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Dieses E-Book entspricht 192 Taschenbuchseiten ... "Wie kann so etwas Schönes Sünde sein?" Penelope schüttelt verständnislos den Kopf. Sünde! Immer wieder benutzt ihr Vater dieses Wort. Was sie und Randolf getan haben, war doch ... Sünde! In jeder Faser ihres Leibes klingt diese Anschuldigung nach. Die Strafe: Ihr Vater verstößt sie aus der Familie! Abgeschoben. In ein Kloster. Verflixt – wenn sie doch nur ihre Finger ruhig halten könnte. Aber nein, ständig gehen diese frechen, aufmüpfigen Dinger auf Wanderschaft. Wollen so viel erkunden und erleben. Wie soll sie ihnen das ermöglichen? Noch dazu in einem Kloster? Was Penelope vorfindet, macht sie erst sprachlos. Aber dann wird entfesselt, worum es ihr geht: Neugierde – Leidenschaft – Sex. Der Name des Klosters: "Glückliche Frauen". Ihr Vater hätte weiser wählen sollen. Begleitet Penelope durch ihre wildesten Abenteuer. Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
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Seitenzahl: 261
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Impressum:
Kloster der Sünde | Erotischer Roman
von Millicent Light
1972 geboren, hatte Millicent Light schon immer Liebesgeschichten im Kopf. Dass sie irgendwann begann, diese aufzuschreiben, hat sie ihren Kindern zu verdanken, die ihr immer wieder Mut machten und sie darin bestärkten. Später entstanden dann aus einem vergangenen Briefwechsel die ersten erotischen Kurzgeschichten. Zur Teilnahme an einer Ausschreibung gedrängt, kam es tatsächlich zur Veröffentlichung einer ihrer Geschichten in einer Anthologie. Von da an war kein Halten mehr. Sie erzählt locker und leicht von der wohl schönsten Nebensache der Welt. Millicent ist verheiratet und lebt mit ihrer Familie und mehreren Hunden in Thüringen.
Lektorat: Jasmin Ferber
Originalausgabe
© 2020 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © Kotin @ shutterstock.com © lynnlin @ shutterstock.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783750700000
www.blue-panther-books.de
Sünde
»Du hast Schande über unsere Familie gebracht!«
Penelope saß demütig vor ihren Herrn Papa. Den Kopf ließ sie auf die Brust sinken und schon glitten ihre Gedanken wieder zu der angeblichen Schande.
Wie kann so etwas Schönes Sünde sein?
Sie sieht Randolfs Lippen auf sich liegen, wie diese sich an ihrem Busen labten. Ihren jugendlichen festen Knospen, die er zuvor ausgiebig minutenlang bewundert und in den höchsten Tönen gelobt hatte. Wagemutige suchende Finger glitten an ihren Innenschenkeln nach oben, schoben sich an ihrer Unterwäsche vorbei, legten sich zärtlich auf ihre intimste und doch heiß pochende Körperregion. Sie konnte die Augen nicht schließen, nein, sie musste sehen, wie er ihre Haut liebkoste, das jungfräuliche Fleisch massierte und streichelte.
Sie wollte wissen, wie er es schaffte, solch herrlichen Gefühle in ihr auszulösen.
Seine Lippen haben ihre zart dunkelrosa Brustspitzen umschlossen, mit der Zunge an ihnen gespielt und … oh, was für ein Vergnügen … daran gesaugt. Sie dehnte und drehte sich unter seinen köstlichen verwegenen Berührungen. Wollte mehr. Wollte alles wissen.
Sie war schon immer so verdammt wissbegierig gewesen und die seichten Liebesromane, die ihre Mutter ihr zugestand, entfachten bei ihr nur mehr Neugierde. Neugierde, was nach dem beschriebenen züchtigen Kuss auf die Stirn kommen würde. Neugierde darauf, was der Mann mit seinen Händen alles erkunden durfte.
Und Randolf … Oh ja, er war zwar einige Jahre älter und so hoffte sie, dass er ihr so viel mehr beibringen konnte. Sie wollte endlich ihre Unwissenheit und die Sehnsucht nach dem Unbekannten bezwingen, als sie, durch Zufall, allein mit ihm im Salon ihres Elternhauses aufeinandertraf. Alles begann mit einem unverfänglichen Gespräch über Sehnsüchte und über Literatur. Wenige Textpassagen von ihren beliebten Dichter später, und … oh mein Gott, sie war begeistert. Sie war … erregt, sie war … oooh … was für köstliche Gefühle seine Finger auf ihrem Arm erzeugten.
Während die Lippen feine, feuchte Spuren auf ihrer Handinnenfläche hinterließen, er seufzend zweideutige Zeilen darauf hauchte.
Hach … wie genüsslich es ihr erschien. In der Erinnerung daran berührten ihre Fingerspitzen die zarte Haut am Handgelenk.
Wie konnte ihr Vater es als Schande bezeichnen? Machte er es nicht mit ihrer Mama?
Ihr Blick blieb auf ihren Busen geheftet. Die weiße ätherische Haut, die sich kaum gegen ihr helles Morgenkleid abhob, bebte minimal.
Sie hoffte, ihr Vater würde es als Angst oder Demut deuten und nicht erkennen, dass sie in Erinnerungen an das Erlebte mit Randolfs Lippen schwelgte.
Penelope seufzte leise.
»Du bist verdorben!«, brüllte ihr Vater durch den Raum. »Kein ehrenwerter Mann möchte so ein Flittchen haben. Keiner will benutzte Ware.« Die Enttäuschung in seiner Stimme ließ Penelope kurz zusammenzucken.
»Was habe ich denn Schlimmes getan? Er hat mich doch nur geküsst!«, hauchte sie verständnislos.
»GEKÜSST?« Durchdringend hallte das Wort durch den Raum. »Er hatte seine Lippen auf deinen Bu … auf deiner Bru …«, resigniert wischte er sich über das Gesicht, »ich schaffe es nicht einmal, das Wort auszusprechen. Nein … so ein Verhalten dulde ich nicht in meinem Haus. Ich werde nicht zulassen, dass du die Zukunft deiner Schwestern ruinierst!« Er schritt hinter seinen Schreibtisch, dort nahm er einen Bogen Papier und schrieb in fliegender Handschrift eine Nachricht darauf. Faltete den Brief, versiegelte ihn und klingelte nach einen Boten.
»Mylord?«, fragte der Bedienstete.
»Orslon, überbringen Sie – umgehend – das Schreiben an den benannten Empfänger. Und warten Sie auf Rückantwort!«
An seine Tochter gewandt: »Und du junges Fräulein, du wirst dieses Haus nicht mehr verlassen, bis ich Antwort habe!«
»Du willst mich doch nicht mit Randolf verheiraten?« Sie schnappte entsetzt nach Luft. Sie ließ sich gern von ihm erregende Sachen zeigen, aber ihn heiraten? Dafür war er ihr doch zu alt!
»Oh nein … Ich will den Mann doch nicht mit deiner Lasterhaftigkeit bestrafen! Er sagte mir, du hättest dich ihm angebiedert und ich kann nicht anders, als ihm zuzustimmen. Denn dein Verhalten ist mir schon lange ein Dorn im Auge!«
»Papa!«
»Sprich mich nie wieder so an! Du hast deine Zugehörigkeit … zu meiner Familie … verspielt.« Er drehte sich um, öffnete die Tür und wollte das Zimmer verlassen. Ihr Ausruf hielt ihn kurz zurück.
»Bitte!«
»Nein. Ich werde den Ruf dieser Familie wegen dir nicht in den Dreck ziehen lassen. Auf gar keinen Fall!«
»Aber …«
»Wage es nicht, zu widersprechen! Ich habe es satt – dich satt! Du wirst die Konsequenzen zu spüren bekommen!«
Sprachlos und verwirrt blieb Penelope auf dem harten Stuhl vor Papas Schreibtisch sitzen. Was war hier gerade passiert?
Randolf behauptete, sie hätte ihn verführt? Wie kam er denn zu so einer Behauptung! Was hatte Papa jetzt mit ihr vor? Und warum sollte es Sünde oder sogar Schande sein, solche herrlichen Gefühle geschenkt zu bekommen?
Und schon schwirrten ihre Gedanken zurück zu dem Kribbeln und leichten Zittern. Zu den suchenden Fingern, die sich an die Stelle wagten, die bisher nur ihre Zofe gesehen hatte. Sie war von der Feuchtigkeit überrascht, die Randolf vorfand und sich gleich genussvoll unter die Nase hielt. »Jungfräulicher Liebessaft! Was für ein Aphrodisiakum!« Und leckte sich genüsslich den Finger ab. Penelope war einfach nur verzaubert, berauscht und sehnte sich nach einer Ausweitung des Erlebten.
Nur ganz vorsichtig schlichen sich die Vorahnungen einer Katastrophe in ihr Bewusstsein.
Verdrossen sammelte sie sich, strich über ihr hübsches Kleid, atmete tief durch und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. Wo sollte sie auch sonst hin. Die Diener ihres Vaters würden sie bestimmt nicht aus dem Haus lassen. Und, um jemanden einen Besuch abzustatten, war es noch ungehörig früh. In ihren Räumlichkeiten konnte sie sich auf das Bett kuscheln, sich an den Erinnerungen laben, die Randolf, trotz seiner geschmacklosen Behauptung, sie hätte ihn verführen wollen, ihr geschenkt hatte.
Ein flaues Gefühl überkam sie, wenn sie an die Androhung ihres Vaters dachte, aber nur kurz, denn sonst wurde sie nur mit Stubenarrest oder mit einer Woche Putzen, zusammen mit dem Zimmermädchen Ella, bestraft. Jetzt würde es möglicherweise ein paar Tage länger dauern, das säße sie aber mit links ab und konnte sich dann weiter mit ihren Abenteuern beschäftigen.
Vielleicht auch mit Randolf.
Den möchte sie vorher aber gehörig die Leviten lesen. Solche Behauptungen aufzustellen!
Denkbar, dass sie für die Hauptsaison zu ihrer Großmutter aufs Land ziehen musste. Dort sollte es aber auch gut aussehende Landadlige geben und die Stallburschen wären eine Augenweide.
Geschwind nahm sie die Stufen zu ihrem Zimmer und ließ sich dort rücklings auf das Bett fallen, breitete die Arme aus und stieß einen entzückten Seufzer aus.
Ob ihr ihre Finger die gleichen intensiven Gefühle bereiten könnten, wie die von Randolf? Seine langen, schlanken, geschmeidigen, die sich unter den Stoff geschoben hatten, ihren Busen sacht aus dem Kleid befreit und sich an dem hellen weichen Fleisch verlustiert hatten!
Schafften ihre zarten kleinen Finger es auch, diese Stellen in glühende Flecken zu verwandeln? Diese verflixte Neugierde.
Mit zärtlicher Sanftheit ließ sie ihre Fingerspitzen über die bloße Haut gleiten. Erst war da ein Kitzeln, ein Reiben, bis sie die richtige Intensität erreichte. Ihre kühlen Finger strichen über ihr Dekolleté, fühlten nahe dem Busen den dumpfen Herzschlag: stark, kräftig, gleichmäßig.
Der Rhythmus gefiel ihr, machte sie verwegener und sie verfolgte die pochende Spur weiter. Immer tiefer schob sie ihre Fingerspitzen unter ihr Mieder. Sie genoss dieses aufregende Gefühl. Und ja, fast ähnelte es den Berührungen von Randolf. Was würde passieren, wenn die Finger ihre Röcke nach oben zögen? Was, wenn sie sich an der pulsierenden, summenden Stelle zwischen ihren Beinen streichelte?
Sich ganz den Gedanken hingebend, der Hitze nachhängend, die in ihrem Körper zu brodeln begann, lag sie auf dem Bett.
Keine Sekunde später wurde sie der Tür gewahr, die sich mit Schwung öffnete und mit einem lauten Knall gegen die Wand schlug. Erschrocken nach Luft schnappend setzte sie sich auf, die Hand noch in ihrem Mieder gefangen und die Röcke über den Knien liegend, starrte sie auf die Person, die im Türrahmen wutschnaubend nach Worten suchte.
»Ich wusste es!«
Ganz langsam nahm Penelope ihre Hand aus dem Ausschnitt. Schob, in einer raschen Bewegung, den Stoff des Kleides hinab.
Wutentbrannt, mit hochrotem Kopf stand ihr Vater in der Tür.
»Was …?«
»Schweig! Ich will deine sündige Stimme nie wieder hier in meinem Haus hören!« Er drehte sich um sich selbst. »Scarlett! Pack ein paar Sachen in eine Reisetasche, nicht umwerfend viele und nichts von den erlesenen Kleidern. Da, wo dieses Weib hingeht, bedarf sie solcher Dinge nicht mehr!« Mit einer energischen Drehung wandte er sich wieder zu Penelope: »Du gehst ins Kloster! Dort werden Sie dir schon Zucht und Ordnung beibringen. Pack dich – du Buhle!«
»Scarlett, beeile dich!«, schrie er die verdatterte Zofe an.
»Orslon! Begleite diese Person so schnell wie möglich zu dem Kloster! Umgehend!«
»Aber …« ungläubig versuchte Penelope, zu ihrem Vater durchzudringen.
»Schweig! Du hast deinen Stand verspielt!«
Sie wusste, dass der Schrecken ihr ins Gesicht gemeißelt sein musste. Damit hatte sie nicht gerechnet.
Im Kloster
Dunkel, groß und wenig einladend ragten die Mauern ihres neuen Zuhauses am Ende des Weges in den dämmrigen Abendhimmel.
Penelope saß eingekuschelt in einer dicken Decke auf der gepolsterten Kutschenbank. Sie drückte die Nase am Fenster platt, um nichts zu verpassen und sich nicht unbedingt mit Scarlett, mit der sie immer noch zürnte, unterhalten zu müssen. Sie fühlte sich verraten. Abgeschoben. Missverstanden.
Wie konnte ihr Vater eine so schwerwiegende Entscheidung treffen. Wie konnte ihre Mutter ihm nur zustimmen? Wo waren ihre Schwestern, um ihr Beistand zu schenken? Wo Randolf? Von ihm hatte sie sich viel, viel mehr erhofft. Wie konnte er sie so verleugnen? Sie hatte nicht vor ihn zu heiraten! Auf keinen Fall. Er war doch steinalt! Sie wollte nur von seinem Erfahrungsschatz profitieren. Nur das! Was ist daran so schlimm?
Sie hatte gedacht, sie hätte ihm deutlich gemacht, dass sie nur von seinem Wissen schöpfen möchten. Was also ist schiefgelaufen?
Wie kam sie in diese Situation, in der es keinen Ausweg zu geben schien.
Und Scarlett? Die Verräterin saß schlummernd auf der Bank gegenüber und hatte ihr, vor der Abfahrt, noch einige Wertsachen, die sich Penelope in das Retikül geschoben hatte, abgenommen. Zwar lag ein verzeihender Blick in ihren Augen, doch das war es schon. Fordern hielt sie die Hand auf und sie war gezwungen, ihre Taufkette, den Schmuck, den ihre Großtante ihr zum vierzehnten Geburtstag geschenkt hatte und sogar den Ring ihrer geliebten Großmutter abzugeben. Sie hatte die Lippen stark zusammenkneifen müssen, sonst hätte sie geschrien. Und das wäre weit peinlicher geworden.
So rumpelte das Gefährt über die holprigen Landstraßen und sie einer traurigen Zukunft entgegen. Was wird nun aus ihrer Neugier?
Hach, sie versank im Selbstmitleid. Nahe am Rande der Verzweiflung zog sie sich die Decke fester um ihre Schultern und hing der Wärme nach, die ihr Atem gegen die Fensterscheiben pustete und rauchige Kreise entstehen ließ.
Unter der Decke schob sie die Hand heraus und berührte die milchige Stelle mit den Fingern, zeichnete kleine Male. Die kühle Feuchte kam ihr bekannt vor. Geschmeidig glitt ihre Fingerspitze über das glatte Glas. Immer mehr drückte sie gegen die Scheibe. Rieb über einen gedanklichen Punkt, den sie so genau an ihrem Körper kannte. Und durch ihren Leib floss eine angenehme Wärme, die sich langsam in ihr ausbreitete.
»Sie dürfen nicht verzagen!«
Gott!
Jetzt war sie aber erschrocken!
»Scarlett, sei einfach still.«
»Vielleicht lässt sich der gnädige Herr noch erweichen und holt Sie ganz schnell wieder nach Hause.«
»Wohl eher nicht.«
»Wie können Sie nur so etwas sagen? Ihr Herr Vater war vielleicht nur überrumpelt davon, dass sie kein Backfisch mehr sind!«
»Schön. Jetzt weiß er es! Und was habe ich davon? Ich sitze in einer unbequemen Kutsche und werde in ein Kloster abgeschoben. Außerdem – du sollst still sein!«
Sie hatte ihre Position nicht geändert. Immer noch presste sie den Kopf an die Scheibe und wünschte sich, der Weg würde endlich enden!
So, als würden ihre Gedanken Wirklichkeit werden, wurde sie langsamer und sie hörte den Kutscher laut rufen. Vergeblich wartete sie darauf, dass die Tür geöffnet wurde, vergeblich, dass sie standesgemäß begrüßt wurde. Verdutzt blickte sie zu Scarlett hinüber, die zuckte nur mit den Schultern, öffnet selbst die Tür. Kletterte hinaus, schimpfte über den Kutscher, der mitten in einer Pfütze gehalten hatte.
In dem Moment wurde unter Quietschen und Knarren, das kleinste Tor im Tor, aufgezogen. Ein dunkel bedeckter Kopf schaute durch den Spalt.
»Sie wünschen?«
»Guten Tag! Ihre Ladyschaft ist angekündigt.«
»Aaah, die gefallene Seele. Ich rufe die Mutter Oberin, wenn Sie bitte einen Moment Geduld haben.« Der schwarze Kopf verschwand und die Tür wurde weniger theatralisch geschlossen.
»Was denkst du, wie lange das dauert?«
»Ich weiß nicht.«
»Verdammt, ich friere mir hier die Hände ab!«
»Lady Penelope, Sie sollten an so einem Ort nicht fluchen!«
»Ja ja …« Penelope kletterte aus der Kutsche. Sie musste sich bewegen, sonst würde die Kälte durch ihren Körper ziehen und es Stunden brauchen, sich aufzuwärmen.
»Du musst mir nachher ein schönes Feuer im Kamin anmachen. Verfl…«, sie schielte schnell zu ihrer Zofe, »wie unschön, es ist so kalt.«
»Ich habe die strikte Anweisung, Sie bis zum Kloster zu begleiten, zu warten, bis die Mutter Oberin Sie in das Kloster führt und dann, auf dem schnellsten Weg, mit Orslon wieder heimzukehren.« Scarlett schaute ihrer Herrin nicht in die Augen. Sie war ja auch nicht mehr ihre Herrin. Ihr Vater bezahlte sie und hatte das Sagen. So leid es ihr um das Mädchen tat – aber, hier war jeder sich selbst am nächsten. Wer weiß, vielleicht wäre sie ohne Empfehlung entlassen worden, wenn sie sich auf die Seite der jungen Frau gestellt hätte.
»Autsch«, murmelte Penelope vor sich hin. Sie hatte nicht erwartet, dass ihr Vater so konsequent mit der Strafe umgehen wird. Ach verdammt … eigentlich doch! Seit sie wusste, dass er sie in ein Kloster abschieben wollte, war sie in eine Art Lethargie verfallen. Keiner sprach in den letzten Stunden ihrer Anwesenheit im Elternhaus mit ihr. Keiner blickte sie an.
Ihre Mutter und Schwestern verabschiedeten sich nicht einmal von ihr. Als sie an den Zimmern vorbeilief, hörte sie zwar ein leises Schluchzen, aber … sie kann sich auch getäuscht haben.
Jetzt stand sie also vor dem Kloster, wusste nicht wirklich, was sie erwartete und nicht, wie sie damit umgehen sollte.
Verstoßen von der Familie, verlassen von den Bediensteten. Sie könnte anfangen, mit dem Schicksal zu hadern. Sich noch mehr in Selbstmitleid hineinzusteigern.
Gerade fing sie an, Gefallen an den Gedanken zu finden, da wurde das größere Tor an dem Gebäude aufgestoßen.
»Aah, Miss Penelope. Der Weg hat Sie also zu uns verschlagen.« Lag in der Stimme eine Spur von Gehässigkeit?
Nein, so etwas wollte sie sich nicht einbilden.
»Ich bin Mutter Oberin Hildegard. Mir unterstehen die Nonnen und Novizinnen dieses Klosters der ›Glücklichen Frauen‹.«
»Das ist …«
»Kommen Sie Penelope, Schwester Adelheid wird Ihnen Ihr Zimmer zeigen, ruhen Sie sich etwas aus und dann reden wir morgen über Ihren Aufenthalt hier.« Die große in schwarz gekleidete Frau drehte sich würdevoll um und entfernte sich Richtung der alten Gemäuer.
»Nun, ich werde mich jetzt verabschieden. Sie waren eine gute Herrin, ich hoffe, sie können Ihren Vater, mit guten Verhalten, überzeugen, Sie wieder heimzuholen.«
»Scarlett …«
»Eure Ladyschaft … Auf Wiedersehen!« Auch sie drehte sich um, stieg bei Orslon auf den Kutschbock und beide fuhren einfach davon.
Penelope stand verdattert und hilflos auf dem großen Vorplatz des Klosters. Kalter Wind sammelte sich zwischen den Falten ihres Mantels und blähte ihn ungemütlich auf. Jetzt kroch die Kälte doch unter ihre Kleider und zwickte unangenehm in ihre Haut.
Verstohlen berührte eine feingliedrige Hand ihren Unterarm. »Ich bin Novizin Adelheid – unter uns: Du kannst mich auch Heidi nennen. Lass uns hineingehen, du zitterst ja am ganzen Leib.«
Oh ja, erst jetzt bemerkte Penelope, wie ihre Gliedmaßen regelrecht schlotterten.
Ob vor Angst, Kälte oder noch etwas Ärgerem, das wollte sie in diesem Moment nicht wissen.
»Wie ist es hier so?«, fragte sie die junge Frau neben sich. Sie war kaum älter als sie selbst.
»Es geht so. Wir beschäftigen uns …«
Was für eine seltsame Ausdrucksweise. Doch sie war einfach am Ende. Emotional und körperlich. Einfach fertig. Sie wollte nur noch aus den Kleidern raus, ein warmes Wolltuch um die Schultern legen und auf einem Bett weinen.
So hatte sie sich die Strafe nicht vorgestellt. Dass ihr Vater es ihr möglicherweise androhte – gut, damit hätte sie umgehen können. Ihre heimlichen Leidenschaften weiter verstecken und ihre Familie sich wieder beruhigen lassen. So schlimm (sie hatte bisher keine Ahnung, warum ihr Vater so einen Aufstand wegen eines Kusses gemacht hatte) konnte es doch nicht gewesen sein. Wenn ihr Vater es nicht mit ihrer Mutter machte … Na, dann verpassen sie etwas sehr Aufregendes.
Sie würde sich in den nächsten Tagen und Wochen vorbildlich benehmen, so wäre es vielleicht möglich, … ach, verflixt … Hatte er sie ohne Schwierigkeiten abgeschoben?
Hätte nicht wenigstens ihre Mutter Einspruch erheben können?
Penelope atmete tief durch. Die Hand auf ihrem Unterarm war warm und erinnerte sie daran, sich zu beeilen.
Sie musste da jetzt durch und sie konnte sich vorstellen, sich mit Adelheid anzufreunden.
Lange hohe Gänge, in denen sich der Wind und Kälte heimisch fühlten; große und kleine Türen reihten sich aneinander und verbargen noch ihre Geheimnisse dahinter.
»Adelheid?«
»Heidi …«
»Darf man das? Darf ich das?«
»Warum denn nicht? Wir sind hier wie eine große Familie und so streng, wie die Mutter Oberin sich gerne gibt, ist es hier nicht. Hab keine Angst, du wirst dich schnell eingewöhnen. Wir haben hier unseren Spaß – glaub mir. Du darfst nur nicht schüchtern sein!«
»Schüchtern? Ich denke, hier lernt man Demut und Gehorsam?«
»Ähm …«, hüstelte Adelheid verlegen in ihren Ärmel, »Ganz sicher …«
Penelope war es, als hätte sie ein leises ›nicht‹ gehüstelt.
Kam ihr vorhin schon die Erklärung merkwürdig vor, so begann sie jetzt genauer hinzuhören.
»Penelope, ich bringe dich zu unserem Raum, denn wir nächtigen zu dritt in einem Zimmer. Danach zeige ich dir, wo wir uns waschen und essen. Morgen sollst du mit der Mutter Oberin sprechen. Ich habe aber Bruder Benedikt schon gesehen, kann sein, dass du heute schon zu ihr musst.«
»Ist das Gespräch schlimm?«
»Wie gesagt … sei nur nicht schüchtern.«
Sie wollte gerade nachfragen, was es mit diesen seltsamen Andeutungen auf sich hatte, da erreichten sie ihre Unterkunft.
»Komm rein, hier ist unser Reich. Klein aber fein sagt Theresa immer. Und ich gebe ihr recht. Hier sind wir nach der Mitternachtsandacht bis in die frühen Morgenstunden ungestört.« Adelheid erzählte und erzählte. In der Zwischenzeit legte Penelope ihren Mantel ab und sah sich nach ihrer Zofe … Ach, da war ja was …
Ungeschickt öffnete sie sich das Kleid auf den Rücken und schob es über die Schultern.
Sie bemerkte gar nicht, wie still Adelheid geworden war. Erst als sie im Unterhemd dastand, hörte sie ein zittriges Luftholen hinter sich.
»Oooh, oooh …« Sie drehte sich verlegen um, bedeckte ihre noch verhüllte Blöße zusätzlich mit den Händen. »Oh, Adelheid, es tut mir leid. Bitte entschuldige. Ich habe nicht daran gedacht …«
»Gott, hast du wunderschöne Schulter.«
Das war ein Satz, auf den Penelope nicht vorbereitet war. Zumindest nicht von einer Nonne!
»Wie bitte?«
»So ein Traum. So blass und wohlgeformt. Ich möchte am liebsten sofort deine Haut berühren! Ich muss wissen, ob sie sich genau so ätherisch anfühlt, wie sie aussieht! Was für ein traumhaftes Gebilde!«
»Adelheid?«
Eben diese schritt auf sie zu. Umkreiste sie in einem sehr engen Radius, sodass Penelope schon ihren Atem auf der Haut spüren konnte.
Ihr: »Adelheid?«, wurde noch unsicherer.
Doch musste sich hier und jetzt ihre verflixte Neugier melden? Nicht schon wieder. Hatte diese dumme Neigung sie nicht in die dämliche Situation gebracht?
Und doch … Und doch …
Es kribbelte. Es ließ sie erzittern. Die Nähe von Heidis Atems, die Wärme ihrer Haut. Zittrig schnappte sie nach Luft, als Fingerspitzen ihre Schultern sanft berührten und den feinen Linien ihres Körpers entlangglitten.
»Du bist wunderschön. So eine Haut. Sie ist wie Seide.« Rau und merkwürdig verhangen hörte sich Adelheids Stimme an.
Und deren Finger malten erquickliche Linie, die zu brennen schienen. Jede Stelle, die sie berührte, begann zu glühen. Untergründig zu flammen. Aufgepeitschte Ströme der Erregung durchflossen augenblicklich die Haut auf ihren Schultern. Eine intensive Röte breitete sich auf ihr aus. Weiter hinab zum Dekolleté und aufwärts zu ihrem Hals. Fast automatisch beschleunigte sich ihr Atem, machte sie nervös. Machte sie gefügig. Ihr Kopf sank leicht nach vorn, gab der jungen Frau hinter sich den Blick auf eine perfekte Linie frei.
Gleich strichen mutige Finger ihren Nacken entlang, bis in den Haaransatz. Lösten mit flinken Bewegungen einige Strähnchen heraus, die dann in langen Wellen über die helle Haut fielen.
»Ooooh, wenn ich dich kosten könnte!« Es dauerte eine ganze Weile, bis Penelope den Sinn der Worte verstand.
»Wie meinst du das?« Verwirrt wollte sie sich zu ihr drehen, aber in diesem Moment trat Adelheid von ihr weg und ließ sie an Ort und Stelle stehen.
»Deine Kutte liegt auf dem Bett, die wirst du übergangsweise tragen. Darunter nichts. Auch nicht deine seidene Unterwäsche.«
»Nackt?«
»Wenn du es so nennen möchtest … Ja, nackt.« Sie lächelte anzüglich und begierig. »In ein paar Tagen wirst du es zu schätzen wissen.«
Adelheid verließ den Raum, nicht, ohne Penelope ans Herz zu legen, sich zu beeilen, sie wollten den Rundgang gleich angehen. Das war Penelope auch wesentlich lieber, als sich Gedanken über dieses Zwischenspiel machen zu müssen.
Tief in ihrem Bauch glomm eine Flamme, fast genauso heftig, als wenn sie von Randolf geküsst wurde. Wieso konnte eine Frau bei ihr die gleichen tiefen aufregenden Gefühle auslösen? Sie kleidete sich aus, verstaute ihre kostbare Wäsche in dem kleinen Koffer. Ihre Zähne klapperten, so kalt war es auf einmal im Raum. War das vorhin schon so gewesen? Sie sehnte sich nach ihrem mollig beheizten Zimmer, den schweren Bettdecken und heißen Steinen, um die Füße zu wärmen. Auf dem Bett lagen nur ein schwarzer Stoffhaufen, dicke Socken, eine weiße Haube. Und davor: flache, grobgeflochtene Schuhe.
Sie musste also ihre Bequemlichkeiten hergeben. Zum Tausch gegen? Was erwartete sie hier? Waren die Andeutungen und die seltsame Begebenheit mit Adelheid ein Versprechen?
Bevor sie weiter ins Grübeln verfiel, lächelte sie. Die junge Frau eben konnte sie gut ablenken. Vielleicht würde der Aufenthalt hier nicht allzu streng und langweilig.
Es dauerte eine geraume Weile, bis sie herausgefunden hatte, wie das Stoffteil angelegt wurde. Der ungewohnt raue Stoff kratzte und sie fühlte sich nackt darunter, auch fror sie entsetzlich.
Kaum hatte sie sich ihre Kutte übergestreift und einigermaßen ordentlich in Form gezupft, klopfte es kurz an der Tür und Adelheid trat ein. »Fertig?«
»Ja, gerade geworden. Habe ich sie richtig an?«
Heidi umkreiste sie, ließ den Blick über sie schweifen. »Doch, sieht jedenfalls so aus.«
»Ich friere.«
»Wie würde Mutter Oberin jetzt sagen: …«, sie stemmte die Hände auf die Hüfte und räusperte sich, »… Arbeit ist der wärmste Mantel!« Dabei wackelte sie den Kopf ziemlich gewichtig hin und her. »Und außerdem … wir finden Mittel und Weg, damit uns nicht kalt bleibt! Los, komm, lass mich dir die Räume zeigen, die wir benutzen und dann bringe ich dich zur Mutter Oberin, die hat dein Gespräch doch für heute angesetzt.«
»Oh … Ist das gut?«
»Auf jeden Fall nicht schlecht.«
»Das heißt?«
»Du hast die Prozedur dann hinter dir.«
»Adelheid …«
»Heidi – wenn wir unter uns sind. Bitte.«
»Na gut. Heidi. Mach doch nicht immer solche seltsamen Andeutungen. Ich bin furchtbar verwirrt.«
»Ach, Penny, ich nenne dich so. Das passt besser zu deiner Haut.«
»Du verwirrst mich tatsächlich.«
»Gewöhn dich daran, wenn du dich eingelebt hast, wirst du nicht mehr wegwollen.«
Sie schob Penelope zur Tür hinaus und fasste sie demonstrativ am Po, knuffte fest hinein.
»Autsch!« Penelope hüpfte schmerzerfüllt nach vorn. »Was machst du?«
»Testen, ob du dich an die Anweisung gehalten hast.«
Penelopes Kopf zuckte herum, nur damit sie sah, wie anzüglich Adelheid wieder grinste.
Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in ihr breit. Irgendetwas stimmte hier nicht.
Doch der Gedanke war so schnell verflogen, wie die junge Frau vor ihr, ihren Arm ergriff und sie mit sich zog.
Wie vorhin wurde die Stelle, wo sie sie berührte, sofort warm, nein – hitzig. Irgendwie veränderte sich jedes Mal ihr Blick auf Adelheid, wenn diese ihr näherkam. Sie fühlte sich leicht und aufgekratzt und … ach verflixt. Neugierig. Verdammt.
Eine gute halbe Stunde später standen sie in einem sehr dunklen Flur. Kein Fenster, keine Lampe, keine Tür spendete Licht in dieser Ecke.
»Geradeaus ist das Büro der Mutter Oberin. Sie mag es etwas unheimlich. Ansonsten ist sie eine nette Person. Lass dich nicht einschüchtern. Und geniere dich nicht. Du bist perfekt. Wunderschön. Ich bin fast ein wenig neidisch.«
Und wieder solche seltsamen Äußerungen.
»Was soll das heißen, Heidi?«
Adelheid legte ihr einen Finger auf die Lippen, ihr Blick senkte sich auf die Stelle, auf die sie sanften Druck ausübte. Unverhofft näherte sie sich Penelope und hauchte ihr einen schnellen Kuss darauf.
Für eine Sekunde war Penelope wie erstarrt. Gleich kam aber Leben in sie und sie hob ihr ihre Lippen entgegen. Allerdings zu spät, denn da hatte sich Heidi schon umgedreht und war aus dem Flur in den lichtdurchfluteten Mittelgang gelaufen.
Auch nett, war alles, was sich Penelope dachte …
Zögerlich tastete sie sich den Weg entlang. Setzte einen Schritt vor den anderen, weil sie so hoffte, nirgendwo anzustoßen. Sie war noch nicht weit gekommen, da öffnete sich vor ihr eine Tür. Sie blinzelte, da die plötzliche Helligkeit ihr die Sicht nahm. Schützend hielt sie die Hand vor Augen, was zwar gegen das Licht half, es ihr aber nicht möglich war, etwas zu sehen.
»Ach, schau einer an. Die Neue. Bruder Benedikt, lass uns unseres Amtes walten.«
Penelope erkannte die Stimme der Mutter Oberin.
Sie fasste ihren ganzen Mut und schritt, halb blinzelnd, in den Raum.
»Mutter Oberin, ich sollte bei Ihnen vorsprechen.«
»Was für ein höfliches junges Mädchen. Dein Vater hat dich uns ganz anders beschrieben. Aber, lassen wir das jetzt. Tritt näher mein Mädchen. Lass dich begutachten.«
Die Oberin umkreiste sie, betrachtete sie von oben bis unten. Penelope fühlte es warm in sich aufsteigen, aber der Ausdruck in Mutter Oberins Augen machte ihr zu schaffen.
Entblößt.
Ja, nackt. So eindringlich fiel die Betrachtung aus.
Sie bemerkte Bruder Benedikt erst in dem Moment, als sie sich mit der Mutter Oberin im Kreis drehen wollte. Erstaunt verharrte sie mitten in der Bewegung. Was sollte das für ein Gespräch werden? Die innere Unruhe kroch in ihr hoch und hinterließ, zusammen mit der schon vorhandenen Wärme, ein sehr mulmiges Gefühl. Seltsamerweise konnte sie tief darunter etwas anderes feststellen.
Neugierde.
Wie kann man sich in so einer Situation befinden und sich doch nicht eingeschüchtert fühlen? Warum blickte sie nicht ängstlich zur Seite? Warum suchte sie den Blickkontakt? Und warum schlotterten ihr nicht die Knie?
Warum hatte sie keine Angst?
Sie wollte gerade den Fragen auf den Grund gehen, da trat die Mutter Oberin hinter ihr dicht an sie heran.
»Was für ein hübsches kleines Ding uns da auf die Schwelle gesetzt wurde. Bruder Benedikt – wie siehst du das?«
Penelope konnte die Worte direkt an ihrem Hals spüren. Die Oberin drängte sich näher an ihren Körper. Penelope merkte den Druck, von ihren großen weichen Busen, an den Schulterblättern. Die Formen ähnelten der ihrer alten Zofe Betty, die einen derart voluminösen Vorbau hatte und sich dadurch immer schlecht bewegen konnte.
Sie sollte sich von ihr entfernen. Sie sollte sich sofort aus dem Raum begeben. Doch … irgendetwas hielt sie zurück. Ließ sie stehen bleiben und warten. Entfachte ein tief in ihr verwurzeltes und nun langsam nach oben windendes Gefühl.
Erregung. Tiefe urwüchsige Erregung.
Sie keuchte leise auf. Dieser warme Druck an ihrem Rücken ließ sie vibrieren, ließ sie sich selbst infrage stellen. Hinter ihr: Das war eine ältere Frau, eine, vor der sie Respekt haben sollte. Doch genau das Gegenteil war der Fall. Sie war erregt. Sie war feucht.
Genau da, wo Randolf seine Finger in sie eingeführt hatte. Zwischen ihren Beinen, da, wo die zarten Falten dicht aneinander lagen. Wo die feinen Härchen wuchsen, alles verdecken, was so fein kribbelte, sich nach sinnlichen Berührungen sehnte. Sie hatte diese Stelle nie so angefasst, wie er damals seine Finger hineingeführt hatte. Nie. Beim Waschen huschte sie nur flink darüber, beim Baden erledigte das stets ihre Zofe. Erst hier kam ihr in den Sinn, wissen zu wollen, wie es sich anfühlte.
Ein atemloser Seufzer drang aus ihrem Mund.
»Oh, Bruder Benedikt … was haben wir hier für ein Schätzen gefunden!« Feingliedrige Finger öffneten die Kutte, strichen sie über ihre Schulter und sie hörte ein leises Aufkeuchen, so eins, wie es Adelheid vorhin in ihrem Zimmer ausgestoßen hatte. »Was für eine berückende Schönheit!«
Penelope blieb still stehen. Bewegte sich nicht und wartete, was jetzt noch folgen würde.
In einem Ruck rutschte der große Kittel an ihr hinab und sie stand, wie Gott sie geschaffen hatte, vor den beiden fremden Menschen.
Sollte sie sich nicht schämen? Sollte sie nicht ohnmächtig darniederliegen?
Nein … Sie öffnete die Augen, sah Bruder Benedikt direkt ins Gesicht und konnte dort eine erhabene Ehrfurcht lesen. Ihm gefiel, was er an ihr sah.
Er war entzückt, denn seine Lippen kräuselten sich. Er war erregt, denn sein Atem ging auf einmal schneller und sie konnte ihn hören. Genauso sah jedes Mal Randolf aus, wenn er mit ihr allein war und die Hände unter ihren Gewändern verschwanden.