Krad Katastrophen - Marbie Stoner - E-Book

Krad Katastrophen E-Book

Marbie Stoner

0,0

Beschreibung

Motorradfahren ist gefährlich. Das ist unbestreitbar, genauso wie Rauchen, Fallschirmspringen, Hornbach Projekte, im Extremfall sogar Hausarbeit. Im Laufe von zwanzig Jahren auf dem Motorrad haben sich diverse Erfahrungen auf meinem Erinnerungstacho angesammelt. Skurriles, Komisches, Tragisches und Entbehrliches. Wirklich entbehrlich? Nein! Nicht jeder Sturz ist eine Schande, aus allen Erfahrungen können wir lernen - wie man aus scheinbar aussichtslosen Situationen mit der Hilfsbereitschaft der Mitmenschen wieder herausfindet. Und den Spaß beim Fahren nicht verliert. Denn Motorrad fährt man mit dem ganzen Körper, sonst klappt es nicht. Das Freiheitsgefühl entwickelt sich nur durch Bewegen und Anpassen auf ständig wechselnde Situationen. Das erreicht ihr nur durch üben, üben und nochmals üben. Erst wenn Du weißt, was Du tust, kannst Du tun, was Du willst! sagte Moshé Feldenkrais.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 94

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Peinliches, Tragisches und Komisches auf zwei Rädern

Inhaltsverzeichnis

0.1 Buchbeschreibung

0.2 Über die Autorin

0.3 Warum dieses Buch?

Stürze

1.1 Ist das nicht ein schöner Sommer?

1.2 Mit 60 km/h in den Gegenverkehr

1.3 Sicherheitstrainings - nicht immer sicher!

1.4 Erste Ausfahrt mit Sohn

Begegnungen mit dem Trachtenverein

2.1 Eine Strafzettel Krad Katastrophe

2.2 Bad dream in Black Forest

Gepäck-Katastrophen

3.1 Packrolle verklemmt im Hinterrad

3.2 Eine (beinahe) Packkatastrophe

Technische Katastrophen

4.1 Batterie Plattenschluss an Husqvarna in Mazedonien 2015

4.2 Urlaub Italien 2012 - langweilig war gestern!

4.3 WIMA Montainchallenge 2006 Schweiz

Andere Verkehrsteilnehmer

5.1 Diskussion mit Smartfahrer auf dem Weg zum Gavia Pass

Spritmangel

0.1 Buchbeschreibung

Motorradfahren ist gefährlich. Das ist unbestreitbar, genauso wie Rauchen, Fallschirmspringen, Hornbach Projekte, im Extremfall sogar Hausarbeit. Im Laufe von zwanzig Jahren auf dem Motorrad haben sich diverse Erfahrungen auf meinem Erinnerungstacho angesammelt. Skurriles, Komisches, Tragisches und Entbehrliches. Wirklich entbehrlich?

Nein! Nicht jeder Sturz ist eine Schande, aus allen Erfahrungen können wir lernen - wie man aus scheinbar aussichtslosen Situationen mit der Hilfsbereitschaft der Mitmenschen wieder heraus findet. Und den Spaß beim Fahren nicht verliert. Denn Motorrad fährt man mit dem ganzen Körper, sonst klappt es nicht. Das Freiheitsgefühl entwickelt sich nur durch Bewegen und Anpassen auf ständig wechselnde Situationen. Das erreicht ihr nur durch Üben, üben und nochmals üben.

„Erst wenn Du weißt, was Du tust, kannst Du tun, was Du willst!“

Moshé Feldenkrais.

0.2 Über die Autorin

Marbie Stoner ist Jahrgang 1958, schreibt unter Pseudonym und lebt in Karben im Wetteraukreis in Hessen. Sie absolvierte einen Kurs in "Die Kunst des Schreibens" an der Axel Anderson Akademie im Bereich "Belletristik" sowie zahlreiche Kurse in der Hobbymalerei: Porträt und Landschaft. Sie veröffentlichte bisher sechs E-Books mit Motorradreiseberichten aus Europa und Marokko sowie eine Kurzgeschichtensammlung. Ferner ist sie Mitglied in der Künstlerinitiative Karben. Ihre Freizeit verbringt sie auf dem Motorrad oder vor der Staffelei.

Für die Mitfrauen im Frauenmotorradclub Women On Wheels e.V. und für George.

Ohne euch wäre ich niemals da, wo ich heute bin!

0.3 Warum dieses Buch?

Jeder weiß, dass Motorradfahren mangels Knautschzone gefährlich ist, auch wenn es nicht wie bei den Zigarettenpackungen auf dem Tank geschrieben steht. Es ist bekannt, dass Zweiradfahrer häufig übersehen, in der Geschwindigkeit unterschätzt und von Autofahrern manchmal gehasst werden. Aus welchen Gründen auch immer.

Tagtäglich passieren Katastrophen beim Motorradfahren, aber niemand spricht (gern) darüber. Manche dieser „Katastrophen“ sind aus Fremdsicht eher „Kataströphchen“, vielleicht mit Unterhaltungswert für Unbeteiligte, verknüpft mit dem beruhigenden Gefühl, dass es einem nicht selbst passierte.

In der Wahrnehmung von Betroffenen sind es durchaus ernste Unglücke. Mein Anliegen ist es, persönliche Berichte von Peinlichkeiten, Unwägbarem, Komischem und Tragischem festzuhalten und wie man aus verzweifelten Situationen wieder heraus kommen kann. Ich greife in diesem Buch auf eigene Erfahrungen und auf Erzählungen von MotorradfahrerInnen zurück, deren Namen auf Wunsch verändert wurden. Fremde Artikel wurden mit „* von ...“ gekennzeichnet.

Warum fährt Frau oder Mann Motorrad? Ganz einfach: Diese Form der Fortbewegung macht Spaß. Als Kind musste ich als Sozia mitfahren, denn Autos besaßen nur die Reichen. Schutzkleidung? Fehlanzeige. Einen Helm trug höchstens der Fahrer. Kopftuch oder Wollmütze mussten für die Sozia reichen. Noch heute ist mir der Knall im Ohr, als mein Onkel auf einer Offroad Nebenstrecke im Westerwald, den Auspuff an seiner Horex verlor. Ich glaubte fest, nun müssen wir sterben. Vom Auspuff erschossen. Aber Onkel hatte Draht dabei. Aufsteigen, Festhalten und weiter gings. Zeit seines Lebens weigerte er sich, den Autoführerschein zu machen. Er fühlte sich im Auto eingesperrt.

Ein Motorrad fährt dahin, wohin der Fahrer schaut. Klar, jeder weiß das. Bremsen ist nicht immer die richtige Entscheidung - Gas stabilisiert. Sicherheitstrainings sind Pflicht, auch wenn es dabei den einen oder anderen unbeabsichtigten Abwurf geben kann. Soll heißen, das Problem sitzt im Prinzip überwiegend unter dem Helm.

Und das Wichtigste zum Schluss: Reifen verdienen eure größte Aufmerksamkeit. Denn sie sind die Beine eurer Maschine. Also eher früher als später wechseln.

Ich freue mich über Rückmeldungen zu diesem Buch. Und nun zu den tragischen Katastrophen, bei denen meistens nachher nichts mehr ist, wie es vorher war.

1. Stürze

Sturz auf nassem Bitumen

Es gibt bekanntlich zwei Gruppen von Motorradfahrerinnen und Motorradfahrern:

Die vor dem ersten Sturz und die danach. Eine Rückkehr in die erste Kategorie ist nie mehr möglich. Seit dem 1. Mai 2014 gehöre nun auch ich nach sechzehn sturzfreien Motorradjahren in die zweite Kategorie. Zugleich war es auch mein erster Knochenbruch - Schlüsselbein rechts, mittig zum Glück.

Was war passiert? Am 1. Mai war ich mit George auf einem MO-Inteam Fahrdynamiktraining auf dem Boschgelände in Boxberg. Hier der Link:

(http://www.mo-web.de/mo-inteam/fahrdynamiktraining/410-fahrdynamiktraining-boxberg-2015.html)

Ein gelungener Tag mit Handlingsübungen in Spitzkehren, Bremsübungen auf nasser Fahrbahn und Kopfsteinpflaster, Zirkusübungen um Pelonen und Rundkursen im Oval für das Schräglagengefühl. Wir fuhren bei schlechtem Wetter mit kräftigen Schauern auf Landstraßen Richtung Miltenberg zurück. Von dort wollten wir auf der Autobahn nachhause fahren.

Die schmale L 514 Kapellenstraße von Berolzheim Richtung Eubigheim wies verworfene und wechselnde Beläge sowie zahlreiche Bitumenflicken auf. Der letzte mir zum Stricke reichende war halt sehr groß. Zwei Meter lang und so breit wie die rechte Fahrspur, das Ganze in einer leichten Rechtskurve. Ich fuhr langsam, circa 60 km/h. George fuhr mit seiner Morini Cosaro voraus und konnte die Stelle umfahren, bzw. er erinnerte sich nicht mehr im Nachhinein. Beim Fahren in eine Rechtskurve fährt man diese ja von links an, also genau auf dieses schwarze Monster drauf. Auf dem nassen Asphalt für mich nicht zu erkennen.

Es ging derart schnell, dass keine Zeit für den Schreck blieb. Ich hörte ein fürchterliches Aufheulen des Motors (bei 60 km/h!), der Lenker entwickelte ein Eigenleben und schlug abrupt nach links. Mein Denken beschränkte sich auf ein »... oje, wird nichts mehr..! Oder vielmehr in Kurzform auf ein schlichtes »Ups?!« Zum Griff an die Kupplung gereichte es nicht.

Ich fand mich im feuchten Matschacker wieder, schaute ungläubig in den grauen Himmel und auf meine total verdreckten Handschuhe, dann versuchte ich, ins Sitzen zu kommen. Wie war ich hierhin geraten? Ich verstand überhaupt nichts und war nur restlos verblüfft. Schmerzen fühlte ich keine.

Eine BMW mit der Sitzbank im Look der Gemeinen Wespe lag einige Meter vor mir am linken Straßenrand auf ihrer rechten Seite. Der hintere rechte Blinker hing nur noch an einem Kabel herab. Ich kniff die Augen zusammen und überlegte, wem dieses Motorrad gehörte und wie es dorthin gekommen war. Plötzlich tauchte George neben mir auf. Er hockte sich neben mir hin und sagte irgendwas. Ich weiß nicht mehr, welche Worte es waren. Ich hielt ihm die rechte Hand hin.

»Kannst du mir mal die Handschuhe ausziehen? Ist das meine Maschine? Bin ich gestürzt? Der Blinker ist kaputt.«

»Es ist noch mehr kaputt, äh - am Lenker und so ...«, sagte George.

Die Fragen stellte ich ein dutzend Mal. Ich konnte mir die Antworten nicht merken, aber auch das erinnere ich bis heute nicht. Inzwischen war ein zweiter Mann bei uns eingetroffen. Wer war das? George sprach mit ihm, aber auch das Gespräch kann ich bis heute nicht wiedergeben.

Mein rechter Arm hing an mir runter und gehorchte nicht. George zog mir den Helm ab. Im Visier waren große Dreckklumpen und Grasbüschel verfangen. Ich musste an eine Kuh denken.

»Mein Arm. Ich kann meinen Arm nicht bewegen.« Interessiert blickte ich auf meine Finger, die sich jetzt diskret beugen ließen. War mein Arm gelähmt, beleidigt, vollkommen kaputt?? Ich versuchte es immer wieder. Allmählich klappte das seitliche Wegstrecken des Armes, und da hörte ich es - ein Reibe- und Knirschgeräusch oben rechts.

»Mein Schlüsselbein ist gebrochen.« Das sagte ich so emotionslos, als wäre ich eine zweite Person neben mir und das Ganze interessierte eigentlich nicht wirklich.

»Also Krankenwagen?«, fragte George. Er half mir auf und ich kam ziemlich gut in den Stand, überlegte, ob ich Schmerzen haben müsste. Mir tat noch immer nichts weh.

»Hast du dein Handy da? Meins ist in der Packrolle!«, fragte George.

Ich nickte und fingerte nach dem Telefon in der rechten Brusttasche. Komischerweise klappte das, ich schaute das Display aber nur ratlos an. Wie ging das noch? Es ist gut, das Handy nicht im Tankrucksack aufzubewahren, da wäre ich auf keinen Fall dran gekommen! Ich reichte es George, der kam damit aber auch nicht klar. Der andere Mann telefonierte mit seinem Handy, rief den Rettungswagen und die Polizei.

Ich fragte erneut: »Bin ich gestürzt? Ist das meine Maschine? Warum bin ich gestürzt?«

»Es ist glatt, Rehlein, es ist halt ziemlich glatt.«

»Meinst du, ich bekomme die Jacke wieder sauber? Bin ich gestürzt ...?«, usw. usw.

Der Krankenwagen kam zügig. Ich zog meine Jacke aus und durfte mich auf die Trage legen. George blieb bei den Motorrädern und wartete auf den Abschleppdienst. Im Rettungswagen legten sie mir eine Halskrause an, es könne ja die Halswirbelsäule Schaden genommen haben.

Plötzlich bekam ich so heftige Schmerzen in der rechten Schulter, dass ich aufschrie. Der Krankenwagen stoppte. Sie telefonierten nach dem Notarzt. Kurz nachdem der Arzt in den Wagen gestiegen, verpasste er mir eine Spritze. Ich dämmerte zügig weg. Erst im Röntgenraum des Krankenhauses in Bad Mergentheim wachte ich auf.

Die Stimmen im Raum - Becken nicht gebrochen, keine freie Flüssigkeit im Bauchraum, Milz nicht vergrößert, Reflexe einwandfrei, Pupillen reagieren prompt - verrieten mir einiges über die Diagnose. Es klang nicht hoffnungslos. Wie ich schon befürchtet hatte: Schlüsselbeinbruch rechts. Meine Augenlider wollten nicht aufgehen, so sehr ich mich anstrengte. Nassen Bettlaken gleich lagen die auf dem Gesicht.

»Sind meine Rippen auch gebrochen? Ich kriege so schlecht Luft!«, fragte ich in den Raum hinein. Siehe da - plötzlich gingen meine Augen auf! Gleichzeitig setzte ein fürchterlicher Schüttelfrost ein, der mir die Zähne aufeinander schlug und alle Extremitäten unkontrollierbar durcheinander klappern ließ.

»Nein, die sind alle in Ordnung, auch die Halswirbelsäule. Sie haben richtig Glück gehabt! Wir bringen Sie jetzt auf die Intensivstation, Ihr Mann steht auch draußen. Wissen Sie, was passiert ist?«

»Ja. Ich bin mit dem Hinterrad auf Bitumen ins Rutschen gekommen und im Acker gelandet. Wieso zittere ich eigentlich so? Ich bekomme das gar nicht gestoppt.«

»Der Notarzt spritze Ihnen ein sehr kräftiges Schlaf- und Schmerzmittel. Wir dachten schon, Sie müssten beatmet werden. Die Schmerzen beim Atmen kommen von den Prellungen, Sie haben Ihre rechte Körperhälfte blutunterlaufen. Müssen ganz schön hingeknallt sein!«

»Haben Sie einen Topf griffbereit? Ich muss unsäglich ...!« Die Verrichtung gelang trotz der Schüttelattacken problemlos. Welche Wohltat!

Wie freute ich mich, endlich Georges besorgtes Gesicht über mir zu sehen! Und wie peinlich war es mir, dass ich so einen Mist baute. Jeder Sturz ist eine Schande, oder?

»Rehlein, du hattest einen Lowsider, deshalb bist du im Acker gelandet.«

Ich wusste gar nicht, dass ich so was kann. »Ich dachte, das passiert nur auf der Rennstrecke?«

»Nein, das kann genauso beim Rutscher des Hinterrades auf der Landstraße passieren, wenn der Grip fehlt. Musst du hierbleiben?«

»Ja, ich soll auf die Intensivstation. Nur zur Vorsicht. Du musst dich langsam auf den Nachhauseweg machen, du hast noch so weit zu fahren. Ich bin hier gut versorgt, mach‘ dir keine Gedanken!«