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Neues vom Meister des italienischen Kriminalromans: Ein rasanter Fall um Intrigen, Macht und Eifersucht. Alles beginnt mit einer unbeantworteten SMS. Die Absenderin ist Ester, und der Adressat ist Giulio. Warum Giulio seiner Geliebten nicht antworten kann: Er liegt nach einem heftigen Auffahrunfall bei Kilometer 123 der Via Aurelia im Krankenhaus. Wer hingegen die SMS von Ester liest, ist Giulios Ehefrau, die vorher von Esters Existenz nichts wusste. Dies könnte der Anfang einer Liebeskomödie sein, aber der Beigeschmack ist ein anderer: Denn ein Zeuge sagt aus, dass Giulios Unfall keineswegs unbeabsichtigt, sondern versuchter Mord war, und die Angelegenheit wird ans Kriminalkommissariat übergeben. Kurze Zeit später findet sich eine Leiche: bei ebenjenem Kilometer 123 auf der Via Aurelia ...
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Zeit:2 Std. 29 min
Sprecher:Volker HanischHans LöwJulia NachtmannBernd StephanJacob WeigertOda ThormeyerAndrea Camilleri
Kriminalroman
Neues vom Meister des italienischen Kriminalromans
Alles beginnt mit einer unbeantworteten SMS. Die Absenderin ist Ester, und der Adressat ist Giulio. Warum Giulio seiner Geliebten nicht antworten kann: Er liegt nach einem heftigen Auffahrunfall bei Kilometer 123 der Via Aurelia im Krankenhaus. Wer hingegen die SMS von Ester liest, ist Giulios Ehefrau, die vorher von Esters Existenz nichts wusste.
Dies könnte der Anfang einer Liebeskomödie sein, aber der Beigeschmack ist eindeutig ein anderer: Denn ein Zeuge sagt aus, dass Giulios Unfall keineswegs unbeabsichtigt, sondern versuchter Mord war, und die Angelegenheit wird ans Kriminalkommissariat übergeben. Kurze Zeit später findet sich eine Leiche: bei ebenjenem Kilometer 123 auf der Via Aurelia …
Ein rasanter Kriminalfall um Intrigen, Macht und Eifersucht.
Andrea Camilleri wurde 1925 in Porto Empedocle, Sizilien, geboren. Er war Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur. Seine erfolgreichste Romanfigur ist der sizilianische Commissario Montalbano. Insgesamt verfasste Camilleri mehr als 100 Bücher und galt als eine kritische Stimme in der italienischen Gegenwartsliteratur. Andrea Camilleri war verheiratet, hatte drei Töchter und vier Enkel und lebte in Rom. Er starb am 17. Juli 2019 im Alter von 93 Jahren in Rom.
Ester
Warum ist dein Handy seit gestern Nachmittag aus? Muss dich dringend sprechen. Ruf mich an.
Ester
Bitte, bitte, bitte. Wo steckst du?
Warum meldest du dich nicht?
Ester
Was ist los? Warum lässt du mich warten?
Ich muss dich unbedingt sprechen.
Ester
Ich möchte gerne wissen, was mit dir los ist. Zwing mich nicht, deine Frau anzurufen! Ruf an! Es geht mir sehr schlecht.
«Guten Tag, Signora, ich heiße Giacomo. Ich bin der Krankenpfleger, der diesem Zimmer zugeteilt ist, und ich möchte gerne etwas mit Ihnen besprechen.»
«Was?»
«Da Ihr Mann sicherlich längere Zeit hier im Krankenhaus bleiben muss, rate ich Ihnen, seine persönlichen Sachen mitzunehmen.»
«Der Anzug ist hin, den könnt ihr wegwerfen. Auch die Schuhe.»
«Gut. Aber ich meinte nicht nur seine Kleidung.»
«Sondern?»
«Nun, er hatte seine Brieftasche dabei, das Handy, die Schlüssel …»
«Ich verstehe.»
«Wenn Sie bitte mitkommen wollen, dann händige ich Ihnen die Sachen aus.»
«Können Sie sie mir nicht hierherbringen?»
«Das geht leider nicht. Sie müssen die Empfangsbestätigung unterschreiben. Und da wäre der Abgleich.»
«Welcher Abgleich?»
«Das ist Vorschrift, Signora. Ihr Mann hatte seine Brieftasche im Jackett. Darin befand sich ziemlich viel Geld, dreitausend Euro, wenn ich mich recht erinnere, außerdem zwei Kreditkarten, die Bankkarte, ein Scheckheft, der Führerschein … Bei der Einlieferung wird alles dokumentiert, damit es bei der Rückgabe keine Missverständnisse gibt … Verstehen Sie?»
«Ja, ist gut. Ich komme mit.»
– Hallo? Bin ich da richtig bei Davoli?
– Ja. Wer ist da?
– Sind Sie Signora Davoli?
– Ja. Aber wer sind Sie?
– Ich heiße Ester Russo.
– Wer?
– Ester Russo. Wir haben uns mal kennengelernt, erinnern Sie sich nicht?
– Ach ja, natürlich. Wie geht es Ihnen?
– Gut. Und Ihnen?
– Danke gut. Was kann ich für Sie tun?
– Eigentlich wollte ich Ihren Mann sprechen.
– Giulio?
– Hm, ja.
– Sagen Sie mir, worum es geht, ich gebe es dann weiter.
– Ich bin Anwältin, Signora, vielleicht habe ich Ihnen das bei unserer Begegnung nicht gesagt. Ich unterliege der anwaltlichen Schweigepflicht, daher …
– Ich verstehe.
– Ist Ihr Mann zu Hause?
– Nein.
– Wissen Sie, ob er noch dieselbe Mobilnummer hat?
– Ja.
– Er hat kein zweites Handy?
– Soweit ich weiß, nicht.
– Denn ich habe ihn angerufen, und er antwortet nicht.
– Er kann nicht antworten.
– Warum nicht?
– Sie wissen es nicht?
– Was?
– Es stand sogar im «Messaggero»!
– Was denn?
– Giulio hatte einen schweren Verkehrsunfall.
– Um Gottes willen! Wie geht es ihm?
– Er ist Gott sei Dank nicht in Lebensgefahr. Er hat eine Gehirnerschütterung, eine Fraktur des Kiefers und drei gebrochene Rippen. Und er kann momentan nicht sprechen.
– O Gott, wie furchtbar!
– Ich wusste gar nicht, dass Sie so eng mit Giulio befreundet sind.
– Nein … es ist nur … wir haben eine sehr gute Beziehung … beruflich … und eine so unerwartete Nachricht … Sie verstehen …
– Ich verstehe.
– In welchem Krankenhaus liegt er?
– Warum möchten Sie das wissen?
– Ich muss ihn besuchen … es gibt da ein schwerwiegendes Problem, seine Arbeit betreffend, für das eine Lösung hermuss …
– Die Ärzte haben vorläufig alle Besuche verboten, sie befürchten Komplikationen wegen der Kopfverletzung … Darum habe ich Ihnen eben angeboten, Ihre Nachricht weiterzugeben. Ich kann jederzeit zu ihm, wenn es wichtig ist …
– Sehr wichtig.
– Nun, dann …
– Hören Sie, dann machen wir es so: Bitte sagen Sie ihm, dass er sich, sobald er kann, unverzüglich mit mir in Verbindung setzen soll, egal auf welchem Weg.
– Wie sagten Sie, war Ihr Name?
– Ester Russo.
– Ich richte es ihm aus.
– Vielen Dank, Signora. Das ist wirklich sehr freundlich.
– Und Sie sind sicher, dass ich Ihnen nicht helfen kann?
– Nein.
– Wie Sie meinen.
9. Januar 2008 Bei Kilometer 123 der Via Aurelia, Richtung Rom, wurde gestern kurz nach Mitternacht ein Panda von einem auffahrenden Auto mit hoher Geschwindigkeit gerammt. Am Steuer des Pandas saß der bekannte Bauunternehmer Giulio Davoli.
Der auffahrende Wagen fuhr sofort weiter, Davoli aber verlor die Kontrolle über sein Auto und stürzte die Böschung hinunter. Der Fahrer eines vorbeikommenden Autos leistete Erste Hilfe, Davoli wurde ins Krankenhaus gebracht, wo die Ärzte noch keine gesicherte Diagnose stellen wollten.
Die Redaktion hält es für geboten, den Namen des Retters zu nennen, es ist Signor Anselmo Corradini aus Rom. In Zeiten zunehmenden Rowdytums im Verkehr, wo Menschen bei schweren Unfällen einfach weiterfahren, hat er angehalten und unverzüglich Hilfe geleistet. Mehr noch: Da der Krankenwagen sich verspätete, zögerte Corradini nicht, den Verletzten in sein Auto zu tragen und selbst ins Krankenhaus zu fahren.
– Hallo, spreche ich mit Anselmo Corradini?
– Ja, das bin ich.
– Sind Sie derjenige, der Erste Hilfe …
– Herrje! Das ist jetzt schon der vierte Anruf! Was ist los mit euch, habt ihr zu viel Zeit?
– Bitte entschuldigen Sie, ich wollte nur wissen, ob Sie das waren oder nicht.
– Ich war’s nicht. Ich hab nicht mal ’n Auto!
– Hallo, spreche ich mit Anselmo Corradini?
– Ja.
– Bitte entschuldigen Sie, aber haben Sie letzte Nacht einem Autofahrer geholfen, der …
– Ja, das war ich. Sind Sie Journalistin?
– Ja, ich bin von den «Radionachrichten».
– Wollen Sie mich interviewen?
– Gerne, wenn Sie so freundlich wären …
– Kein Problem. Wann wollen Sie vorbeikommen?
– Wir müssen uns nicht treffen. Ich kann das Interview auch am Telefon führen. Jetzt sofort, wenn Sie einverstanden sind.
– Gut. Ich würde nur gerne vorher ein Glas Wasser trinken. Ich bin ein bisschen aufgeregt, wissen Sie.
– Ja natürlich, ich warte.
– Hier bin ich wieder.
– Einen Moment noch, Signor Corradini, die Kollegen von der Regie fragen gerade, ob Sie uns den Namen des Krankenhauses nennen können, in das Sie Signor Davoli gebracht haben. Dann schicken wir ein Aufnahmeteam dorthin, um auch mit ihm ein Interview zu machen. Beides zusammen würde gut kommen.
– Ich habe ihn ins American Hospital gebracht.
– Danke. Fangen Sie an zu erzählen.
– Also, ich kam aus Grosseto, mit meiner Frau und meinem Sohn Nicola, er ist sechs Jahre alt und geht in die erste Klasse. Wir waren zu Besuch bei der Schwester meiner Frau in Grosseto, der es gerade nicht gut geht. Und es regnete. Es war nicht angekündigt, dass es regnen würde. Da kam ganz schön was runter, die Sicht war schlecht … Ist das okay so, Signorina? Hallo? Hallo? Verdammt, die Leitung wurde unterbrochen.
«Entschuldigung, auf welchem Zimmer liegt Signor Davoli?»
«Warten Sie, ich sehe nach. Das ist Zimmer 210. Aber Besuche sind momentan leider nicht gestattet.»
«Was soll das heißen?»
«Das heißt, dass Besuche nicht gestattet sind.»
«Aber ich bin seine Cousine!»
«Selbst wenn Sie seine Schwester wären …»
«Aber Giuditta geht auch zu ihm, wann sie will.»
«Wer ist Giuditta?»
«Seine Frau.»
«Signora Davoli hat eine Sondergenehmigung.»
«Ich muss ihn aber unbedingt sehen!»
«Ich kann Ihnen leider nicht weiterhelfen. So lautet die Anordnung. Guten Tag.»
«O Gott! Was soll ich denn jetzt machen? Wie soll ich das aushalten?»
«Bitte machen Sie hier keine Szene. Und vor allem fangen Sie jetzt nicht an zu weinen!»
«Signora?»
«Ja?»
«Beruhigen Sie sich. Ich habe gehört, was Schwester Matilde eben gesagt hat. Sie ist ein Biest. Wenn Sie wollen …»
«Entschuldigung, wer sind Sie?»
«Ich heiße Giacomo, ich bin Pfleger hier. Ich betreue Signor Davoli.»
«Sie könnten mich zu ihm bringen?»
«Nein. Das wäre zu gefährlich. Außerdem kann er nicht sprechen, wegen des gebrochenen Kiefers. Er kann aber schreiben. Wenn ich ihm etwas ausrichten soll …»
«Da wäre phantastisch! Sagen Sie ihm, dass Ester ihn unbedingt so schnell wie möglich kontaktieren muss. Tun Sie mir diesen Gefallen? Ich schreibe Ihnen meine Telefonnummer auf.»
«Natürlich.»
«Himmel, das ist zu schön, um wahr zu sein. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll. Hier, nehmen Sie das.»
«Danke. Und seien Sie unbesorgt.»
Von: [email protected]
Re: Umarmung
10.01.2008
Liebe Maria,
ich schreibe dir lieber, statt dich anzurufen. Am Telefon wäre ich viel zu aufgewühlt. Aber ich muss meine Gedanken ordnen, hier ist zu viel passiert.
Noch nie war deine Abwesenheit für mich so schwer wie in diesen Tagen. Es geht um Ereignisse, die mich erschüttert haben, und ich ahne das Schlimmste.
Wenn du hier wärst, könntest du mir einen Rat geben und mich vor allem so trösten, wie nur du es kannst.
Wie du weißt, treffe ich mich dreimal die Woche nachmittags mit Giulio in der kleinen Wohnung im Borgo Pio, die er gemietet hat, damit wir in aller Ruhe zusammen sein können.
Das Auto parke ich immer in einer kleinen Parallelstraße, und den Schlüssel lasse ich bei einem netten Obstverkäufer, er heißt Carlo und ist ein bisschen verliebt in mich, darum stellt er das Auto um, wenn nötig.
Vor etwa einem Monat hat Carlo mir erzählt, dass etwas Seltsames passiert sei, kurz nachdem ich geparkt hatte. Er bediente gerade einen Kunden, als ihm ein Mann auffiel, der das Nummernschild meines Autos mit seinem Handy fotografierte. Weil er den Mann für einen Verkehrspolizisten hielt, hat er sich aus der Ladentür gelehnt und ihm zugerufen, ob er das Auto vielleicht nicht ordnungsgemäß geparkt habe. Doch der Mann ist, ohne zu antworten, schnell weggelaufen. Carlo sagt, das sei ein Glück gewesen, er habe mein Auto nämlich schnell auf einen anderen Platz parken können, wo gerade eine Frau weggefahren war. Es gäbe also keinen Grund, mir ein Bußgeld oder so was anzuhängen. Der Mann sei in Zivil gewesen und ziemlich gut gekleidet. Als ich Giulio davon erzählte, wurde er nachdenklich und hat mich gefragt, ob ich sicher sei, dass Stefano keinen Verdacht hegt. Seiner Meinung nach kann man nicht ausschließen, dass mein Mann mir hinterherspionieren lässt.
Du kennst Stefano. Er ist verschlossen, manchmal etwas mürrisch, aber zu heimlichen Aktionen ist er absolut nicht fähig. Was er denkt, sagt er offen, manchmal auch ein bisschen grob. Wenn er den leisesten Verdacht wegen Giulio und mir hätte, würde er mir das sofort ins Gesicht sagen.
Das war der Stand der Dinge, als ich vor ein paar Tagen in die Wohnung ging, um dort sauberzumachen, weil Giulio gerade nicht in Rom war. Das mache ich immer, wenn er nicht da ist, denn wenn er da ist, landen wir bei ganz anderen Dingen als dem Hausputz.
Aber als ich rausging …
Mein Gott! Wenn ich daran denke, werden meine Knie weich, und mir bricht der Schweiß aus.
Als ich aus der Haustür ging, stand direkt davor ein Auto. Unmöglich zu übersehen. Es war Stefanos Auto!
Ich wollte schon wegrennen, aber, ich weiß auch nicht wie, ich konnte mich zusammenreißen und genauer hinschauen. Das Nummernschild war unlesbar, hinten und vorn war sein Auto von zwei anderen Wagen zugeparkt.
Ich habe meinen ganzen Mut zusammengenommen und bin zu dem Auto gegangen. Auf der Rückbank konnte ich einen Schirm von mir erkennen.
Ich habe mich umgesehen, aber Stefano war nicht in der Nähe. Es sei denn, er stand versteckt in einem Hauseingang …
Du verstehst, in welcher Verfassung ich gewartet habe, bis er zum Abendessen nach Hause kam!
Aber es war wie immer.
Ich wurde langsam ruhiger, da kommt er während des Nachtischs plötzlich mit diesem Satz: «Du warst heute Nachmittag im Borgo Pio?»
Mir wurde eiskalt. Es war entsetzlich schwer, mich zusammenzunehmen.
«Ich? Im Borgo Pio?», frage ich erstaunt zurück. Und dann: «Warum fragst du?»
In gleichmütigem Ton sagt er: «Ich dachte, ich hätte dich gesehen.» Und nach einer Pause: «Hab mich wohl geirrt.»
Wir sind ins Bett gegangen, und er wollte mit mir schlafen.
Du weißt, dass er in diesem Punkt einen inneren Kalender hat, an den er sich eisern hält: der erste und der letzte Tag im Monat. Tödlich langweilig. Deswegen hat mich dieses Bedürfnis außerhalb der festgelegten Zeiten überrascht und nachdenklich gemacht. Hinterher noch mehr.
Denn Stefano war sehr heftig, fast gewalttätig, so hat er sich in sechs Jahren Ehe nie verhalten. Warum?
Natürlich habe ich am nächsten Tag gleich Giulio angerufen. Ich wollte ihn fragen, was ich tun soll. Ob es vielleicht besser wäre, unsere Treffen im Borgo Pio ein paar Tage lang einzustellen. Aber er hat nicht auf meine Anrufe geantwortet.
Aus Verzweiflung habe ich schließlich seine Frau angerufen, und so erfahren, dass er einen Autounfall hatte und im Krankenhaus liegt. Er kann nicht sprechen, sein Kiefer ist zertrümmert.
Jetzt sitze ich hier und weiß nicht, was ich machen soll.
Ich umarme dich fest.
Ester
PS: Morgen Nachmittag werde ich zum Borgo Pio fahren. Ich werde ein Stündchen dort bleiben, nichts tun, und dann wieder gehen. Ich will sehen, ob mir jemand folgt oder ob Stefanos Auto wieder in der Nähe steht.
«Hallo, wer ist da?»
«Ich bin’s, Signora, Giacomo.»
«Der Krankenpfleger?»
«Ja.»
«Vierter Stock, rechts vom Fahrstuhl.»
«Guten Tag, Giacomo. Haben Sie mit Giulio sprechen können?»
«Ja, Signora. Er sagt, wenn Sie ihm schreiben wollen … ich kann ihm den Brief bringen.»
«Dem Himmel sei Dank! Ich schreibe sofort.»
«Ich könnte inzwischen …»
«Wie geht es ihm?»
«Etwas besser. Aber solche Frakturen benötigen Zeit, um zu heilen. Wie lange brauchen Sie für den Brief?»
«Eine Stunde bestimmt.»
«Dann mache ich jetzt schnell einen Botendienst, danach komme ich vorbei und hole den Brief ab.»
«Kommen Sie auch wirklich vorbei?»
«Soll das ein Witz sein? Ich halte mein Wort.»
«Dann bis später.»
– Hallo, Ester?
– Maria! Wie schön, dich zu hören! Du weißt nicht, wie …
– Ich habe deine Mail bekommen. Warst du schon im Borgo Pio?
– Ich wollte gestern hin, aber mir ist im letzten Moment was dazwischengekommen. Ich fahre morgen.
– Tu’s nicht.
– Warum nicht?
– Wenn dein Mann wirklich etwas argwöhnt, ist es besser, du lässt dich nicht blicken, meinst du nicht auch?
– Aber …
– Soviel ich weiß, hast du weder Verwandte noch Freunde in der Gegend. Wenn du deinem Mann plötzlich gegenüberstehst und er dich fragt, was du dort machst, so weit weg von deiner Wohnung, was sagst du ihm dann?