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Wie kommen Emissionen bei der Ernährung überhaupt zustande? Alle Lebensmittel, die im Supermarkt oder Bioladen angeboten werden, haben bereits einen CO2-Fußabdruck. Dieser Fußabdruck umfasst Emissionen während der Produktion und des Transports zu den Händlern. Wer seinen CO2-Ausstoß reduzieren möchte, kann Lebensmittel möglichst umweltschonend einkaufen und emissionsarm verarbeiten. Damit es bei der klimafreundlichen Ernährung nicht langweilig wird, haben wir eine CO2-Challenge ins Leben gerufen. Wir betrachten unsere Essgewohnheiten aus einer ganz anderen Perspektive. Die Frage lautet: Wie viel CO2 kann man in einem Jahr einsparen? In diesem Ratgeber wird die Challenge in fünf Level unterteilt und jedem Level wird ein eigenes Kapitel gewidmet. Über die Kapitel verteilt - und auf jedes Thema zugeschnitten - finden Sie mehr als 50 Rezepte, welche alle klimafreundlich und einfach zuzubereiten sind. Das soll nicht heißen, dass hier alles vegetarisch oder gar vegan ist - aber wir ersetzen tierische Zutaten oder reduzieren deren Anteile wann immer möglich. Level 1: Weniger Tierprodukte, mehr Pflanzliches! Level 2: Lebensmittel aus der Region und nach Saison kaufen Level 3: Gering verarbeitete Lebensmittel wählen Level 4: Lebensmittel bewusst einkaufen, lagern und verwerten Level 5: Energiesparend und schonend zubereiten Mit CO2-Selbsttest!
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Seitenzahl: 209
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mit der CO2-Challenge
CHRISTIAN EIGNER
Einleitung
CO2-Bilanz: Ab sofort auf kleinerem Fuß leben
Klima-Challenge: Besser essen – CO2 sparen
CO2-Selbsttest
Level 1: Weniger Tierprodukte, mehr Pflanzliches!
Einfach mal machen: Fleischlos genießen
„Rinder-Abgase“ treiben den Klimawandel an
Hülsenfrüchte: Heiße Suppe war gestern
Röstaromen mal anders: Mehr Grünes auf den Grill!
Milch und Sahne gibt’s auch ohne Kuh
Lebensmittel-Siegel: „Bio“ ist erste Wahl
Dinkel & Co.: Es muss nicht immer Reis sein
Backen und Kochen ohne Eier? Klar doch!
Alternative aufs Brot: Aufstrich statt Aufschnitt
Öle und Fette: Ein Hoch auf heimische Produkte!
Level 2: Lebensmittel aus der Region und nach Saison kaufen
Kurze Transportwege, wenig Energieaufwand
Obst und Gemüse am besten bio kaufen
Äpfel und Tomaten: Die unsichtbaren Emissionen
Beim Fleisch geht’s immer auch ums Tierwohl
Fisch und Meeresfrüchte: Nichts für jeden Tag
TK-Ware nicht schlechter als andere Konserven
Level 3: Gering verarbeitete Lebensmittel wählen
Je weniger Zutaten und Zusätze, desto besser
Roh ein Genuss: Obst, Gemüse, Nüsse, Samen
Fix-Produkte: Selbst gemixt, Müll gespart!
Lunch to go: Ab in die Box statt auf die Hand
Coffee to go – sparen Sie sich den Einweg-Müll!
Level 4: Lebensmittel bewusst einkaufen, lagern und verwerten
Weniger wegwerfen – das heißt: besser planen
Don’t call it Abfall: Clevere Hacks für Reste
Je öfter, desto öko! Die beste Tüte hält (fast) ewig
Variieren statt kopieren: Kreativ exotisch kochen
Rippe, Leber, Zunge – ein Fest für Entdecker
Ein Tier kaufen – zwei Gerichte zubereiten
Klimafolgen: Das müssten unsere Lebensmittel kosten
Level 5: Energiesparend und schonend zubereiten
Nicht zu heiß, nicht zu lange, nicht zu oft
Kochen und Backen mit möglichst wenig Energie
Geplanter Überschuss statt wilder Reste
Fermentieren: Wenn’s blubbert und zischt
Cooler Sommer-Hit: Heute gibt’s kalte Suppe!
Wasser kochen auf die effiziente Art
Getränke: Leitungswasser mit idealer CO2-Bilanz
Backofen ausschalten – Restwärme nutzen
Anhang und Register
Referenzgerichte
Stichwortregister
Rezeptregister
Impressum
11,2 Tonnen – so viel CO2 verursacht laut Statistik jeder und jede von uns im Jahr. Das sind satte 60 Prozent über dem weltweiten Durchschnitt und 300 Prozent über dem Pro-Kopf-Wert für Indien. Nur zum Vergleich: Klimaverträglich wäre ein Fußabdruck von einer Tonne. Die ist leider noch nicht möglich – die klimafreundlichsten 10 Prozent der Deutschen liegen im Schnitt bei 7 Tonnen, während sich die 10 Prozent mit dem größten Fußabdruck 17,7 Tonnen gönnen.
Allein der „sonstige Konsum“ – von Kleidung über Möbel bis Smartphone – macht 34 Prozent der Pro-Kopf-Emissionen aus. Zu annähernd gleichen Teilen fließen „Mobilität“ (19 Prozent), Wohnen (18 Prozent) und Ernährung (15 Prozent) in den Fußabdruck ein – letztere mit 1,7 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr. Das Ziel unserer Challenge: bewusst genießen und Emissionen einsparen! Für alle, die bislang einen großen Fußabdruck hinterlassen, ist 1 Tonne Ersparnis drin!
Der Klimawandel macht keine Pause. Auch wenn Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg ihn zeitweise aus Kommentarspalten und Twitter-Trends verdrängt hatten und wir sogar kurz dachten, ein Leben im Lockdown könnte ihn bremsen. Stattdessen weiter weltweit Temperaturrekorde, abschmelzende Polkappen und Gletscher, steigende Meeresspiegel und heftige Dürren.
Immerhin taucht das Thema peu à peu wieder aus der Versenkung auf: Wissenschaftler rechnen uns vor, wie viel CO2 wir in die Atmosphäre blasen und wie wenig Zeit bleibt, um Worst-Case-Szenarien zu verhindern. Politiker streiten sich über die Abschaffung von Verbrennungsmotoren und verlängern die Laufzeit von Gas- und Kernkraftwerken. Klimaaktivistinnen organisieren Proteste und blockieren Autobahnen. Doch obwohl es fürs Klima fünf nach zwölf ist, rauschen Daten, Fakten und Appelle an uns und unserer Komfortzone vorbei.
Schuld ist zum einen die Übersättigung mit schlechten Nachrichten. Nahezu täglich erreichen uns Bilder von Mega-Waldbränden, Monster-Stürmen und Horror-Fluten. Wollen wir nicht durchdrehen, müssen wir uns ein dickes Fell wachsen lassen. Schuld an unserer Lethargie ist leider auch die Evolution, die uns immer erst in den Kampfmodus versetzt, wenn uns der Säbelzahntiger bildlich gesprochen in die Höhle guckt. So lange er lautlos durch den Wald streift, wollen wir am liebsten gar nichts von ihm mitkriegen.
Schließlich fragen wir uns, warum ausgerechnet wir in den Kampf ziehen sollen, wenn sich zur selben Zeit Regierungen kaum auf gemeinsame Ziele einigen können, Firmen ihre Produkte ungerührt mit Millionen Tonnen an Kunststoff verpacken und der Nachbar sich schon wieder ein neues SUV gekauft hat.
Doch Sie wollen sich offenbar nicht mit dem Klimawandel abfinden, wollen nicht passiv zuschauen, wie alles den Bach runtergeht – und Sie haben dieses Buch gekauft. Das ist schon mal grandios.
Jetzt, da Sie dieses Buch in den Händen halten oder vor sich auf dem Display sehen, wissen Sie längst: Hier geht es darum, sich ab sofort klimafreundlicher zu ernähren – und die eigenen Treibhausgasemissionen zu senken.
Wie kommen Emissionen bei der Ernährung überhaupt zustande? Schließlich qualmt und stinkt es ja nicht an deutschen Esstischen. Dazu nur so viel: Jedes Lebensmittel, das im Supermarkt oder Bioladen angeboten wird, hat bereits einen CO2-Fußabdruck hinterlassen, auf neudeutsch: „Carbon Footprint“. Dieser Fußabdruck umfasst die Emissionen, die etwa bei seiner Herstellung und dem Transport zum Händler entstanden sind.
Indem wir das Steak, die Sechserpackung Eier oder die Tüte Gummibärchen kaufen, landet deren Fußabdruck in unserer persönlichen Klimabilanz. Hinzu kommen die Emissionen, die wir anschließend selbst verursachen, zum Beispiel beim Einfrieren und späteren Kochen.
Wer CO2 sparen will, kauft deshalb Lebensmittel mit möglichst kleinem Fußabdruck und verarbeitet diese emissionsarm – also energiesparend – weiter.
Eine Sache noch, bevor es richtig losgeht: Listet auch Ihr Energieversorger in seiner Jahresabrechnung auf, was andere Leute so verbrauchen – also der durchschnittliche Ein-, Zwei-, Drei- oder Vierpersonenhaushalt? Und haben Sie Ihren eigenen Verbrauch schon mal mit diesem Wert verglichen und sich dann vorgenommen, künftig so viel Strom zu sparen, dass Sie den Durchschnitt schlagen? Bravo, dann bringen Sie genau den richtigen Spirit mit für das, was wir vorhaben.
CO2-ÄQUIVALENTE
Neben Kohlendioxid (CO2) gibt es weitere vom Menschen verursachte Treibhausgase. Die wichtigsten sind Methan (CH4), wie es bei Reisanbau und Rinderzucht entsteht, und Lachgas (N2O) als Folge der Stickstoffdüngung in der Landwirtschaft. Alle drei tragen unterschiedlich stark zur Erderwärmung bei. Um ihre Effekte vergleichbar zu machen, hat der Weltklimarat (IPCC) das „Globale Erwärmungspotenzial“ definiert. Es drückt aus, welchen Schaden ein Treibhausgas in 100 Jahren in Relation zu CO2 anrichtet. So wirkt Methan circa 28-mal stärker, auch wenn es weniger lange in der Atmosphäre bleibt. Lachgas ist sogar fast 300-mal schädlicher. Die Maßeinheit lautet CO2-Äquivalente (kurz: CO2e). Der Einfachheit halber ist in diesem Buch jedoch durchgängig nur von CO2 die Rede.
Denn damit uns beim klimafreundlichen Essen und Trinken nicht langweilig wird, haben wir uns die „CO2-Challenge“ ausgedacht. Wir betrachten unsere Essgewohnheiten aus ganz anderer Perspektive. Die Frage lautet: Wie viel Kohlendioxid können Sie in einem Jahr einsparen?
CO2-FUSSABDRUCK
Der CO2-Fußabdruck (engl. „Carbon Footprint“), auch CO2-Bilanz genannt, gibt zum einen die Menge an Treibhausgas-Emissionen an, die eine Person, ein Unternehmen oder ein Land verursacht, lässt sich aber auch auf Produkte wie Kleidung und Lebensmittel beziehen – entweder auf einzelne „Lebensphasen“, z. B. Herstellung, oder auf das ganze Leben.
Ein Beispiel: Der Lebenszyklus einer Tüte Tiefkühl-Pommes frites umfasst sowohl die Produktion des Düngers als auch Aussaat, Ernte und Sortierung der Kartoffeln. Anschließend werden diese gewaschen, geschält und geschnitten, blanchiert und frittiert, schockgefrostet und verpackt. Jeder Schritt verursacht Emissionen.
Ein Kühllaster transportiert die Pommes dann zum Logistikzentrum und später zum Supermarkt. Dort legt sie irgendwann ein Kunde auf das Band an der Kasse. Ein wichtiger Moment, denn die Kasse bildet eine „Systemgrenze“: Die bis hierher entstandenen Treibhausgas-Emissionen kauft der Kunde quasi mit. Was ab jetzt in Sachen CO2-Bilanz mit den Pommes passiert, kann er durch sein Verhalten beeinflussen. Also: Ist er mit dem Auto oder dem Fahrrad zum Einkaufen gekommen? Wie lange lagert er die Pommes in seiner Gefriertruhe? Schiebt er die 750 Gramm auf einmal in den Backofen oder heizt er diesen mehrmals auf? Kurzum: Was passiert, bis die Pommes auf dem Teller liegen?
Wichtig: Die CO2-Fußabdrücke für Lebensmittel in diesem Buch beziehen sich auf die Systemgrenze Supermarktkasse.
Bei der Gelegenheit: Mit „Kohlendioxid“ sind in diesem Buch immer Kohlendioxid-Äquivalente (CO2-e) gemeint. Was das bedeutet? Ganz einfach: Wenn eine Kuh pupst, entsteht kein CO2, sondern Methan. Um dessen Klimaeffekt mit dem von CO2 vergleichen zu können, wird die Menge an Methan, die die Kuh produziert, in die entsprechende Menge CO2 umgerechnet. Dasselbe gilt für andere Treibhausgase.
Wir haben unsere Challenge in fünf Level gegliedert und jedem ein Kapitel gewidmet. Der Inhalt orientiert sich an den Grundsätzen nachhaltiger Ernährung, wie sie der Ernährungsökologe Dr. Karl von Koerber aufstellte. Die Level sind wie folgt überschrieben: „Weniger Tierprodukte, mehr Pflanzliches!“, „Lebensmittel aus der Region und nach Saison kaufen“, „Gering verarbeitete Lebensmittel wählen“, „Lebensmittel bewusst einkaufen, lagern und verwerten“ und „Energiesparend und schonend zubereiten“. Sie können die Level nacheinander abarbeiten oder aber mehrere zugleich anpacken.
Verteilt über die Kapitel – und passend zum jeweiligen Thema – finden Sie 45 eigens für dieses Buch entwickelte Rezepte. Alle sind klimafreundlich, leicht zuzubereiten und vor allem: mega-lecker! Das heißt nicht, dass es hier nur vegetarisch oder gar vegan zugeht – doch wo immer möglich, haben wir tierische Zutaten ersetzt oder ihren Anteil reduziert.
Viele Rezepte basieren auf bekannten Originalen, wie die Pilzbuletten, das Sommer-Chili mit Mais und der vegane Kaiserschmarren. Andere sind von vornherein vegetarisch oder vegan – und in jedem Fall eine Entdeckung wert. Sie sind noch nicht überzeugt? Dann versuchen Sie mal die Rote-Bete-Quiche, den Winter-Veggie-Wok oder den Curry-Linsen-Aufstrich.
Zu jedem Rezept finden Sie den „Carbon Footprint“ pro Portion und, wann immer sinnvoll, auch die CO2-Einsparung gegenüber dem Original – ebenfalls pro Portion. Sofern Sie bislang das Original zubereitet haben, können Sie die Einsparung direkt in Ihrer CO2-Bilanz verbuchen. Die Emissionswerte für die Zutaten stellte uns die Firma Eaternity (eaternity.org) zur Verfügung.
Die längeren und kürzeren Texte in den einzelnen Kapiteln sind zu Themen zusammengefasst. Neben wichtigen Zusammenhängen und Hintergrundinfos finden Sie darin jede Menge alltagsnahe und einfach umsetzbare Tipps – viele ebenfalls garniert mit konkreten Einsparungen. Meist tauchen diese in der Rubrik „Booster für die CO2-Bilanz“ am Rand einer Seite auf. Die jeweilige Einsparung haben wir in der Regel auf ein Jahr hochgerechnet – denn wir wollen ja nicht nur einmal sparen, sondern den Klimaschutz zur Gewohnheit machen.
Analog zum Körpergewicht zu Beginn einer herkömmlichen Diät wählen wir als Ausgangspunkt für die Challenge unseren CO2-Fußabdruck im Bereich Ernährung. Im Schnitt liegt dieser bei 1,7 Tonnen CO2 im Jahr. In diesen Wert fließt neben Fleischkonsum und Einkaufsverhalten auch ein, ob wir uns im Alltag viel oder wenig bewegen. Doch wie gesagt: Die 1,7 Tonnen sind ein statistischer Wert. Während dieser bei Zeitgenossen, die am liebsten Currywurst, Steak und Käse essen, bei über zwei Tonnen liegen dürfte, verursacht ein Vegetarier, der ausschließlich saisonale, regionale Bioprodukte kauft, rund 1,2 Tonnen CO2 – eine Veganerin weniger als eine Tonne.
Wo Sie selbst liegen, ermitteln Sie mit dem CO2-Rechner des Umweltbundesamtes auf uba.co2-rechner.de. Dort klicken Sie unter „Meine CO2-Bilanz“ einfach auf den Reiter „Ernährung“ und dann auf die entsprechenden Kästchen.
Wer will, startet mit dem so ermittelten Wert zunächst eine „kleine“ Klima-Diät – indem er seinen Fleischkonsum verringert und gezielt auf regionale, saisonale Bioprodukte setzt. Schon mit dieser abgespeckten Variante können Sie jede Menge bewirken, zählt doch gerade der Fleischkonsum zu den „Big Points“ – also den Bereichen, in denen sich am meisten für Umwelt und Klima erreichen lässt. Infos und Spartipps dazu finden Sie in Level 1 und 2.
FLÄCHENFUSSABDRUCK
Obwohl 44 Prozent (16,1 Mio. ha) der Fläche Deutschlands landwirtschaftlich genutzt werden, belegen wir zusätzliche Flächen im Ausland. Laut WWF werden dort auf 5,5 Mio. ha Nahrung und Futter für den deutschen Markt produziert. Die Hälfte der Flächen liegt in Argentinien, Brasilien und Paraguay. Der gesamte Pro-Kopf-Flächenverbrauch liegt bei 2 397 Quadratmetern – 27 Prozent davon im Ausland. Von diesen 2 397 Quadratmetern entfallen 1 621, also rund zwei Drittel, auf Fleisch- und Milchprodukte. Danach folgen Getreideprodukte mit relativ bescheidenen 231 Quadratmetern pro Kopf. Neuerdings geht man wie beim CO2-Fußabdruck dazu über, Äquivalente zu bilden, indem man neben der Größe von Flächen auch deren Qualität in die Berechnungen einbezieht.
Sie wollen gleich das volle Programm? Bitteschön. Die „große“ Variante unserer Challenge bezieht weitere Faktoren ein, zum Beispiel die zum Einkaufen genutzten Verkehrsmittel, die Verpackung von Lebensmitteln, das Vermeiden von Abfällen im Haushalt und das energiesparende Lagern und Zubereiten.
Für alle, die sich für diese Variante entscheiden und möglichst viel CO2 sparen wollen, haben wir einen Selbsttest entwickelt, den Sie auf der folgenden Doppelseite finden. Mit seiner Hilfe analysieren Sie in ein paar Minuten Ihr Einkaufsverhalten, Sie erfahren, wo Sie beim Sparen ansetzen können, und finden die Bereiche mit dem größten Einsparpotenzial.
So gewappnet können Sie ganze Kapitel oder einzelne Themen ansteuern und die dort genannten Einspartipps umsetzen. Damit Sie sich im Info-Dschungel nicht verlaufen, setzen Sie sich am besten konkrete Ziele. Welche Bereiche wollen Sie anpacken und wie viel CO2 einsparen?
Auch für unsere Challenge gilt: Falsche Bescheidenheit schadet nur! Warum nicht versuchen, eine ganze Tonne CO2 einzusparen? Ein anderes Ziel könnte lauten, Ihren Ausgangswert laut CO2-Rechner so weit wie möglich zu drücken. Sie können sich auch Gleichgesinnte suchen und mit ihnen in Wettbewerb treten. Nach dem Motto: Jede für sich spart CO2 – alle gemeinsam schützen das Klima.
Das alles ist ganz schön anspruchsvoll – und nicht jeder wird es schaffen, jeden Tag zu 100 Prozent konsequent zu sein. Doch Burger, Steak und Käseplatte sind schlecht für die persönliche Bilanz. Damit wir uns die nicht gleich verhageln, haben wir – Achtung, Zwinkersmiley! – ein paar „Schummel-Deals“ eingebaut: Wir kapern Einsparpotenziale aus Bereichen, die gar nichts mit Ernährung zu tun haben. Der Deal: Wer kühler duscht, Strom spart oder öfter zur Arbeit radelt, darf sich die eine oder andere Ernährungssünde gönnen.
Die Werte für die CO2-Fußabdrücke stammen übrigens fast alle aus der Studie „Ökologischer Fußabdruck von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland“, die das Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) 2020 veröffentlichte. Die gesamte Studie lässt sich im Internet kostenlos auf ifeu.de abrufen.
Werte aus anderen Quellen sind häufig nach anderen Regeln bilanziert. So finden sich für ein Kilogramm Rindfleisch Emissionswerte zwischen 10 und 30 Kilogramm CO2, laut ifeu sind es 13,6.
Nachhaltig ist unsere Challenge, wenn sie nach einem Jahr nicht endet, sondern in dauerhaftes CO2-Sparen mündet. Keine Frage: Auch bei der Klima-Diät droht der Jo-Jo-Effekt – getriggert durch Zeitmangel und Stress, fehlende Achtsamkeit und den Rückfall in alte Einkaufsgewohnheiten.
Ob Sie mit unserer Challenge die Erde retten, sei dahingestellt – doch Ihre Anstrengungen sind nicht umsonst. Sie werden bewusster einkaufen (und Geld sparen), sich gesünder ernähren (und eventuell einige Kilo verlieren), spannende Aromen testen und neue Gerichte kennenlernen.
Wahrscheinlich werden Sie sich auch insgesamt wohler fühlen. Wie Studien belegen, steigert ökologisches Verhalten die Lebenszufriedenheit. Auch Menschen, die LED-Lampen und effiziente Haushaltsgeräte kaufen, auf Solarstrom umsteigen und ihr Auto verkaufen, geht es besser. Sie haben das gute Gefühl, das Richtige zu tun.
Kurzum: Dieses Buch soll Ihren Optimismus in Sachen Klimaschutz stärken, Sie aktiver machen – und achtsamer. Mit dieser Achtsamkeit gewappnet, werden Sie künftig genauer hinschauen, welche Lebensmittel Sie konsumieren.
Und jetzt: Fangen Sie am besten an. Blättern Sie durch das Buch, orientieren Sie sich und überlegen Sie sich, wie Ihre ganz persönliche CO2-Diät aussehen könnte. Setzen Sie Ihre Pläne dann in die Tat um und bleiben Sie dran. Sie werden sehen: Wenn Sie am Ende des ersten Jahres Bilanz ziehen, werden sich die vielen kleinen Schritte im Alltag zu etwas weitaus Größerem summiert haben. Versprochen!
H2O-FUSSABDRUCK
Jeder Mensch in Deutschland verbraucht pro Tag ca. 120 Liter Wasser. Deutlich größer ist der Verbrauch, rechnet man das Wasser mit, das für die Herstellung und den Transport der Kleider, Lebensmittel etc. einer Person verbraucht wurde. Weil wir diese zusätzliche Menge nicht sehen, bezeichnet man sie als verstecktes oder virtuelles Wasser. Pro Kopf und Tag sind das – je nach Berechnungsmethode – weitere 3 900 bis 7 200 Liter. Addiert man tatsächlich und virtuell verbrauchtes Wasser, erhält man den Wasser-Fußabdruck.
Dieser lässt sich auch auf Lebensmittel beziehen. Allein eine Tasse Kaffee enthält rund 140 Liter verstecktes Wasser! Ein weiteres Beispiel: Avocados. Der Anbau eines Kilogramms – etwa vier Früchte – erfordert 1 000 bis 1 500 Liter Wasser. Im Vergleich zu Rindfleisch (15 000 Liter) und Käse (3 000 Liter) wirkt das nicht viel. Bedenkt man jedoch, dass es hier um Wasser in Ländern wie Mexiko, Chile und Peru geht, sieht die Sache anders aus – denn dort ist Wasser deutlich knapper als bei uns. Um auch diese Faktoren in Pro-Kopf-Werten abzubilden, werden Wasserknappheit und -qualität vor Ort in neueren Berechnungen verstärkt berücksichtigt.
Durchwachsen ist die Gesamtbilanz auch, wenn man den Wasser-Fußabdruck von Avocados im Zusammenhang mit weiteren Problemfeldern wie Waldrodung, Pestizideinsatz, Arbeitsbedingungen und Transportwege betrachtet. Wer die Früchte liebt, kauft sie deshalb aus europäischem Anbau bzw. mit Bio- oder Fairtrade-Siegel.
Tierisch oder pflanzlich? Regional oder international? Je nach Ernährungsstil verursachen wir viele oder wenige Emissionen. Hinzu kommt die Energie für Kühlschrank, Herd & Co. Wo liegen Sie im Vergleich? Finden Sie es hier heraus!
1. Wie oft essen Sie Fleisch und Wurst?
(Nahezu) täglich
50
Drei- bis viermal pro Woche
40
Ein- bis zweimal pro Woche
30
Etwa einmal im Monat
10
Nie
0
2. Welche Fleischsorte essen Sie mindestens einmal pro Woche? (Mehrfachnennung möglich)
Rind
50
Wild (auch aus Übersee)
35
Schwein
20
Geflügel
15
3. Welche(n) Brotaufstrich(e) verwenden Sie nahezu täglich?
Butter
40
Frischkäse
25
Pflanzenfett/Margarine
15
Vegane Aufstriche
5
4. Konsumieren Sie mehrmals in der Woche Milch oder nutzen Sie bevorzugt pflanzliche Alternativen (z. B. Haferdrink, Sojadrink)?
Milch
25
Sowohl als auch
15
Pflanzendrinks
5
5. Verwenden Sie regelmäßig, das heißt nahezu täglich, Milchprodukte wie Käse, Sahne und Joghurt oder verwenden Sie pflanzliche Alternativen?
Nur Milchprodukte
40
Sowohl als auch
25
Nur pflanzliche Alternativen
10
6. Kaufen Sie Lebensmittel (außer Fleisch und Milchprodukte) bio oder konventionell?
Nur konventionell
60
Überwiegend konventionell
50
Etwa zu gleichen Teilen
40
Überwiegend bio
30
Nur bio
20
7. Worauf achten Sie beim Kauf von Obst und Gemüse? (Mehrfachnennungen möglich)
Ich kaufe auch Importware aus Übersee – auch auf die Gefahr hin, dass es „Flugware“ ist.
50
Ich bevorzuge auch außerhalb der Saison einheimische Produkte.
40
Ich kaufe zusätzlich Importware aus Europa.
30
Ich kaufe bewusst deutsche und regionale Produkte, nach Möglichkeit auch saisonal.
20
8. Mit welchem Verkehrmittel fahren Sie überwiegend einkaufen?
Auto mit Verbrennungsmotor
80
E-Auto
40
ÖPNV
5
Fahrrad/Lastenrad
0
Ich gehe zu Fuß.
0
9. Auf welcher Stufe ist Ihr Kühlschrank eingestellt?
Höchste oder zweithöchste Stufe
30
Im mittleren Bereich
20
Niedrigste oder zweitniedrigste Stufe
10
10. Wie oft nutzen Sie Ihren Backofen?
Fast täglich
50
Bis zu viermal pro Woche
30
Einmal pro Woche
10
Seltener
5
11. Welche Menge an Lebensmitteln werfen Sie pro Tag weg (10 Liter entsprechen der Füllung eines Kompostbeutels aus Recyclingpapier)?
Im Schnitt mehr als 10 Liter
40
Im Schnitt 5 bis 10 Liter
30
Im Schnitt 2 bis 5 Liter
20
Im Schnitt bis 1 Liter
5
12. Aus welchen Gründen werfen Sie Lebensmittel weg? (Mehrfachnennungen möglich)
Grundsätzlich, wenn MHD überschritten
50
Zu viel eingekauft/sieht nicht mehr gut aus
40
Zu viel eingekauft/verdorben
30
Zu viel gekocht/auf den Teller genommen
20
AUSWERTUNG
SPÄTZÜNDER(AB 500 PUNKTE)
Sorry, aber Sie ernähren sich bislang nicht wirklich klimafreundlich. Aber jetzt geht‘s los! Überlegen Sie sich, mit welchem der fünf Buchkapitel („Level“) Sie Ihre Challenge starten wollen, und setzen Sie sich ein Einsparziel. Notieren Sie Ihre Einsparungen in einer Liste und rechnen Sie nach zwölf Monaten ab. Ihre Challenge: Möglichst viel CO2 einsparen – schaffen Sie eventuell sogar eine ganze Tonne?
EINSTEIGERIN(305 BIS 495 PUNKTE)
Klimaschutz ist Ihnen wichtig – doch über Ansätze sind Sie noch nicht hinausgekommen. Woran liegt‘s? Zweifeln Sie daran, dass es Ihnen ohne Fleisch schmeckt? Fällt es Ihnen schwer, mit Gewohnheiten zu brechen? Dann sind Sie hier richtig! Ihre Challenge: Probieren Sie unsere Rezepte aus – die meisten sind fleischlos, viele sogar vegan. Zusätzlich sparen Sie in der Küche Energie und vermeiden Abfälle.
SEMI-PROFI(155 BIS 300 PUNKTE)
Gut! Sie haben das Projekt „nachhaltige Ernährung“ bereits erfolgreich in Angriff genommen! Machen Sie sich nun auf die Suche nach weiteren Einsparpotenzialen. Veganer lassen beim Einkaufen öfter das Auto stehen, sparen Energie und vermeiden Abfall – Flexitarier setzen noch stärker auf pflanzliche Alternativen. Ihre Challenge: Seien Sie konsequent, doch achten Sie darauf, dass der Genuss nicht zu kurz kommt.
CHAMPION(BIS 150 PUNKTE)
Glückwunsch! Sie ernähren sich annähernd so klimafreundlich, wie es derzeit möglich ist. Dank unserer Tipps lassen Sie noch ein paar CO2-Pölsterchen schmelzen und freuen sich ansonsten über die Rezepte. Ihre Challenge: Stecken Sie Ihr Umfeld mit Ihrer Vitalität, Ihrer Genussfähigkeit und Achtsamkeit an! Wenn Sie all das ohne erhobenen Zeigefinger schaffen, sind Sie der wahre Klima-Champion!
Wer möglichst schnell Emissions-Kilos reduzieren will, meidet tierische Lebensmittel. Weniger Fleisch und Wurst – mehr Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreide. Gefragt sind zudem Alternativen zu Butter, Milch und Eiern. Sie sind nicht sicher, ob Sie die mögen? Probieren Sie’s doch einfach!
Können Sie sich vorstellen,tierische Produkte komplett zu meiden? Von heute auf morgen kein Fleisch und keine Wurst mehr zu essen, vielleicht sogar auf Milch und Butter zu verzichten?
Ein solcher Einschnitt ist vielen zu radikal. Sich bewusster ernähren, Tiere und Klima schützen – schön und gut. Aber gleich das ganze Leben umkrempeln? Dann lieber weniger tierische Produkte als gar keine mehr. So ticken Sie auch? Dann sind Sie in guter Gesellschaft: Rund 40 Prozent der Deutschen lassen hin und wieder Fleisch und Milchprodukte weg.
Ob Flexitarier oder doch Vegetarierin oder Veganer: Nicht jedes Modell taugt für jede(n). Die Herausforderung besteht darin, ehrlich zu sein: Wie wichtig ist mir Klimaschutz? Was will ich dafür tun? Und schaffe ich das? Deshalb: Setzen Sie sich Ziele und probieren Sie Neues aus. Nicht jeder Versuch wird glücken. Lassen Sie sich nicht beirren. Und genießen Sie.
Wer fürchtet, mit pflanzlicher Kost nicht genügend Nährstoffe aufzunehmen, kann aufatmen: Alles kein Problem, solange Sie sich vielseitig und ausgewogen ernähren und auf eine ausreichende Zufuhr an Eisen, Zink und Vitamin B12 achten.
Noch etwas: Das Argument, wir seien von Natur aus Fleisch(fr)esser, zieht nicht. Es ist kein Zufall, dass die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) tierische Lebensmittel nur als Ergänzung empfiehlt. In Wahrheit ist der Mensch Alles(fr)esser mit Hang zu pflanzlicher Kost. Unsere Vorfahren, ihres Zeichens Jäger und Sammler, futterten auch nicht nur Fleisch – sondern das, was verfügbar war. Waren das Beeren und Wurzeln, gab es die – und nur die. Immer wieder knurrte der Magen, manchmal über Tage. Heute heißt das Intervallfasten und ist ein populäres Konzept. Was immer man davon hält: Nicht das Mammut sicherte unseren Vorfahren das Überleben, sondern ihre Fähigkeit, sich anzupassen.
Mittlerweile ist alles jederzeit verfügbar: Fleisch und Käse, Obst und Gemüse. Unseren Speiseplan stellen nicht mehr Mutter Natur und speerschleudernde Männer zusammen, sondern wir selbst.
Die optimale Mischung hinzubekommen ist gar nicht so einfach. Auch 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges gilt Fleisch vielen Menschen als Zeichen von Wohlstand und landet entsprechend oft auf dem Teller. Leider riskieren wir mit pro Nase und Jahr vertilgten 57 Kilogramm nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch die des Planeten. Schon des Klimas wegen müssen wir unseren Fleischkonsum reduzieren – vom Wohl der Tiere sowie dem gigantischen Wasser- und Flächenverbrauch gar nicht zu reden.
Ihre Klimabilanz verbessern können nicht nur Fleischesser, sondern auch Vegetarier. Schauen Sie doch mal, was Sie da auf Ihr Frühstücksbrötchen schmieren, in Ihr Müsli kippen und über die Pasta hobeln. Butter, Milch und Käse haben ebenfalls einen prall gefüllten CO2-Rucksack. Die gute Nachricht: Es gibt für alles eine klimafreundliche Alternative – im Folgenden erfahren Sie, wie Sie diese für sich nutzen können.
Sie wollen die Sache anpacken und weniger Fleisch essen? Hervorragend, das wird nicht nur Körper und Psyche guttun, sondern auch Ihrer CO2-Bilanz. Legen Sie am besten gleich zu Beginn eine Liste an und tragen Sie jede Ersparnis ein, die Sie mithilfe dieses Buches beziffern können. Fleisch weglassen oder durch pflanzliche Alternativen ersetzen – das ist der ultimative Kick für unsere Klima-Challenge.