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Napoleons Truppen wenden dem Kanal und England den Rücken. In den Jahren 1806/07 nehmen sie ein neues Ziel ins Visier: Preußen. Kommodore David Winter wird erneut in Kämpfe verwickelt, als er in Danzig und Kolberg auf die Franzosen trifft. Kann er es schaffen, dennoch den Geheimvertrag von Tilsit nach England zu bringen - wenn nötig unter Einsatz seines Lebens?
David Winters Abenteuer sind ein Spiegelbild seiner Zeit, des rauen Lebens in der Royal Navy, aber auch romantischer Gefühle, des heldenhaften Mutes und der Kameradschaft auf See. Vom Eintritt in die Royal Navy über die Zeit des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges bis in die napoleonischen Kriege verfolgen wir David Winters Aufstieg vom Seekadetten bis zum Admiral.
Aufregende Abenteuer auf See, eingebettet in die faszinierende Geschichte der Marine.
Für alle Fans von C.S. Forester, Alexander Kent, Patrick O’Brian und Richard Woodman. Weitere Bücher von Frank Adam bei beTHRILLED: die Sven-Larsson-Reihe.
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Seitenzahl: 555
Cover
Grußwort des Verlags
Über dieses Buch
Titel
Vorwort
Hinweise für den historisch interessierten Leser
Personenverzeichnis
Verzeichnis der Abbildungen
Ein Wechsel in der Admiralität
Raketen über Boulogne
Der zweite Angriff
Kurs Ostsee
Preußische Tragödie
Häfen der Hoffnung
Im Ring der Belagerer
Bis zum bitteren Ende
Ein Geheimvertrag und seine Folgen
Glossar
Über den Autor
Alle Titel des Autors bei beTHRILLED
Impressum
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Napoleons Truppen wenden dem Kanal und England den Rücken. In den Jahren 1806/07 nehmen sie ein neues Ziel ins Visier: Preußen. Kommodore David Winter wird erneut in Kämpfe verwickelt, als er in Danzig und Kolberg auf die Franzosen trifft. Kann er es schaffen, dennoch den Geheimvertrag von Tilsit nach England zu bringen – wenn nötig unter Einsatz seines Lebens?
Frank Adam
Kampf an Preußens Küste
Historischer Abenteuerroman
Als ich David Winters Abenteuer in der Bombay-Marine geschildert hatte, fragte mich ein Leser, warum ich meinen Helden so weit in die Ferne geschickt habe. Im deutschen Teil der Ostsee gäbe es doch auch so viel zu erleben. Ich konnte ihm nur antworten, dass in meiner vorläufigen Planung für 1806/07 David Winter an Preußens Küste segeln würde. Während dieser Jahre, im Krieg gegen Frankreich, könnten sich für David Winter interessante Aufgaben vor Kolberg und Danzig ergeben.
Dies war eine sehr leichtsinnige Zusage, wie ich merkte, als ich zur Vorbereitung des zehnten Romans die historischen Darstellungen aufarbeitete. Außer dem Angriff auf Kopenhagen wird in den marinegeschichtlichen Standardwerken allenfalls die Unterstützung durch einige britische Schiffe bei der Belagerung Danzigs erwähnt. In den preußischen heeresgeschichtlichen Darstellungen tauchen öfter britische Schiffe auf, aber die Angaben sind ohne maritime Kenntnis. Man weiß nicht, ob dort nun eine Fregatte, eine Sloop oder ein Kutter die preußischen Truppen unterstützte. Die Heereshistoriker haben solche Feinheiten nicht gekümmert.
Ich habe im Internet die Marinehistoriker in aller Welt um Auskunft gebeten. Manche haben mir geholfen und wussten auch nicht mehr. Ich habe dann die im nächsten Abschnitt erwähnte Liste aller britischen Schiffe durchforstet und zwei Quellen über die Gründung der preußischen Haffflottille 1806 gefunden. Nun wusste ich, welche britischen Schiffe zu dieser Zeit in der Ostsee operierten, aber sie hatten kein einheitliches Kommando. Nur vor Danzig hat Commander Chetham einige Sloops befehligt.
Für einen Posten als Commander konnte ich David Winter aber nicht einsetzen. Er war seit Jahren Kapitän und zuletzt Kommodore Erster Klasse. Wenn ich ihn an der preußischen Küste einsetzen wollte, musste ich ihm das Kommando über eine kleine Flottille geben. Ich habe mir also die schriftstellerische Freiheit genommen, die verstreut operierenden Schiffe unter einheitlichem Kommando zusammenzufassen.
Aber sonst habe ich die Schiffe nur das tun lassen, was sie tatsächlich getan haben. In den im nächsten Kapitel genannten Darstellungen kann das der interessierte Leser überprüfen. Bei den Belagerungen von Danzig und Kolberg haben die britischen Schiffe in dem hier geschilderten Ausmaß geholfen. Auch die Möglichkeit des Verrats bei dem Durchbruchsversuch der Sloop Dauntless vor Danzig wird in einer Darstellung erwähnt.
Zum Geheimvertrag von Tilsit will ich noch einige Worte sagen. Der britische Außenminister Canning hat seine Quelle nie genannt. Der ausgezeichnete Schriftsteller Richard Woodman stützt sich in seinem Roman »Der Mann unterm Floß« auf ein damals kursierendes Gerücht, Napoleon und der Zar seien von einem Agenten belauscht worden. Ich habe die andere Version bevorzugt, wonach die Information den Briten aus Kreisen einer russischen Opposition zugespielt wurde. Wie es nun auch gewesen sein mag: Sicher ist, dass Canning am 21. Juli 1807 Gewissheit über die russisch-französischen Geheimabsprachen erhielt und nun handelte. Ich habe David Winter die Nachricht überbringen lassen, und ich hoffe, dass die Leser mit Interesse und Spannung verfolgen können, was damals geschah.
Frank Adam
Zur Information über Schiffe, Waffen und Besatzungen der britischen Flotte verweise ich auf mein Buch mit zahlreichen Abbildungen und Literaturangaben:
Adam, F.: Herrscherin der Meere. Die britische Flotte zur Zeit Nelsons. Hamburg: Koehler 1998
Für die Kämpfe zur See im Britischen Kanal und in der Ostsee sind immer noch lesenswert, auch wenn die Operationen an der preußischen Küste zu kurz kommen:
Clowes, Wm. Laird: The Royal Navy, a history from the earliest time to the present, Vol. V. London: Sampson Low 1899
James, W.: The Naval History of Great Britain, Vol. IV. Neuauflage London: Bentley 1886
Zur Information über die preußischen Flottenaktivitäten und die Zusammenarbeit mit den Briten und Schweden empfehle ich:
Szymanski, Hans: Brandenburg-Preußen zu See, 1605 – 1815. Leipzig: Koehler 1939
Meinhardt, Günther: Die preußische Flotte im Feldzug von 1807. In: Jahrbuch der Albertus-Universität zu Königsberg (Würzburg) 19 (1969) S. 92 – 114
Über den Krieg zu Lande informiert ausführlich:
Von Höpfner, Eduard: Der Krieg von 1806 und 1807. 2. Teil. Berlin: Schropp 1851
Aus der endlosen Kolberg-Literatur ragt durch eine kritische Haltung heraus:
Eitner, Hans-Jürgen: Kolberg. Berlin: Quintessenz-Verlag 1999
Die Geheimdienstaktivitäten um den Vertrag zu Tilsit thematisiert:
Rose, John Holland: A British Agent at Tilsit. In: The English Historical Review (London) 16 (1901), S. 712 – 718
Über Fultons Raketen, die in diesem Roman im Kanal und vor Kopenhagen eingesetzt wurden, liegt jetzt eine gründliche Darstellung in deutscher Sprache vor:
Fricke, Hans-Dierk: Geschichte der Kriegsraketen und der Raketenartillerie im 19. Jahrhundert. Bonn: Bernard und Graefe 2001
Die Namen britischer Schiffe in der Ostsee 1806/07 kann man im Internet aus der umfangreichen Liste von Michael Phillips ›Ships of the old navy‹ heraussuchen.
http://www.ageofnelson.org/MichaelPhillips/
Hinweis: Große Entfernungsangaben auf See erfolgen in Meilen (1852 m) und Knoten (Seemeilen pro Stunde). Diese Angaben wurden beibehalten.
Kürzere Entfernungsangaben erfolgten in der Flotte in ›Kabellänge‹ (185,3 m), ›Faden‹ (1,853 m), ›Fuß‹ (30,48 cm), seltener auch in ›yard‹ (91,44 cm). Zur Vereinfachung für den Leser habe ich immer in Meter umgerechnet.
Linienschiff Lion
Kommodore
David Winter
Flaggkapitän
Paul O’Byrne
Erster Leutnant
Robert Stackpole
Zweiter Leutnant
Jerome Hastings
Dritter Leutnant
William Malden
Flaggleutnant
Jonathan Dickens
Major der Seesoldaten
Roger Ekins
Leutnant der Seesoldaten
Christopher Warner
Master
George Bligh
Schiffsarzt
James Cotton
Sekretär des Kommodore
George Roberts
Midshipmen
Joseph Walpole
Joshua Corbett
Dudley Elton
Andrew Balhope
Fregatte Alcmene
Kapitän
Henry Connery
Sloop Charles
Commander
Peter Burley
Leutnant
Robert Sullivan
Sloop Bulldog
Commander
Jeffry Gardiner
Leutnant
Charles Warner
Sloop Calypso
Commander
James Watson
Leutnant
Henry Heskill
Sloop Sally
Commander
Alexander Straker
Leutnant
Benjamin Grosser
Sloop Adeline
Leutnant und Kommandant
Albert Ross
Kanonenbrigg Britta
Leutnant und Kommandant
James Dixon
Midshipman
Paul Ormond
Mörserschiff Donar
Leutnant und Kommandant
Ernest Henderson
Mörserschiff Vulcan
Leutnant und Kommandant
Edward Grant
Mörserschiff Alarm
Leutnant und Kommandant
George Black
Mörserschiff Dragon
Leutnant und Kommandant
Percival Kent
Kutter Dart
Leutnant und Kommandant
Nathaniel Rowlandson
Die Straße von Dover
Übersichtsskizze Westliche Ostsee
Kolberg 1807
Danzig und Umgebung
Die Weichselmündung
Preußens Küste
Februar bis Mai 1805
Gregor führte drei Pferde zur Freitreppe des Gutshauses von Whitechurch Hill. Der Atem der Pferde dampfte an diesem schönen Februarmorgen, denn in der Nacht hatte es etwas Frost gegeben. Aber die nur von wenigen Wolken gehinderte Sonne würde bald für Wärme sorgen.
Gregor schaute sich nach Alberto um. Er sollte ihren Proviant aus der Küche holen. Wo blieb er nur? Ob er wieder mit Lissy schäkerte? War schon ein Poussierstängel, dieser Alberto. Wurde Zeit, dass er unter die Haube kam. Und Gregor dachte unwillkürlich an seine Frau Victoria, die ihn heute Morgen mit einer zärtlichen Umarmung verabschiedet hatte.
Dann stutzte er. Das war doch Pferdegetrappel! Wer wollte so früh und so eilig zu ihnen? Dort, von der Allee aus Portsmouth, näherte sich ein Reiter. Bald erkannte Gregor ihn. Es war Jerry, der Diener von Mr William Hansen, Inhaber der Reederei Barwell, Hansen und Co., ein alter Freund und Partner seines Herrn.
Alberto Rosso lief eben um die Hausecke, blinzelte Gregor zu und strich sich die Haare aus der Stirn, bevor er seine Kappe wieder zurechtrückte. Er legte seinem Pferd den Proviantsack hinter den Sattel und drehte sich dann um, weil sich die große Tür zum Gutshaus geöffnet hatte.
Sir David Winter trat hinaus und blickte zuerst prüfend nach Wind und Wolken. Dann winkte er lächelnd zu Gregor und Alberto und erwiderte ihren Gruß. Gregor zeigte auf den ankommenden Reiter. »Es ist Mr Hansens Jerry«, sagte er erläuternd.
»Du mit deinen Adleraugen hast ihn doch schon lange erkannt, nicht wahr? Was mag er wollen?«
Der Reiter brachte sein Pferd vor ihnen zum Stehen, sprang aus dem Sattel, nahm seine Kappe ab und sagte: »Eine eilige Nachricht von Mr Hansen, Sir David. Er sagte noch, es würde Sie freuen.« Er holte einen Umschlag aus dickem braunem Papier aus der Satteltasche und reichte ihn David.
David nahm den Umschlag, riss ihn auf, nahm einen Briefbogen und eine Zeitung heraus und las erst den Briefbogen. Dann sagte er kurz zu Gregor: »Ich bin gleich wieder da. Jerry soll sich Frühstück in der Küche geben lassen. Und viele Grüße an Mr Hansen.« Er sprang die Treppe hinauf und rief in der Halle: »Britta, eine Neuigkeit von William!«
Eine hübsche Frau, etwa Mitte dreißig, mit hellbraunen, natürlich gelockten Haaren, trat aus einer Seitentür. »Will er uns einladen oder ist etwas mit Julie?«
»Nichts Privates, Liebling. Er teilt mir nur mit, dass sie Henry Dundas, Lord Melville, endlich bei einer seiner krummen Touren festnageln konnten. Das Marineuntersuchungskomitee hat veröffentlicht, dass der Zahlmeister der Flotte mit seiner Billigung mit öffentlichen Geldern spekuliert hat, als Dundas Schatzmeister der Flotte war.« Er reichte Britta den Briefbogen und sagte: »William hat auch die neueste Londoner Zeitung beigelegt.«
Seine Frau nahm den Briefbogen, las ihn, schüttelte den Kopf und tadelte: »So ordinär habe ich William noch gar nicht erlebt.«
David sah sie erst erstaunt an, lachte dann und meinte: »Du störst dich an dem Ausdruck ›Jetzt haben sie ihn bei den Eiern gepackt‹. Das ist ein alter Seemannsausdruck, wenn sie jemanden wirklich festgenagelt haben. Er freut sich mit mir, weil er weiß, dass ich Dundas seit Jahren für einen Kerl halte, der im Trüben fischt und eine für England verhängnisvolle Politik betreibt. Er hat mich aus meinem Kommando am Kanal entlassen, nachdem er Erster Lord der Admiralität geworden war.«
»Ich weiß, Liebling. Aber immerhin verdanke ich diesem Filou seitdem glückliche Monate mit dir in unserem Heim. Und die Kinder werden auch nicht böse sein. In deinem Zorn auf Lord Melville wirst du dir andere Verbündete suchen müssen, mein Schatz.«
David lachte und schüttelte den Kopf: »Die Korruption hat mein eigenes Heim erreicht. Für einige Monate privaten Glücks vergisst meine Frau die Prinzipien ehrenhaften Handelns in Staatsämtern. Heute Abend werde ich dir noch einiges dazu sagen. Jetzt muss ich los. Ich bin schon spät dran.«
»Hetze das Pferd nicht so, Liebling. Und sei nachsichtig mit mir. Es genügt doch, wenn einer in der Familie unbestechlich ist.« Sie lachte und warf ihm eine Kusshand zu.
David stieg in den Sattel und schmunzelte noch, als die Pferde antrabten. »Gute Nachrichten, Gospodin?«, fragte der riesige blonde Gregor, der neben ihm ritt.
»Ja, Gregor, Lord Melvilles Tage in der Admiralität sind gezählt. Das Untersuchungskomitee hat eine Unkorrektheit in seiner Amtsführung aufgedeckt.«
»Dann können wir wieder mit einem Flottenkommando rechnen, Gospodin?«
»Möglich ist das schon«, meinte David. »Würde euch das freuen?«
Gregor nickte bedächtig, aber Alberto kratzte sich an der Schläfe. »Ich habe Lisbeth versprochen, dass ich sie heirate, bevor ich wieder zur See gehe.«
»Was ist das Problem dabei?«, wollte David wissen. »Lisbeth ist doch ein hübsches und tüchtiges Mädchen, soweit ich weiß.«
Aus Gregors breiter Brust stieg ein glucksendes Lachen. »Dann kann er nicht mehr so ungehindert mit allen anderen poussieren, Gospodin.«
David schaute zu Alberto, der mit seinem gedrungenen und unproportioniert kräftigen Körper gar nicht aussah wie ein Herzensbrecher. »Durch das Tor müssen wir alle einmal hindurch, Alberto. Und du wirst sehen, dass eine Ehe mit einer liebevollen und zärtlichen Frau ganz wunderbar sein kann.«
Alberto schien nicht überzeugt, murmelte aber pflichtbewusst: »Aye, aye, Sir.«
Sie ritten in flottem Trab, denn sie hatten etwa 25 Kilometer vor sich bis Chale, wo David in der Nähe die Gefechtsbereitschaft der neuen Martello-Türme überprüfen sollte. Seitdem ihn Lord Melville von seinem Kommando an der Kanalküste entbunden hatte, opferte er einen Teil seiner Zeit für die Inspektion der Freiwilligenverbände, die allenthalben aufgestellt waren, um England gegen eine französische Invasion zu verteidigen.
Die Freiwilligen, meist wohlhabende Landleute und Bürger mit ihren Dienern und Arbeitern, waren eifrig und bemüht. Aber ihnen fehlten die Waffenkenntnis und die Kampferfahrung, die für eine schlagkräftige Einheit unentbehrlich sind. Und so mussten Armeeoffiziere im Ruhestand und Seeoffiziere ohne Flottenkommando als Instrukteure aushelfen.
David war ohne sein Zutun eine Art Generalinstrukteur der Küstenbefestigungen auf der Insel Wight geworden. Er war mit Geschützen aller Art nun wirklich vertraut, und für die Martello-Türme hatte er sich schon seit Jahren stark gemacht, denn er kannte ihre Schlagkraft von den Kanalinseln.
Seitdem die britische Spionage französische Planungen entdeckt hatte, die vorsahen, dass Flottenbasen wie Portsmouth im Fall einer Invasion besetzt werden sollten, war auch die Insel Wight vor Portsmouth in den Blick der britischen Landesverteidigung geraten. Das Waffenamt hatte sich nach der üblichen langwierigen Prüfung für runde Türme mit einer Vierundzwanzig-Pfünder-Kanone und zwei Karronaden entschieden. David war nicht so begeistert. Ihm wären drei Kanonen wegen der größeren Reichweite lieber gewesen. Aber die Karronaden, das musste er zugeben, waren eine furchtbare Waffe gegen am Strand gelandete Truppen.
Als sie etwa die Hälfte des Weges hinter sich hatten, hob David die Hand, damit sie anhielten. »Pause!«, ordnete er an. »Gregor kann die Pferde dort am Bach ein wenig saufen lassen, aber nicht viel. Wir können uns hier auf der Bank etwas Tee mit Rum gönnen.«
Alberto nahm den Sack vom Rücken des Pferdes, reckte sich und griff dann in den Sack. Sorgfältig in dicke Wolltücher gehüllt war eine Porzellanflasche, in der der Tee lange seine Wärme hielt. Ein kleines Fläschchen enthielt guten Rum aus Westindien, und einige Zinkkästen schützten Brote, Käse und Schinken.
David ließ sich einen Becher mit Tee eingießen, tat einen Schuss Rum hinzu, wehrte die Brotscheiben ab und griff in das Kästchen, das süße Kekse enthielt. Er mochte es gern süß, und Brittas Kekse hatten ihn schon oft auf See getröstet. Gregor und Alberto liebten mehr das Handfeste und belegten sich die Brote dick mit Schinken und Käse.
Sie hatten ihre Becher gehoben, tranken sich zu und aßen schweigend. Aber nach einer Weile hörte Gregor auf zu kauen, sah David an und erkundigte sich: »Wissen Sie schon etwas über ein neues Kommando, Gospodin?«
Gregor war gebürtiger Russe, und David hatte ihn 1788 vor mordlustigen Gutsherren auf sein Schiff gerettet. Seitdem war er nicht von Davids Seite gewichen. Sie hatten sich gegenseitig mehrmals das Leben bewahrt und wurden Freunde, nicht nur Herr und Diener, wie es die Außenwelt sah. Gregor war mit seinen fünfunddreißig Jahren noch immer ein ungewöhnlich riesiger und kräftiger Bursche, ein gefährlicher Kämpfer.
»Nein, Gregor«, antwortete David ihm. »Es ist nur eine Möglichkeit, dass man mich wieder holt, wenn Lord Melville es nicht mehr verhindern kann. Admiral Keith war mit unserem Geschwader am Kanal ja sehr zufrieden und hat mich nur ungern gehen lassen.«
»Bei der Mutter Gottes, wir waren ein gutes Geschwader und haben den Froschfressern tüchtig eingeheizt«, bestätigte Alberto, gebürtiger Neapolitaner, den sein Herr, der Prinz Caracciolo, David anvertraut hatte, bevor ihn Nelson 1799 in einer Farce von Prozess zum Tode verurteilen und hinrichten ließ. Auch Alberto verfügte über ungewöhnliche Kräfte und war David treu ergeben.
»Warten wir ab. Was auch kommen mag, wir werden damit fertig, wenn es so weit ist. Und nun packt die Sachen zusammen. Wir müssen weiter!«
Am Strand bei Chale konnten sie die drei Martello-Türme schon von weitem sehen. Wenn sie eine gute Mannschaft hatten, würde es für jeden, der hier landen wollte, eine blutige Angelegenheit werden.
Am Fuß des nächsten Turmes hielt eine kleine Reitergruppe. »Gregor, du hast die besten Augen. Wer wartet denn da auf uns?«, forschte David.
»Lord Craig, Gospodin, mit seinem Adjutanten, dem Diener und zwei Zivilisten.«
David kniff die Augen zusammen. Früher hatte er auch besser gesehen, aber jetzt unterschied er mit Mühe Uniformierte und Zivilisten. Nun ja, Lord Craig war kein übler Zeitgenosse. Er war ein kleines altes Männlein, den sein Titel zum Obersten der Freiwilligen prädestinierte. Militärische Erfahrung hatte er keine. Aber er täuschte sie auch nicht vor, sondern lernte mit Interesse von den Instrukteuren und nutzte seinen Einfluss, um die Dinge zu beschaffen, die gebraucht wurden.
Henry Dundas hatte auch keine militärische Erfahrung gehabt, maßte sich als Kriegsminister aber an, die militärischen Operationen des Vereinten Königreiches zu bestimmen. Als er sich dabei ertappte, dass er schon wieder an Dundas, den jetzigen Lord Melville, dachte, schüttelte David über sich selbst den Kopf und gab dem Pferd die Sporen.
»Willkommen, mein Lieber«, begrüßte ihn Lord Craig leutselig. »Ich wollte mir von Ihnen erklären lassen, wie die Türme gebaut sind und was sie mit ihren Kanonen ausrichten können. Aber nur, wenn ich Sie bei Ihrer Inspektion nicht störe, Sir David.«
»Keineswegs, Mylord. Es ist mir eine Ehre, und wenn etwas fehlt, werden wir Sie gleich um Hilfe bitten. Aber ich kann nur drei Personen auf die Plattform mitnehmen, wenn wir Kanonendrill machen und anschließend schießen. Es wird sonst zu eng und gefährlich.«
Lord Craig sah seine Begleitung an. »Gut, dann begleiten mich zunächst mein Adjutant und Mr Bishop, der Bürgermeister von Chale. Die anderen können sich den Turm ja noch hinterher ansehen.«
Der Turm hatte einen Durchmesser von knapp acht Metern und konnte nur über eine Leiter bestiegen werden, die zur einzigen kleinen Tür im zweiten Stockwerk führte. Die eisenbeschlagene Tür befand sich etwa vier Meter über dem Boden. Lord Craig blickte etwas zweifelnd nach oben.
»Keine Sorge, Mylord. Ich klettere langsam voran und helfe Ihnen in die Tür. Mr Dimitrij, einer meiner Männer, wird Ihnen beim Klettern behilflich sein. Und haben Sie keine Sorge, dass Sie die Mauern eindrücken. Sie sind ein Meter fünfzig dick aus Ziegelsteinen gemauert.«
David kletterte langsam die Leiter empor und schaute zurück, wie Lord Craig folgte. Gregor stützte mit einer Hand den Lord im Rücken, und der kletterte erstaunlich behände. Von oben sahen Freiwillige über die Brüstung, schmunzelten und machten Bemerkungen. Was ist das nur für ein Verein, dachte David. Hatte Mr Warner, der Rechtsanwalt aus Newport, seine Leute nicht besser in Schuss?
Durch die schmale Tür trat David in das zweite Geschoss, in dem die Quartiere für die Besatzung eingerichtet waren. Im untersten Stockwerk lagerten nur Verpflegung und Munition. Man konnte kaum etwas sehen. Licht kam nur durch die Falltür zum Geschützdeck und von einer kleinen Ölfunzel.
David wandte sich um und bot Lord Craig seine Hand. »Vorsicht, Mylord. Es ist ziemlich dunkel hier. Kommen Sie hier entlang, dann bleiben wir stehen und gewöhnen uns ein wenig an die Dunkelheit. Hier schlafen die Männer. Können Sie die Betten schon erkennen, die zu zweit übereinanderstehen? Und dort haben sie Waschschüsseln und Wasserfässer.«
»Ein Glück, dass ich hier nicht hausen muss«, murmelte Lord Craig.
»Ich habe als Junge schlechter gehaust, als ich in die Flotte eintrat, Mylord«, gab David leise zurück.
»Na ja, als Junge. Aber das sind doch hier gestandene Männer, die daheim fast alle anders wohnen. Der Dienst fürs Vaterland ist manchmal schon beschwerlich«, ergänzte der Lord.
Wenn du nur wüsstest, dass das hier ein Luxusquartier ist im Vergleich zu dem, was unseren Seeleuten und Soldaten im Kampf geboten wird, dachte David. Aber laut sagte er: »Hier, Mylord, geht die Treppe nach oben. Greifen Sie nur fest den Handlauf.«
Als sich über ihnen die Plattform öffnete, brüllte Leutnant Warner seine Befehle, um seine Leute dazu zu bewegen, wie bei der Parade aufrecht und still zu stehen, damit er melden konnte. An einem Fahnenmast wehte die Fahne im Wind.
Leutnant Warner meldete Oberst Lord Craig die Besatzung des Wehrturmes vollzählig angetreten und bereit, für diese Flagge ihr Leben zu lassen.
Lord Craig berührte dankend seinen Hut und sagte: »Lassen Sie rühren, Leutnant Warner. Eine schöne Fahne haben Sie hier.«
»Meine Frau und meine Tochter haben sie selbst genäht, Mylord. Den Mast hat unser Tischler angefertigt.«
David überlegte, wie er Warner beibringen konnte, dass dieser Mast seinen Leuten Tod und Verwundung bringen konnte, aber zunächst einmal musste er die Geschütze visitieren.
»Wir sind bisher nur mit einer 18-Pfünder-Kanone und zwei Zwölf-Pfünder-Karronaden ausgestattet, Sir David«, beschwerte sich Mr Warner. »Das ist weit unter der Vorschrift.«
»Ja, ich weiß. Das Waffenamt antwortet mir nur, dass ein furchtbarer Mangel an Kanonen herrsche. Die Gießereien können nicht genug für Heer, Flotte und Landesverteidigung produzieren. Vielleicht kann Lord Craig mehr erreichen. Aber, Leutnant Warner, ein paar Pfund mehr oder weniger sind nicht so wichtig wie das Können der Kanoniere. Und da können Sie mir sicher gute Ergebnisse demonstrieren«, ermunterte ihn David.
Mr Warner bestätigte freudig und scheuchte seine Leute mit lauten Befehlen an die Geschütze. In der nächsten halben Stunde führte ein alter Artilleriesergeant an Kanone und Karronaden vor, was er den Handwerkern und Bauern eingedrillt hatte. Es war schon beeindruckend, auch wenn hier und da ein Kanonier nicht optimal stand und wenn es nach dem Standard der Flotte auch alles etwas langsam war.
David lobte die Übung und ordnete an, dass nun zunächst die Kanone auf ein Ziel im Meer schießen solle. Er holte ein Tuch aus der Tasche und winkte, damit Gregor und Alberto wussten, dass sie jetzt die vorbereiteten Scheiben mit einem Fischerboot durchs Wasser ziehen sollten.
Die Scheibe war ein Segeltuch von etwa zwei mal vier Metern Breite, das auf einem roh gezimmerten Katamaran verankert war. Gut dreihundert Meter vor der Küste wurde es an einer hundert Meter langen Leine parallel zum Strand geschleppt. Die Entfernung zum Turm betrug somit etwa dreihundertfünfzig Meter.
Leutnant Warner rief laut die Kommandos, die er auch zu Hause zum Erschrecken seiner Frau und seiner Tochter immer wieder geübt hatte. Die Kanoniere lösten den Pfropf von der Mündung, schoben die Kartusche ins Rohr, stießen den Pfropf mit dem Rammer hinterher, führten die Kugel ein und setzten einen weiteren Propf auf. Der Geschützführer stieß das Zündrohr in das Zündloch und visierte das Ziel über den Lauf an.
David riss einen Bauernburschen zur Seite, der mit offenem Mund den Vorgang verfolgte. »Zur Seite, Mann! Die Kanone stößt zurück, wenn sie abgefeuert wird. Soll sie deinen Fuß zermatschen?«
Der Geschützführer, ein Schmied aus Chale, ließ sich nicht stören und riss an der Abzugsleine, die das Steinschloss bediente. Donnernd entlud sich der Achtzehnpfünder, und alle starrten auf das Ziel, aber David schrie: »Reinigen und Auswischen! Tempo! Der Feind wartet nicht.«
Mr Warner besann sich auf seine Aufgabe und trieb zum neuen Laden an. Aber er hatte wie der Geschützführer gesehen, dass der Einschlag fünfzig Meter zu kurz war. Beide schienen betreten.
»Sehr gut für den ersten Schuss!«, rief David. »Nachrichten!«
Der Geschützführer ließ die Seitenrichtung ändern und einen kleinen Keil entfernen. Dann schoss er wieder.
Diesmal stimmte die Entfernung, aber die Kugel schlug dreißig Meter neben der Scheibe ein.
»Aber nun!«, feuerte David an. Und tatsächlich, der dritte Schuss traf die Scheibe und riss einen Teil der Leinwand weg. Der vierte Schuss war wieder seitab, aber der fünfte und sechste trafen und ließen nichts von der Scheibe übrig.
»Großartig!«, lobte Lord Craig. »Und was haben Sie für die Karronaden vorgesehen, Sir David?«
David erläuterte ihm, dass die Karronaden vorwiegend den Gegner treffen sollten, wenn er am Strand landete und landeinwärts vordringen wollte. »Mit Kugeln wird geschossen, solange sie im Boot sind. Traubengeschosse sind einzusetzen, wenn sie im Haufen den Strand erklimmen und recht weit entfernt sind. Wenn sie den Turm angreifen, muss es Kartätschen hageln.«
»Da bin ich aber gespannt«, sagte Lord Craig.
David erklärte Leutnant Warner und den Geschützführern seine Pläne. Am Strand würde eine Plane gespannt werden. Zwei Schüsse sollten genau fünfzig Meter vor der Plane im Wasser landen. So würden sie auch ein Boot vor der Landung treffen. Dann sollten sie mit Traubengeschossen die Plane zerschmettern. Schließlich würden Gregor und Alberto noch sechzig Meter vor dem Turm eine Plane aufstellen, die den Kartätschen als Ziel dienen sollte. »Erst nehmen wir die rechte Karronade, dann die linke. Aber warten Sie ab, bis meine Leute die Planen wieder verlassen haben, meine Herren.«
Die Karronaden wurden nur von je vier Mann bedient, aber ihre Vorstellung war beeindruckend. Sicher hätte eine Kugel ein Boot getroffen. Dass die Traubengeschosse und die Kartätschen trafen, davon konnte sich jeder überzeugen. Die Planen wurden in tausend Fetzen zerrissen, und der Strand um die Ziele explodierte in kleinen Sandfontänen.
»Mein Gott«, murmelte Lord Craig. »Da hätte ich nicht stehen mögen.«
»In den Kartätschen sind auch etwa fünfzig Flintenkugeln, Mylord. Das fetzt ganz schön«, sagte David. Dann wandte er sich Leutnant Warner und seinen Männern zu: »Das war eine gute Demonstration, Mr Warner. Wenn die Bedienungen noch etwas mehr Routine bekommen und etwas schneller werden, sind sie jedem Feind gewachsen. Ich werde es dem Territorialkommando berichten.«
Die Männer schauten erfreut, und David dachte, dass er auf seinem Schiff nun eine Extraration Grog ausschenken lassen würde. Er sah Lord Craig an. Der hatte wohl den gleichen Gedanken und sagte: »Mr Warner, ich werde vom Harbour Inn in Chale ein Fass Bier anfahren lassen. Alle haben ihre Sache gut gemacht.« Nun brüllten die Männer alle »Hurra«.
Bevor sie gingen, wandte sich David noch vertraulich an Leutnant Warner: »Mr Warner, bevor ein Feind auf Sie schießt, legen Sie um Himmels willen den Flaggenstock nieder. Wenn eine Kugel die Stange trifft, zertrümmert sie den Stock in viele Splitter, die Ihre Leute verwunden oder gar töten. Wir haben auf unseren Schiffen viel mehr Tote und Verwundete durch Holzsplitter als durch feindliches Eisen. Aber leider können wir auf unseren Schiffen nicht ohne Holz auskommen. Bitte denken Sie daran.«
Leutnant Warner war ganz verdattert. »Ja, wenn das so ist. Natürlich, Sir David. Das habe ich nicht gewusst.«
Lord Craig war froh, als er die Leiter mit Gregors Hilfe hinuntergeklettert war, und wandte sich zu David: »Wir haben uns eine kleine Stärkung verdient, mein Lieber. Begleiten Sie mich bitte zu einem kurzen Lunch ins Harbour Inn, wo ich noch das Fass bestellen muss. Ein kleines Filet, mit Eiern überbacken und gedünsteten Möhrchen, dazu ein schöner Roter, läuft Ihnen da nicht das Wasser im Mund zusammen?«
David musste lachen. »Vielen Dank für die Einladung, die ich gern akzeptiere, Mylord. Aber ich muss noch den zweiten Turm inspizieren.«
»Kein Problem. Das will ich ja auch noch sehen. Kommen Sie! Versäumen wir keine Zeit.« Und er gab seinem Pferd die Sporen.
Im Gasthaus saßen der Lord und David in einem kleinen Erker an einem Zweiertisch, während ihre Begleitung etwas entfernt an einem größeren Tisch Platz nahm. Der Wirt kannte Lord Craigs Wünsche, und als der zwei Finger hob, antwortete er nur: »Schon in der Pfanne, Mylord!«, und brachte den Wein.
Lord Craig hob sein Glas und sagte: »Auf unsere Heimatverteidigung!«
David antwortete: »Möge nie ein Feind den Boden unserer geliebten Insel betreten!«
Dann ließen sie den Wein die Zunge umspülen und schienen zufrieden.
»Wissen Sie, dass ich im Herbst im Oberhaus mit Lord Barham über Sie gesprochen habe, Sir David?«
»Lord Barham«, wiederholte David und schaute nachdenklich in die Ferne.
»Früher Charles Middleton«, half Lord Craig seinem Gedächtnis.
»Natürlich«, lachte David. »Aber der muss uralt sein. Er war doch schon zurzeit Lord Sandwichs in der Admiralität.«
»Er ist achtzig. Sechs Jahre älter als ich«, bemerkte Lord Craig etwas pikiert.
»Verzeihen Sie, Mylord. Ich schätzte ihn auf mindestens neunzig. Als ich junger Midshipman war, galt er als eine Säule des Navy Board. Dann muss er sehr jung in hohe Ämter gestiegen sein.«
»Ja, er war Vertrauter und Berater Pitts. Jetzt ist er etwas weiser geworden, aber damals war er rechthaberisch, intolerant und arrogant. Er hat Lord Sandwich das Leben schwer gemacht. Von seinen Fähigkeiten her hätte er 1788 Erster Lord der Admiralität werden sollen, aber Pitt gab seinem faulen und unfähigen Bruder den Posten. Barham hat sich das noch eine Weile angesehen und ist 1795 von allen Ämtern zurückgetreten.«
David schüttelte nachdenklich den Kopf und war froh, dass der Teller mit dem Essen kam. Das bewahrte ihn vor einer scharfen Bemerkung über die Personalpolitik der Regierung. Sie wünschten sich guten Appetit, und als der erste Heißhunger gestillt war, sprach Lord Craig weiter:
»Ich erzählte ihm, wie gut Sie uns hier helfen. Barham wollte wissen, welches Kommando Sie zuletzt hatten. Ich berichtete ihm von der Flottille im Kanal und Lord Melvilles Ungnade. Und Sie werden es nicht glauben. Er erinnerte sich an Sie. Er sprach von einer Heldenbeförderung, von der ich nichts wusste, aber als ich von der Überlistung der drei französischen Fregatten und dem Nachtgefecht vor Cadiz erzählte, war er sicher, dass wir denselben Mann meinten. Er scheint viel von Ihnen zu halten. Aber was war das für eine Heldenbeförderung?«
»Das war vor einem Vierteljahrhundert in der Karibik, Mylord. Ich war ein junger Midshipman. Eine spanische Fregatte hatte uns beschossen, als wir mit einer Prise wehrlos auf einem Riff hingen. Ich war so voller Wut, dass ich mit vier Mann und einem Fischerboot als Brander die Fregatte in die Luft jagte. Vielleicht war es auch schon das Gelbfieber, denn ich lag danach wochenlang im Hospital, ehe sie mir die Heldenbeförderung zum Leutnant mitteilen konnten.«
Lord Craig blickte ihn beeindruckt an. »Sie haben sich vielfach um Britannien verdient gemacht, Sir David. Ich hoffe, dass man es Ihnen gebührend dankt. Aber jetzt müssen wir zum nächsten Turm, sonst wird es für Sie zu spät.«
Die Besatzung des nächsten Turms war ein Fiasko. Der Leutnant, ein Schulmeister, war unsicher und ahnungslos. Der Drillsergeant, ein ehemaliger Maat der Flotte, war angetrunken und hatte seine Aufgaben grob vernachlässigt. Die Kanoniere wussten nicht, wo sie stehen und wie sie die Kanone schnell und sicher bedienen konnten.
Nach einigen Versuchen gab David auf und bat Lord Craig an den Rand der Brüstung. »Mit dieser Besatzung kann ich kein Scharfschießen durchführen, Mylord. Das wäre zu gefährlich. Der Leutnant ist hilflos. Der Drillsergeant ist ein fauler Trinker und gehört sofort abgelöst. Der Sergeant vom ersten Turm sollte für zwei Tage übernehmen. Bis dahin schicke ich einen guten Mann aus unserer Stiftung, der zwar nur noch eine Hand hat, aber alles über Kanonen weiß, was man nur wissen kann. Er kann zwei Wochen aushelfen, bis dahin sollten wir einen neuen Drillsergeanten gefunden haben. Scharfschießen wird in der nächsten Woche zusammen mit dem dritten Turm überprüft.«
Lord Craig nickte und zeigte, dass er noch nicht senil war. Er ließ die Mannschaften strammstehen und putzte alle herunter, dass sie fast in den Boden versanken. Dann nahm er sich den betrunkenen Maat vor, löste ihn sofort ab, ließ ihn von seinem Adjutanten arretieren und versprach, dass seine Freistellung vor den Rekrutierungskommandos von Heer und Flotte aufgehoben sei. »Sie sind eine Schande für unser Land! Ich hoffe, dass man Sie als einfacher Matrose so schindet, dass Ihnen klar wird, was Sie Ihrem Land und sich selbst angetan haben.«
Dann nahm Lord Craig noch den Leutnant zur Seite und hielt ihm auch eine Standpauke über seine Verantwortung. »Wenn Sie bei der nächsten Inspektion nicht mehr Kenntnis Ihrer Aufgaben und mehr Sicherheit zeigen, werde ich Sie aus der Liste der Freiwilligenarmee streichen lassen. Überlegen Sie sich, ob Sie diese Schande ertragen wollen. Reißen Sie sich gefälligst zusammen!«
Es war schon dunkel, als sich David mit seinen beiden Begleitern dem heimatlichen Gut näherte. Aber die Pferde kannten hier Schritt und Tritt und brauchten kein Tageslicht. Dann bellten die Hunde, und sie sahen die erleuchteten Fenster. Diener mit Fackeln öffneten die Tür, als sie in die Einfahrt ritten. Britta trat heraus und sagte: »Wie schön, dass du mit Gregor und Alberto wohlbehalten wieder daheim bist. Ich machte mir schon Sorgen.«
David eilte die Treppe hinauf und umarmte seine Frau. Dann waren auch Christina Margreta, die fast elfjährige Tochter, und Charles William, der fast zehnjährige Sohn, heran und wollten ihren Vater für sich reklamieren. Edward Martin, der fünfjährige Sohn, lag bereits im Bett. Aber er würde morgen früh die Aufmerksamkeit des Vaters fordern.
Sie gingen hinein, wo der Tisch für das Abendbrot gedeckt war. David wehrte alle Fragen ab, was es alles Neues gegeben habe, und säuberte sich schnell im Bad. Aber dann musste er erzählen, während Edward, sein Diener, die Suppe auftrug. Dass der eine Drillsergeant wegen Trunkenheit entlassen worden war, fesselte die Kinder besonders.
Dann musste die Erzählung unterbrochen werden, weil Christina das Tischgebet sprechen sollte. Danach hemmte ihr Appetit etwas die Unterhaltung. Aber vor dem Hauptgang mussten die Kinder ihrem Vater berichten, was sie am Tag alles erlebt hatten. Und sie kündigten auch schon an, dass er mit ihnen nach dem Essen noch eine Runde des neuen Brettspiels erproben müsse, das Tante Julie geschickt hatte. David, der nicht gern spielte, schaute Britta gequält an, aber sie zuckte nur mit den Schultern. Nun ja, sie würde schon dafür sorgen, dass sich das Spiel nicht endlos hinzog und sie noch in aller Ruhe mit ihrem Mann dies und das erzählen und mit ihm über diese und jene Nachricht diskutieren konnte.
Die vier Monate, die David nun ohne Flottenamt verbracht hatte, waren keine untätigen und geruhsamen Monate gewesen. Es gab vieles auf dem eigenen Gut, in der Stiftung für invalide Seeleute und ihre Witwen und Waisen, in der Schiffsausrüsterfirma Barwell und Co., die Britta vom Schwiegervater übernommen hatte, in den Werkstätten und Geschäften, die mit all dem verbunden waren, worüber Britta und die Verwalter ihn orientieren wollten, dass er erst einmal einen halben Monat ausgefüllt war. Und dann wollten ihn natürlich auch Verwandte und Freunde sehen. Mr Ballaine, sein früherer Sekretär, wollte ihm seine Schule mit Internat vorstellen. Die Territorialverteidigung benötigte ihn dringend als Inspekteur, und die Marinevereinigung in Portsmouth bat um seine Mithilfe, die Onkel William immer gewährt hatte.
Britta sah sich das einige Zeit an. Dann begann sie offen oder verdeckt, die Verpflichtungen langsam wieder abzubauen. Sie leitete das mit einigen Auswärtsbesuchen ein, die sie als unaufschiebbar hinstellte. So verbrachte die Familie eine Woche bei Admiral Kelly, einem alten Bordgefährten Davids, zurzeit auch ohne Kommando, aber mit besten Aussichten, bald als einer der Lords der Admiralität berufen zu werden.
Dann fuhren sie eine Woche nach London, um die Garderobe zu ergänzen.
Angesichts des Überfalls bei ihrem vorigen Besuch wählten sie diesmal ein anderes Hotel, weit von Southwark entfernt, dessen Banden ihnen Rache geschworen hatten.
Als David einige Wochen nicht erreichbar war, konnte Britta beweisen, dass man ihn nicht ständig brauchte, und verschaffte ihm so mehr Zeit für die Familie und zur Erholung.
David und Britta lasen in nächster Zeit besonders aufmerksam die Londoner Zeitungen. Über das politische Schicksal von Lord Melville wurde heftig gestritten. Pitt wollte ihn halten. Die Opposition sah ihn als korrupt und untragbar an.
Eines Abends war William mit Julie und den Kindern aus Portsmouth angereist, weil sie den nächsten Feiertag gemeinsam mit den Winters verbringen wollten. Als die Eltern am Abend beisammensaßen, sprachen sie auch bald über die Affäre Melville.
Julie wollte wissen: »Warum hält denn Pitt so sehr an ihm fest? Das schadet der Regierung doch in der Öffentlichkeit. Die meisten Zeitungen schreiben, dass Melville unkorrekt mit öffentlichen Geldern umgegangen sei und deshalb kein hohes Amt mehr bekleiden dürfe.«
David antwortete, und man hörte seiner Stimme die Verbitterung an: »Sie nannten ihn schon 1793, als die französischen Aufständischen unsere Hilfe gebraucht hätten, den ›König von Schottland‹. Er kontrolliert drei Viertel aller schottischen Wahlkreise und entscheidet, wer dort ins Parlament gewählt wird. Das ist eine Hausmacht, die der Premierminister Pitt dringend braucht. Sie haben immer zusammengehalten wie Pech und Schwefel. Nun ist Pitt krank und geschwächt. Vielleicht muss er Henry Dundas, Lord Melville, diesmal fallen lassen.«
»Ich wette, dann hättest du bald wieder ein Flottenkommando, David«, warf William ein. »Man spekuliert ja auch schon ganz offen, dass Konteradmiral Sir Hugh Kelly bei der nächsten Umbesetzung einer der Lords der Admiralität wird. Dann säße einer deiner Freunde wieder ganz oben. Wo steckt jetzt eigentlich dein Freund Martin, der Herzog von Chandos?«
Der Herzog von Chandos, früher mit David Leutnant auf einem der Linienschiffe im Kanal, war lange einer der Lords der Admiralität gewesen und hatte Davids Jugendfreundin Susan geheiratet. »Er ist Gouverneur auf Barbados. Vor drei Wochen schrieb ...« David unterbrach und lauschte aufmerksam. Dann sprang er auf und öffnete das Fenster. »Die Feuerglocke in der Stiftung!«
Im selben Augenblick wurde die Tür hastig geöffnet, und der Diener meldete: »Feuer in der Stiftung!« Auf dem Hof wurde es hell. Menschen liefen in Richtung der Feuersbrunst.
David rief aus dem Fenster: »Halt! Wachen verdoppeln! Sattelt vier Pferde! Tempo!« Dann rief er Edward zu: »Alberto und Gregor sollen mit mir kommen.«
Zu Britta sagte er: »Bitte bleib mit Julie hier. Achte darauf, dass sich alle anziehen. Seid vorsichtig mit dem Licht. Ich reite mit William rüber!«
Gregor und Alberto traten aus der Tür und hielten ihre Windbüchsen im Arm. Sie nahmen diese Flinten immer mit, wenn sie mit David das Gut verließen. Und gerade ein Feuer konnte ebenso gut eine Brandstiftung bedeuten.
Schnell ritten sie hinüber zur Stiftung. Schon sahen sie den Feuerschein.
»Es ist der Kuhstall mit der Molkerei und den beiden Personalwohnungen!«, rief David. Dann waren sie heran.
Aus der großen Tür trieben Männer die Kühe ins Freie. An der anderen Hausseite brannte es lichterloh. Aber schon war die Feuerspritze da. Neben ihr hielt einer der beiden großen Wasserwagen, und jetzt schoss auch der Strahl aus der Spritze. Drei Männer an jeder Seite schwangen den Pumpenschwengel auf dem Spritzenwagen auf und ab.
Neben dem Wagen formierte sich eine Kette, in der die Wassereimer aus Leder weitergereicht und vom Letzten in die Flammen geschüttet wurden. Eine Leiter stand auch schon am Haus, und die Fenster zur oberen Wohnung wurden geöffnet und vorsichtig ein Kind herausgeholt.
Ein Mann schrie zu David: »Ich habe jemanden weglaufen sehen. Dorthin!«
David sagte zu Gregor und Alberto: »Schaut nach. Aber vorsichtig!« Die beiden trieben ihre Pferde an.
William hielt neben David. »Ihr seid ja auf Feuer besser vorbereitet als wir in Portsmouth.«
David antwortete William, ohne den Blick vom Geschehen zu wenden, damit er eingreifen konnte, wenn es notwendig war: »Wir haben drei Feuerlöschteiche mit Ledereimern in der Stiftung und einen beim Gut. Seit Dezember letzten Jahres haben wir auch eine Feuerspritze. Der Verwalter, Mr Holmes, hat sich intensiv mit ihr beschäftigt und schwört, dass sie mindestens viermal so gut ist wie die, die vor achtzig Jahren erfunden wurde. Sie schleudert pro Minute fünfzig Liter über zehn Meter weit. Um sie zu versorgen, haben wir zwei Wasserwagen mit acht tiefen und kleinen Rädern. Einer wird am Teich mit einer Pumpe gefüllt, während der andere die Spritze mit Wasser versorgt. Die Leute üben oft. Du siehst ja, die Eimer nutzen sie auch noch.«
Das Feuer war bald gelöscht. Nur zwei Räume in der Molkerei waren ausgebrannt und die Wohnungen darüber verräuchert. Gott sei dank, das Stroh im Stall war nicht entzündet worden. Nun wurde wieder aufgeräumt, und die Ersten begannen mit dem Einfangen der Kühe.
Gregor und Alberto wurden im Lichterschein sichtbar. Sie zogen an einem Seil einen gefesselten Mann hinter sich her. »Das ist doch der Drillsergeant, der entlassen wurde«, staunte David.
»Sir, wir haben ihn vor dem Waldrand erwischt. Er ist schon wieder halb besoffen und gibt zu, dass er gezündelt hat«, meldete Alberto bewusst militärisch.
Von den umstehenden Männer und Frauen stießen einige Drohungen aus, aber David winkte ab. »Wo hast du dich in den letzten zwei Wochen aufgehalten, seit du entlassen wurdest?«
»Im Wald wie ein Tier. Geklaut hab ich, um zu überleben. Aber bevor ich verrecke, wollt ich es den Herren noch heimzahlen. Ich lass mich nicht einfach rausschmeißen und dann in den Krieg pressen.«
David schüttelte den Kopf. »Du bist noch dämlicher, als ich mir dachte. Wer hat dich bloß einmal zum Sergeanten gemacht? Jetzt wirst du hängen oder deportiert werden. Es waren Menschen in den Wohnungen, die durch dich fast verbrannt wurden. Denk daran, wenn du einmal nicht besoffen bist!« Er wies Gregor und Alberto an, den Kerl in die Arrestzelle zu werfen. Morgen werde man ihn vom Friedensrichter holen lassen.
Am nächsten Tag wollten die Kinder der beiden Familien natürlich sehen, wo es gebrannt hatte. Also wurden die Kutschen angespannt, denn anschließend wollte man auch noch Mr Ballaine und Reverend Pater besuchen.
Die Kinder staunten die geschwärzten Fensterhöhlen und die beiden leeren Räume an. Dann aber wurden sie auf die Männer aufmerksam, die in der Nähe die Feuerspritze säuberten und putzten. Mr Holmes, der Verwalter, ging auf David und Britta zu und begrüßte sie.
»Nun hat sich die Anschaffung schon gelohnt, Mr Holmes, auf die Sie so gedrängt haben«, lobte ihn Britta.
»Ich hätte mir keinen Brand gewünscht, Lady Britta. Aber ohne die Spritze wäre es schlimmer geworden. Mit den Wassereimern kann man das Wasser nicht gezielt und nicht weit genug ins Feuer bringen. Aber mit der Spritze lief es wunderbar. Die Leute haben sie auch gut bedient und wollen sie nun schnell wieder herrichten.«
William mischte sich ein. »Mr Holmes, wie weit können Sie das Wasser ansaugen, wenn ein Feuerlöschteich in der Nähe ist?«
»Zehn bis fünfzehn Meter, Sir, ohne Verlust der Druckkraft. Bei größeren Entfernungen wird der Strahl kürzer und dünner. Darum haben wir auch die Wasserwagen.«
William und David lobten noch einmal die Spritze und ihre Besatzung und zeigten Respekt vor Mr Holmes’ Weitsicht.
»Ich bin froh, dass wir ihn haben«, sagte Britta zu Julie und William, als sie weiterfuhren. »Vielleicht wisst ihr, dass er Adjutant des vorigen Hafenadmirals war. Als der in den Ruhestand trat, war Mr Holmes auch zu alt, um neu zu beginnen. Aber hier kann er seine Verwaltungserfahrung und seine militärische Autorität voll einsetzen und tut es mit Freude und Erfolg.«
»Was ich an dir am meisten bewundere, liebe Britta«, bemerkte William nachdenklich, »das ist deine Art, die richtigen Menschen auszuwählen und sie so zu behandeln, dass sie ihr Bestes geben.«
Britta war verlegen. »Du willst mir doch auf meine alten Tage nicht noch schmeicheln, William. Ausgesucht hat den Mann Mr Holmes auch David oder noch genauer: der alte Hafenadmiral. Und deine Julie kann das alles mindestens ebenso gut.«
Julie lachte. »Aber bei uns will er doch allen Ruhm für sich einheimsen.«
David klatschte Beifall, und alle amüsierten sich.
Mr Pater war mit David als Schiffspfarrer gesegelt und hatte dann die neue Kirche in der Stiftung übernommen. Er leitete den Chor, arbeitete in Mr Ballaines Schule mit, hatte seinen Platz im Vorstand der Stiftung und war für alle Alltagsprobleme zuständig, in denen erfahrener und wohlwollender Zuspruch gebraucht wurde. Vor drei Jahren hatte er die verwitwete Mrs Living geheiratet und lebte nun mit ihr im früheren Gutshaus.
Von dort war es nicht weit zu Mr Ballaines Schule, und sie hatten sich verabredet, dass sie sich alle bei Paters treffen würden. Aber er war noch nicht dort, und Mrs Pater hatte Zeit, Britta zuzuflüstern, dass Mr Ballaine auf Freiersfüßen wandele. Wer die Auserwählte sei, wollte Britta wissen. Die jüngste Tochter von Sir Jonathan Battle, einem wohlhabenden Gutsbesitzer in der Nähe. »Aber sie ist achtzehn Jahre alt und somit siebzehn Jahre jünger als Reginald. Das macht ihn unsicher und dann der Vermögensunterschied.«
Britta winkte ab. »Ich kenne viele glückliche Ehen, wo der Altersunterschied noch größer ist. Mr Ballaine wirkt doch recht jugendlich und wird mit den vielen jungen Leuten um sich herum immer neu angeregt. Außerdem hat er doch eine gute Existenz, wo seine Schule so floriert. Auch der Lordleutnant hat ihm seinen Sohn jetzt anvertraut.«
Sie mussten unterbrechen, denn David hatte Mr Ballaine vorfahren sehen und sagte es den Damen. Es war eine herzliche Begrüßung mit all den alten Freunden. Die Kinder saßen mit Mr Paters angeheirateten Töchtern im Nebenraum, und hier wie bei ihren Eltern ging es lebhaft zu. Es gab so viele Neuigkeiten aus der Umgebung, und selbstverständlich musste David über den Brand berichten.
Danach erzählte Mr Ballaine von seiner Schule, die jetzt zweiundvierzig Schüler hatte, davon dreißig im Internat. Sie waren in drei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe lernte Lesen und Schreiben in der Muttersprache und Rechnen, die zweite begann mit Latein, und die dritte lernte zusätzlich Französisch.
»Als ich in der vorigen Woche in der Nähe vorbeifuhr, glaubte ich einen Maat zu sehen, Mr Ballaine. Was hat er mit der Schule zu tun?«, fragte David.
Mr Ballaine erklärte, dass von den Jungen ein Teil zur Flotte wolle und er daher einen Maat aus der Stiftung verpflichtet habe, der die Jungen stundenweise in die Seemannschaft einführe. »Wir tun auch sonst etwas für den Körper. Die Jungen spielen Ball, alle lernen schwimmen, natürlich werden die Mädchen getrennt unterrichtet.«
»Es sind doch nur wenige Mädchen in der Schule«, warf David ein.
»Sieben, Sir David, davon drei im Internat, die ihr Zimmer in der Wohnung von Miss Walter, der Küchenchefin, haben.«
Britta konnte ihre Neugier nicht mehr zügeln und meinte: »Sie sollten heiraten, Mr Ballaine, dann würden mehr Mütter Ihnen die Töchter anvertrauen.«
Mr Ballaine wurde auf einmal ganz rot, räusperte sich, setzte zum Sprechen an, hustete und sagte schließlich: »Miss Henrietta hat mir erlaubt, morgen zur Teestunde bei Sir Jonathan, ihrem Vater, um ihre Hand anzuhalten. Sie machte mir Hoffnungen, dass ihr Vater zustimmen werde.«
»Welcher Sir Jonathan?«, wollte David wissen.
»Die Battles«, belehrte ihn Britta und verriet, dass sie eingeweiht war.
Nun riefen alle ihre Gratulation durch den Raum. »Dann habe ich wohl bald eine Trauung vorzunehmen«, stellte Reverend Pater fest.
»Aber nein, Dudley«, wehrte Mr Ballaine ab. »Wir würden gern zu Ostern die Verlobung feiern und dann gegen Weihnachten heiraten, sofern es Sir Jonathan genehm ist.«
Als sie abends im Bett lagen, fragte David seine Frau: »Sag mal, Britta, Henrietta Battle, ist das jenes große Mädchen mit dem blonden Haarknoten?«
»Ja, Liebster.«
»Hm«, scholl es von seiner Seite. »Sie ist nicht gerade die Schönste im Lande.«
»Ach David, worauf ihr Männer immer schaut. Sie ist gesund, freundlich, kennt sich in Haus und Hof gut aus und wird sicher eine gute Frau und Mutter sein. Und ein Adonis ist Mr Ballaine auch nicht.«
»Das bin ich auch nicht«, antwortete David, »und habe doch die schönste Frau der Welt geheiratet«, bevor er sie lächelnd umarmte.
Der nächste Tag sollte ein ganz normaler Tag werden mit kleinen Besuchen in der Stiftung, Spaziergängen, einigen Spielen mit den Kindern, wenn Christina und Charles aus der Schule waren, aber dann ritt der Bote aus Portsmouth vor, überreichte David einen Brief, und ihr privates Leben änderte sich mit einem Schlag.
David riss den Brief auf und las: Sir David, beiliegend übergebe ich Ihnen einen Brief meines Adoptivvaters. Er wird alles erklären. Details möchte ich mündlich hinzufügen, wenn Sie es mir ermöglichen. Ihre sehr ergebene Nicole Bentrow.
David ließ den Brief sinken und ging auf den Tisch zu, wo die Karaffe mit dem Kognak stand.
Britta trat in die Stube. »David, was ist mit dir? Du bist ganz bleich.«
David goss sich einen Schluck ein, trank und sagte: »Die Frau meines toten Sohnes John ist hier. Ein Brief von Edward Dillon liegt bei. Hoffentlich ist meinem Enkel nichts passiert.«
»Komm, öffne Edwards Brief. Dann weißt du es gleich«, riet Britta.
David öffnete den Brief, überflog den ersten Absatz und sagte: »Sie sind alle wohlauf, nur seine Frau kränkelt, sonst wären sie mit Nicole gereist.«
Er las schnell weiter, blätterte um und erklärte Britta dann: »Sie hatten gerade eine sehr günstige Reisegelegenheit für Nicole. Ein befreundeter Rechtsanwalt musste auch nach London zum Parlament, sodass sie nie ohne Schutz war. Der kleine John David reiste mit ihr. Edward und seine Frau meinen, er müsse nun einige Jahre in England erzogen werden. Auf Antigua habe er nur die Kinder der Haussklaven als Gefährten. So lieb sie auch seien, als Lord Bentrow müsse er auch seine Heimat richtig kennen lernen. Nicole und John David sollen auch nach den Gütern der Bentrows sehen, die alle gut verpachtet seien. Ob sie auch Susan treffen, überlässt er ganz mir.«
Britta setzte sich zu ihm und nahm seine Hand. »Wir hätten deinen Enkelsohn schon längst sehen müssen. Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen. Aber du warst ja auch selten hier, und dann war ich so egoistisch und habe lieber mit dir und den Kindern die Reise ins Mittelmeer unternommen, ehe wir nach Westindien segelten, wo das Fieber grassiert. Aber nun werden wir Nicole und John David eine Heimat geben. Er kann mit unserem Sohn Edward Mr Ballaines Schule besuchen. Ich hätte sonst mit Edward bis zum Herbst gewartet, aber die paar Monate machen es auch nicht.«
David saß noch da und grübelte. Es war typisch für Brittas warmherzige Art, dass sie Nicole und seinen Enkelsohn hier aufnehmen wollte, obwohl sein gefallener Sohn John nicht ihr Sohn war. Dann sprang er auf. »Ich muss sofort nach Portsmouth und Nicole holen. Sie kann doch nicht im Hotel bleiben. Du hast Recht, Liebste, ihr Platz ist hier.«
»Wir müssen nach Portsmouth, Liebster. In einer halben Stunde können wir fahren. Ich sage schnell dem Personal Bescheid.«
David nahm ihre Hand und küsste sie. Auf dem Schiff war er derjenige, der alles schnell und sicher organisierte und anordnete. Aber hier fand er in ihr oft seinen Meister. Doch er konnte ihr wohl auch kaum vorschreiben, wie sie sich zu Nicole verhalten sollte.
Als sie in der Kutsche nach Rhyde rollten, um nach Portsmouth überzusetzen, erinnerte sich David an jenen Ball auf der Plantage der Dillons. Damals musste er seine schwere Beinverletzung auskurieren und saß im Rollstuhl. Midshipman John Lord Bentrow, von dem keiner wusste, dass er sein Sohn war, entflammte in Liebe zu Nicole, der Freundin von Dillons Tochter. Man konnte es nicht anders sagen. Er stand in Flammen, er glühte, und alle bewunderten den schlanken, kräftigen, gut aussehenden jungen Lord und Nicoles mitreißende Schönheit.
In dieser Nacht wurden die beiden ein Paar und heirateten am nächsten Morgen. Sie sahen sich nie wieder, aber John erfuhr durch ihre Briefe noch von der Geburt seines Sohnes, bevor er in Davids Armen tödlich verwundet diesem alles erzählte. Für Edward Dillon waren Nicole und John David Teil seiner Familie, und nun gab er sie David zurück. Nicole hatte wohl eine farbige Großmutter gehabt. So genau wusste es David nicht mehr. Man sah es nicht, aber in den Kolonien waren sie darin genauer.
Als Nicole mit John David an der Hand in die Halle des Hotels trat, sahen sich David und Britta nur wortlos an. Nicoles Schönheit überstrahlte alles. Wie oft gibt eine kleine Beimischung fremden Blutes einen Zauber, den man nicht erklären kann. David hatte sie als schönes junges Mädchen in Erinnerung, aber nun war sie mit ihren vierundzwanzig Jahren eine reife Schönheit. Durch ihre Haut schien Gold zu strahlen. Die etwas hervorstehenden Wangenknochen und die eine Winzigkeit schräg stehenden Augen gaben dem Gesicht einen exotischen Zauber. Ihre Figur war schlank und biegsam, und ihr Gang hatte eine schwingende Grazie.
Sie hielt ihren Sohn an der Hand und trat auf David zu. »Erinnern Sie sich, Sir David? Ich bin Nicole Bentrow.«
David nahm sie in die Arme. »Ich bin dein Onkel David, und du bist nun daheim. Hier ist Britta, meine Frau, und jetzt wollen wir den jungen Lord kennen lernen.«
Britta und Nicole umarmten sich und sahen sich in die Augen. Sie würden sich gut verstehen. Das merkten beide vom ersten Augenblick an.
David beugte sich zu dem Jungen hinab, der wie ein kleiner Erwachsener Stiefel, Reithosen und eine Samtjacke trug. Er sah aus wie Edward, nur der Teint war dunkler, die Haare waren schwarz und die Nase etwas schmaler.
»Wir haben beide den gleichen Vornamen. Ich heiße David und du John David. Wollen wir Freunde sein?«
»Meine anderen Freunde sind viel jünger und nicht so groß«, sagte der kleine Lord mit fester Stimme. »Aber wenn du wirklich ein Held bist, dann ist es mir recht.«
Die Erwachsenen schauten sich lächelnd an. David nickte. »Du weißt, was du willst. Das ist gut. Weil ich nun schon alt bin, kannst du ja auch Onkel David sagen. Hier ist Tante Britta, die dich jetzt schon lieb hat, wie ich sie kenne. Und wenn ihr euch begrüßt habt, fahren wir zu deinem neuen Zuhause.«
Britta hockte sich hin, breitete die Arme aus, und John David umklammerte sie und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Du bist nicht nur ein gut aussehender junger Mann, du bist auch sehr lieb. Christina, Charles und Edward werden sich freuen, dass sie mit dir spielen können.«
»Wie alt sind sie denn?«, erkundigte sich der junge Lord.
»Edward ist fast so alt wie du, Charles ist knapp zehn und Christina fast elf Jahre alt«, sagte Britta.
»Ältere Mädchen wollen immer alles bestimmen«, meinte der kleine Lord.
David lachte. »Da wirst du dich mit den anderen Jungen schon wehren. Aber nun wollen wir fahren.« Er gab dem Wirt Anweisungen zum Gepäck, regelte die Rechnung, stellte Gregor und Alberto vor und stieg mit Britta und den Bentrows in die Kutsche.
»Wir fahren jetzt nur zum Hafen und setzen dann auf die Insel Wight über, wo uns unsere eigene Kutsche erwartet«, erklärte David den Bentrows.
Während der Fahrt erzählten sie Nicole und John David, was es zu sehen gab. Nicole berichtete etwas von der Überfahrt mit dem großen Konvoi. Sie sagte auch, dass Edward Dillon ihr ein Legat von jährlich tausend Pfund ausgesetzt habe, denn die Güter der Bentrows gehörten ja John David als männlichem Nachkommen.
»Ja, mein alter Schiffskamerad Edward Dillon ist wahrlich ein edler Mensch. Mit den tausend Pfund bist du völlig unabhängig, Nicole, und kannst ein standesgemäßes Leben führen. Aber du wirst sie nicht brauchen, denn bei uns lebst du auch in der Familie, solange du willst«, sagte David.
John David sah die Felder und Wiesen, die Kuhherden und die Schafe voller Interesse. »Es ist alles so grün«, wunderte er sich. »Und ich habe noch keine Sklaven gesehen.«
Britta nahm seine Hand. »Bei uns regnet es häufiger als in Antigua. Die Sonne scheint nicht so häufig. Darum ist unsere Haut auch blasser als deine. Und auch die Felder und Wiesen verbrennen nicht so. Aber manchmal wird es dir kalt vorkommen. Dann musst du dich warm anziehen, und wir heizen in den Häusern.«
»Habt ihr kein Zuckerrohr?«, fragte John David.
»Nein«, antwortete ihm David. »Es würde bei uns nicht gedeihen, weil es nicht warm genug ist. Aber schau! Dort ist schon unser Gut. Es heißt Whitechurch Hill und ist ganz anders gebaut als das Haus von Onkel Edward.«
Der Kutscher knallte mit der Peitsche. Edward, der Diener, und ein Hausmädchen traten vor die Tür. Aber dann stürmten die drei Kinder der Winters die Treppe hinunter und liefen herbei, als die Kutsche hielt.
David ließ den kleinen Lord zuerst aussteigen. »Wer bist du?«, fragte ihn Christina.
»John, Lord Bentrow«, antwortete er. »Ich wohne jetzt hier. Und wer bist du?«
Bevor Christina antworten konnte, war David aus der Kutsche gestiegen und hatte Britta und Nicole geholfen, die Klapptreppe hinunterzusteigen. Nun übernahm er die Vorstellung: »Nicole, das sind unsere Kinder Christina, Charles und Edward. Und das ist Nicole, Lady Bentrow, eine Kusine von mir mit ihrem Sohn. Kommt! Begrüßt Tante Nicole. Sie wird jetzt bei uns wohnen, und John David wird mit euch spielen und mit Edward zur Schule gehen.«
Sie knicksten, dienerten, reichten die Hände und schauten sich neugierig an. »Er sieht aus wie Edward«, sagte Christina und blickte auf den kleinen Lord.
David schaute Britta an und erklärte: »Ihr seid ja auch verwandt. Da brechen solche Ähnlichkeiten manchmal hervor. So, nun geht, wir wollen Tante Nicole und John ihre Zimmer zeigen.«
Der Nachmittag war anstrengend. So vieles war zu zeigen und zu erklären. So viel war aus der fernen Karibik zu erzählen. Die Kinder führten ihr Spielzeug vor, tobten mit John durch die Ställe und Scheunen, ließen ihn die Hunde streicheln und wären am liebsten gleich auch zur Stiftung gerannt, um zu zeigen, wo es gebrannt hatte.
Als sie im Bett lagen, saßen Britta, Nicole und David noch bei einem Glas Wein beisammen. David rieb sich die Hände, öffnete den Mund, schloss ihn wieder, stand auf und ging einige Schritte hin und her. Dann setzte er sich erneut.
»Du musst es nun sagen, Liebster«, forderte ihn Britta auf.
Er atmete noch einmal tief. »Nicole, ich muss dir jetzt ein Geheimnis verraten, das du in John Davids Interesse für dich behalten musst. Ich bin der Vater deines Mannes und Johns Großvater, nicht nur der Onkel.«
»Aber«, setzte Nicole überrascht an, doch David bat sie: »Bitte warte noch!«
Er erzählte, wie er als Junge auf einer Fregatte die Befreiung von Reisenden aus Piratenhand miterlebt, sich in die junge Tochter der Befreiten verliebt und sie seine Schwärmerei erwidert habe. Der amerikanische Krieg brachte sie auseinander, und als er wieder in England war, hatte seine Jugendliebe Susan einen Lord Bentrow geheiratet. Aber Lord Bentrow war homosexuell, und Susan wurde nie richtig seine Frau, vereinsamte und sehnte sich nach der Jugendliebe. Bevor David 1780 sein Kommando in der Kanalflotte antrat, verlebten sie eine leidenschaftliche Nacht miteinander, in der John David gezeugt wurde. Lord Bentrow erkannte den erwünschten Erben an und lebte weiter sein eigenes Leben, bis er im Duell getötet wurde.
»Um seine Stellung als Erbe nicht zu gefährden, haben wir deinem Mann nie die Wahrheit gesagt. Als er in meinen Armen starb, redete ich ihn ›Mein Sohn‹ an, und er hauchte ›Vater‹, aber ob er den Sinn der Worte noch verstanden hat, weiß ich nicht.«
Nicole weinte lautlos vor sich hin. Britta setzte sich zu ihr und umfasste sie tröstend.
»Wo ist Johns Mutter jetzt? Weiß sie von uns?«, erkundigte sich Nicole schließlich.
David antwortete leise: »Susan hat den Herzog von Chandos geheiratet und ist jetzt mit ihm auf Barbados, wo er als Gouverneur regiert. Sie hat dem Herzog von Chandos noch einen Sohn geschenkt. Von Johns Heirat mit dir und von dem Kind hat sie durch mich erfahren, aber sie wollte es ihrem zweiten Mann nicht beichten. Ich hatte kein Recht, diesen Wunsch zu missachten. So wird John seine Großmutter wohl nie kennen lernen. Und auch ich werde sein Onkel bleiben müssen, denn er soll unangefochten als Lord Bentrow sein Erbe antreten. Ich würde mich gern als Großvater bekennen, aber entfernte Verwandte aus der Bentrowfamilie würden dann seine Erbberechtigung anfechten. Ich glaube nicht, dass wir das Recht haben, ihn um den Titel und das Erbe zu bringen.«
Nicole trocknete ihre Tränen. »In dieser einen Nacht und dem einen Tag, den ich mit deinem Sohn lebte, hat er so bewundernd und lieb von dir gesprochen. Er hätte sich sicher gern als dein Sohn gefühlt. Aber ich sehe ein, dass du schweigen musstest. So werden wir es auch künftig halten und meinem Sohn seine Stellung erhalten. Aber ich werde mich als deine Tochter fühlen, auch wenn ich Onkel David sage.« Sie ging zu David und umarmte ihn.
»Dann nimm auch meine Frau als deine Mutter an. Du kannst keine Bessere finden.«
Die Winters führten Nicole bei ihren Nachbarn und in die Gesellschaft von Portsmouth ein. Alle Männer bewunderten ihre Schönheit, und mancher Junggeselle bemühte sich um sie. Aber sie hatte eine unnahbare Freundlichkeit, dass auch die Frauen aufhörten, sie als Konkurrentin zu sehen.
Ihr Sohn hatte nicht die geringsten Schwierigkeiten, sich in der neuen Heimat einzuleben. Er spielte mit den Kindern der Winters und besonders viel mit Edward und mit Alexander, Gregors Sohn, der im gleichen Alter war. Dieses Trio wurde dann auch eines Tages zu Mr Ballaines Schule befördert, um Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen. Als sie am Spätnachmittag zurückkehrten, präsentierten sie stolz ihre Tafeln mit den ersten zwei Buchstaben.