Katharina von Aragón - Alison Weir - E-Book
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Katharina von Aragón E-Book

Alison Weir

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Beschreibung

Das tragische Leben der ersten Frau von King Henry VIII. England, 1501: Im Alter von 16 Jahren kommt die spanische Prinzessin Katharina von Aragón nach England, zunächst um Prince Arthur zu heiraten, der jedoch kurz darauf stirbt. Sofort wird sie mit dem Thronerben verlobt: Prince Henry. Was zunächst nach einer glücklichen Vermählung aussieht, wird schnell zum Alptraum für die junge Frau. Bald kursieren Gerüchte über King Henrys Affäre mit dem Hoffräulein Anne Boleyn. Katherine muss nun stark sein und kämpfen: für ihre Ehre, die Zukunft, für die Liebe. "Ein Meilenstein des historischen Romans." The Times

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Katharina von Aragón

Die Autorin

ALISON WEIR ist eine Bestsellerautorin aus Großbritannien, die weltweit über 2,7 Millionen Bücher verkauft hat. Sie hat 17 historische Sachbücher und viele historische Romane veröffentlicht. Alison Weir ist Mitglied der Royal Society of Arts and Sciences. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.»Katharina von Aragón« ist Band 1 der Tudor-Königinnen-Serie.

Das Buch

Das tragische Leben der ersten Frau von König Heinrich VIIIEngland, 1501: Im Alter von 16 Jahren kommt die spanische Prinzessin Katharina von Aragón nach England, zunächst um Prinz Arthur zu heiraten, der jedoch kurz darauf stirbt. Sofort wird sie mit dem Thronerben verlobt: Prinz Heinrich. Was zunächst nach einer glücklichen Vermählung aussieht, wird schnell zum Albtraum für die junge Frau. Bald kursieren Gerüchte über König Heinrichs Affäre mit dem Hoffräulein Anne Boleyn. Katharina muss nun stark sein und kämpfen: für ihre Ehre, die Zukunft, für die Liebe.»Ein Meilenstein des Historischen Romans.«The Times

Alison Weir

Katharina von Aragón

Die wahre Königin

Aus dem Englischen von Edigna Hackelsberger

Ullstein

Besuchen Sie uns im Internet:www.ullstein-buchverlage.de

Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch1. Auflage Juli 2020© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2020. © Alison Weir, 2016. Titel der englischen Originalausgabe: Six Tudor Queens. Katherine of Aragon. The true Queen (Headline, London)Umschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®, München, Composing-Element (Kopf) © Antiques & Collectables / Alamy Stock PhotoE-Book-Konvertierung powered by pepyrus.comISBN 978-3-8437-2274-2

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Inhalt

Titelei

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

TEIL EINSDie Prinzessin aus Spanien

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

TEIL ZWEI Die Königin von England

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

TEIL DREIDie wahre Königin

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Anhang

Nachwort der Autorin

Personen der Handlung

Zeittafel

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

TEIL EINS Die Prinzessin aus Spanien

Widmung

Mit all meiner Liebe für die beste und teuerste aller Mütter.Das Rad dreht sich einmal: Dies ist der Punkt, an dem alles begann.Tausend Dank dafür, dass ihr an mich geglaubt, mich bedingungslos geliebt und unterstützt habt.Gott segne euch.

Ich habe meiner Tochter den Namen Katharina gegeben, weil Katharina eine integre und prinzipientreue Frau war, so wie du.

Stammbaum 1501

Motto

» … gewidmet ihr,die, dem Juwel gleich, zwanzig Jahre hing an seinem Hals, aber doch nie ihren Glanz verloren hat;ihr, die ihn mit jener Reinheit liebte, mit der Engel die guten Menschen lieben; und auch ihr, die den König segnet, selbst wenn der größte Schicksalsschlag sie trifft.«

William Shakespeare (König Heinrich VIII., Akt 2, Szene 2)

So wie die Stechpalme grün istUnd nie ihre Farbe ändert,So bin ich, und war es immer,Meiner edlen Dame treu.

(König Heinrich VIII.)

Kapitel 3

1501

Katharina wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. Sie spürte, wie ihr die Röte heiß ins Gesicht stieg, als die Stimme des Prinzen zu vernehmen war, der damit prahlte, wie wollüstig und liebestrunken er sich fühle, begleitet von lautem, derbem Männerlachen.

»Na dann halt dich ran, Bursche, halt dich ran!«

»Für England und unseren Schutzpatron, den Heiligen Georg!«

Von seinem Vater geleitet, betrat Arthur das Schlafgemach. Er trug ein voluminöses Nachthemd, das an der gerafften Schulterpartie mit roten und weißen Rosen bestickt war. Die Männer drängten sich hinter ihm und warfen anzügliche Blicke auf die Braut in ihrem Bett. Katharinas Wangen glühten, als Arthur die Decken anhob und neben ihr ins Bett stieg. Steif lagen sie da, gut einen halben Meter voneinander entfernt, während Weinkelche erhoben und schmutzige Witze gerissen wurden. Prinz Heinrich redete am wirrsten von allen; zweifellos hatte er zu viel Wein getrunken. Die Königin bemerkte Katharinas Verlegenheit und warf dem König einen Blick zu. Er nickte.

»Macht Platz für Seine Exzellenz von Canterbury!«, rief er. Widerwillig wichen die Männer zurück, um den Erzbischof durchzulassen, und es herrschte nahezu völlige Stille, als er die Hand erhob und betete, Gott möge die Verbindung des Prinzen und der Prinzessin mit Fruchtbarkeit segnen.

»Amen!«, sagte der König. »Und nun, edle Herren und Damen, müssen wir die jungen Leute allein lassen. Ich wünsche Euch beiden von Herzen eine gute Nacht!« Er ergriff die Hand der Königin und geleitete sie hinaus, während er an der anderen Hand Prinz Heinrich mit sich zog. Unwillig trottete der Rest der Gesellschaft hinter ihnen her. Als Letzte löschte Doña Elvira alle Kerzen bis auf eine, schob ihre Körperfülle aus dem Zimmer und schloss die Tür.

Mit klopfendem Herzen lag Katharina da. Sie hörte Arthur schlucken. Er schien ebenso nervös zu sein wie sie. Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus.

»Seid Ihr müde, Katharina?«, fragte er plötzlich.

»Ein wenig, Sir«, erwiderte sie. Sie wusste, dass sie nicht den Eindruck erwecken durfte, sich seiner Annäherung entziehen zu wollen.

»Ich bin erschöpft«, sagte er. »Ich könnte eine Woche lang schlafen.« Er hustete.

»Seid Ihr krank, Mylord?«, erkundigte sich Katharina besorgt.

»Es ist nichts. Nur dieser hartnäckige Katarrh.« Er wandte ihr sein Gesicht zu und seufzte tief. »Du musst nicht so ängstlich dreinschauen«, sagte er und legte eine Hand auf ihre Schulter. »Es ist auch für mich das erste Mal.«

Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Isabellas euphemistische Umschreibungen hatten die praktische Seite der ganzen Angelegenheit ausgeklammert.

Arthur zog sie an sich, sodass sie seinen feuchten Atem auf ihrer Wange spürte. Er schob ihr Nachtgewand nach oben und atmete nun heftig. Dann drehte er sein Gesicht weg und hustete.

Sie spürte, wie seine Hand vorsichtig ihre Brüste erforschte, bevor sie nach unten zu den verborgenen Stellen zwischen ihren Beinen wanderte. Mit brennenden Wangen lag sie unbeweglich da und ließ es über sich ergehen; sie wusste nicht, ob sie ihrerseits ebenfalls etwas tun sollte. Plötzlich legte Arthur sich auf sie, und sie machte sich auf den Schmerz gefasst, der, wie sie befürchtete, sogleich kommen würde.

Arthur bewegte seinen Körper auf ihrem und wurde zunehmend erregter, doch ansonsten geschah nichts. So hatte man ihr den Vorgang nicht beschrieben. Es musste irgendeine Art fleischlicher Vereinigung geben, dessen war sie sich sicher. Doch nach einigen Minuten des Umklammerns und halbherzigen Stoßens, während deren ihre Körper verschwitzt aneinanderklebten, wenn auch nicht auf die richtige Art und Weise, ließ Arthur sich zurück auf die Seite sinken und wurde von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. Im Mondlicht erhaschte Katharina einen Blick auf sein ärmliches kleines Glied, das schlaff auf seinem Schenkel lag, bevor er sein Nachthemd nach unten zog und keuchend liegen blieb.

»Es tut mir leid«, sagte Arthur. »Mir geht es nicht gut.«

»Das macht nichts«, flüsterte Katharina.

»Ja, das glaube ich auch.« Er war stark außer Atem. »Was auch immer er in der Öffentlichkeit sagt, mein Vater möchte nicht, dass wir schon Kinder haben.«

Katharina drehte sich erstaunt zu ihm herum. Das widersprach allem, was man ihr erzählt hatte.

»Er sagte, wir dürften die Ehe vollziehen, einander danach aber mehrere Jahre lang nicht beiwohnen«, erklärte Arthur, während sich sein Atem allmählich wieder beruhigte. »Er hat Sorge, ich könnte zu jung sein, um dir beizuliegen, und dass es meiner Gesundheit schaden könnte, vor allem angesichts dieses Hustens.«

Eine schmerzliche Erinnerung überfiel Katharina. »Der König hat recht. Mein Bruder starb mit neunzehn Jahren, weil er den Genüssen im Ehebett zu sehr frönte.«

»Das ist einer der Gründe, die mein Vater mir nannte, als er mir befahl zu warten. Er ist überängstlich, weil es mir nicht gut geht. Ich sage ihm immer wieder, dass er sich keine Sorgen zu machen braucht, doch er tut es trotzdem, und er ist stur. Wir müssen seiner Anordnung Folge leisten. Er ist der König.«

Katharina betrachtete Arthurs Silhouette im Feuerschein. Sein Gesicht lag im Schatten, sodass sie nicht erkennen konnte, ob ihn die Entscheidung seines Vaters betrübte oder nicht. Sie hatte tatsächlich ein wenig den Eindruck, dass er froh war, eine Entschuldigung dafür zu haben, seiner Pflicht als Ehemann nicht nachzukommen. Aber König Heinrich hatte recht. Arthur ging es schlecht, in beunruhigender Weise. Er war eindeutig nicht in der Lage, seine ehelichen Pflichten zu erfüllen. Und es war ganz offensichtlich, dass er schon eine ganze Weile kränkelte. Warum nur hatte man ihr das verheimlicht?

»Sind meine Eltern darüber im Bilde?«, fragte sie.

»Selbstverständlich, und sie sind damit einverstanden.« Natürlich hatten gerade sie allen Grund dafür, nach dem, was ihrem Bruder Johann zugestoßen war.

»Nun, dann bin auch ich damit einverstanden, die Anordnung des Königs zu befolgen«, entgegnete Katharina. »Also werden wir nur vorgeben, dass wir … eine Ehe führen?«

»So hat er es angeordnet. Wir sollen einige Nächte zusammen verbringen, damit es kein Gerede gibt. Und ich denke, wir müssen die Welt in dem Glauben lassen, dass wir in jeder Hinsicht Mann und Frau sind.« Er zögerte. »Ehrlich gesagt bin ich froh, dass ich mich heute Nacht nicht als Mann bewiesen habe, denn ich hätte Sorge gehabt, dass ich dich, selbst wenn mich dieser elende Husten nicht gezwungen hätte abzubrechen, zutiefst enttäuscht hätte. Ich bin so unendlich müde.« Natürlich war dies eine Lüge, mit der er sein Gesicht wahren wollte, denn er hatte bereits vor seinem Hustenanfall aufgegeben. Nun schüttelte ihn erneut ein Hustenkrampf, heftiger und länger als zuvor.

»Es macht nichts«, sagte Katharina, als der Anfall vorbei war. »Ich bin auch müde. Es war ein langer Tag, und ich freue mich nun auf den Schlaf. Wann möchte der König, dass wir dann … zusammen …?«

»Wenn ich genesen bin, vielleicht eine gewisse Zeit danach. Er meint, dass wir warten sollten. Er sagt, wir haben noch das ganze Leben vor uns.«

Am nächsten Morgen stand Arthur früh auf und verschwand in sein Kabinettszimmer nebenan, wo ihn seine Bediensteten erwarteten, um ihm beim Ankleiden zu helfen.

Katharina, die noch keine Lust verspürte, die behagliche Wärme des Betts zu verlassen – und wer konnte es einer Braut schon verübeln, wenn sie am Morgen nach der Hochzeitsnacht ausschlief? –, hörte sie miteinander reden, wenngleich sie auch nicht jedes Wort verstand, das gesprochen wurde.

»Willoughby, gib mir einen Becher Bier.« Das war Arthurs Stimme. »Mein Hals ist heute Morgen so trocken, denn ich war die ganze Nacht mitten in Spanien. Eine Frau zu haben ist fürwahr ein guter Zeitvertreib!« Er wiederholte seine schwärmerische Bemerkung mehrere Male, bis Katharina – die verstanden hatte, was Arthur eigentlich damit bezwecken wollte – allmählich die Befürchtung hegte, sein Bluff könne auffliegen.

Es gab Gelächter und ein paar anzügliche Scherze, vor denen sie die Ohren verschloss, dann wandte sich das Gespräch den anstehenden Turnieren und Wetteinsätzen zu. Bald wurde die äußere Tür geschlossen, und Stille kehrte ein. Katharina drehte sich um und döste noch ein wenig. Heute gab es keine Verpflichtungen, ihr und Arthur wurde ein wenig Privatsphäre zugestanden, bevor sie wieder in der Öffentlichkeit auftreten mussten. Sie dachte an das, was Arthur gesagt hatte, und versuchte, ihre Reaktion darauf zu begreifen. Ja, sie war erleichtert. Trotz der Nähe, die sie für einen Augenblick gehabt hatten, gab es nach wie vor eine Distanz zwischen ihnen. Vielleicht hielt Arthur sich zurück, weil es ihm nicht gut ging; oder er erhielt die Distanz bewusst aufrecht, weil er wusste, dass er nicht in der Lage war, sie gänzlich zu seiner Frau zu machen.

Dennoch fühlte sie sich zugleich ein wenig betrogen. Wie anders wäre ihre Hochzeitsnacht doch verlaufen – und wie anders würde ihre Zukunft aussehen –, wenn sie einen richtigen Mann im Bett hätte. Was würde geschehen, wenn sich auch nach vielen Monaten noch kein Erbe ankündigte? Es würde ein schlechtes Licht auf sie werfen, als erfüllte sie ihre Pflichten als Ehefrau nicht. Doch der König würde Verständnis haben, dessen war sie sich sicher, denn er fürchtete um die Gesundheit seines Sohnes, was natürlich das gewichtigere Problem war. Wusste Heinrich etwas, was Katharina verborgen war? Oder war er lediglich vorsichtig? Er war ein kluger, berechnender Mann, hatte ihr Vater, der ganz ähnliche Charakterzüge hatte, einmal gesagt. Wenn Arthur so krank war, hätte er sicherlich nicht die Erlaubnis erhalten, die Ehe überhaupt zu vollziehen.

Kurze Zeit später kam Doña Elvira mit Francesca de Cáceres herein.

»Guten Morgen, Hoheit«, grüßte Doña Elvira. »Ich nehme an, Ihr habt gut geschlafen. Francesca, entfache das Feuer, und hilf deiner Herrin beim Anziehen, sobald sie bereit ist. Ich komme gleich zurück.«

Katharina setzte sich auf und rieb sich die Augen. Nun musste sie mit dem Schauspiel beginnen.

»Guten Morgen, Francesca«, begrüßte sie das schlanke Mädchen mit dem rabenschwarzen Haar, das sich über den Ofen beugte. »Es wird Zeit, dass ich aufstehe.« Sie schlug die Decken zurück und schwang ihre nackten Füße auf den mit Schilfmatten bedeckten Boden.

»Meinen Morgenrock, bitte«, befahl sie und tastete nach ihren Samtpantoffeln. Dann sah sie, dass Francesca auf das Bett starrte.

»Was ist?«, fragte sie.

»Nichts, Hoheit.« Francesca sammelte sich rasch wieder.

»Nein, da war etwas. Du hast die Laken angesehen.«

Francesca war peinlich berührt. »Hoheit, ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass sie sauber sind.«

»Natürlich sind sie sauber.« Katharina war verwirrt.

»Doch das sollten sie nicht sein. Meine Mutter hat mir erzählt, dass ein Mädchen beim ersten Mal stets blutet.«

Francescas Wangen waren gerötet.

»Blutet? Warum?«

»Hoheit, das kommt durch das Zerreißen des Jungfernhäutchens.«

Das klang nachvollziehbar, und es erklärte, warum der Vorgang schmerzvoll sein sollte, doch Katharina erkannte zugleich, dass sie und Arthur in ihrer Unwissenheit diesen Aspekt bei ihrem Schauspiel vergessen hatten.

Sie überlegte rasch. Er hatte gesagt, sie müssten so tun, als hätte es eine fleischliche Vereinigung gegeben, doch er hatte ihr nicht ausdrücklich verboten, all jenen die Wahrheit zu sagen, die möglicherweise in der Lage waren, ihr zu helfen. Und Doña Elvira würde gleich zurückkehren. Sie war selbst eine verheiratete Frau, und ihrem scharfen Blick entging kaum etwas.

Katharina wünschte sich verzweifelt jemanden, dem sie sich anvertrauen konnte. »Francesca«, sagte sie mit stockender Stimme, »zwischen Prinz Arthur und mir ist nichts geschehen.«

Francesca sah sie erschüttert an. »Hoheit, ich – es tut mir leid, das zu hören.«

Katharina spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. So sollte das alles nicht sein! »Ich fürchte, der Prinz wird womöglich niemals in der Lage sein, mir beizuliegen«, sagte sie niedergeschlagen. »Er ist zu krank und zu schwach.«

Francesca starrte sie an.

»Ich verstehe, Hoheit.« Sie schwieg unsicher. »Wir sollten es Doña Elvira sagen.«

»Ja, ich werde es ihr selbst erzählen, aber ich muss mich auf deine Diskretion verlassen können.«

»Ja, Hoheit.«

Katharina schwieg. Sie fürchtete sich davor, das Problem mit ihrer Anstandsdame zu besprechen. Doña Elvira hatte einen erwachsenen Sohn, doch es erschien Katharina unmöglich, sich vorzustellen, dass sie ihn einst mit ihrem Mann gezeugt hatte!

Da betrat sie auch schon eilig das Zimmer und entließ Frances­ca. Sie stand da, und ihre Blicke durchbohrten Katharina förmlich.

»Hoheit, ich muss das fragen, da Eure Mutter, die Königin, es zu erfahren wünschen wird. Steht alles gut zwischen Euch und dem Prinzen von Wales?«

»Äußerst gut«, erwiderte Katharina.

»Ich meine – vielleicht sollte ich mich deutlicher ausdrücken –, ist Eure Ehe vollzogen worden?«

Katharina spürte, wie sie errötete. »Nein. Dem Prinzen ging es nicht gut genug.« Sie legte dar, was der König angeordnet hatte.

Doña Elvira runzelte die Stirn. »Da kann man nur die Liebe und Fürsorge Seiner Gnaden für seinen Sohn loben.«

Das Letzte, was Katharina von einer entrüsteten Maria hören wollte, war, dass Francesca de Cáceres keine Zeit verloren hatte, den anderen Hofdamen zu erzählen, wie traurig es doch sei, dass die Prinzessin nach wie vor Jungfrau war.

»Richte ihr und den anderen von mir aus«, sagte sie mit einer neu entdeckten Autorität, die daher rührte, dass sie nun verheiratet war, wenn auch nur auf dem Papier, »dass ich es dem König melden werde, sollte ich irgendeine von ihnen dabei erwischen, wie sie das, was ich Francesca im Vertrauen erzählt habe, jemandem gegenüber wiederholt.«

Insgeheim betete sie darum, dass keine es wagen würde, denn auch sie selbst hätte ihre Zunge besser hüten sollen.

Vierzehn Tage waren vergangen, mit Turnieren, Festmahlen, Spielen und Tanz, bunte Tage voller Prunk, Lachen und Aufregung.

Tags zuvor war der Hof in den neuen Palast in Richmond gezogen. Als Katharina beim Heransegeln ihrer Bootsflottille auf der Themse das Schloss erblickt hatte, das sich wie ein Traumbild über dem Fluss erhob, war es ihr wie ein Ort aus dem Märchen erschienen. Der König hatte gelächelt, als er sah, wie sie die großartigen Zinnen bewunderte, die Türmchen mit den Zwiebelhauben, den Wald aus vergoldeten Wetterfahnen und die gewaltigen Fenster, deren winzige Bleiglasscheiben die Wintersonne reflektierten. Voller Stolz erzählte er ihr, dass er den Palast nach seinen eigenen Wünschen hatte erbauen lassen, nachdem der vorherige durch ein Feuer stark beschädigt worden war. Er selbst geleitete sie, gefolgt vom Rest der königlichen Familie, über die weitläufigen Wege, die durch die Höfe und Gärten führten, wo im Sommer Brunnen sprudeln und neben offenen Kreuzgängen schöne Gärten und Obstbäume ihren Duft verbreiten würden. Überall fanden sich Embleme in leuchtenden Farben – Rosen, das Tudor-Symbol des Fallgitters, Wappen – und vergoldete Statuen fantastischer Wesen.

»Das alles soll natürlich beeindrucken«, meinte Heinrich. »Die Menschen erwarten Pracht und Herrlichkeit von einem König. Prachtentfaltung zeugt von Macht. Wenn ich große Paläste habe, muss ich reich genug sein, um große Armeen aufzustellen!« Katharina bemerkte, dass Prinz Heinrich wie gebannt an den Lippen seines Vaters hing.

»Doch Reichtum«, bemerkte Arthur, »kann auch geistiger Natur sein. Es gibt keinen größeren Wohlstand, als stets Neues zu lernen.«

»Und deshalb lade ich so viele Gelehrte an meinen Hof ein«, erklärte der König. »So sind die Menschen doppelt beeindruckt!«

Als sie den Palast betraten, stockte Katharina der Atem angesichts der azurblauen Deckengewölbe, die wie der Himmel anmuteten und mit weiteren Emblemen der Familie Tudor verziert waren. Die Räume waren geschmückt mit farbenfrohen Wandteppichen, Wandgemälden in tiefem Rot und Gold, auf denen die Gestalt des Königs das Bild beherrschte, und einer Vielzahl von Porträts an allen Wänden. Wohl niemand, der Richmond sah, würde angesichts dieser Pracht keine Ehrfurcht empfinden.

Am nächsten Tag verabschiedete sie sich traurig von Graf Cabra und den anderen spanischen Edelleuten, die sie nach England begleitet hatten.

»Wir werden nach Hause zurückkehren, Hoheit, und dem König und der Königin berichten, wie großartig Eure Vermählung gefeiert wurde«, versprachen sie, während einer nach dem anderen ihre Hand küsste. Dann waren sie fort, und eine weitere Verbindung zu Spanien war gekappt.

Anschließend fühlte Katharina sich niedergeschlagen und empfand Heimweh, sodass sie Arthur aufsuchte in der Hoffnung, er werde ein wenig Musik machen oder mit ihr im Garten spazieren gehen. Doch er sagte, er sei müde und wolle sich ausruhen. Sie verdrängte die allgegenwärtige Sorge um ihn, schickte ihre Zofen fort und begab sich in die königliche Bibliothek, die sie nach den Worten des Königs nutzen durfte, wann immer es ihr beliebte. Heute war alles so still, nach den Aufregungen der vergangenen vierzehn Tage. Sie hatten melancholische Gefühle ferngehalten, doch heute erschien ihr alles leer und traurig, und Katharina verspürte wieder große Sehnsucht nach ihrer Heimat und ihrer Mutter.

Sie wählte ein Buch über Astrologie aus, das in lateinischer Sprache verfasst war, und setzte sich an einen der Tische, um darin zu lesen, doch es war unendlich langweilig. Sie musste immer wieder an Arthur denken und machte sich Sorgen, da es ihm immer noch nicht besser zu gehen schien. Sie hatte bemerkt, wie der König, die Königin und Lady Margaret ihn besorgt ansahen, und war sicher, dass auch sie beunruhigt waren. Es bekümmerte sie zudem, dass er ihre Gesellschaft zu meiden schien. Sie überlegte, ob sie sich zu ihren Hofdamen gesellen und ein wenig sticken sollte, um sich abzulenken, doch sie konnte sich zu nichts aufraffen. Mit einem Mal überkam sie eine Woge des Elends. Sie war dazu verdammt, ihr Leben in diesem Königreich im Exil zu verbringen, verheiratet und doch keine Ehefrau, eine Tochter ohne Mutter. Von Traurigkeit überwältigt, vergrub sie den Kopf in den Armen und begann zu schluchzen.

Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Erschrocken blickte sie auf. Der König sah sie besorgt an.

»Was ist los, mein Kind?«

Sie schickte sich an aufzustehen, doch er hinderte sie daran.

»Erzähl mir, was dich bedrückt«, sagte er. »Haben wir dir nicht das Gefühl gegeben, hier willkommen zu sein?«

»Doch, das habt Ihr«, schluchzte sie. »Majestät, Ihr habt mich sehr freundlich aufgenommen. Es ist nur – ich vermisse meine Mutter und meine Heimat!«

Zu ihrem Erstaunen legte König Heinrich ihr einen Arm um die Schulter.

»Ach, arme Katharina! Gerade ich kann das sehr gut verstehen. Ich war ein Vertriebener auf der Flucht, seit ich fünf Jahre alt war, und jahrelang von meiner Mutter getrennt. Glaubst du, ich wüsste nicht, wie es ist, unter Fremden zu leben? Selbstverständlich weiß ich das! Doch wir können unser Schicksal nicht ändern. Du würdest nicht nach Hause zu deiner Mutter und deinem Vater gehen wollen und all ihre Hoffnungen unerfüllt lassen, nicht wahr? Du bist aus einem härteren Holz geschnitzt, habe ich recht?«

Katharina nickte unter Tränen. Sie verstand, was er damit sagen wollte.

»Deine Schönheit, dein Gebaren und deine würdevollen Umgangsformen haben mich beeindruckt«, fuhr er fort. »Ich weiß, du wirst fröhlichen Herzens versuchen, deine Pflicht zu erfüllen, wie schwer sie auch sein mag. Und vergiss nicht, Katharina, du kannst dir sicher sein, in mir einen zweiten Vater gefunden zu haben, der für immer über dein Glück wachen wird.«

»Danke, Majestät«, sagte sie zögerlich. Wie viel einfacher war es doch, mit dem König zu sprechen als mit Arthur. »Vergebt mir. Ich sorge mich um Prinz Arthur. Er ist krank.«

Der Griff an ihrer Schulter verstärkte sich einen Moment. »Hab keine Angst. Die Ärzte sagen inzwischen, dass es kein Katarrh ist, sondern ein Viertagefieber, das sich über Wochen hinziehen und immer wieder auftreten kann. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Alles wird gut. Nun trockne deine Tränen, und lass nach deinen Damen schicken, denn ich habe eine Überraschung für dich vorbereitet!«

Katharina nahm die tröstenden Worte dankbar an, und während sie auf die Ankunft ihrer Damen warteten, zeigte Heinrich ihr einige der Bücher in seiner Bibliothek: kunstvoll illustrierte Handschriften, kürzlich gedruckte Bücher mit wunderbaren Holzschnitten, winzige Andachtsbücher mit bestickten Einbänden und fein ziselierten goldenen Verschlüssen. Derart von ihren Sorgen abgelenkt, beruhigte sie sich wieder und fühlte sich noch mehr aufgeheitert, als der Goldschmied des Königs hereingeleitet und aufgefordert wurde, seine funkelnden Waren auf dem Tisch auszubreiten.

»Du kannst dir so viele Stücke aussuchen, wie du möchtest«, sagte Heinrich. Ihre Augen füllten sich mit Tränen der Dankbarkeit für seine Güte. Sorgsam darauf bedacht, nicht gierig zu erscheinen, wählte sie aus den vor ihr liegenden Schätzen eine Kette mit Perlen und Saphiren, ein goldenes Kreuz mit Rubinen und ein Collier aus, das von kunstvoller Goldschmiedearbeit zeugte. Der König nickte anerkennend angesichts ihres Geschmacks und verkündete ihren erfreuten Hofdamen, dass sie aus den verbleibenden Schmuckstücken ihre Wahl treffen könnten. Katharina wunderte sich, warum die Menschen ihn für geizig hielten; sie hatte dies während des wiederholten Feilschens um ihre Mitgift immer wieder von ihrem Vater gehört. Doch was hatte Heinrich anlässlich ihres Empfangs nicht alles aufgeboten! Und welche Großherzigkeit legte er heute an den Tag!

Zwei Tage später musste sie sich allerdings fragen, ob Ferdinand nicht doch recht gehabt hatte. Don Pedro de Ayala kam zu ihr und bat sie um einen Augenblick für ein Gespräch. Sie machten einen Spaziergang im Labyrinth, dick eingewickelt angesichts der Dezemberkälte.

»Eure Hoheit sind sich sicher gewahr, dass die erste Rate Eurer Mitgift an König Heinrich übergeben wurde«, sagte Don Pedro. »Das Problem ist, dass er nun auch den Rest davon verlangt. Auf Anraten von Dr. de Puebla hat er Euren Kämmerer gebeten, ihm das goldene und silberne Tafelgeschirr und die Schmucktruhe auszuhändigen, doch, wie Ihr wisst, wird dieser Teil Eurer Mitgift erst nach Ablauf eines Jahres fällig.«

Man hatte Katharina angewiesen, keine der Kostbarkeiten, die sie aus Spanien mitgebracht hatte, zu berühren oder zu benutzen, sondern alles dem König zu übergeben, sobald ihr Vater es befahl.

»Dr. de Puebla ist damit vertraut wie niemand sonst«, entgegnete Katharina. »Er hat den Ehevertrag ausgehandelt! Ich habe keine Anordnung von König Ferdinand dazu erhalten.«

»Ich ebenso wenig«, sagte Don Pedro. »Und der Kämmerer Eurer Hoheit hat dem König mitgeteilt, dass er verpflichtet ist, die Juwelen und das Geschirr zurückzuhalten. Tatsächlich hätte Seine Gnaden von England wohl lieber ihren Gegenwert in Münzen. Was ich Euch nun berichten muss, ist mir zutiefst unangenehm. Ich befürchte, dass Dr. de Puebla sich mit ihm verschworen hat, um Eure Hoheit zu überreden, das Geschirr und die Juwelen selbst zu benutzen, sodass, wenn die Zeit gekommen ist, der König ihre Annahme verweigern wird, da sie gebraucht und aus zweiter Hand sind, womöglich matt und angeschlagen, und ihm daher Euer Vater, um der Schande zu entgehen, stattdessen ihren Gegenwert in Geld senden muss.«

»Aber dann würde mein Vater doppelt bezahlen«, protestierte Katharina.

»Zweifellos«, pflichtete ihr Don Pedro bei. »Und Dr. de Puebla hat dem König gesagt, dass Ihr diesen betrügerischen Plan gutheißt.«

»Ich? Das ist eine Lüge!«, rief sie.

Die Worte klangen allesamt falsch in Katharinas Ohren. Sie konnte nicht glauben, dass der Botschafter ihres Vaters solch doppeltes Spiel spielte, geschweige denn sie in diese Sache verwickeln wollte.

»Aber warum? Er handelt im Auftrag meiner Eltern. Warum sollte er etwas vorschlagen, was so offensichtlich gegen ihre und meine Interessen ist?«

»Weil er sich beim englischen König einschmeicheln möchte. Er wurde manipuliert und hat vergessen, wem gegenüber er verpflichtet ist! Daher habe ich es als meine Pflicht empfunden, Eure Hoheit davon in Kenntnis zu setzen. Doña Elvira ist ebenfalls im Bilde. Sie war auch der Ansicht, dass Ihr das wissen solltet.«

»Doña Elvira mag Dr. de Puebla nicht«, meinte Katharina.

»Doña Elvira ist eine kluge Frau. Sie traut ihm nicht, und das offensichtlich zu Recht.«

»Ich bin froh, dass Ihr mir das erzählt habt«, antwortete Katharina.

»Seine Gnaden wünschen Euch zu sehen«, sagte Don Pedro. »Er bat mich, Euch zu sagen, dass Ihr ihn unverzüglich aufsuchen sollt.«

Bebend vor Zorn und Erregung, begab sie sich direkt zum König und wurde sogleich in sein Kabinettszimmer geleitet, wo er gerade versuchte, sein Hausäffchen davon abzuhalten, sein Geschäftsbuch zu zerreißen.

»Lass das, Peterkin!«, befahl er und setzte das Tier auf den Boden. »Er hat mein Wirtschaftsbuch bereits einmal ruiniert, Katharina. Der ganze Hof hat sich darüber amüsiert. Ich weiß, was sie über mich sagen – und es geschieht mir zweifellos recht!« Sein Lächeln verblasste. »Ich möchte mich bei dir entschuldigen«, sagte er. »Es tut mir außerordentlich leid, dass ich um das Geschirr und die Juwelen gebeten habe. Ich möchte nicht als jemand gelten, der Zugesagtes vor der vereinbarten Zeit einfordert. Ich bitte dich, König Ferdinand und Königin Isabella zu schreiben und ihnen zu erklären, dass ich von Dr. de Puebla getäuscht worden bin.«

Katharina nahm all ihren Mut zusammen. Sie musste vorsichtig sein, den König nicht des Verrats zu bezichtigen. »Sire, Don Pedro hat mir erzählt, Dr. de Puebla habe vorgeschlagen, dass ich das Geschirr und den Schmuck selbst benutzen solle, damit sie für Euch nicht mehr akzeptabel seien. Ich betone ausdrücklich, dass ich von diesem Plan nichts wusste und auch keinesfalls mein Einverständnis gegeben habe.«

Heinrich runzelte die Stirn. »Ich ebenso wenig, Katharina.« Er stand auf und begann, auf und ab zu laufen. »Das ist eine ungeheuerliche Idee.« Er schwieg einen Moment. »Natürlich würde mir solch ein Arrangement sehr zum Vorteil gereichen, doch es wäre Betrug, und ich würde dem niemals zustimmen. Ich bin zufrieden mit dem, was im Ehevertrag vereinbart ist.« Er setzte sich an den Tisch und schlang den pelzbesetzten Umhang um seine hagere Gestalt. »Ich bin sehr verärgert, dass Dr. de Puebla mir geraten hat, bereits jetzt darum zu bitten, und König Ferdinand sollte über das Verhalten seines Botschafters in Kenntnis gesetzt werden. Doch er hat zu keinem Zeitpunkt vorgeschlagen, dass du das Geschirr und die Juwelen benutzen solltest. Du hast wahrscheinlich bemerkt, Katharina, dass zwischen Dr. de Puebla und Don Pedro große Feindseligkeit herrscht. Was immer der eine sagt, wird der andere versuchen zu diskreditieren, um ihm zu schaden. Ich rate dir, alldem möglichst wenig Beachtung zu schenken, denn ich fürchte, es ist ein Ausdruck von Eifersucht. Denk daran, dass Don Pedro selbst gern der Botschafter hier wäre.«

Katharina verabschiedete sich und versprach, nicht mehr daran zu denken, doch sie konnte nicht umhin, sich Sorgen zu machen, dass die tiefe Feindschaft zwischen Dr. de Puebla und Don Pedro zu weiteren Schwierigkeiten führen könnte. Es war offensichtlich, dass sie Dr. de Puebla nicht trauen konnte – doch was war mit Don Pedro? Und sprach König Heinrich die Wahrheit?

An diesem Abend entließ sie ihre Hofdamen und bat Doña Elvira, sich zu ihr ans Feuer zu setzen. Dann erzählte sie ihr alles, was am Tag geschehen war.

Die Duenja verzog ihr rundes Gesicht zu einem Stirnrunzeln.

»Hoheit, ich werde nichts gegen den König sagen. Doch Dr. de Puebla ist ein böser Mann, der den Monarchen, Euren Eltern, keinerlei Loyalität entgegenbringt.«

»Aber gibt es einen Beweis für seinen Verrat?«

»Don Pedro war zugegen, als Dr. de Puebla und der König darüber gesprochen haben. Er kann es bezeugen.«

»Der König bestreitet es.«

»Dann sind sie beide Lügner – er und Dr. de Puebla!«, brauste Doña Elvira auf.

Katharina drehte sich zu ihr um. »Ihr dürft nicht solche Dinge über den König sagen! Und er darf sie niemals hören!«

Doña Elviras Gesicht wurde dunkelrot. »Ich bitte Eure Hoheit um Verzeihung«, murmelte sie in einem Tonfall, der alles andere als demütig klang.

Katharina beschloss, ihr nicht zu erzählen, was der König über die Eifersucht zwischen den beiden Botschaftern gesagt hatte. Stattdessen meinte sie: »Ich glaube, Ihr mochtet Dr. de Puebla noch nie – von Anfang an nicht, auf jeden Fall war das bereits vor diesen Ereignissen schon so. Warum?«

»Er ist Jude!« Doña Elviras stolzes kastilisches Blut war in Wallung geraten. »Ein verlogener Konvertit! Man hätte ihn zusammen mit all den anderen aus Spanien vertreiben sollen, nachdem Granada gefallen war.«

Katharina erinnerte sich an den damaligen Erlass und an die darauf folgende große Auswanderung der Juden. Ferdinand und Isabella waren entschlossen gewesen, ihr Reich von jeglichem Irrglauben zu reinigen.

»Aber viele Amtsträger meines Vaters haben beschlossen, sich als Christen taufen zu lassen, statt ins Exil zu gehen. Auch Dr. de Puebla gehörte dazu.«

»Heuchler, allesamt! Einmal Jude, immer Jude! Sie fallen immer wieder in den alten Glauben zurück. Und dieser Dr. de Puebla ist zudem von niedriger Herkunft.«

Katharina schwieg. Sie war sich sicher, dass Doña Elviras tief verwurzelte Vorurteile ihr Urteilsvermögen trübten. Zweifellos waren manche Juden nur aus pragmatischen Gründen konvertiert, doch Katharina kannte einige, die sich aufrichtig dem neuen Glauben geöffnet hatten. Und sie hatte bislang keine Anzeichen wahrgenommen, dass Dr. de Puebla seine religiösen Pflichten vernachlässigte.

Sie seufzte. Sich an ein neues Leben zu gewöhnen war schon schwierig genug, auch ohne die Beschäftigung mit all den hässlichen kleinen Rivalitäten und Intrigen, die sich um sie herum abspielten. Und es war unmöglich zu sagen, wer die Wahrheit sagte und wer log. Insgesamt neigte sie eher dazu, Don Pedro Glauben zu schenken.

Der Hof zog auf das Schloss von Windsor, eine jahrhundertealte mächtige Festung, die atemberaubende Blicke auf die umliegende Landschaft bot. Katharina und Arthur wurden Unterkünfte in den traditionellen königlichen Gemächern im oberen Geschoss zugewiesen, und ihre Fenster gingen auf einen eher kümmerlich anmutenden Weinberg hinaus. Doch das Himmelbett, das mehr als drei mal drei Meter maß, war mit seinem in Gold und Silber gefassten Baldachin und den seidenen Behängen äußerst luxuriös. In solch einem Bett konnte man sich regelrecht verlieren, und Katharina fühlte sich tatsächlich verloren, da sie allein darin schlafen musste.

Arthur ging es immer noch nicht besser. Katharina hatte den Eindruck, dass er an Gewicht verloren hatte. Er hustete noch immer und klagte über schrecklichen Nachtschweiß. Dennoch spielte er seine Krankheit weiterhin herunter und wollte sich ihr nicht ergeben. Während eines Festes in der prächtigen St.-Georgs-Halle bemerkte Katharina, dass die Königin ihren Sohn aufmerksam und besorgt ansah, und hörte, dass Arthur, der nur wenig gegessen hatte, ihr versicherte, es gehe ihm besser, sein Appetit steigere sich, und sein Husten sei auf dem Weg der Heilung. Ob die Königin in diesen Worten nur das hörte, was sie hören wollte, wusste Katharina nicht.

»Solltet Ihr nicht einen Arzt konsultieren?«, fragte sie ihn eines Tages vorsichtig.

»Ich habe schon zu viele Ärzte konsultiert!« erwiderte Arthur ungehalten. »Es ist alles in Ordnung mit mir! Hört auf, Euch Sorgen zu machen!«

Doch das konnte sie nicht. Sie hatte bereits öfter Menschen erlebt, die an Viertagefieber litten, doch keiner von ihnen hatte Husten gehabt. Es stimmte zwar, dass Arthur schwitzte und Kopfschmerzen hatte, doch das Fieber war dauerhaft hoch und verlief nicht in Schüben.

Sie vertraute ihre Ängste ihrem eigenen Arzt, Dr. Alcaraz, an.

»Das kann so nicht weitergehen«, sagte sie, nachdem sie ihm Arthurs Symptome beschrieben hatte. Der Arzt hörte mit ernster Miene zu.

»Seine Hoheit scheint mir in der Tat zu dünn zu sein, und was Ihr mir erzählt, ist besorgniserregend, doch ich kann keine Diagnose stellen, ohne ihn selbst zu untersuchen, und ich kann schlecht offiziell die Kunstfertigkeit der englischen Ärzte in Zweifel ziehen. Doch ich werde Seine Hoheit diskret beobachten, sooft ich kann.« Er schwieg einen Moment. »Vergebt mir, Mylady, aber es wäre klug, seinen Körper nicht auch noch durch den Beischlaf zusätzlich zu belasten.«

»Der König ist derselben Meinung wie Ihr.« Katharina spürte, wie ihre Wangen angesichts dieser Enthüllung heiß wurden. »Wir halten uns an seine Anordnungen. Unsere Ehe besteht nur dem Namen nach.«

»Sehr klug, Eure Hoheit«, erwiderte Dr. Alcaraz.

Eines Abends rief der König Katharina nach dem Essen in sein Kabinettszimmer. Da Dr. de Puebla ebenfalls anwesend war, wusste sie, dass es etwas Wichtiges zu besprechen gab.

»Setzt Euch, meine Tochter«, bat Heinrich sie, während er Peterkin vom Boden aufhob, ihn auf seinen Schoß setzte und ihm die Ohren kraulte. »Wie Ihr wahrscheinlich wisst, muss Prinz Arthur zurück nach Ludlow gehen und seine Studien fortsetzen, um zu lernen, wie das Fürstentum Wales zu regieren ist. Dies ist eine ausgezeichnete Vorbereitung für seine spätere Zeit als König.«

Katharina war bestürzt. Ludlow, so hatte Arthur ihr erzählt, war einhundertfünfzig Meilen von London entfernt, und er musste das wissen, da er seit seinem siebten Lebensjahr dort gelebt hatte. Sie war kurz davor, zu protestieren, zu sagen, es gehe ihm nicht gut genug für eine so lange Reise, schon gar nicht mitten im Winter. Doch sie hatte zu große Ehrfurcht vor dem König und daher Angst, seine Entscheidung offen infrage zu stellen. Immerhin war Arthur sein Sohn; er musste über dessen Gesundheitszustand umfassend informiert sein, und er hatte sicherlich die Risiken und Gefahren abgewogen.

Als habe er ihre Gedanken gelesen, sagte Heinrich: »Ich hatte ein langes Gespräch mit Arthur. Es war verabredet, dass er nach den Hochzeitsfeierlichkeiten nach Ludlow zurückkehren sollte, doch ich habe ihm gesagt, dass er, wenn er sich nicht gut genug fühlt, bis zum Frühjahr warten kann. Doch er besteht hartnäckig darauf, umgehend wieder nach Ludlow zurückzukehren.«

Das klang ganz nach Arthur, dachte Katharina. Sie kannte ihren jungen Ehemann inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er keinesfalls bei irgendjemandem einen Verdacht aufkommen lassen wollte, er würde die von ihm erwarteten Pflichten nicht erfüllen.

»Die Frage ist«, fuhr der König fort, »ob Ihr Arthur begleiten oder besser bei der Königin und Prinzessin Margaret bleiben solltet, zumindest bis zum Ende des Winters. Ich persönlich möchte nicht, dass Ihr fortgeht. Ich bin der Meinung, und ich weiß, dass Arthur Euch davon in Kenntnis gesetzt hat, dass er noch nicht alt genug ist, um seine Pflichten als Ehemann umfassend zu erfüllen, und dass Ihr eine Weile warten solltet, bevor Ihr zusammenlebt. Meine Berater sehen das ebenso, in Anbetracht des zarten Alters meines Sohnes. Und wir alle machen uns Sorgen, dass es schwer für Euch, die Ihr aus Spanien kommt, sein könnte, den Winter an der walisischen Grenze zu verbringen. Wir möchten nicht, dass der König und die Königin, Eure Eltern, denken, dass wir Euch dazu gezwungen haben, insbesondere, falls es Eurer Gesundheit schadet.«

Katharina schwieg. Diese Entscheidung oblag dem König, und es schien, als habe er bereits beschlossen, dass sie bleiben sollte.

»Dennoch«, fuhr er fort, »möchte ich auch nicht Gefahr laufen, König Ferdinand und Königin Isabella zu brüskieren, indem ich Euch und Arthur voneinander fernhalte, daher habe ich Don Pedro de Ayala und Doña Elvira befragt. Sie beide drängen darauf, dass Ihr hierbleibt. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich denken soll. Sagt mir, Katharina, was meint Ihr dazu?«

Sie bemerkte, dass Dr. de Puebla bei der Erwähnung von Don Pedro und Doña Elvira den Kopf schüttelte.

»Euer Gnaden, mein Rat lautet, dass die Prinzessin gehen sollte«, sagte er. Das überraschte sie nicht – er musste allein schon aus Prinzip anderer Meinung sein als die beiden anderen.

Sie hatte das Gefühl, dass man versuchte, sie in ein ausgeklügeltes Ränkespiel zu verwickeln, und dass die wahren Probleme sich ihrer Kenntnis entzogen. Wäre es ihren Eltern recht, dass sie diese Entscheidung selbst traf? Möglicherweise ging es tatsächlich in erster Linie darum, dass der König sich um sie sorgte, obgleich sie wusste, dass er auch Angst um seinen Sohn hatte. Sie vermutete, dass er befürchtete, sie könnten, sobald sie allein zu zweit in dem weit entfernten Schloss lebten, seine Anordnung zu warten vergessen. Andererseits fragte sie sich auch, ob all das etwas mit ihrer Mitgift zu tun hatte. Wenn der König sie nach Ludlow schickte und sie feststellte, dass sie dort das Geschirr benutzen musste, könnten ihre Eltern sagen, er habe sie dazu gezwungen. Doch wenn sie auf eigenen Wunsch nach Ludlow ging und es benutzte mit dem Wissen, welche Folgen es haben würde, dann wäre es ihre Schuld – oder?

»Ich werde gern das tun, was Euer Gnaden entscheiden«, sagte sie.

Heinrich ging nicht darauf ein. »Denkt darüber nach«, meinte er. »Wir reden ein anderes Mal darüber.«

Sie ging zu ihrem Geistlichen, Pater Alessandro, und bat ihn um Rat. »Wie Dr. de Puebla bestätigen kann«, erklärte er, »ist es der Wunsch des Königs und der Königin, Eurer Eltern, dass Ihr und Prinz Arthur nicht getrennt werden sollt. Werdet Ihr es dennoch, wird ihnen das missfallen.«

Katharina befand sich in einem großen Zwiespalt. Sie grübelte über seine Worte nach und betete um einen Hinweis, was sie tun sollte. Sie wollte die richtige Entscheidung treffen – doch was war die richtige Entscheidung?

Sie quälte sich vier Tage lang, ohne zu wissen, was sie dem König sagen sollte. Dann kam Prinz Arthur zu ihr.

»Mein Vater möchte wissen, wie Ihr Euch entschieden habt«, sagte er. »Ihr wisst, ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mich nach Ludlow begleitet.«

Man hat ihn angewiesen, mir das zu sagen, dachte Katharina.

»Diese Entscheidung obliegt Seinen Gnaden«, beharrte sie.

»Aber was möchtet Ihr, Katharina?«

»Ich möchte in allen Dingen das tun, was er und was Ihr wünscht.«

Arthur seufzte und ging wieder. An diesem Tag beugte sich der König beim Abendessen mit sorgenvollem Blick zu ihr.

»Es schmerzt mich, das zu sagen, Katharina, aber ich habe entschieden, dass Ihr nach Ludlow mitgehen sollt, auch wenn mir nichts auf der Welt schwerer fällt.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Wir werden Euch vermissen, aber ich muss mich den Wünschen des Königs und der Königin, Eurer Eltern, fügen, selbst wenn es meinen Sohn in Gefahr bringt, wenn ich Euch ihn begleiten lasse.«

Warum sollte das der Fall sein? Beinahe hätte sie ihm diese Frage gestellt. Doch natürlich waren die Worte um der anderen willen gewählt worden, die in der Nähe saßen. Der Schein musste gewahrt werden.

»Wie Euer Gnaden wünschen«, antwortete sie und lächelte trotz ihres unguten Gefühls.

Nicht nur Arthurs Gesundheit bereitete ihr Sorgen, sie fühlte sich auch unbehaglich angesichts der Aussicht, mit ihm in jener weit entfernten, klirrend kalten Grenzregion allein zu sein.

Natürlich machte Doña Elvira ein großes Drama daraus. »Es ist nichts für die Abreise Eurer Hoheit vorbereitet, und ich vermute, dass in Ludlow keinerlei Vorkehrungen für Euch getroffen wurden. Ich schätze, wir müssen dafür dankbar sein, dass der König Euren spanischen Bediensteten gestattet, Euch zu begleiten.«

»Das ist wirklich ein Segen«, sagte Katharina.

»Es ist der einzige!«, schäumte ihre Duenja. »Wisst Ihr, was Don Pedro mir erzählt hat? Seine Hoheit hat Prinz Arthur nichts gegeben, womit er seinen Haushalt ausstatten kann.«

Das erschien Katharina seltsam. Wenn es verabredet war, dass Arthur nach Ludlow zurückkehrte, warum hatte man dann seine Gemächer dort ausgeräumt? Er hatte seine Möbel und alle anderen Haushaltsgegenstände am Hof nicht gebraucht, und dennoch klang es so, als seien sie zum König zurückgebracht worden.

Doña Elvira war außer sich. »Und, Ihr werdet es nicht glauben, es gibt dort nicht einmal ein Tafelgeschirr. Eure Hoheit wird gar keine andere Wahl haben, als Euer eigenes zu verwenden! Don Pedro sagt, Ihr solltet alles, auch den Schmuck, jetzt dem König geben, um weitere Schwierigkeiten zu vermeiden.«

»Aber meine Eltern haben mir gesagt, dass ich warten muss, bis sie mir die Anweisung geben«, widersprach Katharina. »Haben sie Don Pedro das aufgetragen?«

Doña Elvira schien nach einer ausweichenden Antwort zu suchen. »Nein, Hoheit«, gab sie schließlich zu.

»Dann müssen das Geschirr und die Juwelen eingepackt werden«, ordnete Katharina an.

Kapitel 4

1501 – 1502

Katharina konnte sich nicht daran erinnern, jemals so gefroren zu haben. Insgeheim hatte sie von Anfang an gedacht, dass es der reine Wahnsinn war, sich mitten im kalten Winter auf so eine Reise zu begeben, und dass der König verrückt sein musste, Arthur zu so einer Zeit nach Ludlow zu schicken. Doch laut hatte sie nicht protestiert, und als die Zeit zum Abschiednehmen kam, hatte sie den König, die Königin, Prinz Heinrich, Prinzessin Margaret und Lady Margaret alle herzlich umarmt. Königin Elisabeth hatte Arthur gar nicht loslassen wollen, als sie ihm den Abschiedskuss gab.

»Gott schütze dich, mein schöner, braver Junge«, hatte sie gebetet, als er sich vor ihr niederkniete, um ihren Segen zu empfangen. Dann war er aufs Pferd gestiegen – er hatte darauf bestanden, den ihm angemessenen Platz an der Spitze seines Gefolges einzunehmen –, während Katharina in ihre Sänfte stieg und in ihren Pelzen fröstelte. Und dann kam schon Doña Elvira und zog die Vorhänge fest zu.

Die Dezemberlandschaft zeigte sich öde und unerbittlich; die Felder waren von silbrigem Frost überzogen, und die Skelette der kahlen Bäume bogen sich im scharfen Wind. Der Boden war steinhart gefroren und die Wege oft von Furchen durchzogen, sodass sie nur mühsam und langsam vorankamen. Außerdem folgte ihnen ihr Zug aus Packpferden und beladenen Fuhrwerken mit dem Gepäck nach, sodass sie sich glücklich schätzen konnten, wenn sie mehr als zehn Meilen am Tag zurücklegten. Nicht einmal das Weihnachtsfest bot ihnen ein paar Tage Ruhe, sondern wurde, durchs Reisen unterbrochen, in elenden Stationen in Gasthöfen und klösterlichen Gästehäusern am Wege gefeiert.

Selbst Maria fand wenig Erheiterndes an der Situation, und Katharina fühlte sich erbärmlich. Ihr war kalt, kalt, kalt bis ins Mark. Sie wünschte sich so sehr, diese nicht enden wollende Reise wäre bald vorbei, und sie bangte um Arthur, der auf seinem Pferd dem messerscharfen Wind ausgesetzt war. Als sie ihm vorgeschlagen hatte, zu ihr in die Sänfte zu steigen, hatte er unwirsch abgelehnt, sodass sie sich von da an zurückhielt.

Maidenhead, Oxford, Gloucester, Hereford … Wenn Doña Elvira nicht zusah oder eingenickt war, zog Katharina manchmal die Vorhänge zur Seite, und so fiel ihr auf, dass sich die Landschaft draußen verändert hatte und sie mittlerweile durch wildes, hügeliges Land zogen. Im Sommer mochte es wohl grün und lieblich sein, doch jetzt präsentierte es sich kahl und unwirtlich, und die Städtchen und Dörfer schienen fast ausgestorben. Mehr als einmal erklang das Totenglöckchen aus Kirchen und Kapellen am Weg.

Bald zogen sie nordwärts an der walisischen Grenze entlang. Eine große Seuche habe sich in dieser Gegend ausgebreitet, wurde erzählt, und sie seien gut beraten, so schnell wie möglich weiterzuziehen! Die letzte Nacht ihrer Reise verbrachten sie in einem tristen Schloss, und spätestens hier fühlte sich Katharina zutiefst elend und erschöpft. Ein Blick auf Arthurs Gesicht, als er sich unbeobachtet glaubte, zeigte ihr, dass es ihm noch viel schlimmer erging. Nicht mehr lange, machte sie sich selbst Mut. Nur noch ein paar Meilen, dann wäre dieser Albtraum von einer Reise zu Ende.

Am nächsten Tag gelangten sie zu ihrer unbeschreiblichen Erleichterung nach Shropshire, und bald darauf tauchte vor ihr im Morgennebel die grimmige Festung Ludlow auf. Die massive graue Burganlage stand wie ein Wächter hoch über dem hübschen Städtchen und wirkte uneinnehmbar. Arthur, der neben Katharina herritt, versicherte ihr außerdem, die Waliser unternähmen keine Raubzüge mehr über die Grenze. Doña Elvira schnaubte vernehmlich und gab Katharina damit zu verstehen, was sie von diesem Ort hielt, an den man sie alle geschickt hatte.

Sie ritten über die Zugbrücke und durch das Torhaus unter dem Burgfried in den inneren Burghof hinein, wo sie von einem Edelmann erwartet wurden. Hinter ihm reihten sich die Wachen und Amtsträger in ihren pelzgefütterten Jacken sowie livrierte Diener auf.

»Darf ich Euch meinen Burgvogt Sir Richard Pole vorstellen«, sagte Arthur. Sir Richard verneigte sich tief, während sein junger Herr vom Pferd stieg und ihm die Hand zum Kuss hinstreckte; auch Katharina gegenüber verneigte er sich artig, als sie, noch ganz steif, ihrer Sänfte entstieg. Seine Augen blitzten anerkennend auf.

»Willkommen, Eure Hoheit! Dies ist ein großer Tag für Ludlow.«

Katharina fand ihn sympathisch. Er war auf diese blonde englische Art attraktiv, und seine ausgeprägt kantigen Züge strahlten Güte und Humor aus. Bald sollte sie erfahren, dass ihr erster Eindruck richtig gewesen war und dass Sir Richard Pole ausnahmslos liebenswürdig und hilfreich war, ohne aufdringlich zu werden, wobei er ständig die Bedürfnisse seines jungen Herrn im Auge behielt.

Sie folgte dem Burgvogt, der ihnen quer durch den Innenhof voranging, auf eine Reihe imposanter Wohngebäude zu. Hinter ihnen machten sich die Diener an die Arbeit, das Gepäck abzuladen.

»Hier halten wir Hof«, sagte Arthur und wies auf die Reihe herrschaftlicher Bauten. »Die große Halle und das große Gemach befinden sich dort in der Mitte, und unsere Privaträume sind in dem Gebäude links. Meine Gemächer sind im oberen Stockwerk, Eure liegen darunter.«

»Was ist mit dem Turm da rechts?«, fragte Katharina.

»Der Pendover-Turm?« Arthurs Miene verdüsterte sich. »Der wurde vom letzten Prinzen von Wales bewohnt. Das war mein Onkel. Ich erzähle Euch später von ihm.«

Im Inneren war die Festung palastartig eingerichtet. Katharina bemerkte zufrieden, dass ihre Räumlichkeiten mit Wandbehängen, Kissen und schönen Eichenmöbeln wohnlich gestaltet worden waren. Am meisten freute sie sich über das lodernde Feuer, das schon im großen Kamin brannte. Zumindest konnte sie sich hier richtig aufwärmen.

Im großen Gemach erwartete sie eine hochgewachsene, blasse Frau mit einem unscheinbaren, schmalen Gesicht und freundlichen Augen, die in einen graziösen Hofknicks versank.

»Ich bin Lady Margaret Pole, Eure Hoheit, Sir Richards Frau«, stellte sie sich vor. »Ich hoffe, es ist hier alles zu Eurer Zufriedenheit.«

Katharina, die sich die englischen Worte der Frau ungefähr zusammenreimen konnte, half ihr mit einem Lächeln auf. »Ich danke Euch, Lady Pole. Ich weiß schon, dass ich mich hier wohlfühlen werde.« Die Frau, die schon fast an die dreißig sein musste, schien über ihre Worte erfreut. Katharina mochte sie sofort und hatte das Gefühl, dass Lady Pole zu der Freundin werden könnte, die sie so dringend brauchte.

Doña Elvira platzte mit Katharinas Schmuckschatulle herein.

»Wer ist das, Hoheit?«, fragte sie misstrauisch.

Die Frau des Burgvogts lächelte. »Ich bin Lady Pole, Madam, und ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass Ihre Hoheit alles zu Ihrer Zufriedenheit vorfindet. Wenn ich etwas für Eure Hoheit oder Euch tun kann, lasst einfach nach mir schicken.«

»Hmmm«, machte Doña Elvira. »Ich kümmere mich schon selbst um Ihre Hoheit, danke sehr, Mylady.«

»Natürlich«, erwiderte Margaret Pole. »Ich wollte nur sicherstellen, dass Ihr es bequem habt.«

Der Blick, den Doña Elvira schweifen ließ, schien auszudrücken, dass sie sich an solch einem Ort nie wohlfühlen könnte.

»Wir danken Euch sehr für Eure Gastlichkeit, Lady Pole«, sagte Katharina. »Doña Elvira kümmert sich um mich, doch da wir beide fremd sind in England, sind wir auch dankbar für Eure Hilfe und Unterstützung.« Sie strahlte die Frau des Burgvogts an und hoffte, diese würde sich durch Doña Elviras Abneigung nicht beleidigt fühlen. »Nicht wahr, Doña Elvira?«, sagte sie an ihre Duenja gewandt.

Doña Elviras Gesicht verkrampfte sich zu so etwas wie einem Lächeln. »Gewiss, Hoheit«, sagte sie.

»Dann lasse ich Eure Hoheit nun allein, damit Ihr Euch einrichten könnt«, verabschiedete sich Margaret Pole herzlich.

An diesem Abend begab sich Katharina in die große Halle und nahm ihren Platz am Ehrentisch neben Arthur ein. Zufrieden bemerkte sie, dass als Tafelgeschirr eines aus schwerem vergoldetem Silber aus England verwendet wurde und ihr eigenes nicht angerührt worden war.

Während man die verschiedenen Bratfleischgerichte verzehrte, erzählte ihr Arthur, der hier an seiner eigenen Tafel geradezu gesprächig wurde, in einem Gemisch aus Englisch und Latein ein wenig über die Geschichte der Burg.

»Sie war der Sitz meiner Vorfahren, der Mortimers, und danach der Familie meiner Mutter aus dem Hause York. Vor dreißig Jahren sandte mein Großvater, König Eduard IV., ihren Bruder Prinz Eduard zur Erziehung hierher. Er bewohnte damals den Pendover-Turm, und dort erfuhr er auch vom Tod seines Vaters. Er war erst zwölf Jahre alt, doch nun war er König geworden, also musste er Ludlow verlassen, um für die Krönung nach London zu reisen. Auf dem Weg dorthin wurde er von seinem Onkel Richard von Gloucester abgefangen und im Tower, zusammen mit seinem kleinen Bruder Richard, eingekerkert. Richard von Gloucester hat sich dann selbst zum König ernannt, und der arme Eduard wurde nie mehr gesehen. König Richard hat die beiden Jungen ermorden lassen.«

Katharina erschauerte. »Wie schrecklich – und wie furchtbar für Eure Mutter, ihre Brüder auf diese Weise zu verlieren.«

Arthur legte das Messer weg. Sein Essen lag noch fast unberührt auf dem Teller. »Ja, das war es. Vor einigen Jahren wurde mein Vater von einem Thronprätendenten geplagt, der vorgab, Prinz Richard zu sein, und meine Mutter war von Zweifeln gequält, ob er es wirklich sein könnte. Aber er war es natürlich nicht, doch es dauerte lange Zeit, bis nachgewiesen werden konnte, dass seine Behauptung falsch war.«

»Ihr sprecht wohl von Perkin Warbeck«, sagte Katharina.

»Ja. Mein Vater hat ihn sehr glimpflich behandelt, nachdem er ein Geständnis abgelegt hatte. Er durfte sogar unter Hausarrest im Palast wohnen. Aber dann versuchte er zu fliehen, also wurde er im Tower gefangen gehalten. Dort hat er dann eine Verschwörung gegen den König angezettelt. Er hat sich sein Schicksal selbst zuzuschreiben.«

Katharina mochte gar nicht an das Ende dieses falschen Thronprätendenten denken. Was sie darüber erfahren hatte – zusammengestückelt aus der gekürzten Version ihres Vaters und hie und da aufgeschnapptem Gerede –, verfolgte sie seit nun schon zwei Jahren. Denn Warbeck war nicht der Einzige, der zu leiden gehabt hatte. Im Tower war nämlich noch ein weiterer Gefangener gewesen, der Earl of Warwick, ein Cousin Königin Elisabeths. Der junge Mann war geistig etwas zurückgeblieben, aber trotzdem gefährlich aufgrund seiner möglichen Thronanwartschaft. König Ferdinand hatte erzählt, dass Heinrich, gleich nachdem er bei Bosworth die Königswürde errungen hatte, Warwick im Tower einkerkern und ihn dort ohne Bücher oder jeglichen anderen Komfort verschmachten ließ. Der junge Mann musste es empfunden haben, als sei er lebendig begraben, und er hatte nicht einmal genügend Verstand gehabt, um zu verstehen, wie er in seine missliche Lage hatte geraten können. Doch was mit ihm am Ende geschah, war noch viel schlimmer …

»Katharina?« Arthurs Stimme holte sie in die Realität zurück. »Ihr wart ganz woanders. Ich fragte Euch, ob Ihr etwas über unseren Burggeist hören wollt?«

»Verzeiht. Ich dachte gerade daran, wie sehr Eure Mutter gelitten haben muss«, sagte Katharina. Über Warwicks Schicksal zu sprechen, könnte ihr so ausgelegt werden, als würde sie König Heinrich des schlimmsten aller Verbrechen bezichtigen. Und schließlich waren auch die Hände ihres Vaters blutbefleckt …

»Ich habe den Geist selbst gesehen«, erzählte Arthur. »Das war letzten Herbst in der Abenddämmerung. Ich durchquerte gerade den Burghof, als ich diese seltsame Frau an den Zinnen des Mortimer-Turms stehen sah. Ich fragte die Wachen, wer das sei, und sie sagten mir, es sei der Geist von Marion la Bruyère, einer Jungfer, die vor Hunderten von Jahren hier wohnte. Man erzählt sich, dass sie sich in den Feind des damaligen Burgherren verliebt hatte, und eines Nachts ließ sie ein Seil vom Turm herab, damit er zu ihr hinaufklettern konnte. Aber er hat sie verraten und das Seil hängen lassen, sodass seine Männer in die Burg eindringen und sie erobern konnten. Marions Liebe verwandelte sich in Scham und Hass. Sie riss das Schwert ihres Liebhabers an sich und erstach ihn damit, dann stürzte sie sich vom Turm herab in den Tod. Man sagt, ihre Erscheinung sage tragische Ereignisse voraus, aber das kann ich nicht glauben.«

Sir Richard Pole, der zu Katharinas Rechten saß, musste schmunzeln. »Verzeiht mir, Hoheit, aber ich glaube, diese Geschichte stammt von Burgwachen, die zu eifrig dem Bier zugesprochen haben!«

»Aber ich habe sie selbst gesehen«, beharrte Arthur.

»Das haben viele«, erwiderte Sir Richard, »aber nicht immer folgte eine Tragödie darauf. Man hat Euch ein altes Ammenmärchen – oder sollte ich sagen Soldatenmärchen – erzählt, Hoheit. Ich würde dem nicht zu viel Bedeutung beimessen.«

Arthur übersetzte, und Katharina lächelte höflich.

Lady Pole beugte sich vor. »Mein Cousin Eduard hat den Geist auch gesehen«, sagte sie.

»Eduard?«, fragte Katharina.

»Der letzte Prinz von Wales, der spätere König Eduard V.«, erklärte Arthur. »Lady Pole gehört zur Familie, Katharina. Sie ist die Nichte von König Eduard und König Richard und die Tochter meines Großonkels, des Herzogs von Clarence, und die Schwester des verstorbenen Earl of Warwick.«

Katharina saß da wie erstarrt, zutiefst erschrocken über ihre eigene Ignoranz – aber woher hätte sie wissen sollen, dass Warwick eine Schwester hatte? Das war alles furchtbar peinlich und ein wahres Wunder, dass Lady Pole so freundlich zu ihr war. Denn es war wegen ihr, Katharina, dass Warwick gestorben war.

Doch Margaret Pole verhielt sich, als sei alles ganz in Ordnung.

»Seht Ihr dieses Armband hier?«, fragte sie Katharina und zeigte ihr ein winziges Fässchen an einer Kette. »Es erinnert an meinen Vater, der exekutiert wurde, indem man ihn in einem Fass Malvasierwein ertränkte. Meine Mutter ist im Kindbett gestorben, und er hatte die damalige Königin der Hexerei gegen sie angeklagt. Mein Onkel, König Eduard, war rasend vor Wut und befahl höchstpersönlich den Tod seines Bruders. Ich war erst vier Jahre alt damals und kann mich deshalb nicht an den Skandal erinnern.«

Aber, dachte Katharina, Ihr habt drei schreckliche Tragödien erlebt: Mutter, Vater und Bruder – alle tot, zwei durch Gewalttaten. Ist Euch bewusst, dass Euer Bruder wegen mir sterben musste?

Maria stürzte mit glühendem Gesicht in das große Gemach herein, hielt aber plötzlich inne, als sie Doña Elviras missbilligend gerunzelte Stirn sah. Katharina winkte sie zu sich herüber, denn sie war neugierig darauf, den neuesten Klatsch zu erfahren, den ihre Freundin immer vom Küchenpersonal oder den Höflingen aufschnappte. Das Leben in Ludlow hatte schnell eine gewisse Routine angenommen, und Neuigkeiten belebten ihre Gespräche.

Katharina verbrachte ihre Tage mit Doña Elvira, Maria, ihren anderen Damen und Lady Pole, und die Zeit wäre auch recht angenehm verstrichen, hätte sie das Leben in England nicht als so seltsam empfunden und wäre sie nicht so heftig vom Heimweh nach Spanien geplagt gewesen. Es war auch nicht besonders förderlich, dass Doña Elvira immer noch feindselig gegen Lady Pole gestimmt und offensichtlich auf deren Freundschaft mit Katharina eifersüchtig war. Bei jeder Gelegenheit belächelte sie Margaret Poles Äußerungen oder ignorierte sie ganz und gar. Manchmal nahm Katharina es ihr richtig übel, dass sie ständig dazu gezwungen war, ausgleichend einzugreifen, um die Gemüter zu beruhigen. Aber sie mochte Margaret Pole sehr und wollte Wiedergutmachung für die schreckliche Tragödie leisten, die deren Leben überschattete und für die sie sich teilweise verantwortlich fühlte. Außerdem spürte sie, dass Margaret begriff, wie sehr Katharina sich darum bemühte, eine freundliche Stimmung zu schaffen, während Doña Elvira sich nur damit zu befassen schien, Margarets Einfluss auf Katharina einzudämmen.

Maria setzte sich neben Katharina und nahm ihre Stickerei auf, dabei ahmte sie den gestrengen Blick der Anstandsdame nach, bevor sie das Gesicht zu einem spitzbübischen Lächeln verzog. Katharina musste sich beherrschen, um nicht vor Lachen herauszuplatzen. Marias fröhliche Gesellschaft war eine Wohltat. Zwar war sie derselben Meinung wie Katharina, dass ihr Aufenthalt in Ludlow seltsam und ziemlich öde war, und sie beklagte sich auch ständig über die Kälte, aber sie stürzte sich ins Leben wie in ein Abenteuer und freute sich über jeden neuen Tag. Wenn Katharina genug hatte von Doña Elviras Launen, dann bot ihr Maria ein offenes Ohr und eine aufmunternde lustige Bemerkung.

In den letzten Wochen hatten sie endlos gestickt, gesungen, musiziert, getanzt und sich unterhalten, so gut es angesichts der Sprachbarriere eben ging. Aber Katharina setzte alles daran, Englisch zu lernen, und sie drängte ihre spanischen Hofdamen, dasselbe zu tun; jeden Tag machte sie kleine Fortschritte. So verging langsam der Winter, während sie in der Kapelle der heiligen Maria Magdalena im inneren Burghof beteten oder fröhliche Stunden beim Spielen mit Margaret Poles kleinen Kindern Heinrich, Ursula und dem ernsthaften kleinen Reginald verbrachten, der gerade erst zu laufen begonnen hatte.

Von Arthur bekam Katharina wenig zu sehen. Er zog sich zu seinen Studien mit seinem Privatlehrer Dr. Linacre zurück, einem liebenswürdigen und gelehrten Mann. Gelegentlich stand Arthur dem örtlichen Rat vor, dem Council of the Marches, der im Torhaus der Burg tagte. Manchmal begleitete ihn Katharina dorthin, oder sie begaben sich gemeinsam nach Tickenhill, Arthurs wunderschönem Palast im unweit gelegenen Bewdley, aber er war auch dort meist stark beschäftigt. Sie nahm an, dass er sich enorm anstrengte, um die hohen Erwartungen seines Vaters zu erfüllen, nur gut ging es ihm immer noch nicht, obwohl er kein Aufheben darum machte. Katharina sah manchmal, dass Dr. Alcaraz den Prinzen beobachtete, doch er äußerte sich nie, und sie wagte es nicht, ihn nach seiner ärztlichen Meinung zu fragen, vor lauter Angst, er könnte etwas sagen, das sie nicht hören wollte. Fünfmal hatten sie und Arthur miteinander im Bett gelegen, um den Schein zu wahren, aber alles, was sie dort taten, war, ein wenig miteinander zu reden, bevor sie in den Schlaf sanken. Doch mitten in der Nacht wurde Katharina dann unweigerlich von Arthurs Husten geweckt.

Es kam kaum jemand zu Besuch, aufgrund der großen Seuche, die in der Gegend grassierte und so viele Menschen dahinraffte. Der Thronerbe durfte sich einfach nicht anstecken. Gelegentlich kam ein Lord oder ein Mitglied des Prinzenrats als Gast zum Dinner, doch wünschte sich Katharina dann, er wäre besser weggeblieben. Der Gedanke, Arthur könnte sich mit dieser verheerenden Seuche anstecken, versetzte sie in Angst und Schrecken, denn ihrer Meinung nach besaß er überhaupt keine Widerstandskräfte. Schon jetzt war er vollkommen ausgezehrt, mit zaundürren Armen und Beinen.

In der Fastnachtszeit bat Arthur sie noch einmal, das Bett mit ihm zu teilen. Nach einer rastlosen Nacht, in der er sich unruhig hin und her gewälzt und trotz der Februarkälte geschwitzt hatte, lagen sie nebeneinander im Bett und warteten auf den Tagesanbruch, wie gewöhnlich, ohne sich zu berühren. Sie sprachen über die Möglichkeit eines Besuchs am Königshof in London im Sommer.