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Liebe ich ihn genug, um so ein Leben zu führen?
Die Leidenschaft zwischen Sonja und Lars ist erloschen. Während Lars auf Dienstreise ist, trifft sich Sonja mit Sajoscha. Was als harmloses Date beginnt, entwickelt sich zu einer unvergesslichen Nacht. Doch als Sajoscha droht, ihr Geheimnis preiszugeben, und Sonja ihren neuen Geschäftspartner Emilio küsst, steht alles auf dem Spiel. Schnell muss sie sich zwischen der Versuchung des Neuen und der Sicherheit des Vertrauten entscheiden.
Leseprobe:
Ich stand auf, ging zu meiner Handtasche, holte die Kontaktkarte mit seinen Daten hervor und legte sie zwischen uns auf den Tisch.
„Was ist damit?“, fragte Cassandra.
„Meinst du, dieser Sajoscha wäre der richtige Kandidat für ein kurzes Intermezzo?“
„Kurz? Oh, ich hoffe, er gibt es dir lang und ordentlich.“ Cassandra lachte. „Nein, Scherz beiseite. Warum nicht? Er sah gut aus. Der erste Kontakt ist schon da. Am besten machst du das über dein Firmenhandy, dann kriegt Lars garantiert nichts mit.“
„Wo treffe ich mich mit ihm?“
„Irgendein Club oder ein Café.“
Nachdenklich starrte ich sie an. Ich war schon ewig nicht mehr auf einem ersten Date gewesen.
„Und wenn es zwischen euch funkt, kannst du notfalls auch meine Wohnung haben. Hier im häuslichen Ehebett solltest du sowas nicht tun. Viel zu viele emotionale Verwirrungen. Außerdem machst du das bitte erst, wenn Lars erneut in den USA ist.“
„Meinst du?“
Es klang aus ihrem Mund so einfach, während es in meinem Kopf schon wieder unaufhörlich arbeitete. War ich taff genug, so etwas durchzuziehen? Warf ich gerade die langjährige Beziehung mit der Liebes meines Lebens den Haien zum Fraß vor? Wahrscheinlich wäre es besser, einfach mit Lars offen zu reden. Mir war jedoch bewusst, dass es nur eine wirkliche Frage gab, die ich für mich beantworten musste: Wollte ich anständig oder egoistisch sein?
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Veröffentlichungsjahr: 2024
von
Katharina Koch
Copyright © 2024 Katharina Koch – alle Rechte vorbehalten. Stillektorat und Korrektorat: Melissa Kamp Covergestaltung: Claudia Harnoss
Bildlizenzen: Image by iLeoplus from Pixabay
creative fabrica
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Personen und Handlungen sind frei erfunden, etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Markennamen sowie Warenzeichen, die in diesem Buch verwendet werden, sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Eigentümer.
Für Andrea
Kapitel 1
Mit quietschenden Fahrradbremsen hielt ich vor dem Biergarten an, indem ich mit meinen Freundinnen Cassandra und Ariana verabredet war. Ich schloss mein Fahrrad an die Radständer und schlenderte zum Eingang. Leider war keine von beiden zu sehen. Es war der erste Sommertag nach einem langen, regnerischen Frühling. Die Sonne strahlte kraftvoll vom Himmel herab und tauchte die Welt in ein warmes Orange. Die Vögel zwitscherten voller Inbrunst.
Nach einem Moment des Zögerns trat ich zwischen ein paar wartenden Gäste hindurch und suchte schon einmal einen freien Tisch. Unter einem großen Sonnenschirm am anderen Ende des Biergartens ließ ich mich an einen Vierertisch sinken. Von hier aus hatte ich einen guten Blick auf den Eingang, sodass ich meine Freundinnen auf keinen Fall verpassen würde. Aufgrund des schönen Sommerwetters kamen etliche Gäste und füllten die umstehenden Tische binnen Minuten. Mein Blick schweifte umher und fiel unvermittelt auf eine kleine Gruppe Rennradfahrer an den Fahrradständern, die in ihren engen neonfarbenen Klamotten aus der Menge herausstachen. Ich beobachtete einen blonden Mann, der gerade seinen Helm abgenommen hatte. Seine enge Kleidung überließ wirklich nichts der Fantasie. Er wischte sich mit seinem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Ein leichter Bartschatten zierte seine Wangen und sein Kinn. Seine Beine sahen so muskulös und durchtrainiert aus, dass ich nicht umhinkam mich zu fragen, wie sie sich wohl anfühlen mochten.
Nachdenklich befeuchtete ich meine Lippen und ließ meinen Blick weiter zu seiner Begleitung gleiten. Seine schwarzen Haare fielen ihm in die Stirn und er schüttelte sie lässig mit seinen Fingern auf. Die weißen Zähne strahlten mich nahezu an, obwohl er gar nicht direkt zu mir sah. Ich spürte die Wärme in meinem Körper aufsteigen. Dabei war mein sommerliches Leinenkleid angenehm luftig. Seine Muskeln zeichneten sich deutlich unter seinem gelben, engen Shirt ab.
„Entschuldige für die Verspätung“, sagte Cassandra und riss mich damit aus meiner Beobachtung.
Ertappt wandte ich den Blick ab. „Kein Problem. So lange warte ich auch noch nicht.“
„Wo schaust du denn so neugierig hin?“ Cassandra drehte sich um.
„Nirgendwo.“ Schnell winkte ich ab, rutschte auf meinem Stuhl herum und zog dann den Saum meines Kleides zurecht.
„Lüg doch nicht so dreist. Die Rennradfahrer sind aber auch heiße Schnittchen.“
„Glotz‘ da doch nicht so hin.“
Cassandra wandte sich wieder mir zu. „Und wo ist unsere Mama in spe?“
„Eigentlich müsste sie auch jeden Moment kommen.“
Cassandra ergriff die Getränkekarte und blätterte interessiert durch das Angebot. „Und was gibt es Neues bei Lars und dir?“
„Lars ist total im Stress. Beruflich war er jetzt so viel unterwegs.“ Ich griff ebenfalls nach der Karte und überflog das Getränkeangebot.
„Habt ihr denn jetzt endlich den Hochzeitstermin festgelegt?“ Kopfschüttelnd schlug ich die Karte wieder zu.
Ich hörte Ariana eher, als das ich sie sah. „Cassandra! Sonja!“
Fast bekam ich einen Krampf bei dem Versuch, den Kopf nicht herablassend zu schütteln.
„Muss sie immer so herumschreien?“, flüsterte mir Cassandra zu, was mir ein Kichern entlockte.
Rasch verstummte ich wieder und winkte Ariana zu, damit sie uns schneller fand.
„Ach, da seid ihr ja“, sagte sie außer Atem. „Entschuldigt die Verspätung.“ Sie ließ sich keuchend in den Stuhl fallen und warf dabei versehentlich den daneben um. „Huch!“
„Hallo auch. Lass ruhig die Einrichtung heil“, brummte Cassandra sichtlich genervt von der Unruhe, die Ariana an den Tisch gebracht hatte.
Die Leute an den Nachbartischen schauten schon zu uns herüber. Dabei fiel mir auf, dass die gut aussehenden Rennradfahrer nur wenige Meter von uns entfernt einen Tisch gefunden hatten. Sie waren jeweils mit einem Weizenbier ausgestattet und unterhielten sich angeregt. Nachdenklich betrachtete ich sie weiter, bis Cassandra die Hand vor meinen Augen auf und ab wedelte. „Erde an Sonja.“
Ein Grinsen unterdrückend, wandte ich mich ab und schaute zu Cassandra. „Was denn?“
„Wir wollen bestellen, hast du dir etwas ausgesucht?“
Nachdem wir endlich die Getränkebestellung aufgegeben hatten, lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück.
„Ich habe heute meinen Eisprung. Daher mussten wir das eben noch erledigen, ehe ich loskonnte“, sagte Ariana und ihre Worte überschlugen sich fast.
Wollte ich das wirklich wissen?
Cassandra betrachtete sie eingehend. „Ordentlich geknattert und direkt weiter zu uns in den Biergarten? So offenherzig kennen wir dich ja gar nicht.“
Arianas Gesicht verfärbte sich rot. „Wie sieht es denn bei euch aus? Seid ihr auch endlich an der Babyplanung dran?“
Da Cassandra glücklicher Dauersingle war, verdrehte sie die Augen und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Nicht jeder will sofort ein Kind, nur weil man sich verlobt hat.“
„Wir haben darüber gesprochen. Aber wir haben entschieden, erst nächstes Jahr etwas in der Richtung zu unternehmen“, sagte ich, ohne auf Cassandras gehässige Aussage einzugehen.
Ich meinte etwas Erleichterung in Cassandras Augen aufblitzen zu sehen. Sie zog ihre Sonnenbrille aus ihren schwarzen, langen Haaren und fuhr sich mit den Fingern durch den Ansatz.
„Warum denn erst nächstes Jahr? Das dauert doch ewig zwischen Pille absetzen und endlich schwanger werden“, warf Ariana mit einem entsetzten Blick ein.
Ich zuckte mit den Schultern. „Wir haben es nicht eilig.“
„Stellt euch das bloß nicht so einfach vor. Es dauert echt ewig“, sagte Ariana.
„Wie lang treibt ihr es mittlerweile ohne Verhütung?“, fragte Cassandra.
Arianas Wangen verfärbten sich schon wieder leicht rot. „Ein knappes halbes Jahr.“ Dann schaute sie sich schnell um, als ob sie sichergehen wollte, dass keiner mithörte.
„Das Risiko nehmen wir gern in Kauf. Aktuell arbeitet Lars viel zu viel und ist ständig unterwegs. Wir wollten eigentlich schon im September heiraten, doch das Projekt in den USA nimmt mehr Zeit in Anspruch als zuerst angenommen. Da ich nicht alles allein planen und organisieren will, haben wir uns entschieden im Dezember zum Standesamt zu gehen. Die große Feier holen wir dann im nächsten Jahr nach.“
Ariana sah mich entsetzt an, während Cassandra nickte. „Das macht Sinn. So spart ihr wenigstens die Steuern von diesem Jahr.“
„Wie unromantisch bist du denn?“, keifte Ariana mit einem empörten Blick. „Nur, weil du an Liebe und Monogamie nicht glaubst, musst du es doch anderen nicht verderben. Man heiratet doch nicht aus Steuergründen.“
Ich ahnte, was nun kommen würde, und sah daher erneut hinüber zu den Rennradfahrern, bei denen mittlerweile die nächste Runde Weizenbier serviert wurde.
„Ich bin eben realistisch. So viele Ehen werden geschieden. Monogamie ist ein veraltetes Konzept. Jeder sollte sich das nehmen, was er braucht“, sagte Cassandra und funkelte Ariana böse an. „Du kannst doch nicht jedem vorschreiben, so zu leben, wie du es für richtig hältst. Warte es ab. Irgendwann wirst du erkennen, was du alles durch die viel zu frühe Ehe mit Ben verpasst hast, und dann stehst du da mit einem Haufen Bälger und trauerst einem Leben hinterher, das du nie gelebt hast!“
„Nur, weil du jedem Typen deine Mumu hinhältst, muss das nicht jede Frau machen!“
Das war mein Stichwort und ich klatschte laut, sodass beide Streithähne zu mir sahen.
„Ariana, du akzeptierst Cassandras Lebensweise und Cassandra akzeptiert deine. Hört auf, immer wieder darüber zu streiten.“ Ich warf beiden einen warnenden Blick zu.
„Nur mal für dich zur Info: Muschis nutzen sich nicht ab“, sagte Cassandra, die sich dafür einen verärgerten Blick von mir einfing.
„Wollt ihr ernsthaft diesen schönen Nachmittag damit verbringen zu streiten? Dann gehe ich.“
Ariana schüttelte den Kopf. Die Empörung war ihr deutlich anzusehen. Cassandra schloss sich ihrer an.
„Also nein, wir planen dieses Jahr weder große Hochzeit noch das erste Kind. Nun aber mal zu einem anderen Thema. Was gibt es Neues bei dir, Cassandra?“
„Tom war letztes Wochenende zu Besuch. Wir haben uns den neuen Disneyfilm im Kino angesehen.“
„Disney? Du?“ Ich kicherte.
„Tom wollte unbedingt.“
„Wann verlässt er denn endlich seine Frau?“, fragte Ariana.
„Gar nicht.“ Cassandra warf ihr einen empörten Blick zu.
„Wie kannst du nur immer wieder in seine Ehe funken? Fühlst du dich gar nicht schlecht dabei? Hast du denn gar kein Gewissen?“
„Das geht mich nichts an. Das ist seine Sache und nicht meine. Ich nehme mir, was ich brauche, der Rest kann mir doch egal sein“, antwortete Cassandra mit einer abwinkenden Bewegung.
„Wie lang geht das schon zwischen euch?“ Ich war mir unsicher, wie lange es Tom schon in ihrem Leben gab.
Bei all den Männergeschichten verlor ich so langsam den Überblick.
„Fast zwei Jahre, wir sehen uns aber auch nicht ständig. Er ist ja nur alle sechs bis acht Wochen mal in der Stadt und dann machen wir es uns gemütlich.“
Ariana schüttelte empört den Kopf und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Wenn das einer mit dir machen würde, wäre dir das ganz bestimmt nicht egal.“
Cassandra wandte sich ihr zu. „Ich komme damit schon zurecht. Keine Sorge. Ich habe es mir so ausgesucht. Von Anfang an war mir klar, dass es nur Spaß und Lust ist. Mehr will ich von ihm auch gar nicht. Und da sind wir uns auch einig.“
Heute war es so anstrengend mit Cassandra und Ariana. Gab es denn gar kein Gesprächsthema, bei dem die beiden nicht aneinandergerieten? Seitdem Ariana versuchte, schwanger zu werden, war es zwischen den Zweien unerträglich geworden. Ständig meinten sie einander davon überzeugen zu müssen, dass der jeweils gewählte Lebensweg eindeutig der Falsche war.
Da es mir zu bunt wurde, sah ich lieber wieder zu den heißen Rennradfahrern hinüber, die sich weiterhin angeregt unterhielten. Der Blonde schaute kurz herüber und zwinkerte mir zu. Lächelnd erwiderte ich seinen Blick. Langsam leckte ich mir über meine Lippen und spürte die Wärme in meiner Körpermittel kribbeln. Wie es wohl war, mit diesem durchtrainierten Kerl mitzugehen und all die unaussprechlichen Dinge zu tun, die Cassandra regelmäßig mit fremden Männern tat? Wie es wohl war, wenn man als Single tun und lassen konnte, was man wollte? Kurz zwinkerte ich ihm nochmal zu, wandte meinen Blick wieder ab und konzentrierte mich auf das Streitgespräch, das an meinem Tisch verlief.
„Du bist doch nur neidisch, weil du außer Ben niemanden an dich ran gelassen hast.“
„Und du bist schlicht beziehungsunfähig. Du kannst keinen Mann an deiner Seite halten. Deswegen hältst du alles unverbindlich.“
Cassandra atmete stoßweise ein und aus. Es fehlte nicht mehr viel und die zwei würden extrem aneinander krachen.
„Leute, ich sage es ein letztes Mal. Wenn ihr euch nicht vertragt, dann gehe ich.“
Cassandra und Ariana funkelten einander zornig an. Ursprünglich hatte ich ein völlig anderes Problem mit ihnen besprechen wollen, doch wenn die beiden sich so arg mit der Streiterei beschäftigten, schien es mir nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu sprechen.
„Ihr müsst nicht das Leben des anderen kopieren, aber akzeptiert es doch wenigstens. Ist das zu viel verlangt? Ansonsten weiß ich nicht, wie unsere Freundschaft in der Form weiter bestehen soll.“ Ich schaute beide eindringlich an.
„Du hast ja recht. Entschuldige“, sagte Ariana.
Cassandra nickte. Endlich wechselten wir das Thema. Cassandra erzählte von ihrer Arbeit als Projektleiterin in der IT-Branche und dem neusten Projekt.
Als am Nachbartisch die Stühle rückten, sah ich wieder auf und schaute direkt in das Gesicht des Blonden. Lächelnd kam er leichten Schrittes die wenigen Meter auf unseren Tisch zu und blieb am Kopfende stehen.
„Na.“ Er beugte sich über den Tisch und reichte mir seine Visitenkarte. „Melde dich doch mal, wenn du Lust auf ein Kaffee hast.“
Völlig überrumpelt starrte ich ihn an. Es war so, als hätte ich meine Sprache verloren. Er zwinkerte mir zu und verließ viel zu schnell wieder unseren Tisch.
„Du kannst dich doch nicht mit dem treffen.“ Ariana sah mich empört an. „Schmeiß die Karte gefälligst weg. Was soll Lars bloß denken? Wie kommt der Kerl denn nur darauf dich so plump anzusprechen und dir seine Visitenkarte zu geben? Ich verstehe das gar nicht.“
Nervös sah ich kurz auf die Karte und las Sajoscha Bender. Ich schaute dem Rennradfahrer hinterher, wie er selbstbewusst durch den Biergarten zu den Fahrradständern lief.
„Ehe du die Karte fortwirfst, gibst du sie gefälligst mir. Ihr mit euren Monogamen-Gefängnis-Beziehungen wisst doch so ein Prachtstück von einem Mann gar nicht richtig zu schätzen“ Cassandra hielt mir auffordernd die ausgestreckte Hand hin.
Nachdenklich sah ich wieder zum Fahrradständer, beobachtete wie Sajoscha auf sein Rennrad stieg und seinen Freunden ein Zeichen gab. Während er losfuhr und kraftvoll in die Pedale trat, stellte ich mir vor, wie es wohl wäre, das Fahrrad unter ihm zu sein.
Kapitel 2
Erleichtert kam ich von der Arbeit nach Hause. Der Tag hatte sich gezogen wie Kaugummi. Im Wesentlichen liebte ich meinen Job als Key Account Managerin. Seit einiger Zeit fehlte mir jedoch die Herausforderung. Die Routine hatte sich eingeschlichen. Außerdem waren die Kapazitäten der Produktion voll ausgeschöpft, sodass ich meiner Leidenschaft – der Akquise von Neukunden – nicht nachgehen konnte. Somit blieben momentan nur die öden Besuche aus Gefälligkeit. Oder ich löste Probleme, die streng genommen nichts auf meinem Tisch zu suchen hatten. Ich schob die Highheels von meinen Füßen und hängte den Blazer an die Garderobe im Flur.
In der Küche machte ich mich lustlos an die Vorbereitung des Abendessens. Während ich die Zwiebeln schnitt, klingelte mein Smartphone. Lars Name leuchtete auf. Das angezeigte Foto war erst letzte Woche aufgenommen worden. Ich hatte seine verwuschelten, hellbraunen Haare und seinen verträumten Blick nach dem Aufstehen perfekt eingefangen.
„Na Schatz. Wird es heute wieder später?“ Ich legte das Messer beiseite.
„Ja, die haben mal wieder ein Eskalationsmeeting einberufen. Es nervt nur noch. Wenn ich so häufig in der Freizeit eskalieren würde, wie hier in den Meetings, wäre ich schon längst Alkoholiker.“ Er amüsierte sich über die Firmensprache.
„Ich denke dabei eher an den YouTube-Trend aus 2013 mit diesem Superhelden-Kostüm und der eskalierenden Truppe. Wie hieß das denn nochmal?“
„Harlem Shake?“ Er lachte.
„Genau das. Vielleicht machen deine Kollegen das heute auch endlich mal.“
„Schön wäre es. Ich denke, das wird wieder eine ganz verkrampfte Runde. Kann man nicht ändern. Warte nicht mit dem Essen auf mich. Ich ahne, dass das nicht in zwanzig Minuten geregelt ist.“
„Kein Problem. Weiß ich Bescheid. Halte durch. Morgen ist schon Bergfest.“
„Bis nachher.“
Kurzerhand rief ich Cassandra an. Der Abend war noch jung. Mir war nach mehr, als nur allein auf der Couch zu sitzen.
„Sonja, was gibt es bei dir?“ Sie meldete sich nach nur einem Klingeln.
„Lars macht schon wieder Überstunden. Hast du Lust auf Hugo und mich?“
„Auf Eis? Gerne doch. Bin in etwa einer halben Stunde da.“
„Sehr gut, bis gleich.“ Ich warf die Zwiebel in eine Tupperdose und verstaute sie sofort im Kühlschrank.
Wenn Lars ohnehin spät kam, würde ich mir das Kochen direkt sparen. Dafür nutzte ich die Zeit, um mich frisch zu machen und mich in einen kurzen Jeansrock und ein weißes Neckholdertop zu werfen. Kaum hatte ich meine langen, blonden Haare zu einem ansehnlichen Zopf gebändigt, klingelte es auch schon an der Tür.
„Na, wo treibt der Herr des Hauses sich wieder herum?“ Cassandra schob sich an mir vorbei in den Flur.
„Eskalationsmeeting. Wie immer.“ Ich schloss die Tür hinter ihr.
„Klingt sehr gut. Wo eskalieren sie? Bar? Sauna? Club?“
Lachend liefen wir in die Küche, wo ich schon zwei Sektgläser bereitgestellt hatte.
„Weder noch.“ Ich öffnete den Kühlschrank, holte die Flasche Hugo hervor und gab je zwei Eiswürfel in die Sektgläser.
„Wie langweilig. Warum nennen sie das dann überhaupt Eskalationsmeeting? Ohne Alkohol? Ohne Spaß? Das verfehlt doch völlig den Sinn und das Ziel.“
Grinsend schnitt ich etwas frische Minze aus dem Blumentopf von meiner Fensterbank, gab sie zu den Eiswürfeln ins Glas und füllte das Ganze mit Hugo auf. „Tja, wenn ich das mal alles wüsste.“
„Kommt Ariana auch?“, fragte Cassandra und verzog das Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen.
„Nein, ich habe dieses Mal nur dich angerufen. Ich bin schon von der Arbeit erledigt genug, als das ich heute wieder mal den Schiedsrichter bei euren Streitereien mimen möchte.“
„Tut mir ja leid, aber seit sie die Pille abgesetzt hat, nervt sie ununterbrochen mit ihrem Baby hier und Baby da Geplapper. Dazu diese ollen Plattitüden, die nicht mal meine Oma von sich gibt.“ Cassandra rümpfte ihre Nase.
Ich reichte ihr ein Sektglas und gemeinsam traten wir hinaus auf die Terrasse.
„Es ist ihr nun mal wichtig. Andersrum erzählst du uns ständig von deinen One-Night-Stands und Eroberungen. Das hält dir auch keiner vor, obwohl wir beide da nicht mitreden können.“
„Daran seid ihr aber selbst schuld. Niemand hat euch gezwungen, beim erstbesten Typen zu bleiben.“
Ich prostete ihr zu und trank den ersten Schluck des kalten, fruchtigen Cocktails.
„Ist ja auch euer Leben.“
Ich betrachtete sie eingehend. Ihre braunen Augen sahen treuer aus, als Cassandra tatsächlich war. Mit den lockigen Haaren und der karamellfarbenen Haut wirkte sie wie eine rassige Latina. Vielleicht hatte sie ja recht und wir verpassten etwas. Wer wusste das schon?
„Was überlegst du?“
„Weißt du, Lars hatte vor mir ein paar Frauen“, sagte ich und trank dann einen weiteren Schluck meines Hugos.
„Tja und du bist die Blöde, die heiratet und nur ihn Probe gefahren hat.“
Hatte sie recht? Hätte ich ebenfalls mit anderen Männern Erfahrung sammeln müssen? Im Großen und Ganzen war ich glücklich mit Lars. Wir verstanden uns gut, konnten gemeinsam miteinander lachen und waren ein gutes Team. Leider blieb unser Liebesleben derzeit vollkommen auf der Strecke. Lars existierte nur noch in zwei Zuständen: müde oder abwesend. Sein Projekt erforderte viele Reisen in die USA.
Ich bedrängte ihn aber auch nicht mit meiner Lust. Stattdessen wartete ich geduldig, dass wir wieder zur alten Form zurückfanden. Vielleicht war das schlicht nur eine Phase, die jedes Paar irgendwann einmal durchlief.
„Aber wir passen so gut zusammen. Wir wollen das Gleiche, kennen die Bedürfnisse des anderen und …“, doch da unterbrach mich Cassandra auch schon.
„Lass mich raten …“
Ich betrachtete sie voller Neugier. Worauf wollte sie hinaus?
„Ihr könnt euch im Schlaf beglücken? Es ist nur noch ein Wettlauf zum Orgasmus? Ohne Zufall? Ohne Abwechslung? Ein Auf und Ab wie in einer Achterbahn, die man schon hunderte Male gefahren ist?“
Zögerlich nickte ich. „Es ist in letzter Zeit ein bisschen träge geworden.“
„Und du bist dir sicher, dass er nicht gerade im Bett einer anderen Frau eskaliert?“
Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Wenn Cassandra einen Tom hatte, der seine Ehefrau trotz Kinder betrog, erschien es doch für Lars einfach, das Gleiche zu tun. Immerhin hinterfragte ich ihn nie. Nur würde er mir das antun? War ich vielleicht zu langweilig geworden und es ihm zu abwechslungslos, immer wieder mit ein und derselben Frau zu schlafen? Nachdenklich kaute ich auf meiner Unterlippe herum.
„Ich mein, ich will Lars echt nichts Böses unterstellen, aber Eskalationsmeeting klingt schon wieder so dämlich, das es einer im Suff entstandenen Idee entsprungen sein könnte.“
„Nein, ich habe in seinem Kalender gesehen, dass die das in seiner Firma ernsthaft so nennen.“ Ich hielt einen Moment inne. „Außerdem würde Lars so etwas nie tun.“
Cassandra trank ihren Hugo und ließ mich nicht aus den Augen.
„Wir sind fast zehn Jahre ein Paar. Er hat mir nie einen Grund gegeben, ihm zu misstrauen. Er hinterfragt meine Überstunden auch nicht. Überlege mal, wie oft ich mit Männern dienstlich abends essen gehe, um ein Geschäft abzuschließen. Wenn er sich da jedes Mal Sorgen wegen Untreue machen würde, wären wir schon längst kein Paar mehr.“
„Er weiß auch, dass du nie an einem anderen Mann dran warst und es dich Überwindung kosten würde. Das ist eine ganz andere Basis, als er sie vorweist.“
„Meinst du?“
„Mal ganz ehrlich unter uns: Wie oft denkst du an Sex mit anderen Männern?“
„Weiß nicht.“
So etwas zählte ich nicht mit. Natürlich hatte ich hin und wieder entsprechende Gedanken – wie jede andere Frau auch. Besonders dann, wenn Lars fort war und ich mich selbst um meine Bedürfnisse kümmern musste.
„Der Unterschied ist lediglich: Ich fantasiere nicht, sondern nehme mir das, was ich brauche. Während ihr anderen Monogammisten euch mit dem begnügt, was ihr Zuhause habt, und letztlich verbittert nach dem knallbumm Orgasmus sucht, den es früher zum Beginn der Beziehung immer gab.“
Damit traf sie bei mir genau ins Schwarze. Natürlich genoss ich die Intimität, die wir miteinander hatten. Dennoch kam es nicht nur einmal vor, dass Lars viel zu schnell fertig wurde und im Anschluss sofort einschlief. An manchen Tagen störte es mich ungemein, dass ich mich selbst um meinen Orgasmus kümmern musste, während er neben mir lag und leise schnarchte.
„Aber was soll ich denn machen? Ich kann mich doch nicht trennen, nur weil es aktuell eine Flaute im Bett gibt.“
„Das sagt ja auch keiner. Öffnet die Beziehung.“
„Dafür ist Lars nun wirklich nicht der Typ.“
„Frag ihn doch erst mal. Er darf dann ja auch.“
„Fremdgehen mit Erlaubnis?“, sagte ich, weil ich es schlicht laut hören musste.
„Genau das meine ich.“ Cassandra räusperte sich. „Dann ist es auch kein Fremdgehen. Immerhin habt ihr beide die Erlaubnis euch auszuleben.“
Das schrie doch nach Problemen. Könnte ich mir Lars wirklich mit anderen Frauen teilen? Und was wäre, falls er nicht aufpasste und eine andere dabei schwängerte?
„Es geht lediglich um die Befriedigung eurer Bedürfnisse und wenn ihr euch einig seid, wird es auch kein Wettbewerb werden, wer mehr Leute abschleppt.“
Nachdenklich nippte ich an meinen Hugo. Der Wind strich kühl durch meine Haare. Auch heute war ein angenehm warmer Abend. Die Vögel zwitscherten. Außerdem war ein sanftes Rauschen der Blätter zu vernehmen.
Würde das unserer Beziehung einen frischen Kick bringen? Oder wäre es der erste Sargnagel zur Trennung?
„Ich weiß nicht, ob ich mir Lars teilen möchte.“
„Ich möchte dir auch gar nicht vorschreiben oder hereinreden, wie du deine Beziehung zu führen hast. Aber offenbar ist bei euch nicht alles so tutti, wie ihr es gerne hättet, und das wäre eine Möglichkeit.“
Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Es war schon sehr drastisch, ein solches Wagnis einzugehen, nur um aus unserer Beziehungsflaute heraus zu kommen. Ich hatte viel zu verlieren.
„Und wenn nur ich, sagen wir mal …“ Ich überlegte kurz und sprach dann weiter: „Aufholen würde?“
Cassandra grinste. „Die Karte von dem heißen Rennradler hast du ja noch. Mir wolltest du sie ja nicht geben.“ Sie warf mir einen vielsagenden Blick zu.
„Du meinst?“, fragte ich, um mich zu vergewissern, dass ich ihre Andeutung richtig verstand.
„Einer ist keiner“, sagte sie mit einer verruchten Stimme, die meinen Puls beschleunigen ließ. „Was Lars nicht weiß, macht ihn nicht heiß.“
„Findest du nicht, dass dieser eine Mann dann zwischen Lars und mir stehen würde? Dass es mehr kaputt machen würde, als es mir bringt?“
„Mädchen, du sollst dich nicht erwischen lassen. Tob dich aus. Danach bist du dann bis zu deinem Lebensende die perfekte Ehefrau von Lars. Mein Gott. Wenn du es brauchst, um dir sicher zu sein, dass er der richtige Partner für dich ist, dann mach es doch einfach. Warum nicht?“
War ich bloß zu verbissen und musste letztlich nur etwas lockerer werden?
„Und wie stellt man es am besten an, nicht erwischt zu werden?“
„Vor allem erzählst du es nicht Ariana.“
Ich fuhr mit meinem Finger den Rand meines Sektglases nach und spürte, das kalte Glas auf meiner Haut.
„Die legt erst dich um und dann mich, weil bei ihr Beziehung, Treue und Ehe über allem steht.“
Wahrscheinlich hatte sie recht. Nach den letzten Streitgesprächen zwischen Cassandra und Ariana zu urteilen, wäre ein Gespräch über einen möglichen One-Night-Stand nicht das beste Thema.
„Es wäre doch nur eine Art Konterdate. Tu das, was für dich richtig ist. Was bringt es dir, wenn du es nicht tust und dich dann in ein paar Jahren scheiden lässt, weil du denkst, das Gras wäre auf der anderen Seite grüner?“
„Was bringt es mir, wenn ich es tue, und in einigen Jahren findet Lars es heraus und reicht die Scheidung ein?“
„Ganz ehrlich? Wie soll Lars das herausfinden? Er jettet ständig in die USA. Du könntest Orgien betreiben. Er würde es nicht mitbekommen, wenn du danach feucht durch wischst und lüftest.“
Mit dieser Übertreibung brachte Cassandra mich zum Lachen.
„Außerdem musst du ja nicht direkt mit irgendjemandem vögeln. Es kann auch sein, dass du einen Trottel datest und am Ende des Abends froh bist, dass du Lars hast und er der Richtige für dich ist.“
„Vielleicht. Aber erzähl doch mal: Stört es dich denn gar nicht, dass Tom nebenher noch seine Ehefrau hat?“
„Nein. Tom gehört mir ja nicht. Das, was er mit seiner Frau hat, ist eine Sache zwischen ihm und ihr. Ich nehme mir, was ich brauche und ich bei einem One-Night-Stand nicht bekomme. Den Rest kann sie gerne behalten.“ Cassandra stützte ihre Aussage mit einer abwehrenden Handbewegung.
„Und was ist das, was ein One-Night-Stand dir nicht geben kann?“
„Ein dreckiges Geheimnis zu sein, gibt mir einen Kick. Außerdem kann ich mit ihm auch mal die Dinge tun, die ich geil finde.“ Schwärmend seufzte Cassandra mit einem verträumten Blick auf.
„Dafür klingst du aber ganz schön verliebt, wo du doch so sehr betonst, dass du ihn nur für deine Zwecke ausnutzt.“
„Na ja, mit einem One-Night-Stand kannst du die Kondome nicht weglassen. Ich stehe auf Sperma. Mit Tom eröffnet das ganze andere Spielwiesen als mit einem Fremden, der mich nur für eine Nacht begleitet.“ Cassandra bedachte mich mit einem kühnen Blick.
„Vielleicht wäre eine Beziehung dann ja doch der richtige Weg für dich.“
„Ach Sonja, du weißt selbst, dass ich es schon so oft versucht habe, aber diese Eifersüchteleien gehen mir einfach auf den Keks. Ich brauche Freiheit und Abwechslung.“
Wozu würde mir Ariana raten? Wahrscheinlich ganz klar, die Finger von fremden Männern zu lassen. Ihre Reaktion auf die Visitenkarte im Biergarten war eindeutig gewesen. Sie empörte sich schon darüber, dass ich die Karte nicht sofort entsorgt hatte.
Ich stand auf, ging zu meiner Handtasche, holte die Kontaktkarte mit seinen Daten hervor und legte sie zwischen uns auf den Tisch.
„Was ist damit?“, fragte Cassandra.
„Meinst du, dieser Sajoscha wäre der richtige Kandidat für ein kurzes Intermezzo?“
„Kurz? Oh, ich hoffe, er gibt es dir lang und ordentlich.“ Cassandra lachte. „Nein, Scherz beiseite. Warum nicht? Er sah gut aus. Der erste Kontakt ist schon da. Am besten machst du das über dein Firmenhandy, dann kriegt Lars garantiert nichts mit.“
„Wo treffe ich mich mit ihm?“
„Irgendein Club oder ein Café.“
Nachdenklich starrte ich sie an. Ich war schon ewig nicht mehr auf einem ersten Date gewesen.
„Und wenn es zwischen euch funkt, kannst du notfalls auch meine Wohnung haben. Hier im häuslichen Ehebett solltest du sowas nicht tun. Viel zu viele emotionale Verwirrungen. Außerdem machst du das bitte erst, wenn Lars erneut in den USA ist.“
„Meinst du?“
Es klang aus ihrem Mund so einfach, während es in meinem Kopf schon wieder unaufhörlich arbeitete. War ich taff genug, so etwas durchzuziehen? Warf ich gerade die langjährige Beziehung mit der Liebes meines Lebens den Haien zum Fraß vor? Wahrscheinlich wäre es besser, einfach mit Lars offen zu reden. Mir war jedoch bewusst, dass es nur eine wirkliche Frage gab, die ich für mich beantworten musste: Wollte ich anständig oder egoistisch sein?
Kapitel 3
Einige Stunden später lag ich neben Lars im Bett. Verschwitzt, aber nicht befriedigt. Der Sex war schon wieder miserabel gewesen. Während er auf seine Kosten gekommen war, hatte er mich knapp vor meinem Höhepunkt im Stich gelassen. So kannte ich Lars nicht. Früher hatte er sich bemüht, sodass auch ich den Sex in vollen Zügen hatte genießen können. War es ihm zu anstrengend geworden?
Jetzt schnarchte er schon wieder leise, während ich nachdenklich neben ihm lag und die Gedanken wälzte. Was hatte sich zwischen uns nur verändert? Warum klappte unser Sexleben nicht mehr so mühelos, wie früher einmal? Das Gespräch mit Cassandra von vorhin kam mir in den Sinn. Natürlich wäre es eine Möglichkeit, außerhalb unserer Beziehung die Abenteuerlust zu stillen. Dennoch fiel es mir schwer, so etwas zu tun. In der Theorie klang es kinderleicht, doch war ich tatsächlich eine Frau, die fremdging? War ich ernsthaft eine Person, die ihren zukünftigen Ehemann hinterging für eine Viertelstunde Spaß ohne Verpflichtungen?
Über die Möglichkeit einer offenen Beziehung hatte ich ebenfalls gründlich gegrübelt. Dennoch hatte ich es nicht übers Herz gebracht, das Thema auch nur ansatzweise mit Lars zu besprechen. Normalerweise konnten wir immer über alles reden. Es gab nichts, was wir uns nicht erzählten oder voreinander versteckten. Dennoch war es dieses Mal anders. Irgendetwas hielt mich davon ab, offen mit ihm über meine Lust auf ein Abenteuer zu sprechen. Erregt, aber unbefriedigt stand ich auf, um auf der Terrasse noch etwas frische Luft zu schnappen.
Nachdem ich aus meinem Notfallversteck eine Zigarette gemopst hatte und endlich den Rauch tief inhalierte, schaute ich mich in der Dunkelheit der Nacht um. Es war noch angenehm warm. Trotzdem fröstelte es mich in meinem dünnen Spagettiträgertop und Slip ein wenig.
Seufzend ließ ich meinen Blick zum Nachbarhaus gleiten. Leider waren die neuen Sträucher bisher noch nicht hoch genug gewachsen, sodass ich direkt in die Fenster der Nachbarn schauen konnte. Das Haus lag vollkommen dunkel vor. Es wirkte regelrecht verlassen.
Genussvoll zog ich an der Zigarette. Eigentlich hatte ich vor ein paar Monaten aufgehört. In letzter Zeit war häufiger die Lust auf einen Glimmstängel aufgekommen. Meistens nach unbefriedigendem Sex. Wenigstens hatten wir noch welchen.
Ich ließ mich ruhelos auf einen Gartenstuhl sinken. Mit den Beinen wackelnd, knibbelte ich an der Nagelbetthaut meines Daumennagels. Sollte ich mit Lars darüber sprechen, wie lausig der Sex in letzter Zeit mit ihm war? Womöglich war das die reifste Lösung. Aber würde das etwas ändern oder nur unnötigen Stress und Unruhe in unsere Beziehung bringen? Mir war klar, dass das Thema einen gewissen Druck auf Lars ausüben würde. Würde er diesem standhalten können? Immerhin packte ich ihn damit an einer sehr sensiblen Stelle. Es gab sicher viele Männer, die nicht gut mit Kritik zu ihrer Performance im Bett umgehen konnten. Ich war mir unsicher, ob Lars dazu gehörte. Eigentlich war er extrem selbstsicher, aber würde es ihn sehr verletzen?
Von Geräuschen aufgeschreckt, sah ich hinüber zum Nachbarhaus. Es hörte sich so an, als würden die neuen Nachbarn heimkommen. Valerie und Jendrik waren frisch verheiratet und hatten sich vor kurzem den Neubau nebenan gekauft.
Ich hörte Valeries einmaliges Lachen. Dann knallte die Haustür ins Schloss. Den Rauch ausblasend drückte ich den Glimmstängel aus. Eigentlich wollte ich aufstehen, doch da ging im ersten Stock des Nachbarhauses das Licht an. Voller Neugier sah ich hinauf. Die bodentiefen Fenster gaben einen unschlagbaren Blick ins Schlafzimmer frei. Das große Bett war rund und mit samtiger, dunkelblauer Bettwäsche bezogen. Außerdem konnte ich ein Stück eines Schwebetürenschranks erkennen. Nur wenige Sekunden später entdeckte ich Valerie, die sich ihr Kleid auszog. Ich wollte wegsehen, doch irgendetwas hielt mich an Ort und Stelle. Ihre schwarze Spitzenunterwäsche unterstrich ihre perfekte Figur. Ihr flacher Bauch, der wohlgeformte Po, die schlanken Beine. Sie war unwiderstehlich.
Ich kaute auf meiner Unterlippe, als Jendrik auf der Bildfläche erschien und sich ebenfalls auszog. Hin- und hergerissen, was ich tun sollte, schaute ich weiter hinauf zum hellerleuchteten Zimmer. Was machte ich hier eigentlich? Ich konnte hier doch nicht in aller Selbstverständlichkeit sitzen und meine Nachbarn bespannen. Jendrik küsste Valerie stürmisch.
Meine Resterregung vom Liebesspiel mit Lars ließ mich weiter auf dem Gartenstuhl verweilen. Ob den beiden wohl klar war, dass sie das Bett so hingestellt hatten, das man von unserer Terrasse einen direkten Blick darauf hatte? Aber bei der Glasfront in ihrem Schlafzimmer gab es auch kaum Möglichkeiten das Bett anders zu stellen. Während ich darüber nachdachte, packte Jendrik Valerie und schob sie spielerisch auf das Bett. Er zog seine Boxershorts hinunter.
Warum ließen sie denn nicht die Jalousie herunter oder machten das Licht aus? Valerie zog langsam ihren BH aus. Ihr großer Busen war beneidenswert. Dagegen waren meine die Hand ausfüllenden, kleinen Brüste ein Witz. Ich sah kurz hinunter, seufzte leise auf und schaute voller Neugier wieder hoch zum Schlafzimmer meiner Nachbarn. Erschrocken von dem Bild, das sich mir nun bot, rutschte ich auf dem Stuhl nervös herum. Dort oben stand ein weiterer, nackter Mann im Zimmer. Ich konnte nur seinen knackigen, durchtrainierten Po und seinen muskulösen Rücken sehen.
Wieso waren sie zu dritt? Führten Jendrik und Valerie eine offene Beziehung? Das überraschte mich, da beide gar nicht so freizügig wirkten. Aber was erzählte man auch schon seinen Nachbarn? Vor allem, wenn man sie erst einige Wochen kannte?
Ich konnte nicht anders. Es hielt mich schlicht im Garten. Für einen Moment ärgerte ich mich, dass ich mir nur eine Zigarette aus meinem Geheimvorrat auf die Terrasse mitgenommen hatte.
Valerie hatte alle Hände voll zu tun. Ich beobachtete fasziniert, wie sie beiden Männern gleichzeitig einen Handjob gab, um dann kurz darauf auf die Knie zu gehen und im wahrsten Sinne den Mund zu voll zu nehmen.
Hitze und ein wohliges Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus. Als mir das klar wurde, fühlte ich mich ertappt. War ich etwa ein Voyeur?
Doch ehe ich darüber nachdenken konnte, zog mich das weitere Vorgehen im Schlafzimmer wieder in seinen Bann. Valerie kniete auf allen vieren auf dem Bett. Ein Mann stand hinter ihr. War das Jendrik oder der Fremde?
Leise erhob ich mich von meinem Platz, um einen besseren Blick in das Zimmer zu bekommen. Auf dem anderen Stuhl, der am entgegengesetzten Tischende stand, konnte ich den Winkel so verändern, dass ich endlich sah, dass es der andere Mann war, der Valerie nahm. Jendrik war aus dem Blickfeld verschwunden. Schaute er ihr aus einer Zimmerecke zu?
Erregt presste ich die Beine zusammen. Ich spürte deutlich die Feuchtigkeit zwischen meinen Schenkeln und das warme Gefühl der Lust in meinem Bauch. Der Mann gab ihr einen Klaps auf den Po. Plötzlich trat Jendrik vor ihr Gesicht. Sie schaute zu ihm auf. Seine Hände waren in ihr langes Haar gekrallt.
Wie automatisch griff ich mir zwischen die Beine. Berührte mich, spürte die Feuchte. Ich ließ mich weiter in den Gartenstuhl zurücksinken und gab mich meinen Berührungen hin. Meine andere Hand fuhr zu meinem Busen.
Die Plätze wurden getauscht. Jendrik nahm seine Frau mit einer Leidenschaft, wie ich sie bei Lars schon länger nicht mehr gespürt hatte. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden.
Sie unterbrachen wieder das Spiel. Jendrik legte sich auf das Bett und Valerie setzte sich auf seinen Schoss. Der Mann stand hinter ihnen und es ging weiter. Es war erregend zu sehen, wie sie in einem Takt miteinander harmonierten.
Ich schloss die Augen und rieb den guten Punkt in meiner Mitte noch kräftiger. Stellte mir vor, wie es sich wohl anfühlte, so ausgefüllt zu sein. In mir brachen die Wellen der Lust los und eroberten jeden Millimeter meines Körpers. Ich konnte nicht an mir halten. Alles in mir bebte, wurde unerträglich groß, bis es in mir zerberste. Es fühlte sich so unbeschreiblich gut an. Leise keuchend und zitternd öffnete ich wieder die Augen, schaute aber nicht noch einmal hinauf, denn mit einem Schlag wurde mir klar, was ich so eben getan hatte. Beschämt eilte ich zurück ins Haus. Wie konnte ich nur? War ich noch bei Trost, meine Nachbarn beim Sex zu beobachten und es mir dabei zu besorgen?
Mit rasendem Herzen stürmte ich hinauf zu unserem Schlafzimmer. Kurz hielt ich vor der Tür inne und atmete tief durch. Als sich mein Atem wieder normalisiert hatte, öffnete ich so lautlos wie möglich die Tür. Lars schnarchte leise. Meine Abwesenheit schien unbemerkt geblieben zu sein, daher schlich ich zu meiner Betthälfte. Vorsichtig ließ ich mich sinken, kuschelte mich ins Kissen und zog die Decke zwischen die Beine.
Es war besser, wenn ich vergaß, was ich gesehen und getan hatte. Solange es nach mir ging, hatte diese Nacht nie stattgefunden.
Kapitel 4
Endlich war die anstrengende Arbeitswoche geschafft. Lars hatte pünktlich Feierabend gemacht. Es war sommerlich warm. Wir hatten spontan entschieden, in unserem geliebten asiatischen Restaurant Thai Garden zum Abendessen zu essen. Da ich mir vorgenommen hatte heute mal wieder zurück zu unserer alten Form zu finden, hatte ich mich extra aufgebrezelt. Meine grünen Augen waren dezent mit Wimperntusche und Kajalstift in Szene gesetzt. Dazu hatte ich nudefarbenen Lippenstift auf meine vollen Lippen aufgetragen.
Mit meinem dunkelgrünen Sommerkleid mit mediterranem Blumenmuster fühlte ich mich heute enorm attraktiv. Es schummelte mein Dekolleté optisch ein bisschen größer.
„Bist du so weit?“, rief Lars aus dem Erdgeschoss.
„Ja, ich komme“, antwortete ich laut, schlüpfte in meine schwarzen, glitzernden Highheels und stürmte die Treppe hinunter.
Im Flur ergriff ich meine Lederhandtasche, schloss den Reißverschluss und zupfte noch einmal meinen Kleidersaum, der mir bis zum Knie ging, zurecht.
Lars drückte auf seinem Smartphone herum und schaute nicht einmal auf, als ich vor ihm stand.
„Meinetwegen können wir los“, sagte ich in dem Versuch, seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken und zupfte ein letztes Mal mein Dekolleté zurecht.
„Einen Moment.“ Er tippte weiter auf dem Display und zog die Stirn in Falten.
Entnervt lehnte ich mich an die Haustür. Noch vor wenigen Minuten hatte er es unheimlich eilig, doch jetzt hatte er plötzlich alle Zeit der Welt. Ich schob meine Haare, die ich heute zu einem Zopf geflochten hatte, über die rechte Schulter.
Als er sich endlich von seinem Telefon losriss, öffnete ich die Haustür, die Lars hinter uns abschloss. Gemeinsam liefen wir zu seinem schwarzen BMW 2er Cabrio. Noch immer hatte er mich keines Blickes gewürdigt.
War es ihm wirklich so egal, wie ich aussah? War all die Mühe gar umsonst gewesen? Ich ließ mich auf den Beifahrersitz sinken und schnallte mich an. Er tippte unterdessen schon wieder auf seinem Smartphone.
„Wollen wir dann?“
„Ach, die Amis nerven schon wieder. Ich verstehe gar nicht, wie meine Kollegen das durchgängig aushalten. Gott sei Dank ist das mein erstes und letztes USA Projekt.“ Er legte das Telefon zur Seite und ließ den Motor an.
Sobald wir am Restaurant ankamen, verstaute Lars das Smartphone endlich in seiner Tasche. Am Tisch suchten wir uns unser Lieblingsgericht Pad Thai aus und bestellten hausgemachten Mangoeistee.
„Übrigens muss ich Ende des Monats schon wieder in die USA.“
„Wie lange?“, fragte ich gelassener, als ich tatsächlich war.
In mir brodelte es unaufhörlich. Das gefiel mir überhaupt nicht. Es gab da so einiges, worüber ich gerne reden wollte, dennoch verkniff ich es mir. Immerhin ging es hier um seinen Job und nicht um eine lustige Urlaubsreise mit seinen Freunden. Lars konnte es sich nicht aussuchen, was sein Chef von ihm verlangte. Ich trank einen großen Schluck meines eisgekühlten Getränks und schob eine lockere Haarsträhne hinter mein Ohr.
„Vermutlich eine Woche, aber Genaueres weiß ich wie immer erst, wenn ich da bin.“
Obwohl ich es nicht wollte, stiegen mir Tränen in die Augen.
„Ach Mausi, ich hab alles versucht, um das abzuwenden, aber du siehst ja auch heute auf einen Freitagabend schaffen sie es nicht allein klarzukommen.“
„Ich dachte, ihr hättet dort Projektmanager, die sich um alles kümmern“, sagte ich eine Spur schärfer.
„Den kannst du in der Pfeife rauchen. Der hat schlichtweg keine Ahnung. Wenn du den auch nur einen Tag aus den Augen lässt, stellt er mehr Chaos an als eine Gruppe Kindergartenkinder.“ Er kräuselte die Lippen.
Bei dem Vergleich musste ich grinsen, gleichzeitig gab er mir damit das Stichwort für einen Themenwechsel.
„Habe ich dir erzählt, das Ariana und Ben weiter versuchen Eltern zu werden? Sie hat letzte Woche wieder so komisch reagiert, weil wir noch nicht loslegen.“
„Ich verstehe überhaupt nicht, wieso sie es so eilig haben.“ Mit Unverständnis schüttelte Lars den Kopf.
„Sie sagt, wir sollten uns das bloß nicht so leicht vorstellen.“
„Das ist doch bei jedem anders.“
„Und wenn es bei uns ebenso lange dauert?“, fragte ich.
„Dann dauert es eben. Was läuft uns denn davon?“
Ehe ich darauf etwas sagen konnte, kam die Kellnerin an den Tisch und brachte uns die Bestellung. Schweigend fingen wir an, mit den Stäbchen zu essen. Vor zwei Jahren hatten wir auf einer Rundreise in Thailand beide gelernt, mit den Essstäbchen nicht vor gefüllten Tellern zu verhungern.
„Wir müssen unbedingt mal schauen, wie das Spiel Dortmund gegen Bayern steht.“ Lars wechselte unvermittelt das Thema.
Manchmal bekam ich das Gefühl, ziemlich allein in unserer Beziehung zu sein. Während ich anfing, die Zukunft zu planen, schien Lars völlig im Hier und Jetzt zu leben und sich so gar keine Gedanken darüber zu machen.
„Wir sollten dann diesen Monat noch zum Standesamt, damit wir endlich einen Termin für die Hochzeit haben und mit den Vorbereitungen beginnen können.“
„Meinst du nicht, das ist noch viel zu früh? Wir wollen doch erst im Dezember heiraten.“
Nun war es an mir, Lars einen irritierten Blick zuzuwerfen. „Ein halbes Jahr vorher ist doch nicht verfrüht?“
„Ich denke, im Oktober reicht das völlig.“
Meine Kehle schnürte sich Stück für Stück zu, dennoch versuchte ich, besonnen zu bleiben. Er hatte mich gefragt, aber gleichzeitig schien er sich bezüglich der weiteren Vorgehensweise völlig im Unklaren zu sein. Dachte er allen Ernstes, man verlobt sich und lebt dann noch etliche Jahre so weiter, ohne die geplante Hochzeit tatsächlich zu feiern? Was hielt ihn davon ab, endlich Nägel mit Köpfen zu machen?
Mit einem Stich in der Brust dachte ich an Cassandras eher scherzhaft gemeinter Idee zurück, dass Lars eine Affäre haben könnte. War da doch mehr dran, als ich wahrhaben wollte?
Schweigend aß ich weiter und beäugte meinen Verlobten intensiv. Was ging nur in ihm vor? Hatte er ein Geheimnis? Mochte er all die Flüge in die USA insgeheim, da er dann von mir und meiner ewigen Hochzeitsplanung fortkam? War das USA-Projekt nur ein vorgeschobener Einwand, um die Hochzeit nicht in diesem Sommer durchzuziehen? Oder sah ich nur Gespenster?
Nachdem Essen spazierten wir ein Stück gemeinsam durch den nah gelegenen Park. Zwischen uns war es still geworden. Früher hatten wir endlos miteinander geredet, aber jetzt schien es unversehens schwierig zu sein. Sobald die Eisdiele in Sicht kam, nutzte ich die Gelegenheit. „Lass uns doch noch ein Eis zum Dessert essen.“
Gemeinsam liefen wir hin und bestellten zwei Kugeln Eis. Im Unterschied zu Lars, der sich für Double Choco und Vanille entschied – der Langweiler –, suchte ich mir Amarenakirsche und Pistazie aus. Das passte strenggenommen nicht so ideal zusammen, aber beide Sorten aß ich ausgesprochen gern.
„Hattest du heute Abend eigentlich noch etwas vor? Oder warum hast du dich so aufgestylt?“, fragte Lars, der endlich bemerkt zu haben schien, dass ich mich für ihn herausgeputzt hatte.
„Ich habe ein Date.“
Lars Augen wurde ein Stück größer, als er sein Eisschlecken unterbrach. Die Irritation war ihm deutlich anzusehen. „Was soll das heißen?“
Ich zuckte verspielt mit den Achseln, schleckte genussvoll mein Eis und sah ihm dabei tief in die Augen. War er wirklich so schwer von Begriff?
Einige Meter später schien ihm endlich ein Licht aufzugehen. Kichernd legte er seinen Arm um meine Hüfte, um mich näher an sich zu ziehen. „Für mich musst du dich aber nicht so herausputzen.“
„Lass mich doch. Für wen denn auch sonst, wenn nicht für dich?“
Zu Hause setzte sich Lars direkt auf die Couch, schaltete den Fernseher ein und überprüfte die Spielergebnisse des heutigen Tages. In der Küche holte ich ein Bier für ihn und schüttete den letzten Rest Hugo in ein Sektglas. Ich fügte einen Stängel Minze und ein paar Eiswürfel hinzu.
Zurück im Wohnzimmer schnaubte Lars verärgert und schüttelte den Kopf.
„Was ist los?“, fragte ich, obwohl es mich überhaupt nicht interessierte. Fußball gehörte so gar nicht zu meinen Interessen.
„Ach, nicht so wichtig.“
Achselzuckend stellte ich ihm sein Bier hin. Im Anschluss trat ich hinaus auf die Terrasse. Es war weiterhin angenehm warm. Nachdenklich scrollte ich durch die sozialen Medien. Nach einem letzten Blick über meine Schulter zur Wohnzimmercouch gab ich Sajoscha Bender ins Suchfeld ein. Nur mal gucken, würde niemandem schaden.
Glücklicherweise fand ich ihn schnell. Ich scrollte durch sein Profil. Abgesehen vom Rennradsport schien er sich ebenfalls fürs Reisen zu interessieren. Ich sah einige Selfies vor bekannten Hotspots. Gleich neben einem Foto von ihm vor dem Schiefen Turm von Pisa, war auch noch die beliebte Pose, bei der man den Eiffelturm auf der Hand balancierte, zu sehen. Zögernd hielt ich inne. Was machte ich hier überhaupt?