Kings of Chaos (1). Zahm wie Schulhofhaie - Jakob M. Leonhardt - E-Book

Kings of Chaos (1). Zahm wie Schulhofhaie E-Book

Jakob M. Leonhardt

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Beschreibung

Als ich ins Haifischbecken meiner neuen Schule springe, also den Schulhof betrete, ist mir sofort klar, mit wem ich es hier zu tun kriege. Abdi grinst wie ein T-Rex vorm Frühstück und führt seine Gang direkt auf mich zu. Gleich werden sie mich zu Fischfutter verarbeiten. "Binisch King of School", verkündet Abdi und da passiert mir leider etwas sehr Dummes: Ich fange an zu lachen, laut und wiehernd. Ich krieg mich gar nicht wieder ein. King of School? Träum weiter! Es wird hier ganz sicher nur einen King geben, und der - bin ich!

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Seitenzahl: 108

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Ähnliche


Jakob Musashi Leonhardt

KINGS OF CHAOS

Zahm wie Schulhofhaie

Mit Illustrationen von Sebastian Heidel

 

Jakob Musashi Leonhardt,geboren 1975, ist ein Weltenbummler und in Tokio genauso zu Hause wie in Hamburg. Er hat einige Romane für junge Leser veröffentlicht und ist zudem als Musiker und Sounddesigner tätig. Zu seinen Leidenschaften zählen das Tauchen, japanischer Sencha-Tee sowie die Musik von Coldplay.

Weitere Bücher von Jakob Musashi Leonhardt im Arena Verlag:Knapp vorbei ist auch danebenEin genialer Chaot packt aus In der Faulheit liegt die KraftGeniale Chaoten fallen nicht vom Himmel Chaos ist das halbe LebenEin verkanntes Genie auf der Überholspur Erst der Spaß, dann das VergnügenGeniale Chaoten bringt nichts auf die Palme

Auch als Hörbücher erhältlich.

Im Pyjama um halb vier(zusammen mit Gabriella Engelmann)Henry Vegas. Auf Klassenfahrt durch die GalaxieHenry Vegas. Gefangen auf dem Spaßplaneten

1. Auflage 2018 © 2018 Arena Verlag GmbH, Würzburg Alle Rechte vorbehalten Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen Einband- und Innenillustrationen: Sebastian Heidel Umschlaggestaltung: Anja Götz ISBN 978-3-401-80760-7

Besuche uns unter: www.arena-verlag.dewww.twitter.com/arenaverlagwww.facebook.com/arenaverlagfans

www.jakob-leonhardt.de

INHALTSVERZEICHNIS

Justus: Willkommen in meinem Grab

Abdi: Binisch König!

Justus: Auf Tuchfühlung mit Piranhas

Abdi: Der Zero-Checker

Justus: Alles wird gut!

Abdi: Chaos muss geplant werden!

Justus: The Battle begins!

Abdi: Mein superheftiges Vorbild!

Justus: Rache ist Blutwurst

Abdi: Saftbefehl!

Justus: Die neue Gang

Abdi: Mädchen und andere Probleme

Justus: Checkermäßig hammer!

Abdi: Schlimm, schlimmer, am schlimmsten

Justus: Ab in den Urwald

Abdi: Zwitscher, Röhr, Grunz

Justus: Lost in Transsylvanien

Abdi: Nix Gentleman!

Justus: Gas geben!

Abdi: Heul doch, Lehrer!

Justus: Eine beeindruckende Show

Abdi: Mittelmäßig?!

Justus: Der beste Streich aller Zeiten

Abdi: Da stimmt was nicht!

Justus: Der Zauberlehrling

Abdi: Angezählt, aber nicht k. o.

JUSTUS:Willkommen in meinem Grab

Vor zwei Wochen bin ich mit meinen Eltern in eine neue Stadt gezogen – gegen meinen Willen. Ich wollte nicht umziehen! Um keinen Preis der Welt!

Warum auch? In meiner alten Stadt war ich beliebt. An meiner alten Schule auch. Da waren meine Freunde. Da war ich angesagt!

Bei den Lehrern war ich nicht beliebt, sondern: gefürchtet! Wenn an der Schule irgendeine Chaos-Aktion am Laufen war, ging das garantiert auf mein Konto. Jeder Streich, jede böse Überraschung, jeder geniale Coup – alles mein Werk! Darum hatte ich auch einen Spitznamen. Ich war: der Streichinator!

Jetzt an meiner neuen Schule ist das alles verloren. Ich muss wieder ganz von vorne anfangen. Muss mir mühsam einen neuen Ruf erarbeiten. Und dafür sorgen, dass meine Mitschüler mich lieben und die Lehrer mich fürchten!

Natürlich habe ich alles getan, um meine Eltern von den Umzugsplänen abzubringen. Ich habe versprochen, mich mehr in der Schule anzustrengen, meine Schwester Luisa nicht mehr zu ärgern, immer brav den Tisch abzuräumen und jeden Tag unseren Hund Malcom auszuführen.

Das ist Malcom, der schlecht erzogenste Hund der Welt. Seine Hobbys: Sofakissen zerfetzen, Zimmerpflanzen fressen, Nachbarkatzen jagen. Nach dem Fressen muss Malcom pupsen – so laut und stinkend, dass man auf der Stelle in den nächsten Fluss springen will, nur um nicht mehr atmen zu müssen.

Es hat nichts genützt. Wir sind trotzdem umgezogen.

Das sind Thomas und Mareike Bachmann, die schlecht erzogensten Eltern der Welt. Sie machen einfach, was sie wollen!

Meine Eltern haben versucht, mich zu trösten. Sie meinten, dass es in der neuen Stadt bestimmt ganz toll wird.

Und dass ich mich auf der neuen Schule bestimmt total wohlfühle!

Und dass ich ganz schnell neue Freunde finde!

Seit heute – dem ersten Schultag – weiß ich, dass das gehirnzellengequirlter Quatsch ist!

In Wirklichkeit bin ich nämlich nicht in eine neue Stadt gezogen. Ich bin in MEIN GRAB gezogen! Und ich bekomme keine neuen Freunde. Sondern neue FEINDE!

Justus Bachmann – leider im Alter von nur 13 Jahren gestorben.

Todesursache: neue Stadt, neues Haus, NEUE SCHULE.

Ich weiß es genau in dem Augenblick, in dem ich am Montagmorgen zum ersten Mal den neuen Schulhof betrete. Oder besser gesagt: in dem Augenblick, in dem ich auf dem Radar von vier Jungs auftauche, die wie ein Schwarm gelangweilter Haie am Rand des Schulhofs herumlungern.

Einer von ihnen – offenbar der Anführer – sieht zu mir herüber und grinst wie ein T-Rex vor dem Frühstück. Er gibt den anderen Jungs ein Zeichen. Die vier setzen sich in Bewegung. Sie kommen direkt auf mich zu. Ich erkenne an ihren Gesichtern, dass sie nicht vorhaben, mich freundlich an ihrer Schule willkommen zu heißen. Um’s kurz zu machen: Ich weiß, dass ich tot bin!

ABDI:Binisch König!

Leute, ich sag’s euch, es ist nicht einfach, König zu sein. Es ist ein echt krass anstrengender Job.

Die ganze Verantwortung, die man trägt, macht einen echt krass fertig!

Ständig muss man jemanden verkloppen.

Oder jemanden in einen Gulli stopfen, wo er dann Tage später von der Feuerwehr gerettet wird.

Oder man muss jemandem die Ohren mit Dartpfeilen piercen, weil er dir einfach nicht zuhört …

Manchmal denke ich, dass es viel leichter wäre, einfach nur ein normaler Typ zu sein und nix als krass normale Dinge zu tun. Zum Beispiel Playstation spielen, Lehrer ärgern oder mit Freunden abhängen.

Aber das geht halt nicht. Weil: Ich, Abdi Halman, 13 Jahre alt, bin der König, der KING OF SCHOOL. Ich hab ein Erbe zu bewahren, das mir anvertraut wurde.

Bevor ich an der Albert-Einstein-Gesamtschule König wurde, war mein älterer Bruder Mehmet König.

Und davor war mein noch älterer Bruder Berat König.

Und vor ihm mein noch noch älterer Bruder Ömer – ebenfalls König.

Jetzt fragt ihr euch bestimmt, warum Mehmet, Berat und Ömer nicht mehr König sind. Ist ganz einfach. Liegt an Dr. Karsten Kawendel-Dussmann, den wir immer nur Kakadu nennen (übrigens nicht, um ihn zu ärgern, sondern wegen seinem Namen: KArsten KAwendel-DUssmann).

Kakadu ist der Direktor der Einstein-Schule und hat meine Brüder rausgeschmissen. Er ist original terminatormäßig streng. Total übertrieben, wenn ihr mich fragt.

Mehmet musste gehen, nur weil er die Autos auf dem Lehrerparkplatz neu lackiert hat (zugegeben, mit echt krassen Graffitis).

Berat ist geflogen, nur weil er die Tür zum Lehrerzimmer zugemauert hat (zugegeben, während alle Lehrer drin waren).

Ömer wurde rausgeworfen, nur weil er im Ökoteich im Schulgarten Piranhas ausgesetzt hat (zugegeben, danach waren keine anderen Fische mehr im Teich. Und Frau Trautmann-Engelbrecht, unsere Biolehrerin, hätte fast einen Finger und einen Zeh verloren).

Die Schüler fanden die Aktionen voll witzig. Hat aber nix genützt. Meine Brüder mussten trotzdem gehen.

Keine Ahnung, ob Kakadu mich auch eines Tages von der Schule schmeißen wird. Kann schon sein. Weil auch ich kannst-du-nicht-zählen-mäßig viele Chaos-Aktionen mache. Aber bisher konnte er mir nie etwas nachweisen. Außerdem baue ich nicht so todessternmäßig krassen Mist wie meine Brüder. Ich baue lieber witzig genialen Mist, über den sogar die Lehrer oft lachen müssen. Würden sie natürlich niemals zugeben.

Außerdem mag Kakadu mich irgendwie. Voll peinlich ist das! Immer wenn er mich in sein Büro ruft – also ständig –, steht er vor mir und streckt mir seinen dicken Zeigefinger ins Gesicht. Dann seufzt er und sagt: »Ach, Abdi. Ich weiß genau, dass du hinter diesen ganzen Streichen steckst. Leider kann ich es dir nicht beweisen. Außerdem weiß ich, dass du eigentlich ein netter, begabter Junge bist!«

»Binischnisch, ischschwör«, antworte ich sofort.

»Doch bist du.«

»Neverever niemals, Direktör! Binisch negativ-begabt, ischschwör.«

»Ja, ja, ich weiß, dass es dir peinlich ist. Aber es nützt nichts. Du wirst es eines Tages einsehen.«

»Ist optische Täuschung, ischschwör. Binisch echt krass gefährlicher Streetgangster. Unsonsnix, weissu, Kakadu!«

»Wenn du mich noch einmal so nennst, schmeiße ich dich von der Schule!

»Versprochen, echt jetzt?!«

Egal. Jedenfalls, nachdem Mehmet, Berat und Ömer von der Schule geflogen sind, bin ich jetzt der KING OF SCHOOL der Albert-Einstein-Gesamtschule. Darum trage ich diese echt krass ätzende Verantwortung.

Und darum muss ich, sobald ein neuer Schüler an der Schule auftaucht, klarmachen, was Sache ist. Ich muss jedem Neuankömmling auf der Stelle verdängeln, dass ich – und niemand sonst – der unangefochtene King bin.

An diesem Morgen ist es mal wieder so weit! Ein Neuer betritt den Schulhof. Er blickt sich suchend um und scannt die Lage. Mein Checker-Instinkt sagt mir, dass der Typ nicht so ein original Zitter-bibber-Opfer ist wie die meisten anderen.

Im Gegenteil, der hier, der könnte Ärger machen. Erkenn ich an dem Checker-Grinsen, das er im Gesicht trägt.

Aber das ist ein nullzero Anti-Problem für mich. Ich muss diesem Binischneuhier-Typen nur ohne jede Verzögerung klarmachen, was Sache ist. Ich geb meinen Jungs – also Gleb, Jawid und Eymen – ein Zeichen und wir setzen uns in Bewegung!

Das bin ich – Abdi Halman, KING OF SCHOOL.

Das sind meine besten Freunde:

Gleb kommt aus Keine-Ahnung-Kasachstan. Das heißt so, weil er selbst nicht genau weiß, wo das ist. Gleb ist ein voll krasser Ringer, der jeden verknotet, der nervt.

Jawid kommt aus Arschweitweg-Afghanistan. Das heißt so, weil es arschweitweg ist. Jawid ist ein voll krasser Boxer, der jeden plattmacht, der nervt.

Eymen kommt aus Deutschland, aber Opa und Oma kommen aus Türkiye. Das heißt so, weil es türkisch für Türkei ist. Eymen ist – aber das ist ein echt krasses Geheimnis – ein Schwachkopf. Darum ist er auch nur so inklusionsmäßig auf unserer Schule. Eymen kapiert gar nix, aber er ist mein allerbester Freund, und darum boxe und verknote ich jeden, der was gegen ihn sagt.

JUSTUS:Auf Tuchfühlung mit Piranhas

Es dauert keine zehn Sekunden und die vier Jungs stehen vor mir. Genauer gesagt: dicht vor mir. Genauer gesagt: Nasenspitze an Nasenspitze.

Alle sind ungefähr so alt wie ich.

Aber anders als ich haben sie alle:

Muskeln wie Gladiatoren

Blicke wie Laserstrahlen

Ein Lächeln wie Piranhas

(Und alle haben so viel Gel in den Haaren, dass man damit einer ganzen Gnuherde in der afrikanischen Savanne einen Iro stylen könnte.)

Fühle mich wie ein Astronaut auf einem fremden Planeten, der von Aliens angegriffen wird. Raumschiff, bitte kommen! Mayday! Holt mich hoch, Leute! Sofort! Emergency Call! Bittebittebitte! Houston, ich habe ein Mega-Terra-Galakto-Problem!

Die Jungs bauen sich vor mir auf wie die Mauer bei einem Fußballfreistoß. Ihr Grinsen wird noch piranhamäßiger.

Dann schiebt sich der Anführer – er ist der Kleinste der vier – noch weiter nach vorne. Er sieht mich grinsend an und ich fühle, wie mein Blut nur noch in Eisklumpen durch meinen Körper rattert.

Die Augen des Jungen werden zu schmalen Schlitzen. Er stößt ein sauriermäßiges Schnauben aus und ich denke: Gleich wird er Feuer spucken wie ein Drache. Seine Muskeln werden noch praller – und ich selbst komme mir schmal und schwach vor wie ein Streichholzmännchen.

Mit einem ekeligen Kotz-würg-spuck-Geräusch zieht er den Rotz in seiner Nase hoch, gurgelt ihn nach vorne und spuckt ihn mir in Form einer fetten gelbgrünen Lache zwischen die Füße.

Okay, im Zielrotzen hat der Typ Aussichten auf eine olympische Goldmedaille. Wie soll ich reagieren? Soll ich ihm beweisen, dass ich ein echter Meister im Popelschnippen bin?! Aber was, wenn er sich daraufhin als Champion im Strahlkotzen erweist? Dann könnte ich natürlich meine Fähigkeiten im Eiterpickelzielzerdrücken unter Beweis stellen! Mir ist schlecht!

Der Typ sagt mit einer Stimme, die kratzig wie eine Parmesanreibe klingt: »Wer bissu? Wie heissu? Was willsu?«

Ich verstehe nur Bahnhof und frage zurück: »Was ist los!? Redest du Chinesisch, oder was?!«

»Bissu taub, du Blinder, oder was?! Fragisch disch noch mal, ey: Wer bissu? Wie heissu? Was willsu?«

Zu blöd, dass ich mein Wörterbuch vergessen habe. Um genau zu sein, mein Dummsprech-Deutsch/Deutsch-Dummsprech-Wörterbuch. Darum braucht mein Gehirn eine Weile, um zu kapieren, was dieser Antimaterie-Schwachkopf sagen möchte.

Dann dämmert es mir und ich antworte: »Ich heiße Justus.«

»So wie Justus Bieber, oder was!?«

»Äh, nein. Der heißt nicht Justus, sondern Justin. Justin Bieber.«

»Egal, oder was?!«

»Find ich auch.«

Der Junge geht wieder in Nasenspitzenkontakt und sagt mit gefährlich leiser Stimme: »Hörssu genau zu, Digga! Sagisch nur einmal. Mein Name ist Abdi. Abdi Halman! Binisch König von diese Schule, binisch KINGOF SCHOOL. Tussu, wasisch sage, hassu nix null Problem. Tussu nisch, bissu Friedhof. Verstehssu?«

Die Angst, die ich gerade noch hatte, ist wie weggeblasen. Ich erinnere mich nämlich daran, wer ich bin: der Streichinator!KING OF SCHOOL? Da lachen nicht nur die Hühner, sondern auch die Adler, Tauben, Bussarde, Wachteln und Amseln. Aber so was von laut und heftig, dass es Federn regnet.

Ich sehe diesen Abdi ungläubig an. Mit ist natürlich klar, dass das jetzt eine eiskalte Drohung war.

Dumm nur, dass er da bei mir an den Falschen geraten ist. Ich lasse mich nicht einschüchtern!

Trotzdem weiß ich, dass die nächsten Sekunden über mein zukünftiges Schicksal an dieser Schule entscheiden werden. Über oben und unten. Über gute Zeiten oder endlose Qualen.

Die Antwort, die ich gebe, muss es also in sich haben. Sie muss diesem gefriergetrockneten Schrumpfhirn klarmachen, dass ich keinen König akzeptiere – es sei denn, ich bin selbst König!