Kaktuskavalier - A.C. Lelis - E-Book

Kaktuskavalier E-Book

A.C. Lelis

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Beschreibung

Ein Blick und Lennard weiß: Diesen Mann will er kennenlernen. Tatsächlich bekommt er Cedrics Telefonnummer ganz leicht, doch als er diese durch ein Missgeschick verliert, muss Lennard alle Hebel in Bewegung setzen, um sie sich wieder zu beschaffen. Aber das ist erst der Anfang, denn die stachlige Schauspieler-Diva Cedric denkt gar nicht daran, es Lennard einfach zu machen…

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Seitenzahl: 494

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Deutsche Erstauflage (ePub) März 2016

© 2016 by A.C. Lelis

Verlagsrechte © 2016 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk, Fürstenfeldbruck

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

ISBN ePub: 978-3-95823-574-8

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

Klappentext:

Ein Blick und Lennard weiß: Diesen Mann will er kennenlernen. Tatsächlich bekommt er Cedrics Telefonnummer ganz leicht, doch als er diese durch ein Missgeschick verliert, muss Lennard alle Hebel in Bewegung setzen, um sie sich wieder zu beschaffen. Aber das ist erst der Anfang, denn die stachlige Schauspieler-Diva Cedric denkt gar nicht daran, es Lennard einfach zu machen …

Widmung

Für meine liebe Mutter, die zum Glück überhaupt

nichts mit den oft verschrobenen, strengen Eltern

in meinen fiktiven Geschichten gemein hat.

Vorwort

Liebe Leser/innen,

bevor es gleich losgeht, möchte ich gerne auf eine kleine Besonderheit aufmerksam machen. Am Ende des Hauptteils Kaktuskavalier wartet noch ein kleiner Bonus. Es handelt sich dabei um die Kurzgeschichte Streunerkater, die ich bereits vor einiger Zeit online veröffentlicht habe.

Meine Verlegerin Julia hatte die schöne Idee, die Geschichte in diesem Buch mitabzudrucken, und natürlich habe ich zugestimmt. Vielen Dank an dieser Stelle für den Vorschlag und die Möglichkeit.

Denjenigen, die den Streunerkater noch nicht kennengelernt haben, möchte ich vorschlagen, die Geschichte vorzuziehen. Man kann sie auch nachträglich lesen und sich gleich dem Kaktuskavalier widmen, doch zeitlich gesehen ist die Geschichte vom Streunerkater davor angesiedelt, daher macht es so herum vielleicht noch ein bisschen mehr Spaß.

Und da ich mich ohnehin gerade zu Wort melde, möchte ich mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die mir bei diesem Buch geholfen haben. Ganz besonders Julia für die tolle Zusammenarbeit und das Lektorat. Außerdem Sarah und Sabrina für die Korrektur, Bianca und Jessica für das Übernehmen derselbigen, Hanne fürs Coverdesign und natürlich meinen üblichen »Alphalesern« Inge, Friedi und Janine: Vielen Dank!

Und jetzt wünsche ich viel Spaß beim Lesen!

Eure

A.C. Lelis

Kapitel 1

Arthur intoniert gerade wieder einmal seinen üblichen Monolog über all die Dinge, die ihn an seiner Arbeit stören. Während ich ihm lausche, mustere ich beiläufig die Passanten, die uns auf dem schmalen Bürgersteig entgegenkommen. Zumindest ist es beiläufig, bis plötzlich dieser wahnsinnig attraktive Mann aus einer Seitengasse tritt. Er ist blond, gertenschlank und besitzt einen sehr aufrechten Gang, dem es jedoch nicht an Eleganz fehlt. Irgendwie verdammt sexy.

Mein Hirn schaltet auf Autopilot und gibt die Kontrolle an tiefere Regionen ab. Unwillkürlich verfalle ich ins Starren. Eine enge Jeans umschließt lange Beine und spannt sich appetitlich am Schritt des Mannes. Darüber trägt er ein weißes Shirt und eine braune Lederjacke. Unsere Blicke treffen sich und halten sich fest, bis wir einander umrundet haben. Er hat dunkelblaue Augen.

Etwas rastet in meinem Hirn ein, als mir plötzlich bewusst wird, dass er mich genauso interessiert mustert wie ich ihn. Ich bleibe abrupt stehen und wirbele zu ihm herum. Auch er wirft noch einen Blick über die Schulter, stutzt und bleibt dann ebenfalls stehen. Nicht direkt unsicher – eher so, als würde er eine Blamage vermeiden wollen – dreht er sich ganz zu mir um und fragt: »Ähm… Kennen wir uns?«

»Nicht, dass ich wüsste, aber ich würde das gerne ändern.« Ich setze ein gewinnendes Lächeln auf und streiche mir die braunen Haare aus der Stirn.

Arthur, nun schräg hinter mir, seufzt unterdrückt.

Schmunzelnd neigt der fremde Mann den Kopf zur Seite. Sein Blick huscht prüfend über mich. »So?«

»Ja.« Ich mache drei Schritte auf ihn zu. »Wie heißt du?«

»Cedric.«

»Lennard. Krieg ich deine Nummer, Cedric?«

Cedrics Lächeln vertieft sich. Er zuckt mit den Schultern, dann richtet er den Blick auf Arthur. »Ist der immer so direkt?«

»Leider ja.« Aus den Augenwinkeln nehme ich wahr, wie Arthur die Arme vor der Brust verschränkt. »Aber sonst harmlos und stubenrein.«

»Na dann.« Mit einem verhaltenen Lächeln diktiert mir Cedric, nachdem ich mein Handy hervorgeholt habe, seine Nummer. Er kennt sie auswendig, was ich von mir selbst nicht behaupten kann. Liegt vielleicht daran, dass ich sie ständig wechsle.

»Danke.« Ich tippe die letzten Ziffern ein. »Und Cedric mit C?«

»Zwei C.«

»Cool.« Ich lächele ihn schelmisch an. »Also dann… Ich melde mich.«

Cedric nickt mir ermutigend zu. In seinen Augen liegt ein vielversprechender Schimmer. »Bis dann.«

»Bis dann.« Berauscht sehe ich ihm nach, bis er um die nächste Straßenecke biegt und damit meinem Blick entschwindet. Der runde Hintern fügt sich perfekt ins Gesamtbild ein. Wahnsinn. Ich werde ihn definitiv anrufen.

Dann reiße ich mich zusammen. Möglichst gelassen schließe ich zu meinem besten Freund auf und schiebe dabei das Smartphone zurück in meine Hosentasche. »Sorry, ich wollte dich nicht unterbrechen. Wo waren wir stehen geblieben?«

»Jeder andere hätte bei so einer stumpfen Anmache eine geklebt bekommen«, stellt Arthur fest und schüttelt den Kopf. »Ihr Homos… Ernsthaft!«

»Ich hatte keine Zeit, mir etwas Besseres zu überlegen.« Ich grinse selbstgefällig. »Es ging so schnell.«

»Name, Nummer und Tschüss. Und wie geht es nun weiter?« Arthurs dunkle Augenbrauen zucken. »Schreibst du ihm gleich eine SMS mit dem Inhalt: Ficken?«

Ich muss lachen. »Im nächsten Schritt wollte ich eigentlich nicht wie ein stumpfer Neandertaler vorgehen. Vielleicht lade ich ihn erst mal zum Essen ein, ehe ich ihn ins Bett zerre, was meinst du?«

»Ich meine, dass du dir mächtig die Finger verbrennen wirst, wenn er dir auf den ersten Blick schon so den Kopf verdreht«, antwortet Arthur mitleidslos. »Aber tu, was du nicht lassen kannst.«

»Werde ich.« Ich halte ihm die Tür unseres Lieblingsrestaurants auf, das wir im nächsten Moment erreichen. Ein kleiner Vietnamese. Wir schaffen es fast jede Woche, hier essen zu gehen. Es gibt nur fünf unterschiedliche Gerichte auf der wechselnden Wochenkarte, doch bisher wurden wir noch nie enttäuscht. Es ist immer verdammt lecker.

Die Bedienung bringt uns zuvorkommend zu zwei freien Plätzen im hinteren Teil des Restaurants. Wir bestellen sofort, da Arthur wie immer nur wenig Zeit hat. Er arbeitet in einer Bank und kann seine Mittagspause nicht ausdehnen.

»Wie geht es Annette?«, erkundige ich mich.

»Gut.« Arthurs Blick wandert auf der Suche nach bekannten Gesichtern durch das Restaurant. »Den Kindern auch. Na ja, Heinrich ist ein bisschen krank… Ich sag dir, diese Kitas sind die reinsten Brutstätten.«

Wir unterhalten uns eine Weile über Kinderbetreuung und Heinrich, der mein Patenkind ist. Da er demnächst seinen vierten Geburtstag hat, erkundige ich mich schließlich, ob er sich schon etwas wünscht.

»Nein, nicht wirklich.« Arthur mustert mich streng bis alarmiert. »Aber bitte übertreib es nicht wieder so.«

»Na hör mal, ich bin sein Patenonkel!«

»Eben. Du sollst helfen, ihn zu einem vernünftigen Menschen zu erziehen, und ihn nicht total verziehen.« Arthur hebt mahnend den Zeigefinger. »Nur ein Geschenk diesmal. Und nicht mehr als fünfzig Euro.«

»Oh Mann, aber so macht es gar keinen Spaß.« Ich tue beleidigt, denn ich liebe es, den spendablen Onkel zu mimen. Nicht zuletzt, weil ich selbst gerne mit den Sachen spiele, die ich verschenke.

»Tse.« Mein Freund schüttelt den Kopf und wechselt das Thema. »Hast du auch Post von Michelle bekommen?«

»Du meinst die Einladung zur Hochzeit?«

»Ja.«

»Leider ja.«

»Wir auch. Annette ist schon ganz aus dem Häuschen. Gott, bin ich froh, dass ich ein Mann bin und bereits einen Smoking sowie passende Anzüge im Schrank habe.«

»Na ja, du musst bestimmt noch neue Krawatten kaufen, wenn sich deine Frau mit neuen Kleidern eindeckt.« Ich seufze. »Drei Kleiderwechsel… Da kann ich doch niemandem zumuten, meine Begleitung zu sein.«

»Du könntest Cedric fragen.«

»Haha.« Ich mache kein Geheimnis aus meiner Sexualität. Allerdings bevorzuge ich es, bei solchen gesellschaftlichen Auftritten nicht damit hausieren zu gehen. Ich bringe daher meist eine weibliche Begleitung mit. Das führt zu weniger Tratsch und meine Eltern können so tun, als wäre ihr Stammbaum nicht in Gefahr. Ist er ohnehin nicht, ich habe noch eine Schwester.

Die Bedienung kommt mit unserem Essen. Es sieht wie immer fantastisch aus und ich gebe ein begeistertes Raunen von mir.

»Machst du eigentlich Diät?«, kommentiert Arthur meinen bestellten Salat, nachdem die Kellnerin verschwunden ist.

»Nein, ich dachte daran, mir noch einen Nachtisch zu holen.« Ich lächle amüsiert. »Also, Annette ist im Shoppingrausch?«

»Ja, na ja, es sind ja noch drei Monate bis zur Hochzeit.«

»Ist das bei Frauen nicht eher ein hysterisches nur noch zwölf Wochen?«

Arthur schmunzelt. »Ja schon… Sie hat Michelle bereits verflucht. Immerhin muss sie die Kinder auch noch einkleiden. Du bist derzeit wieder unser Lieblingsfreund, weil du wahrscheinlich nicht heiraten wirst, oder? Ich meine, wir haben nie darüber gesprochen, wie stehst du zur eingetragenen Partnerschaft?«

»Gott bewahre.« Ich lachte auf.

»Es hat steuerliche Vorteile…«

»Ich kann Cedric ja mal fragen, ob er mich heiraten will.«

»Vor oder nach deiner Ficken-SMS?«

Ich belasse es bei einem weiteren spöttischen Lachen. Dann widmen wir uns zum Glück anderen Themen. Arthur fragt mich nach meinem Geschäft. Bei dem steht alles zum Besten. Es ist momentan eine gute Saison für Hüte. Herbst.

»Gibt es eigentlich einen Grund für Michelles Hochzeit?«, hake ich bei der Gelegenheit nach. »Ich dachte immer, dass sie im Sommer heiraten will. Im Freien und ganz in Weiß. Wieso so plötzlich im Winter?«

»Keine Ahnung…« Arthur zuckt mit den Schultern. »Aber Annette hat eine ähnliche Vermutung geäußert. Sie wird garantiert nachhaken. Soll ich dich updaten?«

Da ich den Mund voll habe, gebe ich zunächst nur ein unschlüssiges Brummen von mir. Ich schlucke den Bissen hinunter. »Nein, so sehr interessiert es mich eigentlich nicht, ob sie einen Braten in der Röhre hat. Es sei denn, ich soll mal wieder Patenonkel werden.«

»Wie viele Patenkinder hast du jetzt?«

»Nur drei. Noch habe ich Kapazitäten.«

»Du bist zu kinderlieb«, stellt Arthur fest. »Darum wirst du immer gefragt.«

»Und ich dachte, es läge an meinen großzügigen Geschenken…«

»Nein, man kann nicht alles kaufen, Lenny.«

»Bei Kinderherzen klappt es ganz gut.« Ich setze ein schelmisches Lächeln auf.

»Noch.« Und dann kommt Arthur doch wieder auf das Thema Arbeit zurück.

Ich seufze innerlich, lasse mich jedoch darauf ein. Arthur und ich kennen uns bereits aus Schultagen. Wir haben zusammen Abitur gemacht und anschließend BWL studiert. Es hat sich jedoch schnell abgezeichnet, dass wir uns danach in völlig unterschiedliche Richtungen entwickeln würden. Dennoch sind wir Freunde geblieben.

Nach dem Essen hetzt Arthur zurück zur Bank, während ich mir noch den angekündigten Nachtisch beim Stadtbäcker um die Ecke hole und anschließend gemütlich zu meinem Laden zurückschlendere. Frau Schröder, Ende fünfzig und erfahrene Einzelhandelskauffrau, hat auch in meiner Abwesenheit alles in Griff. Ich habe sie mit dem Geschäft zusammen übernommen und es noch nie bereut.

»Hallo, Frau Schröder«, grüße ich sie, als ich den Laden betrete. »Habe ich etwas verpasst?«

»Zwei junge Damen waren hier und haben sich für unsere neuen Modelle interessiert«, erklärt die Frau. Sie richtet die Auslage auf einem der Schautische mit konzentriertem Stirnrunzeln und blickt nicht zu mir auf.

»Nur interessiert? Oder auch was gekauft?«

»Sie wollten es sich überlegen und noch einmal reinschauen.«

»Ah, sehr gut.« Ich greife mir einen Trilby-Hut von einem der Ständer und setze ihn mir leicht schräg auf den Kopf. Prüfend stelle ich mich damit vor den Spiegel und rücke ihn noch etwas zurecht. »Sie können dann auch gerne Mittag machen.«

»Ist gut, aber bringen Sie mir nicht wieder alles durcheinander!«, befiehlt Frau Schröder.

»Natürlich nicht.« Ich gebe mir Mühe, entrüstet zu klingen.

Nun sieht Frau Schröder doch auf und schmunzelt, als sie mich vor dem Spiegel sieht. »Das haben Sie gestern auch versprochen.«

»Ich fasse nichts an«, verspreche ich und zwinkere ihr zu, ehe ich den Hut brav zurücklege, mich hinter den Tresen stelle und mein MacBook hervorhole.

Frau Schröder verschwindet im Lager, in dem ich für sie eine kleine Sitzecke eingerichtet habe, damit sie ihre Füße ausruhen und ihr mitgebrachtes Essen in Ruhe verspeisen kann.

Die Klingel an der Tür erschallt und kündigt einen neuen Kunden an. Ich blicke beiläufig auf, während ich das Passwort für meinen Computer eingebe. »Hallo, melden Sie sich, wenn Sie Unterstützung brauchen.«

»Hallo, danke, ich schaue nur.« Eine Frau in Businesskleidung sieht sich interessiert um. Wahrscheinlich ist sie von der neuen Schaufensterdekoration angelockt worden. Sie wirkt eigentlich nicht wie eine Hutträgerin. Es ist eine gute Entscheidung gewesen, für die Deko einen Experten zu beauftragen, auch wenn Frau Schröder im ersten Moment beleidigt gewesen ist.

Ich überfliege flüchtig meine Mails, ehe ich einen weiteren Versuch bei der potenziellen Kundin starte. »Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf, Sie scheinen mir der Typ für einen klassischen Fuggerhut zu sein. Darf ich Ihnen ein Modell vorschlagen?«

Die Frau ziert sich etwas, doch man merkt ihr auch eine gewisse Neugier an. »Ich weiß nicht, ob ich wirklich einen probieren möchte.«

»Wegen der Frisur?« Ich schmunzele und schließe den Laptop, um ihr meine volle Aufmerksamkeit zuzuwenden. »Das ist kein Problem, wir haben alles da, um sie wieder herzurichten. Außerdem glaube ich nicht, dass das Modell, das ich für Sie im Sinn habe, Schaden anrichtet. Es sitzt sehr gut, ohne das Haar platt zu drücken.« Zielsicher durchquere ich das Geschäft und greife nach dem leichten Filzhut. »Und nicht voreilig urteilen: Sie müssen ihn erst einmal aufsetzen, sonst sehen alle Hüte unschick aus.«

Letztlich verlässt die Frau mit zwei neuen Hüten das Geschäft. Selbstgefällig kehre ich an meinen Laptop zurück und schaffe es, ein paar Mails zu lesen und die aktuellen Zahlen zu checken, ehe Frau Schröder zurück in den Verkaufsraum tritt, um ihren Posten wieder einzunehmen. Dann darf ich mich in mein Büro zurückziehen.

Routiniert lege ich das Handy in Reichweite auf den Schreibtisch. Ich klappe den Mac wieder auf, schließe ihn an das Netzkabel an und… verharre. Mein Blick fällt erneut auf das Handy und ein Grinsen stiehlt sich auf meine Lippen. Ich kann nicht widerstehen, greife danach und scrolle durch die Einträge im Telefonbuch, bis ich die Nummer von Cedric wiederfinde. Einen Moment lang starre ich darauf, während ich verschiedene Szenarien durchspiele, doch dann schüttle ich den Kopf und lege das Smartphone mit einem Seufzen zur Seite. Cedric soll nicht denken, dass ich es nötig habe. Auf jeden Fall werde ich ihm keine Ficken?-SMS schreiben.

Oder vielleicht doch? Eigentlich ist es nur ehrlich. Ich will definitiv auf Tuchfühlung mit ihm gehen und habe es auch nicht auf mehr abgesehen. Natürlich nicht. Ich kenne ihn ja nicht. Vielleicht ist der Mann dumm wie Toastbrot. Aber so hat er eigentlich auf den ersten Blick nicht gewirkt.

Das Telefon klingelt und reißt mich aus meinen Tagträumereien. Energisch schüttle ich den Kopf, um sie loszuwerden, ehe ich den Anruf entgegennehme. Damit tauche ich auch wieder voll ins Geschäft ein. Es gibt genug zu tun, um mich von Cedric abzulenken. Tatsächlich denke ich erst wieder an den neuen Kontakt in meinem Telefonbuch, als ich mich gegen einundzwanzig Uhr auf den Heimweg mache.

Mit einer gewissen Vorfreude setze ich mich auf meine Vespa und fahre nach Uhlenhorst zu meiner Wohnung, die sich im obersten Stockwerk einer Jugendstilvilla befindet. Es gibt natürlich keinen Fahrstuhl, doch das macht sie nicht weniger attraktiv in der Lage. Kaum habe ich die Wohnungstür hinter mir geschlossen, da greife ich auch schon in meine Hosentasche, um das Handy herauszuholen… Ich stutze, fasse mir an die andere Seite. Nichts. In der Umhängetasche? Auch nichts. Jacke. Nichts. Ich runzele die Stirn.

Kurzerhand greife ich nach meinem Festnetztelefon und rufe mich mit der dort eingespeicherten Nummer selbst an. Mailbox.

»Oh, so eine verdammte Scheiße«, fluche ich unbeherrscht. »Das kann doch nicht wahr sein.«

Ein Blick auf die Armbanduhr verrät, dass es bereits halb zehn ist. Jetzt noch einmal ins Geschäft zurückzufahren, ist auch keine besonders verlockende Option. Doch wenn mir das Scheißding schon wieder abhanden gekommen ist, wäre das mehr als ärgerlich. Das wäre dann bereits das dritte Handy in diesem Jahr, das ich aus Versehen zerstört oder verloren habe. Ich hasse die Scheißdinger. Oder vielmehr sie mich.

Beinahe routiniert logge ich mich eine Viertelstunde später in meinem Laptop ein, um das Smartphone zu orten. Natürlich habe ich kein Glück. Entweder liegt es mit leerem Akku auf meinem Schreibtisch, kaputt auf der Straße oder der glückliche Finder hat bereits die Sim-Karte entfernt und das System zurückgesetzt. Ich hoffe einfach inständig, dass ich nur schusselig gewesen bin und es in meinem Büro liegen gelassen habe.

Außerdem bereue ich sehr, mich nicht bereits mit Cedric verabredet zu haben. Ich durchsuche nochmals alle Taschen und auch noch einmal den Eingangsbereich der Wohnung. Zwecklos.

Um halb elf halte ich es nicht mehr aus und fahre zurück ins Büro. Diesmal mit dem Auto, denn so spät sollte ein Parkplatz zu finden sein und zudem hat es angefangen zu regnen. Missgelaunt und schon ziemlich müde schließe ich den Laden auf, deaktiviere die Alarmanlage und mache mich auf die Suche nach dem Handy. Es liegt nicht auf dem Schreibtisch. Nicht darunter. Nicht darin. Nicht im Verkaufsraum. Nirgendwo.

Ich schließe die Augen und atme tief durch, um nicht schreien zu müssen. Es ist nur die eine Nummer. Alles andere kann ersetzt werden. Dennoch suche ich wie bescheuert noch einmal im Büro, nehme schließlich eine meiner Visitenkarten zur Hand und versuche erneut, das Handy vom Festnetz aus anzurufen. Mailbox.

»So eine verfickte Scheiße!«

Ich schmeiße das schnurlose Telefon wütend durch den Raum. Es zerbricht an der nächsten Wand. Kacke. Irgendwie bin ich kurz vor einem Lachanfall. Letztlich zeige ich den Überresten jedoch nur den Mittelfinger und verlasse das Geschäft, aktiviere die Alarmanlage, schließe ab und setze mich wieder in meinen Audi.

Ich fahre jedoch nicht gleich los. Stattdessen zwinge ich mich, noch einmal zu überlegen, was meine Optionen sind. Es gibt nicht viele. Nur eins weiß ich sicher: Ich will auf keinen Fall zurück in meine Wohnung. Kurzerhand fahre ich nach St. Georg. Wenn ich nicht noch irgendwas Blondes flachlegen kann, tue ich vor lauter Frust die ganze Nacht kein Auge zu.

Den Wagen parke ich in der Tiefgarage eines nahe gelegenen Hotels und gehe von dort zu Fuß ins Tatü. Selbst unter der Woche ist um diese Zeit noch recht viel los, wenn auch nicht so viel wie am Wochenende. Für einen Moment verharre ich am Eingang und suche nach vertrauten Gesichtern. Bekannt sind mir einige, doch nicht so gut, dass ich mich zu ihnen gesellen möchte.

Ich stelle mich an die Bar, besorge mir ein Bier und lasse meinen Blick abermals über die Gäste wandern. Niemand gefällt mir. Ich will jemand Mittelgroßen, Schlanken, mit blonden Locken und dunkelblauen Augen. Cedric. Aber der ist leider nicht anwesend.

»Hey«, werde ich plötzlich von der Seite angesprochen. Es ist ein Mann Mitte bis Ende dreißig und gekleidet wie ein Geschäftsmann. »Allein hier?«

»Ähm.« Nicht besonders beeindruckt von der Anmache mustere ich ihn kurz. Der Typ ist recht durchschnittlich, aber offensichtlich interessiert und immerhin dunkelblond. Ich gebe mir einen Ruck, da ich nicht unfreundlich sein will. Meine Anmache heute Mittag war definitiv auch nicht kreativer. »Ja, sieht so aus. Du auch?«

»Meine Freunde haben mich gerade verlassen«, erklärt der Mann. Immerhin wirkt er gepflegt, seine Frisur ist etwas langweilig, aber der Schnitt frisch und er hat schöne Hände. »Ich bin Olaf.«

»Lennard.« Ich nehme nachdenklich einen Schluck von meinem Bier. Ach, bringen wir es hinter uns. Mir wird ohnehin niemand so gut gefallen wie Cedric und der Typ ist doch genauso gut wie alle anderen auch. Dann muss ich wenigstens nicht noch länger suchen. »Magst du noch was trinken?«

»Ein Bier wäre toll.« Olaf lächelt geschmeichelt. Er scheint eigentlich recht sympathisch. Er erinnert mich ein wenig an Arthur.

Ich wende mich an den Barkeeper und bestelle Olaf das gewünschte Bier, schiebe es ihm rüber und proste ihm zu. »Du musst entschuldigen, wenn ich nicht sonderlich gesellig rüberkomme. Mir ist gerade etwas Dummes passiert.«

»So?« Aufmerksam sieht Olaf zu mir auf. Er hat braune Augen. »Magst du drüber reden?«

»Nichts Weltbewegendes. Habe nur mein Handy verloren.«

»Oh, ja, das ist dumm. Ist mir auch mal passiert.« Olaf nippt an seinem Glas. Er wirkt etwas nervös. Immer wieder huscht sein Blick unruhig zu meinem Schritt und Arsch. Es ist offensichtlich, dass er Interesse an mir hat und es sich nicht vermasseln will.

Irgendwie gefällt mir das sogar. So muss ich mich wenigstens nicht anstrengen und es ist klar, wer den Ton angeben wird. »Ja, wie wäre es, wenn du mich von meinem Frust ablenkst?«, schlage ich daher vor. »Wohnst du in der Nähe?«

»Ähm ja, also nicht weit… Hohenfelde.«

»Cool. Gehen wir also zu dir?«

»Klar, ich meine, echt gern…«, haspelt Olaf.

»Gut.«

Nachdem das geklärt ist, entspannt sich Olaf und es gelingt uns, normalen Small Talk zu halten. Er scheint intelligent und hat eine angenehme, unaufdringliche Art, seine Meinung zu vertreten. Nach und nach erfahre ich, dass Olaf für eine größere Human-Ressource-Agentur als Headhunter arbeitet. Er scheint ehrgeizig, aber nicht skrupellos. Leider trotzdem noch etwas langweilig.

Schließlich sind unsere Gläser geleert und ich sehe keinen Grund, es noch länger hinauszuzögern. Irgendwann will ich auch wieder nach Hause. »Also, zu dir?«

Da Olaf nichts dagegen einzuwenden hat, verlassen wir die Bar und gehen zu Fuß im Regen zur U-Bahn, fahren zwei Stationen damit und steigen bei Wartenau aus. Von dort sind es nochmals fünf Gehminuten, bis wir zu einem Backsteinbau aus der Nachkriegszeit kommen. Der Hausflur deutet darauf hin, dass er kürzlich saniert worden ist. Dennoch langweilt mich dieser Baustil. Er hat keinerlei Charakter und es gibt viel zu viele Gebäude dieser Art in Hamburgs Wohnvierteln.

Olafs Wohnung ist im zweiten Stock. Im Hausflur davor stehen seine Schuhe. Ich folge daher Olafs Beispiel und schlüpfe ebenfalls aus meinen, ehe ich die Wohnung betrete.

Olaf fragt etwas befangen: »Magst du noch etwas trinken?«

»Nein, danke«, antworte ich und trete dichter an ihn heran. Vielleicht wird Olaf ja interessanter, wenn man ihn aus der Reserve lockt. Meistens haben es die unauffälligen Typen faustdick hinter den Ohren.

Ich ziehe ihm unumwunden die Jacke aus und schmeiße sie achtlos auf den Boden. Olaf hält den Atem an und lässt es geschehen. Hoffentlich bleibt er nicht so passiv. Ich mache mich an die Knöpfe von Olafs Hemd. »Schlafzimmer?«

Er schluckt und deutet wortlos auf eine der Türen. Anscheinend hat ihm meine Attacke die Sprache verschlagen. Auch gut. Ich schiebe ihn in die entsprechende Richtung, während ich ihm das Hemd ausziehe. Oh meine Fresse, der Mann trägt tatsächlich ein Unterhemd. Nicht sehr sexy, zumal er darunter auch eher durchschnittlich gebaut ist mit ein bisschen Bürohengstspeck. Ich warte immer noch darauf, dass sich bei mir so etwas wie Erregung einstellt. Noch tut sich nichts.

Endlich kommt Bewegung in Olaf. Er zieht mir ebenfalls die Jacke aus und schiebt seine Hände unter meinen Pullover. Kalt. Ich schrecke empfindlich zurück und muss lachen. Rasch fange ich sie ein und schiebe sie von mir.

»Sorry«, haspelt Olaf. »Der Regen… oder bist du kitzlig?«

»Nein, nur kalt.« Ich nehme es Olaf ab und ziehe mir selbst das Oberteil über den Kopf, das Shirt darunter gleich mit. Olaf tut es mir nach und entledigt sich seiner eigenen Kleidung bis auf die Boxershorts und seine Socken. Im Gegensatz zu mir ist er bereits hart.

Dass ich es nicht bin, fällt Olaf ebenfalls auf und er geht sofort vor mir in die Knie, um es zu ändern. Erwartungsvoll schließe ich die Augen, als Olaf meine Pants herunterschiebt und sich sein warmer Mund um mich schließt.

Es ist warm und feucht, fühlt sich okay an, aber es tut nichts für mich. Die Erregung bleibt immer noch aus. Ich versuche, mich mehr zu entspannen und spiele mit verschiedenen Fantasien. Doch obwohl sich Olaf nicht unbedingt ungeschickt anstellt, so richtig geil ist er auch nicht darin.

Ich runzele die Stirn und versuche, mich mehr darauf zu konzentrieren. Doch plötzlich sind da alle möglichen Gedanken in meinem Kopf, nur nicht an Sex. Als ich mir vorstelle, dass Olaf Cedric ist, vergrößert sich meine Frustration eher noch. Ich gebe auf.

Seufzend schiebe ich Olaf von mir und ziehe meine Pants wieder hoch. »Fuck.«

Der Blick, mit dem Olaf zu mir aufsieht, geht mir durch und durch. Der Arme muss natürlich denken, dass es an ihm liegt. Aber das tut es nicht wirklich. Ich habe schon mit Typen geschlafen, die mich noch weniger angemacht haben. Einfach weil ich es nötig gehabt habe. Schlechtes Gewissen macht sich in mir breit und ich beeile mich zu versichern: »Sorry, liegt nicht an dir. Hatte einen blöden Tag und dachte, ich kann mich davon ablenken. Anscheinend habe ich mich geirrt.«

»Willst du drüber reden?«, fragt Olaf und richtet sich auf. Er wirkt ein wenig verwirrt.

»Nein.« Ich seufze erneut und greife mir meine Sachen. »Mach dir bitte keinen Kopf, okay? Du bist echt in Ordnung, aber ich gehe jetzt besser heim.«

»Wenn du meinst…« Man merkt nun auch Olaf seine Frustration an, daher beeile ich mich, aus der Wohnung zu kommen.

Das ist mir wirklich noch nicht passiert, dass ich bei einem One-Night-Stand versage. Normalerweise lasse ich mich auf dergleichen ja auch nicht ein, wenn ich nicht ohnehin ziemlich geil bin. Verdammter Mist.

Da ich Alkohol getrunken habe, hole ich den Audi nicht aus dem Parkhaus und laufe zu Fuß heim. Es ist entsprechend spät, als ich dort ankomme. Außerdem bin ich durchnässt vom Regen. Was für ein beschissener Tag.

Kapitel 2

Nachdem ich, wie vorhergesehen, die halbe Nacht kein Auge zugetan habe, verschlafe ich natürlich. Zumal ich normalerweise mein Handy als Wecker benutze und daher an diesem Morgen nicht wie gewohnt von REM geweckt werde. »Fuck!«

Ich rufe im Laden an, um Frau Schröder Bescheid zu sagen, dass ich später komme, weil ich mich noch um Ersatz für mein Handy kümmern muss. Vom Verschlafen erwähne ich lieber nichts, sonst schimpft sie wieder mit mir. Doch das tut sie sowieso.

»Oh nein, Sie haben es schon wieder verloren?«, fragt sie ungläubig. »Wie schaffen Sie das nur immer?«

»Ich weiß es nicht. Es muss mir beim Rollerfahren aus der Tasche gefallen sein.«

»Haben Sie auch wirklich überall nachgeschaut? Auch in Ihrer Hemdtasche?«

»Ja, hab ich.«

»Beim letzten Mal haben Sie das auch behauptet und dann ist es in Ihrer Waschmaschine aufgetaucht«, erinnert sie mich tadelnd. »Gucken Sie lieber noch einmal nach.«

Ich verziehe den Mund. Eigentlich hasse ich es abgrundtief, wenn man so mit mir spricht. Komischerweise lasse ich es mir von Frau Schröder gefallen. Vielleicht, weil sie mich an unsere Haushälterin erinnert. Erna ist auch so eine resolute, ältere Dame.

»Ich schaue noch einmal in allen Taschen nach«, verspreche ich artig. »Aber Sie kommen ohne mich zurecht?«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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