Mister Anders Single Daddy - Katharina Koch - E-Book
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Mister Anders Single Daddy E-Book

Katharina Koch

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Beschreibung

"Du musst dich nur für oder gegen mich entscheiden. Der Rest regelt sich von alleine." Lynn ist selbstbewusst, erfolgreich im Job und liebt ihre Unabhängigkeit. Ein prickelndes Abenteuer mit dem attraktiven Samuel in der Sauna geht ihr jedoch nicht mehr aus dem Kopf. Sie bereut, dass sie ihn nicht wiedersehen wollte. Als Lynn eine einmalige Karrierechance geboten wird, ist sie völlig entsetzt, das ausgerechnet ihr neuer Geschäftspartner kein Unbekannter ist. Die Sehnsucht nach ihm wird immer größer, doch sie darf ihr nicht nachgeben, denn alles, was sie sich aufgebaut hat, steht auf dem Spiel... Leseprobe: Am Ausgang stand er an die verputzte Wand gelehnt. Groß, in einem taillierten Hemd und einer engen Jeanshose, die Daumen in die Gürtelschlaufen gehakt. Beide Kleidungsstücke brachten seine Statur perfekt zur Geltung. Seine Sneakers waren weiß und seine Haare leicht strubbelig stehend gegelt. Eine Augenweide. Zumindest für mich. Nervös lief ich auf ihn zu. Ursprünglich hatte ich gehofft, aus der Nummer ohne richtige Verabschiedung hinauszukommen, aber offenbar hatte Samuel andere Pläne. Er sah von seinem Smartphone auf und ein charmantes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Da bist du ja.“ Ich schaute ihn fragend an. Was für eine Show würde das jetzt werden? Er wirkte so selbstbewusst. Er hatte so eine Bettelei doch gar nicht nötig. „Ich weiß, was du gesagt hast, aber-“ „Da gibt es kein Aber. Bis zu dieser Tür und nicht weiter.“ Ich deutete auf den Ausgang. „Danke für den schönen Tag. Ich hatte echt Spaß, doch lass es uns als das sehen, was es war.“ Um die richtigen Worte zu sammeln, hielt ich inne. „Ich bin genauso wenig an einer Beziehung interessiert wie du. Ersparen wir uns die Mühe, etwas vorzuheucheln, was wir niemals sein werden.“ Seine Augen weiteten sich. Er wirkte schockiert. Ich nickte ihm zu, setzte meine Sonnenbrille auf und verschwand ohne weitere Worte des Abschieds durch die Tür. Draußen begrüßten mich ein paar letzte Sonnenstrahlen an diesem goldenen Oktobertag. Die wohltuende kühle Luft wehte mir durch das Haar, das ich offen trug. „Lynn.“ Meinen Namen aus seinem Mund zu hören, bescherte mir eine angenehme Gänsehaut. „Lass mich dich wenigstens nach Hause bringen.“ Seine Worte klangen bestimmend. Ich ließ ihn stehen, als hätte ich seinen letzten Vorschlag gar nicht gehört... Es handelt sich um einen abgeschlossenen Einzelband. Um in den vollen Lesegenuss zu kommen, sollte die Reihenfolge eingehalten werden.

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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Vier Wochen Später
Band 2
BIBLIOGRAFIE
DANKSAGUNG
Über die Autorin

 

 

 

 

Mister Anders

Single Daddy

Roman

 

von

 

Katharina Koch

 

 

 

 

 

 

Copyright © 2023 Katharina Koch – alle Rechte vorbehalten. Korrektorat: Melissa Kamp Covergestaltung: Claudia Harnoss

 

Bildlizenzen: Image by 12019 from Pixabay

Depositphotos,

creative fabrica

 

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Personen und Handlungen sind frei erfunden, etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Markennamen sowie Warenzeichen, die in diesem Buch verwendet werden, sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Eigentümer.

 

 

 

Für Mama und Edeltraud.

 

 

 

Kapitel 1

An manchen Tagen war es wie ein Geschenk des Himmels, dass es Saunabäder gab. Zumindest für mich. In den USA waren diese eher eine Seltenheit. Boston lag eben nicht in Finnland, wo es mehr Schwitzstuben als Autos gab. Wenngleich mir die Vorstellung einer eigenen Sauna im Garten schon gefallen würde. Leider hatte ich dafür nicht mal das passende Stückchen Grün hinter dem Appartementblock, in dem ich wohnte. Gut gelaunt lief ich von der U-Bahnstation zwei Blocks zu meinem Stammsaunabad.

Während mein Blick über den Parkplatz für die Besucher wanderte, wurde mir klar, wie viele Familienvans neben Luxusschlitten und Pick-up-Trucks standen. Hoffentlich waren die jetzt nicht alle im Saunabad.

Unversehens strauchelte ich, aber zum Glück konnte ich das Gleichgewicht halten und einen Sturz damit verhindern. Ich sah über die Schulter zurück, doch da lag kein Stein. Nicht mal ein Kiesel. Geschweige denn, dass ich eine Kante übersehen hätte. Wieso stolperte ich auf ebener Strecke? Suchend sah ich mich um. Da entdeckte ich es: Mein Schuhband war offen. Einen Klaps gegen die Stirn unterdrückend hockte ich mich hin und kümmerte mich flink darum.

Ein Schmerz durchfuhr meine Rückseite, als hätte mich ein Knie oder eine Tasche getroffen. Verwundert schaute ich auf und in die wunderschönsten grünen Augen, die ich jemals zuvor gesehen hatte. Sie erinnerten mich an das Grün von Moos und Tannen.

Irritiert starrte ich in das Gesicht des Mannes, der offenbar in mich hineingelaufen war. Kein Wort wollte über meine Lippen treten.

„Es tut mir leid, das war absolut keine Absicht“, sagte er mit seiner männlichen Bassstimme, die die Musik in meinen Ohren locker übertönte.

Sein Blick war entschuldigend. Eine Sorgenfalte zeigte sich auf seiner Stirn.

Ich zog den Airpod aus meinem Ohr. „Schon in Ordnung.“ Ich winkte ab.

„Geht es dir gut?“ Er hielt mir die Hand hin.

Obwohl ich seine Hilfe nicht brauchte, ergriff ich seine Hand und war erstaunt, wie warm sie war. Vielleicht war er einer dieser Autofahrer, die eine Lenkradheizung besaßen und sie bereits im Oktober nutzten. Dabei war der Herbst noch gar nicht da. Die letzten Tage waren so schön sonnig und angenehm gewesen, dass es ein richtiger Altweibersommer zu werden versprach.

Ich lächelte ihn an. „Ja, klar. Nichts passiert.“

Kurz überbekam mich ein ungutes Bauchgefühl und ich tastete eilig meine Hosentaschen ab, aber mein Smartphone war noch an Ort und Stelle. Mein Portmonee steckte in den Untiefen meiner Umhängetasche. Keine Chance, es ohne Aufsehen zu erwecken, erreichen zu können. Es handelte sich also nicht um den Trick eines Taschendiebes. Zumindest waren die einzigen beiden Wertgegenstände, die ich bei mir hatte, noch da.

Wenngleich er wahrhaft ein Augenschmaus war, lief ich grußlos weiter. Gut aussehende Männer, wie dieser, befanden sich meistens in Beziehungen, daher wollte ich meine Zeit nicht mit einem netten, freundschaftlichen Plausch vergeuden.

Als ich in der Ferne den Haupteingang entdeckte, kribbelte mein ganzer Körper vor Vorfreude. Endlich war ich da: am Ziel meiner Begierde. In meiner persönlichen Oase der Erholung. Schwitzen, Entspannen und die ein oder andere Runde Schwimmen. Ich konnte es nicht erwarten.

 

Entspannt streckte ich mich auf meinem Saunahandtuch aus, schloss meine Augenlider und genoss die Hitze der finnischen Sauna. Es roch nach Pinien. Ab Montag war mein Urlaub vorbei. Ich würde wieder zur Arbeit müssen und einem Job nachgehen, der mich in letzter Zeit nur noch langweilte.

Während ich versuchte, mich gedanklich in einen Wald zu beamen, öffnete sich die Glastür. Ein kühler Windzug streifte meinen nackten Körper. Ich schielte unauffällig zur Tür. Der attraktive Mann, der mich vorhin schon auf dem Parkplatz angerempelt hatte, trat mit einem marineblauen Handtuch um die Hüften, die ein deutlich antrainiertes V zeigten, ein. Die Glastür fiel klappernd ins Türschloss. Er legte sich mir gegenüber auf die Saunabank.

Ich schloss erneut die Augen, doch in mir war so ein aufgeregtes Kribbeln. Neugierig linste ich zu ihm hinüber. Sein Körper war durchtrainiert. So definierte Muskeln hatte ich noch nie zuvor gesehen. Der Mann musste doch in einem Gym wohnen oder auf Schlaf verzichten, damit er seinen Körper so stählen konnte. Er trug einen Anchor Bart. Kein falsch platziertes Haar ragte aus der perfekten Form hervor. Seine ebenso muskulösen Beine waren behaart. Er strahlte so etwas unglaublich Männliches aus. Völlig hingerissen biss ich mir auf die Unterlippe. Da erblickte ich seine Augen, die mich vorhin schon in ihren Bann gezogen hatten.

Schnell schaute ich wieder weg. Man starrte andere Saunabesucher nicht an. Was fiel mir nur ein, diese goldene Regel zu missachten? Ich schüttelte mit einer kleinen Bewegung meinen Kopf, atmete tief durch und schloss die Augen. Entspannung, Lynn. Ein Grinsen unterdrückend drehte ich mich auf die Seite und legte meine Wange auf den rechten Oberarm. Mein Schweiß floss kribbelnd über meinen Rücken. Mir war so heiß und das lag nicht nur an der achtzig Grad Sauna, in der ich mich gerade aufhielt.

Interessiert schaute ich zum wiederholten Mal zu dem Mann auf der gegenüberliegenden Saunabank. Ich betrachtete seine enorme Männlichkeit, als er just aufblickte. Ertappt sah ich auf meine Fingernägel. Ganz so, als hätte ich nicht zu ihm hingesehen. Aber konnte man es mir verübeln? Dieser Kerl war wie von einem griechischen Künstler gemeißelt. Perfekt. Kein Gramm zu viel. Muskeln wie gemalt. Der einzige Unterschied war, dass er eine bessere Ausstattung hatte, als die Kunstwerke, die ich aus dem antiken Griechenland kannte.

Ich rieb mir über den Nagellack, der an meinem Zeigefinger abblätterte.

„Schau ruhig“, sagte das zu fleischgewordene Meisterwerk.

Ich sah zu ihm hinüber. Sein Lächeln entblößte eine Reihe weißer Zähne, die perfekt in gerader Linie standen.

„Wer sagt, dass ich schaue?“

Er zuckte mit den Schultern und ließ seinen Blick über meinen Körper wandern. Eine erregende Spannung durchfuhr mich. Es kribbelte vom Haaransatz hinab bis zu meinem empfindlichsten Punkt. Er leckte sich über seine volle Unterlippe. Ich schaute an mir hinunter. Mein Körper war schon mal besser in Form gewesen, dennoch mochte ich mich sehr. Bisher hatte sich noch kein Mann über meine kleinen Rundungen beschwert, da sie an den richtigen Stellen saßen.

Mit einer flinken Bewegung schmiss ich die langen Haare, die auf meinem üppigen Busen lagen, über die Schulter und streckte meine Brust ein wenig mehr hinaus.

Seine moosgrünen Augen funkelten verführerisch. „Ich bin Samuel. Kommst du häufiger her?“

„Lynn.“ Ich nickte ihm zu. „Du auch?“

„Leider nicht so oft, wie ich gern würde.“ Er drehte sich auf die Seite, sodass ich seine Bauchmuskeln noch viel besser betrachten konnte.

Ich stellte schockiert fest, dass er ein Sixpack hatte. Der Mann konnte nicht real sein. Wahrscheinlich war ich in der Sauna ohnmächtig geworden. Hierbei musste es sich um einen komatösen Traum handeln. Ich fächelte mir mit der flachen Hand ein wenig Luft zu. Sofern dieser Moment nur eine Träumerei war, wollte ich auf gar keinen Fall aufwachen. Ich mochte heiße Tagträume ungemein. Besonders, wenn sie so real wirkten.

„Ist dir zu heiß?“

Ich presste meine Schenkel fester aneinander, um Herrin über das Pochen in meiner viel zu feuchten Mitte zu werden.

Kurz zögerte ich. „Nein.“ Ich atmete tief durch.

Dann kniff ich mich in den Unterarm. Es tat weh, doch ich machte keinen Mucks. Also schlief ich nicht. Der Mann brachte mich um den Verstand. Ich hatte Mühe, das drängende Kopfkino zu unterdrücken, das sich immer wieder vor mein inneres Auge schieben wollte. Er und ich. Er auf mir. Oder ich auf ihm. Sein bestes Stück hart in meinem Mund. Erneut schüttelte ich meinen Kopf und setzte mich dann auf. Ich ließ mich auf meine Arme zurücksinken, bemerkte, dass meine Nippel hart waren, und schaute zur holzvertäfelten Saunadecke. Wenn ich ihn nicht so anstarrte, würde mein Körper gewiss bald aufhören zu reagieren. Dennoch konnte ich es meinem Organismus nicht verübeln. Schon fast drei Monate hatte mich kein Mann angefasst.

Unwillkürlich spreizte ich ein wenig meine Schenkel, die durch meinen Schweiß etwas zusammenklebten. Ich spürte seinen Blick auf mir, doch es störte mich nicht. Ganz im Gegenteil. Es heizte mich noch mehr an. Meine Augen sahen zur Sanduhr. In fünf Minuten wäre mein erster Saunagang zu Ende. Nervös wackelte ich mit meinem Bein.

„Bist du allein hier?“, fragte Samuel.

Ich warf ihm einen Blick zu, von dem ich das Gefühl hatte, dass er ihn anflehte herzukommen und seine wundervollen Lippen auf meiner Mitte zu platzieren. Zu saugen. Zu küssen. Zu lecken. Mich zu nehmen. Schnell schob ich den Gedanken beiseite, ehe die Bilder noch deutlicher wurden, und nickte.

„Hättest du Lust, an der Smoothie Bar etwas mit mir zu trinken?“

Warum eigentlich nicht? Er war allein. Ich war allein. Gewöhnlich machte ich drei Saunagänge mit jeweils mindestens einer halben Stunde Pause dazwischen. Zwar suchte ich keine feste Beziehung, aber wir konnten uns ja trotzdem ein wenig kennenlernen.

„Klar, gerne.“ Ich guckte zur Sanduhr. „In einer Minute bin ich hier durch.“

„Ich brauche noch vier Minuten, aber wir können uns dann in der Regendusche treffen.“

In der Glastür sah ich einen alten Mann seine Badelatschen ausziehen. Sofort schlug ich das eine Bein über das andere, sodass nichts mehr zu sehen war. Samuel warf mir einen durchdringenden Blick zu, der mir eine Gänsehaut bereitete. Angenehm überzog sie meinen Körper und meine Nippel zogen sich augenblicklich fester zusammen. Kalte Luft strich über meine Haut, als sich die Tür öffnete.

Ich sollte eilig unter die Dusche flitzen, andernfalls vergaß ich noch, wo ich mich befand. Zugegebenermaßen war es nicht so, dass ich nicht für One-Night-Stands offen war, aber hier in der Sauna waren sexuelle Handlungen verboten. Ein Hausverbot wollte ich unter allen Umständen vermeiden. Eine andere Quelle für Entspannung und Wohlbefinden gab es für mich nicht. Nirgends konnte ich mich so fallen lassen und den Alltag um mich herum vergessen.

Der alte Mann setzte sich auf die Bank und stöhnte laut japsend auf. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, stand ich auf und umwickelte meinen molligen Körper mit dem Handtuch. Stumm gab ich Samuel ein Zeichen.

Sobald ich die kühle Luft spürte, atmete ich tief durch. Das tat gut. Ich schlüpfte in meine pinken Flipflops und spazierte zur Regendusche.

Ich hängte mein Handtuch an einen Haken und trat in der hintersten Ecke unter die Dusche. Zuerst ließ ich lauwarmes Wasser auf meinen Körper prasseln, um mich langsam herunter zu temperieren. Meine Finger fuhren über meine weiche, aber verschwitzte Haut. Ich rieb über meine Bauchfalte und presste danach das Wasser aus meinen Haaren.

Ich hörte ein Klappern. Nur Sekunden später stand Samuel vor mir und lächelte mich an. Er war mindestens einen Kopf größer als ich.

„Du kommst ja wirklich.“

„Habe ich etwa den Eindruck vermittelt, ich würde dich hängen lassen?“ Er drehte das Wasser an der Dusche neben mir auf und ließ es auf seine Nackenmuskulatur prasseln.

Mit geschlossenen Augen hielt er sein Gesicht in den Wasserstrahl und rieb sich mit ausgestreckten Fingern durch sein dunkelblondes, kurzes Haar.

Während ich ihm so zusah, spürte ich erneut die Hitze in mir. Die Lust entflammte unaufhaltsam. Das Verlangen biss sich einen Weg durch meine Moral und meinen daraus resultierenden Widerstand. Wenn wir schnell wären, würde es keiner bemerken. Heute war gar nicht viel los. Ich saugte nachdenklich meine Unterlippe ein und schaute schon wieder auf sein bestes Stück, das prall ab stand. Er war so etwas von bereit für mich.

„Schau ruhig, wenn es dir gefällt, was du siehst.“ Mit den Worten riss Samuel mich aus meinen Überlegungen.

„Ich würde gern mehr als nur anschauen.“

Samuel drehte sich zu mir und warf mir einen abschätzigen Blick zu. „Was möchtest du denn gern machen?“

Ich leckte mir langsam über die Lippen. Meine Hand fuhr zwischen meine Schenkel. Ich berührte zaghaft meine feuchte, heiße Mitte.

„Küss mich im Regen“, flüsterte ich kaum hörbar.

Er grinste und warf einen kurzen Blick um die Ecke zur Tür. Ohne Vorwarnung überwand er den Abstand zwischen uns, presste mich sanft gegen die Fliesen und drängte seinen Mund auf den meinen. Seine Lippen waren so weich. Sein Kuss hungrig. Erstaunt erwiderte ich seine Leidenschaft. Es fühlte sich so unfassbar gut an. Eine alles verschlingende Hitze bildete sich zwischen uns. Noch stärker als die hohen Temperaturen in der Sauna. Wir lösten uns voneinander, sahen uns tief in die Augen und hechelten geräuschvoll nach Luft.

„Was ist mit dem Smoothie?“, fragte er und strich mir zärtlich eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht.

Nur zu gern wäre ich weitergegangen, aber es war einfach zu riskant. Sanft platzierte er einen letzten Kuss auf meinen Mund und löste sich von mir.

Kapitel 2

Wir durchquerten nackt den hüfttiefen Swimmingpool und setzten uns auf die Barhocker an die Smoothie Bar. Normalerweise würde ich zuallererst ein Bad im kalten Outdoorpool nehmen, aber durch die ausgiebige Dusche verzichtete ich darauf.

„Welchen möchtest du?“, fragte Samuel, der interessiert in der Karte blätterte.

„Erdbeere, Banane und Blaubeeren.“

„Das klingt gut.“ Er bestellte bei dem Barkeeper, bezahlte mit Auflegen seines Armbandes und wir warteten.

„Womit verbringst du sonst deine Zeit an den Wochenenden, wenn du nicht in der Sauna entspannst?“, fragte ich.

„Sofern ich mal Freizeit habe und das Wetter passend ist, gehe ich Kite Surfen. An Schlechtwettertagen findet man mich meistens im Gym.“

Der Barkeeper reichte uns zwei große Plastikbecher mit langen Strohhalmen und wir stießen an.

„Möchtest du mal probieren?“, fragte er, nachdem er den ersten Schluck seiner Pfirsich-Ananas-Banane Mischung getrunken hatte.

„Gerne.“ Ohne zu zögern, ergriff ich seinen Drink und nahm einen Mundvoll. „Mh, der ist aber lecker.“

Er trank von meinem Smoothie. „Wie oft gehst du in die Sauna?“

„Einmal im Monat, manchmal auch häufiger.“

„Und was machst du so beruflich?“

„Nichts Besonderes. Ich arbeite im Purchasing hier in Boston.“ Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. „Und du?“

„Sales Manager.“

Mit dem Aussehen war er gewiss das ganze Jahr über der Verkäufer des Monats. Der wickelte doch schon mit seinem Lächeln jeden einzelnen Einkäufer um den Finger.

Sanft legte er seinen Arm um mich und beugte sich näher zu mir. „Hast du eigentlich einen Freund?“

Ich schüttelte den Kopf. Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in meiner Magengrube aus. Sein Körper war heißer als die Sonne in der Wüste Sahara, doch was für eine Zukunft hätte das schon? Männer seiner Kategorie standen nicht auf Frauen, die so aussahen wie ich: natürlich, aber mollig.

Zu solchen Muskelpaketen passten die falschen Blondinen, mit Plastikfingernägeln, aufgespritzten Lippen, gemachten Brüsten, gebleichten Zähnen und je nach Alter Botox-Lächeln.

Mit meinen Fingern lockerte ich mein nasses, welliges Haar auf und drapierte es ein wenig über meinem Busen. Der Barkeeper warf mir einen lüsternen Blick zu, der mir unangenehm war. Vorhin war ich geil. Da war mir Samuels schmachtender Ausdruck höchst willkommen gewesen, doch jetzt war ich in der Dusche zur Besinnung gekommen und brauchte kein weiteres Augenpaar, das mich vernaschte.

Ich drehte mich ein wenig auf dem Hocker und trank mit einem Blick in Samuels moosgrünen Augen einen Schluck aus meinem Strohhalm.

„Das ist ganz schön heiß“, sagte er leise.

Ich stülpte erneut meine Lippen über den Halm und saugte ein wenig der fruchtigen Flüssigkeit auf.

„Willst du etwa, dass mich einer mit einem Ständer erwischt?“, flüsterte er.

Ich zwinkerte ihm neckisch zu. War es mein Problem, wenn er so leicht zu erregen war?

„Wie alt bist du denn, dass du Strohhalme damit assoziierst?“

„Einunddreißig.“

Ich prustete los. „Sicher, dass du nicht dreizehn bist?“

Er pikste mir in die Taille. Ich quiekte auf. Eilig stellte ich den Smoothie auf den Bartresen und ergriff Samuels Hände. Nach ein wenig Gerangel schubste ich ihn mit voller Kraft von seinem Hocker, sodass er mit einem lauten Platsch ins Wasser fiel.

Prustend kam er an die Wasseroberfläche und spritzte mich nass. Er zog mich vom Hocker. Wir kabelten uns ein wenig im Wasser.

„Nicht an der Bar herumspritzen“, sagte der Barkeeper und warf uns dabei einen ermahnenden Blick zu.

Wir tranken unseren Smoothie in einem Zug aus und stürmten, so schnell es durch das hüfthohe Wasser ging, zur Leiter.

Eilig hasteten wir über den feuchten Fliesenboden zur Außentür und rannten zum Außenbecken, das menschenleer war. Mit Anlauf sprang ich in das eiskalte Nass und quietschte auf, als ich nach Luft japsend wieder auftauchte. Augenblicklich stellten sich von Neuem meine Nippel auf. Samuel jagte mich eine Weile durch das Wasser und zog mich am Ende in seine Arme.

„Jetzt habe ich dich!“, sagte er Unheil verkündend.

„Oh nein.“ Lachend versuchte ich, mich freizukämpfen.

Er drückte einen sanften Kuss in meinen Nacken und flüsterte: „Hattest du schon mal Sex in einem Swimmingpool?“

Diese eine Frage trieb eine Gänsehaut über meinen Körper, die jedes Haar aufrecht stehen ließ, und löste ein Kopfkino aus, das mich willig wie eine läufige Hündin machte.

„Und wenn es so wäre?“ Ich versuchte, die Fantasien mit dem Gespräch aus meinem Kopf fernzuhalten, doch ich sah schon sein lustverzerrtes Gesicht vor meinem inneren Auge. Den sehnsüchtigen Glanz der Geilheit.

„Dann kannst du mich im Swimmingpool entjungfern.“

„Bist du etwa eine Pooljungfrau?“ Ich drehte mich gespielt entsetzt in seiner Umarmung um.

Er nickte grinsend. Nahm er mich etwa auf den Arm? Mein aufgesetztes Entsetzen wich ernsthaften Staunen. Auf mich wirkte er nicht wie ein Mann, der kaum herumgekommen war. Auch nicht wie jemand, der nur Blümchensex im Bett gehabt hatte. Ich schaute mich um, doch weit und breit war niemand zu sehen. Dennoch war das Becken gut einsehbar. Von allen Seiten. Es gab nichts, was Sichtschutz bot.

„Mister, ich denke, das ist eindeutig der falsche Pool für Ihr Vorhaben.“

„Mister?“ Er befeuchtete sich langsam die Lippen. „Das könnte mir gefallen.“

Ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde. Wieso war mir das Mister nur herausgerutscht? Seine Hände fuhren über meinen Po. Er presste mich fester an seinen Körper. Ich fühlte die Härte seiner Männlichkeit an meinem Bauch. Obwohl ich Lust hatte, mich zu verlieren, musste ich erneut standhaft bleiben. Wenn uns jemand erwischte, bekämen wir beide eine Menge Ärger.

„Hast du eigentlich eine Freundin?“, fragte ich, um von der körperlichen Anziehung abzulenken.

Er schüttelte den Kopf und küsste meinen Hals. „Wäre es nicht sinnvoll gewesen, die Frage zu stellen, ehe wir unter der Dusche geknutscht haben?“

Was ging mich eine potenzielle Freundin an, wenn ich mir einen schönen Tag in der Sauna machte? Aktiv war ich nicht auf der Suche nach einer Beziehung. Langsam wurde mir kalt. Ich presste meinen Körper fester an Samuel, der sich angenehm warm anfühlte.

„Ich will dich“, flüsterte er und küsste meinen Nacken.

„Wir können das doch nicht hier in aller Öffentlichkeit tun.“

„Ich könnte schnell machen.“ Er sah mir tief in die Augen. „Oder du sagst mir, dass du mich nicht willst, und ich lasse dich auf der Stelle in Ruhe.“ Samuel schob mich ein wenig von sich fort.

Sofort umklammerte ich ihn mit meinen Beinen. Er war so schön warm. Ich wollte nicht, dass er mich in dem kalten Becken zurückließ.

„Du bist aber unersättlich“, sagte er keck grinsend.

Ehe ich michs versah, drückte er in einer fließenden Bewegung seine Härte an mich. Keuchend lehnte ich meine Stirn an seine Schulter.

„Samuel, bitte“, sagte ich drängend.

„Bitte, was?“, fragte er kehlig.

„Wir dürfen das hier nicht machen. Wenn uns einer erwischt …“ Ich warf ihm einen sehnsüchtigen Blick zu.

„Verhütest du?“

Tonlos nickte ich, sah ihm tief in die funkelnden Augen. Ich wollte ihn so sehr und gleichzeitig hatte ich Angst, dass wir erwischt wurden.

„Sag nein, und ich fasse dich nicht an.“

Doch ich brachte das Wort nicht über mich. Stattdessen rieb ich meinen Unterleib an ihm und spürte seine Härte an meiner Körpermitte.

„Scheiß drauf“, sagte er ächzend.

Er stieß mit einem festen Stoß seine volle Länge in mich hinein. Ich keuchte auf, lehnte meine Stirn an die seine und genoss das Gefühl, ausgefüllt zu sein.

„Ich mach schnell. Uns wird keiner erwischen.“

Ich warf einen hektischen Blick durch die Gegend, doch weiterhin waren wir vollkommen allein hier draußen. Er schob mich durch das Becken an den Rand. Am Ziel angekommen, spürte ich den harten Beckenrand in meinem Rücken. Er stieß mit einem rasanten Tempo in meinen Körper. Halt suchend krallte ich mich in seine Schultern und genoss jede Bewegung von ihm in mir.

Er wusste genau, wie man eine Frau nehmen musste. Seine Berührungen waren so präzise, als wäre eine nur für ihn sichtbare Karte auf meinem Körper, die ihm den Weg zeigte. Sobald sich mein Höhepunkt mit einem bebenden Gefühl in mir ausbreitete, zwang ich ihn zu einem innigen Kuss, der mein Gestöhne erstickte. Er folgte mit einem heftigen Zucken seiner Härte in mir.

Seine Finger fuhren über meinen Bauch und automatisch spannte ich die unsichtbaren Muskeln an. Selbstverständlich wusste ich, dass es bei meiner Gewichtsklasse kaum Unterschied machte, dennoch war da dieser Instinkt in mir, der mich so handeln ließ.

„Ich mag deine Kurven“, flüsterte er und küsste mich sanft. „Du hast tolle Grübchen, wenn du lächelst.“

Schon wieder ein Kompliment, auf das ich keine Antwort wusste. Wie die meisten Frauen hatte ich nie gelernt, wie man korrekt auf solche Aussagen reagierte, ohne eingebildet zu wirken oder abwertend zu sich selbst zu sein. Daher lächelte ich und verwickelte ihn in einen weiteren Kuss. Meine Zungenspitze drang sanft in seinen Mund und verführte seine Zunge mit zärtlichen Stupsen zu einem langsamen Tanz. Mit seinem Fingerrücken strich er über meine Wange und sah mir tief in die Augen. Seine dichten Wimpern fielen mir dabei auf. Sie waren feucht und klebten ein wenig zusammen. Sanft streichelte ich über seine markanten Wangenknochen.

„Hättest du mir nicht erst Komplimente machen müssen, ehe du mit mir schläfst?“

„Du warst auch ohne diese Nettigkeiten von meiner Idee mit Leichtigkeit zu überzeugen.“ Er küsste mich leidenschaftlich und stahl mir den Sauerstoff für eine Antwort.

„Deine Idee?“ Ich kicherte.

Er nickte und zwinkerte mir herausfordernd zu. Sein Selbstbewusstsein in allen Ehren, aber ich hatte ihn zuallererst angemacht.

„Ich glaube, ich habe wohl eher dich überzeugt.“

„Mich muss man nicht überzeugen.“ Er grinste. „Das hier war meine Idee.“

„Nein, im Ernst“, sagte ich und drückte ihn sanft von mir.

Er zog sich dabei aus mir heraus und hinterließ ein Gefühl von Leere und Kälte in mir. Sein Blick war fragend.

„Das hier ist einmalig.“

Er zog seine Augenbrauen auf seiner Stirn empor.

„Kein Telefonnummertausch, keine Nachrichten, kein Wiedersehen. Hierzu gibt es keine Wiederholung. Also sei verdammt nochmal nicht so charmant, sondern siehe es als das, was es ist.“

„Und was ist es?“, fragte er.

„Ein One-Night-Stand.“

Belustigt sah er mich an. Auf seinen Lippen lag ein schiefes Grinsen. „Also verbringen wir die Nacht ebenfalls miteinander? Dafür müsste ich zwar gleich einmal telefonieren, aber …“

Ich unterbrach ihn. „Nein, du weißt genau, was ich meine. Wenn wir die Saunalandschaft verlassen, gehen wir getrennte Wege.“ Mit jedem Wort stieß ich mit meinem Finger fester in seine viel zu harte Brust.

Ernsthaft? War da Beton drin verbaut? Sanft rieb ich meine Fingerspitze.

„So willst du es haben?“ Etwas Misstrauisches lag in seinem Blick, doch ich nickte energisch.

Er gab mir einen sanften Klaps auf den Hintern. Mit Gefallen grinste ich ihn an. Wir verharrten so einige Augenblicke im angenehmen Schweigen.

„Du zitterst. Wollen wir wieder hineingehen?“, fragte er und rieb dabei über meine Oberarme.

Ich nickte. Mir war gar nicht aufgefallen, wie kalt mir zwischenzeitlich geworden war.

 

Ich wickelte mir mein Frotteehandtuch um und schaute ihn fragend an. Würde er sich jetzt, nachdem ich die Fronten geklärt hatte, verabschieden? Ich lief zu einer Liege und ließ mich darauf sinken. Im Grunde genommen gab es nichts mehr zu sagen. Meine Grenzen hatte ich klar gesetzt. Sollte er machen, was er wollte. Er war ein freier Mensch, genau wie ich.

Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Mein Körper war entspannt. Ob durch die Sauna oder den viel zu guten Sex war mir völlig egal. Womöglich wirkte der Sex nur wegen der raren Ausübung in den letzten Wochen übermäßig gut.

Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich Samuel auf der Liege neben mir.

„Gehst du nicht so gerne allein in die Sauna?“, fragte ich.

„Ich kann auch gehen, wenn ich dich störe.“ Er schaute regelrecht durch meine Augen zu meiner Seele hindurch.

Ich ließ es zu. Eindeutig hatte er etwas an sich, dass Vertrauen in mir weckte. Oder ich war einfach nur geil gewesen. Und naiv. Und vor allem dumm. Möglicherweise würde der nächste Abstrich beim Gynäkologen schon zu einem bösen Erwachen führen. Ohne Kondome mit einem Fremden zu schlafen, den ich nur wenige Minuten kannte und der mir lediglich seinen Vornamen genannt hatte, war eben genau das: naiv und dumm.

Mit seinem Aussehen schlief er gewiss jede Woche mit Dutzenden von ebenso naiven Frauen, die genauso bereitwillig ihre Schenkel für ihn öffneten, wie ich.

Vielleicht war ich aber auch schlicht und einfach abenteuerlustig. Wie hoch lag schon die Wahrscheinlichkeit, sich mit einer Geschlechtskrankheit anzustecken? Einmal war keinmal. Außerdem hatte ich es äußerst nötig gehabt, dass mich mal wieder ein Mann so richtig nahm.

„Wollen wir einen weiteren Saunagang machen?“, fragte Samuel mit einem Blick auf die Wanduhr über der Saunatür.

„Warum nicht?“ Ich stand auf.

Gemeinsam liefen wir zur Sauna. Mittlerweile saßen schon vier andere Personen drin, sodass wir uns nebeneinandersetzen mussten, anstatt uns hinzulegen. Samuel wechselte einen amüsierten Blick mit mir, den ich nicht verstand. Dachte er wirklich, ich könnte nach so kurzer Zeit schon seine Gedanken lesen? Das hier war ein kleines Abenteuer und nicht mehr. Es würde keinerlei Wiederholungen, keine Dates und auch kein Happy End geben.

Kapitel 3

Nach unserem letzten Saunagang fanden wir uns erneut in der Regendusche wieder. Der Nachmittag war rasant verflogen und nachdem mein Verlangen gestillt worden war, überraschte es mich umso mehr, dass mein Körper immer noch so enorm auf ihn reagierte. Es war mir kaum möglich, meinen Blick von seiner durchtrainierten Brust zu wenden. Samuel war einfach zu schön, um wahr zu sein. Hatte ich jemals zuvor mit solch einem athletischen Mann geschlafen?

Er zwinkerte mir grinsend zu. Mein Blick wanderte durch den Raum, aber wir waren völlig allein. Konnte ich es wagen? Es war doch nur ein allerletztes Mal. Danach trennten sich unsere Wege unwiederbringlich und wir sähen uns nie wieder. Konnte man mir verübeln, dass ich ihn ein letztes Mal in mir spüren wollte?

Schließlich ergriff ich sein Handgelenk, zog ihn zu mir unter die Dusche und presste ihm die Lippen auf. Küssend wanderte er mit seinen Lippen von meinem Mund zu meinem Ohr und drückte an der guten Stelle unterhalb des Ohrläppchens einige zarte Küsse auf.

Seine Erektion drängte sich gegen meinen Bauch und fühlte sich so hart an, wie ich es brauchte. Er ließ seine Lippen an meinem Hals entlang gleiten. Dann stellte er sich zwischen meine Schenkel und presste mich gegen die Kacheln. Seine Hände fuhren über meinen Körper hinab zu meiner empfindlichen Mitte. Ich lehnte den Kopf an die kalten Fliesen. Seine Finger drückten, rieben und streichelten mich und mühelos fand er sich zurecht. Mit geschlossenen Augen ließ ich meine Hände über seine definierte Brust gleiten. Seine Muskeln waren so hart. Im Kontrast dazu fühlte sich seine Haut so weich an und war glatt rasiert. Meine Finger erkundeten jeden Millimeter seines Körpers. Schließlich umfasste ich seinen samtigen Prachthammer und drückte ihn sanft, aber bestimmend.

Ich wollte ihn. So sehr. Jetzt gleich. Ohne Vorwarnung hob er mich ein Stück vom Boden an. Keuchend krallte ich mich an seinen Nacken. Mit einer fließenden Bewegung drang er tief in mich ein. Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Stirn und genoss die Fülle in mir.

„Oh My …“ Er keuchte.

Mit langsamen, dafür aber harten Stößen drang er in meinen willenlosen, erregten Körper. Ich umklammerte seine Hüften mit meinen langen Beinen. Die Dusche schaltete sich ab, doch wir reagierten nicht, sondern gaben uns weiter der Lust hin.

Schließlich haute er erneut auf den Knopf, um das Wasser einzuschalten, und stieß schneller in mich hinein. Das Tempo gab mir den Rest. Ich verlor mich. Ganz und gar. Ich vergaß, wo wir waren. Er presste fordernd seine Lippen auf die meinen. Die Lust überrannte meinen Verstand und übernahm wehrlos die Macht.

Ruckartig zog sich Samuel aus mir heraus.

„Oh!“

„Dreh dich um!“ Sein Tonfall war fordernd und ließ keinen Widerspruch zu.

Folgsam drehte ich mich um.

„Lehn´ die Hände gegen die Fliesen und beuge dich etwas über.“

Unverzüglich setzte ich seine Kommandos in die Tat um und spürte eine erneute Welle der Erregung aufkeimen.

„Genau so. Streck den Po etwas hinaus.“ Er spreizte meine Beine ein wenig, griff in meine Hüften und drang mit einem harten Stoß erneut in meinen vor Lust bebenden Körper.

Samuel traf diesen Punkt, den ich so sehr liebte. Ich schloss die Augen, ließ den Kopf auf meine Brust sinken und ich hatte Mühe, mich an den glatten Kacheln zu halten. Es war so unglaublich gut. Und er traf diesen fabelhaften Punkt wieder. Und wieder.

Als ich kam, biss ich die Zähne zusammen und genoss die Explosion in meinem Körper. Wie in Trance nahm ich ihn weiter wahr. Spürte seine Berührungen an meiner Perle, seine rhythmischen Stöße, und als er kam, seine Ladung in mir. Das gab mir den Rest. Ich kam ein weiteres Mal. Der Orgasmus ließ mich vor Lust erzittern. Samuel zog mich in seine Arme und hielt mich fest.

Ich lehnte meinen Kopf an seine harte Brust.

Er zog sich mit einem Schmatzen aus mir heraus. Sanft platzierte er einen allerletzten Kuss auf meinen Mund und löste sich von mir. Er trat unter die Nachbardusche und schaltete sie ein. Schnell wusch ich die letzten Spuren von unserem Spiel aus Lust und Leidenschaft von meinem Körper. Dies war ein lustvoller Abschied, wie wir ihn beide verdient hatten.

 

Am Ausgang stand er an die verputzte Wand gelehnt. Groß, in einem taillierten Hemd und einer engen Jeanshose, die Daumen in die Gürtelschlaufen gehakt. Beide Kleidungsstücke brachten seine Statur perfekt zur Geltung. Seine Sneakers waren weiß und seine Haare leicht strubbelig stehend gegelt. Eine Augenweide. Zumindest für mich.

Nervös lief ich auf ihn zu. Ursprünglich hatte ich gehofft, aus der Nummer ohne richtige Verabschiedung hinauszukommen, aber offenbar hatte Samuel andere Pläne.

Er sah von seinem Smartphone auf und ein charmantes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Da bist du ja.“

Ich schaute ihn fragend an. Was für eine Show würde das jetzt werden? Er wirkte so selbstbewusst. Er hatte so eine Bettelei doch gar nicht nötig.

„Ich weiß, was du gesagt hast, aber-“

„Da gibt es kein Aber. Bis zu dieser Tür und nicht weiter.“ Ich deutete auf den Ausgang. „Danke für den schönen Tag. Ich hatte echt Spaß, doch lass es uns als das sehen, was es war.“ Um die richtigen Worte zu sammeln, hielt ich inne. „Ich bin genauso wenig an einer Beziehung interessiert wie du. Ersparen wir uns die Mühe, etwas vorzuheucheln, was wir niemals sein werden.“

Seine Augen weiteten sich. Er wirkte schockiert. Ich nickte ihm zu, setzte meine Sonnenbrille auf und verschwand ohne weitere Worte des Abschieds durch die Tür.

Draußen begrüßten mich ein paar letzte Sonnenstrahlen an diesem goldenen Oktobertag. Die wohltuende kühle Luft wehte mir durch das Haar, das ich offen trug.

„Lynn.“ Meinen Namen aus seinem Mund zu hören, bescherte mir eine angenehme Gänsehaut. „Lass mich dich wenigstens nach Hause bringen.“ Seine Worte klangen bestimmend.

Ich ließ ihn stehen, als hätte ich seinen letzten Vorschlag gar nicht gehört. Eilig hastete ich davon, um zur T-Station zu gelangen, damit ich mit der nächsten U-Bahn schnellstens von hier verschwinden konnte. Nicht auszumalen, was mir dieser Kerl noch alles erzählen würde, um mich zu überzeugen, dass wir es miteinander versuchen sollten. Ich war nicht blind. Zwar mochte ich mich so, wie ich war, aber ich hatte die Realität in den letzten Jahren oft genug schlucken müssen. Männer mit seinem Aussehen waren außerhalb meiner Liga. Entweder würde er mich betrügen oder sich irgendwann langweilen und ständig an mir herumnörgeln. Die für mich kannst du doch wohl ein paar Kilos abnehmen Streitereien hatte ich zur Genüge erlebt, sodass mein Bedarf daran längst gesättigt war. In diesem Leben brauchte ich das nicht mehr. Besser allein als in einer Beziehung zu stecken, in der ich ohnehin nur wieder verletzt wurde. Außerdem liebte ich meine Wohngemeinschaft mit Emily, hatte genügend Abstand zwischen mich und meiner bevormundenden Verwandtschaft und war die meiste Zeit überaus zufrieden als Single. Andernfalls hätte ich es die letzten zwei Jahre nie und nimmer so gut ausgehalten. Manchmal fehlte mir zwar die körperliche Nähe und der Sex, aber das konnte man auch ohne Beziehung kriegen. Heute hatte sich das wieder bestätigt. Ich bekam, was ich wollte, wenn ich es zuließ.

 

Zu Hause hängte ich das feuchte Frotteehandtuch ins babyblau gekachelte Badezimmer. Ich hörte Emilys Stimme durch die Wand. Sie schien mal wieder mit den Kopfhörern Musik zu hören und sang leidenschaftlich mit. Zum Glück wurde sie über die Jahre, die wir zusammenwohnten, besser statt schräger. Mittlerweile traf sie sogar einige Töne.

Nachdem ich mir die Haare gebürstet hatte, klopfte ich an ihrer Zimmertür und trat nach kurzen Warten ein.

Emily schaute auf. „Ach, bist du auch wieder zu Hause?“

„Drei Saunagänge sind ausreichend.“ Unwillkürlich grinste ich.

„Was hat das Lächeln zu bedeuten? Hast du jemanden kennengelernt?“ Emily sprang auf und legte die Arme um ihren Bauch. Ihr neugieriger Blick durchdrang mich regelrecht.

Ich winkte lässig ab. „Nur etwas Entspannung. Aber nichts Ernsthaftes.“

Emilys Nase zog sich kraus. „Wir sind mittlerweile sechsundzwanzig.“

„Und?“ Warum war sie nur so altmodisch?

„So langsam sollten wir nach dem Einen Ausschau halten.“

Ich schüttelte abschätzig mit dem Kopf. „Sagt wer?“

„Unsere biologische Uhr tickt. Wir haben keine Ewigkeit für die Gründung einer eigenen Familie.“

„Und?“

Ich kannte ihre Aussagen und Vorstellungen in- und auswendig. Wir lebten schon so lange zusammen. Selbstredend wusste ich, dass sie auf die große Liebe hoffte, von einer eigenen Familie mit zwei Kindern träumte und vor allem in einem Prinzessinnenkleid von ihrem Vater zum Traualtar geführt werden wollte. Darüber hatte man als beste Freundin eben Kenntnis. Umso mühevoller empfand ich diese sich immer wiederholende Unterhaltung. Emily wusste, dass ich weder scharf auf Heiraten noch auf Babys war. In mir steckte einfach nicht so ein mütterlicher Typ. Ich wollte Karriere machen. Außerdem gab es viele Ziele auf der Welt, die ich bereisen wollte. Mit einem Kind wäre das schwierig.

„Hmpf …“ Ihr Grunzen war so abwertend.

„Emily, meine Liebe. Du kennst meine Meinung dazu.“

„Glaubst du nicht, dass du es irgendwann bereust, dass du nur Unverbindliches in deinen Zwanzigern hattest?“

„Ich kann dir versichern, dass der heutige Tag so gut war, dass ich es niemals bereuen werde. Der wusste, wie es geht. Außerdem hatte ich Beziehungen, nur eben keine, die von Bestand waren.“

Emily schüttelte augenverdrehend den Kopf.

Als mein Smartphone klingelte, schaute ich auf das Display. Es war der Wecker für die Antibabypille. Froh über eine Ausrede verließ ich ihr Zimmer. Aus irgendeinem Grund hatte ich mir mehr Enthusiasmus für meine Eroberung erhofft, aber offenkundig war ich mit solchen Themen weiterhin an der falschen Adresse bei ihr.

 

Am folgenden Morgen war wieder Montag. Gestresst eilte ich aus der Wohnung zum nahegelegenen Starbucks. Zweimal hatte ich mir mit der Wimperntusche ins Auge gestochen. Sich im Halbschlaf ordentlich zu schminken, würde nie eine meiner Stärken werden.

Außer Atem stellte ich mich in die Schlange vor dem Tresen und prüfte nochmal die Uhr auf meinem Smartphone. Ich hatte nicht mehr viel Zeit und der Kunde vor mir ließ sich ewig die verschiedenen Getränke und Bechergrößen erklären. Ausgerechnet dann, wenn man es eilig hatte, waren immer solche Leute vor einem in der Schlange.

Seufzend scrollte ich durch mein Postfach in der Dating-App, doch keiner hatte mir ansprechende Nachrichten geschickt. Schulterzuckend steckte ich das Smartphone weg. Gestern hatte ich schließlich gekriegt, was ich brauchte.

Endlich war der Kunde vor mir fertig. So höflich wie möglich bestellte ich meinen Pumpkin Spice Latte. Ich bezahlte, trat an den Ausgabepunkt und wartete. Erneut ergriff ich mein Smartphone und scrollte durch Social Media, aber besonders aufregende Storys gab es nicht.

„Lynn.“ Von meinem Namen aufgeschreckt, sah ich auf und schaute in moosgrüne Augen.

Diese markanten Wangenknochen, die volle Unterlippe, das dunkelblonde Haar, das unter der grünen Cap hervorlugte. Er schob den gefüllten Plastikbecher über den Tresen, näher an die Kante. „Dein Getränk.“

Ich griff nach dem Becher. War das Samuel? Der Typ aus der Saunalandschaft? Der Kerl, der mich zweimal genommen hatte? Hatte er sich etwa rasiert? Erstaunt starrte ich ihn an.

Ich spürte Hitze in meinem Gesicht aufsteigen. Schnell drehte ich mich weg. Mann, war das peinlich! Ich hatte den verdammten Barista meines Stammkaffeehauses geknallt. Wieso war es mir gestern nicht aufgefallen, dass er mir bekannt vorkam? Wobei ich hier normalerweise nicht groß auf die Mitarbeiter achtete.

Seufzend ergriff ich ein paar Servietten und stopfte einen Strohhalm in den Becher. Dann verschwand ich grußlos. Das hatte mir gerade noch gefehlt.

Während ich zur Bostoner T-Station eilte, ging ich in Gedanken nochmal unser Gespräch durch. Hatte er nicht etwas von Sales Manager gesagt oder hatte ich das falsch verstanden? Womöglich nannte er das so, weil es ihm insgeheim peinlich war, dass er nur Kaffee kochte und servierte. Es war möglich, dass er mich von meinen nahezu täglichen Besuchen her kannte. Jetzt tat er so, als würden wir uns nicht kennen, weil ich es so verlangt hatte. Aber er war in dem Spiel wirklich gut. Keinerlei Regung seinerseits und dabei hatten wir etwas sehr Intimes miteinander geteilt.

Als die U-Bahn lärmend einfuhr, verdrängte ich die weiteren Gedanken über Samuel. Entweder ging ich damit erwachsen um und folgte seinen Spielregeln, indem ich ebenfalls so tat, als würden wir uns nicht kennen. Oder ich suchte mir schlicht und ergreifend ein neues Café für meinen allmorgendlichen Kaffee. Aber ich liebte doch diesen Kürbis Latte so sehr. Darauf konnte ich im Oktober nicht verzichten und dieser Monat hatte gerade erst begonnen.

 

Kapitel 4

Das morgendliche Teammeeting fiel kürzer aus, als ich erwartet hatte. Dennoch war ich frustriert. Immer schnappte sich meine Kollegin Rachel McKee die interessanten Großprojekte weg, während ich die popeligen Standardbestellungen auslöste, überwachte und buchte. Genervt ließ ich mich an meinen Schreibtisch sinken. Es war wirklich unfair. Irgendetwas musste man da doch mal machen. Ich war schon lang genug Teil dieser Firma, dass mein Vorgesetzter mir mehr Vertrauen entgegenbringen müsste.

Es klopfte am Türrahmen. Mein Kollege Russel stand in der Türöffnung. „Wie war dein Urlaub?“

„Viel zu kurz.“

„Ach, deswegen das lange Gesicht.“ Er trat ein und schloss die Tür hinter sich.

„Nein, mit dem Urlaub war alles okay.“ Ich seufzte tief.

Russel ließ sich auf den Stuhl in der Ecke sinken und rieb sich die Stirn. „Mich nervt Rachel auch allmählich. Keine fünf Minuten hat sie das Projekt und gibt schon wieder überall damit an.“

„Die bumst doch den Henderson!“ Grummelnd verschränkte ich die Arme vor der Brust.

Russel lachte auf. „Meine Theorie ist, dass sie Nippel mit Biergeschmack hat, aber wahrscheinlich könntest du näher an der Wahrheit liegen.“

Ich winkte ab. „Das ist doch nicht mehr fair. Ich bin nur ein halbes Jahr kürzer hier als sie und trotzdem kriegt sie immer wieder alle spannenden Sonderprojekte.“

„Frag mich mal! Ich würde auch gern mal etwas anderes bestellen als Büromaterial, Paletten und solchen Kram. Du hast wenigstens noch die Zukäufe für die Produktion und hilfst bei der Disposition, damit alles just in time ankommt.“ Genervt rieb sich Russel über den Nasenrücken. „Aber ich wusste, worauf ich mich eingelassen habe, als ich hier anfing, also sollte ich nicht meckern.“

„Wir jaulen halt auf hohem Niveau.“ Obwohl mir nicht nach relativieren war, fiel mir nichts anderes mehr ein.

 

Auf dem Heimweg eilte ich am Starbucks vorbei, ohne einen Blick durch das Fenster zu werfen. Trotzdem wanderten meine Gedanken wie von selbst zu Samuel. Ich erinnerte mich an sein Lächeln, seine funkelnden Augen und die vielen, vielen Muskeln an seinem Körper. Ein Kribbeln durchzog meine Magengegend. Sein bestes Stück war nicht schlecht gewesen. Samuel wusste ziemlich genau, wie er mit jedem Zentimeter davon für Lust bei einer Frau sorgte.

Mein Gesicht glühte. Ich schaute zu den Leuten, die an mir vorbeiliefen, doch keiner schien von mir Notiz zu nehmen. Gut gelaunt pfiff ich eine Melodie vor mich her und eilte nach Hause. Das war schon eine gute Sache, dass man mit seinen Gedanken stets allein war und niemand wusste, was im oberen Stübchen los war.

 

Emily verbrachte das ganze Wochenende bei ihren Eltern in Providence. Ihr Vater Bill war sechzig geworden. Ich hätte mitfahren können, doch mir war nicht nach Familienidyll und heile Welt. Außerdem kam ich mir immer wie ein Außerirdischer vor, wenn ich Emily zu ihrer Verwandtschaft begleitete. Meine Mitbewohnerin war ein absoluter Familienmensch, während ich mich redlich bemühte, keinen Kontakt zu meiner Sippschaft zu haben.

Den Samstag hatte ich mit der Wäsche und dem Haushalt verbracht. Abends hatte ich ein paar Folgen meiner Lieblingsserie bei Netflix geschaut. Den heutigen Tag würde ich ruhig angehen lassen. Müde warf ich einen Blick aus dem Fenster. Die ersten Blätter am Baum vor unserer Wohnung hatten sich bereits gelb gefärbt und schwankten im Wind hin und her. Wenigstens regnete es nicht schon wieder.

Nachdem ich mich in einen dicken Schal und eine Übergangsjacke gepackt hatte, spazierte ich durch die Nachbarschaft zum nahen Starbucks. Kaum sah ich in der Ferne das mir vertraute grüne Logo, spürte ich ein Kribbeln in meinem Bauch. Aufgeregtheit machte sich in mir breit.

Einerseits hoffte ich auf einen weiteren, kurzen Blick auf Samuel. Andererseits wusste ich nicht, ob ich nicht mehr daraus machte, als es war. Ich hatte ihm klipp und klar gesagt, dass ich ihn nicht wiedersehen wollte. Vielleicht hatte er nicht gewusst, wie er reagieren sollte. Die letzten Tage hatte er morgens nicht gearbeitet, daher hatte ich ihn nicht mehr gesehen.

Ich schloss kurz die Augen. Mein Herz flatterte. Das war so untypisch für mich. Mit feuchten Händen drückte ich die Eingangstür auf und wurde sofort von den leckeren Kaffeearomen eingehüllt. Ich hielt kurz inne und atmete tief ein. Ein Morgen ohne Kaffee war stets ein Tagesbeginn ohne mich. Eindeutig. Ich lief zum Tresen und wartete. Eine Frau nahm meine übliche Bestellung entgegen. Ich bezahlte und trat an die Ausgabe. Der Barista hatte mir den Rücken zugedreht. Mein Blick wanderte wie automatisch zu seinem Po, der prächtig die Hose ausfüllte und leicht bei den Bewegungen wackelte. Die sportliche Statur, die Größe. Ich konnte mich nicht irren. Das musste Samuel sein.

Der Barista drehte sich um und sagte: „Lynn.“

Ich ergriff den Becher und grinste ihn an. Mein Blick suchte den seinen, aber in dem Moosgrün seiner Iris war keinerlei Wiedererkennen zu sehen. Er wirkte freundlich und lächelte. Nur Sekunden später wandte er sich ab, wischte mit einem Lappen über seinen Arbeitsbereich und ging geschäftig seiner Arbeit nach.

Wie machte er das? Wie konnte er so tun, als hätte er nicht mit mir geschlafen? Als hätte es das zwischen uns nie gegeben? Er war doch den ganzen Tag über so anhänglich gewesen. Es war gerade einmal eine Woche her, dass wir so intim miteinander gewesen waren.

Entgegen meiner üblichen Routine suchte ich mir einen Tisch am Fenster, zog die Jacke aus und setzte mich auf einen der knubbeligen Stühle. Ich würde ihn eine Weile beobachten, damit ich sicher war, dass ich mich nicht täuschte. Von meinem Platz aus hatte ich eine perfekte Sicht auf den Ausgabetresen.

---ENDE DER LESEPROBE---