Klinische Hypnotherapie -  - E-Book

Klinische Hypnotherapie E-Book

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Beschreibung

Wer sich mit klinischer Hypnotherapie befasst, lernt zumeist die Ideen, Konzepte und Methoden ihrer Vordenker wie Milton H. Erickson oder Dave Elman kennen. Welche Weiterentwicklungen hat aber die Enkelgeneration der ersten Vertreter der Hypnotherapie hervorgebracht? Welche Impulse gibt sie angesichts einer sich rasant verändernden Gesellschaft mit neuen Anforderungen, veränderten Krankheitsbildern und neuen neuropsychologischen Erklärungsmodellen? Dieses Buch gibt Antworten auf diese Fragen, indem es nicht nur Methoden und Grundlagen, sondern auch die derzeitigen vielfältigen Anwendungsgebiete der Hypnotherapie ausführlich vermittelt. Die wichtigsten Behandlungsfelder, wie Schmerzstörungen und Raucherentwöhnung, sowie neuere Behandlungsformen, z.B. die subliminale Therapie, Kombinationstherapien und die Ego-State-Therapie, werden praxisnah veranschaulicht.

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Inhalt

Cover

Titelei

Vorwort

Einführung

Literatur

Teil I Methoden und Grundlagen

1 Ego-State-Therapie – Prinzipien für die Praxis

1.1 Einführung

1.2 Was ist Ego-State-Therapie?

1.3 Fortschritte der Ego-State-Therapie

1.4 Zugang zu Ego-States

1.5 Die »P»-Prinzipien der Ego-State-Therapie

1.5.1 Pacing

1.5.2 Permission

1.5.3 Purpose

1.5.4 Priming

1.5.5 Physiologie

1.5.6 Pendulation

1.5.7 Perspective

1.5.8 Protection

1.6 Zusammenfassung

Literatur

2 Hypnotisch informierte Psychotherapie

2.1 Vorüberlegungen

2.2 Die Trance einleiten

2.3 Die Frage der Beeinflussung

2.4 Die Kernkompetenzen

2.5 Embodiment

2.6 Impliziter Rapport

2.7 Repräsentation

Literatur

3 Prozessorientiertes Therapieren nach der OMNI-Regressions-Hypnose

3.1 Einleitung

3.2 Die Vergangenheit verstehen – Der Ursprung der alles erst ermöglichte – Ehre wem Ehre gebührt

3.3 Gerald Kein und Dave Elman – zwei Genies der Hypnose und der Menschlichkeit

3.4 Wichtige Errungenschaften durch Dave Elman

3.4.1 Die Erarbeitung der heute als »Elman Induktion« bekannten Hypnoseeinleitung

3.4.2 »Regress to Cause« Hypnosetherapie: Every symptom has a cause

3.4.3 Der zuverlässige Weg in die tiefsten Tiefen der Hypnose – den Esdaile-Zustand – und wieder zurück

3.5 Ein Mann der vielen Talente mit einem wissbegierigen Schüler

3.6 Die nächste Generation

3.7 Einfachheit. Klarheit. Reproduzierbarkeit.

3.7.1 Einfachheit

3.7.2 Klarheit

3.7.3 Reproduzierbarkeit

3.8 Die Vorteile durch reproduzierbare, standardisierte Prozesse im Überblick

3.9 Die 5 Kernelemente der Regressions-Hypnosesitzung nach OMNI

3.10 Menschlichkeit – wie kann ein genormter Prozess trotzdem individuell sein?

3.11 Zusammenfassung

Literatur

4 Gestalttheorie und Hypnotherapie – Über die Wirkhypothesen des verdeckten Ankerns

4.1 Überblick

4.2 Definition

4.3 Gestalttheorie und Gestaltgesetze

4.4 Aktuelle Forschungsbezüge und Schlussfolgerungen

4.5 Postulate der Mehrebenenkommunikation

4.5.1 Das Assoziierungspostulat (Postulat 1)

4.5.2 Ebenenpostulat (Postulat 2)

4.6 Zusammenfassung

Literatur

Teil II Anwendungsgebiete

5 Hypnose und chronische Schmerzen – ein integrativer Ansatz

5.1 Einleitung

5.2 Überzeugungen und Erwartungen

5.3 Aufmerksamkeit

Bedeutung von Schmerz

5.4 Ängste

5.5 Hypnotische Sprache außerhalb der Hypnose verwenden

5.6 In Hypnose

5.7 Hypnose-Skript

Literatur

6 Der Yager-Code – Hilfe auch bei hartnäckigen Erkrankungen

6.1 Einleitung

6.2 Allgemeines

6.2.1 Aussprache des Namens »Yager«

6.2.2 Begriffsbestimmung

6.2.3 Wer war Dr. Yager?

6.2.4 Die wichtigsten Errungenschaften von Dr. Yager

6.3 Was ist der Yager-Code?

6.4 Ablauf einer Yager-Code-Behandlung

6.4.1 Vorgespräch

6.4.2 Therapie

6.5 Ist der Yager-Code eine hypnotische Methode?

6.6 Die wichtigsten Vorzüge des Yager-Codes

6.6.1 Einfach und doch hoch erfolgreich

6.6.2 Möglichkeit, tief verwurzelte Probleme zu lösen

6.6.3 Helfen, ohne das Problem zu benennen

6.6.4 Heilen, ohne das Trauma noch einmal wieder zu erleben

6.6.5 Patienten, die nicht oder nicht tief genug in Hypnose gehen

6.6.6 Hypnose ist aus religiösen Gründen tabu

6.6.7 Fernbehandlung mit dem Yager-Code

6.6.8 Selbstbehandlung

6.7 Anwendungsgebiete

6.7.1 Psychische Probleme

6.7.2 Psychosomatische Erkrankungen

6.7.3 Körperliche Erkrankungen

6.8 Was kann mit dem Yager-Code erreicht werden?

6.8.1 Effektivität und Effizienz

6.8.2 Was sind die Grenzen des Yager-Codes?

6.9 Fallbericht Knieschmerzen und knackender Innenminiskus

6.9.1 Problembeschreibung

6.9.2 Vorgespräch

6.9.3 Behandlung

6.9.4 Diskussion

6.10 Zusammenfassung

Literatur

7 Aversionstherapie 2.0 – Hypnotherapie bei schädlichem Gebrauch von Alkohol

7.1 Überblick

7.2 Definition und Vorbereitung der Behandlung

7.3 Diagnostik

7.4 Grundlagen der Aversionstherapie

7.5 Unterschiedliche Signalebenen für das Ankern

7.6 Die Anwendung der Methode: 6 Stufen des verdeckten Ankerns

7.6.1 Anker etablieren

7.6.2 Kernsatz bilden

7.6.3 Neutrale Geschichte entwickeln und den Kernsatz einweben

7.6.4 Darbietung der neutralen Geschichte inklusive des Kernsatzes

7.6.5 Anker auslösen, verdeckte Information (Kernsatz) einweben

7.6.6 Zeitprojektion in die Zukunft und posthypnotische Suggestion

7.7 Fallvignette Herr T.

7.7.1 Anamnese

7.7.2 Screening (Alkoholkonsum)

7.7.3 Durchführung

7.7.4 Katamnese

7.8 Diskussion

7.9 Zusammenfassung

Literatur

8 Quit Smoking – Ein radikal anderer Weg, um durch Selbsthypnose mit dem Rauchen aufzuhören

9 Hypnoanalyse – Das Skalpell der Hypnose. Regressionstherapie als ursachenfokussierte Behandlungsmethode

9.1 Einleitung

9.2 Begriffsbestimmung

9.3 Warum Hypnoanalyse und wie wirkt sie?

9.4 Anwendungsbereiche der Hypnoanalyse

9.4.1 Psychotherapie

9.4.2 Psychosomatische Erkrankungen

9.4.3 Suchterkrankungen

9.4.4 Krisenintervention

9.4.5 Posttraumatische Belastungsstörungen

9.4.6 Chronische Schmerzen

9.4.7 Weitere Anwendungsgebiete

9.5 Methoden der hypnotischen Regression

9.5.1 Regression über Bilder und Vorstellungen

9.5.2 Pinpoint-Methode

9.5.3 Affektbrücke

9.6 Ablauf einer hypnotischen Regressionstherapie

9.6.1 Vorbereitung

9.6.2 Aufdecken der Ursache

9.6.3 Heilung

9.6.4 Traumaheilung

9.6.5 Vergebensarbeit

9.6.6 Suggestionen

9.7 Fallbeschreibung Tinnitus

9.7.1 Vorgeschichte

9.7.2 Behandlung

9.7.3 Katamnese

9.7.4 Diskussion

9.8 Häufige Fragen

9.8.1 Welche Hypnosetiefe ist für die Hypnoanalyse erforderlich?

9.8.2 Kann jeder diese Hypnosetiefe erreichen?

9.8.3 Welche Hypnoseinduktion für Hypnoanalyse?

9.8.4 Wie lange dauert eine Regressionsbehandlung?

9.8.5 Wie lange dauert es, bis die Ergebnisse sichtbar werden?

9.9 Welche Risiken und Nebenwirkungen gibt es?

9.9.1 Verschlimmerung der Symptome

9.9.2 Verlust des Kontakts zur Realität

9.9.3 Schaffung falscher Erinnerungen

9.9.4 Wie man Risiken minimieren kann

9.10 Welche Kontraindikationen gibt es?

9.11 Ist die Regression Erinnerung oder Phantasie?

9.12 Was sind die Grenzen der hypnotischen Regression?

9.13 Zusammenfassung

Literatur

10 Die Anwendung der medizinischen Hypnose

10.1 Einführung

10.1.1 Geschichte der medizinischen Hypnose

10.1.2 Die ultimative Fähigkeit des menschlichen Geistes – Schmerzunempfindlichkeit

10.2 Beispiele für die Anwendung medizinischer Hypnose

10.2.1 Im Operationssaal

10.2.2 Intensivpflege

10.2.3 Neurologische Abteilung

10.2.4 Allgemeinarzt

10.2.5 Praxis für Hypnotherapie

10.2.6 Notfallversorgung

10.3 Vorbereitung des Patienten

10.3.1 Vorbereitung eines Kindes als Patient

10.3.2 Patienten in akuten Situationen

10.4 Placebo- und Nocebo-Effekt bei näherer Betrachtung

10.4.1 Placebo

10.4.2 Nocebo

10.5 Ethische Fragen

10.6 Formale Hinweise für die Anwendung

10.6.1 Vorschläge und Suggestionen

10.6.2 Hypnose

10.6.3 Selbsthypnose

10.6.4 Hypnotherapie

10.6.5 Mandala®

10.7 Schlussfolgerung

10.7.1 Spiegelneurone

10.8 Wo kann man medizinische Hypnose anwenden?

10.8.1 Krankenhaus

10.8.2 Pflegeheim

10.8.3 Notruf- und Rettungsdienste und andere Einsatzkräfte

10.8.4 Hausarztpraxen

10.8.5 Sterbebegleitung

10.8.6 Zahnarztpraxen

10.9 Teamarbeit ist das A und O

Literatur

11 Kombinationstherapie: Hypnose und EMDR

11.1 Überblick

11.2 Anwendung‍(sbereiche)

11.2.1 Was spricht für die Anwendung hypnotherapeutischer Kombinationstherapie bei chronischem Schmerz und PTBS?

11.2.2 Chronischer Schmerz, warum es eine komplexe Störung ist?

11.2.3 Vorgehen bei komplexen Störungen

11.3 Das C.A.T-Protokoll für chronischen Schmerz und andere komplexe Störungen

11.3.1 Tranceinduktion, sicherer Ort und Primen

11.3.2 Ressourcenaktivierung und ankern

11.3.3 Konfrontation in sensu und Ankern

11.3.4 Auslösen beider Anker während der Konfrontation (Bilaterale Stimulation/EMDR-Prozess)

11.3.5 Neu-Bewertung durch Einsetzen eines neuen Kernsatzes (»verdeckt ankern«)

11.3.6 Zeitprojektion in die Zukunft und post-hypnotische Suggestion

11.4 Fallvignette: Frau A.

11.4.1 Behandlung

11.4.2 Therapieziele

11.4.3 Psychotherapeutischer Prozess und Behandlungsverlauf

11.5 Diskussion

Literatur

Teil III Verzeichnisse

Verzeichnis der Autorinnen und Autoren

Sachwortverzeichnis

Der Herausgeber

Dr. phil. Christoph Sollmann, Dipl. Psych., zertifizierter Arbeits- und Organisationspsychologe sowie klinischer Psychologe im Gesundheitsmanagement. Private Praxis für Hypnotherapie und Inhaber von psychological:services, Institut für Coaching und Beratung im Gesundheitsmanagement. Studium in Bielefeld und Freiburg, Promotion in Psychologie. Ausbildung in klinischer Hypnotherapie (Milton-Erickson-Foundation Phoenix, Arizona, USA). Master-Class Hypnotherapie in New York City (Leitung: Dr. Jeffrey K. Zeig). EMDR- und EGO-State-Therapie (Traumatherapie), Begründer und Entwickler der Covert-Anchoring-Technique (C.A.T.), eine hypnotherapeutische Methode zur Behandlung von Sucht, chronischen Schmerzen und Trauma. International Speaker (Canada, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Schweiz, Polen). Autor und Co-Autor von Fachaufsätzen und Büchern (Gesundheitsmanagement, Zeitmanagement, Burnout, Hypnotherapie). Dr. Sollmann ist Mitautor von Ericksonian Therapy Now: The Master Class with Jeffrey K. Zeig. Mitglied der International Society of Hypnosis (ISH) und des Berufsverbands Dt. Psycholog:innen (BDP).

Christoph Sollmann (Hrsg.)

Klinische Hypnotherapie

Entwicklungen, Methoden und Anwendungsgebiete

Verlag W. Kohlhammer

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1. Auflage 2024

Alle Rechte vorbehalten© W. Kohlhammer GmbH, StuttgartGesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:ISBN 978-3-17-043970-2

E-Book-Formate:pdf: ISBN 978-3-17-043971-9epub: ISBN 978-3-17-043972-6

Vorwort

Wer sich heute mit Hypnose und klinischer Hypnotherapie befasst, lernt zumeist die Ideen, Konzepte und Methoden ihrer Vordenker kennen, z. B. die von Milton H. Erickson, Dave Elman, Gerald F. Kein, John G. und Helen H. Watkins. Ausbildungskandidaten in klinischer Hypnotherapie und erfahrene Praktiker stellen heute die Frage: Welche Innovationen und Weiterentwicklungen hat die Enkelgeneration der großen Vordenker hervorgebracht? Welche Lösungen bietet sie, angesichts einer sich rasant verändernden Gesellschaft mit neuen Anforderungen und z. T. auch veränderten Krankheitsbildern und neuropsychologischen Erklärungsmodellen?

Die Autoren dieses Bandes repräsentieren einen Ausschnitt dieser Enkelgeneration. Sie könnten in ihrer Sicht auf die klinische Hypnotherapie nicht unterschiedlicher sein, blicken als Vertreter verschiedener Fachgesellschaften, aus akademischer und nicht-akademischer Sicht, auf die praktische Anwendung der Hypnose im 21. Jahrhundert. Ihre Anwendung in der ambulanten Praxis, im Krankenhaus, im Operationssaal sowie in der Ausbildung steht im Fokus der Beiträge. Anwender und Experten aus Europa, den USA und Neuseeland schildern, wie sie die Hypnose heute einsetzen und vermitteln, und welche Vorteile es bringt, wenn nicht nur Therapeuten, sondern auch Ärzte und das medizinische Fachpersonal über Kenntnisse in Hypnotherapie und Hypnose verfügen.

Klassische Behandlungsfelder, wie z. B. Hypnose bei Schmerzstörungen oder Hypnose in der Raucherentwöhnung werden vorgestellt und darüber hinaus werden neue Behandlungsformen, z. B. Hypnose bei schädlichem Gebrauch von Alkohol und die Verwendung der Hypnose in Form von Kombinationstherapie (spezielle Hypnotherapie, kombiniert mit EMDR-Elementen) präsentiert und diskutiert. Subliminale Therapieformen, wie der Yager-Code und das verdeckte Ankern, stehen für innovative Ansätze in der Hypnotherapie. Ihre Anwendung kann einen Ausblick auf zukünftige Behandlungsweisen der Hypnose eröffnen. Ihre Darstellung in diesem Buch stellt gleichzeitig ein Novum dar. Überdies werden die Wirkprinzipien der Methode des verdeckten Ankerns vorgestellt.

Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Regressions- und Hypnoanalyse, die mit zwei Beiträgen in diesem Band vertreten ist. Die Anwendungsformen und Behandlungsfelder des R2C-Ansatzes (regress to cause) erscheinen universell. Nicht zuletzt bietet die Ego-State-Therapie ein überaus breites Spektrum zeitgemäßer Behandlung mit Hypnose an. Sie komplettiert die hypnotherapeutische Toolbox heutiger Hypnosetherapeuten bei vielfältigen Anwendungen und unterschiedlichen Störungen, z. B. bei komplexen Traumafolgestörungen und dissoziativen Störungen. Ihr Wert für die moderne Hypnotherapie kann kaum überschätzt werden und bildet daher den Auftakt im ersten Beitrag dieses Buches.

Bei allem Praxisbezug kommen konzeptuelle und methodische Überlegungen zu den Weiterentwicklungen (Aversionstherapie 2.0) und praktischen Anwendungen (Yager-Code) zu Wort und mit dem Beitrag über eine hypnotisch informierte Psychotherapie erhalten Leser Einblick in eine moderne Interpretation der Hypnotherapie des Milton Erickson von einem der engagiertesten Vertreter der Enkelgeneration in den USA.

Dies ist ein lesenswertes Buch für Novizen der Hypnotherapie, und für Lehrende und erfahrene Praktiker möchte es eine Aufforderung sein, Hypnotherapie methodisch weiterzudenken und sie nicht allein als Solo-Methode, sondern sie integrativ zu denken und anzuwenden.

Zugunsten einer lesefreundlichen Darstellung wird in der Regel die neutrale bzw. männliche Form verwendet. Diese gilt für alle Geschlechtsformen (weiblich, männlich, divers).

Mein Dank gilt: Lektorat Dr. Nina Sträter, Tobias Janelt, B. Sc. (technische Assistenz, Teile des Layouts und Unterstützung bei der Übersetzung englisch-deutsch).Die Fachübersetzungen aus dem Englischen und Niederländischen stammen von Christoph Sollmann.

Einführung

Fredric Mau

Unser Ziel ist nicht nur, unseren Klienten bei der Bewältigung ihrer Symptome zu helfen, sondern ihre Erfahrungen zu verändern.

Liebe Leserinnen und Leser, dies ist eine große Gelegenheit für Sie! Die Lektüre dieses Buches wird so aufregend sein wie das Auspacken der Geschenke am Weihnachtsmorgen. Sie halten hier Aufsätze von neun engagierten Experten für die klinische Anwendung von Hypnose in den Händen. Diese sind Vertreter der sogenannten Enkelgeneration, deren Ausbildung sowie Praxis- und Lehrtätigkeit in Hypnose und Hypnotherapie über Europa bis nach Neuseeland und in die USA reicht. Die folgende Einführung ist ein kurzer Überblick, um Ihnen Appetit zu machen und Ihnen eine Vorstellung davon zu geben, wo Sie einsteigen möchten – Sie können das Buch von vorne bis hinten lesen oder mit dem Kapitel beginnen, das Sie am meisten interessiert.

Es wäre zu gewagt, wenn der Autor versuchen würde, die abgedroschene Frage zu beantworten, was Hypnose ist. In der Tat werden Sie in diesem Buch über therapeutische Ansätze lesen, die einen Zustand tiefer hypnotischer Trance auf Seiten des Klienten erfordern – und über Ansätze, die nur eine leichte Entspannung voraussetzen. Es gibt Überlegungen zum kraftvollen Einsatz hypnotischer Sprache im Wachzustand und in scheinbar gewöhnlichen Gesprächen, und es gibt einen Ansatz, der vielleicht gar keine Hypnose ist, aber definitiv hypnotische Sprache und Metaphern verwendet, um kraftvolle Heilung zu bewirken. Alle diese Ansätze stellen Entwicklungen dar, entweder integrativ oder indem sie bekannte Methoden miteinander kombinieren.

Es gibt schon heute einige Dinge, die wir über das Wesen der Hypnose wissen: Sie unterscheidet sich von der alltäglichen Erfahrung. Wir können augenscheinlich nicht unterscheiden zwischen jemandem, der seinen Arm absichtlich stillhält, und einer hypnotischen Katalepsie, bei der die Person berichtet, dass sie versucht, ihren Arm zu bewegen, es aber nicht kann. Auf dem fMRI sieht das jedoch ganz anders aus. Im Wachzustand zeigt das absichtliche Stillhalten des Arms einen Anstieg im linken ventrolateralen präfrontalen Cortex und einer Reihe von rechten posterioren kortikalen Strukturen, während die subjektiv wahrgenommene hypnotische Lähmung oder Katalepsie einen rechtsseitigen Anstieg im orbitofrontalen Cortex und im Kleinhirn und einen linksseitigen Anstieg im Thalamus und Putamen zeigt (Bell, 2011; Ward, 2003). Es ist wichtig zu beachten, wie sich die hypnotische Erfahrung außerhalb der bewussten Kontrolle anfühlt – in unseren Aufsätzen sehen wir immer wieder, dass Klienten substantielle therapeutische Veränderungen erleben, die sich automatisch anfühlen oder sogar unbemerkt ablaufen, während sie geschehen.

Woher wissen Sie, ob Ihr Klient ein guter Kandidat für eine Hypnose ist? Wenn er eine Angst- oder Traumastörung aufweist, können Sie sicher sein, dass es sich um eine hoch hypnotisierbare Person handelt! Sie weisen eine größere funktionelle Konnektivität zwischen dem linken dorsolateralen präfrontalen Cortex (DLPFC), einer Region des Gehirns mit exekutiver Kontrolle, und dem Salienznetzwerk auf, das sich aus dem dorsalen anterioren cingulären Cortex (dACC), der anterioren Insula, der Amygdala und dem ventralen Striatum zusammensetzt und an der Erkennung, Integration und Filterung somatischer, autonomer und emotionaler Informationen beteiligt ist (Hoeft, et al., 2012). Diese Konnektivität ist nicht auf Unterschiede in der Anatomie des Gehirns zurückzuführen (Spiegel, 2013). Diese Koaktivierung des anterioren Cingulums und des präfrontalen Gehirns ist bei Personen mit posttraumatischen Reaktionen, d. h. klinischen, somatischen Symptomen und funktionellen neurologischen Störungen, klinisch signifikanter Angst und unipolarer Depression, signifikant höher (Hoeft, et al., 2012). Wenn wir hypnotische Prozesse zur Behandlung dieser Arten von Störungen einsetzen, nutzen wir dieselbe Gehirnfunktionalität, die unsere Klienten in die Klemme gebracht hat, um sie da herauszuholen.

Die durch Hypnotherapie hervorgerufenen Veränderungen werden auf somatischer oder körperlicher Ebene erlebt. Hoch hypnotisierbare Personen haben eine außergewöhnliche Fähigkeit zur neurologischen Top-down-Sensorkontrolle durch koordinierte Aktivität des DLPFC und des dACC. Dabei handelt es sich um eine Neueinstellung der Wahrnehmungsreaktion selbst, nicht nur der Verarbeitung von Wahrnehmungen (Hoeft et al., 2012; Spiegel, 2013). Diese Verarbeitung durch das limbische System ist schnell und umfangreich. Es werden mehr als 100 Milliarden visuelle Signale pro Sekunde ans Gehirn gesendet (Lightman, 2014). Die visuelle Reaktionszeit beträgt etwa 331 Millisekunden (ms) (Shelton & Kumar, 2010) und kann bis zu 700 ms oder sogar länger als 1 Sekunde betragen (Light, 2018), was bedeutet, dass die Reaktion des limbischen Systems (Salienznetzwerk) mindestens eine Drittelsekunde schneller abläuft, als die kognitive Verarbeitung. Aus diesem Grund können kognitive Therapieprozesse nur versuchen, emotionale Reaktionen zu steuern, nachdem sie passiert sind, während hypnotische Prozesse, die das limbische System ansprechen, uns erlauben, die Erfahrung selbst zu verändern.

Wie wäre es mit einem Gentest für Hypnosefähigkeit? Was auch immer es ist, Hypnose ist keine bewusste Zustimmung. Hypnotisierbarkeit ist eine Eigenschaft, die vererbt werden kann, und es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass genetische Faktoren erklären können, warum manche Menschen beeinflussbarer sind als andere. Hochgradig hypnotisierbare Personen haben ein effektiveres fronto-limbisches Aufmerksamkeitssystem. Dies deutet darauf hin, dass das Dopaminsystem an der Hypnotisierbarkeit beteiligt ist, was mit dem Gen für Katechol-Methyltransferase (COMT) zusammenhängt (Császár et al., 2021). Cortade fand heraus, dass Personen, die optimale Gruppierungen von COMT-Genvarianten aufweisen (Cortade et al., 2023), eine höhere Suggestibilität zeigen. Interessanterweise berichten dieselben Personen über deutlich stärkere postoperative Schmerzen, und Opioide sind für sie bei der Behandlung dieser Schmerzen weniger wirksam. Auf dieser Grundlage schlugen Cortade et al. (2023) vor, dass ein derzeit auf dem Markt befindlicher, relativ kostengünstiger Gentest zur Prüfung der Hypnotisierbarkeit verwendet werden kann. Es stellt sicherlich ein Privileg dar, dass die Enkelgeneration die Frage nach dem Gentest für Hypnosefähigkeit nicht nur stellen, sondern sie auch realisieren kann.

Hypnose beinhaltet auch den bewussten Einsatz von Sprache, um signifikante Veränderungen auf sensorischer und emotionaler Ebene zu bewirken. Emotionen steuern das Verhalten. Geschichten umrahmen Emotionen und schaffen Bedeutung. Geschichten sind anders als Informationen – Geschichten sprechen uns auf der Ebene der Körpererfahrung an. Wir spüren die Kraft von Geschichten.

Wir erzählen uns Geschichten, die unserem Leben einen Sinn geben. In gewissem Sinne ist sogar das psychologische Selbst eine Geschichte (oder vielleicht viele Geschichten und viele Selbste, wie eine unserer Autorinnen anmerkt). Selbst medizinische Behandlungen werden in einem psychosozialen Kontext durchgeführt, der die Prognose beeinflusst. In gewissem Sinne ist Psychopathologie eine Geschichte, die aus den Fugen geraten ist, und Psychotherapie ist eine Übung, diese Geschichte neu zu schreiben. Die Sprache, die wir in unseren Geschichten verwenden, prägt unsere Wahrnehmungen und sogar unsere Körpererfahrungen. Milton Erickson war ein Meister im Umgang mit vagen Aussagen, verbaler Verwirrung und Irreführung, um einen mentalen Raum zu öffnen, in dem Klienten neue Bedeutungen erschaffen. Dieser Gebrauch von suggestiver Sprache kann sowohl in der hypnotischen Entspannung als auch im Wachzustand eingesetzt werden (was Erickson als gewöhnliches Wachverhalten bezeichnete). Die Erkenntnis, dass hypnotische Sprache Veränderungen erleichtert, gibt uns ein mächtiges Werkzeug zur Heilung in all unseren Gesprächen mit Klienten, nicht nur nach der hypnotischen Induktion.

Wo werden Sie also Ihre Reise beginnen?

▸ Kap. 1: Ego-State-Therapie – Prinzipien für die PraxisWendy Lemke, M.Sc.Freuds psychodynamisches Modell des Geistes mit seinen unbewussten Kräften und Trieben hat die Psychiatrie verändert. Die Ego-State-Therapie geht aus dieser Tradition hervor und stellt eine lebendige Sicht auf unser inneres Psychodrama als Bühne für die Heilung in den Vordergrund. Wendy Lemke beschreibt dieses am weitesten entwickelte Modell der Teiletherapie (parts therapy model) als das individuelle Äquivalent der Familientherapie – verbunden mit der therapeutischen Zielsetzung, die inneren Konflikte unserer verschiedenen Selbst-Anteile auszugleichen. Unsere inneren Persönlichkeiten sind immer auf der Suche nach Gesundheit, oft genug jedoch auf eine Weise, die für unser Leben destruktiv sein kann. Lemke spielt gekonnt auf die dissoziative Identitätsstörung (auch multiple Persönlichkeitsstörung genannt) als vorletztes Beispiel für diesen inneren Konflikt an und beschreibt die Ego-State-Therapie als einen sicheren und handhabbaren Ansatz, um den inneren Kampf zu harmonisieren und eine umfassende Heilung für den Klienten zu erreichen.

▸ Kap. 2: Hypnotisch informierte PsychotherapieRobert Staffin, Psy. D.Staffin stellt eine tiefgreifende Vision der Beziehung zu unseren Klienten vor: Die Erkenntnis, dass unsere therapeutischen Gespräche wirklich anders und absichtsvoll sind – als Therapeuten (clinicans) verwenden wir die Sprache auf eine Art und Weise, die unterhaltsam zu sein scheint, aber darauf abzielt, ein gemeinsames Gefühl der Verbundenheit zu schaffen, um Heilung zu bewirken. Dieser hypnotische Sprachgebrauch ist in jeder therapeutischen Situation hilfreich, und selbst Mediziner, die keine Hypnose anwenden, werden davon profitieren, wenn sie verstehen, wie Sprache dem Klienten helfen kann, Veränderungen zu bewirken, die sich homogen anfühlen.

▸ Kap. 3: Prozessorientiertes Arbeiten dank der Regressions-HypnosetherapieHansruedi WipfDas Kapitel von Wipf ist ein leidenschaftliches Plädoyer! Als engagierter Verfechter der am weitesten entwickelten Version der Regressions-Hypnotherapie hat Wipf klare Ziele. Das von ihm beschriebene Verfahren ist wirksam, angemessen und wirtschaftlich effizient. Es muss einfach, klar und reproduzierbar sein. Es sollte nicht von den Fähigkeiten einzelner Therapeuten abhängen – und vielleicht sollten wir hier Praktiker sagen, denn Wipf befürwortet nachdrücklich die Demokratisierung der Hypnose als ein leistungsfähiges Verfahren, das nicht auf Fachleute der klinischen Psychologie begrenzt ist. Wipfs Annahmen sind klar – jedes Symptom hat eine Ursache, und der Praktiker geht zur Ursache zurück und behebt sie. Dies erfordert einen sehr tiefen Zustand der hypnotischen Trance. Nichts ist so erfolgreich wie der Erfolg – Wipf hat Tausende von Laienpraktikern auf fünf Kontinenten ausgebildet und für sein Verfahren die SQS ISO 9001-Zertifizierung erhalten.

▸ Kap. 4: Gestalttheorie und Hypnotherapie – Über die Wirkfaktoren des verdeckten AnkernsChristoph Sollmann, Dr. phil., Dipl. Psych.Hypnoseklienten beschreiben die Veränderungen, die sie erleben, oft als genau das – als etwas, dass sie erleben. Dies ist ein großer Unterschied zu kognitiven Therapien, bei denen den Klienten beigebracht wird, gezielt Techniken zur Bewältigung von Symptomen einzusetzen. Christoph Sollmann stellt eine systematische Methode des hypnotischen Ankerns vor, um diese Art von Lösung zu schaffen – vom Bewusstsein der Klienten unbemerkt, aber kraftvoll wahrgenommen, sobald sie geschehen ist. Es handelt sich dabei nicht um bloße Symptombehandlung, sondern um etwas viel Größeres, um die Schaffung einer guten Gestalt, in der Klienten Realitäten konstruieren, die sich von dem unterscheiden, was sie zuvor erlebt haben, und die mit einem neuen Sinn erfüllt sind, nicht nur kognitiv, sondern auf der Wahrnehmungsebene über alle Sinne.

▸ Kap. 5: Hypnose und chronische Schmerzen – ein integrativer AnsatzJosé Cava Roda, M.A., M.Sc.Chronischer Schmerz ist eine emotionale Reaktion. Hypnotische Schmerzlinderung ist äußerst wirksam, und selbst direkte Suggestionen zur Linderung können den Klienten erheblich helfen. Sowohl die Erwartungen des Arztes als auch die des Klienten beeinflussen die Wirksamkeit dieser Verfahren erheblich. Cava gibt einen guten Überblick über die Neurologie der Schmerzwahrnehmung, interessante Vignetten von umgedrehten Schmerzerfahrungen und großartige Erkenntnisse von Milton Erickson, die er gekonnt mit neuropsychologischen Erkenntnissen verbindet. Er gibt solide Beispiele für hypnotische Sprache – die sowohl in Trance als auch im Wachzustand verwendet wird – um Klienten zu helfen, und Cava schließt mit einem beispielhaften Skript zur Unterstützung der Linderung bei einem Patienten mit chronischen Schmerzen.

▸ Kap. 6: Die Yager-Therapie – Hilfe auch bei hartnäckigen ErkrankungenNorbert Preetz, Dr. rer. nat.Ist es Hypnose? Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, die Dinge zu betrachten! Dr. Preetz beschreibt die Yager-Therapie, einen Ansatz, der viele gängige Annahmen über Hypnose in Frage stellt. Es gibt keine formale Induktion. Hypnotische Tiefe ist für den Erfolg nicht erforderlich. Es ist nicht notwendig, dass der Klient seine Probleme oder die Ursachen seiner Probleme aufgreift oder gar versteht. Die Veränderungen werden nicht durch das Unterbewusstsein, sondern durch ein Überbewusstsein – das Zentrum – bewirkt, das wie eine übergeordnete Steuerzentrale wirkt und Heilung in kurzer Zeit ermöglicht. Aber wie bei der Hypnose fühlen sich die Veränderungen unbewusst und doch automatisch an. Der Kern des Prozesses ist eine hypnotische Metapher – das überbewusste Zentrum zählt dysfunktionale Teile auf und konditioniert sie neu. Der Prozess ist einfach und effektiv und bietet im Wesentlichen eine Teiltherapie (parts therapy), fokussiert ausschließlich auf den Prozess und lässt belastende Inhalte außen vor.

▸ Kap. 7: Aversionstherapie 2.0 – Hypnotherapie bei schädlichem Gebrauch von AlkoholChristoph Sollmann, Dr. phil, Dipl. Psych.Wir mögen Dinge, die sich gut anfühlen, auch wenn sie nicht gut für uns sind. Wie können wir also eine Erfahrung (oder eine schädliche Gewohnheit) von angenehm zu unangenehm verändern? Hypnotische Veränderungen sind etwas, das wir erleben, und nicht etwas, das wir tun. Dr. Sollmanns Gegenmittel zum schädlichen Gebrauch von Alkohol bezieht einen Klienten ein, der bewusst eine Behandlung wünscht und – in tiefer Trance – einen Kernsatz entwickelt, um eine Veränderung zu bewirken. Wenn Therapeuten diesen spezifischen Kernsatz in eine hypnotische Metapher einweben und mit einer starken körperlichen Empfindung verankern, wird die Veränderung eingeleitet. Dieses Kapitel ist eine schöne Illustration des Bedeutungswandels, den Sollmann in seinem vorhergehenden Kapitel über Gestalttherapie beschreibt. Der Prozess ist schmerzlos, ethisch vertretbar und kraftvoll, und wieder sehen wir, wie die Veränderung geschieht, ohne dass der Klient wirklich versteht, wie es dazu kam.

▸ Kap. 8: Quit Smoking – ein radikal anderer Weg um durch Selbsthypnose mit dem Rauchen aufzuhörenPatrick McCarthy, M.D.McCarthys kurzer und lebendiger Aufsatz ist eine unmittelbare und einnehmende Herausforderung an die Leser, die weit über das Aufhören mit dem Rauchen hinausgeht und Fragen zu unserer Intentionalität als Therapeuten und vor allem zu unseren Zielen für die erste Sitzung aufwirft. Als Kliniker brauchen wir klare Ziele, was wir mit unseren Klienten erreichen wollen. Sein Ansatz ist positiv und handlungsorientiert – wir müssen unbedingt die Hoffnung und Erwartung des Klienten einbeziehen, um Heilung zu schaffen. Unsere Fragen sind absichtsvoll und sinnstiftend. Seine Gedanken über die erste Sitzung sind solide, aber seine Herausforderung an unsere Selbstgefälligkeit ist noch tiefgreifender. Sie werden hier kein Protokoll zur Raucherentwöhnung oder Selbsthypnose finden, aber wenn Sie ein besserer Kliniker werden wollen, sollten Sie dieses kurze Kapitel zweimal lesen!

▸ Kap. 9: Hypnoanalyse – Das Skalpell der Hypnose. Regressionstherapie als ursachen-fokussierte BehandlungsmethodeNorbert Preetz, Dr. rer. nat.Preetz präsentiert einen Ansatz – Regression als einen Prozess – der für die Behandlung schwerer Traumata geeignet ist. Auf der Grundlage eines tiefen Vertrauensverhältnisses zwischen Therapeuten und Klienten zielt dieser Ansatz der Tiefenheilung auf die Ursache des Traumas ab, setzt Vergebung voraus und fördert die zukünftige Heilung. Während ein Teil der Arbeit auch in späteren Zuständen möglich ist, erfordert die Regression eine tiefe Trance. Der Schwerpunkt liegt hier nicht nur auf der Reparatur einer zerbrochenen Vergangenheit, sondern auf der positiven Gestaltung einer geheilten Zukunft.

▸ Kap. 10: Die Anwendung der medizinischen HypnoseIna Oostrom und Tooke Lardenoy-Kleindop, RNWenn Sie Arzt sind oder zum medizinischen Fachpersonal gehören, das mit Patienten arbeitet, ist das Kapitel von Oostrom und Lardenoy-Kleindop in diesem Buch ein Muss für Sie. Selbst wenn Sie kein Interesse an Hypnose haben, dieses Buch aber trotzdem lesen, werden Sie praktische Erkenntnisse darüber gewinnen, wie Sie mit Ihren Patienten in jeder klinischen Situation sprechen können, um deren medizinische Prognose zu verbessern. Nach einigen geschichtlichen Informationen über Mesmer und Esdaile hebt dieser Aufsatz ab und fliegt. Aus den Sprachbeispielen und den Fallbeispielen kann man viel lernen, und die »Paukenschlag«-Erklärung am Ende des Kapitels ist eine mahnende Geschichte, die sich jeder Kliniker zu Herzen nehmen sollte.

▸ Kap. 11: Kombinationstherapie: Hypnose und EMDRChristoph Sollmann, Dr. phil, Dipl. Psych.Sollmann vertritt die Auffassung, dass komplexe Symptome komplexe Interventionen erfordern, und greift in seinem Ansatz eine Kombination aus Hypnotherapie und Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR), einer beliebten und wirksamen psychotherapeutischen Behandlung, auf. Insbesondere verbindet er sein Konzept des verdeckten Ankerns aus den vorangegangenen Kapiteln mit den bilateralen Stimulationsaspekten von EMDR, um Traumata und damit einhergehende somatische Störungen, insbesondere chronische Schmerzen, zu behandeln. Wie alle psychotherapeutischen Behandlungen, insbesondere bei Traumata, basiert auch dieser Ansatz auf gegenseitigem Vertrauen und einer starken therapeutischen Beziehung, um bei unseren Klienten ein neues Gefühl von Bedeutung und Heilung zu erzeugen.

Literatur

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Teil I Methoden und Grundlagen

1 Ego-State-Therapie – Prinzipien für die Praxis

Wendy Lemke

Im Jahr 2005 sagte John Watkins voraus: »Viele andere Therapieformen, die von dem Ego-State-Ansatz lernen, neigen dazu, dessen Denkansätze und Methoden in ihre Behandlungen zu integrieren, so dass ich nicht sicher bin, ob wir in Zukunft eine eigenständige Therapieform sein werden oder ob andere Psychotherapie-Schulen Ego-State-Strategien und -techniken in ihre Behandlungskonzepte integrieren werden.« (Interview mit John Watkins, 2005)

1.1 Einführung

Die Entscheidung, in einem einzigen Kapitel etwas über Ego-State-Therapie für eine Zielgruppe zu schreiben, die wahrscheinlich sehr unterschiedliche Hypnoseerfahrungen hat, war eine Herausforderung. Viele Leser werden bereits von der Ego-State-Therapie gehört haben, für andere ist es vielleicht das erste Mal. Die Vorhersage von John Watkins (2005) über die Entwicklung der Ego-State-Therapie war richtig, denn viele andere therapeutische Richtungen haben die Theorien und Konzepte der Ego-State-Therapie aufgegriffen und in ihre eigenen Ansätze integriert. In Anbetracht der Entwicklung der Ego-State-Therapie und ihrer erweiterten Anwendung besteht die Aufgabe dieses Kapitels darin, ihre Prinzipien vorzustellen, um die Anwendung der Methode in Verbindung mit Hypnose zu erklären, weil diese Kombination dabei helfen kann, den Therapieerfolg zu verbessern. Um Neueinsteigern den Zugang zu erleichtern, beginnt das Kapitel mit einer kurzen Einführung in die Ego-State-Therapie, einschließlich der Entwicklungen auf diesem Gebiet und der Frage, wie man auf Ego-States zugreift. Anschließend wird ein Vorschlag für eine Aktualisierung der Prinzipien vorgestellt, die die Autorin als Leitfaden für die Ego-State-Therapie und/oder die Hypnosepraxis empfiehlt (Lemke, 2022). Diese Prinzipien, eingebettet in einen hypnotherapeutischen Behandlungsplan, werden für alle Leser von Nutzen sein, unabhängig davon, wie vertraut sie mit der Ego-State-Therapie sind.

1.2 Was ist Ego-State-Therapie?

Helen Watkins (1993) beschrieb die Ego-State-Therapie als »einen psychodynamischen Ansatz, bei dem Techniken der Gruppen- und Familientherapie eingesetzt werden, um Konflikte zwischen verschiedenen Ich-Zuständen zu lösen, die eine Familie des Selbst innerhalb eines einzelnen Individuums bilden« (S. 232). Diese Ich-Zustände (Ego-States) sind dem Selbst nicht immer bewusst; daher bietet die klinische Hypnose Möglichkeiten, um zielgerichtet auf sie zuzugreifen, um die unbewussten Ursachen zu ergründen und Konflikte zu lösen. Die Ego-State-Therapie ist ein wirksamer beziehungstherapeutischer Ansatz, der die Vielfältigkeit in uns allen betont (Watkins & Watkins, 1997). In Kombination mit Hypnose bietet sie einen Ansatz für die Arbeit mit den inneren Anteilen der Menschen und einen Zugang zu ihrem Unbewussten (unconscious mind) und/oder zu unbewussten Teilen des Selbst, was die Erforschung der Ursachen oder der Aufrechterhaltung klinischer Symptome sowie das Finden von Lösungen mit Hilfe des Unbewussten ermöglicht. Für diesen Ansatz müssen Therapeuten keine therapeutischen Genies sein, vielmehr erkennen und arbeiten sie mit den Ressourcen, die dem Selbst innewohnen.

Die Ego-State-Therapie wurde von John und Helen Watkins mitbegründet. Sie basiert auf den Theorien von Paul Federn, der ein enger Mitarbeiter von Freud war. Federn vertrat die Ansicht, dass die Persönlichkeit aus einem Konglomerat von Wahrnehmungen, Kognitionen und Affekten besteht, die in erkennbaren Clustern oder Mustern organisiert sind und die er als Ich-Zustände (Ego-States) bezeichnet. Darüber hinaus konstatierte er, dass es von der Art der Energie (bezogen auf Ego oder Objekt) abhängt, ob und in welcher Weise ein physischer oder mentaler Prozess ausgelöst wird und ob dieser als inhärenter Teil des Selbst (Ich) oder als externe Entität (er, sie oder es) betrachtet wird (Federn, 1952). Er ging weiterhin davon aus, dass, »ob ein physischer oder mentaler Prozess als Teil des Selbst (Ich) oder als Objekt (er, sie oder es) erlebt wird, von der Natur der Energie (Ich oder Objekt) bestimmt wird, die ihn aktiviert« (Federn, 1952). Ist die Hand beispielsweise ich-bezogen, wird sie als »meine Hand« empfunden, während sie bei einer objektbezogenen Wahrnehmung als »die Hand« (nicht von mir) wahrgenommen wird. Diese Theorien legten den Grundstein für das, was später unter dem Begriff Ego-State-Therapie bekannt werden sollte.

Watkins und Watkins (1997) fügten das Konzept der Grenzen zwischen Ego-States hinzu. Sie definierten Ego-States als »ein organisiertes System von Verhalten und Erleben, dessen Elemente durch ein gemeinsames Prinzip miteinander verbunden sind und das von anderen solchen Ego-States durch eine mehr oder weniger durchlässige Grenze getrennt ist« (Watkins & Watkins, 1997, S. 25). Darüber hinaus beschrieben sie das Differenzierungs-Dissoziations-Kontinuum, bei dem die Grenzen zwischen den Ich-Zuständen unterschiedlich durchlässig sind. Hierbei weisen diejenigen, die an einer dissoziativen Identitätsstörung leiden, auf der rechten Seite des Kontinuums sehr starre Grenzen auf, wohingegen Gesunde auf der linken Seite des Kontinuums durchlässigere Grenzen haben und daher leichter von einem Zustand in den anderen wechseln können, im Gegensatz zu solchen Ego-States, bei denen eine Amnesie von einem Zustand zum nächsten besteht (Watkins & Watkins, 1997).

Im Jahr 2005 erweiterte die Autorin das Differenzierungs-Dissoziations-Kontinuum (Lemke, 2005), indem sie Ego-States, die wenig oder keine Differenzierung aufwiesen, der linken Seite des Kontinuums zuordnete, wie z. B. ein dominanter Workaholic-Zustand, der sehr wenig Raum für andere Zustände des Selbst lässt. Die Autorin hat später die hypnotischen Strategien zum Umgang mit den unterschiedlichen Ego-States auf diesem Kontinuum erweitert und angepasst, sie entwickelte z. B. eine Strategie, die als Spiel mit dem Raum bezeichnet wird und die darauf abzielt, das Zusammenspiel der Ego-States zu verbessern und dem Selbst ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln (Lemke, 2021).

Obwohl die Ego-State-Therapie ein genuiner und eigenständiger psychotherapeutischer Ansatz ist, adaptieren viele moderne psychotherapeutische Ansätze die Methoden und Kernkonzepte und integrieren sie, um das eigene Behandlungsspektrum zu erweitern. Trotz der theoretischen Unterschiede und abweichender therapeutischer Strategien scheinen viele andere Therapieansätze den Wert der Arbeit mit der Vielfalt des Selbst für sich zu entdecken und haben begonnen, die Methoden der Ego-State-Therapie in die eigene Arbeit zu integrieren (Abramowitz & Torem, 2018; Barabasz, 2013; Emmerson, 2012; Shapiro, 2016; Paulsen, 2009; Phillips & Frederick, 2010; Phillips & Schwartz, n. d.; Schwartz, 1997; Zanotta, 2018).

1.3 Fortschritte der Ego-State-Therapie

Seit der Einführung der Ego-State-Therapie durch John und Helen Watkins (1997) mit Hilfe verschiedener klinischer Hypnose-Fachgesellschaften in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren wurden in der Psychologie bemerkenswerte Fortschritte erzielt, insbesondere in der Neurowissenschaft und auf den Forschungsgebieten, die dissoziative Störungen betreffen; auf dem Gebiet der EMDR-Methode (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), der Energiepsychologie, dem Somatic Experiencing und auf dem Gebiet der Bindungstheorien (Brown & Elliot, 2016; Levine, 2010, Paulson, 2009; Phillips, 2000, 2020; Phillips & Frederick, 2010; Porges, 2018). Diese Fortschritte haben auch das Wachstum und die Weiterentwicklung der Ego-State-Therapie beeinflusst. Darüber hinaus hat die Bildung von Ego-State-Therapie-Gesellschaften wie Ego State Therapy International (ESTI), zusammen mit den Fortschritten in der Technologie und der Verfügbarkeit von Online-Schulungen, eine neue Generation von Ego-State-Therapie-Anwendern hervorgebracht. Die ESTI wurde 2011 von international bekannten Experten auf diesem Gebiet gegründet, die von Watkins und Watkins ausgebildet wurden, darunter Woltemade Hartman und Maggie Phillips. Die Aufgabe der ESTI besteht darin, »die Ego-State-Therapie zu fördern, indem sie professionell qualifizierte Kliniker aus Berufen des Gesundheitswesens in der effektiven, ethischen Anwendung der Ego-State-Therapie als psychotherapeutische Methode anleitet, unterstützt und ausbildet und indem sie die zielgerichtete evidenzbasierte Forschung in der Ego-State-Therapie fördert« (ESTI – Ego State Therapy International, n. d-b).

Ursprünglich wurde die Ego-State-Therapie unter der Schirmherrschaft von Gesellschaften für klinische Hypnose gelehrt; in den letzten Jahren tritt die ESTI zunehmend als eigenständige Gesellschaft auf mit der nachdrücklichen Empfehlung, eine entsprechende klinische Hypnoseausbildung zu absolvieren. Dadurch hat sich auch die Reichweite der Ego-State-Therapie erhöht, so dass mehr Kliniker über diesen wirksamen Ansatz informiert sind. Watkins und Watkins (1997) sind der Meinung, dass klinische Hypnose eingesetzt werden sollte, weil man da leichter Zugang zu den Ego-States bekommt, die dem bewussten Selbst nicht ohne Weiteres zugänglich sind. Darüber hinaus gibt es zahlreiche hypnotische Anwendungen für die Erforschung von Ich-Zuständen, und immer mehr Kliniker üben sich in der Kunst der Hypnose mit oder ohne Einsatz formaler Hypnose-Induktion (Leslie et al. 2021; Lemke, 2021; Paulson, 2009). Die hypnotische Arbeit, die Kliniker insbesondere in der Behandlung von Traumata leisten, bezieht sich meistens auf Prozesse wie Reaktivierung, Reorientierung, Grounding und das Auflösen negativer Suggestionen; daher ist ein umfassendes Verständnis der Kapazitäten der menschlichen Psyche in der Trance-Arbeit unabdingbar. Bei dieser Arbeit ist ein umfassendes Verständnis der Trance-Fähigkeiten des Menschen erforderlich. Für die Zertifizierung zum Ego-State-Therapeuten durch die Ego State Therapy North America, ESTI, und assoziierte Länder sind mindestens 60 Stunden klinische Hypnoseausbildung erforderlich (Zertifizierung ESTNA n. d.).

Das phasenorientierte SARI1-Modell von Phillips und Frederick (1995) ist nach wie vor ein Grundpfeiler der Ausbildungsprogramme in Ego-State-Therapie weltweit, und die klinischen Anwendungsmöglichkeiten werden unter Berücksichtigung der Fortschritte in den Neurowissenschaften weiter verbessert (Lemke, 2021; Phillips, 2020; Phillips & Frederick, 2010; Zanotta, 2020). Das SARI-Modell unterstreicht die Bedeutung der Strategien der Ego-State-Therapie und ebenso die Anwendung der Hypnose in den folgenden SARI-Phasen: Sicherheit und Stabilisierung, Zugang zu und Aktivierung innerer Ressourcen, Auflösung des Traumas und die Integration der neuen Erfahrungen in die Persönlichkeit (Phillips & Frederick, 1995, 2010). Die meisten Traumabehandlungspläne betonen die Bedeutung eines phasenorientierten Behandlungsmodells für die Behandlung von Traumata, etwa das SARI-Modell (Chu et al; Lemke, 2007; Paulsen, 2009; Phillips & Frederick, 1995, 2010; Watkins & Watkins, 1997).

Während sich die Ego-State-Therapie zunächst zu einem nützlichen Ansatz für viele klinische Probleme entwickelt hatte (Adrienne, 2010; Emmerson, 2012; Giandes, 2006; Lemke, 2005, 2007, 2021; McNeal, 2020; Phillips & Frederick, 1995; Seubert, 2018; Shapiro, 2016; Watkins & Watkins, 1997), hat sie inzwischen, insbesondere bei der wachsenden Zahl von Therapeuten, die komplexe Traumata und dissoziative Störungen behandeln, an Popularität gewonnen. Paulsen (1995) betonte zunächst die Notwendigkeit zur Vorsicht bei der Anwendung von EMDR bei dissoziativen Störungen und empfahl, dass Therapeuten vor der Anwendung der Methode das Vorliegen einer pathologischen Dissoziation überprüfen sollten. Die vorsichtigen Empfehlungen haben in Verbindung mit dem leichten Zugang zu Informationen im Internet und den Fortschritten bei den diagnostischen Instrumenten zur Beurteilung dissoziativer Identitätsstörungen offenbar dazu geführt, dass immer mehr Kliniker Patienten mit dissoziativer Identitätsstörung erkennen und angemessen behandeln können. Auf die Notwendigkeit der Arbeit mit Ego-States wird auch in den internationalen Leitlinien der Society for the Study of Trauma and Dissoziation für die Behandlung der dissoziativen Identitätsstörung hingewiesen. Diese veröffentlichten Leitlinien können derzeit auf der Website der International Society for the Study of Trauma and Dissociation (Ressources ISSTD, 2023) auf Englisch und Französisch heruntergeladen werden. Die ISSTD ist dabei, diese Leitlinien zu aktualisieren und beabsichtigt, darin einen Abschnitt über die Ego-State-Therapie aufzunehmen.

Immer mehr Menschen haben den Wert der Arbeit mit Teilen des Selbst entdeckt und erlernen deren Anwendung. Dem Ego-State-Ansatz ähnliche Modelle sind in ihrer Bekanntheit überproportional gewachsen, darunter die Internal Family Systems (Schwartz, 1997), die Ähnlichkeiten mit der Ego-State-Therapie aufweist; es gibt jedoch auch bedeutsame Unterschiede hinsichtlich der Rolle der klinischen Hypnose und hinsichtlich der Bedeutung der Arbeit mit Ressourcen (Phillips & Schwartz, n. d.; Phillips & Frederick, 2010). Obwohl alle Formen der Teilearbeit Klienten bei der Heilung unterstützen können, haben Kliniker gelernt, wie wichtig die Aufrechterhaltung eines Gefühls der Sicherheit für ihre Klienten ist (Porges & Dana, 2018), insbesondere bei der Arbeit mit Traumata und dissoziativen Störungen. Die Ego-State-Therapie ist mit ihren Leitlinien für Sicherheit, ihrer Verbindung zur klinischen Hypnose und der Einbeziehung der damit verbundenen Fortschritte auf diesem Gebiet ein hervorragender therapeutischer Ansatz für die Arbeit mit Ego-States, insbesondere (aber nicht ausschließlich) für das komplexe Feld der Traumata und dissoziativen Störungen.

1.4 Zugang zu Ego-States

Bevor ein kurzer Überblick über den Zugangsweise zu den Ego-States gegeben wird, ist es wichtig zu verstehen, dass Therapeuten oft Zugang zu allen Ego-States haben, ohne dass das mit Absicht geschieht. Daher sollte man davon ausgehen, dass Klienten aus vielen Aspekten des Selbst zuhören, ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht. Mit anderen Worten: Man sollte immer mit Vorsicht zum Klienten und zu anderen Ich-Zuständen sprechen, egal ob man direkt mit einem Ego-State oder mit dem gesamten Selbst arbeitet.

Stellen Sie sich vor, wie Sie eine Familiensitzung angehen in der Absicht, das Vertrauen zu jedem Mitglied zu fördern. Der Aufbau von Vertrauen zu einem widerspenstigen Teenager und der gleichzeitige Versuch, dies mit seinen Eltern zu tun, ohne den Teenager zu entfremden, kann einer vorsichtigen Gratwanderung gleichkommen. Das gilt auch für die Arbeit mit dem Selbst, vor allem, wenn man mit komplexen Traumata und/oder dissoziativen Störungen zu tun hat, weil das Selbst eine innere Polarität aufweist. Diese Klienten berichten oft, dass sie mit sich selbst im Krieg stehen (Lemke, 2005). Daher ist es wichtig, eine therapeutische Verbindung zu jedem Aspekt des Selbst herzustellen.

Obwohl es viele Möglichkeiten gibt, Zugang zu Ego-States zu erhalten, müssen wir oft mit dem Ego-State arbeiten, der spontan auftaucht. Ich-Zustände können aus einer Vielzahl von Gründen auch ohne therapeutische Anwendungen und/oder Hypnose auftauchen. Es kann sich um einen schützenden Ego-State handeln, der nicht will, dass das Selbst oder andere Ich-Zustände in der Therapie über irgendetwas sprechen, insbesondere nicht über ihre durch Missbrauch belastete Vergangenheit, oder vielleicht zeigt sich in der Therapiesitzung ein Ego-State, der sich durch traumatische Erfahrungen entwickelt hat. Diese Ich-Zustände werden leicht durch Erinnerungen an das entsprechende Trauma ausgelöst, sei es von außen oder durch einen anderen Ego-State innerhalb des Selbst.

Man könnte sich fragen: Wenn Ich-Zustände spontan auftauchen, warum müssen wir dann einen Zugang zu ihnen schaffen? Es ist sicherlich von Vorteil, über Strategien der Ego-State-Therapiefür die Arbeit mit sich präsentierenden Anteilen zu verfügen, aber es kann auch von Vorteil sein, gezielt den Zugang zu solchen Anteilen herbeizuführen, die unbewusstes Wissen über die Ursache, die Aufrechterhaltung oder sogar eine Lösung für ein Symptom beinhalten. Darüber hinaus ist die Schaffung des Zugangs zu den Anteilen, die dem Klienten als wertvolle Ressourcen dienen können, ein wichtiges Merkmal der Ego-State-Therapie (Phillips & Frederick, 1995, 2010; Lemke, 2021; Watkins & Watkins, 1997).

Auch sollte bedacht werden, dass alle Ich-Zustände als ressourcenreich und anpassungsfähig gelten (Phillips & Frederick, 1997; Watkins & Watkins, 1997). In den frühen Phasen der Behandlung sollten Therapeuten stets mit dem Zugang zu positiven Stärken und/oder dem, was Phillips und Frederick (2010) als das konfliktfreie Selbst bezeichneten, beginnen, da diese Zustände während der gesamten Behandlung als Ressourcen dienen werden. Der Zugang zu Ressourcen, dass sog. Resourcing (Phillips, 2020; Phillips & Frederick, 2010), ist eine der entscheidenden Komponenten, die die Ego-State-Therapie von dem Ansatz der Internal Family Systems unterscheidet (Phillips & Schwartz, n. d.). Ich-Stärkung und Resourcing werden zu Beginn der Behandlung eingeführt, sind aber auch in allen Phasen des SARI-Modells eingeflochten (Lemke, 2021; Phillips & Frederick, 1995, 2010; Phillips, 2020).

Watkins und Watkins (1997) sowie andere Kliniker haben verschiedene hypnotische Strategien für den Zugang zu Ich-Zuständen beschrieben, wie z. B. das Durchsprechen von Handlungsansätzen und -strategien, die Altersregression, das Erzeugen von Neugier und Überraschung, ideomotorische Signale, die Verwendung von Übergangsobjekten – und die Nutzung der Affekt- oder somatischen Brücke (Barabasz, 2013; Lemke, 2021; Phillips & Frederick, 1995, 2010). Es soll daran erinnert werden, dass Ich-Zustände auch auf zahlreiche andere Arten zugänglich sind, wie z B. Schreiben, Zeichnen, zustandsabhängiges Lernen und/oder zustandsabhängige Bewegung, neben anderen Techniken (Lemke, 2021). In diesem Kapitel wird nur eine der häufig verwendeten Hypnosetechniken beleuchtet, die dissoziative table technique (Fraser, 2003) die auch der innere Konferenzraum (Ross, 1997) genannt wird.

Im Folgenden wird eine Modifikation der dissoziativen table technique von Fraser (2003) verwendet, die einen Raum anstelle eines Zimmers oder eines Konferenztisches verwendet, weil diese Form flexibler ist. Dies kann diejenigen Teile ansprechen, die direkten Vorschlägen eines vorgegebenen Setting abgeneigt sind, indem sie Wünsche nutzen, die von Klienten kommen und nicht das, was Therapeuten vorschlagen. Die Technik bezieht auch hypnotische Sprache in die Einladung ein, die die Suggestion der Sicherheit und das Vorhandensein verschiedener Optionen vorbereitet und somit die Prinzipien von Priming, Permission und Pacing usw. respektiert, die weiter unten ausführlicher beschrieben werden (Lemke, 2021).

»Stellen Sie sich einen Raum vor, in dem alle Teile von Ihnen auf sichere und überschaubare Weise zusammenkommen können. Der Raum kann so sein, wie Sie ihn gerne hätten, vielleicht gibt es einen Tisch mit Stühlen für jeden Teil, oder vielleicht ist es ein Platz im Freien, ich mache Ihnen keine Vorgaben und daher gestalten Sie ihn so, wie Sie ihn für sich gerne haben möchten. Ich weiß, dass Sie haben (listen Sie alle Teile auf, die Ihnen bereits bekannt sind), aber ich bin mir nicht sicher, wer sonst noch anwesend sein könnte. Achten Sie darauf, wo jeder ist, wie alt sie erscheinen und wo sie in Beziehung zueinanderstehen. Nehmen Sie einfach alles wahr, was Sie können, und wenn es in Ordnung ist, können Sie mir sagen, was Sie erleben, falls Sie das möchten.« (Lemke, 2021)

Sobald der Therapeut weiß, wie er einen sicheren Zugang zu den Ego-States herstellt, kann er diese untersuchen und mit der Arbeit an den therapeutischen Zielen beginnen. Der therapeutische Ansatz sollte sich an der therapeutischen Beziehung orientieren, die in der Ego-State-Therapie von entscheidender Bedeutung ist, da die Beziehung des Therapeuten zu den Ego-States zu einem Modell dafür wird, wie die Klienten mit ihren eigenen Ego-States umgehen. Die Prinzipien der Ego-State-Therapie, wie sie im Folgenden beschrieben werden, und ein umfassender, phasenorientierter Behandlungsplan, der das Sicherheitsbedürfnis der Klienten im Auge behält, sollten die Behandlung ebenfalls leiten. Es gibt zahlreiche Methoden und Ansätze für die Erforschung des Unbewussten und für die Behandlung unterschiedlicher klinischer Symptomatiken, darunter sexuelle Störungen, Narzissmus, Trauma, Unfruchtbarkeit, Zwangsstörungen, Essstörungen, Sucht und dissoziative Störungen, um nur einige zu nennen. Weil die Darstellung der Anwendungsmöglichkeiten den Rahmen dieses Kapitels sprengen würde, sei auf entsprechende Darstellungen in der Literatur verwiesen (z. B. Adrienne, 2010; Emmerson, 2011; Frederick, 2005; Giandes, 2006; Lemke, 2005, 2007; McNeal, 2003, 2007; Phillips & Frederick, 1995; Seubert, 2018; Shapiro, 2016; Tjung Hauw, 2021; Torem, 1986; Watkins & Watkins, 1997). Konzentrieren wir uns daher auf die grundlegenden Prinzipien des Ego-State-Ansatzes so wie sie von Watkins und Watkins (1997) ursprünglich formuliert und von der Autorin (Lemke, 2022) modifiziert wurden. Diese Modifikationen erlauben eine verbesserte Anwendung der Ego-State-Therapie in Verbindung mit der Hypnose.

1.5 Die »P»-Prinzipien der Ego-State-Therapie

Watkins und Watkins (1997) skizzierten mehrere Prinzipien der Ego-State-Therapie als Leitfaden für die klinische Behandlung. In diesem Kapitel wird eine aktualisierte Vorlage der wesentlichen Prinzipien dieser Methode vorgestellt und dadurch die Vielfältigkeit des Selbst betont. Diese Prinzipien fördern ein klinisches Tempo, das für die Klienten erträglich ist und zu einer besseren Kooperation und einem besseren Behandlungserfolg führt. Sie dienen Therapeuten als Leitfaden für ihre Ego-State-Therapie, können aber auch für jede andere therapeutische Anwendung übernommen werden. In diesem Abschnitt werden nicht alle Prinzipien von Watkins und Watkins (1997) aufgeführt, die die Behandlung der Ego-State-Therapie leiten; stattdessen werden die acht »P»s vorgestellt, nämlich Pacing, Permission, Purpose, Priming, Physiology, Pendulation, Perspective und Protection (Lemke, 2022).

Es gibt viele Faktoren, die zum Scheitern klinischer Anwendungen beitragen können, wie z. B. auf der Seite der Klienten ein Mangel an ausreichendem Vertrauen oder das Gefühl, weder äußerlich noch innerlich sicher zu sein, was sich oft als psychischer Widerstand in der Therapie äußert. In diesem Fall, unabhängig davon, ob es sich um eine hypnotische Anwendung oder um ein anderes therapeutisches Setting (z. B. EMDR, Somatic Experiencing oder Internal Family Systems) handelt, neigen Therapeuten dazu, ihre klinische Kompetenz bezogen auf die Anwendung einer Methode in Frage zu stellen oder zweifeln an deren klinischer Validität. Das kann sie dazu veranlassen im therapeutischen Prozess weiterzugehen und nach dem nächsten neuen therapeutischen Werkzeug zu suchen, das sie benötigen, um ihren Klienten zu helfen – ohne zu beachten, dass die Antwort in den Klienten selbst liegt. Durch die Einbeziehung der hypnotischen Sprache, die die Umsetzung der P-Prinzipien erleichtert, und durch die Fallbeispiele hofft die Autorin zu erreichen, dass Therapeuten sich davon inspirieren lassen und den Wert der Ego-State-Therapie und die Möglichkeiten, die sie bietet, für sich entdecken.

Unabhängig davon, ob Sie mit unbewussten Prozessen (oder Teilen davon) arbeiten, sollten durch die Berücksichtigung dieser Prinzipien die Sicherheit Ihrer therapeutischen Arbeit und die hypnotische Explorationsfähigkeit verbessert werden, insbesondere wenn Sie mit komplexen Traumata und/oder dissoziativen Störungen arbeiten. Darüber hinaus wird die Umsetzung dieser Prinzipien dazu beitragen, eine bessere innere Kooperation zwischen den Ich-Zuständen zu erreichen. Die Klienten werden auch eher befähigt das Tempo in der Therapie zu bestimmen, dadurch das Fortschrittspotenzial zu erhöhen und mithin ihre Fähigkeit, emotional stabil zu bleiben, zu verbessern. Dies wiederum wird ihre Hoffnung und das Vertrauen in den therapeutischen Prozess auf beiden Seiten, bei Klienten und Therapeuten, fördern.

Die Prinzipien sollten das therapeutische Handeln in jeder Ego-State-Therapie leiten, sie sind jedoch besonders wichtig für Menschen, die stärker polarisierte Systeme haben, wie z. B. Klienten mit komplexen Traumata oder dissoziativen Störungen. Sicherheit, ein wahrgenommenes Gefühl von Sicherheit oder das Gefühl, sicher genug zu sein, sind für diese Personen entscheidend, um in der Therapie Fortschritte zu machen. Porges und Dana (2018) betonten die Bedeutung von Sicherheit und erklärten, dass sie das einzige verlässliche Mittel ist und die Voraussetzung, um Traumata behandeln zu können.

1.5.1 Pacing

Das erste der acht Prinzipien ist das Pacing. Das therapeutische Tempo sollte von den Klienten bestimmt werden, nicht vom Therapeuten, da die Ego-State-Therapie auf der Prämisse beruht, dass Ich-Zustände sich ihrer selbst nicht immer bewusst sind. Hier wird davon ausgegangen, dass Klienten möglicherweise nicht wissen, welches Behandlungstempo für sie sicher und handhabbar ist. Der Ansatz der Ego-State-Therapie kann dabei helfen, das angemessene Tempo zu bestimmen, indem Methoden verwendet werden, um bislang unbewusste Anteile hervorzubringen, die innere Weisheit dieser Anteile zu erkennen und auf diese Weise einen Weg herauszufinden, wie das richtige innere Tempo für die Therapie gefunden werden kann. Beispielhaft sei hier ein Klient erwähnt, der motiviert ist, traumatisches Material zu bearbeiten und ohne Zögern alles über seine Vergangenheit erzählen möchte. Wenn man ihm das erlaubt, wird er nach der Therapiesitzung unter Unruhe leiden, weil ein unbewusster Teil durch das Trauma aktiviert wurde und nun nervös ist aufgrund dessen, was in der Sitzung offenbart wurde.

Die folgenden Beispiele für hypnotische Sprache berücksichtigen das Prinzip des Pacing:

»Ich weiß, dass Sie sehr motiviert sind, sich voll und ganz auf die Arbeit an Ihrem Trauma einzulassen, und ich möchte wirklich, dass Sie auch eine gewisse Erleichterung spüren. Ich frage mich jedoch, ob wir zunächst Ihre Bereitschaft dazu erforschen können, indem wir sicherstellen, dass es keine unbewussten Aspekte in Ihnen gibt, die ein Bedürfnis haben, sich etwas langsamer zu bewegen.«

»Ich weiß, dass Sie bereit sind, aber ich frage mich, was Ihr Körper davon hält, sich in diese Richtung zu bewegen?«

1.5.2 Permission

Das Prinzip des Pacing trägt zur Bedeutung des zweiten Prinzips, der Permission (Erlaubnis), bei. Die Permission, also die Erlaubnis der unbewussten Anteile des Selbst einzuholen, bevor man mit hypnotischen Anwendungen oder der hypnotischen Exploration des Unbewussten fortfährt, kann unerwünschte Reaktionen der Klienten und ihre Destabilisierung verhindern. Das kann leicht durch die Einleitung einer Trance erreicht werden, und im Weiteren kann durch hypnotische Kommunikation um Erlaubnis zur Erkundung bestimmter Themengebiete gebeten werden, z. B. durch ideomotorisches Signalisieren, Einladen neugierig zu sein oder direktes Durchsprechen. Therapeuten können zum Beispiel fragen, ob sich eine therapeutische Anwendung für das gesamte Selbst oder System sicher anfühlt oder ob das gesamte Selbst mit den im Behandlungsplan dargelegten therapeutischen Zielen einverstanden ist. Auch die Frage, wie sich eine Anwendung auf andere Ich-Zustände auswirkt, könnte von Nutzen sein. Nützliche hypnotische Suggestionen könnten die folgenden sein:

»Ist das Unterbewusstsein oder sind alle Teile von Ihnen damit einverstanden, mit dem Schneiden aufzuhören?«