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Foster Grant hat nur ein Ziel: nach dem Collegeabschluss in der NHL spielen. Darauf arbeitet der Star-Eishockeyspieler der Colchester University seit Jahren hin. Zeit für Ablenkung bleibt da nicht, auch wenn sein Zwillingsbruder Seth ihn gebeten hat, ein Auge auf seinen besten Freund Zach Sawyer zu haben. Der nerdige Zach ist erst vor Kurzem an Fosters Uni gewechselt und stellt sich trotz seiner sozialen Unbeholfenheit als überraschend liebenswert heraus. Aber Zach ist nicht nur unerfahren in Liebesdingen, sondern auch der Lehrassistent in einem von Fosters Kursen. Und Foster musste seinem Bruder versprechen, die Finger von Zach zu lassen. Hat ihre Beziehung da überhaupt eine Chance? »Kopf, Herz und Eishockey« ist der erste Band der fünfteiligen College-Eishockey-Reihe von Eden Finley und Saxon James. Jedes Buch ist in sich abgeschlossen und kann als Einzeltitel gelesen werden. Um alle Nebengeschichten zu verfolgen, empfiehlt es sich jedoch, die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen.
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Seitenzahl: 374
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EDEN FINLEY
SAXON JAMES
KOPF, HERZ UND EISHOCKEY
EISKALT VERSCHOSSEN 1
Aus dem Englischen von Anne Sommerfeld
Über das Buch
Foster Grant hat nur ein Ziel: nach dem Collegeabschluss in der NHL spielen. Darauf arbeitet der Star-Eishockeyspieler der Colchester University seit Jahren hin. Zeit für Ablenkung bleibt da nicht, auch wenn sein Zwillingsbruder Seth ihn gebeten hat, ein Auge auf seinen besten Freund Zach Sawyer zu haben. Der nerdige Zach ist erst vor Kurzem an Fosters Uni gewechselt und stellt sich trotz seiner sozialen Unbeholfenheit als überraschend liebenswert heraus.
Aber Zach ist nicht nur unerfahren in Liebesdingen, sondern auch der Lehrassistent in einem von Fosters Kursen. Und Foster musste seinem Bruder versprechen, die Finger von Zach zu lassen. Hat ihre Beziehung da überhaupt eine Chance?
Über die Autorinnen
Eden Finley schreibt heitere Liebesromane voller Herz, die sich wunderbar für kleine Fluchten aus dem Alltag eignen. Ihre Bücher entstehen meist aus einer originellen Idee. Ursprünglich schrieb Eden auch in vielen anderen Genres, doch seit 2018 hat sie in der queeren Romance ihr Zuhause gefunden.
Eden lebt mit ihrem Ehemann und ihrem Sohn in Australien.
Saxon James ist eine australische Autorin, die voller Begeisterung über queere Charaktere schreibt. Ihre Bücher umfassen eine breite Spanne – von Young Adult bis zu Unterhaltungsliteratur für Erwachsene ist alles dabei. Eins haben jedoch ihre Bücher gemeinsam: Immer geht es um die Liebe in all ihren wunderbaren Facetten.
Wenn sie nicht gerade schreibt, gönnt sich Saxon jede Menge Kaffee und Schokolade bei ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Lesen.
Die englische Ausgabe erschien 2020 unter dem Titel »Power Plays & Straight A’s«.
Deutsche Erstausgabe September 2022
© der Originalausgabe 2020: Eden Finley, Saxon James
© für die deutschsprachige Ausgabe 2022:
Second Chances Verlag
Inh. Jeannette Bauroth, Hammergasse 7–9, 98587 Steinbach-Hallenberg
Alle Rechte, einschließlich des Rechts zur vollständigen oder auszugsweisen Wiedergabe in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Alle handelnden Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Umschlaggestaltung: Ronja Forleo
Lektorat: Annika Bührmann
Korrektorat: Anabelle Stehl
Satz & Layout: Second Chances Verlag
ISBN: 978-3-948457-90-7
www.second-chances-verlag.de
Inhaltsverzeichnis
Titel
Über die Autorinnen
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Epilog
Anmerkung
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FOSTER
Sobald ich mein Elternhaus betrete, werde ich angeschrien. »Es lebt!«
Willkommen zu Hause.
Ich zeige meinem Bruder den Mittelfinger und stelle die Tasche mit meiner Schmutzwäsche vor der Küche ab. »Einige von uns haben keine Sommerferien.«
Seth steht von der Couch im Wohnzimmer unserer Eltern auf, und die Bodendielen knarren, als er zu mir in die Küche kommt, wo ich mir gerade Orangensaft aus dem Kühlschrank nehme und ihn dann direkt aus der Packung trinke.
»Lass mich korrigieren«, sagt Seth. »Du könntest Sommerferien haben, entscheidest dich aber dagegen. Außerdem hab ich vor fünf Sekunden daraus getrunken. Du trinkst gerade meinen Spuckeschluck.«
Ich würge fast und muss mich anstrengen, um den Saft nicht durch die Nase zu schnauben.
Seth lacht. »Wir haben uns eine Gebärmutter geteilt. Ein bisschen Spucke bringt dich nicht um.«
»Und du fragst dich, warum ich im Sommer nicht öfter herkomme.«
Ich bin mit der Hälfte des Teams auf dem Campus geblieben und habe unseren Coaches geholfen, das Eishockey-Sommercamp der Colchester University zu leiten, um vielversprechende Highschool-Spieler zu scouten.
Da die Colchester eine Division-I-Uni ist, also zu den Schulen gehört, die auf höchster Ebene an Sportwettbewerben teilnehmen, ist die Konkurrenz, um ins Camp aufgenommen zu werden, erbittert. Dafür zu sorgen, dass sich die Kids, die um die Plätze fürs nächste Jahr wetteifern, nicht gegenseitig umbringen, ist ein Vollzeitjob. Außerdem ist es eine Ausrede, um das ganze Jahr über Eishockey zu spielen, und welcher Vollidiot würde sich das entgehen lassen?
Seth setzt sich auf einen Stuhl am Tresen. »Du musst mir einen Gefallen tun.«
Ich mustere meinen Bruder. Meinen Zwilling. Angeblich. Wir sind nicht identisch. Und das liegt nicht nur daran, dass meine Haare an den Seiten kurz und oben akkurat gestylt sind, während ihm seine widerspenstigen Strähnen locker um den Hals fallen. Unsere Gesichtszüge sind unterschiedlich. Ich habe einen kantigen Kiefer, seiner ist runder. Er hat ein Grübchen im Kinn und ich nicht. Das Braun seiner Augen ist sogar etwas heller als meins. Wir sind gleich groß, aber ich habe die Figur eines Athleten. Seth sieht aus wie ein Bibliothekar und zieht sich auch so an.
Die Leute sehen, dass wir Brüder sind, sind aber meistens überrascht, wenn wir ihnen sagen, dass wir Zwillinge sind.
Seth blinzelt mich an und wartet darauf, dass ich seinem sogenannten Gefallen einfach so zustimme.
»Ich werde nicht Ja sagen, bevor du mir nicht verrätst, was es ist. So dumm bin ich nicht.« Ich senke die Stimme. »Nicht mehr.«
Seth lacht. »Also, du kennst doch Zach. Meinen allerbesten Freund auf der ganzen Welt.«
Der Name weckt mein Interesse. »Wo ist dein Schatten? Normalerweise seid ihr doch zusammengewachsen.«
»Er ist für die letzte Ferienwoche nach Hause geflogen, um seine Eltern zu besuchen, bevor er nächste Woche mit seinem Masterstudiengang anfängt.«
»Streber«, spöttle ich.
Zach ist so alt wie wir, hat in den letzten Semestern aber so viele zusätzliche Kurse belegt, dass er seinen Abschluss ein ganzes Jahr früher geschafft hat. Er ist ein wenig unbeholfen und verdammt süß. Er ist ein absoluter Nerd, was meinem Schwanz offensichtlich sehr gefällt. Aber Seth hat deutlich gemacht, dass mir solche Gedanken verboten sind, als sie in ihrem ersten Jahr an der Universität von Vermont Mitbewohner und Freunde geworden sind. Er hat Meiner! gerufen – im freundschaftlichen Sinn. Der süße, kleine Seth, der nur zwei Minuten älter ist als ich, ist durch und durch hetero.
Diese zwei Minuten sind wichtiger, als die Leute glauben.
Zwillinge werden zur gleichen Zeit am gleichen Tag geboren, aber der ältere hat trotzdem Privilegien, die der andere nicht bekommt. In unserem Fall heißt das, dass unsere Eltern uns nach ihrem gemeinsamen Freund benannt haben, der sie zusammengebracht hat. Mein Bruder hat also den normalen Allerweltsnamen des Typen bekommen und ich seinen Nachnamen. Foster. Das ist eine australische Biermarke. Wollt ihr raten, wie oft ich das in meiner Kindheit und Jugend gehört habe? Ständig.
Zusammengenommen mit unserem Nachnamen Grant bekomme ich nicht nur die Bier-Witze, sondern auch die Foster-Grant-Sonnenbrillen-Bemerkungen ab. Unsere Eltern haben das nicht wirklich gut durchdacht.
»Also, der Gefallen …«
»Komm zum Punkt, Seth.«
»Na ja, die Sache ist, dass sein Studiengang nicht an der Universität von Vermont ist.«
»Sondern?«
Seth meidet den Blickkontakt. »Colchester.«
»An meiner Uni? Er denkt, er hat das nötige Zeug, um ein Mountain Lion zu sein?«
Mom und Dad wollten, dass Seth und ich auf dasselbe College gehen. Das Beste, was für uns drin war, waren rivalisierende Colleges in derselben Stadt.
Und wenn ich rivalisierend sage, meine ich nicht Frenemies. Der Hass zwischen unseren Unis ist stark.
Colchester ist neuer und größer. UVM ist … dämlich.
»Colchester bietet ihm ein Stipendium für Unterkunft und Studiengebühren an, und er interessiert sich überhaupt nicht für Sport, also ist es egal, ob er ein Catamount oder ein Mountain Lion ist. Was übrigens bloß zwei unterschiedliche Bezeichnungen für dasselbe Tier sind. Wie originell von deiner Uni, sich im Grunde dasselbe Maskottchen auszusuchen.«
»Pumas sind vom Aussterben bedroht«, murmle ich. »Wie die meisten Professoren auf eurem Campus.«
Seth seufzt. Er hat bei dieser Sache mit der Rivalität nie wirklich mitgemacht. »Ich hatte gehofft … Ich hatte gehofft, dass du auf dem Campus ein Auge auf Zach haben und, na ja, sein Freund sein könntest?«
Oh, wie sich die Dinge doch geändert haben. »Tut mir leid. Kann nicht. Das widerspricht der Halt-dich-fern-Warnung, die du bei unserem allerersten Treffen ausgesprochen hast. Ich weiß nicht, an welche Regel ich mich halten soll, Seth.«
»Du darfst ihn immer noch nicht anmachen.«
Mein Blick huscht durch die offene Küche und das Wohnzimmer in Richtung Flur, wo das Schlafzimmer unserer Eltern liegt.
»Sie sind nicht hier«, beruhigt mich Seth. »Aber das bringt mich zu einem weiteren Punkt …«
Uff. Er wird das leidige Thema ansprechen, dass ich mich ihnen gegenüber als bi outen soll. Schon wieder. Mein Argument, dass ich darauf warte, mit einem Typen zusammen zu sein, damit es überhaupt relevant ist, hat er nicht akzeptiert, als er herausgefunden hat, dass ich letztes Jahr mit einem Kerl ausgegangen bin.
Ich musste meinem armen, naiven Bruder erklären, dass es einen Unterschied macht, ob man mit jemandem zusammen ist oder ihn vögelt.
Seitdem hat er es nicht mehr angesprochen.
Bis jetzt.
»Warum braucht Zach einen Freund?« Ich wechsle das Thema und hoffe, dass er das Gespräch über mein Coming-out sein lässt.
»Du meinst abgesehen vom Offensichtlichen?«
»Dem Offensichtlichen?« Ich weiß, worauf er hinauswill, spiele aber den Dummen.
Zach ist hinreißend nerdig, aber absolut unnahbar. Während der wenigen Unterhaltungen, die ich in den letzten drei Jahren mit ihm geführt habe, hat er entweder einsilbig geantwortet oder wie ein Wasserfall über ein obskures Thema geredet.
»Wenn es nach ihm ginge, würde er nie rausgehen oder mit jemandem sprechen. Er verbringt die ganze Zeit in seinem Zimmer und lernt.«
»Oh, wie schrecklich! Jemand, der sich um seine Zukunft kümmert!«
»Das ist nicht gesund. Und er kennt auf der Colchester niemanden.«
»Er ist einundzwanzig. Mittlerweile sollte er Erfahrung darin haben, Freunde zu finden.«
»Reden wir immer noch von demselben Kerl?«
Es ist nicht so, dass ich ihn nicht mag oder es anstrengend wäre, freundlich zu ihm zu sein, doch ich habe dieses Jahr nicht wirklich Zeit, den Helden zu spielen. Das ist die Stärke meines Bruders. Er war schon immer so. Er suchte sich das einsamste Kind und freundete sich mit ihm an. Das ist bewundernswert, aber verdammt, ich habe meine gesamte Kindheit versucht, in eine Schublade zu passen, die sich zu klein anfühlte. Ich bin der selbstsüchtige Bruder.
Ich muss mich dieses Jahr aufs Eishockey konzentrieren, so einfach ist das. Ich kann mir nicht vorstellen, einem Nerd hinterherzulaufen, egal, wie süß er ist, und egal, wie oft ich in den letzten drei Jahren an ihn gedacht und mir dazu einen runtergeholt habe. Seth wollte, dass ich mich von ihm fernhalte, also hab ich es getan. Er kann jetzt nicht die Regeln ändern, vor allem, wenn ich dieses Jahr nicht abgelenkt werden darf.
Nichts darf zwischen mich und Eishockey kommen. Ende der Geschichte.
Doch dann wendet mein Bruder den Blick ab, und ich habe das Gefühl, dass mehr dahintersteckt.
»Was verschweigst du mir?«, frage ich.
»Nichts«, erwidert Seth schrill.
Ich stütze mich auf die Arbeitsplatte, sodass sich unsere Gesichter näher sind. Ich weiß, wann mein Bruder lügt. Es ist offensichtlich, weil er mich nicht ansehen will. »Lügner.«
»Okay, schön. Er … er hatte letztes Jahr ein paar Schwierigkeiten mit einigen Typen auf dem Campus.«
»Was für Schwierigkeiten?« Mein Knurren ist vollkommen unbeabsichtigt.
»Hauptsächlich kindische Sachen.«
»Wie überraschend bei UVM-Studenten.«
»Lass das.«
»Also, ein paar Typen haben auf ihm rumgehackt? Wo seid ihr, auf der Highschool?«
»Ich dachte, du könntest ihm vielleicht helfen, falls du siehst, dass ihn jemand schikaniert. Aber ich habe vergessen, wie stolz ihr Colchester-Sportler seid. Vergiss, dass ich was gesagt habe. Tut mir leid, dass ich versuche, auf meinen Freund aufzupassen.«
Verdammt. Jetzt fühle ich mich schuldig.
Er muss mich nicht mal bitten. Ich bin zwar kein Typ, der aktiv diejenigen aufspürt, die Hilfe brauchen, wie mein Bruder es tut, aber wenn ich sehen würde, wie jemand Zach belästigt – oder überhaupt jemanden –, würde ich nicht zu den Arschlöchern gehören, die sich zurücklehnen und nichts dagegen unternehmen.
Ich bin Eishockeyspieler. Auf dem Weg in die NHL. Hoffentlich. Wir sind nicht dafür bekannt, uns vor einem Kampf zu drücken. Normalerweise sind wir die Ersten, die sich hineinstürzen.
Aber das heißt nicht, dass ich diese Situation nicht zu meinem Vorteil nutzen kann.
Mein Blick wandert zu meiner wöchentlichen Wäscheladung im Flur. »Okay, ich passe auf deinen Freund auf.«
»Dank…«
»Wenn … du meine Wäsche machst.«
Seth sieht entsetzt aus. »Deine ganzen verschwitzen Eishockey-Socken?«
»Deine Entscheidung.« Ich richte mich wieder zu voller Größe auf und gehe zur Treppe, die zu meinem alten Zimmer führt.
Seth lässt mich nicht mal bis zur ersten Stufe kommen. »Schön. Abgemacht.«
Ich gehe weiter, während ich versuche, mein breites Grinsen zu verbergen.
ZACH
Himmel, warum ist diese Uni nur so groß?
Ich werfe einen Blick auf die Karte auf meinem Handy, um sicherzugehen, dass ich in die richtige Richtung laufe, als mir auffällt, dass das Studentenwohnheim jetzt weiter weg wirkt als vorhin.
Entweder kennt das Mädchen, das mir bei der Anmeldung den Weg erklärt hat, den Unterschied zwischen rechts und links nicht oder ich bin irgendwo falsch abgebogen.
Bevor meine Frustration zu groß wird, drehe ich auf dem Absatz um und ziehe meinen Koffer hinter mir her in die andere Richtung. Er rattert auf dem von Bäumen gesäumten Weg. Normalerweise würde ich den Umweg ausnutzen und mir einen Überblick über das Gelände verschaffen, um es mal so auszudrücken, aber der Campus der Colchester-Universität ist nichts im Vergleich zu der Schönheit, die ich von der UVM gewohnt bin. Hier ist alles rechtwinklig und verglast, und die wenigen Backsteingebäude, an denen ich vorbeigekommen bin, sind in widerlichen Farben gestrichen.
Ich befürchte beinahe, dass mein Wechsel von der UVM zur CU eine schlechte Idee war, aber das liegt vermutlich an den noch nachklingenden Gefühlen von meinem Familienbesuch. Obwohl ich meine Eltern liebe, fahre ich so selten wie möglich nach Hause, denn die Ängstlichkeit meiner Mom vertreibt die Rationalität aus meinem Kopf. Es war eine Erleichterung, meine Sachen zu packen und wieder zu gehen.
Dann bin ich am Flughafen angekommen.
Zuerst musste ich für Übergepäck zahlen, weil Mom darauf bestanden hat, dass ich alles mitnehme, was ich möglicherweise brauchen könnte.
Im Flugzeug hatte ich das Glück, neben einer jungen Mutter und ihrer Baby-Schrägstrich-Kotzmaschine zu sitzen, die die ganze Zeit geschrien hat. Es wäre in Ordnung gewesen, wenn ich meine geräuschunterdrückenden Kopfhörer dabeigehabt hätte, aber sie waren das Einzige, was ich nicht eingepackt hatte.
Dann hat mich die Frau gebeten, ihr Baby zu halten, während sie zur Toilette ging. Zuerst mal, wer tut so was? Ich weiß überhaupt nichts über Babys. Vor allem schreiende. Und plötzlich haben mich die Leute angesehen, damit ich es zum Schweigen bringe.
Mit Sicherheit hat sie auf der Toilette über ihre Lebensentscheidungen geweint, weil sie eine Ewigkeit gebraucht hat. Wenn wir nicht in einer Blechdose ohne Fluchtmöglichkeiten gesessen hätten, hätte ich mir Sorgen gemacht, dass sie nicht zurückkommt.
Und um meinem Tag die Krone aufzusetzen, war dieses Baby, noch immer weinend und mit rotem Gesicht, so aufgebracht, dass es sich auf mir übergeben hat. Diese dicke, weiße, milchige Art von Erbrochenem, das ich immer noch an mir rieche.
Ich versuche, mich auf das Positive im Leben zu konzentrieren, aber das einzig Positive an diesem Flug war, nach der Landung auszusteigen …
Bis mir eine blinde alte Dame am Gepäckband mit ihrem Koffer über den Fuß gefahren ist.
Ich habe also einen blauen Fuß, rieche nach Erbrochenem, kann meine neue Unterkunft nicht finden und … und … Ich atme tief ein, bevor mich alles überwältigt.
Kann ich bitte noch mal von vorn anfangen?
Leise lachend schüttle ich den Kopf. Ich kann es immer noch zum Guten wenden. Ein schlechter Morgen muss keinen schrecklichen Tag bedeuten.
Das Positive, Zach. Wie … mein Einzelzimmer. Meine Stelle als Lehrassistent. Die Tatsache, dass ich allein hier bin, ohne Seth als Sicherheitsnetz und jemanden, der mich behandelt, als wäre ich unfähig. Und der größte Vorteil ist, dass es für mich absolut keinen Grund gibt, auf dem Radar irgendeiner primitiven Sportskanone aufzutauchen.
Ja, es wird alles … gut werden.
Ich weiß, dass ich in die richtige Richtung gehe, als ich an Leuten vorbeikomme, die ebenfalls Gepäck dabeihaben. Seht ihr? Ich kann das. Ich habe mich auf dem Campus zurechtgefunden, ohne dass mich jemand an die Hand genommen hat. Ich kann eine starke, unabhängige, äh, Person sein. Ich gestatte mir ein Lächeln.
Mein Handy klingelt, als ich endlich Albany Hall erreiche, und ich bleibe stehen, um es aus der Tasche zu ziehen, ehe ich es mir zwischen Ohr und Schulter klemme. »Hier spricht Zach.«
»Wirst du meine Anrufe in Zukunft immer so entgegennehmen?« Seths stichelnder Ton lockert die Anspannung in mir, der ich mir gar nicht bewusst war.
»Ich bin gern vorbereitet. Man weiß nie, wer anruft.«
»Es gibt so was wie Anruferkennung.«
»Das weiß ich, aber was, wenn nicht du mich von deinem Handy aus anrufst? Es könnte jeder sein. Ich möchte professionell klingen.«
Er fängt an zu lachen. »Wer zum Teufel sollte dich sonst von meinem Handy aus anrufen?«
»Die Polizei? Ein Anwalt? Eine wütende Ex-Freundin? Was, wenn es ein besorgter Bürger ist, weil du einen Unfall hattest?«
Die folgende Stille drückt seine Belustigung aus. »Lass uns das klarstellen. Wenn ich einen Unfall hätte, ist es deine größte Sorge, professionell zu klingen?«
»Man weiß nicht, wie emotional belastbar die Person ist, mit der man gerade zu tun hat. Eigentlich weiß ich sogar nur selten, wie emotional belastbar du bist.«
»Das variiert auf jeden Fall, wenn ich mit dir rede.«
Mein Gesichtsausdruck verfinstert sich. »Und jetzt ziehst du mich auf.«
»Wie ist die CU?« Er wechselt geschickt das Thema, und ich lasse es gut sein.
Ich schnappe mir wieder meinen Koffer und hieve ihn die vier Stufen zum Eingang des Studentenwohnheims hinauf. »Sie ist … anders.«
»Natürlich. Kannst du die überheblichen Arschlöcher schon riechen?«
Seine gespielte Unschuld bringt mich zum Lachen. »Ich versuche, aufgeschlossen zu sein.«
»Nichts anderes habe ich erwartet.«
Die Türklinke bewegt sich nicht. Sie ist verschlossen, und es gibt kein Schlüsselloch. Wer um alles in der Welt schließt ein Wohnheim tagsüber ab? Am Tag, bevor die Uni beginnt und … Mein Blick landet auf dem kleinen schwarzen Scanner. Richtig. Ich brauche meine Schlüsselkarte.
»Alles in Ordnung?«, fragt Seth.
»Jap, ich habe alles unter Kontrolle.« Irgendwie zittert meine Stimme nicht. Theoretisch ist es keine Lüge. »Aber ich muss jetzt los. Ich bin gerade im Wohnheim angekommen und muss mich für morgen vorbereiten.«
»Okay …« Besorgnis schleicht sich in seine Stimme.
»Ich schaffe das, Seth«, versichere ich ihm und ziehe die Karte aus meiner Tasche. »Es ist verständlich, dass du dir Sorgen machst, aber mir geht’s gut. Ich freue mich sogar auf dieses Jahr.«
»Du bist der einzige Mensch, den ich kenne, der sich darüber freut, einen Masterabschluss zu machen.«
»Das liegt daran, dass es interess…«
»Ui, schon so spät. Ich muss leider los. Tut mir leid, dass ich dein Psycho-Gelaber unterbreche.«
»Deine Aufrichtigkeit ist überwältigend«, erwidere ich trocken.
»Na ja, wie wäre es damit: Ich bin stolz auf dich, Zach.«
Ich weiß diesen Gedanken zu schätzen, aber er erinnert mich daran, warum ich mich überhaupt erst für den Masterstudiengang der CU entschieden habe. »Danke.« Die Tür öffnet sich klickend. »Bis bald.«
»Jederzeit.«
Sobald ich drin bin, gehe ich direkt zum Fahrstuhl und in meine Unterkunft. Das kahle Privatzimmer ist … na ja, es ist winzig, aber ein willkommener Anblick und noch aufregender ist das kleine angeschlossene Badezimmer. Mein eigenes Badezimmer. Jetzt muss ich meinen Tag nicht mehr nach den Plänen anderer Leute richten, die auf meiner Etage wohnen. Jetzt gibt es keine hastigen, zweiminütigen Duschen mehr.
Süße Erleichterung durchflutet mich, und ich lege den Kopf in den Nacken.
Anschließend dusche ich, um die Babykotze und den Flugzeuggeruch abzuwaschen, ziehe frische Klamotten an und kämme mir die schwarzen Haare zurück, damit sie nicht seltsam trocknen. Ich mache mein Bett, stelle den Laptop auf den Schreibtisch und hänge einzeln ein Kleidungsstück nach dem anderen auf. Als ich endlich fertig bin, fühlt sich das Zimmer etwas gemütlicher an. Es ist immer noch kahl und Seths Anwesenheit fehlt, aber es gehört mir. Es ist das erste Mal, dass ich komplett auf mich allein gestellt bin.
Grundgütiger, was habe ich getan?
Nein. Nö. Das ist gut. Das ist … in Ordnung.
Nachdem ich auf meinen Lageplan gesehen habe – zwei Mal –, gehe ich nach unten zum nächsten Coffeeshop. Der Stress von vorhin versucht, sich festzusetzen, aber ich werde mich davon nicht überwältigen lassen. Nein. Ich bin der Herr meiner Emotionen, und selbst wenn ich hier allein und metaphorisch verloren bin, kann ich es schaffen.
Die Barista im Café ist viel zu freundlich und gesprächig und füllt jede Pause mit nutzlosem Small Talk. Ich werde das Unbehagen der Menschen bei Stille nie verstehen. Die Stille ist mein Lieblingsort. Sobald meine Bestellung fertig ist, bedanke ich mich mit einem knappen Lächeln und verschwinde. Und zwar schnell.
Ich habe nichts gegen Menschen, ich mag es nur nicht, mit ihnen zu reden.
Ich folge einem Pfad, der um die Ecke und anscheinend zum Hauptdurchgang des Campus führt. Große Bäume säumen jede Seite des breiten Weges, und hübsche Bänke wurden in regelmäßigen Abständen aufgestellt. Der Anblick wirkt im Gegensatz zu allem, was ich bisher von der CU gesehen habe, unerwartet behaglich.
Ich glaube, ich habe meine neue Menschen-Beobachtungsstelle gefunden. Oder ›gruseligen Aussichtspunkt‹, wie Seth es nennt.
Es gefällt mir, wie Menschen miteinander interagieren, und es ist sogar noch besser, wenn ihre Gesichtsausdrücke und Reaktionen nicht so sind, wie ich es erwarte. Es ist faszinierend, das zu beobachten.
Während ich mich setze und an meinem Getränk nippe, breitet sich Zufriedenheit in mir aus. Das war eine gute Entscheidung. Sozialpsychologie ist meine Wohlfühlzone, auch wenn das bedeutet hat, meine physische Wohlfühlzone zu verlassen, um sie weiterzuverfolgen. Es hat so viele Vorteile, hier zu sein, und selbst wenn der Rest des Campus ein unschöner Anblick ist, bin ich sicher, dass ich ihn irgendwann lieben werde. Ja, meine positive Einstellung hat den Tag komplett umgedreht. Emotionen sind nur flüchtig, und ich konnte mir vorgaukeln, glück…
Platsch.
Ich zucke zusammen. Was zum …
Etwas Weißes landet auf meiner Brille und etwas Nasses auf meinem Kopf. Einen Augenblick lang starre ich die beleidigende Hinterlassenschaft an und versuche, herauszufinden … Oh. Mir wird der Magen schwer, als ich mir die Brille von der Nase reiße, aufspringe und nach dem schuldigen Vogel Ausschau halte. Was lächerlich ist, da ich ohne meine Brille praktisch blind bin. Na ja, für alles, was weiter als drei Meter entfernt ist.
Wie hoch stehen die Chancen für so was?
Ich versuche, mich zu beruhigen, bebe aber innerlich vor lauter Ungerechtigkeit. Alles, was ich wollte, waren ein Kaffee und ein ruhiger Moment, in dem mich die Leute ignorieren und ich sie einfach nur beobachten kann.
Stattdessen … Meine Wangen werden heiß, während ich mich schnell vergewissere, dass niemand zusieht. Mein Hauptziel für Colchester war es, so unbemerkt wie möglich zu bleiben, also hat sich der Vogel natürlich mich – mich! – ausgesucht, um nur wenige Stunden nach meiner Ankunft auf dem Campus ein Projektil loszuwerden.
Ich habe meine Meinung geändert. Das setzt meinem Tag die Krone auf.
Nein. Nein, ich werde mich davon nicht unterkriegen lassen. Ich werde noch mal duschen und es vergessen. Ich werde darin kein Zeichen sehen, dass mich die Colchester University hasst.
Denn das wäre irrational. Immerhin soll Vogelkacke Glück bedeuten. Und selbst, wenn ich nicht an diesen Unsinn glaube, gibt es keinen Grund, warum ich nicht das Positive darin sehen sollte. Es war ein zufälliges, statistisch mögliches Ereignis.
Ich werde nicht weinen.
»Bitte sag mir, dass das ein Vogelschiss auf deinem Gesicht ist und keine andere weiße, cremige Flüssigkeit.«
Aber diese Stimme ist ganz sicher nicht möglich. Nein. Nicht jetzt. Das Atmen fällt mir schwer, als ich mich umdrehe und den Zwillingsbruder meines besten Freundes vor mir sehe, der mich beobachtet und offensichtlich versucht, ein Lachen zu unterdrücken. Wie lautet das richtige Wort dafür?
Scheißleben.
Ja, diese Version meines Lebens ist total scheiße.
Foster Grant ist wahrscheinlich der attraktivste Mann, den ich je gesehen habe, und aufgrund des Verlaufs meines Vormittags ist es vollkommen logisch, dass er mich in diesem Zustand auffindet.
»Ja. Danke.« Danke? Wofür in Teufels Namen bedanke ich mich? Mittlerweile glühen meine Wangen förmlich, und ich erinnere mich daran: Emotionen sind vergänglich. Emotionen sind kontrollierbar.
Aber Chemie ist es nicht.
Und die Explosion, die meine Nervenenden kurzschließt, wenn Foster in der Nähe ist, kann ich absolut nicht kontrollieren.
»Hast du einen holprigen Start?«, fragt Foster.
»Dein Versuch, verständnisvoll rüberzukommen, ist sinnlos, solange ich der mit der Vogelscheiße bin.« Schnell nehme ich meinen Kaffee, der glücklicherweise unversehrt ist, und gehe in die Richtung, in der hoffentlich Albany Hall liegt.
Das Positive, Zach. Das Positive …
Zum Teufel mit dem Positiven. Warum passiert das ausgerechnet mir?
Foster hält problemlos mit meinen schnellen Schritten mit. »Ich würde sagen, dass du einen beschissenen Morgen hattest.«
»Und ich würde sagen, dass du saukomisch bist. Außer. Oh, ja. Bin immer noch eingesaut.«
»Das sehe ich.«
Ich riskiere einen schnellen Blick in seine Richtung und stelle fest, dass er mein Gesicht anstarrt. Na ja, die Sauerei auf meinem Gesicht. Und er grinst breit. Mit dieser Art von Lächeln hat er mich schon immer aufgezogen, und es verwandelt meine Knie praktisch in Wackelpudding. »Gibt es einen Grund, warum du mich immer noch quälst? Ich versuche zu entkommen.«
»Ja. Mein Tag ist gerade um einiges interessanter geworden.«
»Ich bin froh, dass ich dir helfen konnte.« Also, wo um alles in der Welt ist mein Wohnheim?
»Du wirkst, als hättest du dich verlaufen.«
»Hab ich nicht.«
Er grinst, schweigt aber.
»Hab ich nicht.«
»Nun, dann ist es ja gut, dass du nicht zur Albany Hall willst.«
Ich hole mein Handy hervor. Jap. Falsche Richtung. Schon wieder. »Ich nehme die malerische Route.«
Foster lacht, und ich muss gegen den Kloß schlucken, der sich in meiner Kehle bildet.
Moment.
Ruckartig bleibe ich stehen. »Woher weißt du, in welchem Wohnheim ich bin?«
»Gut geraten?« Mit seinen tiefbraunen Augen schaut er kurz nach links.
Oh nein. Nein, nein, nein. »Du hast nach mir gesucht.«
»Nichts für ungut, Zach, aber warum sollte ich nach dir suchen?«
»Seth hat dir gesagt, dass ich hierherkomme, richtig?«
»Äh …« Er reibt sich den Nacken. »Er könnte es erwähnt haben.«
Er hat es erwähnt? Ich wette, dass er es erwähnt hat, als er Foster gebeten hat, mich im Auge zu behalten. Ich presse die Lippen aufeinander, um meine Frustration zu unterdrücken. »Nun, du kannst ihm berichten, dass du nach mir gesehen hast und es mir gut geht …«
»Abgesehen von der Vogelkacke.«
»Ja, abgesehen von der urkomischen Vogelkacke. Ich würde es zu schätzen wissen, wenn du den Teil weglassen könntest.«
Etwas, mit dem ich mich nicht genauer befassen möchte, huscht über Fosters Gesicht. Falls es Mitgefühl oder Mitleid ist, will ich es gar nicht wissen. Außerdem kann ich nicht noch länger hier rumstehen und ihn ansehen, weil ich gedanklich ein Inventar anlege, in welcher Hinsicht er sich seit unserem letzten Treffen während des Spring Break verändert hat. Ich war bei Seths Familie in Vermont geblieben, anstatt nach Hause nach Wisconsin zu fliegen. Wie kann Foster so viel attraktiver geworden sein?
»Also …« Er reibt mit dem Fuß über den Weg, als seine Aufmerksamkeit von einer Gruppe Typen in dunkelblauen und silbernen Windjacken erregt wird, die in unsere Richtung kommen. Bäh. Eishockeyspieler. »Ich bin hier, wenn du mich brauchst.«
»Ich weiß die Geste zu schätzen.« Selbst wenn sie leer ist. »Und ich weiß, dass Seth denkt, ich bräuchte einen Babysitter, aber ich kann tatsächlich auf mich selbst aufpassen. Es sollte keinen Grund geben, warum sich unsere Wege kreuzen müssen.«
Foster runzelt die Stirn. »Wenn du das so willst.«
»Will ich.« Ich fliehe, bevor seine Freunde zu uns aufschließen können.
Ich würde den Tag gern mit einem winzigen Hauch von Würde überstehen.
»Was hatte der Kleine im Gesicht?«, höre ich einen der Typen fragen.
So viel zum Thema Würde.
FOSTER
Ah. Unterricht. Oh, wie wenig ich ihn vermisst habe.
Ich liebe diesen Campus. Während der Sommerferien hier zu sein und nur Eishockey zu spielen, war wunderbar. Jetzt bin ich wieder bei Hörsälen und Hausarbeiten.
Was für ein Spaß.
Allerdings hatte mir Seth mit seiner organisatorischen Zauberkraft geholfen, mein vierjähriges Studium so zu planen, dass ich all die leichten Kurse nach hinten verschieben und die fortgeschrittenen Kurse früher belegen konnte. Dadurch habe ich dieses Jahr mehr Zeit, um mich aufs Eishockey und den NHL-Vertrag zu konzentrieren, auf den ich es anstelle akademischer Erfolge abgesehen habe.
Ich betrete den Hörsaal für ein Seminar in Sportpsychologie, und mein Teamkollege Jacobs winkt mich zu sich in die Mittelreihe.
Jemand stößt von hinten gegen mich. »Tut mir …«
Als ich mich umdrehe, starre ich direkt in die grünen Augen des Typen, der offensichtlich nichts mit mir zu tun haben will. »Zach?«
Er richtet seine Brille mit dem dicken Rand. »F-Foster. Was machst du …« Er sieht sich im Raum um, der sich schnell mit hauptsächlich Sportlern füllt, und sackt in sich zusammen. »Sportpsychologie. Hätte ich mir denken können.«
»Was machst du …«
»Bitte setzen Sie sich«, ertönt die laute, dröhnende Stimme von Professor Lawrence.
Eigentlich gehe ich davon aus, dass Zach verschwinden wird, doch stattdessen folgt er dem Professor nach unten und setzt sich vorn an den Tisch.
»Mr Grant, wenn Sie nicht vorhaben, die nächsten neunzig Minuten zu stehen, würden Sie sich bitte einen Platz suchen?«, fragt Professor Lawrence.
Er hatte mich im ersten Jahr in einem Kurs, den ich schon nach einer Woche geschmissen habe. Offensichtlich bin ich unvergesslich.
Alle im Raum kichern.
Zach sieht mich an, und ich spüre seinen Blick, bis ich mich neben Jacobs setze.
»Wer ist der Kleine?«, flüstert er.
Ich zucke mit den Schultern.
Und fühle mich augenblicklich schlecht. Es ist ja nicht so, als würde ich ihn nicht kennen. Aber es ist auch offensichtlich, dass er meine Hilfe nicht will, selbst wenn Seth darauf besteht, dass er sie braucht. Also, egal.
Unsere Blicke treffen sich, und er sieht schnell weg. Seine Wangen sind leicht gerötet, und er konzentriert sich so intensiv auf den Bildschirm des Laptops vor sich, dass er eigentlich nur Pornos gucken kann.
Kein Mann konzentriert sich wegen etwas anderem so heftig auf einen Bildschirm.
Andererseits geht es hier um Zach. Nach allem, was Seth mir erzählt hat, sind das Studieninhalte auf seinem Laptop.
Ist in einem Kurs auch angebrachter.
Was ich nicht verstehe, ist …«
»Mein Lehrassistent dieses Jahr ist Zach Sawyer. Seine Kontaktdaten sind auf der Website und dem Info-Blatt zu finden, das gerade rumgeht. Wenn Sie mich außerhalb der Sprechzeiten erreichen wollen, wenden Sie sich an ihn.«
Zach reicht den Studenten in der ersten Reihe einen Stapel Blätter, den sie durchgeben sollen.
Jacobs beugt sich zu mir. »Sind wir im richtigen Raum? Was weiß dieser Kurze über Sport?«
Obwohl ich dasselbe denke, macht es mich knurrig, es von jemand anderem zu hören.
»Er hat in drei Jahren seinen Bachelor abgeschlossen und macht jetzt seinen Master in Psychologie. Ich bin sicher, dass er klarkommt.« Eigentlich bin ich nicht so sicher, ob er klarkommt, aber aus irgendeinem Grund verspüre ich den Drang, ihn zu verteidigen.
Weil Seth mich darum gebeten hat? Aus einem anderen Grund? Ich weiß es nicht.
»Also weißt du, wer er ist?«
»Er ist ein Freund meines Bruders. Ich kenne ihn kaum.« Ich spüre Jacobs’ Blick auf mir, während ich Zach weiter beobachte.
Er hält den Kopf gesenkt.
Das T-Shirt mit dem Aufdruck und die Jeans stehen ihm, aber vielleicht liegt es nur daran, dass ich dieses Outfit von ihm gewöhnt bin.
Es ist seltsam. Ihm fehlt es an Selbstbewusstsein, und trotzdem strahlt er gleichzeitig eine Ist-mir-egal-Einstellung aus.
Vielleicht bin ich mit dem Vogelschiss-Vorfall nicht so gut umgegangen, wie ich es hätte tun können. Wahrscheinlich hätte ich ihm helfen sollen, anstatt mich darüber zu amüsieren, aber ich glaube nicht, dass er mir deshalb gesagt hat, ich solle mich von ihm fernhalten.
Ich glaube ernsthaft, dass er nicht mit mir rumhängen will.
Und das fasziniert mich.
»Oh-oh«, macht Jacobs. »Ich kenne diesen Blick. Du darfst den Lehrassistenten nicht vögeln.«
Ich stoße ihm den Ellbogen in den Bauch, damit er die Klappe hält. »Alter.«
»Was? Ist ja nicht so, als wüsste das keiner. Nicht, nachdem du letztes Jahr auf der Kappa-Party mit dem Typen von der Verbindung rumgemacht hast.«
Wir haben mehr als nur rumgemacht, aber darum geht es nicht. Es ist kein Geheimnis, dass ich für beide Teams spiele, aber ich laufe trotzdem nicht rum und posaune meine Sexualität heraus.
Das Team hat größtenteils kein Problem damit, bis auf ein paar Typen, die versuchen, mich in der Umkleide zu meiden, aber damit komme ich klar. Zumindest machen sie keine große Sache draus.
Ich weiß nicht, ob Seth Zach das von mir erzählt hat.
Ich wäre ihm nicht böse, aber Seth hat mich die ganze Zeit so sehr unterstützt, dass ich bezweifle, er würde mich vor jemandem outen, ohne mich zu fragen oder mir zumindest davon zu erzählen. Selbst bei seinem besten Freund.
Seth war der Erste, dem ich es erzählt habe. Es war an unserem fünfzehnten Geburtstag. Ich hab ihm gesagt, dass ich glaube, schwul zu sein. Er hat mich umarmt und gesagt, dass alle, die mich deswegen hassen würden, Arschlöcher sind. Außerdem hat er mir versichert, dass er jeden für mich verprügeln würde, wenn es sein muss, aber meine Chancen, wirklich Schaden anzurichten, größer seien, wenn ich es selbst täte. Vor allem, wenn ich meine Eishockeyausrüstung dabeihätte.
Sechs Monate später habe ich ihm gesagt, dass sich herausgestellt hat, dass ich bi bin. Er wollte wissen, was zu dieser Erkenntnis geführt hat. Ich sagte, der Blowjob von Jade Mackenzie in der Umkleide in der Schule. Seitdem hat er gelernt, nicht zu viele Fragen zu stellen.
Jacobs beugt sich näher. »Du hättest definitiv eine Chance. Der Typ ist stockschwul.«
»Ziemliches Stereotyp, hm? Wie kommst du darauf, dass er schwul ist?« Ich weiß, dass Zach schwul ist. In den letzten drei Jahren hat er die meisten Feiertage mit uns verbracht, anstatt nach Hause zu fliegen. Wo auch immer er herkommt. Ich glaube, irgendwo aus dem Mittleren Westen. Und einmal – vielleicht an Thanksgiving – hat Mom gefragt, ob er eine Freundin hat.
Er hat geschnaubt. »Das wird nie passieren.« Als Mom wissen wollte, ob er einen Freund hat, antwortete er: »Das wird auch nie passieren, aber aus anderen Gründen.« Seine blassen Wangen waren rot geworden. Ich erinnere mich daran, weil ich in dieser Nacht möglicherweise bei dem Gedanken an diese rosigen Wangen gekommen bin.
Trotzdem hasse ich es, wenn jemand eine andere Person ansieht und angeblich weiß, wie sie sich identifiziert. Genauso, wie mich alle ansehen und davon ausgehen, dass ich hetero bin, weil ich Eishockey spiele.
»Das sieht man«, antwortet Jacobs.
Meine Erwiderung ist nur ein Brummen.
Der Kurs zieht undeutlich an mir vorbei, weil ich den Blick nicht von Zach lösen kann.
Er sieht nur selten von seinem Computer auf, doch wenn er es tut, wandert sein Blick durch den Raum, bis er auf mir landet.
Ich kann nicht anders. Jedes Mal hebe ich eine Braue und versuche, nicht zu lächeln.
Und jedes Mal wendet er sofort den Blick ab.
Bevor ich mich versehe, gibt uns Professor Lawrence die Hausaufgabe für die kommende Woche und entlässt uns.
Wir verlassen den Raum, doch ich warte davor.
»Kommst du?«, fragt Jacobs.
»Wir sehen uns später.«
Er lächelt mich wissend an und ich bemühe mich, ihm nicht den Mittelfinger zu zeigen.
Zach kommt als Letzter heraus und verengt sofort misstrauisch die Augen. »Du kannst deinem Bruder sagen, dass ich nicht vor allen auf die Nase gefallen bin.«
Er marschiert davon, aber ich halte mit ihm mit.
»Ich denke, dass du öfter mit Seth redest als ich. Sag es ihm selbst.«
Als wir den Hof erreichen, bleibt Zach stehen. »Was willst du, Foster?«
Ich zucke zusammen. »Kannst du mich Grant nennen? Das tun alle hier.«
Er presst die Lippen aufeinander, aber ich weiß nicht, ob er tatsächlich darüber nachdenkt oder nur so tut. »Ich glaube nicht.«
Also tut er nur so.
»Warum nicht?«
»Weil ich nicht bei dieser Verbindungsdenkweise mitmache, alle mit dem Nachnamen anzusprechen. Und … weil es seltsam ist. Würdest du von mir erwarten, dich vor Seth Grant zu nennen? Soll ich Seth so nennen?«
»Verbindungsdenkweise?« Ich versuche, ein Lächeln zu unterdrücken. »Wie bist du diesem Kurs zugeteilt worden?«
Er senkt die Stimme. »Mein Betreuer hat es mir vorgeschlagen, weil ich zwar sehr gut darin bin, Individualverhalten zu analysieren, nicht aber das von Gruppen oder so was wie Herdenmentalität. Es wird mir helfen, wenn ich meine Abschlussarbeit schreibe. Angeblich.«
»Bist du sicher, dass du qualifiziert bist, einen Kurs in Sportpsychologie zu geben?«
»Ich bin sicher, dass ich es schaffe.«
Ich reibe mir den Kiefer. »Na ja, wenn du Hilfe brauchst …«
»Werde ich nicht. Ich muss los. Hab noch einen Kurs.«
»Du weißt, wie du an meine Nummer kommst, falls du sie brauchst.«
ZACH
Falls ich Hilfe brauche.
Falls ich Hilfe brauche.
Bin ich qualifiziert?
Ich bin der verfluchte Lehrassistent.
Zum wahrscheinlich hundertsten Mal in dieser Woche schüttle ich Fosters Worte ab. Abgesehen von dem Ausrutscher am Montag laufen die Dinge überraschend gut. Professor Lawrence ist hinreichend freundlich, ein paar Studenten haben sich gemeldet, um sich vorzustellen – Gott sei Dank per Mail und SMS –, und ich habe es mit nur kleinen Umwegen pünktlich zu meinen Kursen geschafft. Und Foster … Nun, er taucht immer wieder auf. Mit breitem Lächeln und einem warmen Blick, bei dem sich mein Magen verknotet.
Wir kennen uns vielleicht nicht gut, aber in den letzten Jahren bin ich mir der Tatsache sehr bewusst geworden, dass ich machtlos bin, ihn nicht wiederholt mit dem Blick zu suchen, wenn er in der Nähe ist.
Nach dem Mittagessen am Donnerstag gehe ich in die Bibliothek, um zu recherchieren. Professor Lawrence meinte, dass ich mir über das Thema meiner Abschlussarbeit Gedanken machen sollte, und das ist eigentlich ein guter Hinweis, da ich immer noch keine Ahnung habe, was für eine Hypothese ich aufstellen will.
Trotzdem habe ich noch genug Zeit zur Vorbereitung. Wofür ich keine Zeit habe, ist, zum Experten in Sportpsychologie zu werden.
Sport.
Als ich den Hörsaal betreten und eine Wand aus Sportlern gesehen habe – und ja, auch anderen Menschen, aber hauptsächlich Sportlern –, die mich anstarrten, war ich so abgelenkt, dass ich direkt in Foster reingerannt bin. Den hübschen Foster. Mit den breiten Schultern, dem lockeren Lächeln und den Haaren, die anscheinend immer perfekt sitzen.
Falls du Hilfe brauchst …
Erneut schüttle ich den Kopf, und wenn ich so weitermache, werden die Leute denken, ich hätte eine Verhaltensstörung. Der bevormundende Foster ist eine passendere Beschreibung. Ich meine, musste er im Unterricht so ablenkend und selbstgefällig sein? Hat er nicht gesehen, dass ich versucht habe, mich zu konzentrieren?
Ich lasse meinen Laptop etwas lauter als beabsichtigt auf den Tisch fallen, und das Mädchen ein paar Plätze weiter zuckt zusammen. Ich lächle ihr aufgrund meiner Fehleinschätzung entschuldigend zu und spüre, wie meine Wangen heiß werden. Sie erwidert mein Lächeln nicht und nickt auch nicht, sondern starrt mich nur an, weshalb ich schnell meine Tasche abstelle und mich setze, ehe ich sie noch weiter nerve.
Beachte mich nicht. Ich sitze nur hier und versuche einfach, unsichtbar zu sein.
Ich logge mich ins Intranet der CU ein. Der erste Essay in Sportpsychologie in diesem Jahr konzentriert sich auf die Disziplin, die ich am wenigsten verstehe. Die Zusammenarbeit unterschiedlicher Menschen – unterschiedlicher testosterongesteuerter Platzhirsche –, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Die Teile passen in meinem Kopf nicht zusammen.
In der Theorie ergibt das alles Sinn, aber wie sich das praktisch umsetzen lassen soll …
Während ich in der Bibliotheksdatenbank nach allem suche, was ich über Teamgeist finden kann, rutscht das Mädchen einen Stuhl näher. Ich bin nicht sicher, ob ich es bemerken soll oder nicht und richte meine Aufmerksamkeit deshalb weiter auf den Bildschirm.
»Du scheinst nett zu sein.«
Blinzelnd sehe ich sie an. Ihr finsterer Blick hat nicht nachgelassen und ihre in Büscheln abstehenden kurzen schwarzen Haare legen die Vermutung nahe, dass sie sie selbst geschnitten hat. »Ich bin nett.«
Sie nagt an ihrem Daumennagel, und ich lege den Kopf schräg.
»Du siehst nicht sehr nett aus. Ist das eine Einschüchterungstaktik?«
Ihre Augenbrauen zucken nach oben, und ich halte inne, um über die Worte nachzudenken, die ich gerade ausgesprochen habe. Ich glaube, das ist einer dieser Momente, in denen es nicht als sozial akzeptabel gilt, wenn ich meine Beobachtungen laut ausspreche.
Sie antwortet trotzdem. »Zickengesicht.«
»Oh. Warum?«
»Ich kann nicht anders.«
»Ich glaube, der Gesichtsausdruck spiegelt unsere Gedanken wider.«
»Du willst also sagen, dass ich anders kann?«
»Ich weiß nicht.« Ich runzle die Stirn. »Kannst du?«
»Kannst du? Du siehst aus, als würdest du über Babyeinhörner nachdenken. Dein Gesichtsausdruck ist so süß, dass mir schlecht wird.«
Noch immer spricht sie mit dieser flachen, monotonen Stimme, aber irgendetwas an ihr fühlt sich nach einer Herausforderung an. Selbst ich weiß, dass man den Leuten nicht sagen sollte, dass ihre Gesichter in einem den Würgereflex auslösen, was sagt es also über mich aus, dass mir ihre Bemerkung ein Lächeln entlockt? »Und dein Gesicht sieht aus, als würde es kleine Kinder erschrecken.«
Zum ersten Mal zucken ihre nach unten gezogenen Mundwinkel. »Ich mag dich.«
»Okay«, erwidere ich, unsicher, wie sie darauf kommt.
»Okay.«
Sie konzentriert sich wieder auf ihr Buch und scheinbar war’s das.
Eine Minute zerbreche ich mir über sie den Kopf und frage mich, was gerade passiert ist.
Sie rutscht einen Stuhl näher, sodass nur noch drei zwischen uns sind. »Du kannst jetzt aufhören, mich anzustarren.«
Schnell drehe ich mich wieder zu meinem Laptop und lächle. »Du bist sehr seltsam«, flüstere ich.
»Das hoffe ich doch.«
Sie redet nicht noch mal mit mir, und erst eine Stunde später, als mein Handy auf dem Tisch vibriert und ich aufsehe, stelle ich fest, dass sie weg ist. Ich bin nicht sicher, ob man es als freundliche Unterhaltung bezeichnen könnte, aber ich habe mit einer fremden Person gesprochen und es nicht vollkommen in den Sand gesetzt.
Ich werde das als hervorragendes Zeichen werten.
Professor Lawrences Name erscheint auf dem Display. Hastig stopfe ich alles in meine Laptoptasche und sause aus der Bibliothek. Der Anruf bricht ab, ehe ich durch die Tür bin, also rufe ich ihn sofort zurück.
»Hier spricht Zach«, sage ich, sobald er abnimmt.
»Gut, ich hatte gehofft, Sie zu erreichen.« Seine Stimme ist wie immer freundlich und es ist neu für mich, einen Professor zu haben, der nicht von, nun ja, mir genervt ist. »Ich habe über Ihre Bedenken über Ihre Tätigkeit als Lehrassistent in Sportpsychologie nachgedacht und glaube nicht, dass Sie Ihre Sorgen loswerden, bis Sie ins kalte Wasser gesprungen sind.«
Das hört sich nicht gut an. »Ins kalte Wasser?«
»Genau. Nach der Vorlesung am Montag werde ich Ihnen zwanzig Minuten zuteilen, damit Sie über die erste Hausaufgabe sprechen und Fragen beantworten können.«
»Oh.«
Er lachte leise. »Lampenfieber?«
»Ganz und gar nicht.« Ich richte meine Brille, während ich mich an die Wand lehne. »Der Teil mit dem Fragenbeantworten macht mir mehr Sorgen.«
»Zach …«
»Ja?«
»Sie werden das gut machen. Ich schicke Ihnen alle Informationen über die Aufgabe und bin direkt neben Ihnen, falls Sie noch Input brauchen. Genießen Sie es einfach.«
»Natürlich. Ja. Das kann ich.«
Ich bedanke mich, und wir legen auf, doch mir ist bereits schlecht.
Dieses unsichere Gefühl verschwindet auch übers Wochenende nicht, obwohl ich mich in Professor Lawrences Notizen vertiefe. Ich lese sie so oft, dass ich sie mir praktisch eingeprägt habe, schreibe mir aber trotzdem kleine Karten, nur für den Fall, dass ich hängen bleibe. Ich lese nicht nur die Texte, die er dem Kurs gegeben hat, sondern auch zusätzliche Artikel im Intranet, bis ich das Gefühl habe, Teamdynamik auszuströmen.
Als ich am Montag zum Kurs komme, fühle ich mich fast schon sicher, bis mir eine Kerninformation wieder einfällt, die ich vergessen hatte.
Foster ist in diesem Kurs.
Er beobachtet mich, während Professor Lawrence die Vorlesung hält, und das lässt mich noch entschlossener werden, es gut zu machen.Von wegen Hilfe brauchen. Dem werde ich es zeigen.
Nachdem Professor Lawrence die Vorlesung beendet und an mich übergeben hat, stecke ich meine Karten ein und erhebe mich. Ich bin ein wenig nervös, aber das bringt das Reden vor Publikum nun mal mit sich.
Obwohl mir viele Leute gegenübersitzen, kann ich meinen Blick nicht davon abhalten, zu Foster zu wandern. Sein Freund stupst ihn an, und ich sehe sofort wieder weg.
»Äh, hallo. Für alle, die mich noch nicht kennen, ich bin Zach. Falls ihr das Kursmaterial und die Aufgaben für das Semester noch nicht durchgesehen habt, in der vierten Woche ist ein Essay über Teamdynamiken vorgesehen.« Ich halte inne und zwinge mich, durchzuatmen. Während ich ihnen den Rahmen des Essays erkläre und wie er benotet werden wird, nimmt meine Nervosität ab.
Ich weiß das. Ich kenne das Material und die Arbeit und alles, was ich übers Wochenende gelesen habe, ist noch in meinem Kopf. Das ist nicht so schlecht.