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KI Kafka: Das Flüstern der Maschinen
Kann künstliche Intelligenz die tiefgründige und einzigartige Prosa von Franz Kafka imitieren?
Stefan Wellmann stellt sich dieser Frage in seinem faszinierenden Buch und nimmt Sie mit auf eine Reise in die Welt der KI und des literarischen Experiments.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2024
Eine maßgeschneiderte KI eröffnet neue Perspektiven auf Kafkas Werk.
Stefan Wellmann
Stefan Wellmann
Stefan Wellmann, Kiwittstraße 20, 49074 Osnabrück
www.stefanwellmann.de
Inhaltsverzeichnis
Prolog: Kann KI Kafka?1
1. Einführung in das Projekt KI Kafka2
2. Wer war Franz Kafka?3
3. Kafkas Schreibstil4
4. Kafkas Hauptthemen6
5. Die Einrichtung einer KI Kafka7
6. KI Kafkas Kurzprosa (Imitate)10
6.1 GESCHICHTE 01: Blume11
6.2 GESCHICHTE 02: Die Übernahme13
6.3 VARIANTE: Die Übernahme16
6.4 GESCHICHTE 03: Überwacht16
6.5 VARIANTE: Überwacht17
6.6 GESCHICHTE 04: Der verlorene Schatten20
6.7 VARIANTE: Der verlorene Schatten23
7. Resümee24
8. Die Kafka-Imitation: Epigonie oder literarischer Mehrwert?25
9. KI Kafka als Inspirationsquelle26
9.1 Kafkas Themen in der KI-Welt von heute26
9.2 Vorschläge für moderne KI Kafka Kurzprosatexte28
10. Spekulation: Würde Kafka KI verwenden?29
Epilog:31
Anhang32
Prolog: Kann KI Kafka?
Im Herbst 2022 präsentierte das amerikanische Unternehmen OpenAI die Künstliche Intelligenz ChatGPT in Version 3.5. Vorherige Versionen existierten bereits, und schon 2018 berichtete die Tageszeitung Die Welt, dass Computer künftig Texte und Bücher schreiben würden. Doch erst mit ChatGPT – auf Chat fokussiert – wurde diese Vision breitenwirksam: Plötzlich konnte jedermann Texte generieren, umschreiben oder zusammenfassen lassen. Die Bedienung erwies sich als benutzerfreundlich, und schnell fand die KI Anwendung, vor allem bei Sachtexten und im Marketings.
Herausforderungen gab es zunächst in der Frage, wie man der KI die richtigen Befehle (sogenannte Prompts) geben musste, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Doch der geübte Anwender konnte bald erstaunliche Resultate erzielen – die stets auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft und redigiert werden mussten. Denn bekanntlich gilt: Die Qualität der Ergebnisse ist nur so gut wie die Eingaben.
Der Umfang des Wissens, mit dem ChatGPT gefüttert wurde, ist jedoch überwältigend.
ChatGPT 4.0 beschreibt selbst, dass es Millionen Bücher und unzählige Artikel „gelesen“ habe, eine Textmenge, die der größten Bibliothek der Welt, der Library of Congress, gleichkommt – und dieser Schatz wächst beständig. So ist es nicht verwunderlich, dass die KI nicht nur einfache Sachtexte, sondern sogar längere Abhandlungen und ganze Bücher verfassen kann. In einem Selbstversuch habe ich mit der KI ein Sachbuch von 50 Seiten in 75 Minuten erstellen lassen. Doch auch hier gilt: Der Text bedarf der Bearbeitung und sollte mit persönlichen Inhalten angereichert werden, um nicht zu nüchtern zu wirken.
Bemerkenswert ist die wachsende sprachliche Qualität der KI. Texte können inzwischen in verschiedensten Tonalitäten verfasst werden – von einfacher Sprache bis hin zu komplexeren Ausdrucksformen. So entsteht eine neue Form der Wissensdemokratisierung. Doch neben Sachtexten generierte die KI bald auch fiktionale Texte. Anfangs belächelt, da die erzählerische Qualität zu wünschen übrig ließ, wurden die literarischen Versuche der KI als stochastischer Papagei abgetan – eine bloße Nachahmung ohne kreativen Funken.
Aber mit dem Übergang zu Version 4 verbesserte sich die Qualität fiktiver Texte spürbar, was plötzlich Sorge in der Autorenschaft auslöste: Würden Maschinen nun im literarischen Bereich die Autorenschaft übernehmen? Erste Forderungen nach Verboten und Kennzeichnungspflichten machten die Runde. Die Vorstellung, dass massenhaft KI-generierte Texte das Mainstreamgeschäft dominieren könnten, erschütterte das Selbstverständnis vieler Schriftsteller. Die Frage „Was bleibt vom Autor?“ rückte ins Zentrum der Diskussion. Wo bleibt das Geniehafte des Künstlers, wenn eine Maschine Geschichten verfassen kann?
In der Tat hat die Mainstreamliteratur schon länger gezeigt, dass Bestseller oft nach formelhaften Regeln funktionieren – wie etwa Jodie Archer und Matthew L. Jockers in Der Bestseller-Code analysieren. Mit KI lässt sich dieser Prozess weiter verfeinern.
Ich persönlich bin, Stand heute, der Auffassung, dass die Künstliche Intelligenz Autoren dabei unterstützt, bessere Bücher zu schreiben, indem sich die Autoren auf ihre Stärken konzentrieren und sich bei ihren Schwächen Unterstützung durch die KI holen. Die KI ist dabei mehr eine Künstliche Muse (vgl. mein gleichlautendes Buch) als ein Ersatzautor. Insbesondere im Bereich Ideengenerierung ist die KI für jeden Autor (m/w/d) inzwischen ein wertvolles Hilfsmittel.
Darüber hinaus: Die KI kann Texte von Autoren imitieren. In Literarische Imitate habe ich gezeigt, was heute dazu grundsätzlich möglich ist. Seit ChatGPT die Möglichkeit für jedermann eröffnet hat, eigene kleine KIs zu trainieren und mit speziellen Inhalten zu füttern, man spricht von GPTs, ist die Imitierkunst noch einmal verbessert worden.
Ziel dieses Buches ist es, diese Imitierfähigkeit an einem der größten Schriftsteller aller Zeiten, Franz Kafka, auszuprobieren. Denn wenn die Maschine ausgerechnet das bisweilen schwer zugängliche und individuelle Werk von Kafka problemlos generieren könnte, dann wäre das im Bereich der Literatur ein Dammbruch. Wird doch die Fähigkeit der KI zumeist daran gemessen, ob sie besser ist als der Mensch. Diese zutiefst leistungsorientierte und ökonomische Sichtweise mache ich mir nicht zu eigen. Trotzdem geht es nachfolgend in diesem Buch darum, literarisches Original und künstliche Imitation zu vergleichen und daraus Schlüsse für den Literaturbetrieb überhaupt und das individuelle Schreiben im Besonderen zu ziehen.
Die Frage lautet daher: Kann KI Kafka?
Durch die Künstliche Intelligenz und dem Verschwimmen von Grenzen zwischen Mensch und Maschine eröffnen sich vielfältige, unerforschte künstlerische Möglichkeiten. Das ist zwar bei fast jeder technischen Neuerung so, doch bei der KI geschieht das in derzeit atemberaubender Geschwindigkeit.