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"Wir brauchen mehr Aufklärung" sagte Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland bei der Eröffnung des Festjahres "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland". Sachbücher gibt es viele, in welchen die Frage "Warum werden Juden gehasst?" Antworten findet. Sie werden zu wenig gelesen. Hier kommen nur 68 Seiten mit den wichtigsten Antworten. "Ja, das wollt' ich schon immer mal wissen", war eine häufige Antwort von Menschen auf der Straße, in Geschäften, in der Nachbarschaft, wenn der Autor gefragt hat. Ein Familienbuch für Eltern und große Kinder, für Lehrer und größere Schülerinnen und Schüler.
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Nationalismus, also Selbstbespiegelung,
ist eine gefährliche Krankheit.
Sebastian Hafner
Aufbereitete Antworten
für meine Nachkommen zur Mahnung
Anrede
Wer sind die Juden?
Die Wurzeln
Juden in Antike und Mittelalter
Juden im „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“
Gute Zeiten
Bruch
Kennzeichen Gelb
Jüdische Gelehrsamkeit und Erweckung
Der Hofjude
Die Berliner Gemeinde der Juden
Der Weitere Kampf um Emanzipation
Die „Judenfrage“
Das Deutsche Kaiserreich
Anerkennung
Bildung
Warenhäuser
Der letzte Kaiser
Das Ende
Neuere Geschichte
Nachwort
Namensliste
Dieses Büchlein beabsichtigt aufzuklären, zu erklären, ethische Grundsätze zu fördern und vor gedankenlosem Urteilen zu bewahren.
Wenn man über eine Sache nicht Bescheid weiß, schweigt man lieber; man erkundigt sich, um dann zu reden. Bei diesem Thema ist das mit Mühe verbunden, auch mit viel Zeit. Ich will euch helfen. Kurz fassen will ich mich, um nicht wegen zu vieler Seiten abzuschrecken. Hinter meinem Anliegen stehen zwei Wahrheiten:
Ungerechtigkeit gefährdet den Frieden und
Hass macht die Seele krank.
Wer sagt: „Lass‘ mich mit dem alten Kram zufrieden“, der verharmlost; Judenfeindschaft ist aktuell (und alt). Viele wissen aber gar nicht warum. Jeder sollte dem Hass entgegentreten und ruhig einmal jemanden belehren. Sehr oft, zu oft wurden und werden Menschen fremder Art erst beiseitegeschoben, dann beschimpft, geschlagen und schließlich ermordet. Zu oft wird vergessen, dass böse Stimmungen im Volk gefährlich sind und man, wo es sich nötig macht, schnell etwas dagegen tun sollte. Manchmal entwickeln sich für eine ganze Gesellschaft missliche Umstände. Und dann treten Leute auf den Plan, die Schuldige suchen und vermeintlich gefunden haben. Deren böse Absichten und Irrtümer müssen aufgedeckt werden. - Nun erwartet niemand, ihr solltet alle Volksredner werden. Nein, aber in der Familie, mit der Erziehung fängt es im Kleinen an, gesunde, objektive Meinungen zu erarbeiten. Unser Name soll nicht mit dumpfem Hass, mit dummen Vorurteilen in Verbindung stehen.
Die europäischen Juden haben zur Entwicklung Europas Großes beigetragen. In den Wissenschaften haben sie Spitzenresultate vorzuweisen. Ein Drittel aller deutschen Nobelpreisträger sind Juden. Jüdische Unternehmer brachten die Wirtschaft voran. In Philosophie, Musik, Theater, Kulturmanagement, im Sammeln und Bewahren von Kunst, in der Förderung der Kultur, im Mäzenatentum finden wir sie in großer Zahl. Im Übrigen sind sie in der Masse durch die unterschiedlichsten Charaktereigenschaften so gemischt vertreten, wie andere Ethnien auch.
Wir werden nirgends von der „jüdischen Rasse“ sprechen, weil es keine Rassen gibt. Ausreichend viele wissenschaftliche Studien ergaben, dass die genetischen Unterschiede zwischen den Menschen verschiedener ethnischer Zugehörigkeit sehr gering sind und man daher nicht von abgegrenzten Arten oder „Rassen“ sprechen kann. Die Rassentheorie richtete sich nicht nur gegen Juden. Sie diente auch als fadenscheinige Legitimation für den Sklavenhandel, für den Kolonialismus. Aus dem Grundgesetz sollte das Wort „Rasse“ gestrichen werden, obwohl es dort lediglich dazu dient, keine Diskriminierung oder Bevorteilung von Menschen wegen ihrer „Rasse“ zu erlauben. - Mein Verdienst an dieser Schrift liegt einzig und allein darin, viele Stunden gelesen, eingeordnet und Texte in kürzere Form gebracht, – komprimiert - zu haben. Die Fakten stammen von Fachleuten, deren Namen und Werke ich im Anhang dankbar nenne. Ich bin kein Historiker, kein Soziologe. Ich gebe nur weiter, was meiner Einsicht nach als richtig, glaubwürdig und menschenwürdig gelten muss.
Woraus sich Judenhass entwickeln konnte, kennzeichne ich im Folgenden mit dem fett gedruckten Wort Hass.
Diese Frage ist ohne religionsgeschichtliche Betrachtung nicht zu beantworten. – Warum? Weil unser Wissen über jüdisches Leben vom Altertum bis in das Mittelalter nur aus religiösen Quellen stammt.
Ich benutze das Word „Jude“ so, wie ich ohne einen diskriminierenden Hintergedanken „Christ“, „Moslem“, „Hindu“ oder „Buddhist“ sage oder schreibe. „Jude“ ist durch den faschistischen Sprachgebrauch und Terror belastet. Aber die deutschen Juden bezeichnen sich heute immer noch selbst so und damit werden dem Name seine Identität und sein rechtmäßiger Gebrauch gegeben. In Polen ist das anders, dort schreibt und spricht niemand den Namen aus. Er wird vorsichtig in einer Hülle verpackt. Zu groß ist immer noch die Trauer um die Massenopfer unter den polnischen Juden und den Polen selbst.
Ich bin in Österreich angeeckt, als ich einen guten Judenwitz erzählen wollte. Erschrocken lehnten die Leute ab, davon etwas hören zu wollen. Es war kein Witz über die Juden, sondern einer von einem Juden. Gut sind die jüdischen Witze, weil Geist und Witz sich gegenseitig bedingen. Und Geist haben die Juden. Balzac bestätigt diese Verknüpfung so: „Witz ist des Verstandes Gabe.“ Ich will mit dieser Abschweifung nur ausdrücken, wie schwierig es ist, in der Öffentlichkeit über Juden überhaupt zu reden. Auf den Witz kommen wir zurück.
Die biblische Figur des MOSES ist historisch nicht nachweisbar. Er soll das Volk Israel aus der Gefangenschaft in Ägypten geführt haben. In der Erzählung der Bibel wird nicht einmal der Name des herrschenden Pharao genannt. Manche gutwilligen Forscher hätten gern, dass es Ramses II. war, können es aber nicht beweisen. Dadurch kann dem Auszug aus Ägypten keine annähernd verlässliche Zeit zugeordnet werden. Die Juden berufen sich auf MOSES, der auf dem Sinai von Gott selbst neben den 10 Geboten das Versprechen erhalten haben soll, seinem Volke werde das Land Kanaan „wo Milch und Honig fließen“ zugesprochen. - Viele in der Bibel vorkommende Personen, Geschehnisse und Orte sind jedoch durch die Archäologie und die literaturhistorische Forschung belegt. - Das Judentum ist bis heute trotz vieler Spaltungen oder Glaubensrichtungen durch die hebräische Religion geprägt. Sie entwickelte sich über Jahrhunderte. - Jüdische Stämme siedelten schon sehr lange auf den Gebieten des heutigen Israel, Palästinas, Jordaniens und Syriens. (1400 oder 1300 v.Chr.) Sie waren Hirten, Nomaden und gaben sich schließlich einen König im südlichen Teil, dem Reich JUDA. (Saul, David, 1000 v. Chr. / Sohn: Salomo) Die hebräische Bibel und damit Teile des Alten Testaments der späteren christlichen Bibel wurden im 9. und 8. Jhdt. vor unserer Zeitrechnung als heilige Bücher zusammengefasst. Im nördlichen Reich ISRAEL, nördlich von Jerusalem, herrschten Richter, Stammesführer und Priester. Die dortigen 10 Stämme verweigerten dem König David die Gefolgschaft. Es entstanden in beiden Reichen Städte. Das Reich Israel ging 722 mit der Eroberung durch die Assyrer unter. Die Assyrer verschleppten die Juden und siedelten Menschen aus Babel an. Die 10 „umgesiedelten“ Stämme wurden in Assyrien assimiliert; sie waren nie mehr nachweisbar. Sie sind die „ 10 verlorenen Stämme“. - Das Reich Juda ereilte das Schicksal 135 Jahre später, als die Babylonier unter Nebukadnezar II. einfielen und den Tempel Salomos in Jerusalem 587 v.Chr. zerstörten. Vor allem die Mittelschicht und die Eliten der Juden mussten den Marsch in die babylonische Gefangenschaft antreten. Sie dauerte etwa 50 Jahre. Während dieser Zeit lebten die Juden in eigenen Siedlungen oder Stadtteilen, neben den Babyloniern. Sie durften ihren Glauben ausüben und weitere Literatur entstand, die in die Schriftsammlungen der Juden einging. - Die großen Machtverhältnisse änderten sich: Die Perser unter König Cyrus herrschten in der gesamten Region bis ans Mittelmeer. Dank Cyrus durften die Juden in ihr „gelobtes Land“ zurückkehren. Den Tempel bauten sie wieder auf.
Alexander der Große siegte 333 in der Schlacht bei Issos gegen den Perserkönig Dareios III. Damit begann der Untergang des Perserreiches. Palästina gelangte unter makedonisch-griechische Herrschaft. (Alter Schulreim: „Drei drei drei, bei Issos Keilerei“.)
Aufstände, Kriege und Verschleppungen beherrschten das Leben der Völker über Jahrhunderte. Die Juden waren oft die Verlierer. Sie blieben sich aber in ihrem Bewusstsein als „von Gott auserwähltem Volk“ immer treu. Das bewirkte ihr Glaube, der durch Priester und die späteren Rabbiner stark kontrolliert wurde.