Katrin Köhler - Die Monster von Marschacht - Christine Stutz - E-Book

Katrin Köhler - Die Monster von Marschacht E-Book

Christine Stutz

5,0

Beschreibung

Katrin Köhler hat es nicht leicht. In ihrem kleinen Dorf wird sie als Hexe und Wechselbalg beschimpft. Für jedes Unglück, jede Krankheit, wird Katrin verantwortlich gemacht. Schon oft hat man ihr nach dem Leben getrachtet. Als ein Mörder umgeht und wahllos junge Mädchen schändet und ermordet, will man Katrin opfern, um die Flussgötter zu besänftigen. In letzter Sekunde wird Katrin gerettet.Ritter Gunther von Lünen eilt ihr zu Hilfe. Er wurde von der Hammerburg gesandt, um die Morde im Dorf aufzuklären. Katrin hilft den Mann bei seinen Ermittlungen. Zusammen mit Gunther und seiner Schwester Nicole, macht Katrin sich auf die Suche nach dem Monster, das die Mädchen bestialisch ermordet. Dann macht Gunther ihr einen Vorschlag. Katrin soll ihm für Geld, ihren Körper überlassen. Solange die Ermittlungen dauern, soll Katrin seine Geliebte werden. Katrin braucht das Geld dringend. Denn in ihrem Dorf ist sie nicht mehr sicher. Verzweifelt lässt Katrin sich auf das Angebot ein.

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Katrin Köhler- Die Monster von Marschacht

TitelseiteProlog1 Kapitel2 Kapitel3 Kapitel4 Kapitel5 Kapitel6 Kapitel7 Kapitel8 Kapitel9 Kapitel10 Kapitel11 KapitelEpilogImpressum

Katrin Köhler-

Die Monster

Von Marschacht

Prolog

Prolog

Katrin konnte alles genau sehen.

Das Monster kam aus dem Dunklen des langen Schilfs und griff lautlos an. Susa hatte keine Chance. Das Monster schlug zu und sein Opfer starb. So wie bei den beiden Morden zuvor. Wieder sah Katrin alles genau. Jetzt erschien die zweite, kleinere Person und zog ein Messer. Die Person stach auf die fast ohnmächtige Susa ein, während das andere Monster sich an Susa verging. Es riss Susa das Kleid vom Leib und ihre Beine auseinander. Dann verging es sich an Susa.

Jetzt schrie Susa, sie schlug um sich, versuchte sich zu befreien, doch die Klauen des Monsters ließen sein Opfer nicht los… so war es jedes Mal..Das Monster umschloss Susas Kehle, drückte zu und lachte laut auf. Jetzt blitzte ein Messer im Mondlicht, als das zweite Monster es Susa ins Herz rammte. Katrin sah das Licht in Susas Augen brechen, sah wie das Leben darin erlosch….

1 Kapitel

1 Kapitel

Mit einem Schrei erwachte Katrin, sie schlug die Bettdecke zurück und sprang mit butterweichen Beinen in den kleinen Raum, der ihr und ihrer Familie als Wohn und Schlafraum diente. Sie wusste, Morgenfrüh würden sie die Leiche ihrer Freundin in den Elbwiesen finden. So, wie zuvor die Leichen zweier anderer Mädchen, die dem Elbmonster zu Opfer gefallen waren. Katrin schlich zum Krug und füllte sich Wasser in einen Becher. „Hast du wieder geträumt?“ Ihr Vater verließ sein Lager und schlug frierend seine Arme um sich. Er hustete laut und griff dankend nach dem Becher, den Katrin ihn hinhielt. Ihr Vater wurde den festen Husten einfach nicht los. Auch wenn er die Schwindsucht im vergangenen Winter überlebt hatte, so kränkelte er seitdem. Die Schwindsucht hatte viele Opfer gefordert, zuletzt auch Katrins Schwester Molly, die zusammen mit ihrem Mann auf der anderen Seite des großen Flusses gelebt hatte.

Gevadder Tod war durch die Dörfer gewandert, hatte seine knochige Hand ausgestreckt und wahllos Opfer gesucht. Kaum eine der wenigen Hütten war verschont geblieben. Wieder hustete ihr Vater. Katrins Blick ging zu ihrem Bett, dort schlief ihr kleiner Neffe Peter. Jetzt regte er sich, drehte sich und schlief weiter. Ihr Schwager hatte das Kind nach Mollys Tod hier einfach abgegeben, hatte sein Bündel gepackt und war davongegangen. Seitdem kam keine Nachricht mehr von ihm. Katrin wusste nicht, ob Olaf überhaupt noch lebte.

„Das Elbmonster, es hat sich Susa geholt, Vater. Sie ist tot.“ Katrin flüsterte, über das Monster sprach niemand laut. „Er hat sie am Ufer, dort wo die geteilte Weide steht, geholt.“ Katrin öffnete die Klappen der Fenster und erstes Morgengrauen drang in die Hütte.

Jetzt nickte ihr Vater langsam und erhob sich, draußen wurde es langsam hell. Er öffnete die Fensterklappen zur anderen Seite der Hütte und starrte auf den Fluss, der weit hinten zu sehen war. „Schweig, wenn du angesprochen wirst, die Leute reden schon genug über dich und dein zweites Gesicht. Wenn sie erfahren sollten, dass du die Morde siehst, werden sie dich als Hexe verurteilen.“ Der grobe Köhler zog sich seine alte Jacke über und suchte seine Schuhe, die sein Enkelsohn vergangenen Abend versteckt hatte. Endlich hatte er sie gefunden und begab sich zur Haustür. Er würde sich zu seinem Schnapsversteck begeben. Das brauchte er jetzt.

Sinnend sah Katrin ihrem Vater nach. Er war ein gebrochener Mann. Erst der Tod seiner Frau, Katrins Mutter vor wenigen Jahren, letzten Winter der Tod seiner geliebten Tochter Molly. Vater hatte Molly vergöttert, ihre Schönheit hatte viele Bewerber angezogen. Doch ihre Schwester hatte sich für einen Mann vom anderen Ufer entschieden. Ihr Vater hatte das nie richtig verwunden. Beide Flussufer waren sich nicht freundlich gesonnen. Die Elbmarscher, wie sich diese Seite des Flusses nannte, hatten nichts über, für die Geestländer von der anderen Seite. Molly war ihrem Herzen und ihrem Mann über die Elbe gefolgt, weg von Vater und Schwester. Nicht ein einziges Mal hatte ihr Vater sie dort drüben besucht. Katrin erhob sich und machte Feuer im Ofen. Bald würde ihr Neffe wach werden und hatte bestimmt Hunger. Auch ihr Vater würde bald vom Schilfschneiden Heimkehren und sein Essen verlangen. Ihr Traum fiel ihr wieder ein, das Monster hatte erneut zugeschlagen. Bald würden sie Susas Leiche finden. Sie wusste, ihr Vater würde schweigen, denn alles andere würde Katrin in Gefahr bringen. Nicht, dass er seine Tochter liebte, nein, ganz bestimmt nicht. Aber wer sollte sonst sein Haus und seinen Enkel versorgen. Katrin seufzte leise.

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Die Männer brachten Susas Leiche auf einem zweirädrigen Karren ins Dorf. Der alte Burkhardt hatte sie am Morgen entdeckt, als er sein Vieh zum Tränken an den Fluss bringen wollte. Die Frauen schrien und weinten. Sie schlugen ihre Tücher um ihre Köpfe und liefen von Hütte zu Hütte, um die Nachricht zu verkünden. Jetzt klopfte es auch an ihrer Tür. Katrin rief laut Herein und die alte Trümmer, eine Nachbarin, betrat vorsichtig den Raum. Peter verzog sein Gesicht und begann zu weinen, er hatte Angst vor der harten Frau. Katrin nahm ihn auf den Arm und versuchte ihn zu trösten. „Es ist Susa. Das Monster hat sich Susa geholt. Wie bei den anderen. Es fehlen ihr der linke und rechte Ringfinger und ihr Kopf ist kahlgeschoren.“ Die alte Trümmer bekreuzigte sich. „Die Männer bringen sie in den Gemeinderaum. Wir sollen alle dort hinkommen. Bürger Obrich hat eine Ankündigung zu machen.“ Wieder bekreuzigte sich die Alte. Ihr Blick ging begehrlich zum Herd, auf dem eine warme Suppe vor sich hin kochte. Seufzend setzte Katrin ihren Neffen wieder auf den Boden und löschte das Feuer im Herd. „Wir sollten losgehen. Bürger Olbrich wartet nicht gern. Er ist kein geduldiger Mensch.“ Katrin wusste, die Alte wollte etwas Suppe, doch Nahrung war knapp und jeder musste für sich allein klarkommen.

Der lange harte Winter, hatte eine frühe Aussaat verhindert. Der Fluss war lange gefroren und hatte das Fischen erschwert. Wieder seufzte Katrin auf. Und zu allem Elend trieb nun auch noch ein Mädchenmörder hier sein Unwesen. Katrin packte Peter in eine dicke Decke und warf sich ihren Schal um. Dann wies sie auf die Tür. Mit dem Kind auf dem Arm machte Katrin sich auf den Weg zur großen Gemeindehalle. Dort, so wusste sie, waren alle Leute von Marschacht versammelt. Bürger Olbrich war der reichste Bauer hier in der Gemeinde, und so etwas Ähnliches wie das Oberhaupt. Er bestimmte, niemand widersetzte sich.

„Ich wusste, dass er wieder mordet“ sagte die alte Trümmer jetzt leise. Sie hielt sich ihre Hand vor dem Mund und sah sich angsterfüllt um. Katrin schwieg, sie sah angestrengt auf den Boden und dachte an ihren Traum. „Hast gehört, Mädchen? Ich wusste es. Ich habe die Nicolaiglocke heute Nacht gehört. Du weißt doch, wenn die Glocke im Fluss läutet, passiert schreckliches.“ Sagte die Frau heiser. Katrin schluckte. Auch sie kannte die Legende von der versunkenen Kirche.

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Die Männer hatten Susas Leiche am Eingang aufgebahrt. Jeder musste an ihr vorbei gehen, ins Innere der Halle. Die alte Trümmer bekreuzigte sich und schlich schnell vorbei. Katrin verharrte einen Augenblick. Das war Mädchen war schlimm zugerichtet worden. Susa war ihre Freundin gewesen. Seit sie laufen konnten, waren beide Mädchen unzertrennlich gewesen. Katrin hob ihre Hand und strich dem toten Mädchen liebevoll über die kalten Wangen. Tränen liefen über ihr Gesicht. Ihr Vater kam und nahm ihr Peter ab. Langsam folgte Katrin ihrem Vater. Bürger Olbrich stand an seinem Tisch und sah streng auf die kleine Gemeinde. Niemand wagte etwas zu sagen. Die Stille lastete schwer in der Halle. Jetzt trat der Pastor an den Tisch und hob seine Hand.

„Es ist die dritte Magd aus unserer Gemeinde, Leute. Hat irgendjemand etwas gesehen oder weiß jemand etwas?“ Der Pastor sah angestrengt in die Runde, alles schwieg. „Lasst uns ein Gebet für die arme Seele sprechen“ Der Pastor faltete seine Hände und murmelte leise vor sich hin. Die Gemeinde folgte seinem Beispiel. Sie waren dankbar, dass der Pastor den Weg von der anderen Seite des Flusses herüber auf sich genommen hatte, um in dieser Stunde bei ihnen zu sein. Seit Untergang der Nicolaikirche vor vielen Jahren, gab es auf dieser Seite keine Kirche mehr.

Plötzlich, ohne Vorwarnung sprang die Tür auf. Ein bulliger Mann stand im Eingang, seine Hand umklammerte eine Axt, mit der anderen wies er auf Katrin. „Meine einzige Tochter! Sie ist tot! Schuld daran hat der Wechselbalg!“ Seine Hand zitterte, er kam in die Halle und blieb vor Katrin stehen.

Mit Wutverzerrten Augen sah der Mann auf Katrin herab und fluchte unterdrückt. „Das Monster ist auf der Suche nach dem Wechselbalg! Deshalb holt es sich unsere Töchter!“ Er hob seine Hand und riss Katrin das große Tuch vom Kopf. „Seht sie euch an! Haare, rot wie Feuer! Augen, grün wie die Ufer der Elbe! Sie ist nicht wie wir! Sie ist ein Wechselbalg und nun wollen die Flussdämonen ihr Kind wieder!“ Susas Vater griff Katrins Haare und zerrte sie zum Ausgang. Katrin schrie schmerzerfüllt auf, doch niemand kam ihr zur Hilfe. Die Frauen bekreuzigten sich und die Männer sahen zu Boden. „Ich bringe dich zum Fluss, Wechselbalg und werde dich ertränken! Dann wird das Monster aufhören zu Morden. Dann hat der Fluss seine Tochter wieder!“ schrie der Mann aufgebracht.

Katrin schrie und versuchte sich zu wehren, doch der Mann zerrte sie nun über den Dorfplatz. „Vater Emil, lasst mich los. Ihr kennt mich mein Leben lang. Immer war ich mit Susa befreundet! Ihr wart doch immer gut zu mir. Der Schmerz über Susa Tod hat euch verwirrt. Ihr könnt ihren Tod nicht mit meinen ungesehen machen!“ schrie Katrin voller Schmerz. Unbarmherzig zog der alte Mann Katrin weiter zu den Elbwiesen. „Wenn ich dich zum Fluss bringe und dich ihnen wieder gebe, dann wird Susa wieder leben! Das geben sie mir Susa wieder!“ schrie Emil.

„Lasst mich los, Vater Emil, ich bin kein Wechselbalg!“ Katrin weinte, Vater Emil tat ihr weh, sie litt Todesangst, der Mann wollte sie ertränken und niemand half ihr. Selbst ihr Vater stand am Dorfrand und sah ihr stumm hinterher. Von dort konnte sie keine Hilfe erwarten.

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„Lasst die Magd los, Mann!“ Eine laute, harte Stimme erscholl und ließ Vater Emil innehalten. Ein Reiter näherte sich ihnen schnell. Die Menschen stoben auseinander, sie kannten so große Pferde nicht. Der Reiter stoppte sein Pferd und sah auf Katrin herunter, die verzweifelt versuchte, ihre langen Haare aus Emils Griff zu befreien. „Ich sagte, lasst die Magd los!“ Wieder hob der Mann seine Stimme. „Ich bin Ritter seiner Majestät und befehle es dir!“ Jetzt stieg der Mann von seinem riesigen Pferd und kam zu Katrin herüber. Energisch befreite er sie.

Seine Hand griff zum Schwert, als Emil erneut nach Katrin greifen wollte. „Hier und jetzt wird niemand sterben, Mann. Ich wurde von der Hammerburg gesendet, um hier für Ruhe und Frieden zu sorgen. Lasst von der Frau ab, Mann.“

Vater Emil sank in die Knie, als der große Mann ihm seine Hand auf die Schulter legte und ihn niederdrückte. „Euer Schmerz blendet euch, Mann. Niemand und nichts bringt euch eure Tochter wieder. Auch kein weiterer Mord.“ Sagte der Ritter schwer.

„Ihr versteht nicht, Herr! Das ist keine Magd, das ist ein Wechselbalg. Die Flussdämonen haben sie uns untergeschoben. Die merkwürdigsten, schlimmsten Dinge geschehen, wenn dieses Weib in der Nähe ist. Und nun wurden drei Mädchen gemordet! Heute Nacht meine Tochter Susa. Susa war eine gute, brave, Tochter! Das Weib muss sterben. Der Fluss will es so!“ Emils hasserfüllter Blick traf Katrin und ließ sie zusammenzucken.

Der Ritter seufzte laut auf und wandte sich an Katrin, die schützend ihre Arme um sich geschlungen hatte. Sein Blick schien sie zu durchbohren. „Ich wurde angefordert. Von einem Bürger Obrich. Sagt, Magd, wo finde ich den Mann?“ sagte der Ritter nun hart. Er nahm Katrins Arm und führte sie zum Dorf zurück. Die Menschen am Eingang wichen zurück, als er nun Katrin zur großen Halle führte. Vor Susa Leiche verharrte er einen Augenblick, dann zerrte er Katrin weiter zum großen Tisch. „Setz dich Magd, und rühr dich nicht weg!“ befahl der große Ritter streng. Er nahm seinen Helm vom Kopf und legte diesen auf den Tisch. Zum ersten Mal konnte Katrin den großen Mann genau ansehen. Langes, dunkelblondes Haar, dunkle, hart schauende, Augen. Wieder zitterte Katrin, als der Mann sie nun wieder ansah. „Also, wo finde ich Bürger Obrich?“ fragte er sie. Er wendete seinen Blick, als die Tür aufging und der dicke Bauer die Halle betrat. Sein Blick traf Katrin, er grunzte verhalten..

„Bürger Obrich?“ Die Stimme des Ritters klang dunkel und hart, er wandte sich zur Tür und wies auf Susas Leiche. „Die Obrigkeit der Hammerburg hat mich ausgesandt, um die Morde hier zu klären. Ihr habt um Hilfe gebeten. Euer Bote hat uns vor zwei Tagen erreicht.“ Der Ritter legte nun sein Schwert ab und reckte sich durch. „Mein Name ist Gunther von Lünen.“ Erklärte er streng. Bürger Obrich kam langsam zum Tisch und reichte dem Ritter seine Hand, die dieser ignorierte und stattdessen auf Katrin wies. „Erste Frage! Was hat es mit der Magd auf sich? Warum wollte der Mann sie töten und weshalb hat niemand ihr geholfen?“ fragte er streng.

Er grinste, als Bürger Obrich schluckte, sein Tuch aus der Tasche zog und es sich vor dem Mund hielt. „Sie ist ein Wechselbalg. Es gibt eindeutige Beweise, dass sie uns von den Flussdämonen unterschoben wurde.“ Sagte er endlich. Dann nahm er das Tuch wieder fort. „Was sollte das mit dem Tuch?“ Der Ritter setzte sich und wies auf den großen Krug. Er machte Katrin Zeichen und sie stand auf, um ihn den Krug zu reichen.

„Damit seine Worte nicht zum Fluss fliegen und die Dämonen ihn dafür nicht bestrafen.“ Katrin sah wütend zum Bürger. „Deshalb hat mir auch niemand geholfen. Sie fürchten die Rache der Dämonen.“ Sie sah zu, wie der große Mann den Krug in einem Zug leerte. Bürger Obrich wischte sich umständlich die Stirn, der große Ritter machte ihm Angst, Etwas, das selten vorkam. Katrin unterdrückte ein Schmunzeln. Der Ritter bemerkte es und verzog irritiert seine Augenbrauen. „Was für ein Schwachsinn! Ich kenne viele dieser Aberglauben, Bürger. Sie erwiesen sich alle als falsch!“ sagte der Ritter hart.

Wieder wischte sich Bürger Obrich seine Stirn. Blanke Angst wurde in seinen Augen sichtbar, als er erneut sein Tuch vor den Mund hielt. „Bei der Geburt der Magd herrschte ein großes Unwetter, sie hatte einen Zwillingsbruder, den die Flussdämonen töteten, als sie die Mädchen austauschten. Das Mädchen hatte bereits zwei Zähne, als die Hebamme sie am Tage darauf begutachtete. Sie hat bereits mit einem Jahr gesprochen. Mit vier Jahren fiel sie in den Fluss und ist nicht untergegangen!“ Bürger Obrich bekreuzigte sich .

„Man hat versucht, mich zu ertränken, als ich vier war, sie warfen mich einfach in die Elbe.“ Erklärte Katrin und seufzte leise. Sie flüsterte es dem Ritter zu. Dieser nickte. „Und wie hast du damals überlebt?“ fragte er sie ebenso leise. „Ich klammerte mich an einen vorbeitreibenden Ast und wurde etwas weiter unten ans Ufer gespült.“ Katrin lächelte, als der Ritter dem Bürger das Tuch entriss. „Dummer Aberglaube, von dummen Menschen.“ sagte er wütend.

Jetzt erhob er sich und ging zu Susas Leiche. Lange stand er schweigend davor, endlich, nach einer geschätzten Ewigkeit, drehte er sich zum Bürger Obrich und sah den dicken Mann durchdringend an. „Das hier“ Er wies auf Susa. „Das hier ist kein Dämonenwerk, Mann. Das hier ist Menschenhand! Ich bin weit herumgekommen in meinem Leben. Ich habe genug gesehen, um das beurteilen zu können. Ich war im Heiligen Land, war hoch im Norden, wo ich gegen die Barbaren gekämpft habe und habe gegen Dämonen gekämpft. Meine zahlreichen Narben weisen mich aus. Das Hier“ Wieder wies Ritter Gunther auf Susa. „Ist Menschenwerk!“ Suchen wir den Mörder unter den Lebenden. Dafür bin ich hier.“ Er kam zu Katrin und zog sie von ihrem Stuhl. „Geh nach Hause, Magd. Du hast nichts zu befürchten, solange ich hier bin.“ Sagte er etwas milder gestimmt.

„Ich fürchte, die Dorfbewohner sehen es anders.“ Katrin stand nun vor den großen Mann und seufzte leise. „Selbst mein Vater hat nichts getan, um mir zu helfen. Warum, also, soll ich Heimgehen?“ Katrin zuckte mit ihren Schultern. Als der große Mann sie durchdringend ansah, hob sie ihr Tuch aus dem Dreck auf und band es sich um den Kopf, so wie sie seit Kindertagen tat, um ihre rote Haarpracht zu verstecken. Dann schlich sie zur Tür.

Der Ritter folgte ihr und nahm ihren Arm. „Geh nach Hause! Ich werde nachher zu euch kommen und mit deinem Vater sprechen. Niemand hier hat das Recht, dir etwas anzutun!“ Die Stimme des Ritters scholl durch die große Halle bis nach draußen, wo sich die Dorfgemeinschaft neugierig versammelt hatte. Man machte Platz, um Katrin durchzulassen. Die Frauen sahen zu Boden, die Männer wandten ihre Köpfe ab, als Katrin an ihnen vorbei zu ihrer Hütte ging. „Mein Name ist Gunther von Lünen. Die Magd steht unter meinem Schutz!“ schrie Gunther von Lünen über den Platz.

„Heilige Jungfrau Maria. Gunther von Lünen, der berühmte Dämonenjäger.“ Der Pastor bekreuzigte sich hastig. Dann wandte er sich ab. „Das heißt nichts Gutes. Ich muss über den Fluss, meine Gemeinde dort drüben muss Bescheid wissen.“ Sagte er erschüttert. Er riss Katrin fast um, als er sich eiligst zu seinem Boot begab. Sie hielt sich kurz an dem Mann fest. Er schrie auf, wich Katrin aus und bekreuzigte sich erneut. Gunther von Lünens Blick folgte dem Mann wütend. Selbst der Geistliche fürchtete sich vor der Frau? Was ging in diesem Dorf nur vor sich.

2 Kapitel

2 Kapitel

Katrin saß in der kalten Hütte und wartete. Ihr Vater ließ sich nicht blicken, es schien, als würde er sie meiden. Wahrscheinlich saß er wieder in der Bauernstube und betrank sich, dachte sie bitter. Eigentlich müsste sie ihn holen. Er hatte kein Geld für Schnaps. Er machte wieder Schulden.

Doch sie traute sich nicht raus. Was, wenn wieder jemand versuchen sollte, sie erneut für die Morde zur Verantwortung zu ziehen? Seit ihrer Geburt damals, war sie für alles Unglück, welches das Dorf traf, verantwortlich gemacht worden. Ihr anderes Aussehen, ihre roten Haare, ihre grünen Augen passten nicht ins Dorf. Es war den Menschen hier schnell klar. Katrin musste ein Dämonenkind sein.