIS DER TEXTE
1. Das hebräische Alphabet
2. Die jüdische Bibeldeutung
3. Das Schema der Sephiroth
III. TEXTAUSWAHL: THEORETISCHE KABBALA
1. Das Buch Jezira
2. Jehuda Halevi: Kusari
3. Die 32 Wege der Weisheit
4. Die 50 Tore der Intelligenz
5. Sohar
Aus dem eigentlichen Sohar
Die enthüllte Kabbala — Die wichtigsten 'Lehrmeinungen aus dem Sohar
Idra Rabba - Die große Versammlung
Sifra di Zeni'utha — Das Buch der Geheimnisse
Idra Suta — Die große Versammlung
6. Texte aus kleineren kabbalistischen Werken
Das Buch Bahir
Asriel ben Menachem: Perusch esser sephiroth (Erklärung der zehn Sephiroth in Frage und Antwort)
Joseph ben Abraham Gikatilla: Schaare Ora (Tore des Lichts)
Chadai Crescas ben Jehuda: OrAdonay (Das Licht Gottes)
Modes Cordovero: Pardes Rimmonim (Der Granatäpfelgarten - Die zehn Sephiroth)
Joseph ibn Zadik: Das Buch vom Mikrokosmos
Abraham ibn Esra: Sepher Jesod Mora (Grundlage der Gottesfurcht - Die drei Seelen)
Isaak Luria: Das Buch von der Seelenwanderung
7. Texte aus der Merkaba-Mystik
Othijot - (Das Alphabet des Rabbi Akiba) Ausdeutung des Buchstaben Aleph
Das Buch Henoch
Sch ’ur Komah - (Das Alphabet des Rabbi Akiba) Die Maßbestimmung des Göttlichen
8. Aus der Hechaloth-Literatur
Einleitung und Kedusche-Hymnus
Sepher Chanoch - Aus dem hebräischen Henochbuch
Sepher Raziel- Das Buch der Geheimnisse
9. Der Chassidismus
Der Ruhm des Beseht
10. Der Sabbiatianismus
Jonathan Eibenschütz:
Predigtsammlung—Jaarot Debasch
11. Das alchemistisch-kabbalistische Traktat
Esch M’Saref - Das reinigende Feuer
12. Texte christlicher Kabbalisten
Picus de Mirandula: Conclusiones philosophicae, cabbalisticae et theologicae (Philosophische, kabbalistische und theologische Schlussfolgerungen)
Agrippa von Nettesheim: Die Kabbala (Auszüge)
Johannes Keuchlin: De Arte cabbalistica (Über die Kunst der Kabbala; Auszüge 1. Buch)
IV. TEXTAUSWAHL: PRAKTISCHE KABBALA
1. Abraham von Worms - Das Buch der wahren Praktik der Kabbala und Magie
2. Sepher Schimmusch Tehillim - Der Gebrauch der Psalmen zum leiblichen Wohl der Menschen
Ein Fragment derpraktischen Kabbala - übersetzt aus dem Hebräischen
BIBLIOGRAFIE
Nachschlagewerke
Anthologien und Textausgaben der wichtigsten Klassiker
Soharausgaben
Fremdsprachige Sekundärliteratur
Deutschsprachige Sekundärliteratur
VI. KLEINES LEXIKON DER KABBALA
Kabbala ist die Bezeichnung für die jüdische Mystik und Geheimlehre. Gemeint ist vor allem ihre mittelalterliche Ausformung, wie sie sich seit Beginn des 13. Jahrhunderts in Südfrankreich entwickelte. Schon um 1250 unterschied man zwischen einer spekulativen und einer praktischen bzw. theurgischen Kabbala. Das Wort Kabbala (hebräisch: Überlieferung) bezeichnet ursprünglich alles, was nicht zum Pentateuch, also den fünf Büchern Moses des Alten Testaments gehörte. Bis zum 13. Jahrhundert wurde die jüdische Mystik mit Begriffen wie »Rase Tora« (Mysterien der Tora), »Ma’asseh Bereschiht« oder »Ma’asseh Merkaba« bezeichnet. Hauptthema der spekulativen oder theoretischen Kabbala ist die mystische oder ekstatische Schau Gottes. Der mystische Weg zu Gott ist eine Umkehrung des Weges, aus dem der Mensch aus Gott gekommen ist. Wer die Entstehung der Welt und des Menschen kennt, ist auch im Besitz des Wissens, mit dem er wieder an die Quelle alles Seins zurückkehren kann. Somit spielt die Kosmologie in der theoretischen bzw. spekulativen Kabbala eine sehr zentrale Rolle. Die praktische Kabbala, bei der die geheimen Namen Gottes und der Engel zum Zwecke der weißen Magie, — d. h. nicht zum Schaden anderer Menschen — benutzt werden, ist älter als die theoretische oder spekulative Form. Man kann davon ausgehen, dass die gesamte altjüdische Magie in sie eingegangen ist. Wenngleich diese Zweiteilung schon seit dem 13. Jahrhundert bekannt ist, haben sich die meisten Kabbalisten bewusst von dieser okkulten Disziplin distanziert. Wir haben aber Grund zu der Annahme, dass diese Beteuerungen nur Schutzbehauptungen waren, um das große Interesse an diesem Zweig der Kabbala zu verbergen. Besondere Wertschätzung erfuhr die praktische Kabbala im deutschen Chassidismus des 13. Jahrhunderts, wo sie auch weiterentwickelt wurde. Die Juden im Rheintal verfochten eine mystische Richtung, in der sich viele Elemente der spätantiken Gnosis erhalten haben und in der die Mythologie von Golem, einem künstlichen Menschen, geschaffen wurde.
Von dieser weißen Magie muss die schwarze Magie (hebräisch: Kischuf) scharf getrennt werden. Sie beschäftigt sich mit Zauberei, Totenbeschwörung, Anrufung von Dämonen und magischer Benutzung von Amuletten. Sie gilt als etwas Unreines und war den Juden streng verboten. Fälschlicherweise wird besonders in esoterischen Kreisen die Behauptung vertreten, dass diese schwarze Magie jüdischen Ursprungs sei und mit der Kabbala in Verbindung stehe. Neuere Forschungen aber haben bewiesen, dass die schwarze Magie eine internationale Strömung im Mittelalter war, die aus einer gegenseitigen Beeinflussung von arabischen, jüdischen und christlichen Elementen entstanden ist. Es wurde lange übersehen, dass in dieser Mischung die arabische Magie, die man erst in den letzten 50 Jahren eingehend untersucht hat, das bestimmende Element war. Die Schuld an diesem Irrtum tragen die christlichen Kabbalisten, vornehmlich Agrippa von Nettesheim (gest. 1535), der die Kabbala eng mit der Magie verwoben hat, so dass sie bei seinen Bewunderern und Nachfolgern mit allen Arten der Magie, besonders der schwarzen, gleichgesetzt wurde.
Bevor ich auf die Ursprünge und Anfänge der Kabbala eingehe, sollte ich die Schwierigkeiten erwähnen, mit denen sich die Kabbalaforschung auseinander zu setzen hat. Die Kabbala ist nämlich nur ein Teil der jüdischen Mystik, die den Zeitraum zwischen Rabbi Akibi (15-135 n. Chr.) und dem 1935 verstorbenen Rabbi Abraham Jizchok Kook umfasst. Es gibt etwa 2000-3000 gedruckte Texte und noch mehr unveröffentlichte, nur in Handschriften erhaltene Literatur.
Doch dies sind nur Schätzungen. Eine umfassende Bibliografie fehlt bis heute. Von G. Scholem wurde nur die Literatur über die Kabbala erfasst. Die jüdische Mystik, und vor allem die Kabbala, war eine Geheimlehre, die nur an auserwählte Adepten weitergegeben wurde. Über die Kabbalisten ist nur sehr wenig bekannt, da sie alle autobiografischen Hinweise gleichsam in einer Art Selbstzensur getilgt und deren Veröffentlichung verhindert haben. So wissen wir fast nichts über die Umstände und Verhältnisse, in denen diese Schriften entstanden sind, da selbst in den zeitgenössischen Dokumenten die Namen der Kabbalisten kaum erwähnt werden. So ist es heute nicht möglich, von den einzelnen Kabbalisten ein individuelles Bild zu zeichnen. Die Originalquellen der älteren Kabbala sind überdies recht spärlich und dazu auch häufig nur noch in Teilen überliefert. Sprache und Stil sind schwer verständlich, so dass man diese Texte geradezu »entziffern« muss.
Der Ursprung der Kabbala ist auch heute noch nicht restlos aufgeklärt. Da die mittelalterliche Kabbala ein Teil der jüdischen Mystik ist, sollen zunächst deren Hauptrichtungen dargestellt werden, wie es sie bereits vor dem Beginn der Kabbala gegeben hatte. Es besteht in der Forschung noch keine völlige Übereinstimmung, welche geistigen Strömungen und Bewegungen nun wirklich zur jüdischen Mystik zu rechnen sind. Es gibt Forscher, die solche Strömungen schon für die biblische Zeit ausmachen wollen. Bezeugt sind seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. zwei Geheimlehren, die sich mit mystischen Spekulationen im Anschluss an die ersten Kapitel der Genesis (Schöpfungsgeschichte) und des Buches Ezechiel beschäftigen. Eine dieser Geheimlehren, die »Kunde von den Anfangsdingen« (hebräisch: Ma’asseh Bereschiht) kann als eine Art mystische Kosmogonie bezeichnet werden. Bei weitem einflussreicher war aber die zweite, die »Kunde vom Gotteswagen« (hebräisch: Ma’asseh Merkaba), die sich bis ins 11. Jahrhundert nachweisen lässt und bei der Entstehung der Kabbala eine wichtige Rolle spielte. Das erste Kapitel des Buches Hesekiel beschreibt die ekstatische Schau des göttlichen Thronwagens, der Merkaba. Zwar beschäftigten sich ursprünglich beide Lehren nur mit der Erläuterung der betreffenden Bibelstellen. Doch das Verbot, das erste und letzte Kapitel des Buches Ezechiel vor dem 30. Lebensjahr zu studieren, beweist, dass sich die bloße Kommentierung zu einer mystischen Spekulation weiterentwickelt hatte, die als gefährlich angesehen wurde.
Die Merkaba-Mystik brachte eine umfangreiche Literatur hervor, die den Weg der Ekstatiker durch die sieben Paläste (hebräisch: Hechaloth) bis zum Thron Gottes schildert. Diese Erlebnisse der Mystiker bilden den Inhalt der so genannten Hechaloth-Literatur: das große Hechaloth, das kleine Hechaloth, Schi’ur Koma, Buch der Merkaba etc. Paradoxerweise wird diese Himmelsreise als ein Abstieg bezeichnet, denn die Anhänger dieser Richtung nennen sich »Jorde Merkaba«, was wörtlich übersetzt »die zur Merkaba Hinabsteigenden« heißt. Der Mystiker muss bei seiner visionären Himmelsfahrt zum Thron Gottes die sieben Paläste des oberen Himmels durchwandern, deren Tore nur nach umständlichen Prozeduren durchschritten werden dürfen. Die himmlischen Wächter nämlich verlangen die Kenntnis der geheimen Siegel und Passworte, die in den Hechaloth-Schriften mitgeteilt werden. Aber außer dem Studium dieser Schriften ist es erforderlich, mehrere Tage zu fasten und die zahlreichen Hymnen und Gesänge der Merkaba-Mystik zu flüstern, deren Wortlaut ebenfalls in diesen Texten überliefert ist. Am Ende ihrer Reise sehen die »Jorde Merkaba« die Gottheit in einer menschlichen Gestalt, wie sie der Prophet Hesekiel (Ez. 1,26) sehen durfte. Die »Maße des Körpers« dieser Gottheit (Schi’ur Koma) gehören zum esoterischen Wissen des Mystikers. Die Zahlenverhältnisse haben eine wahrhaft kosmische Ausdehnung und überschreiten jede menschliche Vorstellung. Dennoch wurde diese Vermenschlichung Gottes vom offiziellen Judentum als höchst anstößig empfunden. Doch ist dieses göttliche Wesen nicht Gott selbst, sondern nur seine Erscheinung. Er hat die Gestalt des Weltschöpfers und damit des »Urmenschen« (hebräisch: Jozer Bereschiht) angenommen. Dank seiner Überweltlichkeit entzieht er sich jeder Beschreibung. Doch soll nicht verschwiegen werden, dass auch andere Deutungen möglich sind. So gibt es Gelehrte, die meinen, die gesamte Merkaba-Literatur sei wegen ihrer maßlosen Übertreibungen als Lektüre für Kinder bestimmt gewesen.
Inhalt der visionären Schau der Merkaba-Mystiker ist aber nicht nur das »Schi’ur Koma«, sondern auch der höchste aller Engel, der den Namen »Metatron« (griechisch: der neben dem Thron Stehende) trägt. Es ist niemand anderes als der in den Himmel entrückte Henoch. Die Verbindung Henochs mit der Welt der Merkaba-Mystiker ist an sich nicht verwunderlich, da in den apokryphen (d. h. nicht zu den kanonischen biblischen Schriften gehörenden) Henochbüchern von einer Himmelfahrt Henochs berichtet wird. Im 14. Kapitel des äthiopischen Henochbuches liegt eine ausführliche Beschreibung des Gottesthrons vor, die in vielen Punkten den Ausführungen der Merkaba-Mystiker ähnelt. Religionsgeschichtlich kann man die Merkaba-Mystik als eine jüdische Variante der Gnosis bezeichnen, da sie die wichtigsten Lehren dieser spätantiken religiösen Strömung enthält. Auch die Gnostiker gewinnen die Erkenntnis nicht auf rationalem Weg, sondern durch mystische Erfahrung, und sie verschaffen sich den Zugang zu den himmlischen Welten mit Hilfe magischer Mittel.
Auch von der zweiten Geheimlehre, der »Ma’asseh Bereschiht«, die eine Art mystische Kosmogonie ist, hat sich ein Text erhalten. Es ist das berühmte Buch Jezira (Buch der Schöpfung), das bei den Okkultisten und Esoterikern des Mittelalters als kabbalistisches Werk schlechthin galt. Es ist weitgehend unbestritten, dass dieses Buch zwischen dem 3. und 6. Jahrhundert n. Chr. entstanden ist. Vor allem die zahlreichen Übereinstimmungen mit der Gnosis sowie die sprachlichen Eigentümlichkeiten des Hebräischen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., die sich in dem Buch Jezira finden, sprechen für diese Entstehungszeit. Leider gelang es der Forschung bis heute noch nicht, den Inhalt überzeugend zu deuten. Die Kosmologie basiert auf den zehn Urzahlen, den »Sephiroth«, und den 22 Buchstaben des hebräischen Alphabetes - beide zusammen bilden die 32 Wege der Weisheit oder die Urkräfte der Schöpfung. Im ersten Kapitel dieses Werkes wird dargestellt, wie Gott mit Hilfe der 32 Wege die Welt erschuf. Der Rest des Buches behandelt die 22 Buchstaben als Elemente des Kosmos. Alle Bereiche des Seins, nämlich die Welt, die Zeit und der menschliche Körper, sind aus der Verbindung der 22 Buchstaben hervorgegangen. Abgesehen von der Deutung noch unklarer Textstellen konnte die Frage bisher nicht beantwortet werden, ob der Autor so etwas wie eine doppelte Schöpfung im Sinn hatte. Die Lehre von den zehn Urzahlen oder »Sephiroth« und den 22 Buchstaben als den Elementen der Welt führt zu vielen Überschneidungen in der Schöpfung. Es bleibt in dem Buch offen, welches Verhältnis zwischen den »Sephiroth« und den Buchstaben besteht. Geklärt ist inzwischen die Herkunft des Wortes »Sephiroth«, das nämlich nicht vom griechischen Wort »Sphaira« (Kugel), sondern vom hebräischen Wort für »zählen« (saphar) abstammt. Einen wichtigen Beitrag zur Deutung des Buches Jezira leistete der berühmte Judaist Leo Baeck, der nachzuweisen versuchte, dass der Autor des Buches Jezira die Ideen des Neuplatonikers Proklus (410— 485 n. Chr.) in die Gedankenwelt der Merkaba-Mystik umsetzte. Dann aber wäre dieses Buch erst nach dem 5. Jahrhundert n. Chr. entstanden.
Das Buch Jezira wurde in einer großen Zahl von Kommentaren erläutert. Beispielhaft wird ein Auszug dieser Kommentare aus dem Buch Kusari von Jehuda Halevi im Textteil dieses Werkes abgedruckt. Der Religionsphilosoph und Dichter Jehuda Halevi (um 1080-1145) lebte in Cordova und starb auf dem Weg nach Palästina. Sein in Arabisch verfasstes philosophisches Werk, das Buch Kusari, behandelt in Form von Dialogen zwischen einem Gelehrten und dem König der Chasaren die Grundlehren des Judentums.
Die Merkaba- und Jezira-Mystiker behandelten ihr esoterisches Wissen als Geheimlehre, die nicht jedermann zugänglich war. Nur wer aufgrund seiner sittlichen Eigenschaften und seines Charakters als würdig beurteilt wurde, fand Aufnahme in diesen Kreis. Neben diesen moralischen Kriterien spielten auch körperliche Merkmale eine Rolle. Es kann heute als gesichert gelten, dass in diesen mystischen Zirkeln die Chiromantik und Physiognomik (Hand- und Gesichtslesekunst), die in der praktischen Kabbala und der späteren Esoterik bis in unsere Zeit eine wichtige Rolle spielen, ausgebildet wurden. In einer Schrift der Hechaloth-Literatur, die das älteste Werk dieser Art überhaupt ist, werden die günstigen und ungünstigen Handlinien des Menschen beschrieben. Wenngleich auch noch manche Einzelheit in diesem Text geklärt werden muss, so steht doch heute fest, dass die Handlesekunst jüdischen Ursprungs ist.
Zu klären bleibt auch noch die Frage, wie zu Beginn des 13. Jahrhunderts in Südfrankreich die Kabbala entstehen konnte, die die zentralen Lehren der jüdischen Gnosis und Mystik in sich vereinigte und weiterbildete. Diese Renaissance der gnostischen Gedankenwelt wirft unzählige Fragen auf. Auf der Suche nach Antworten darf auf keinen Fall übersehen werden, dass sich dieses Phänomen im 16. Jahrhundert bei der Kabbala des Isaak Luria wiederholte. Beide Erscheinungen könnte man dadurch erklären, dass die orientalische Herkunft und Tradition der jüdischen Geistesgeschichte Rückgriffe auf die Lehren der Gnosis ohne eine äußere Beeinflussung ermöglichen. Lange Zeit hielt sich die Theorie von Graetz, der in der Kabbala nur eine mystische Gegenbewegung zu der allzu streng rationalistischen Philosophie des Maimonides (1135—1204), sah, dessen Anhänger in den jüdischen Gemeinden Südfrankreichs sehr zahlreich waren. Sein Hauptwerk »Führer der Verirrten« hat die Gegner von Aufklärung und Rationalismus, die Heil und Zuflucht in den mystischen Strömungen der Vergangenheit suchten, auf den Plan gerufen.
Allerdings kann man nicht von einer historischen Kontinuität zwischen der jüdischen Gnosis und der Kabbala ausgehen. Seit etwa 60 Jahren versucht die Forschung das Wiederaufleben der Gnosis in der Kabbala als Folge der Beeinflussung durch die Sekten der Karthager und Albigenser zu erklären, die viele Elemente der spätantiken Gnosis übernommen haben. Zwischen 1150 und 1220 wurde Südfrankreich von großen religiösen Spannungen erschüttert, und das katholische Christentum musste um seine Existenz kämpfen. Südfrankreich war durchsetzt von Ketzerbewegungen, die eher selbstständige Religionen waren als christliche Sekten. Obwohl diese Sekten das Alte und Neue Testament als sich gegenseitig ausschließende Offenbarungen ansahen und eine Art metaphysischen Antisemitismus lehrten, gab es dennoch enge Beziehungen zwischen ihnen und den Juden Südfrankreichs. Sie hatten eines gemeinsam: Beide waren Gegner des Christentums. In den zeitgenössischen Streitschriften wird den Anhängern dieser Sekten gerade ihre enge Beziehung zu den Juden vorgeworfen. Dennoch ist es bis heute nicht gelungen, zwischen den Lehren der Kabbala und dem Katharismus eine enge Verbindung bzw. Entlehnung von Gedanken festzustellen, wenn man einmal davon absieht, dass in beiden Lehren die Seelenwanderung enthalten ist. Doch auch in Bezug auf diese Lehre gibt es zu viele Unterschiede, als dass eine gegenseitige Beeinflussung angenommen werden könnte.
Wichtige Fortschritte in der Frage nach der Entstehung der Kabbala erzielte G. Scholem, der als erster die Bedeutung des Buches Bahir für die Lösung dieser Frage erkannte. Dieses Buch, dessen hebräisches Original knapp 40 Seiten umfasst, gilt heute als das älteste kabbalistische Werk. Der deutsche Titel »Leuchtend« ist dem Anfang des Buches entnommen, wo der Bibelvers Hiob 37,21 behandelt wird: »Nun aber sieht man nicht das Licht, leuchtet es in den Himmeln.« Es kann mit Sicherheit festgehalten werden, dass das Buch Bahir um 1200 im Umkreis von Isaak dem Blinden in Südfrankreich entstanden ist.
Der Text gliedert sich in fünf Hauptteile:
1. Die ersten Verse der Schöpfung (1—16)
2. Das Alphabet (27-44)
3. Die sieben Vokale und die Sephirot (45—123)
4. Die zehn Sephiroth (123-193)
5. Die Geheimnisse der Seele (194-200)
Als sich zu Beginn des 13. Jahrhunderts die Kabbala auch in Spanien (Aragon und Kastilien) ausbreitete, hatte dieser Text bei den spanischen Kabbalisten den Rang eines kanonischen Werkes, das erst später durch den Sohar verdrängt wurde. Es ist ein gänzlich unliterarisches Buch, dessen Formmängel und unsystematischer Aufbau schon den alten Kabbalisten viele Rätsel aufgaben und ihm den Ruf eines sehr schwierigen und dunklen Buches verliehen. Seiner Form nach gehört es zur Gattung der Midrasch, d. h. es besteht aus einer Sammlung von kurzen Belehrungen und Aussprüchen im Anschluss an die Bibelverse. Gegenstand dieser Erörterungen sind vornehmlich kosmologische und kosmogonische Bibelstellen. Man kann heute deutlich mehrere Schichten voneinander abgrenzen, von denen die ältesten stark von der jüdischen Gnosis beeinflusst sind. Folglich ist das Buch Bahir die Verbindungslinie zwischen der Merkaba- und der Jezira-Mystik. Der anonyme Autor spricht mehrfach von der Merkaba-Lehre und versucht, ihren Sinn zu deuten.
Entgegen der bisherigen Auffassung, nach der die kabbalistische Symbolik sich erst nach dem 13. Jahrhundert ausgebildet habe, zeigt das Buch Bahir, dass auch die ältesten Kabbalisten bereits eine feste Symbolik hatten. Die Sephiroth-Lehre, das Fundament der Kabbala, ist bereits ausgebildet - auch wenn nur in Ansätzen und ohne jede Systematik. An sich wird nur ausgesagt, dass die Wesenheiten, welche die Welt bilden, zehn an der Zahl sind. Was nun die einzelnen Sephiroth, Gott und die verschiedenen Seinsstufen anbelangt, so fehlt noch eine feste Definition für die Symbole. Das spätere stufenförmige Sephiroth-Schema - Gott, Geist, Seele, Natur und Körperwelt — wurde erst im Laufe des 13. Jahrhunderts ausgebildet, als die Kabbala unter den Einfluss des jüdischen Neuplatonismus geriet. Ein wichtiger Vertreter dieser philosophischen Strömung war Salomon ibn Gebirol (gest. 1070), der in seinem Hauptwerk »Fons vitae« einen so genannten Emanationspantheismus darlegte: Gott nämlich ist die Lebensquelle von allem.
Der älteste Teil des Buches Bahir stammt aus dem Orient. Eine Zwischenstation war sicherlich auch Deutschland, was übrigens mit der Überlieferung der Kabbalisten übereinstimmt. Es zeigen sich deutliche Spuren des deutschen Chassidismus, einer mystischen Bewegung des Judentums, die sich fast gleichzeitig mit der Kabbala im Rheintal entwickelte.
Diese Forschungsergebnisse lassen auch das Entstehen der Kabbala in einem völlig anderen Licht erscheinen. Man könnte sich den Entwicklungsprozess etwa so vorstellen: Zunächst gab es eine mystische Bewegung (900-1200 n. Chr.), die das Erbe der jüdischen Gnosis bewahrte und pflegte. In mehreren Etappen ist sie nach Europa vorgedrungen. Eine wichtige Zwischenstation war der schon erwähnte deutsche Chassidismus, der sich im Rheintal ausgebildet hatte. Die klassische Form der Kabbala erhielt sie jedoch erst, nachdem sie mit der Gedankenwelt des Neuplatonismus zusammengetroffen war. Diese Durchdringung und die damit verbundene philosophische Formulierung ihrer Lehren führte dazu, dass die gnostischen Elemente immer mehr in den Hintergrund traten.
Etwa hundert Jahre nachdem das Buch Bahir erschienen war, wurde in Spanien der Sohar (hebräisch: Buch des Glanzes) veröffentlicht, der neben der Bibel und dem Talmud zu den klassischen Schriften des Judentums gehört und wie kein anderes Werk einen Eindruck von dessen Wesen vermittelt.
Das aramäische Original umfasst 2400 eng beschriebene Seiten. Die in der Bibliografie dieses Werkes aufgeführten mehrbändigen englischen und französischen Übersetzungen sind nicht vollständig. Ins Deutsche wurde bisher nur ein ganz kleiner Teil übersetzt. Der Sohar kann ebenfalls als Midrasch bezeichnet werden: er besteht aus Reden, Monologen und Dialogen zu den fünf Büchern Moses (Tora), zu dem Hohenlied und dem Buch Ruth. Er gliedert sich wie folgt:
1. Titelloser Hauptteil, der sich in weitschweifenden Kommentaren an einzelne Verse der Tora anlehnt. Die Einteilung erfolgt nach den 54 Wochenabschnitten der Tora.
2. Sifra di Zeni’utha (Buch der Verborgenheit): In diesem Buch werden die ersten sechs Kapitel der Genesis in einer sehr mystischen Weise behandelt.
3. Idra Rabba (Große Versammlung): Simeon ben Jochai vermittelt seinen Jüngern die verborgenen Geheimnisse, die im »Buch der Verborgenheit« angedeutet wurden.
4. Idra Suta (Kleine Versammlung): Schilderung des Todes von Simeon ben Jochai.
5. Idra di be Maschkana (Versammlung anlässlich eines Vortrags im Zusammenhang mit dem Toraabschnitt über das Stiftzelt).
6. Hechaloth: Schilderung der sieben Paläste des Lichtes.
7. Ras de-Rasin (Geheimnis der Geheimnisse): Abhandlung über die Hand- und Gesichtslesekunst (Physiognomik und Chiromantik).
8. Saba (Der Greis): Thema sind die Seele und die Seelenwanderung.
9. Jenuka (Das Kind): Ein Wunderkind hält einen Vortrag über die Tora.
10. Rab Methibtha (Haupt der Akademie): Schilderung einer Wanderung durch das Paradies.
11. Sithre Tora (Geheimnisse der Tora): Allegorische und mystische Deutung von Toraabschnitten.
12. Mathnithin (Mischnas und Tossefta): Nachahmung von Deutungen und Erklärungen der Gesetze des Talmud.
13. Sohar zum Hohenlied: Abhandlung über die ersten Verse des Hohenliedes.
14. Kaw ha-Midda (Der mystische Maßstab).
15. Sithre’Othijoth (Geheimnisse der Buchstaben).
16. Ein Kommentar über die Merkaba-Version Ezechiels.
17. Midrasch ha-ne’elam (Mystische Midrasch zur Tora).
18. Midrasch ha ne’elam (Midrasch zum Buch Ruth).
19. Ra’ja Mehemna (Der treue Hirt): Deutung der Gebote und Verbote der Tora.
20. Tikkune Sohar: Kommentar zu den ersten sechs Kapiteln der Tora.
21. Weitere Texte zur Tora.
22. Kleinere Texte und Stücke.
Über Autorenschaft, Entstehungszeit und die verschiedenen Schichten des Sohar besteht heutzutage weitgehend Einigkeit.
Die Frage, ob es einen oder mehrere Autoren gibt oder ob der Sohar letztlich seine Existenz einem Herausgeber verdankt, der die in einem langen Zeitraum entstandenen Schriften zusammenfasste, ist heute weitgehend entschieden. Man geht davon aus, dass ein gewisser Moses ben Schemtob de Leon (um 1250—1305) aus Kastilien der Verfasser ist. Außer ein paar Lebensdaten wissen wir von ihm nur, dass er eine beträchtliche Anzahl von Schriften verfasst hat. Die Quellenanalyse des Sohar ergab, dass Moses de Leon Schriften benutzt hat, die bis spätestens 1274 entstanden waren. An einer Stelle jedoch ist zu lesen, es seien seit der Zerstörung des zweiten Tempels 1200 Jahre vergangen. Dies aber würde bedeuten, dass der Sohar in den Jahren nach 1268 entstanden ist. Obwohl das Werk nicht wirklich homogen ist, heben sich nur zwei Schichten voneinander ab, von denen die bei weitem umfangreichste nur von einem Autor stammen kann. Sicher ist auch, dass ein Teil des Sohar zwischen 1275 und 1280 verfasst wurde, während der Hauptteil in den Zeitraum von 1280 bis 1286 fällt. Alle Versuche, noch ältere Schichten nachzuweisen, konnten nicht die Zustimmung der führenden Kabbalaforscher finden.
Der Autor des Sohar fasst nicht einfach die verschiedenen kabbalistischen Ideen zusammen, die sich bis zum Jahre 1275 entwickelt hatten, sondern bekundet an vielen Stellen seine Sympathie für eine Richtung der spanischen Kabbala, die man die »Gnostiker« nennt. Wenn er zwischen unterschiedlichen Lehrmeinungen zu wählen hat, so folgt er dieser Richtung. Bei den »Gnostikern« handelt es sich um eine Gegenströmung in der klassischen Kabbala, die gegenüber dem Neuplatonismus wieder das gnostische Element stärker betonen will. So entwickelte dieser gnostische Zirkel die Lehre von der Hierarchie des Bösen, die analog zum Sephiroth-Schema aufgebaut ist. Den zehn heiligen Sephiroth entsprechen den zehn bösen, die aber nicht nach Eigenschaften wie Weisheit, Intelligenz etc. bezeichnet werden, sondern persönliche Eigenschaften tragen. Auffällig ist auch, dass der Autor so wichtige Schlüsselwörter wie Kabbala und Sephiroth vermeidet.
Ein weiteres wichtiges Ergebnis der neueren Kabbalaforschung ist die genaue Abgrenzung der Strömungen, die historisch zur Kabbala gehören, von den Lehren, die eigentlich gar keine Beziehungen zum Judentum haben und mehr oder weniger gewaltsam mit der Kabbala verbunden wurden.
Seit dem 16. Jahrhundert wurden die Kabbala und die Alchemie in einem engen Zusammenhang betrachtet und sind oft als synonyme Begriffe angesehen worden. Wenngleich diese Zuordnung schon auf Paracelsus und Agrippa von Nettesheim zurückgeht, so waren es doch die Rosenkreuzer des 17. und 18. Jahrhunderts, die diese ursprünglich gänzlich verschiedenen Strömungen gleichsam in einer alchemistisch-kabbalistischen Mystik miteinander verwoben. Eine nicht unwichtige Rolle spielten hierbei auch die christlichen Kabbalisten, die sich eifrig bemühten, ein so gänzlich falsches Bild der Kabbala zu zeichnen.
Das Ziel der Alchemisten ist die Umwandlung von Metallen in Gold. Obwohl man diesen Umwandlungsprozess nicht nur äußerlich verstehen darf und sicherlich die innere Verwandlung bzw. Vervollkommnung des Menschen das wichtigste Anliegen der Alchemisten war, so war doch das Gold bei ihnen das höchste Symbol.
Aber diese Auffassung deckt sich gerade nicht mit der kabbalistischen Symbolik, die Silber als ein Symbol des Männlichen, der rechten Seite und der Gnade, Gold aber als Symbol des Weiblichen, der linken Seite und der Strenge ansah. Diese Unterschiede in der Symbolik beweisen schon hinlänglich, dass Alchemie und Kabbala ursprünglich in keiner Beziehung miteinander standen.
Die in der modernen Esoterik verstärkt betonte Verbindung zwischen Tarot und Kabbala geht letztlich auf die Okkultisten des 19. Jahrhunderts zurück, die allerdings nur sehr geringe und oberflächliche Kenntnisse der Kabbala hatten. So wies der Magier und Vielschreiber Eliphas Levi (1810— 1875) die hebräische Herkunft des Tarot dadurch nach, dass er durch Rückwärtslesen (Anagramm) aus »Tarot« das Wort »Tora« erhielt. Weiterhin sollen die Großen Arkana (22 Karten) mit den 22 hebräischen Buchstaben übereinstimmen. Aber weder im Hebräischen noch im Aramäischen findet sich das Wort Tarot. Was die Zuordnung der Karten mit den Buchstaben anbelangt, bereitet den Tarotexperten die Narrenkarte (Nullkarte) große Schwierigkeiten, weil das hebräische Zahlensystem den Nullwert nicht kennt. Aus diesem Grund platzierte Levi die Narrenkarte zwischen der 20. und 21. Karte. Sicherlich keine überzeugende Lösung! Zeitgenössische Tarotexperten sehen dagegen eine Entsprechung zwischen den 22 Großen Arkana und den 22 Verbindungslinien der zehn Sephiroth des kabbalistischen Baumes. Diese Zuordnung ist zwar ohne logische Widersprüche, aber es besteht keine Einigkeit darüber, welcher Pfad denn nun welche Tarotkarte symbolisiert. Im Übrigen ist das Sephiroth- Schema in der starren Form des kabbalistischen Baumes das Ergebnis späterer Spekulationen der Kabbalisten. Die Kabbala ist tatsächlich eine mystische Strömung, der jede Art von Schematismus an sich fremd ist. Wir erinnern uns, dass im Sohar das Wort Sephiroth nicht vorkommt. Der Autor gebraucht dafür unzählige Umschreibungen.
Grundlage der Kabbala ist das hebräische Alphabet, dessen Buchstaben von rechts nach links gelesen werden. Obwohl dieses Alphabet ursprünglich nur Konsonanten enthielt, konnte man ein geschriebenes Wort auch ohne Vokale verstehen. Als die Kenntnis des Hebräischen in der Spätantike zurückging, entwickelte man Vokalzeichen, die als Punkte oder Striche über oder unter die Konsonanten gesetzt wurden.
ZEICHEN
NAME UMSCHRIFT
ZAHLENWERT
X
Aleph
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2
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Gimel
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Hebräisches Alphabet
Die hebräische Bibel umfasst selbstverständlich nur das Alte Testament, das auch mit der Kurzform »Thenuch« bezeichnet wird. Der Buchstabe »The« steht für Tora (Weisung), das »N« steht für Nevim (Propheten) und das »Ch« für Chetuvim (Schriftwerke). Die Tora enthält die fünf Bücher Moses. Zu den Büchern der Propheten werden auch noch die Bücher Josua, Samuel und die Könige gerechnet. Die Schriftwerke umfassen: Psalter, Sprüche Salomon, Hiob, das Hohelied, Ruth, Klagelieder, Ekklesiastes (Prediger), Esther, Daniel, Esra, Nehemia und die Chronik. Das Ziel der jüdischen Bibelerklärung ist vornehmlich nicht das Textverständnis, sondern die Anwendbarkeit für die Lebensführung. Wenn mehrere Bibelstellen herangezogen werden, haben Belege aus der Tora ein größeres Gewicht. Sie stammt nämlich unmittelbar von Gott selbst und ist somit der heiligste Teil des Alten Testaments. In der Praxis der Bibelauslegung unterscheidet man zwischen einem wörtlichen Sinn (Pshath), der Erklärung (Drash) und dem verborgenen Sinn (Sod).
Die Tora ist in 54 Wochenabschnitte eingeteilt:
Berschiht (am Anfang)
Genesis (1. Buch Moses)
1,1
Noach (Noah)
“
6,9
Lech lecha (zieh hin)
Genesis
12,1
Wajjera (er erschien)
“
18,1
Chajje Sara (Saras Lebensalter)
“
23,1
Toledot (Geschlechtsfolge Isaaks)
“
25,19
Wajeze (er zog aus)
“
28,10
Wajjischlach (er schickte)
“
32,4
Wajjeschew (er wohnte)
“
37,1
Mikkez (nach Ablauf)
“
41,1
Wajjigasch (er trat heran)
“
44,18
Wajechi (er lebt)
“
47,28
Schemot (Namen)
Exodus (2. Buch Moses)
1,1
Waera (ich erschien)
“
6,2
Bo (komm)
“
10,1
Beschallach (als er ziehen ließ)
“
13,17
Jitro (Jetro)
“
18,1
Mischpadm (Rechte)
“
21,1
Teruma (hebe)
“
25,1
Tezawe (du sollst befehlen)
“
27,20
Ki tissa (wenn du erhebst)
“
30,11
Wajakhel (er versammelte)
“
35,1
Pekude (die Zählungen)
“
38,21
Wajikra (er rief)
Leviticus (3. Buch Moses)
1,1
Zaw (befiehl)
“
6,1
Schemini (am achten)
“
9,1
Tasria (er empfängt)
“
12,1
Mezora (Aussätziger)
“
14,1
Achre Mot (nach dem Tod)
"
16,1
Kedoschim (Heilige)
“
19,1
Emor (sprich)
Leviticus (3. Buch Moses)
21,1
Behar (auf dem Berge)
“
25,1
Beschukkotai (in meinen Satzungen)
“
26,3
Bemidbar (in der Wüste)
Numeri (4. Buch Moses)
1,1
Nasso (erhebe)
“
4,21
Behaaltecha (wenn du anzündest)
“
8,1
Schelach (schicke)
“
13,1
Korach (Korah)
“
16,1
Chukkat (Satzung)
“
19,1
Balak
“
22,1
Pinchas (Pinchas)
“
25,1
Mattot (Stämme)
“
30,2
Massei (Reisen)
“
33,1
Dewarim (Reden)
Deuteronomium (5. Buch Moses)
1,1
Waetchannan (ich flehte)
“
3,23
Ekew (sofern)
"
7,12
Reeh (sieh)
“
11,26
Schofetim (Richter)
“
16,18
Ki teze (wenn du ziehst)
“
21,10
Ki tawo (wenn du kommst)
“
26,1
Nizzawim (er steht)
“
29,9
Wajjelech (er ging)
“
31,1
Haasinu (höret)
“
32,1
Wesot ha Beracha (das ist der Segen)
“
33,1
Der unsichtbare Gott (En Soph) erscheint in der Welt in Form von zehn »Emanationen«, die als die Sephiroth bezeichnet werden. Dieses abgestufte Schema der Sephiroth mit seinen Entsprechungen ist die Grundlage der Kabbala.
Der unsichtbare Gott (En Soph)
Sephirah
Bedeutung
Name des Gottes
Bezeichnung in der Genesis
Kether
Krone
Ehyeh
B’
Chokmah
Weisheit, Vater
Asher
Reshit (Anfang)
Binah
Intelligenz, Mutter
JHWH
Elohim (Gott)
Chesed
Recht
El Gadol
1- Tag
Geburah
Stärke
Elohim
2. Tag
Tiphereth
Schönheit
Jehova
3. Tag
Netzah
Ewigkeit
Zebaoth
4. Tag
Hod
Ruhm
Shaddai
5. Tag
Jesod
Grundlage
El
6. Tag
Malkuth
Königreich
Adonay
7. Tag
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