Katalog des Nachlasses Gerhard Huber (1896-1978) - Michael Knüppel - E-Book

Katalog des Nachlasses Gerhard Huber (1896-1978) E-Book

Michael Knüppel

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Beschreibung

Der Franziskaner und Japanmissionar P. Gerhard Huber OFM (31.10.1896-7.9.1978), der mehr als ein Vierteljahrhundert in der Mission in Japan und hier vor allem auf Hokkaido verbrachte, kann als einer der bedeutendsten Erforscher der Geschichte, Sprache und Kultur der Ainu in der Mitte des 20. Jh.s betrachtet werden, hatte er doch Gelegenheit hier über mehr als zwei Jahrzehnte Einblicke in das Leben dieses Volkes vor dem weitgehenden Erlöschen seiner Sprache und Kultur zu erhalten. Sein Nachlaß, der sich heute im Zentralarchiv der deutschen Franziskaner in Paderborn befindet, umfaßt einen wichtigen Teil auch seines wissenschaftlichen Erbes - vor allem aber die ethnographischen Materialien die Ainu, ihre Geschichte, Sprache und Kultur betreffend. Mit dem hier vorliegenden Band ist nun erstmals ein systematischer Zugang zu diesen vor allem für die Ainu-Forschung bedeutsamen Zeugnisse geschaffen worden.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1.

Einleitung

1.1 Allgemeine Vorbemerkungen

1.2 Leben und Werk P. Gerhard Hubers

1.3 Technische Vorbemerkungen

2.

Katalog zum Nachlaß Gerhard Hubers (1896-1978)

3.

Anhänge

3.1 Anhang I: Vervollständigung zum Schriftenverzeichnis Gerhard Hubers in Knüppel (2023)

3.2 Anhang II: Bildnis P. Gerhard Hubers OFM

3.3 Anhang III: Testim. vestit., Emericus Bjelik

3.4 Anhang IV: Bestätigung v. Bischof Joseph Damianus Schmitt

3.5 Anhang V: Handschriftenprobe von Gerhard Huber OFM

4.

Abkürzungen

4.1 Allgemeine Abkürzungen

4.2 Abkürzungen von Sprachen

4.3 Abkürzungen von Serien- und Zeitschriftentiteln

5.

Literaturverzeichnis

6.

Register

6.1 Personen-Register

6.2 Orts- und Sachregister

Vorwort

Der vorliegende Katalogband ist vor allem das Resultat einer Reihe von Zufällen. Diese begann mit der Kommunikation zwischen dem Vf. des vorliegenden Bandes und dem Ainu-Kundler Hans-Adalbert Dettmer (23.1.1927-10.9.2014),1 der dem Vf. erstmals von Gerhard Huber OFM (31.10.1896-7.9.1978),2 aber auch bereits von dessen Aufzeichnungen im Provinzarchiv der Franziskaner in Fulda, berichtete. Jahre später stieß der Vf. dann bei der Durchsicht der Ainu-Grammatik Dettmers für die Aktualisierung eines bio-bibliographischen Handbuchs der Uralistik, Altaistik und Paläoasiatik3 erneut auf Gerhard Huber und nahm schließlich auf der Suche nach dessen Nachlaß Anfang 2021 Kontakt zu den deutschen Franziskanern in Fulda auf, wo dieser Nachlaß zeitweilig im Provinzarchiv des Ordens in Kloster Fraunberg, in dessen Druckerei ja auch verschiedene der Arbeiten Gerhard Hubers gedruckt worden waren,4 verwahrt wurde und schließlich der Kontakt zum Archiv der deutschen Franziskaner in Paderborn – dem heutigen Standort, an welchem sich die Aufzeichnungen befinden5 – hergestellt wurde. Noch Anfang 2021 setzte sich der Vf. schließlich mit dem Leiter des Zentralarchivs, dem Ehrwürdigen Bruder Hans-Ulrich Kordwittenborg, in Verbinung und konnte schließlich 2022 erstmals Einsicht in die in der Einrichtung verwahrten Aufzeichnungen Gerhard Hubers nehmen.

Bis zu diesem Zeitpunkt war dem Vf. noch nicht bekannt, welchen Umfang und welche Bedeutung die Materialien tatsächlich haben und auch nicht, daß es bereits den Versuch einer Erschließung gegeben hatte, an welchem der Privatgelehrte F. Georg Heyne, mit welchem der Vf. ebenfalls bereits – wenn auch in einer gänzlich anderen Angelegenheit (hier dem Leben und Werk des russischen Ethnologen und Tungusologen S. M. Širokogorov) – in Kontakt gestanden hatte, beteiligt war. Der Vf. des vorliegenden Katalogs hatte lediglich mit einem Aktenordner, in welchem sich die Reste der Korrespondenzen Gerhard Hubers, aus denen vielleicht Entstehungsgeschichtliches zu dessen ainu-kundlichen Arbeiten herauslesen lassen würde sowie einige Dokumente, die die Erstellung seiner Vita erlaubt hätten, abgeheftet finden, gerechnet. Tatsächlich erwies sich, daß einerseits das Material deutlich umfangreicher als erwartet war und andererseits, daß das Ainu-Material den bei weitem größten Teil des Nachlasses ausmacht.

Der besondere Dank des Vf.s gilt an dieser Stelle dem Ehrwürdigen Bruder Gerhard Busche (Fulda) sowie dem Ehrwürdigen Bruder Hans-Ulrich Kordwittenborg (Paderborn), aber auch der besitzenden Institution, dem Archiv der deutschen Franziskaner, als solcher. Darüber hinaus möchte sich der Vf. beim Arctic Studies Center (ASC) der Liaocheng University (LCU) für die Freistellung von sonstigen universitären Verpflichtungen zur Arbeit in Archiven und Bibliotheken im Sommer und Herbst 2023 in Deutschland bedanken.

Arctic Studies Center (ASC) Liáochéng University (LCU) im Sommer 2024

Michael Knüppel

1 Zu H. A. Dettmer cf. [ohne Vf.]: Hans Adalbert Dettmer. In: Nenrin – Jahresringe. Festgabe für Hans A. Dettmer. Hrsg. v. Klaus Müller u. Wolfram Naumann. Wiesbaden 1992, pp. IX-XII [Portrait, p. II]; Knüppel (2008); Menkhaus (2014).

2 Zu G. Huber OFM cf. Dettmer (1997), pp. 574-575; — Dürr (2007), pp. 142143.

3 Das Handbuch, das fortwährend ergänzt wird, liegt bislang nur als Datei und nicht publiziert im Druck vor.

4 Etwa seine „Erinnerungen eines Japanmissionars“ [1959].

5 Zu dem Nachlaß und dessen Wegen nach Paderborn cf. auch Knüppel (2022).

1. Einleitung

1.1 Allgemeine Vorbemerkungen

Der hier behandelte resp. dokumentierte Nachlaß ist einerseits bedeutsam für die die Geschichte der Franziskanermission in Japan (besonders jedoch auf Hokkaidō) und stellt andererseits ‒ schon aufgrund seines Umfanges, aber auch der Zeitstellung seiner teilweisen Entstehung ‒ eine wahre Fundgrube für die Ainu-Forschung dar. Letzteres vor allem aufgrund des Umstandes, daß sein Nachlasser, Gerhard Huber, mehr als ein Vierteljahrhundert unter den Ainu linguistische und vor allem ethnographische Daten gesammelt hat und so deren Kultur und Sprache, vor deren weitestgehendem Erlöschen, gründlicher als kaum jemand sonst untersuchen und dokumentieren konnte.

1.2 Leben und Werk P. Gerhard Hubers

Doch zunächst zu Gerhard Huber selbst. Dieser hies ursprünglich Aloys Huber und war am 31.10.1896 in Gelnhausen als Sohn des Geschäftsreisenden Johann Huber und dessen Ehefrau Caroline Huber geb. Linzel geboren worden.6 Nach den Schulbesuchen folgte für ihn zunächst die Einberufung zum Militär und die Teilnahme am Ersten Weltkrieg. Nach dem Krieg trat er am 22.2.1919 als erster Novize in Salmünster in den Franziskanerorden ein und erhielt er den Ordensnamen „Gerhard“. Im Anschluß an das Noviziat sowie den Einfachen Profeß am 3.3.1920 in Salmünster7 studierte Huber von 1920-1925 in Gorheim8 und Fulda Philosophie und Theologie. Den feierlichen Profeß legte Gerhard Huber am 16.4.1923 in Fulda ab.

Am 15.8.1925 wurde er durch Bischof Joseph Damian Schmitt (1858-1939)9 zum Priester geweiht und wirkte im Anschluß für fast zwei Jahre als Seelsorger im Studienheim der Franziskaner in Hadamar.10 Zudem betreute in dieser Zeit die Gemeinde Oberzeuzheim (bei Hadamar), bevor er schließlich am 13.12.1927 als Missionar nach Japan entsandt wurde.

Gerhard Huber verbrachte ‒ unterbrochen von nur wenigen Heimaturlauben ‒ fast ein Vierteljahrhundert auf Hokkaidō, der Nordinsel Japans. Diese war den Fuldaer Franziskanern 1907 als Missionsgebiet zugewiesen worden.11 Gerhard Huber war seit 1937 Generalvikar des Franziskanerordens in Sapporo und erwarb sich gerade während des Krieges in Ostasien, 1936-1946 als Oberer der Mission und Stellvertreter des Provinzials, große Verdienste. Nach dem Kriege war er als Militärseelsorger tätig.

Daneben übte G. Huber von 1949-1959 eine Tätigkeit als Lektor an der Universität von Otaru, der Hafenstadt Sapporos, aus. In dieser Funktion war es ihm, der ein immenses Wissen hinsichtlich der Geschichte Hokkaidōs, vor allem der Geschichte und Kultur der Ainu erworben hatte, dieses an japanische Wissenschaftler weiterzugeben. In dieser Zeit gründete er zudem ein „Kleines Seminar“ als Internat für Schüler an höheren Schulen, welches auch von ihm geleitet wurde. Gerhard Huber war neben seinen Tätigkeiten als Seelsorger und als Lehrer an den genannten Einrichtungen vor allem auch wissenschaftlich wirksam.

Am 7.9.1978 erlag er im Krankenhaus der Franziskanerinnen-Missonärinnen Mariens in Sapporo einem Krebsleiden und wurde auf dem Gelände des Hauptklosters der Mission in Asahikawa, beigesetzt.

Das Werk G. Hubers läßt sich in verschiedene „Gruppen“ einteilen:

(1.) „Erbauliches Schrifttum“: Gerade in der Frühzeit seines Schaffens (vor allem in den 1920er Jahren, bisweilen allerdings auch noch später) verfaßte Gerhard Huber eine Reihe von Beiträgen für Zeitschriften, die Lebensbeschreibungen von Heiligen und anderes religiöses „Gebrauchsschrifttum“ zum Gegenstand hatten.12

(2.) Gedichte: Gerhard Huber hat immer wieder auch Gedichte, meist religiösen Inhalts resp. solche die zumindest religiöse Bezüge haben, verfaßt. Diese finden sich nicht selten auch in seinen Briefen, die sich im Nachlaß bewahrt haben, resp. als Beilagen zu solchen.13

(3.) Arbeiten zur Geschichte der japanischen Mission: diese hatte a) die Geschichte des Christentums in Japan, b) die Geschichte der Franziskanermission in Japan allgemein und c) die der Missionen auf Hokkaidō und auf Sachalin im besonderen14 zum Gegenstand ‒ hinzu treten noch c) Lebenserinnerungen Gerhard Hubers, in denen er Details zu seiner eigenen missionarischen (aber auch wissenschaftlichen) Arbeit mitgeteilt hat.15

(4.) Beiträge zur Kultur, Religion und Sprache der Ainu. Während seiner Zeit auf Hokkaidō sammelte Huber umfangreiches ethnographisches Material über diese Volksgruppe, welches überwiegend unpubliziert geblieben ist – darunter seine große Monographie über die Ainu, welche er auf Deutsch und für eine internationale Leserschaft auch auf Englisch verfaßt hatte: „Ainu Moshiri“. Beide Manuskripte, allerdings auch zahlreiche Dubletten, Durchschläge und Entwürfe zu einzelnen Kapiteln, machen den größten Teil des Nachlasses aus.

1.3 Technische Vorbemerkungen