Komplexe Pflegesituationen - Sally-Ann Wherry - E-Book

Komplexe Pflegesituationen E-Book

Sally-Ann Wherry

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Beschreibung

Menschen mit komplexen, vielschichtigen Gesundheits-bedürfnissen zu versorgen ist alltägliche pflegerische Aufgabe und Praxis. Dazu ist es notwendig, die Einflussfaktoren, Komorbiditäten und Versorgungsangebote zum Management der Komplexizität zu verstehen. Das Praxisbuch zum Komplexizitätsmanagement klärt und veranschaulicht, welche Elemente und Komorbiditäten in verschiedenen Settings und Kontexten komplexe Pflegesituationen kennzeichnen verbindet die Punkte zwischen biologischen, ökonomischen, sozialen und psychologischen Einflussfaktoren und Dimensionen, aus denen sich komplexe Pflegesituationen bilden, bündeln und erklären lassen beschreibt Strategien, wie Pflegende komplexe Pflege-situationen einschätzen und mit Case- und Care-Management meistern können, um Klient*innen in einem gemeinsamen Entscheidungsprozess zu unterstützen erläutert, wie Pflegende komplexe Pflegesituationen im Pflegeprozess einschätzen, mit Syndrom-Pflegediagnosen erkennen und benennen und mit Concept Mapping visualisieren und verstehen können beschreibt die Syndrompflegediagnosen "Risiko eines Inaktivitätssyndroms" und "Frailty Syndrom im Alter" mit ihren Merkmalen, Einfluss- und Risikofaktoren bietet Fallbeispiele für komplexe Pflegesituationen bei Kindern, Erwachsenen und Menschen mit Behinderungen sowie komplexe Pflegesituationen in der psychiatrischen Pflege zeigt, wie Pflegeexperten kritisch über komplexe Pflegesituationen nachdenken, und hilft Pflegenden, mit Übungen zur reflektierten Pflegepraxis diese zu erlernen und umsetzen erleichtert Pflegestudierenden und Pflegefachpersonen mit Fallspielen, kritischen Reflexionsfragen und exemplarischem Handeln von Pflegeexpert*innen, eigene Fertigkeiten zum professionellen Umgang mit komplexen Pflegesituationen zu erwerben.

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Sally-Anne Wherry

Nikki Buck

(Hrsg.)

Komplexe Pflegesituationen

Komplexizität in der Pflege erkennen, verstehen und managen

Aus dem Englischen von Heide Börger

Deutschsprachige Ausgabe herausgegeben von Stefan Schmidt

unter Mitarbeit von

Jürgen Georg

Sam Greedy

Eleri Jones

Nick Preddy

Mark Smith

Komplexe Pflegesituationen

Sally-Anne Wherry, Nikki Buck (Hrsg.)

Wissenschaftlicher Beirat Programmbereich Pflege:

André Fringer, Winterthur; Jürgen Osterbrink, Salzburg; Doris Schaeffer, Bielefeld; Christine Sowinski, Köln; Angelika Zegelin, Dortmund

Sally-Anne Wherry (Hrsg.). RGN, MScN in Parkinsons Management, Postgrad Certificate, cand. PhD, Pflegedozentin, Gloucestershire, GB.

Nikki Buck (Hrsg.). RGN, Intensiv-Pflegefachfrau für pädiatrische Pflege, Pflegedozentin, Gloucestershire, GB.

Stefan Schmidt (dt. Hrsg.). Prof. Dr. rer. medic., Prodekan, Professur für Klinische Pflege mit dem Schwerpunkt Pflege- und Versorgungskonzepte, Case Management-Ausbilder (DGCC)

Hochschule Neubrandenburg, Fachbereich Gesundheit, Pflege, Management

Brodaer Straße 2

DE-17033 Neubrandenburg

E-Mail: [email protected]

Internet: www.hs-nb.de

Wichtiger Hinweis: Der Verlag hat gemeinsam mit den Autoren bzw. den Herausgebern große Mühe darauf verwandt, dass alle in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Mengen, Dosierungen, Applikationen, Internetlinks etc.) entsprechend dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes abgedruckt oder in digitaler Form wiedergegeben wurden. Trotz sorgfältiger Manuskriptherstellung und Korrektur des Satzes und der digitalen Produkte können Fehler nicht ganz ausgeschlossen werden. Autoren bzw. Herausgeber und Verlag übernehmen infolgedessen keine Verantwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

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Anregungen und Zuschriften bitte an:

Hogrefe AG

Lektorat Pflege

z. Hd. Jürgen Georg

Länggass-Strasse 76

3012 Bern

Schweiz

Tel. +41 31 300 45 00

[email protected]

www.hogrefe.ch

Lektorat: Jürgen Georg, Alissa Leuthold

Redaktionelle Bearbeitung: Martina Kasper

Herstellung: René Tschirren

Umschlagabbildung: Getty Images/sturti

Satz: Claudia Wild, Konstanz

Format: EPUB

Das vorliegende Buch ist eine Übersetzung aus dem Englischen. Der Originaltitel lautet „Complex Care in Nursing“ von Sally-Anne Wherry, Nikki Buck.

© 2023. Sage Publications, Ltd., London/New Delhi, United Kingdom.

1. Auflage 2024

© 2024 Hogrefe Verlag, Bern

(E-Book-ISBN_PDF 978-3-456-96301-3)

(E-Book-ISBN_EPUB 978-3-456-76301-9)

ISBN 978-3-456-86301-6

https://doi.org/10.1024/86301-000

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Zitierfähigkeit: Dieses EPUB beinhaltet Seitenzahlen zwischen senkrechten Strichen (Beispiel: |1|), die den Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe und des E-Books im PDF-Format entsprechen.

Inhaltsverzeichnis

Dank

Geleitwort zur deutschsprachigen Ausgabe

Einleitung

1 Einführung in die komplexe Versorgung

1.1 Einleitung

1.2 Die Kosten der Gesundheitsversorgung

1.2.1 Leben mit einer Behinderung

1.2.2 Vergünstigungen

1.3 Richtlinien

1.4 Zusammenfassung, Ausblick und Weiterführendes

2 Komplexe Versorgung in Abhängigkeit vom Kontext

2.1 Einleitung

2.2 Die Auslöser im Bereich der komplexen Versorgung

2.2.1 Soziologische Auslöser

2.2.2 Politische Auslöser

2.2.3 Psychologische Auslöser

2.2.4 Biologische Auslöser

2.3 Medikation bei komplexen Problemen

2.4 Zusammenfassung, Ausblick und Weiterführendes

3 Sozioökonomische Aspekte der komplexen Versorgung

3.1 Einleitung

3.2 Das Unterstützungssystem

3.3 Der „Stiefel“-Vergleich von Vimes

3.4 Das Preisschild für eine Behinderung

3.5 Kosteneffiziente Systeme

3.6 Teams für komplexe Versorgung und Dienste

3.7 Der Kampf gegen Ungleichheiten im Gesundheitsbereich

3.8 Zusammenfassung, Ausblick und Weiterführendes

4 Strategien in der komplexen Versorgung

4.1 Einleitung

4.2 Der Pflegeprozess

4.2.1 Traumaorientierte Versorgung

4.2.2 Auswirkungen auf klinische Gesundheitsfachberufe

4.2.3 Selbstmanagement

4.3 Gemeinschaftliche Versorgung

4.3.1 Implementation

4.3.2 Pflegeevaluation

4.3.3 Anmerkungen zu bestimmten Gruppen

4.3.4 Grenzen

4.4 Zusammenfassung, Ausblick und Weiterführendes

5 Multidisziplinäres Management

5.1 Das multidisziplinäre Team

5.2 Verschiedene Versorgungsmodelle

5.3 House of Care

5.3.1 Partnerschaftliche Zusammenarbeit

5.3.2 Engagierte und informierte Betroffene und Betreuungspersonen

5.3.3 Organisatorische und unterstützende Prozesse

5.3.4 Beauftragung, die „mehr als Medikamente“ beinhaltet

5.3.5 Die schottische Implementation

5.4 Kritische Anmerkungen zum House of Care

5.5 Transitionale Versorgung

5.6 Informationsquellen

5.7 Gesundheitsbezogene gesellschaftliche Maßnahmen

5.8 Zusammenfassung, Ausblick und Weiterführendes

6 Gemeinsame Entscheidungsfindung

6.1 Was bedeutet gemeinsame Entscheidungsfindung?

6.2 Modelle in der Praxis

6.2.1 Three-talk-model of shared decision making (SDM)

6.2.2 Interprofessional shared decision making model

6.2.3 Ottawa Decision Support Framework

6.3 Aktivierung und Vorbereitung der Patient*innen

6.4 Möglichkeiten zur Unterstützung der gemeinsamen Entscheidungsfindung

6.5 Was ist bei nicht eindeutiger Datenlage?

6.6 Rechtliche Aspekte

6.6.1 Fähigkeit

6.6.2 Unterschiedliche Populationen

6.6.3 Junge Menschen

6.6.4 Psychische Gesundheit

6.6.5 Lernbehinderungen

6.7 Was eine gemeinsame Entscheidungsfindung erschwert

6.7.1 Das machen wir bereits

6.7.2 Uns fehlen die richtigen Tools

6.7.3 Wie lässt sich das ermitteln?

6.7.4 Zu viele konkurrierende Anforderungen und Prioritäten

6.7.5 Die Patient*innen wollen das nicht

6.8 Kenntnisreiche Patient*innen

6.9 Entscheidungsfindung – Mechanismen und Kontexte

6.10 Integration in die Versorgung

6.11 Zusammenfassung, Ausblick und Weiterführendes

7 Komplexe Versorgung im Bereich psychische Gesundheit

7.1 Einleitung

7.2 Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit

7.3 Definitionen

7.4 Soziale und politische Determinanten

7.5 Traumaorientierte Versorgung

7.6 Kommunikation

7.7 Medikamentöse Therapie und ethische Aspekte

7.8 Fähigkeit und der Mental Capacity Act (2005)

7.9 Mental Capacity Act 2005: Kritische Anmerkungen

7.10 Die Finanzierung des psychiatrischen Bereichs im NHS

7.10.1 Zugang

7.10.2 Verschiedene Versorgungsmodelle

7.11 Versorgung während einer Krise

7.12 Integrierte Versorgung

7.13 Das Dreieck der Versorgung

7.14 Zum Ausschluss führende Diagnosen

7.15 Zusammenfassung, Ausblick und Weiterführendes

8 Komplexe Pflege: Erwachsene

8.1 Einleitung

8.2 Theorien zum Thema Energie

8.2.1 Die Löffel-, Gabel- und Messertheorie

8.2.2 Die Unified Cutlery Theory

8.2.3 Sexualität als Aktivität des täglichen Lebens

8.3 Bereich psychische Gesundheit von Erwachsenen

8.4 Zusammenfassung, Ausblick und Weiterführendes

9 Komplexe Versorgung und LernbehinderungSam Greedy und Nick Preddy

9.1 Einleitung

9.2 Herausforderndes Verhalten

9.2.1 Verhalten und seine Funktionen

9.2.2 Verhalten und körperliche Gesundheit

9.2.3 Das Time-Intensity model

9.2.4 Vergessen Sie nicht, auf sich zu achten

9.3 Autismus

9.3.1 Diagnose, Inzidenz und Ursachen

9.3.2 Soziale Interaktion und wörtlich verstandene Sprache

9.3.3 Eingeschränkte und repetitive Neigungen und Verhaltensmuster

9.4 Sensorische Probleme

9.4.1 Hyper- und Hyposensibilität

9.4.2 Visuelle und akustische Wahrnehmungen

9.4.3 Akustische Wahrnehmungen

9.4.4 Taktile Wahrnehmungen

9.4.5 Geschmack und Geruch

9.4.6 Abschließende Bemerkungen zu sensorischen Problemen

9.5 Komorbidität

9.6 Therapien

9.6.1 Intensive Interaktion

9.6.2 Sensorische Integrationstherapie

9.6.3 Weitere einfache Maßnahmen

9.7 Zusammenfassung, Ausblick und Weiterführendes

10 Kinder mit komplexen Bedürfnissen

10.1 Einleitung

10.1.1 Definitionen

10.1.2 Statistische Zahlen

10.2 Familienzentrierte Versorgung

10.3 Fähigkeit, Zustimmung und Kompetenz

10.3.1 Fraser-Richtlinien und Gillick-Kompetenz

10.3.2 Fähigkeit bei Kindern mit komplexen Bedürfnissen

10.4 Verschiedene Versorgungsmodelle

10.4.1 Integrierte Versorgung

10.4.2 Die Koordination der Versorgung

10.4.3 Transitionale Versorgung

10.5 Selbstmanagement

10.6 Technologie

10.7 Zusammenfassung, Ausblick und Weiterführendes

11 Komplexe Pflegesituationen durch Care und Case Management meisternStefan Schmidt

11.1 Einleitung

11.2 Komplexe Fälle in fünf Schritten

11.3 Forschungsergebnisse für den D-A-CH-Raum

11.4 Digitale Video- und Fallkonferenzen

11.5 Zusammenfassung, Ausblick und Weiterführendes

12 Komplexe Pflegesituationen im PflegeprozessJürgen Georg

12.1 Komplexe Pflegesituationen im Pflegeprozess

12.2 Etymologie

12.3 Syndrompflegediagnosen

12.4 Syndromcharakteristika und Mustererkennung

12.5 Geriatrische Syndrome

12.6 Beispiel: Risiko eines Inaktivitätssyndroms

12.6.1 Pflegediagnose Risiko eines Inaktivitätssyndroms

12.6.2 Pflegeinterventionen beim Risiko eines Inaktivitätssyndroms

12.7 Beispiel: Frailty-Syndrom im Alter

12.7.1 Pflegediagnose Frailty-Syndrom im Alter

12.7.2 Pflegeinterventionen bei einem Frailty-Syndrom im Alter

12.8 Concept Maps und Concept Mapping komplexer Pflegesituationen

12.9 Zusammenfassung

Literatur

Übungen: kurze Antworten

Standards des The Nursing and Midwifery Council/NMC

Autorenverzeichnis

Deutscher Herausgeber

Sachwortverzeichnis

|11|Dank

Dieses Buch enthält das kollektive Wissen vieler Menschen, inklusive der Menschen, die aufgrund eigener Erfahrung zu Expert*innen geworden sind, und unserer Kollege*innen aus der Praxis, ohne deren Mitarbeit diese Arbeit weniger gut und vollständig wäre. Das Buch basiert auf der Arbeit von fünf Pflegenden, die während einer Pandemie zusammengearbeitet haben.

Wir danken allen, die einen Beitrag zu unserer Arbeit geleistet haben, also den Menschen, die aufgrund eigener Erfahrungen zu Expert*innen wurden, die uns ihre Zeit und Energie geschenkt haben; unseren Student*innen, die die Aktivitäten gelesen und ausprobiert haben; den Personalmitgliedern, die sich die Zeit genommen haben, das Buch zu lesen und uns Feedback zu geben; sowie unseren Familien für ihre unablässige Unterstützung und Geduld.

Zu dem Team, das zu jedem Buch seinen Beitrag leistet, gehören die Redakteur*innen und Lektor*innen, ohne deren Arbeit dieses Buch deutlich weniger interessant und kohärent wäre.

|13|Geleitwort zur deutschsprachigen Ausgabe

Als ich danach gefragt wurde, die deutschsprachige Herausgabe des Buchs „Komplexe Pflegeinterventionen“ zu übernehmen, habe ich mich schnell dafür entschieden. Mit Inkrafttreten des Pflegeberufegesetzes 2020 in Deutschland waren in vielfältiger Hinsicht die Diskussionen um eine „hochkomplexe Pflege“ zu lesen. Was genau eine „hochkomplexe Pflege“ ausmacht, macht das Gesetz natürlich nicht deutlich. Eine differenzierte Betrachtung erscheint darum notwendig. Das vorliegende Buch gibt vielfältige Ideen dazu und macht Vorschläge für eine Differenzierung. Es berücksichtigt den Kontext ihrer Entstehung sowie sozioökonomische Aspekte und zeigt zahlreiche Lösungsstrategien für Beteiligte auf.

In unserer beruflichen Pflegepraxis haben wir mit kranken, vulnerablen Personen zu tun, die in vielerlei Hinsicht Unterstützung benötigen. Oftmals sind die Menschen nicht in der Lage, die erforderlichen Hilfen selbst zu organisieren und zu koordinieren, gehen in der „Komplexität“ nahezu unter. Es wird Patient*innen nicht immer leicht gemacht, wenn sie an unterschiedlichen Orten mit vielen unterschiedlichen Personen zu tun haben.

Komplexität ist ein fundamentales Konzept, das in vielen Bereichen unseres Lebens eine wichtige Rolle spielt. Sie bezieht sich auf die Vielfalt, die Struktur und die Wechselwirkungen in einem System. Diese Komplexität kann in verschiedenen Kontexten auftreten, z. B. in sozialen Strukturen (wie wir sie in der Pflege finden). In der pflegerischen Praxis können bei Patient*innen zusätzlich unerwartete Entwicklungen auftreten, die schwer vorherzusehen sind – z. B. durch den plötzlichen Verlust eines lieben Menschen, durch Nebenwirkungen von Therapien oder durch eine psychische Erkrankung, durch Arbeitslosigkeit und Einsamkeit. Das kann für Patient*innen und ihre Zugehörigen zusätzliche Herausforderungen in Bezug auf Sicherheit, Stabilität und Nachhaltigkeit darstellen.

Ein Schlüsselelement von komplexer Pflege ist eine ganzheitliche, personenorientierte Sichtweise. Das bedeutet, dass nicht ausschließlich die körperlichen Symptome „behandelt“, sondern auch die psychischen und sozialen Bedürfnisse der Patient*innen berücksichtigt werden. Es geht um die Unterstützung bei der Bewältigung von Krankheit und Pflegebedürftigkeit (mit ihren Wechselwirkungen). Dies umfasst bspw. die Bereitstellung von emotionaler Unterstützung, die Förderung von Selbstmanagementfähigkeiten und die Vermittlung von Informationen über Krank|14|heit und Pflegeinterventionen sowie mögliche Behandlungsoptionen. Nicht zuletzt die Grundlage, damit eine informierte Zustimmung und partizipative Entscheidungsfindung möglich werden können.

Anderseits haben Patient*innen und ihre Zugehörigen bei Krankheit und im Pflegefall mit vielen (zusätzlichen) Herausforderungen zu kämpfen. Sie haben in der Regel

a)

mit vielen unterschiedlichen Personen zu tun (wie Pflegende, Hausärzt*innen, Sachbearbeiter*innen),

b)

die alle unterschiedlich ausgebildet und qualifiziert sind (Studium oder Ausbildung in Pflege, Sozialversicherung, Medizin, Therapie, …),

c)

die oftmals unterschiedliche Interessen verfolgen (Leistungsträger haben andere Interessen als Leistungsanbieter).

d)

Zusätzlich sind für Patient*innen und ihre Zugehörigen die Zugänge und „richtigen“ Ansprechpersonen unklar und

e)

häufig müssen viele Anträge auf Leistungen gleichzeitig gestellt werden. Dabei sind die Antragsformulare nicht selten in einer (Expert*innen-)Sprache formuliert, die für „Nicht-Expert*innen“ kaum verständlich ist. (Denken Sie doch selbst mal an einen Antrag, den Sie privat ausfüllen sollten).

Man kann also sagen, dass in einer Zeit der Schwächung von Patient*innen (bei Krankheit und/oder Pflegebedürftigkeit, Behinderung oder nach einem Unfall) ein Höchstmaß an Kommunikationsfähigkeit abverlangt wird. Es ist aber nicht der betroffene Mensch, der darum plötzlich „komplexer“ wird (wie wir in der Literatur leider viel zu häufig lesen), vielmehr ist es das „System“ um die Patientin oder den Patienten herum, das Komplexität zuspitzt.

Dazu steigen Anforderungen für Pflegende und beteiligte Berufsgruppen. Vor dem Hintergrund einer wissenschaftlich fundierten, evidence-basierten Praxis bleibt immer weniger Zeit für Pflege, Behandlung und Therapie. Eine Verschiebung von Aufgaben, die lange Zeit stationär erbracht wurden, in den ambulanten Bereich ist mit reduzierten Verweildauern lange zu beobachten. Ressourcen werden knapper (wie Geld, Personal, Material) und der ökonomische Druck mehr und mehr spürbar. Und es wäre wohl illusorisch zu glauben, dass hier eine Besserung kommen wird. Obendrein erleben wir in unserer beruflichen Praxis zahlreiche Beispiele, die deutlich machen, dass Ressourcen nicht immer gerecht verteilt sind. So belegen Studien z. B. schon seit Jahren eine Zuspitzung von Fehl-, Über- und Unterversorgung in Gesundheit und Pflege.

Genau hier setzt das vorliegende Buch an. Es macht, wie ich finde, auf eine detaillierte Art und Weise die Komplexität von Pflegeinterventionen deutlich. Das Buch zeigt für unterschiedliche Settings der Versorgung und für unterschiedliche Zielgruppen hilfreiche Strategien und Analysen auf, die wissenschaftsbasiert, pflege|15|theoretisch, rechtlich und ökonomisch abgeleitet sind. Die zahlreichen Fallbeispiele veranschaulichen die jeweiligen Themen der Kapitel.

Für diese Auflage haben wir den Text so gut es geht auf den deutschsprachigen Raum angepasst. Die Fallbeispiele der Originalausgabe wurden belassen, weil sie gut übertragbar sind auf andere Länder. Zusätzlich haben Jürgen Georg und ich zwei weitere Kapitel im Buch ergänzt, die wir für wichtig erachten. So vertiefen wir das Verfahren des Care und Case Managements und zeigen Möglichkeiten, komplexe Pflegeinterventionen im Pflegeprozess mittels Syndrom-Pflegediagnosen zu beschreiben und zu visualisieren.

Insgesamt ist die Arbeit in „komplexen Pflegeinterventionen“ eine anspruchsvolle und wichtige Aufgabe im Gesundheitswesen. Sie erfordert eine breite Palette von Fähigkeiten und Fachwissen, um sicherzustellen, dass Patient*innen mit schweren gesundheitlichen Problemen die bestmögliche Pflege, Begleitung und Unterstützung erhalten. Komplexität kann die Entstehung von Vielfalt und Anpassungsfähigkeit möglich machen sowie Innovation und Fortschritt erzeugen. Eine gleichberechtigte, selbstbewusste Arbeit in multidisziplinären Teams trägt sicherlich dazu bei, die Lebensqualität von Patient*innen zu verbessern und ihre Chancen auf Genesung zu maximieren.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und Durcharbeiten des Buchs und freue mich über Ihre Rückmeldungen.

Sommer 2024

Stefan Schmidt

|17|Einleitung

Dieses Buch ist das Resultat der Zusammenarbeit von Expert*innen aus eigener Erfahrung, klinischen Gesundheitsfachpersonen und Akademiker*innen. Es soll Ihnen vermitteln, wie es sich anfühlt, mit komplexen Bedürfnissen zu leben, und dies aus der Sicht der Patient*innen und Expert*innen in diesem Bereich. Es wird Ihnen, so hoffen wir, helfen, eine reflektierte, ganzheitliche Praxis zu entwickeln, und Ihnen zeigen, wie Sie die Faktoren erkennen, die für die Situationen, in denen die Menschen leben, verantwortlich sind.

Kapitel 1 präsentiert die Definitionen und Statistiken, auf die wir uns beziehen, und stellt Ihnen die Menschen vor, denen Sie in diesem Buch begegnen: Expert*innen aus eigener Erfahrung und die für die Gesundheit zuständigen Teams. Es wird dargestellt, wie es sich anfühlt, mit einem komplexen Bedürfnis zu leben inklusive der zusätzlichen Kosten.

Kapitel 2 behandelt den Kontext der Diskussionen, die in den späteren Kapiteln thematisiert werden. Es erläutert die Schwierigkeiten von Menschen mit komplexen Bedürfnissen und geht auf die soziologischen, politischen, psychologischen und biologischen Belange ein. Behandelt werden außerdem praktische Dinge im Zusammenhang mit Medikation und Konkordanz (Vereinbarung darüber, welche Medikamente wann und in welcher Menge eingenommen werden), und es wird diskutiert, was geschehen muss, um eine Veränderung der Politik in die Wege zu leiten.

Kapitel 3befasst sich mit sozioökonomischen Auswirkungen einer komplexen Pflege, wie etwa die Abhängigkeit von Unterstützung, inklusive Inanspruchnahme von Rechtsmitteln. Wir erläutern die Vimes theory of socioeconomics sowie die Kosten von Erwerbsunfähigkeit. Das Kapitel wird Ihnen (hoffentlich) zeigen, wie im NHS (nationaler Gesundheitsdienst) Kosteneffizienz, das qualitätsangepasste Lebensjahr und die gesundheitlichen Unterschiede kalkuliert werden.

Kapitel 4beschreibt den Pflegeprozess, die Einschätzung Ihrer Patient*innen und den Umgang mit den eigenen Emotionen. Es wird aufgezeigt, wie die Zusammenarbeit zwischen der Person mit komplexen Schwierigkeiten und dem für die Gesund|18|heit zuständigen Team ablaufen kann und es werden Maßnahmen vorgestellt, die in diesem Bereich genutzt werden.

Kapitel 5 geht ausführlicher auf das multidisziplinäre Team ein und präsentiert unterschiedliche Pflegemodelle. Es befasst sich speziell mit dem Modell House of Care, dessen Implementation und kritischen Einschätzungen.

Kapitel 6behandelt das Thema gemeinsame Entscheidungsfindung, die ein wichtiger Teil der Versorgung von Menschen mit komplexen Bedürfnissen darstellt. Es werden drei Modelle vorgestellt: Dreiergespräch, das interprofessionelle Shared-decision-making-Modell und Ottawa-Decision-Support-Framework. Es geht um Fähigkeiten und Zustimmung.

Kapitel 7 geht ein auf Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen, deren Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit sowie auf die sozialen und politischen Determinanten, die diese Gruppe beeinflussen. Wir befassen uns mit traumaorientierter Versorgung, Kommunikation und Ethik. Diskutiert werden auch die Themen Fähigkeit und Zustimmung, die Finanzierung innerhalb des NHS und der Zugang zu Unterstützungsmöglichkeiten. Es werden mehrere Versorgungsmodelle vorgestellt.

Kapitel 8präsentiert weitere Aspekte des Lebens von Erwachsenen mit komplexen Bedürfnissen. Es geht um Energiemanagement, Arbeiten im Team, Kommunikation und Sexualität.

Kapitel 9widmet sich den Bedürfnissen von Menschen mit Lernbehinderungen. Es enthält Definitionen und Etikettierungen und informiert über Autismus. Des Weiteren thematisiert es sensorische Probleme, Kommunikation, Verhalten und damit zusammenhängende Krankheiten. Es stellt Techniken vor, die Ihre Patient*innen nutzen können.

Kapitel 10behandelt die Erfahrungen von Kindern mit komplexen Bedürfnissen und deren Familien. Neben Fähigkeit und Zustimmung werden Fraser Guidelines und Gillick-Kompetenz präsentiert. Vorgestellt werden außerdem die Versorgungsmodelle der Gesundheitsdienste für junge Menschen und Kinder.

Kapitel 11 skizziert die fünf Phasen des Care und Case Managements mit seinen Instrumenten zur Unterstützung in komplexen Pflegesituationen. Außerdem wird auf den Forschungsstand für den deutschsprachigen Raum eingegangen, weil Care und Case Management als Verfahren abhängig ist von den jeweiligen nationalen |19|Bedingungen des Gesundheitssystems; internationale Forschungsergebnisse sind darum nur bedingt übertragbar.

Kapitel 12 beschreibt die Möglichkeiten, komplexe Pflegesituationen im Pflegeprozess mittels Syndrom-Pflegediagnosen zu beschreiben und mit Concept Mapping zu visualisieren.

Die Kapitel 11 und 12 wurden für die vorliegende deutschsprachige Auflage ergänzt.

NMC-Leistungsstandards für examinierte Pflegepersonen

Der Nursing and Midwifery Council (NMC) hat Leistungsstandards entwickelt, die Bewerber*innen für die einzelnen Bereiche des Nursing und Midwifery Register erfüllen müssen. Diese Standards gelten als Voraussetzung einer sicheren und effizienten Pflege- und Geburtshilfepraxis.

Dieses Buch basiert auf den neuesten Standards von 2018 aus Future Nurse: Standards of Proficiency for Registered Nurses (Nursing and Midwifery Council, 2018).

Mit dem Pflegeberufegesetz wurden mit in Kraft treten zum 1.1.2020 Standards und Anforderungen für eine generalistische Ausbildung und ein Studium in der Pflege festgelegt. Eine derartige Regulierungsbehörde für Pflegefachberufe, wie es sie in Großbritannien gibt, besteht im deutschsprachigen Raum allerdings nicht. Aktuell sind die Diskussionen um Pflegekammern in Deutschland. Derzeit gibt es Pflegekammern in den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen; in Baden-Württemberg soll die Gründung einer Pflegekammer Ende 2024 abgeschlossen sein. In der Schweiz gibt es aktuell keine Pflegekammern; bereits im Jahr 1910 hat sich der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner gegründet. Der Berufsverband hat etwa 25.000 Mitglieder in der Schweiz.

Anmerkungen

Lehrbücher sind kein einfacher Lesestoff, aber Sie finden im Text immer wieder Aktivitäten und Fallstudien, die Ihnen hoffentlich helfen, die neuen Informationen mit einer Person oder mit Ihrer Praxis zu assoziieren. Sie müssen sich auf Ihr Denkvermögen verlassen, wenn Sie von diesem Buch profitieren wollen.

Ein aktives Durcharbeiten des Buches soll Ihnen helfen, sich einen Eindruck von der Welt der Person mit komplexen Bedürfnissen zu verschaffen. Bei einigen Aktivitäten müssen Sie selbst nachdenken, bei anderen ist kritisches Denken gefragt; dies sind wichtige Fähigkeiten, die Sie in Ihrer pflegerischen Praxis brauchen. Im Rah|20|men Ihrer Arbeit als Pflegeperson müssen Sie die Versorgung gemeinsam mit anderen planen; einige Übungen im Buch zielen darauf ab, Ihnen die wichtigsten Aspekte dieser Aufgabe zu vermitteln.

Alle Übungen fordern Sie auf, über die Themen, um die es geht, nachzudenken und sich eventuell noch mehr Informationen zu beschaffen oder die Frage auf Ihre eigene Praxis zu übertragen. Am Ende des Buchs finden Sie Antworten, aber wir empfehlen Ihnen, die Übungen erst zu beenden und dann nachzuschauen, weil Sie so am meisten von der Aufgabe profitieren. Wie klar geworden sein dürfte, bedeutet lernen, dass Sie sich abgesehen von den vermittelten Erkenntnissen selbst informieren müssen.

Wir hoffen, dass Ihnen das Buch hilft, Ihr Wissen über den Kontext, in dem Ihre Patient*innen leben, zu erweitern und herauszufinden, wie Sie ihnen helfen können, ein würdiges und autonomes Leben zu führen. Viel Freude dabei.

|41|2  Komplexe Versorgung in Abhängigkeit vom Kontext

|42|In diesem Kapitel beschäftigen wir uns mit Problemen von Menschen mit komplexen Bedürfnissen und gehen dabei auf soziologische, politische, psychologische und biologische Determinanten ein. Ein weiterer zu beleuchtender Aspekt ist der Einfluss von Medikation und der Umgang damit auf das Leben von Betroffenen.

Nach der Durcharbeitung dieses Kapitels wissen Sie, wie sich soziale, politische und allgemeine Probleme der betroffenen Personengruppe direkt oder indirekt auf ihre Gesundheit auswirken, welche biologischen und psychologischen Ursachen zu berücksichtigen sind und können die existierenden Strategien, Maßnahmen und ausgleichenden Faktoren zur Unterstützung der Betroffenen identifizieren.

2.1  Einleitung

Thematisiert wurden bislang die Definitionen komplexer Versorgung und die Kosten, die ein Leben mit komplexen Bedürfnissen verursacht. Jetzt geht es um den sozialen und politischen Kontext, die biologischen und psychologischen Ursachen komplexer Bedürfnisse sowie Faktoren im Bereich der Pflege, die einen Einfluss haben können, etwa zu viele Medikamente, Strategien und Maßnahmen. Cajal bringt die zu diskutierenden Themen auf den Punkt: Jede Krankheit hat zwei Ursachen. Die erste ist pathophysiologisch; die zweite politisch (Brant, 1993, S. 12).

Wir sollten die anderen Faktoren – soziale, ökonomische, mit der Gesundheitsversorgung zusammenhängende, verhaltensspezifische, genetische und umgebungsbedingte – behandeln, ohne auf die Zukunft, die Vergangenheit und sämtliche Systeme einzugehen (Dawes, 2020). Da komplexe Krankheiten solche sind, bei |43|denen das System den Bedürfnissen der Person nicht gerecht wird, ist dieser Teil wichtig, um die Ursachen hinter den Problemen zu verstehen.