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A.C. Lelis

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Beschreibung

Das SMack ist Ricks erster Einsatzort nach seiner Versetzung – vorteilhaft für sein noch recht spärliches Privatleben in Hamburg, denn die Fetisch-Bar entspricht genau seinem Geschmack. Und nicht nur sie zieht ihn sofort in ihren Bann, auch ihr Besitzer Andreas übt eine enorme Anziehungskraft auf Rick aus, der er sich schon bald nicht mehr entziehen kann. Doch hinter Andreas' verspielter Art verbergen sich Geheimnisse, die nicht nur ihren Gefühlen, sondern auch Ricks Polizeikarriere gefährlich werden können. Buch 3 der »[kinky] pleasures«-Reihe

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Seitenzahl: 758

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Deutsche Erstauflage (ePub) September 2015

© 2015 by A.C. Lelis

Verlagsrechte © 2015 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk, Fürstenfeldbruck

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

ISBN ePub: 978-3-95823-554-0

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

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Klappentext:

Das SMack ist Ricks erster Einsatzort nach seiner Versetzung – vorteilhaft für sein noch recht spärliches Privatleben in Hamburg, denn die Fetisch-Bar entspricht genau seinem Geschmack. Und nicht nur sie zieht ihn sofort in ihren Bann, auch ihr Besitzer Andreas übt eine enorme Anziehungskraft auf Rick aus, der er sich schon bald nicht mehr entziehen kann. Doch hinter Andreas‘ verspielter Art verbergen sich Geheimnisse, die nicht nur ihren Gefühlen, sondern auch Ricks Polizeikarriere gefährlich werden können.

A.C. Lelis

[Kapitel 1]

Rick

Ich leide nicht unter einem Helfersyndrom. Der Aspekt, anderen Menschen zu helfen, hat bei meiner Berufswahl nie im Fokus gestanden. Neben Bezahlung, Absicherung und Beamtenstatus – alles gute Gründe – gefällt es mir einfach, mit den bösen Jungs zu rangeln. Vielleicht eigne ich mich deshalb so gut für die Aufgaben eines verdeckten Ermittlers. Nur das Auftauchen nach einem Einsatz fällt mir immer schwer.

Hamburg. Mein neues Zuhause. Nach fast einem Jahr im Untergrund arbeite ich wieder regulär und bin beim Kriminaldauerdienst gelandet. Mein neues altes Leben ist ungewohnt. Das Gefühl, nicht dazuzugehören, will nicht verschwinden. Das wird es vermutlich auch nie wirklich. Als schwuler Bulle lebe ich immer undercover. Erst recht mit meinen Präferenzen.

Ich habe eine Weile gezögert, doch die Bar zieht mich magisch an. Das SMack ist gleich mein erster Einsatzort bei Dienstantritt gewesen. Deshalb habe ich mich eher im Hintergrund gehalten, als meine Kollegin die Augenzeugen befragt hat. So hatte ich Gelegenheit, mich etwas umzuschauen. Und was ich dort gesehen habe, hat mir gefallen. Darum kehre ich zurück. Diesmal privat.

Von außen wirkt die Kneipe dunkel und unscheinbar. Die Fenster sind mit schwarzer Folie beklebt, sodass man nicht reingucken kann. Es ist gewiss kein Ort, der Laufkundschaft anzieht. Das Schild am Eingang weist darauf hin, dass nur Männern der Zutritt gestattet ist. Zudem stoße ich hinter der Tür im Vorraum auf einen muskulösen Aufpasser. Er hat seinem mächtigen Oberkörper einen schwarzen Leder-Harness angelegt, der die Aufmerksamkeit auf die massiven Titanringe lenkt, die durch seine Brustwarzen gestochen sind.

»Neu hier?«, fragt der Mann nicht unfreundlich, während sein Blick prüfend über mich gleitet.

»Ja.«

Der Typ kennt vermutlich jeden Kunden, der die Bar frequentiert, mit Namen. Ich bin erleichtert, dass er mich nicht sofort als den Bullen wiedererkennt, der hier einige Wochen zuvor ermittelt hat. Heute Abend trage ich eine schwarze Lederhose, schwere Schnürstiefel und ein Military-Tanktop. Darüber eine ebenfalls schwarze Lederjacke.

»Wie neu?«, will der Türsteher wissen.

»Nur neu in der Stadt«, versichere ich.

»Na dann, willkommen«, meint der Typ und zupft an dem Tank. »Stoff ist nicht so gern gesehen. Zieh das besser aus, sonst geht's noch kaputt. Ich bin Markus.«

»Rick«, stelle ich mich vor und folge dem Rat, ohne zu zögern. Mein Oberkörper ist recht muskulös und die Brust leicht behaart. Von dort zieht sich ein dunkler, schmaler Steg bis hinab in meine enge Hose. Markus scheint Letzterer zu gefallen. Zumindest folgt ihm sein Blick mit einer beinahe genüsslichen Gemächlichkeit.

»Kannst das Hemd hier lassen und später bei mir abholen…« Es klingt so, als dürfte ich mir noch mehr abholen. Doch für meinen Geschmack ist Markus zu groß. Ich mag es nicht, zu jemandem aufschauen zu müssen. Vielleicht, wenn Markus gerne kniet. Doch danach sieht er nicht aus.

»Danke«, sage ich. »Noch etwas, das ich beachten sollte?«

»Hm, was magst du?«, will Markus interessiert wissen.

»Heute Abend? Einen kinky Sub?«

»Wer mag das nicht.« Markus grinst zynisch. »Okay… Achte auf Halsbänder, die sind hier in der Regel kein einfacher Schmuck. Der Barbereich ist keine Freifickzone. Sektspiele nur im Keller, in den dafür vorgesehenen Zonen, die Toiletten gehören nicht dazu. Kein Parfüm. Kein Stoff. Ansonsten: keine Tabus und viel Spaß.«

»Danke.« Ich nicke ihm noch einmal zu, dann betrete ich den Hauptbereich. Die Bar ist heller ausgeleuchtet als der Rest. Es gibt einige Stehtische davor und auch ein paar Ledersessel an tieferen Tischen seitlich des Tresens.

Gegenüber der Bar – abgetrennt durch vier gemauerte Säulen – befindet sich eine kleine Tanzfläche, die an der hinteren Wand mit einer Art Podium abschließt. Einige Ecken sind bewusst nicht ausgeleuchtet. Eine Seitenwand mit offenem Durchgang, der nur mit einer Art schwarzem Vorhang aus Lederstreifen verhüllt ist, trennt zweifellos den Darkroom ab. Direkt neben mir führt eine Treppe in den Keller. Außerdem gibt es eine Garderobe mit Dressroom.

Insgesamt wirkt die Bar größer, als es von außen den Anschein hat. Ich steuere die Theke an und lasse mich auf einen der mit Leder bezogenen Metallhocker nieder. Die Hocker sind neu. Bei dem Vorfall vor ein paar Wochen sind einige zu Bruch gegangen. Die beiden Streithähne sind weder mit sich selbst noch mit ihrer Umgebung zimperlich umgesprungen.

Gerade herrscht jedoch eine entspannte Atmosphäre. Es sind noch nicht viele Gäste anwesend. Ich lasse meinen Blick wachsam über die Besucher schweifen. Ein Mann in einem der Ledersessel fängt ihn auf und misst sich interessiert mit mir. Ein Dom, keine Frage. Ich halte seinem Blick nur so lange stand, bis deutlich wird, dass ich kein Interesse daran habe, mich unterwerfen zu lassen. Dann suche ich weiter. Keiner der Gäste reizt mich, dennoch fühle ich mich gut aufgehoben. Da ist ein Paar, das offensichtlich miteinander spielt. Der Sub hat diesen ekstatischen Gesichtsausdruck.

»Na, was kann ich dir Gutes tun?« Hinter der Theke steht ein Mann mit tätowierter Glatze und braunem Vollbart. Er trägt wie der Türsteher einen Harness, den er mit einer bärigen Mischung aus Speck und Muskelmasse gut ausfüllt. Vom Alter her ist er wohl jenseits der Vierzig.

»Ein Bier«, bitte ich und halte ihm auf gut Glück einen Fünf–Euro-Schein hin.

Doch der Barkeeper schüttelt den Kopf und stellt mir das frisch gezapfte Getränk vor die Nase. »Das erste geht aufs Haus. Ist nicht so häufig, dass wir ein neues Gesicht sehen.«

»Nicht so viel los hier?«, erkundige ich mich.

»Um diese Zeit noch nicht, nein. Das ändert sich so ab elf.«

Ich sehe auf meine Uhr. Es ist halb elf.

»Hat dir jemand die Bar empfohlen?«

»Hab durch Zufall etwas aufgeschnappt…«, erkläre ich. »Ich mag es ruhiger.«

»Macht auch weniger Ärger, wenn man sich untereinander kennt…« Der Typ mustert mich. »Ich bin Ingo.«

»Rick.«

»Wo kommst du her, Rick?«

»Aus Berlin. Bin neu in Hamburg.« Aufgrund von Markus' Reaktion füge ich noch hinzu. »Aber ich weiß, was ich mag.«

»Gut. Dann muss ich dich nicht warnen. Frischfleisch wird hier genau wie anderswo geschätzt. Wenn du mir sagst, was du genau magst, kann ich dir vielleicht helfen.«

»Ich denke, ich finde mich zurecht.«

»Okay, dann ein Tipp: Wenn Rudi dir einen blasen will, lass ihn ruhig, er kann es gut und es macht ihn glücklich.«

Ehe ich mich erkundigen kann, wer Rudi ist, hat sich Ingo bereits abgewandt, um einen anderen Gast zu bedienen, der an die Bar getreten ist. Ein drahtiger Typ mit Nietenhalsband. Er bestellt mittels Handzeichen zwei Bier und bringt sie seinem Besitzer, der in einem der Ledersessel Platz genommen hat. Der Sub kniet sich anschließend neben ihn. Keiner der beiden ist in meinen Augen sonderlich attraktiv, dennoch bilden sie ein harmonisches Paar und es macht mich an, ihr Spiel zu beobachten. Der Dom streichelt seinem Sub durchs Haar, was dieser sichtlich genießt.

Ich wende den Blick ab, um nicht ins Starren zu verfallen, und begegne dem eines unauffälligen Mannes, der nicht weit von mir an der Bar lehnt. Beinahe schüchtern tritt er näher. »Hi…«

»Hi.« Ich mag es nicht, von Subs angesprochen zu werden.

»Darf ich dir einen blasen?«

Überrascht hole ich Luft. »… Rudi, nehme ich an?«

Der Mann nickt.

Das Angebot macht mich nicht an. Aber wer bin ich, dass ich mir selbst einen Blowjob verwehre, wenn es den anderen glücklich macht? »Warum nicht.«

Ich lege einen Bierdeckel auf mein Glas, greife in den Korb mit den Kondomen, der auf dem Tresen steht, und lasse mich von Rudi in den Darkroom lotsen. Wir sind allein. Es riecht nach Mann, Sex und Reinigungsmitteln. Ein bisschen abgestanden, jedoch nicht zu unangenehm. Es ist nicht wirklich finster, nur leicht abgedunkelt.

Ich lehne mich gegen die Wand und öffne wenig enthusiastisch meine Hose. Der Gedanke an das, was Rudi für mich tun möchte, erregt mich nicht über die Maßen. Doch ich ergebe mich der Situation und lasse es einfach geschehen. In der Tat ist der Mann sehr geschickt. Er bekommt mich mit seinen Händen schnell hart genug, um das Gummi überzuziehen und macht dann mit dem Mund weiter. Seine Lippen sind herrlich weich und die Zunge anscheinend überall, die Zähne nirgendwo. Ich entspanne mich, schließe die Augen und atme genüsslich aus.

Ja, doch… Mir gefällt der Laden.

Mit dem Gefühl, dass Rudi und ich nicht mehr die Einzigen im Raum sind, öffne ich die Augen schließlich wieder. Tatsächlich fällt mein Blick auf einen Mann, der ungeniert am Eingang lehnt und uns beobachtet. Er ist etwas kleiner als ich, aber gut gebaut. Enge Jeans werden durch schwere Bikerboots und dem fehlenden Oberteil gerade so dem Dresscode gerecht. Seine Arme sind komplett tätowiert und die Tätowierung wächst auch noch einmal aus seiner Hose die Leistenbänder hinauf. Das Motiv scheint recht farbintensiv zu sein und hauptsächlich aus Flammen zu bestehen.

Ein heller Lichtstrahl von der Tanzfläche bricht sich an einem massiven Piercing, das durch die linke Brustwarze unseres Beobachters gestochen ist. Es hat den gleichen matt-metallischen Glanz wie seine Augen. Etwas Beunruhigendes geht von dem Mann aus, das mich aufwühlt und der ganzen Situation etwas Intensiveres gibt. Selbst Rudis Mund fühlt sich unter dem Blick heißer und fordernder an. Ich presse die Kiefer aufeinander, um nicht zu stöhnen.

Ein Lächeln gleitet über die Züge des Fremden. Er tritt näher und damit hinter Rudi. Seine Hand streicht durch dessen kurzes Haar. Auch sie ist tätowiert. Von den Knöcheln ausgehend windet sich ein Flammen-Tribal seinen Unterarm hinauf.

Um den muskulösen Oberarm ist ein Kettenmotiv gestochen, das sich zweimal darum wickelt. Auf seinem anderen Arm sehe ich ebenfalls Ketten, an denen die Flammen lecken. Sein gesamter Körper scheint dem Flammenkonzept gewidmet zu sein. Und warum auch nicht: Er ist definitiv heiß.

Die Hand greift stärker zu, nachdem sie Rudi gestreichelt hat, und dirigiert ihn in seinen Bewegungen, zwingt ihn zum Deepthroat. Rudi hat keine Probleme damit, scheint sich jedoch nicht allzu wohl dabei zu fühlen. Ich mich dafür umso mehr. Mühsam unterdrücke ich ein weiteres Stöhnen und schließe die Augen, entscheide mich jedoch nach einer Weile, sie wieder zu öffnen, um das erregende Schauspiel nicht zu verpassen. Der Mann hat eine sexy Ausstrahlung. Er ist dominant, aber irgendwie reizt er mich dennoch. Ich habe zumindest nichts dagegen, Rudi mit ihm zu teilen.

Als Nächstes streckt der Mann seine andere Hand aus und streicht damit über meine bloße Brust. Er nimmt meinen rechten Nippel zwischen Zeige- und Mittelfinger und kneift erstaunlich fest zu. Ich zucke ihm jedoch eher entgegen als zurück. Mein Blut kocht vor Erregung. Der Kerl macht aus dem harmlosen Blowjob etwas unvorhergesehen Heißes.

Mein Orgasmus baut sich langsam auf und wird immer unausweichlicher. So gerne ich ihn noch hinauszögern würde: Der Kerl lässt mich nicht. Seine Augen sind begehrlich auf mich gerichtet. Ihnen entgeht nichts. Auf seinen Lippen bildet sich wieder ein schmales Lächeln. Die Finger an meiner Brustwarze kneifen abermals zu und ich komme. Zuckend stütze ich mich an der Wand hinter mir ab, während ich mich genüsslich ergieße. Es vergeht ein Moment, ehe ich wieder etwas anderes wahrnehme, als meine eigene Ekstase. Dann blicke ich in ein Paar stahlgraue Augen.

»Ich warte an der Bar auf dich«, raunt mir der Typ zu, dreht sich um und geht.

Ich lehne immer noch an der Wand. Atemlos sehe ich ihm nach, zu überwältigt, um mich zu bewegen. Ich genieße den Nachhall. Kein Grund zur Eile. »Wer ist der Typ?«

»Andy?«, hakt Rudi nach, der sich aufrichtet und mich vom Kondom befreit. »Ihm gehört die Bar.«

»Dein Dom?«

Über Rudis Lippen huscht ein scheues Lächeln. Er schüttelt den Kopf. »In meinem Träumen vielleicht. Er ist nicht mal ein richtiger Dom. Andreas switcht.«

Ich schließe die Hose und denke über die Möglichkeiten nach, die diese Offenbarung mit sich bringt. Eigentlich reizen mich flexible Typen nicht sonderlich. Ich finde es inkonsequent. Dennoch erregt mich die Vorstellung, den Mann zu dominieren, aufs Neue. Allerdings habe ich das beunruhigende Gefühl, dass er sich das nicht von jedem gefallen lässt.

»Danke übrigens«, haucht Rudi und verschwindet ebenfalls aus dem Darkroom.

Ich streiche mir durchs Haar und reibe mir übers Gesicht, um einen klaren Kopf zu bekommen, ehe ich Andreas zur Bar folge. Als ich die Säulen passiere, beobachte ich, wie Andreas etwas zu Ingo sagt. Dieser lacht darauf auf und gibt ihm einen gutmütigen Schubs vor die Brust, ehe er ihm ein Glas zuschiebt.

Andreas nimmt einen Schluck und wendet sich zu mir um, als hätte er mich genau dort erwartet, wo ich tatsächlich stehe und ihn anstarre. Ich fühle mich ertappt, versuche es mir jedoch nicht anmerken zu lassen. Stattdessen bleibe ich stehen und betrachte Andreas weiter. Er weicht dem Blick nicht aus. Erneut bildet sich das Lächeln, das so viel Spaß verspricht, auf Andreas' Zügen. Seine Augen werden schmaler. Das Lächeln zu einem Grinsen.

Er prostet mir zu und entgeht so nonchalant dem Blickduell. Dennoch wähne ich mich als Sieger. Ich lasse mich neben Andreas nieder und greife nach meinem Bier, das unberührt auf seinem alten Platz steht. »Ich hatte schon die Befürchtung, dass ich hier nicht mehr als einen lahmen Blowjob finde.«

»Das hier ist der Club der unbegrenzten Möglichkeiten.«

»Was verstehst du unter unbegrenzt? Ist das genauso eine Übertreibung, wie diesen Laden als Club zu bezeichnen?«

»Ich übertreibe nie«, behauptet Andreas.

Von Ingo kommt ein leises Schnauben. »Er hat sicher längst durchschaut, was für ein Schaumschläger du bist, Junge«, spottet er und schiebt mir ein frisches Bier zu. »Das andere ist schon abgestanden. Rudi hat sicher Spaß gehabt. Nett von dir, dass du ihn gelassen hast.«

»Du hattest recht. Er ist ganz gut.« Obwohl mir der letzte Teil am besten gefallen hat. Ich wende mich wieder an Andreas, der mich interessiert mustert. Besonders dominant wirkt er gerade nicht. Aber auch nicht das Gegenteil. »Dir gehört der Laden?«

»Ja, möchtest du eine Tour?«

»Später vielleicht.« Ich nippe an meinem Bier, während ich versuche, den Mann neben mir besser einzuschätzen. Er ist nicht viel älter als ich, wenn überhaupt. Anfang dreißig vermutlich. Recht jung für einen Barbesitzer. Außerdem hat er einen wahnsinnig attraktiven Körper. Ich würde ihn nur zu gerne komplett nackt sehen.

Plötzlich wird mir bewusst, dass ich schon eine ganze Weile auf Andreas' eng verpackten Schritt starre und sich unter den Jeans etwas tut. Ich schmunzle. Es ist nicht wenig, was die Hose dort zum Faltenschlagen bringt. Vielleicht sollte ich mich tatsächlich zu einer Tour überreden lassen.

»Also... Rick?«, hakt Andreas nach.

Ich nicke.

»Ist eine Abkürzung für Patrick?«

»Nein.«

»Dein echter Name?«

»Spielt das eine Rolle?« Es ist der Name meiner letzten verdeckten Ermittlung und fühlt sich echter an als der Name, den mir meine Eltern gegeben haben.

»Nein.« Andreas nimmt einen nachdenklichen Schluck von seinem Getränk. »Bin nur neugierig.«

»Nicht der Name, der auf meinem Ausweis steht.«

Andreas nickt. Er setzt sein Glas erneut an und trinkt bis zur Hälfte. Es scheint nur Wasser zu enthalten. Seufzend stellt er es ab und steht auf. »Eigentlich bin ich auf dem Sprung. Wie lange bleibst du noch?«

»Keine Ahnung. Bin gerade erst gekommen.«

»Ich weiß, deshalb frage ich…« Andreas' Zähne blitzen auf. »Oder reicht dir einmal?«

Tatsächlich brauche ich einen Moment, um den flachen Witz zu kapieren. Ich gestatte mir ein müdes Lächeln. »Nein, vermutlich nicht.«

»Dann komm mit!« Andreas greift abermals zu seinem Glas und leert es diesmal ganz. »Du bist doch neu in der Stadt. Ich zeig dir ein bisschen was.«

»Du lockst mich aus deiner eigenen Bar?«

»Hm ja, es gibt nichts Vergleichbares. Du wirst ohnehin wieder herkommen und dann kostet das Bier auch was.« Andreas zwinkert und deutet mir mit einer Kopfbewegung an, ihm zu folgen.

Einen Moment zögere ich noch, doch dann gebe ich mir einen Ruck. Das Angebot ist zu verlockend und Andreas' Lächeln zu verheißungsvoll, um zu widerstehen. Ich trinke mein Bier auf ex, ehe ich mir mein Tank bei Markus abholen gehe.

»Als hätte ich es geahnt!«, meint der und blickt Andreas vorwurfsvoll an. Auch ihm reicht er sein Oberteil zurück.

Ein schwarzes Shirt, das mit einem unleserlichen Schriftzug bedruckt ist. Damit wirkt er mehr wie ein Rocker als wie der Gast einer Fetisch-Bar. Ich frage mich, was Andreas überhaupt ist. Ein Switch, der nicht einmal in seiner eigenen Bar im strengen Dresscode auftritt… Er macht zumindest nicht den Eindruck, besonders hardcore zu sein.

»Du wirkst ziemlich normal«, stelle ich daher laut fest, als wir auf die Straße treten.

»Kommt auf die Definition an. Was ist normal?«

»Vanilla.«

Andreas schnauft belustigt. »Hin und wieder, aber nicht oft.«

»Mir ist nicht nach vanilla«, deute ich an.

»Habe ich mir gedacht. Wonach ist dir?« Andreas geht die schmale Gasse hinunter in Richtung Lange Reihe. Es herrscht kein Verkehr, daher laufe ich einfach auf der gepflasterten Straße neben ihm. Ich lasse mir Zeit mit meiner Antwort, denn ich bin mir noch nicht sicher.

»Ich habe eine recht grobe Vorstellung, weiß aber noch nicht, wie ich sie umsetzen soll«, gestehe ich schließlich ehrlich.

»Beschreib sie mir.« Er hat wieder dieses Lächeln auf seinen Lippen.

Ich kann ihm nicht widerstehen. Aus einem Impuls heraus packe ich seinen Arm, reiße ihn zu mir, drehe uns, indem ich den Schwung ausnutze, und presse den etwas überrumpelten Andreas an die nächste Hauswand. Mit beiden Händen pinne ich mein Gegenüber gegen den rauen Backstein.

Ja, das fühlt sich schon ziemlich nach dem an, was mir vorgeschwebt hat. Ich lehne mich weiter vor und atme Andreas' Geruch ein. Der spannt die Muskeln an, anscheinend um mir zu signalisieren, dass er sich nicht alles gefallen lassen muss, wenn er nicht will. Ich ignoriere es und… küsse ihn. Es ist das Lächeln. Ich muss es einfach kosten.

Ich spüre, wie Andreas' Arme, die ich immer noch umklammere, zucken. Doch im Moment habe ich die Oberhand. Mein Kraftaufwand, die Position zu halten, ist geringer, als der, den Andreas aufwenden müsste, um sich daraus zu befreien. Wenn er das überhaupt will. Den Kuss erwidert er nach kurzem Zögern recht begierig.

Schließlich bin ich es, der sich löst. »So etwas in der Art.«

Er leckt sich kurz über die Lippen. »Noch recht vage…«

»Gib mir ein bisschen Zeit.« Ich lasse ihn wieder frei. »Was wolltest du mir zeigen?«

»Ein paar Kneipen, ein, zwei Clubs, vielleicht meine Wohnung.«

»Aha, womit fangen wir an?«

»Mit dieser Bar.« Andreas deutet auf einen Eingang, über dem eine Regenbogenfahne hängt. Daneben ist ein Schild befestigt, das den Laden als Tatü ausweist.

Ich runzele die Stirn. Es ist eindeutig nicht meine Art von Bar. »Gibt's darin Einhörner und Feen?«

»Manchmal.« Andreas lacht leise. »Keine Sorge, ich muss nur kurz nachsehen, ob jemand, den ich kenne, dort ist. Wenn nicht, können wir gleich zur nächsten Location.«

»Hat der Jemand kein Handy?«

»Schon…« Andreas zuckt mit seinen breiten Schultern.

»Aber?«

»Würde er mir sagen, wo er ist, müsste ich ihn nicht suchen.«

»Hast du etwas angestellt?«, hake ich nach.

Andreas schmunzelt nur. Offensichtlich hat er das und zieht es vor, nicht darüber zu sprechen. Da ich nicht zu neugierig erscheinen will, belasse ich es dabei. Obwohl ich es wissen will. Sehr sogar. Doch ich gedulde mich. Wenn wir den Gesuchten finden, werde ich es wahrscheinlich ohnehin mitbekommen.

Wir betreten die Bar. Von innen wirkt sie nicht so schrullig, wie ich befürchtet habe. Die Gäste sehen normal aus und die Atmosphäre ist gemütlich. Es gibt mehrere Stehtische und eine Theke aus massivem, dunklem Holz, sowie ein paar Sitzgelegenheiten. Der Raum ist gut gefüllt. Man kann sich zwar noch bewegen, jedoch sind alle Tische belegt und auch die Bar bevölkert. Die Musik kommt nicht gegen den Geräuschpegel der Gespräche an.

Nachdem ich mir diesen ersten Überblick verschafft habe, wende ich mich wieder an meinen Begleiter. Der runzelt konzentriert die Stirn und hat einen recht ernsten Ausdruck aufgesetzt, während er immer noch den Raum scannt.

»Nach wem suchst du denn? Vielleicht kann ich dir helfen, ihn zu finden.«

»Er ist nicht hier«, stellt Andreas fest und wendet sich zum Gehen. »Also, das ist das Tatü. Falls du mal schnell jemanden fürs Bett brauchst, ist der Laden empfehlenswert. Getränke sind auch recht günstig. Aber alles in allem sehr vanilla. Der nächste Club wird besser, versprochen.«

Ich hebe eine Augenbraue. »Ah ja… Ich weiß nicht, ob ich Bock drauf habe, mit dir durch alle Clubs Hamburgs zu ziehen, nur weil du es bei einem Typ verbockt hast.«

»Nein, so ist das nicht«, versichert Andreas gelassen. »Ich habe schon vor, mich mit dir dabei zu amüsieren… Nur nicht im Tatü. Wie gesagt, der nächste Club wird besser.«

Ich bleibe dennoch skeptisch. »Aber du willst weitersuchen.«

Andreas lächelt. »Soll ich lügen?«

»Wenn du willst, dass ich mitmache, sag mir, worum es geht.«

»Na gut.« Er schiebt die Hände in die hinteren Taschen seiner engen Jeans, bleibt jedoch nicht stehen. »Mein Ex und ich sind noch Freunde. Seit einiger Zeit hat er einen Neuen, weigert sich aber, mir den Kerl vorzustellen. Heut habe ich die Info bekommen, dass er mit dem Typ in Hamburg ist. Er mag das Nachtleben hier, daher macht er das von Zeit zu Zeit. Ich will nur sehen, wen er sich da angelacht hat und wieso er so ein Geheimnis daraus macht.«

»Okay…«, sage ich gedehnt und wende mich zum Gehen. Ich werde ihm gewiss nicht dabei helfen, einer alten Liebe nachzuspionieren. Das ist einfach nur erbärmlich. Offensichtlich habe ich mich in ihm getäuscht.

»Hey!« Andreas holt mich rasch wieder ein und stellt sich mir in den Weg. Er wirkt nicht erbärmlich, viel mehr amüsiert. »Ich weiß, wie das klingen muss. Aber keine Sorge, ich bin nicht verzweifelt, nur verdammt neugierig und vielleicht etwas sauer.«

»Ah ja… Deckt sich dennoch nicht mit meinen Plänen für heute Nacht.«

Andreas verdreht die Augen, greift jedoch nach meinem Arm, als ich ihn umrunden will, und versperrt mir abermals den Weg. »Wie wäre es mit einem Kompromiss?«

»Ich mache keine Kompromisse.« Ich sehe ihm geradewegs in die grauen Augen und lege es darauf an, seinen Blick niederzustarren.

Doch diesmal weicht Andreas nicht aus. Er grinst nur noch mehr und legt seine Hände auf meine Schultern. »Ach ja? Keine Kompromisse? Gefällt mir.«

»Zeigst du mir deine Wohnung?« Ich kann ihm nicht widerstehen. Der Mann ist so widersprüchlich. Faszinierend. Doch ich weiß, dass ich in dieser Angelegenheit nicht nachgeben darf, wenn ich die Kontrolle behalten will. Ich werde ihm nicht hinterherlaufen. Erst recht nicht auf dieser beschränkten Such-Mission.

»Definitiv.« Andreas' Lächeln wird noch breiter, als er sich vorlehnt und mir einen beinahe sanften Kuss aufdrückt. Davon löst er sich mit einem Seufzen. »Aber nicht heute Nacht.«

Damit wendet er sich ab und geht. Es ist ein kleiner Schock. Perplex sehe ich ihm nach, als er gemächlich die Straße hinabschlendert. Er sieht sich nicht einmal um. Nur langsam begreife ich, dass ich verloren habe.

Schließlich schüttle ich den Kopf und grinse selbstironisch. »So ein Bastard.«

[Kapitel 2]

Andy

Ich verfluche meine Dummheit, während ich durch die Straßen von St. Georg laufe und mich immer weiter von Rick entferne. Einige aus meinem Umfeld behaupten, dass für mich immer alles ein Spiel ist und ich nichts ernst nehmen kann. Vielleicht stimmt das sogar. Deshalb verliere ich so oft. Auch in diesem Fall habe ich das Gefühl, zu hoch gepokert zu haben. Rick ist wie eine Erscheinung gewesen, als ich ihn zusammen mit Rudi im Darkroom entdeckt habe. Nun lasse ich ihn einfach stehen. Und wofür?

»Wieso ausgerechnet heute Nacht?«, fluche ich leise und trete eine leere Zigarettenschachtel vom Gehweg. Ein Freund hat mir verraten, dass Noah in der Stadt ist. Es ist eine Chance, auf die ich lange gewartet habe. Ich platze vor Neugier. So ein verdammtes Pech, dass sich Rick ausgerechnet diese Nacht ausgesucht hat, um im SMack aufzutauchen. In jeder anderen hätte ich alles für ihn stehen und liegen gelassen. Doch nicht diese Sache. Ich muss Noahs Neuen einfach sehen.

Kurze Zeit später erreiche ich den Club, in dem ich Noah am ehesten vermute. Ich bin schon oft zusammen mit ihm hier gewesen. Das letzte Mal ist eine Ewigkeit her.

»Hey, Andy!«, begrüßt mich der Türsteher. Ich kenne ihn aus dem Fitnessstudio, in dem wir beide Mitglieder sind und das einem gemeinsamen Bekannten gehört. Eben jenem Freund, von dem ich die Info habe, dass Noah wieder in der Stadt ist. Die Welt ist klein und Kai hat mir noch einen Gefallen geschuldet. Einen großen Gefallen, sonst hätte er Noah mit Sicherheit nie verraten.

»Hey!«, grüße ich zurück. »Ist dir ein großer Typ aufgefallen? Kurze, dunkle Haare, grüne Augen, wahrscheinlich mit einer Night Rod unterwegs?«

»Oh ja.« Der Türsteher, Frank, deutet mit einem Finger auf besagte Maschine, die mir zuvor nicht aufgefallen ist, da ihr mattschwarzer Lack im Schatten unauffälliger nicht sein kann. »Soll ein Auge für ihn drauf haben. Freund von dir?«

»Ex.«

»Er hatte wen bei sich«, sagt Frank warnend.

»Davon bin ich ausgegangen.« Ich setze ein Lächeln auf.

»Na dann viel Spaß!«, wünscht Frank und winkt mich vorbei.

Dafür, dass sich der Club nicht auf der Reeperbahn befindet, ist er immer gut besucht. Mühsam schiebe ich mich durch die verschwitzten Massen und brauche eine ganze Weile, bis ich mit meiner Suche endlich Erfolg habe: Auf der Tanzfläche entdecke ich Noah.

Er sieht gut aus. Ich spüre immer noch ein Ziepen in der Brust, wenn ich ihn sehe und daran erinnert werde, dass dieser Mann einmal mir gehört hat. Aber ich habe es vergeigt und er hat jemand Neues.

Ich richte meine Aufmerksamkeit auf den blonden Jungen in Noahs Armen. Obwohl ich schon von ihm gehört habe, bin ich überrascht. Okay, er ist ganz attraktiv, aber er ist so jung… Außerdem hat er überhaupt keine Ähnlichkeit mit mir. Verdammt.

Seufzend wende ich mich ab und gehe zur Bar. Da auch der Barkeeper ein Bekannter von mir ist, bekomme ich sofort die ersehnte Bierflasche über die Theke gereicht, als er mich bemerkt. Grinsend proste ich ihm zu und suche nach einem Platz, von dem aus ich das Paar noch einen Moment ungestört beobachten kann, um mir bewusst zu werden, was zum Teufel ich hier eigentlich mache.

Das Bier tut gut. Kühlt mich ab. Lässt mich ruhiger werden.

Das ist er also. Der Neue. Mirko. Laut Kai erst zwanzig. Neun Jahre jünger als Noah. Auf einmal fühle ich mich alt und zugleich verdammt lächerlich.

Gott, der Junge kann lächeln... Noah erwidert es mit einem verhaltenen Schmunzeln, doch es kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass er dem Burschen völlig verfallen ist. Einem unreifen, kleinen Jungen. Sie tanzen miteinander. Es ist deutlich mehr als Tanzen. Sie flirten, flüstern sich Dinge ins Ohr und lachen. Offensichtlich haben sie Spaß.

Einige Lieder später verlassen sie die Tanzfläche. Noah bemüht sich um etwas zu trinken, doch wegen des Andrangs wird er einige Zeit benötigen. Der Junge wartet am Rand der Tanzfläche an einer Art Podest, das auch als Tisch dient, und beobachtet die Tanzenden.

Gemächlich schiebe ich mich zu ihm vor und remple ihn im Vorbeigehen an, jedoch nur, um ihm sofort ein Oh 'tschuldigung! über die Musik hinweg zuzurufen. Der Junge reibt sich die Schulter, schüttelt jedoch lächelnd den Kopf und will gerade etwas erwidern, als sein Blick auf meine Arme fällt. Er erstarrt. Für drei Sekunden etwa, dann schaut er auf und mustert mich beunruhigt.

Merkwürdige Reaktion. So gefährlich sehe ich hoffentlich nicht aus. »Hab ich dir wehgetan?«, frage ich. »Oder hast du Angst vor mir? Ich beiße nicht… zumindest selten in der Öffentlichkeit.«

Der Junge reißt sich sichtlich zusammen und schüttelt rasch den Kopf. »Nein, alles okay.«

»Kann ich dir ein Bier ausgegeben?« Ich setze ein gewinnendes Lächeln auf. »Als Wiedergutmachung?«

»Ähm, schon okay. Mein Freund holt mir gerade was.« Mirko deutet über seine Schulter. Er hat kein sehr breites Kreuz. Der Junge ist schlank und recht schmal.

Ich folge dem Fingerdeut und treffe auf Noahs alarmierten Blick. Er sieht so aus, als würde er am liebsten sofort zur Rettung herbeieilen. Keine Ahnung, was er mir zutraut. Ich kann mir gerade so ein hämisches Lächeln verkneifen.

»Du bist Andreas, oder?« Die Frage trifft mich unvermittelt.

»Kennen wir uns?«

»Nein.« Mirkos blaue Augen werden schmal. »Ich habe ein Bild von dir gesehen. Du hast zwar keine Piercings mehr im Gesicht, aber die Tattoos auf deinen Armen…«

Ich blicke erneut zu Noah, der jetzt sehr streng zurückstarrt. »Dann bist du tatsächlich Noahs Neuer?«

»Ja.« Es klingt trotzig.

»Soso. Und wie heißt du, Kleiner?«

»Mirko, und ich bin nicht kleiner als du.«

Da hat er wohl recht. Unbeeindruckt nehme ich einen Schluck von meinem Bier. »Und wie alt bist du? Schon achtzehn?«

»Ja.« Mir schlägt die pure Abneigung des Jungen entgegen. »Und du? Über dreißig?«

Ich lache. »Zweiunddreißig. Zu alt für Piercings im Gesicht. Aber die anderen habe ich noch.« Ich muss nicht raten, welches Foto der Junge von mir gesehen hat. »Hängt das Bild noch in seinem Schlafzimmer?«

»Nein.«

»Schade. Bei mir hängt seins noch.«

Die Information scheint Mirko ganz und gar nicht zu gefallen. Sein Blick wird äußerst giftig. Doch seine Stimme klingt einigermaßen ruhig. »Es gibt so eins von Noah?«

»Er liegt auf der Seite, sodass man sein Drachentribal komplett sehen kann«, erkläre ich. »Wenn du möchtest, zeig ich's dir. Keine Sorge, man sieht nichts Intimes.«

»Hey, Andreas.« Noah hat es geschafft, seine Getränkebestellung abzuschließen, und gesellt sich nun zu uns. Mit einem forschenden Blick reicht er Mirko ein Glas und behält für sich selbst eine Bierflasche zurück, ehe er sich mir zuwendet. »Du hier… Was für ein Zufall.«

»Hi, ja, Überraschung, ich wohne hier«, spotte ich. »Wir unterhalten uns gerade über die Bilder, die Fred damals von uns gemacht hat.«

»Ach ja?« Noah wirft einen Blick auf seinen Freund, dann einen nicht weniger besorgten Blick auf mich. »Seid ihr auch nett zueinander?«

»Klar. Was macht ihr in Hamburg?«, hake ich nach.

»Wir haben morgen einen Termin bei einem Bekannten von Kais Freund«, erklärt Noah. »Und da dachten wir, wir nutzen es aus und machen ein ganzes Wochenende draus.«

»Und was ist das für ein Termin?«

»Wie der Zufall es will: ein Fotoshooting. Ich habe mir ein Bild von Mirko zum Geburtstag gewünscht.« Noah legt seinen Arm um Mirkos Hüfte. »Und was treibst du hier? Wieso bist du nicht arbeiten?«

»Weil ich fähige Leute habe, die auch ohne mich fleißig sind.« Ich beobachte missgünstig, wie sich Mirko an Noahs Seite schmiegt. Der genießt es sichtlich. Nein, das wäre zwischen uns niemals möglich gewesen. Nicht auf diese Art. Wir sind nicht das gewesen, was der andere braucht. Doch es ändert nichts an den Gefühlen, die ich einmal für Noah gehabt habe und die noch immer in mir nachhallen. Es verletzt mich, dass Noah mein Foto verbannt hat und durch eins von Mirko ersetzen will.

»Was wird das für ein Bild?«, erkundige ich mich. »Akt, nehme ich an? Vanilla oder Bondage?«

»Vanilla?« Verwirrt blickt Mirko zu Noah auf.

»Ähm, das Gegenteil von kinky«, erklärt Noah rasch. »Normal. Andreas steht auf… andere Dinge.«

Mirko stutzt. Offensichtlich ist er vollkommen unschuldig in dieser Hinsicht. »Zum Beispiel?«

Plötzlich greift eine Hand aus dem Nichts nach meiner Kehle und reißt mich daran zurück, sodass ich gegen einen harten Körper hinter mir stolpere. Instinktiv spanne ich mich an und will mich wehren. Doch dann höre ich eine tiefe Stimme dicht an meinem Ohr. »Neugier befriedigt? Dann werde ich dir jetzt den Arsch dafür versohlen, dass du mich stehen lassen wolltest.«

Meine beiden Gesprächspartner sehen ziemlich geschockt aus. Noah will schon eingreifen, um mir zu helfen, doch ich gebiete ihm mit einem Blick sich rauszuhalten. Ich bin selbst überrascht. Aber positiv. Ich hätte nie damit gerechnet, dass Rick mir folgt. Doch es ist eine willkommene Gelegenheit, dieser unangenehmen Situation zu entkommen, ohne zu viel Stolz und Federn zu lassen.

»Yes, Sir«, antworte ich Rick und schiele über die Schulter zu jenem auf.

Rick macht ein ernstes Gesicht. Sein Blick wandert aufwärts und misst sich mit dem von Noah. Es ist ein ungleiches Duell. Obwohl Noah deutlich größer ist, unterliegt er doch dem Blick des Mannes hinter mir sehr schnell. Dessen Hand liegt immer noch um meinen Hals. Sie erschwert mir das Atmen und strahlt etwas Bedrohliches aus. Doch ihr Griff ist beherrscht. Rick macht das nicht zum ersten Mal.

»Dann komm!«, befiehlt er knapp und lässt mich los. Ohne mir oder gar Noah und Mirko noch viel Beachtung zu schenken, strebt Rick auf den Ausgang zu.

Ich greife mir an den Hals, wo ich den Griff von Ricks kräftigen Fingern immer noch spüre. Das Blut wandert in meinen Schoß. Ich zögere nicht länger. Den Fehler, mir die Chance mit Rick entgehen zu lassen, werde ich nicht wiederholen. Ich will mich noch einmal an Noah wenden, doch ich habe keine Ahnung, was ich ihm sagen soll. Letztlich zucke ich nur mit den Schultern und beeile mich, Rick zu folgen.

Gerettet. Vorrangig fühle ich große Erleichterung. Allerdings habe ich keine Ahnung, was mich mit Rick erwartet. Atemkontrolle ist zum Beispiel keine Spielart, der ich mich gerne aussetze, wenn ich den anderen nicht gut kenne. Es gibt ihm zu viel Macht über mich.

»Atemreduktion ist momentan noch ein Tabu«, erkläre ich daher, als ich zu Rick aufhole. Wir sind bereits aus dem Club raus.

»Okay. Noch andere?« Rick setzt seinen Weg fort und gibt damit die Richtung vor.

Ich folge ihm weiter, ergebe mich dem Gedanken, dass ich die Kontrolle für den restlichen Verlauf dieser Nacht abgeben werde. »Cutting, Kaviar, Klinik.«

»Noch was zu beachten?«

»Alles, was bleibende Konsequenzen hat, erfordert meine Zustimmung. Mein Safeword ist Mayday.«

»Was magst du?«, erkundigt sich Rick.

»Wenn du gut bist, bestimmst du das. Wenn nicht, nichts.«

»So anspruchsvoll?«

»Nur launisch.«

Darauf sagt Rick nichts mehr. Er geht weiter Richtung Hauptbahnhof. Vermutlich wird er mich mit zu sich nehmen. Ich bin gespannt, meine Nerven ebenfalls. Ich versuche, nicht mehr an die Begegnung mit Noah und diesem Mirko zu denken. Es gelingt mir nicht. Der Junge ist eine kleine, eifersüchtige Giftspritze. Ich habe mich damit abgefunden, dass Noah und ich nie wieder ein Paar werden. Aber die Freundschaft ist mir dennoch wichtig. Vielleicht hätte ich netter zu dem Kleinen sein sollen.

Wir steigen in die U-Bahn Richtung Billstedt. In Hamburg kann man die Persönlichkeit eines Menschen recht gut einschätzen, wenn man weiß, in welchem Stadtteil er lebt. Jedes Viertel der Stadt hat seinen eigenen Reiz und zieht daher bestimmte Charaktere mehr oder weniger an. Als wir aus der Bahn steigen, sagt mir die Gegend jedoch überhaupt nichts über meinen Begleiter; nur dass er offensichtlich neu in der Stadt ist und daher noch keine Präferenz hat. Es ist ein reines Wohnviertel mit viel Grün, das sich jedoch bereits herbstlich verfärbt.

Rick führt mich zu einem Mehrfamilienhaus, vermutlich aus den Achtzigern, also noch recht neu für Hamburger Verhältnisse. Es gibt sogar einen Fahrstuhl. Wir verlassen ihn im fünften Stock, wo Rick eine rote Wohnungstür mit Sicherheitsschloss öffnet. Es gibt kein Namensschild an der Klingel. Spannend.

»Magst du was trinken?«, erkundigt sich Rick, während er aus seinen schweren Stiefeln schlüpft.

Ich folge seinem Beispiel und ziehe mir ebenfalls die Bikerboots aus. »Darf ich nachher pinkeln, wenn ich muss?«

»Wenn du fragst und ich es dir erlaube, ja.« Er schmunzelt matt. »Keine Sorge, das ist gastfreundschaftliche Etikette ohne Hintergedanken. Noch sollst du dich ja wohlfühlen.«

Das Noch gefällt mir irgendwie. Es lässt die Spannung weiter steigen. Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet, allerdings rechne ich damit, ein wenig leiden zu müssen. Und das gefällt dem kleinen Masochisten in mir. Entspannt zucke ich mit den Schultern. »Okay, dann ein Glas Wasser bitte.«

»Gut.« Rick deutet auf eine Tür. »Mach's dir bequem.«

Ich folge der Geste und trete ins Wohnzimmer ein. Es ist komplett ausgestattet, sieht aber recht unpersönlich aus. Wie aus einem IKEA-Katalog. Einzig das große, schwarze Ledersofa fällt aus dem Bild und wirkt sympathisch. Ich lasse mich darauf nieder und versinke mit einem Seufzer tief in der Polsterung. Das Möbelstück besitzt zweifelsohne mehr Charakter als der Rest der Einrichtung zusammen.

Mein Blick fällt auf ein abstraktes Bild an der Wand gegenüber der Fensterfront. Auch das wirkt wie pure Dekoration ohne Bedeutung. Entweder legt Rick keinen gesteigerten Wert auf dergleichen oder das Zimmer ist nur Fassade.

»Hier.« Rick kehrt zurück und reicht mir ein längliches Glas mit Wasser. Er selbst hat sich für das Gleiche entschieden. Breitbeinig lässt er sich ebenfalls auf dem Sofa nieder.

Ich nicke dankbar, sage aber nichts. Wachsam nippe ich an dem Glas und warte auf das Startzeichen meines Gastgebers. Doch Rick lässt sich Zeit. Er schweigt und beobachtet mich, bis ich etwa die Hälfte des Wassers intus habe.

»Ich hoffe, du hast mir nichts reingemischt?« Der Gedanke kommt mir spontan und auch wenn meine Frage spöttisch klingt, bin ich leicht beunruhigt. Ich bin nicht sonderlich paranoid, habe aber schon einiges erlebt und viel gehört. Bei Rick kann ich es mir eigentlich wirklich nicht vorstellen, aber wer weiß.

Rick lächelt matt. »Etwas spät für diesen Gedanken, meinst du nicht?«

»Ja, trotzdem… Ich habe eben, als du dich um das Wasser gekümmert hast, eine SMS mit deiner Adresse an Ingo geschickt. Wenn ich mich in vier Stunden nicht bei ihm melde, ruft er die Bullen.« Das ist eine dreiste Lüge, doch ich fühle mich sicherer damit.

»Okay. Vier Stunden.« Rick greift nach seinem Handy, stellt anscheinend den Timer und legt es wieder zur Seite. »Keine Sorge, ich spiele nicht mit falschen Tricks. Da wir uns aber offensichtlich noch nicht vertrauen und ich dich kaum einschätzen kann, wäre es vielleicht besser, wenn du deine Bedürfnisse und Präferenzen ein wenig genauer definierst. BDSM ist ein weites Feld.«

»Und ich habe einen vielfältigen Geschmack«, antworte ich. »Es ist schwer ihn einzugrenzen. Sex im Kontext BDSM gern, aber safe. Ich liebe Bondage, aber nichts ist langweiliger, wenn man es nicht interessant gestaltet. Ich habe nichts gegen Disziplin, zeitweise habe ich sie sogar nötig. Einem guten Dom gehorche und diene ich gern. Schmerzen kann ich bis zu einem gewissen Grad als lustvoll empfinden und ertrage sie darüber hinaus, wenn es den anderen befriedigt. Ich habe mein Safeword und ich benutze es, wenn nötig. Es passiert jedoch nicht oft. Überrasch mich.«

Rick deutet auf die nächste Tür. »Das ist mein Spielzimmer. Ich warte dort auf dich. Zieh dich aus und komm nach. Wenn nötig: Das Bad ist im Flur, die erste Tür rechts. Sobald du das Zimmer betrittst, beginnen wir.«

»Wie soll ich dich nennen?«

»Sage ich dir dann.« Rick erhebt sich und verschwindet, ohne noch einmal zurückzublicken, in dem besagten Raum.

Ich ertappe mich, wie ich eine Weile später immer noch auf die Tür starre, die Rick hinter sich geschlossen hat. Er lässt sich nicht in die Karten schauen und das macht es nur noch reizvoller für mich. Ich habe kaum etwas ausgeschlossen, weswegen ich erwarte, dass wir komplett nach Ricks Gusto spielen werden, was ungleich befriedigender für mich ist, wenn ich in die devote Rolle schlüpfe.

Routiniert ziehe ich mich zunächst aus und lege die Kleidung aufs Sofa. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem Körper und es macht mir nichts aus, nackt zu sein. Nacktheit ist sicher praktisch bei dem Folgenden, doch es tut gefühlsmäßig gar nichts mehr für mich. Vorsichtshalber verschwinde ich tatsächlich noch einmal im Bad, ehe ich an die Tür zum Spielzimmer klopfe und eintrete.

Rick steht mit dem Rücken zu mir vor einem Regal aus Stahl mit mehreren beschrifteten, schwarzen Schachteln. Die Wände des Raums sind dunkelrot gestrichen. Vor dem Fenster hängt ein langer Vorhang, vielleicht ist es auch kein Fenster, sondern eine Balkontür, denn der Rahmen reicht bis zum Boden. Doch die Sicht nach draußen ist durch den dichten, schwarzen Stoff versperrt. An den Wänden hängen einige schöne Spanking-Gerätschaften. Eine gewisse Vorliebe für Gerten ist deutlich erkennbar.

Da Rick mich noch ignoriert, schließe ich die Tür etwas fester als nötig hinter mir und nehme Haltung an, indem ich meine Füße etwa schulterbreit auseinanderstelle und die Hände hinter dem Rücken verschränke. Gerader Rücken und erhobener Kopf, der Blick gesenkt.

Zumindest will ich den Blick senken, bis mir der große Standspiegel auffällt, der aktuell noch mit einem schwarzen Tuch verhängt ist. Mein Blick bleibt daran haften, während ich mir ausmale, was man damit alles anstellen kann.

Eine Bewegung Ricks lässt mich aufmerken und den Blick wieder auf meinen Gastgeber richten. Er hat sich zu mir umgewandt und betrachtet mich mit neutraler Miene. Sein Blick wandert langsam, aber zielstrebig über meinen Körper und verharrt eine kleine Ewigkeit bei meinen Lenden. Geräuschvoll atmet er aus und tritt auf mich zu. Er zögert nicht, als er seine Hand nach mir ausstreckt und mich anfasst.

Ich stehe bereits auf Halbmast. Es macht mich grundsätzlich an, wenn andere meinen gepiercten Schwanz zum ersten Mal sehen und darauf reagieren. Durch meine Eichel ist ein Prinz-Albert mit fünf Millimetern Durchmesser gestochen. Derzeit trage ich ein Stäbchen und keinen Ring, da es mir ein besseres Gefühl gibt.

»Nett«, gesteht Rick mir neidlos zu. »Du darfst nackt bleiben.«

»Sehr großzügig«, spotte ich leicht amüsiert.

»Ja.« Rick begegnet meinem Blick ernst. »Gewöhn dich nicht dran.«

Ich antworte nicht darauf, grinse jedoch frech.

Rick lässt sich nicht provozieren. Er umrundet mich und lässt seine Hand dabei über meine tätowierte Haut streichen. Die Selbstverständlichkeit, mit der er mich berührt, macht etwas mit mir. Ich spüre, dass Rick Erfahrung hat, weiß, wie man mit Subs umgeht, und seine Wirkung auf sie kennt. Aber ich bin kein reiner Sub. Ich bin nicht immer bereit, mich zu unterwerfen.

»Hm.« Rick steht wieder vor mir und sieht mir in die Augen.

Ich erwidere es. Es kribbelt in meinem Nacken, als Ricks Blick sich allmählich verhärtet und stechender wird. Er hat braune Augen mit goldenen Splittern. Die Splitter verschwinden jedoch, als sich die Augen verengen. Sie werden dunkler.

»Nicht freiwillig also«, stellt Rick leise fest.

»So leicht nicht, nein«, antworte ich ebenso ruhig.

»Habe ich mir irgendwie gedacht.«

Rick tritt erneut hinter mich und ich lasse es zu. Ich will es ihm nicht absichtlich schwer machen, brauche jedoch irgendeine Geste, die es mir ermöglicht, in Rick den dominanteren Part zu sehen. So wie im Club der Griff an meine Kehle, aber das ist schon zu lange her und noch einmal werde ich das auch nicht zulassen.

Ein metallisches Geräusch lässt mich stutzen, doch ehe ich es einordnen kann, stößt Rick mir wie nebenbei einen Fuß in die Kniekehle und destabilisiert damit meinen Stand so weit, dass er mich mit einem Polizeigriff gänzlich in die Knie zwingt. Ehe ich weiß, wie mir geschieht, spüre ich kaltes Metall um eins meiner Handgelenke einrasten und kurz darauf auch um das andere.

»Reicht das?«, erkundigt sich Ricks raue Stimme direkt neben meinem Ohr. Er drückt meinen Arm immer noch hoch und macht ihn damit bewegungsunfähig. Mit seinem freien Arm übt er Druck auf mein Genick aus, sodass ich den Kopf beugen muss.

Völlig baff befinde ich mich in dieser unbequemen Haltung, ohne zu wissen, wie mir geschehen ist. Ich kann ihr auch nicht entfliehen. Es tut weh. Dennoch rauscht das Blut in meinen Schoß und ich werde allmählich steinhart.

Ich lasse mir einen Moment Zeit, das Gefühl zu verinnerlichen. Mühsam lecke ich mir über die Lippen und deute ein Nicken an. »Yes, Sir.«

»Ich spreche kein Englisch mit dir, oder?«, fragt Rick streng. »Also sprichst du auch kein Englisch mit mir. Du sprichst mich überhaupt nicht an. Das Recht dazu musst du dir erst verdienen. Du sprichst nur, wenn ich dich etwas frage. Wenn ein Nicken ausreichend ist, nickst du. Wenn die Antwort nein lautet, schüttelst du den Kopf. Verstanden?«

Ich nicke.

»Gut. Steh auf«, befiehlt Rick und lässt mich los.

Ich gehorche und kann nicht fassen, wie selbstverständlich ich es tue. Ich habe uns für etwa gleich stark gehalten und mich auf etwas Gerangel eingestellt. Doch nun erhebe ich mich von dem dunklen Parkettboden und bin völlig im Einklang mit dem, was mit mir geschehen ist. Meine Hände sind gefesselt und ich ein Stück weit hilfloser und… unterlegen. So schnell und doch so deutlich.

Rick zieht das Tuch vom Spiegel und deutet mir an, mich davor zu stellen. Ich tue es und mustere mich verstohlen. Mein Schwanz ist steif und ragt so steil nach oben auf, dass man den Austritt des PAs gut sehen kann. Das Schamhaar stutze ich mir inzwischen nur noch. Meinen restlichen Oberkörper hingegen enthaare ich wegen der Tattoos komplett.

»Du schaust dich gerne an«, stellt Rick fest.

Ja, ich betrachte das, was ich aus meinem Körper gemacht habe, gerne. Ich mag meine Piercings und die Flammen und Ketten, die meine Haut zieren. Es zu leugnen, kommt mir nicht in den Sinn.

»Habe ich mir gedacht.« Rick bleibt schräg hinter mir stehen, sodass er mich betrachten kann, ich jedoch sein Gesicht nicht im Spiegel sehe. »Okay. Klartext: Was ich dir antue, bestimme ich und du hast im Rahmen der Session keinen Einfluss darauf. Ich erwarte, dass du es erträgst und tust, was ich dir befehle. Wenn du etwas machst, das mir nicht gefällt, bestrafe ich dich. Die Strafen werden härter, wenn du einen Fehler wiederholst. Momentan darfst du nichts machen, außer das, was ich dir befehle. Es ist also noch recht einfach.«

Ich nicke.

»Ich habe dir keine Frage gestellt, demnach musst du nicht nicken«, weist mich Rick sogleich streng zurecht. »Denn ich gehe davon aus, dass du verstehst, was ich sage.« Er legt eine kurze Pause ein, in der er mich anscheinend betrachtet. »Normalerweise würde ich dir verbieten, hart zu werden. Aber es ist ganz hübsch anzusehen, daher machen wir heute eine Ausnahme.«

Ich blicke schmunzelnd auf meinen Penis, der soeben ein kleines Kompliment geerntet hat. Spätestens jetzt habe ich ohnehin keine Möglichkeit mehr, ihn zu bändigen.

»Allerdings darfst du nicht ohne meine Erlaubnis kommen.« Rick tritt dichter an mich heran und umschließt meinen Schwanz mit einer Hand. Es fühlt sich gut an. Sein Griff ist warm und fest. Seine Stimme dagegen klingt unheilvoll. »Das würdest du sehr bereuen.«

Sein Griff wird fester, fast schmerzhaft. Es erregt mich nur noch mehr. Ich reiße mich zusammen, verkneife mir ein Nicken und beobachte starr das Spiegelbild der Hand an meinem Geschlecht. Sie kost mich nicht. Es ist einfach nur eine Geste, die ausdrückt, dass mein Schwanz, wie alles in dieser Session, Ricks Willen unterliegt. Für einen Moment schließe ich die Augen und atme tief durch. Ich lasse mich fallen.

[Kapitel 3]

Rick

Sehr wachsam betrachte ich meinen Sub für diese Nacht. Er ist unglaublich attraktiv. Sein Schwanz lädt zum Spielen ein. Der Körper gleicht einem Kunstwerk. Kein Wunder, dass Andreas etwas selbstverliebt scheint.

Ich habe inzwischen eine sehr genaue Vorstellung, wie ich damit umgehen will. In mir baut sich eine gewisse Vorfreude auf, gleichzeitig mahne ich mich weiterhin zur Vorsicht. Wenn ich nicht aufpasse, wird Andreas vielleicht nicht so gefügig bleiben, wie er gerade ist.

Daher habe ich ihm auch verboten zu sprechen. Normalerweise gehört das nicht zu meinen Regeln. Aber ich will Andreas so wenig Raum wie möglich zum Auflehnen lassen. Es soll ihn konstant daran erinnern, wo sein Platz ist, und ihm keine Gelegenheit geben, nachzudenken und Widerworte zu formulieren.

Ich hole einen flexiblen Leder-Cockring aus dem Regal. Ihn kann man auch noch problemlos anlegen, wenn sich der Träger bereits in Andreas' Zustand befindet. »Machen wir dich noch hübscher, damit du dich bewundern kannst.«

Andreas lächelt wieder. Das ist etwas, das ich ihm nicht verbieten will, weil es mir gefällt und ich es ihm vielleicht noch auf andere Art austreiben kann.

»Schön«, stelle ich fest, als ich auf Abstand gehe und den Penis betrachte. Das Leder passt gut zum Piercing. Ich lasse mich erneut davon verführen und greife nach ihm. Von Andreas kommt ein behagliches Stöhnen. Er drängt sich der Berührung entgegen. Ich lasse ihn und streichle ihn sogar ein wenig, weil ich es mag, wie er darauf reagiert. Doch bevor es zu irgendetwas führt, höre ich auf und spiele stattdessen mit dem Brustwarzen-Piercing.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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