Kontrollverlust - Armin Calakovic - E-Book

Kontrollverlust E-Book

Armin Calakovic

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Beschreibung

Jeder Mensch sehnt sich nach Liebe. Doch was geschieht, wenn den rosigen Zeiten in Zweisamkeit eine Reihe mysteriöser Todesfälle im engsten Familienkreis folgt? In "Kontrollverlust - Lügen werfen lange Schatten" entführt Armin Calakovic die Leserschaft in eine Welt, in der Liebe und Dunkelheit miteinander verschmelzen. Das Buch erzählt die Geschichte von Carla, einer selbstbewussten Schönheit, mit der er durch eine Zufallsbegegnung eine leidenschaftliche Beziehung beginnt. Doch der Absturz ist von Anfang an vorprogrammiert. Der Autor enthüllt in seinem Erstlingswerk ein Liebesdesaster, das ihn selbst an den Rand des Wahnsinns führte. "Kontrollverlust - Lügen werfen lange Schatten" ist mehr als nur ein Roman; es ist eine fesselnde Mischung aus Autobiografie und fiktiver Erzählung, die Leserinnen und Leser in den Bann ziehen wird.

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Über den Autor

Armin Calakovic wurde am 30. Januar 1989 in Montenegro geboren und flüchtete mit seinen Eltern nach Deutschland, wo sie einige Jahre in einem Asylheim verbrachten. Trotz anfänglicher Herausforderungen und Ablehnung aufgrund seiner Herkunft bewies Armin stets Mut und Innovationsgeist, um sich ein erfolgreiches Leben aufzubauen.

Nachdem er verschiedene berufliche Wege erkundete, darunter Autowerkstatt, Autohandel und Reparatur, KFZ-Gutachter sowie die Bau- und Immobilienbranche, gelang es ihm, sich als Unternehmer zu etablieren. Seine Geschäftsinteressen erstrecken sich über verschiedene Branchen, was seine Vielseitigkeit und Entschlossenheit unterstreicht.

Während seiner Reise zum Erfolg stand Armin vor vielen Herausforderungen, darunter auch die Beziehung zu einer Frau, die mit einer Persönlichkeitsstörung zu kämpfen hatte. Diese Erfahrung lehrte ihn die Bedeutung von Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Inhaltsverzeichnis

Begegnung

Herkunft und Flucht

Über Loyalität und Liebe

Vom Hilfsarbeiter zum KFZ-Gutachter

Vom Tellerwäscher zum Führerschein

Aufbau einer kleinen Werkstatt

Start-up-Versuche in frühen Jahren

Döner in der Spanischen Allee

Die Corona-Odyssee

Träume realisieren

Begegnung

Die Geschichte, die ich hier erzähle, handelt von einem Mädchen namens Carla. Zum ersten Mal begegnete ich ihr im Jahr 2008. Sie war gerade mit ihrem Freund nach Potsdam gezogen.

Carla und ihr Freund galten als Vorzeigepaar. Sie passten optisch zueinander und harmonierten, wo auch immer sie sich zeigten. Nach sieben Jahren war ihre Beziehung am Ende.

Das Bild der perfekten Beziehung scheiterte. Doch Carla blieb nicht lange frei.

Eine bildschöne Frau, die ich auch in ihrer neuen Beziehung nicht wagte, anzusprechen. Denn so ein Mensch bin ich nicht. Sicher, ich muss zugeben, dass ich mir in meinen geheimsten Träumen schon vorgestellt habe, wie es wäre, mit ihr zusammen zu sein. Doch erst viele Jahre später sollte es dazu kommen. Als wir uns bei einem Festival begegneten, ergab sich die Gelegenheit eines Smalltalks. Allein ihr Blick durchfuhr meinen ganzen Körper.

Carla war inzwischen Mutter einer kleinen Tochter geworden. Dass ich indes eine Autowerkstatt unterhielt, nahm sie positiv auf. Denn, wie es der Zufall wollte, war ihr jemand ins Auto gefahren und der Schaden musste behoben werden. Ich bot ihr an, dass sie ihren Wagen vorbeibringen könnte und ich überlegen wollte, wie wir den Schaden möglichst kostengünstig reparieren können. Das war eine abgemachte Sache und so stand sie wenige Tage später vor der Werkstatt.

Sie sah bezaubernd aus und ich gab ihr zu verstehen, dass der Schaden ihres Mittelklassewagens unproblematisch behoben werden könnte und ich ihr dafür nur die anfallenden Kosten berechnen würde. Wer macht schon Profit mit einer früheren Bekannten?

Mit dieser Entscheidung sollte sich mein Leben nun grundlegend verändern. Zunächst einmal erledigte ich meine Arbeit, so wie gewohnt. Ich schoss Fotos und übermittelte sie an einen befreundeten Autolackierer und Karosseriebauer, mit dem ich kooperierte.

Während ich diese Dinge tat, sah ich, wie Carla auch meine Mitarbeiter in ihren Bann zog. Fast schon schüchtern musterten sie die hübsche Blondine aus dem hinteren Winkel der Werkstatt. Carla trug ein sommerliches Outfit und ein seidenes Tuch.

Als die Angelegenheit mit dem Auto geregelt war, unterhielten wir uns noch eine ganze Weile. Dabei erzählte sie mir, dass sie auf Wohnungssuche wäre und zurzeit bei Freunden untergekommen sei.

Auch hier konnte ich meine Hilfe anbieten, denn ich wusste von einem Freund, dass eine Immobilie in der Nähe frei geworden war. Ich fragte sie, ob sie Interesse an dieser hätte und bot an, meine Verbindungen spielen zu lassen. Und so kam es dann auch. Ich rief den besagten Freund an und es stellte sich heraus, dass diese Immobilie tatsächlich noch zu haben war.

«Wollen wir hin?», fragte ich Carla, die mich überrascht ansah und lächelnd nickte. Fünfzehn Autominuten später standen wir vor einem Anwesen. Ein wunderschönes Haus im Grünen, mit einem großen Garten in einer friedvollen Idylle. Hier hätte ich auch gerne gewohnt. Meiner Begleiterin gefiel das Haus ebenfalls auf Anhieb.

Sie notierte sich die Telefonnummer und Kontaktdaten und wir fuhren wieder zurück zur Werkstatt, wo noch immer ihr Auto stand. Auf dem Weg plauderten wir und schwelgten in Erinnerungen an die guten alten Zeiten. Als ich fuhr, bemerkte ich aus dem Augenwinkel, wie mich Carla ansah und mir sagte: «Armin, du hast dich im Vergleich zu früher wahnsinnig verändert, du bist ruhiger geworden und souveräner, das finde ich faszinierend.» Die Worte schlugen bei mir ein, wie ein Blitz. Die Frau, die neben mir auf dem Beifahrersitz saß, entsprach meinem Idealbild einer Frau. Ihr dezenter Duft stieg mir in die Nase und es fiel mir gar nicht so leicht, meine Gedanken zu sammeln und mich auf den Straßenverkehr zu konzentrieren. Am Ende standen wir schließlich wieder vor ihrem Wagen und verabschiedeten uns herzlich. Es war eine wundervolle Begegnung.

Wenige Minuten danach hatte das Tagesgeschäft mich wieder voll im Griff. Zu dieser Zeit arbeitete ich unendlich viel und es gab einige Schwierigkeiten, die ich zu klären hatte. So war es nicht verwunderlich, dass ich Tage später nicht mehr an Carla dachte. Dies sollte sich aber schon bald ändern.

Als mein Smartphone mit einem kurzen Klingeln signalisierte, dass eine Nachricht angekommen ist, las ich die freudigen Worte: Hallo Armin, ich habe die Wohnung tatsächlich bekommen. Ich danke dir, mein Lieber.

Ich schrieb ihr zunächst, dass ich mich darüber freute, und mit dieser Nachricht begann ein intensiver Dialog.

Es blieb nicht aus, dass sie mich zum Essen einladen wollte. Das war für mich die perfekte Gelegenheit. Ich fasste meinen Mut zusammen und sagte ihr, dass ich mir eine Einladung zu ihr nach Hause sehr gut vorstellen könnte. Carla zeigte sich überrascht und schrieb mir: «Armin, wir kennen uns doch schon so lange …»

Mir schlug das Herz bis zum Hals und ich antwortete ihr: «Deshalb ja. Ich fand dich schon immer heiß.» Ich spürte die Hitze in meinen Händen, überhaupt wurde mir sehr warm, als ich mit ihr schrieb. Carla schlug mir einen konkreten Termin vor. Und auch wenn es zu keinem Treffen in Carlas vier Wänden kommen würde, freute ich mich riesig auf die bevorstehende Begegnung und konnte kaum an andere Dinge denken.

Gleichzeitig dachte ich auch an die Zeiten, in denen wir uns immer mal wieder über den Weg gelaufen waren. Damals, ich war knapp der Pubertät entwachsen, habe ich mich nicht nur einmal benommen, wie die sprichwörtliche Axt im Walde. Sicherlich hatte auch Carla noch diesen Armin von früher vor Augen.

Doch diesen alten Armin gab es nicht mehr. Das gerichtlich beschlossene Anti-Aggressionstraining hatte den gewaltbereiten Teenager in die Spur gebracht. Vier Jahre auf Bewährung und rund 500 abgeleistete Sozialstunden nach juristischer Anordnung zeigten ihre Wirkung.

Zu jener Zeit liebte ich es einfach, mich zu prügeln. Wehe, wenn es jemand wagte, mich zu beleidigen oder mich auch nur schief ansah. Dass ich damals oft nicht in der Lage war, mich zu beherrschen, lag wahrscheinlich auch daran, dass ich eine tiefe Unsicherheit verspürte. Möglicherweise war die deutsche Sprache als Werkzeug noch nicht ausreichend ausgeprägt. Denn in meiner Heimatsprache hätte mich hierzulande wohl kaum jemand verstanden. Vielleicht war es auch das Alter und damit die überschäumenden Hormone, die mich in wenigen Sekunden von null auf hundert brachten. All das lag inzwischen viele Jahre hinter mir.

Ich dachte auch viel über diese Traumfrau nach, die mir mehr oder weniger zufällig wieder über den Weg gelaufen war. Im Grunde kreuzten sich unsere Wege früher nur sporadisch. Und so richtig kannte ich sie eigentlich gar nicht. Ich stellte mir viele Fragen und nahm mir vor, die Antworten bei unserem ersten Date in Erfahrung zu bringen.

Und schließlich kam dann der große Tag. Ich setzte mich ins Auto, startete den Motor und setzte den Wagen in Bewegung. Selten zuvor hatte ich mich so darauf gefreut, vor einer Behörde vorzufahren, wie an jenem Tag. Denn hier arbeitete Carla, die für unser erstes Date eine Bank vor dem Behördenhaus auserkoren hatte. Der Treffpunkt war so ungewöhnlich, wie die geheimnisvolle Frau selbst.

Wir umarmten uns zur Begrüßung, ließen uns auf der Bank nieder und rauchten eine Zigarette. Wir plauderten über alle möglichen Themen und ließen die Vergangenheit aufleben.

Carla zeichnete sich als begnadete Zuhörerin aus und stellte mir viele kluge Fragen. Ich erzählte ihr, wie ich nach Deutschland kam und welche Herausforderungen ich mit meiner Ankunft hier in Potsdam zu meistern hatte.

Herkunft und Flucht

Mein Leben begann in einem Teil der Welt, der heute als Montenegro bekannt ist. Damals gehörte unser Land noch zu Jugoslawien.

Im Jahr 1995, gerade als ich als einziger Junge von insgesamt fünf Geschwistern meinen sechsten Geburtstag gefeiert hatte, vollzog sich eine dramatische Wendung in meinem Leben und auch im Leben meiner Familie.

Alle Zeichen standen auf Krieg und meine Eltern trafen eine schwere, aber richtige Entscheidung: die Flucht. Sie wollten vermeiden, uns den Gefahren körperlicher Versehrtheit und Übergriffen auszusetzen und planten, Asyl in Deutschland zu beantragen. Doch der Weg hierher war eine Tortur. Ich erinnere mich, dass wir zunächst mit wenig Hab und Gut auf dem Wasserweg mit einer Fähre Italien erreichten. Zwei Monate verbrachten wir in Mailand. Auch wenn viele die Stadt mit Mode und Luxus verbinden, erinnere ich mich nur an Pommes und Mayo. Zwei Monate hausten wir in einer kleinen Wohnung, die uns zur Verfügung gestellt wurde, die wir allerdings nicht verlassen durften. Pommes und Mayo ist eine Mahlzeit, die ich bis heute nicht mehr sehen kann.

Eines Tages beförderte man uns zum Flughafen und von dort aus ging es dann mit einem Flieger nach Frankfurt am Main. Ursprünglich hatten meine Eltern mit der Absicht geliebäugelt, in der hessischen Metropole zu bleiben. Doch die deutsche Verwaltung entschied anders. Es kommt eben immer anders als man denkt. So wurden wir nach Potsdam verlegt und hier wurde das Asylantenheim ein halbes Jahrzehnt zu unserem neuen Zuhause. Meinen Eltern wurde damals verboten, einer bezahlten Beschäftigung nachzugehen. Sie verfügten nur noch über einen minimalen Bargeldbetrag, etwa 300 Deutsche Mark. Die restliche Unterstützung wurde in Lebensmittelmarken ausgegeben. Das war der hohe Preis für Freiheit und Sicherheit, den wir alle bezahlen mussten. Oder mit anderen Worten: Meine Eltern haben in Jugoslawien alles verkauft, was man zu Geld machen konnte. Schließlich hatten wir kein Haus mehr, kein Grundstück oder sonstige nennenswerte Besitztümer. Als wir in Deutschland ankamen, war auch von den etwa 12.000 DM nichts mehr übrig. Die Kosten für Transport und Papiere müssen horrend hoch gewesen sein. Doch auch, wenn wir finanziell alles verloren hatten, so hatten wir doch uns.

Später erfuhr ich, dass ein paar Monate nachdem wir in Deutschland angekommen waren, in unserer Heimat die ersten Panzer vor unserem früheren Zuhause standen. Wir lebten an der Grenze zu Serbien und dem Kosovo und meine Cousins haben den Soldaten Essen gebracht.

In der Zwischenzeit hatte ich persönlich mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen. Uns Kindern wurde das Recht eingeräumt, zur Schule zu gehen. Für einen kleinen Jungen, der weder die Sprache noch die Kultur kannte, fühlte sich dieses Recht wie eine Bürde an.. Im Asylantenheim trafen Inder auf Schwarzafrikaner, Chinesen und nun auch auf Jugoslawen.

Genauso wenig wie sich die unterschiedlichen Landsleute verstanden, ging es mir in der Schule. Ich hörte zwar Wörter, doch deren Bedeutungen waren mir fremd. Ich konnte mich verbal nicht ausdrücken und niemand schien mich zu verstehen. Das ist furchteinflößend und setzt ein Kind gewaltig unter Druck. Auch die deutschen Kinder schienen überfordert zu sein. Sie sahen uns mit großen Augen an, fast so, als würden wir von einem anderen Planeten kommen.

Meine Motivation, deutsch zu lernen, war dementsprechend enorm hoch. Glücklicherweise gab es eine Frau, die mit einem Kroaten verheiratet war und die unsere Sprache unglaublich gut gesprochen hat. Sie beherrschte sogar den Dialekt. In weniger als einem Jahr verstand ich schließlich, was andere mir mitteilen wollten. Ein weiteres Jahr später konnte auch ich mich einigermaßen gut ausdrücken. Das Gefühl, angestarrt und auch ausgelacht zu werden, weil du nichts verstehst, ist so tiefgreifend, dass es sich kaum in Worte fassen lässt. Es macht einen aggressiv, weil man nicht weiß, wie man mit der Situation umgehen soll. Wenn andere gelacht haben, bin ich rot geworden. Dann habe ich rotgesehen und sie geschlagen. Und schließlich wussten alle, dass man sich mit Armin nicht anzulegen hat.

Diejenigen, die aus dem Heim kamen, waren miteinander befreundet. Man blieb unter sich. Ich wollte auch deutschen Freundschaften eine Chance geben. Doch es schmerzt, wenn man mitbekommt, dass Familienangehörige deiner Freunde Wertgegenstände verschließen, aus Angst vor Diebstahl. Das habe ich mir nicht lange angesehen. Mit solchen Leuten wollte ich nichts zu tun haben.

Mit dem Überwinden der Sprachbarriere harmonisierte sich die Situation in der Schule weitestgehend. Zwar waren meine Leistungen in vielen Fächern überschaubar, doch in der siebten Klasse der Gesamtschule lobte mich meine Lehrerin, Frau Flies, für meine Fähigkeiten in Mathematik: «Armin, bleib so wie du bist», lobte sie mich, «aus dir kann mal was werden.» Obwohl ich sicherlich kein einfacher Schüler war, schien sie mich zu mögen. Ihre Motivation fühlte sich gut an, doch sie hielt leider nur einige Zeit an.

Schon in der achten Klasse landeten meine Noten komplett im Keller. Ich entdeckte die Liebe und hatte nur noch Augen für ein Mädchen. Dieses Mädchen war wichtig, meine Freunde und Fußball. Am Ende der zehnten Klasse waren meine Leistungen so schlecht, dass ich es nicht einmal mehr für nötig gehalten habe, mein Zeugnis abzuholen.

Von der Ambition, Psychologie zu studieren, so wie ich es mir noch in der siebten Klasse vorgenommen hatte, war nicht viel übrig geblieben. Was allerdings erhalten blieb, war mein Sinn für Gerechtigkeit. Ich habe nicht nur einmal rechtsgerichtete Angriffe abgewehrt oder mit meinen Fäusten auf verbale Beleidigungen reagiert. Wenn jemand schlecht über die Familie gesprochen hat, konnte ich das nicht akzeptieren. An dieser Stelle unterscheiden sich die Kulturen. Wenn ein Mensch mit einem anderen ein Problem hat, sollte dieses Problem zwischen den beiden Kontrahenten gelöst werden. Die Einbeziehung Unbeteiligter ist überflüssig. Bei genauer Betrachtung glaube ich, dass die Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Ausländern auch im Schulsystem wurzeln. Obwohl ich ein Geschichts-Fan bin, muss ich sagen, dass ich verwundert war, wie oft die deutsche Geschichte des Dritten Reichs eine Rolle gespielt hat. Hitler und Weltkrieg, Nazis und Deutsche. Rauf und runter.

Was soll das bringen? Flüchtlinge oder Migranten, die das Land betreten, weil sie vor Kriegen in anderen Ländern geflohen sind, wundern sich darüber. Ich fragte damals meine Kumpels: «Wo sind wir denn hier gelandet?» Ich hatte temporär das Gefühl, einige Lehrer würden durch das Aufwärmen der Geschichte den Hass schüren. Bei denen, die nicht Deutsche sind. Doch ich habe auch mitbekommen, dass es eine Menge Menschen gibt, die sich schämen, deutsch zu sein. Muss das sein? Könnte diese Perspektive womöglich, statt Aufklärung zu bringen, eher spalten, verunsichern und verängstigen?

Carla schaute mich nachdenklich an, dann fuhr sie sich durch die Haare, steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen, entzündete den Tabak und ließ die Glut aufleuchten.

Wir unterhielten uns auch über wirtschaftliche Themen. Carla berichtete davon, dass ihre Eltern schon sehr lange eine große Versicherungsagentur führten, die sie von null aufgebaut hatten. Das interessierte mich, denn ich hatte beruflich gesehen, ja selbst einen langen Weg hinter mir, bis ich in der Werkstatt angekommen war. Und so hielt ich mich nicht damit zurück, meine Einstellung zum Leben und zur Arbeit kundzutun.