Krebs und Homöopathie - Jean-Lionel Bagot - E-Book

Krebs und Homöopathie E-Book

Jean-Lionel Bagot

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Beschreibung

Die Therapie von Krebserkrankungen hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Jedoch müssen die Betroffenen oft vielfältige Nebenwirkungen in Kauf nehmen, die die Lebensqualität sehr einschränken können. Dr. Bagot behandelt seit vielen Jahren in einem Team mit Onkologen an einer Klinik in Straßburg die verschiedensten Nebenwirkungen nach Chemo-, Strahlen- und Hormontherapie und operativen Eingriffen mit großem Erfolg. Dabei kann er mit Homöopathie als zusätzlicher Behandlung oft eine erstaunliche Linderung der Nebenwirkungen und krankheitsbedingten Beschwerden erzielen. In seinem Standardwerk erklärt Dr. Bagot detailliert, welche homöopathischen Mittel sich bei welchen Beschwerden bewährt haben – sei es bei Übelkeit, Haarausfall oder Aphthen während Chemotherapie, Müdigkeit und Schmerzen nach Operationen oder psychischen Problemen, Schwächung des Immunsystems und Hautreizungen bei Strahlentherapie. Dr. Bagot verfügt über eine immense klinische Erfahrung, was in seiner Art wohl einmalig ist. Seine Ratschläge sind erstaunlich spezifisch ausgerichtet. So hat er für jedes gängige chemotherapeutische Mittel ein gezieltes homöopathisches Protokoll, wie man Nebenwirkungen begegnen kann. Die Homöopathie zeigt sich dabei als optimale Ergänzung zur gängigen Therapie. Das Werk ist leicht verständlich geschrieben und einfach in die Praxis umzusetzen. Es ist eine unschätzbare Hilfe – sowohl für jeden Betroffenen als auch für den Therapeuten. In dieser deutlich erweiterten 3. Auflage erläutert Dr. Bagot die homöopathische Begleittherapie bei weiteren Chemotherapien-Protokollen. Außerdem sind Tipps zur Anwendung homöopathischer Mittel und Ernährungshinweise ergänzt, sowie das neue Mittel Okoubaka.

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Seitenzahl: 441

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Dr. Jean-Lionel Bagot

krebs und Homöopathie

Natürliche Hilfe bei den häufigsten Nebenwirkungen von Chemo-, Strahlentherapie und Operation

3. erweiterte Auflage

Impressum

Dr. Jean-Lionel Bagot

Krebs und Homöopathie

Natürliche Hilfe bei den häufigsten Nebenwirkungen von Chemo-, Strahlentherapie und Operation

Titel der französischen Originalausgabe:

Cancer et homéopathie – Guide pratique Rester en forme et mieux supporter les traitements

1. französische Ausgabe © 2012 Narayana Verlag GmbH

1. deutsche Ausgabe 2013

2. deutsche Ausgabe 2013

3. erweiterte deutsche Ausgabe 2015

ISBN 978-3-96257-005-7

© 2013 Narayana Verlag GmbH

Herausgeber:

Unimedica im Narayana Verlag GmbH

Blumenplatz 2, 79400 Kandern, Tel.: +49 7626 974970-0

E-Mail: [email protected], Homepage: www.narayana-verlag.de

Coverabbildung © Thomas Pajot – Fotolia.com

Übersetzt aus dem Französischen von Cornelia Mayer, [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form – mechanisch, elektronisch, fotografisch – reproduziert, vervielfältigt, übersetzt oder gespeichert werden, mit Ausnahme kurzer Passagen für Buchbesprechungen.

Hinweis für die Leser:

Sofern eingetragene Warenzeichen, Handelsnamen und Gebrauchsnamen verwendet werden, gelten die entsprechenden Schutzbestimmungen (auch wenn diese nicht als solche gekennzeichnet sind).

Autor und Verlag übernehmen auch keine Garantien irgendwelcher Art, dass die Informationen in diesem Buch (oder anderen hier erwähnten Büchern) medizinische, körperliche, emotionale oder sonstige Ergebnisse hervorbringen werden.

Wenn Sie sich für eine homöopathische Behandlung entscheiden, sollten Sie unbedingt einen in der Homöopathie erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker konsultieren. Dieses Buch ersetzt keine medizinische Diagnose und Behandlung. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Inhalt

Danksagung

Vorwort

Präambel

Das Aktionsprogramm gegen Krebs

Unterstützende Behandlung

Ein Homöopath in der Onkologie

Eine unerhörte Gruppendynamik

Ein homöopathischer Arzt in der Palliativbehandlung

Ein Experiment, das fortgesetzt wird

Einführung

Homöopathie und Krebs

Ein Praxisleitfaden

Kontinuierlich steigende Anwenderzahlen

Warn- und Vorsichtshinweise

Diagnose „Krebs“

Allgemeine Empfehlungen für Patienten

Mittel nach der Konfrontation mit der Diagnose

Chirurgischer Eingriff

Vor dem Eingriff

Nach dem Eingriff

Sofort nach dem Eingriff

Während der Rekonvaleszenz

Art der Operation

Brustoperation

Operation des Verdauungstrakts

Operation der Harnwege

Operation im Beckenraum

Neurochirurgie

Orthopädische Operationen (Knochen, Muskeln und Sehnen)

HNO-, Kiefer- und Gesichts-Operationen

Operationen an Thorax und Lunge

Homöopathisches Behandlungsschema

Chemotherapie

Allgemeine Empfehlungen

Psychologische Vorbereitung

Unterstützung und Stärkung der Leberfunktion

Unterstützen und Fördern der Nierenfunktion

Stärkung der Darmflora (Dünndarm)

Schutz des peripheren Nervengewebes

Schutz der Herzfunktion

Kampf gegen die beschleunigte Alterung des Organismus

Stimulation des Immunsystems und der Blutzellen (weiße und rote Blutkörperchen, Blutplättchen)

Vorbeugung vor Übelkeit

Vorbeugung vor Verstopfung

Kampf gegen das Fatigue-Syndrom

Vorbeugung vor Entzündungen im Mundraum (Mukositis)

Förderung des Stoffwechsels und Elimination der Chemotherapie

Wertvolle natürliche Verbündete

Regelmäßige Bewegung

Wie soll man sich während der Chemotherapie ernähren?

Dennoch einige Ratschläge…

Und zwischen den Behandlungen?

Übelkeit und Erbrechen

Fatigue

Psyche

Nervosität und Stress

Langsamkeit

Depressionen

Angst

Gastroenterologie

Gastroösophagealer Reflux

Sodbrennen

Verdauungsstörungen

Schwere Beeinträchtigungen der Leber

Leberausleitung

Komplexmittel zur Leberausleitung

Verstopfung

Durchfall

Hämorrhoiden und andere anale Probleme

Schluckauf

HNO (Erkrankungen des Mundraums)

Aphthen

Herpes

Schmerzhafte Halsentzündung (Pharyngitis)

Zahnfleischentzündung (Gingivitis)

Störung des Geschmacksempfindens

Mundwinkelrhagaden (Perleche)

Knocheninfarkt des Unterkiefers (Osteonekrose)

Hämatologie (Störungen des Blutbilds)

Blutarmut (Anämie)

Leukopenie (Rückgang der weißen Blutkörperchen)

Thrombopenie (Rückgang der Blutplättchen)

Neurologie

Periphere Neuropathien (Kribbeln der Extremitäten)

Schwindel

Vasovagale Ohnmacht

Gedächtnisstörungen

Schlafstörungen

Beeinträchtigungen des Zentralnervensystems (Hirnmetastasen)

Dermatologie (Haut, Nägel und Haar)

Calendula-Salbe

Beschwerden der Nägel

Hautbeschwerden der Extremitäten: Das Hand-Fuß-Syndrom (palmar-plantares Erythrodysästhesie-Syndrom, PPE)

Medikamentöse Akne: Follikulitis

Trockenheit von Haut und Lippen

Juckreiz (Pruritus) und allergische Hautrötungen

Pilzinfektionen (Mykosen)

Aspergillose

Medikamentöser Haarausfall (Alopezie)

Ödeme (Wasseransammlung)

Infektiologie (Infektionsabwehr)

Geschwächte Immunabwehr (Immuninsuffizienz)

Behandlung von Infektionen

Lymphknotenschwellung (Lymphadenopathie)

Abszesse und Furunkel

Gynäkologie/Sexualität

Hitzewallungen

Vulvovaginitis infolge von Mykose oder Irritation

Funktionelle Eierstockzysten

Störungen der Sexualität

Beim Mann

Bei der Frau

Nephrologie/Urologie

Niereninsuffizienz

Blasenentzündung (Brennen beim Harnlassen)

Blasenbeschwerden

Pneumologie

Kardiologie/Angiologie

Störungen der Herzfunktion

Bluthochdruck

Niedriger Blutdruck

Störungen des venösen Systems und der Blutgerinnung

Ophthalmologie

Kortikoidtherapie

Isopathische Behandlung

Geschichte der Isopathie

Die Homöopathie, eine evidenzbasierte Medizin?

Unsere Anfänge…

Entfernen von Barrieren

In der Praxis

Chemotherapie-Schemata

FEC-Schema

Docetaxel (Taxotere®)

Paclitaxel (Taxol®)

Eribulin (Halaven®)

FOLFOX-Schema

FOLFIRI-Schema

FOLFIRINOX-Schema

Capecitabin (Xeloda®)

Carboplatin-Paclitaxel-Schema

Gemcitabin (Gemzar®)

Doxorubicin (Caelyx*)

Myocet®-Endoxan®-Schema (Doxorubicin Liposomal-Cyclophosphamid)

Temozolomid (Temodal®)

R-CHOP-Schema

VELCADE-Schema

Cisplatin-Vinorelbin-Schema

Cisplatin-Paclitaxel-Schema

Pemetrexed (Alimta®)

Cisplatin-Pemetrexed-Schema

Zielgerichtete Therapie

EGFR-Hemmer

Erlotinib (Tarceva®)

Gefitinib (Iressa®)

Cetuximab (Erbitux®) oder Panitumumab (Vectibix®)

Angiogenesehemmer

Multi-Target-Tyrosinkinase-Hemmer

Sunitinib (Sutent®)

Sorafenib (Nexavar®)

Pazopanib (Votrient®)

Everolimus (Afinitor®)

Regorafenib (Stivarga®)

Trastuzumab (Herceptin®)

Pertuzumab (Perjeta®)

Trastuzumab Emtansin (Kadcyla®)

Rituximab (Mabthera®)

Immuntherapie - Ipilimumab (Yervoy®)

Enzalutamid (Xtandi®)

Abirateronacetat (Zytiga®)

Strahlenbehandlung

Allgemeine Empfehlungen

Tipps für die Lebenshygiene während der Strahlenbehandlung

Die Nebenwirkungen

Mittel mit allgemeiner Wirkung

Mittel mit örtlicher Wirkung

Spätfolgen

Ort der Bestrahlung

Bestrahlung der Brust

Bestrahlung der Prostata

HNO-Bestrahlung

Bestrahlung des Gehirns

Bestrahlung der Lunge – frühe Nebenwirkungen

Bestrahlung der Lunge – späte Nebenwirkungen

Bestrahlung der Knochen

Bestrahlung der Lymphknoten

Bestrahlung des Beckens (Gynäkologie)

Bestrahlung des Anus

Brachytherapie

Hormontherapie

Bei Männern

Bei Frauen

Aromatasehemmer

Tamoxifen

Fulvestrant (Faslodex®)

Schmerzen

Knochenschmerzen

Schmerzen nach Injektion von Wachstumsfaktoren

Gelenkschmerzen

Periphere Neuropathien (Ameisenlaufen, Kribbeln der Extremitäten)

Neuropathische Schmerzen

Akute Neuralgien (Nervenschmerzen)

Abdominalschmerzen

Muskelschmerzen

Palliativbehandlung

Präsentation

Keine Angst vor Palliativbehandlung

Clinique de la Toussaint

Die wichtigsten homöopathischen Mittel

Nachbehandlung

Depressive Zustände nach der Behandlung

Therapeutische Nachsorge

„Le sourire de Cathy“

Körperliche Aufbauarbeit

Homöopathische Behandlung

Hinweise zur Anwendung homöopathischer Mittel

Ein wenig Geschichte

Untersuchung der Wirkung von Medikamenten an Gesunden

Was ist Homöopathie eigentlich genau?

Die homöopathischen Mittel

Die Herstellung homöopathischer Mittel

Woraus bestehen homöopathische Globuli?

Die Einnahme homöopathischer Mittel

Die Wahl der richtigen Potenz

Gibt es Nebenwirkungen?

Die Korsakoffmethode

Klassische Homöopathie, Pluralistische Homöopathie und Komplexmittel Homöopathie

Die Grundbehandlung

Ablauf einer homöopathischen Behandlung

Organpräparate

Okoubaka aubrevillei

Ein neues Mittel für die Nebenwirkungen bei Chemotherapie

Schlussfolgerung

Glossar

Internationale Klassifizierung der Nebenwirkungen

Literaturverzeichnis

Index

Symptomenindex

Arzneimittelindex

Chemotherapieindex

Krebsartenindex

Über den Autor

Bezugsquellen

Impressum

Danksagung

Ich möchte allen Personen danken, die mich beim Verfassen dieses Buches unterstützt, beraten und stimuliert haben, allen voran meiner Frau.

Meinen Freunden und Kollegen aus Straßburg – Apothekern, Chirurgen, Onkologen, Strahlenmedizinern, Palliativ- und Schmerzmedizinern – gilt mein großer Dank für unsere gemeinsamen Jahre der Arbeit und des fruchtbaren Austauschs.

Vergessen möchte ich auch nicht das Klinikpersonal, mit dem ich tagtäglich zusammenarbeite und das auf bewundernswerte Weise die Kranken betreut.

Meine ganze Dankbarkeit und meine Anerkennung gilt auch meinen homöopathischen Freunden aus ganz Frankreich für die Weitergabe und den Austausch ihres Wissens sowie den pharmazeutischen Labors, die unablässig zum Wohle der Homöopathie tätig sind.

Ich möchte auch Cornelia Mayer für die großartige, sinngetreue und respektvolle Übertragung meines Texts ins Deutsche danken, ebenso Harald Rass für sein Lektorat und die inhaltliche Anpassung an den deutschen Sprachraum.

Ohne das Vertrauen und die menschlichen Qualitäten meines deutschen Verlegers jedoch, könnten Sie dieses Buch nicht in Händen halten.

Schließlich danke ich meinen Patienten für all die Augenblicke des Austauschs und der Begegnung – Momente der Ewigkeit – und möchte ihnen dieses Buch widmen.

Tamié, Juli 2015

Vorwort

Es ist nicht einfach für einen akademischen Onkologen, der, wie man so schön sagt, aus dem Serail der universitären, klinischen Medizin stammt, ein Vorwort zu einem Werk über den Nutzen der Homöopathie als unterstützende Behandlung zu verfassen. Ohne näher auf die jahrzehntealte und in vielerlei Hinsicht überholte Debatte über klinische Wirksamkeit und pharmakologische Grundlagen zwischen Verfechtern und Kritikern dieses Zweigs einzugehen, muss man festhalten, dass die Homöopathie in wissenschaftlichen Kreisen nicht unbedingt ein positives Echo hat.

Man muss jedoch zugeben, wie Jean-Lionel Bagot unterstreicht, dass eine homöopathische Behandlung keine Giftstoffe enthält, dass es keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten gibt und dass jeder sie sich leisten kann.

Wie viele meiner Kollegen stelle ich fest, dass unsere Kranken in der Onkologie homöopathische Mittel zusätzlich zu ihrer Krebstherapie verwenden – und dies häufig, ohne die Meinung des Arztes einzuholen. Oft sehe ich bei einer Visite am Patientenbett am Nachttisch Röhrchen mit homöopathischen Mitteln liegen und der Patient sagt: „Sie haben doch nichts dagegen, Herr Doktor? Ich habe den Eindruck, dass ich damit die Chemotherapie besser vertrage“.

Nein, ich habe nichts gegen Homöopathie für Krebspatienten. Ich möchte jedoch die mir von Dr. Bagot gebotene Gelegenheit nutzen, einige Prinzipien festzuhalten:

• Wie der Autor bestätigt, stellt die Homöopathie eine Begleittherapie dar – keinesfalls eine Alternative zur Krebstherapie. Daher ist eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Onkologen und dem Homöopathen erforderlich, der häufig auch der behandelnde Arzt ist.

• Eine homöopathische Behandlung darf nicht anstelle bestimmter unterstützender Therapien erfolgen, wie z. B. Schmerzmittel, Antibiotika, Wachstumsfaktoren oder Antiemetika.

• „Homöopathische Behandlung“ ist hier im Sinne einer homöopathischen Verdünnung zu verstehen, unter Ausschluss jeglicher Zubereitungen, die aktive Wirkstoffe in signifikanten Dosierungen enthalten, wie alle Formen der Phytotherapie, Antioxidantien, Vitamine und diverse Mineralsalze. Entgegen der häufig geäußerten Ansicht, diese Mittel seien „natürlich“ und daher unschädlich, besteht das Risiko von Wechselwirkungen mit Krebsmedikamenten. Neuere Erkenntnisse in der Pharmakologie lassen ahnen, dass dieses Risiko gründlich unterschätzt wird. Selbst Antioxidantien (Vitamine A, C und E), Selen und Betakarotin könnten die Wirkung der Chemotherapie und der Strahlenbehandlung beeinträchtigen und die Tumorzellen schützen.

Es ist das große Verdienst von Jean-Lionel Bagot, dass er mit größter Gewissenhaftigkeit diese ernsthafte und vernünftige Vorgehensweise verfolgt, die sich als komplementär versteht – fernab von all den zweifelhaften Methoden, die immer noch Betrügern und Scharlatanen ein Vermögen einbringen und die durch das Internet nur noch mehr Publikum und Einfluss erlangt haben. Sich am Leid und der Gutgläubigkeit anderer zu bereichern, ist eine Schande, die einige unserer Zeitgenossen gerne in Kauf nehmen…

Der Autor dieses Werks ist ein anerkannter Experte seines Fachgebiets, er ist aber auch ein Allgemeinmediziner, der in der Lehre tätig ist und regelmäßig Berufsanfänger in der Ausbildung begleitet. Er stützt sich zudem auf eine solide Zusatzausbildung in Onkologie sowohl in Form von Hochschuldiplomen als auch durch die Erfahrung aus seiner Tätigkeit in verschiedenen einschlägigen Stationen. Er ist, mit einem Wort, eine ideale Wissensquelle für alle Fachärzte, die ergänzende medizinische Ansätze in ihre Arbeit einbeziehen möchten, sei es nun die Homöopathie, die Akupunktur oder auch eine manuelle Therapie. Ich bin überzeugt, dass wir, indem wir diese Öffnung akzeptieren und gleichzeitig sorgfältig die Bedingungen überwachen, unter denen diese Methoden angewandt werden, unseren Patienten am meisten helfen.

In diesem Buch ist jedoch nicht nur von Homöopathie die Rede. In der Tat ist dieses Werk eine Fundgrube an Tipps und Ratschlägen für die Praxis im Umgang mit der Toxizität der Behandlung und die Bewältigung des Lebensalltags. Auch in dieser Hinsicht kann es für Kranke sehr hilfreich sein, die hier – so hoffe und wünsche ich – eine ganze Palette an Möglichkeiten finden, ihre Motivation zu stärken, den Kampf aufzunehmen und gesund zu werden.

Prof. Gilles Freyer Abteilung für medizinische Onkologie, Centre Hospitalier Lyon-Sud

„Wenn die Krankheit überhand nimmt, wichtiger wird als der Kranke, wenn also schwere Läsionen vorhanden sind, muss man der Krankheit den Vorrang geben und mit den für die klinischen Symptome angezeigten homöopathischen Mitteln ausleiten, ohne das für die Persönlichkeit des Kranken angezeigte Mittel zu verordnen.“

Michel Conan Mériadec (1921-2000) Früherer Präsident der Société Française d’Homéopathie

Präambel

Es begann am 14. Juli 2002 bei der traditionellen „Garden-Party“ im Elysée, dem französischen Präsidentenpalast mit der Ankündigung der Einrichtung eines Aktionsprogramms gegen Krebs durch Präsident Jacques Chirac. Was unter Umständen nur ein politischer Ankündigungseffekt hätte bleiben können, wurde zur Realität, die die französische Praxis der Krebsbehandlung von Grund auf revolutionierte. Der am 24. März 2003 veröffentlichte Plan Cancer „bindet die Gesamtheit aller Frauen und Männer, Patienten, Gesundheitsberufler, Forscher und Verwalter in den gemeinsamen Kampf gegen diese Geißel ein“ [Plan Cancer 2003-2007].

Das Aktionsprogramm gegen Krebs

Durch den Einsatz eines großen Teils der Maßnahmen und der Finanzmittel für und im direkten Umfeld des Patienten, wurde die medizinische Begleitung der Kranken wesentlich menschlicher, die Beziehung zwischen Arzt und Patient wurde ausgeglichener. Die Patienten erhalten nun leichter Zugang zu allen Informationen, die ihnen im Umgang mit ihrer Erkrankung und ihrer Behandlung nützlich sein können, „damit jene Patienten, die dies wünschen, eine aktive Rolle in ihrem Kampf gegen die Krankheit übernehmen können“.

Es bahnt sich eine regelrechte Revolution an. Der Kranke befindet sich tatsächlich im Mittelpunkt des Therapiesystems, damit „die Patienten durch die Entwicklung komplementärer und palliativer Behandlungsansätze eine umfassende persönliche Begleitung erhalten, die über die technischen Protokolle hinausreicht.“ Diese beiden Aspekte – Ganzheitlichkeit und komplementäre Behandlung – haben mich stark interessiert und angesprochen, denn sie gehören zur Homöopathie, so wie sie seit mehr als zwei Jahrhunderten praktiziert wird.

Unterstützende Behandlung

In dieser Zeit versammelten sich einige Onkologen in einem Pariser Hotel, um für Frankreich den Begriff „unterstützende Behandlung“ zu definieren und auszuarbeiten: „Die Gesamtheit der für Kranke im gesamten Verlauf schwerer Erkrankungen parallel zur spezifischen Behandlung erforderlichen behandelnden und unterstützenden Maßnahmen, sofern vorhanden.“ [Krakowski I. et al. 2004]. Zusammenfassend und einfacher gesagt, sind es alle Behandlungs- und Pflegemaßnahmen, die ein Patient benötigt, um unerwünschte Wirkungen zu lindern, die sowohl durch das Fortschreiten der Erkrankung als auch durch die verordneten therapeutischen Maßnahmen ausgelöst werden und die entschieden eine ganzheitliche Sichtweise der erkrankten Person unter Einbeziehung der Lebensqualität und einer wohlwollenden Herangehensweise verfolgen [Dauchy S. 2005].

Ein Homöopath in der Onkologie

Zu dieser Zeit studierte ich Onkologie am Centre Alexis Vautrin in Nancy, dann im Institut Gustave Roussy in Villejuif (Paris). Schnell begriff ich, welchen Stellenwert die Homöopathie in der unterstützenden Behandlung erhalten könnte und welchen Nutzen die Patienten aus ihrer Integration in den Krebszentren erhalten würden. Ich musste nur noch definieren, wie! Ich stand ganz am Anfang. Die Herausforderung war gewaltig, aber das Ergebnis sprengte alle meine Erwartungen. Es ging alles sehr schnell. Als ich mit meinem Studium fertig war, boten mir Jean-Philippe Brettes etc. eine Stelle in der Abteilung für Brust-erkrankungen der Straßburger Universitätskliniken an, um dort die erste Praxis für eine begleitende homöopathische Behandlung in der Onkologie einzurichten.

Eine unerhörte Gruppendynamik

Gleichzeitig lud mich Jean-Philippe Wagner, Strahlenonkologe und überzeugter Anhänger der integrativen Medizin, ein, mich dem dynamischen Team von „Strasbourg Oncologie Libérale“ der Klinik Sainte-Anne anzuschließen. Durch meine Anwesenheit direkt am Ort der Behandlung verstand ich besser, welche Bedürfnisse die Patienten hatten und konnte bei Nebenwirkungen schneller eingreifen. Der kontinuierliche Austausch mit den anderen Behandlern half mir, meinen Horizont zu erweitern und entwickelte mein Verständnis dafür, welche konkreten Bedürfnisse die Patienten während der Behandlung hatten. Jean-Philippe Wagner war es auch, der den Anstoß zur Bildung des Vereins „Le Sourire de Cathy“ (Cathys Lächeln) gab, mit dem wir die unterstützende Behandlung entwickeln und für alle zugänglich machen wollten. Nach und nach bildet sich in Straßburg eine echte Synergie. Um eine Gruppe von Behandlern, die sich regelmäßig in einem onkologischen Netzwerk zusammenfinden, entstand eine regelrechte „Schule“ für unterstützende Behandlung.

Ein homöopathischer Arzt in der Palliativbehandlung

2010 kam ich dann auf Anregung von Véronique Vignon, einer begeisterten Pionierin der Palliativpflege in die Palliativstation der Klinik „Toussaint“. Die Anwendung der Homöopathie musste für diese Station ganz neu erarbeitet werden, denn es gab nur wenige Arbeiten zu diesem Thema. Sehr überrascht waren wir von der positiven Aufnahme durch das Pflegepersonal und der Nachfrage der Patienten nach homöopathischer Behandlung. In der Palliativpflege wird dem Patienten – mehr als in anderen Disziplinen – in all seinen Aspekten Rechnung getragen: in körperlicher, psychischer, spiritueller, sozialer und künstlerischer Hinsicht… Hier reiht sich die Homöopathie ganz natürlich ein.

Ein Experiment, das fortgesetzt wird

Im Laufe der Zeit, mit fast viertausend Homöopathie-Konsultationen jährlich im Rahmen der unterstützenden Behandlung, konnte ich meine Kenntnisse rasch verfeinern, Indikationen konnten verifiziert werden und die Auswahl an Mitteln wurde breiter, sodass sich bessere therapeutische Ergebnisse einstellten. Von Anfang an zeigte sich für mich, dass die Homöopathie perfekt den Erwartungen der Kranken, aber auch denen meiner Kollegen entsprach. Sie reiht sich im Sinne einer ganzheitlichen Behandlung und Unterstützung des Einzelnen in die anderen Kompetenzen ein, ohne das Risiko von Neben- oder Wechselwirkungen mit anderen Therapien.

Basierend auf diesen vielseitigen Erfahrungen, möchte ich mit diesem Buch die verschiedenen Möglichkeiten und spezifischen therapeutischen Indikationen der Homöopathie in der Onkologie darlegen. Wir werden Behandlungsmöglichkeiten beleuchten, die bei der Konfrontation mit der Diagnose, für den chirurgischen Eingriff, während der Chemotherapie, bei zielgerichteten Therapien, während der Strahlenbehandlung oder für die Hormontherapie sowie die Nachsorge von Interesse sind. Wir befassen uns zudem mit den homöopathischen Möglichkeiten bei Schmerzen, tumorbedingter Fatigue und bei der Palliativbehandlung. In einem Kapitel widmen wir uns den homöopathischen Behandlungsvorlagen zur Begleitung der geläufigsten Chemotherapie-Schemen, sowie in einem anderen Kapitel dem Einsatz der Chemotherapie-Nosoden (hier als „Chemo-Nosoden“ bezeichnet). Am Ende des Buches finden Sie praktische Erläuterungen zur Homöopathie und zum Einsatz der homöopathischen Mittel sowie ein Glossar mit Erklärungen zu zahlreichen, in diesem Handbuch verwendeten medizinischen Begriffen.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre!

WARNHINWEIS

Die hier geschilderte homöopathische Behandlung ist keine Behandlung gegen Krebs.

Homöopathische Mittel können keinesfalls die konventionelle Krebsbehandlung ersetzen.

Die Homöopathie kann jedoch den Allgemeinzustand des Patienten während der Krebsbehandlung bessern und die Nebenwirkungen reduzieren.

Es gibt keine alternative oder parallele Behandlungsart in der Onkologie. Die Homöopathie ist in der Onkologie immer als komplementäre Behandlung zu verstehen.

Die in diesem Handbuch enthaltenen therapeutischen Angaben ersetzen ebenso wenig eine Konsultation bei einem Arzt wie die von diesem verordnete Behandlung.

Einführung

Homöopathie und Krebs

Das sind zwei Begriffe, die lange Zeit als unvereinbar galten – und zwar aufgrund eines großen Missverständnisses. Die Homöopathie ist in der Lage, zahlreiche Krankheiten zu heilen. Können homöopathische Mittel nicht auch Krebs heilen? Verheißungsvolle Träume für Tausende Patienten auf der Suche nach „sanften“, „alternativen“ oder „parallelen“ Behandlungsmöglichkeiten für ihre Krebserkrankung. Die Antwort lautet klar: Nein.

Indem wir die Homöopathie strikt auf die Rolle einer unterstützenden Behandlung beschränkten, konnten wir diesen therapeutischen Ansatz während der verschiedenen Etappen der Behandlung einer Krebserkrankung entwickeln und so in aller Öffentlichkeit eine Beziehung der Begriffe „Krebs“ und „Homöopathie“ herstellen – und dieses Buch in Französisch, Englisch und Deutsch veröffentlichen. Soviel mir bekannt ist, wurde keine einzige Krebstherapie wegen des Einsatzes einer homöopathischen Behandlung durch den Patienten geändert oder abgebrochen. Zu diesem Schluss kommt auch eine 2009 in der berühmten Cochrane Database of Systemic Reviews veröffentlichte Metaanalyse [Kassab S. 2009].

Ein Praxisleitfaden

Ziel dieses Handbuchs ist es, dem Leser die Mittel an die Hand zu geben, die homöopathischen Mittel möglichst wirksam einzusetzen, um den Behandlungsablauf während einer Krebsbehandlung möglichst effizient begleiten zu können und den Organismus auf natürliche Weise zu unterstützen, ohne dabei die laufende Behandlung zu stören. Das Ausbleiben jeglicher Neben- und Wechselwirkungen mit Medikamenten bedeutet, dass dieser praktische homöopathische Leitfaden von allen pflegenden oder behandelnden Personen verwendet werden kann – egal, ob sie professionell tätig sind oder nicht.

Die in diesem Buch beschriebenen therapeutischen Indikationen sind das Ergebnis von mehr als zwei Jahrhunderten homöopathischer Praxis, ergänzt durch unsere tägliche Erfahrung im Kontakt mit Krebskranken, die wir seit mehr als zehn Jahren im Rahmen der unterstützenden Behandlung begleiten. Sehen wir uns also an, wie man mit homöopathischen Mitteln in guter Verfassung bleiben und die Behandlung besser verkraften kann.

Kontinuierlich steigende Anwenderzahlen

USA

Der Begriff „Supportive Care“ wurde Ende des vergangenen Jahrhunderts hier geschaffen. In den USA wird CAM „Complementary Alternative Medicine“ zur Begleitung der Krebsbehandlung seit langem angewandt. Wir werden später noch darauf zurückkommen, dass dieser Begriff für die Onkologie ungeeignet ist, da es keine „Alternative“ zur schulmedizinischen Krebsbehandlung sondern nur komplementäre Behandlungsmöglichkeiten gibt. Daher verwende ich hier nur die Initialen CM für „Complementary Medicine“.

Verschiedene Studien zeigen einen regelmäßigen Anstieg der CM im Verlauf der letzten Jahre. Von 33 % im Jahr 1990, über 42 % im Jahr 1997 bis auf 70 % im Jahr 2003 [Eisenberg D.M. 1998]. Von den Patienten in diesen Studien für den Einsatz der CM angeführte Gründe sind die Stimulation des Immunsystems, die Verbesserung der Lebensqualität, die Vorbeugung vor Rückfällen, die Optimierung der Behandlung und die Reduzierung ihrer Nebenwirkungen [Nahleh Z. 2003]. 2004 ergab eine Studie bei Patientinnen, die gegen Brustkrebs behandelt wurden, dass 66 % von ihnen CM anwendeten, um, wie sie sagten, einen Rückfall zu vermeiden und ihre Lebensqualität zu verbessern. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass „der Einsatz von CM nicht Ausdruck einer negativen Haltung gegenüber der konventionellen Medizin ist, sondern die persönlichen Bemühungen der Patienten um eine bestmögliche Pflege ihrer Gesundheit und ihres Allgemeinzustands widerspiegelt“. [Henderson J.W. 2004].

Kanada

2007 wurde der Einsatz der Komplementärmedizin durch an Brustkrebs erkrankte Patientinnen zu Beginn und am Ende des Jahrzehnts in einer hervorragenden Studie verglichen [Boon H.S. 2007]. Auch hier zeigte sich eine starke Progression in der Anwendung der komplementären Medizin, denn von 66 % im Jahr 1998 stieg der Anteil für 2007 auf 82 % an.

Wenngleich die Patienten in Nordamerika große Anhänger komplementärer Therapien sind, wird die Homöopathie dort nach einer Blütezeit bis Anfang des 20. Jh. heute seltener eingesetzt. Wir wollen hoffen, dass dieses Buch in seiner englischen Version wieder zu einer größeren Verbreitung dieser äußerst hilfreichen, neben- und wechselwirkungsfreien und zudem günstigen Mittel beitragen kann.

Europa

Die erste europäische Studie wurde 2003 unter Krankenschwestern durchgeführt, die Krebspatienten betreuten [Molassiotis A. 2005]. Sie ergab, dass 35 % von ihnen komplementäre Behandlungsansätze verwendeten. Die Homöopathie lag dabei nach der Phytotherapie an zweiter Stelle. Diese Studie hat in Europa dazu beigetragen, dass man in Onkologenkreisen darauf aufmerksam wurde, wie weit verbreitet die Verwendung komplementärer Therapien bei Krebspatienten ist.

Deutschland, Schweiz, Österreich

In Deutschland werden komplementärmedizinische Methoden und Arzneimittel von 75 % der Erwachsenen aus der Allgemeinbevölkerung akzeptiert – weltweit ein Spitzenwert. Schon 70 % haben diese Behandlungsverfahren selbst angewendet und 49 % halten sie auch für wirksam. Zwei Drittel wenden sie als begleitende Therapie an (Institut für Demoskopie Allensbach 2010). 57 % der Befragten haben bereits Homöopathika für verschiedene Indikationen angewendet, etwa 25 % bezeichnen sich als überzeugte Anwender (Institut für Demoskopie Allensbach 2009).

Für die Anwendung komplementärmedizinischer Methoden durch Krebspatienten in Deutschland liegen nur wenige allgemeine Surveys, aber mehrere Untersuchungen zu bestimmten Krebsarten vor. In einem allgemeinen Survey hatten 52 % der Krebskranken eines Münchner Zentrums mindestens eine komplementärmedizinische Methode angewendet und sich zusätzlich 24 % der Patienten darüber informieren lassen (Eustachi et al. 2009).

Patientinnen mit Brustkrebs hatten innerhalb von 3 Jahren nach der Diagnose in 36 % der Fälle ein komplementärmedizinisches Verfahren angewendet, jüngere Patientinnen eher als ältere (Nagel et al. 2004). In einer neueren Studie hatten sogar 78 % der befragten Brustkrebspatientinnen diese Therapieformen angewendet (Re et al. 2012).

Deutsche Patienten mit einem Karzinom im Kopf- und Halsbereich wendeten zu 63 % ein komplementärmedizinisches Verfahren an, vor allem Phytotherapie und Nahrungssupplemente (Schultz et al. 2012). Patienten mit einem malignen Hirntumor (Gliom) bedienten sich zu 40 % komplementärmedizinischer Methoden. Auch hier gehörten jüngere Patienten, Frauen und Patienten mit höherem Bildungsniveau häufiger zu den Anwendern (Heese et al. 2010).

Bei Kindern mit Krebs werden komplementärmedizinische Behandlungsverfahren mit einer Häufigkeit von 35 % angewendet. Als häufigste Methoden werden die Homöopathie, Nahrungssupplemente und die Misteltherapie genannt (Längler et al. 2008). Homöopathie war mit einem Anteil von 45 % unter den komplementärmedizinischen Behandlungen das häufigste Verfahren (Längler et al. 2011).

Deutsche Patienten mit Lungenkrebs wenden ähnlich oft komplemen-tärmedizinische Verfahren an wie andere Krebspatienten, insgesamt zu 54 %, männliche Patienten zu 52 % und weibliche zu 66 %. Am häufigsten werden Vitamine (17 %), Mistelextrakt (15 %) und Selen (12 %) eingesetzt. Etwa die Hälfte der Anwender gab das Ziel an, die Tumortherapie zu unterstützen, etwa ein Viertel hatte damit „ein besseres Gefühl“ (Micke et al. 2010).

In der Schweiz wenden etwa 40 % der Krebspatienten komplementäre oder alternative Therapieverfahren an. Die Autoren einer Übersichtsarbeit betonen, dass die Unzufriedenheit mit der Schulmedizin nicht zu den Prädiktoren der Anwendung komplementärer Verfahren gehört. Das zeigt auch das Verordnungsverhalten der Ärzte in der Schweiz: Etwa die Hälfte von ihnen verordnet Krebspatienten alternative oder komplementäre Therapien. Zwei Drittel orientieren sich dabei am Wunsch der Patienten und 47 % glauben auch selbst, dass diese Behandlungen den Patienten helfen könnten (Schlaeppi et al. 2005).

In ländlichen Regionen der Schweiz ist die Anwendungshäufigkeit der Komplementärmedizin bei Krebspatienten mit 39 % begleitend zur Schulmedizin ebenso häufig wie in der ganzen Schweiz. Hier war die Misteltherapie (74 %) am beliebtesten, gefolgt von der Homöopathie (24 %) und bestimmten Krebsdiäten (12 %). 57 % der Ärzte bestärkten ihre Patienten in der Anwendung, kein einziger riet ihnen davon ab (van der Weg und Streuli 2003).

In Österreich wendeten nach einem Survey aus dem Jahr 2003 etwa 27 % der Krebspatienten, 33 % der Frauen und 20 % der Männer, eine komplementärmedizinische Therapie an. Jüngere Patienten unterhalb des Durchschnittsalters von 54 Jahren gehörten mit 35 % häufiger zu den Anwendern als ältere mit 21 %. Ein wichtiges Motiv zur Anwendung war die Empfehlung des Arztes, der die komplementärmedizinische Behandlung in 44 % der Fälle verschrieb. In 40 % der Fälle griffen die Patienten selbst darauf zurück (Spiegel et al. 2003).

In einer kleineren Untersuchung wendeten 47 % der Frauen mit Brustkrebs zusätzlich zur konventionellen eine komplementäre Therapie an. Hier waren Vitamine und Spezialnahrung (in 50 %) das häufigste Verfahren, dicht gefolgt von Mistelextrakt (49 %) und Spurenelementen (47 %) und von der Homöopathie (31 %) (Moschèn et al. 2001).

Österreichische Patienten mit Prostatakrebs im mittleren Alter von 69 Jahren wendeten in 30 % der Fälle mindestens ein komplementärmedizinisches Verfahren an, am häufigsten eine fettarme Diät, Selen und Vitamin E (Ponholz et al. 2003).

Frankreich

Da Frankreich nicht an der Molassiotis-Studie beteiligt war, wollten wir mehr zum Verhalten der Franzosen erfahren und untersuchten deshalb eine Gruppe von Chemotherapiepatienten in Straßburg [Simon L. 2007]. Die Studie ergab, dass 29 % dieser Patienten eine ergänzende Behandlung anwendeten, 56 % davon nahmen homöopathische Mittel, 37 % verwendeten die Phytotherapie. Als elsässische Besonderheit kann man betrachten, dass 31 % der Patienten Injektionen mit fermentierter Mistel (Viscum album) erhielten (einem anthroposophischen Medikament auf der Basis von Misteln, welches das Immunsystem stimulieren soll). Das Erstaunlichste war, dass 54 % dieser Patienten niemals zuvor ergänzende Behandlungsansätze verwendet hatten! Das typische Profil der Anwender von komplementären Therapien entspricht dem der US-amerikanischen Studien. Es handelt sich hauptsächlich um Frauen zwischen 20 und 50 Jahren, die über eine gute Schulbildung verfügen und einer gehobenen sozioökonomischen Schicht angehören. Zwei Drittel der Patienten informieren ihren Onkologen über die Einnahme ergänzender Mittel. Die zwei Hauptgründe für die Verwendung der ergänzenden Therapien sind die Verträglichkeit der Krebsmedikamente zu verbessern und die Abwehrkräfte des Organismus zu stärken.

Wir waren angenehm von den statistisch signifikanten Verbesserungen überrascht, die die Patienten bei der Verwendung der ergänzenden Therapien feststellten. So vermeldeten 97 % eine Verbesserung des Allgemeinzustands (p<0,001), 93 % eine Verringerung der Fatigue (p<0,01) und 85 % eine Verringerung von Übelkeit und Erbrechen (p<0,02).

Eine zweite, in Paris durchgeführte und einige Monate später veröffentlichte Studie bestätigte unsere Ergebnisse [Träger-Maury S. 2007]. Nach dieser Studie nehmen 34 % der Patienten komplementäre Medikamente ein.

Die Progression setzt sich weiter fort. So ergab im Juni 2010 die neueste französische Studie an 850 in Paris behandelten Krebspatienten, dass sich 60 % von ihnen ergänzenden Behandlungsansätzen zuwenden. Die Homöopathie rangiert dabei mit 33 % der Anwender an erster Stelle, dann folgen Omega 3 (28 %), Probiotika (23 %), grüner Tee (20 %) und Sport (20 %). Diese neueren Zahlen spiegeln den steigenden Einfluss der Empfehlungen aus den Büchern von David Servan-Schreiber wider: „Guérir le stress, l’anxieté et la dépression sans médicaments ni psychanalyse“ (Die Neue Medizin der Emotionen) und „Anticancer“ (Das Antikrebs-Buch) [Servan-Schreiber D. 2003 und 2007]. Überträgt man diese Zahlen auf die 2 Mio. von dieser Krankheit betroffenen Franzosen, erhalten derzeit über 400.000 Krebspatienten eine homöopathische Zusatzbehandlung.

Diese Entwicklung lässt sich auf zweierlei Arten erklären: Zum einen nimmt die Verwendung der Homöopathie in der Bevölkerung allgemein zu [Ispsos-Studie von 2012], und zum anderen fördert die Entwicklung des französischen Aktionsprogramms gegen Krebs den Zugang des einzelnen Patienten zu einem Team für unterstützende Behandlung, sodass sich jeder Patient selbst stärker für seinen Behandlungsablauf engagiert [Mathelin C. 2008]. Die Wahl der ergänzenden Behandlung erfolgt jetzt ganz transparent und legitim. Indem er sich persönlich für seine Behandlung engagiert, hilft der Patient selbst aktiv gegen seine Krankheit vorzugehen.

Warn- und Vorsichtshinweise

Um jeglichen Missverständnissen vorzubeugen, einige grundsätzliche Anmerkungen:

Die Homöopathie als ergänzende Medizin

Wie vorstehend bereits erwähnt, eignet sich der Begriff CAM (Komplementär- und Alternativmedizin) nicht für die Onkologie.

Neben ihrer Ungenauigkeit ist der größte Nachteil dieser Bezeichnung das Fehlen einer Unterscheidung zwischen Komplementärmedizin, die zusätzlich zur Behandlung verwendet wird, und Alternativmedizin, die anstelle der konventionellen Behandlung zum Einsatz kommt. Es handelt sich dabei um zwei völlig verschiedene Ansätze, mit möglicherweise total entgegengesetzten therapeutischen Konsequenzen für den Krebspatienten. Es gibt keine alternative Behandlungsart in der Onkologie, sie kann allenfalls komplementär sein. Die hier beschriebenen homöopathischen Mittel sind zusätzlich zur konventionellen Behandlung einzunehmen und nicht an deren Stelle, und zwar, um die therapeutische Wirkung zu verstärken und die Nebenwirkungen zu vermindern.

Fehlen von Neben- und Wechselwirkungen

Im Jahr 2.000 kommt eine Analyse der gesamten Literatur im renommierten „British Medical Journal“ zu dem Schluss, dass „homöopathische Medikamente in hohen Potenzen, die von ausgebildeten Behandlern verordnet werden, wahrscheinlich keine Gefahren bergen und schwere Nebenwirkungen hervorrufen“ [Dantas F.]. 2009 wurden im Rahmen einer Metaanalyse zur Verwendung homöopathischer Mittel in der Onkologie in den acht ausgewerteten Studien weder Nebenwirkungen noch Wechselwirkungen mit den konventionellen Therapien festgestellt [Kassab S. 2009]. Erst 2010, beim Kongress „Eurocancer“ bezeichnet J. Barrière in seinem Artikel „Risques et complications potentiels des médecines complémentaires en cancérologie“ (Potenzielle Risiken und Komplikationen der komplementären Therapien) die Homöopathie als Komplementärmedizin „ohne nachgewiesene schädliche Wirkungen“. In Frankreich wurde kein einziges homöopathisches Mittel aufgrund von Nebenwirkungen oder wegen einer toxischen Wirkung vom Markt genommen. Welche Risiken könnte es sonst geben?

Eine „vertane Chance“…

Man muss in der Onkologie, wie bei der Behandlung anderer bedeutender Pathologien, immer die Gefahr der „vertanen Chance“ im Auge behalten. Während der Chemotherapie ist die Immunabwehr geschwächt, und hier sind insbesondere die weißen Blutkörperchen betroffen. Bei einer viralen oder bakteriellen Infektion reiht sich die homöopathische Behandlung als Ergänzung ein, sie soll nicht virentötende oder antibakterielle Medikamente ersetzen. Bei einer schweren Pathologie geht man nicht das Risiko ein, eine allopathische Behandlung durch eine homöopathische zu ersetzen.

Vorsicht vor einem Leugnen der Krankheit!

Keiner ist blinder, als jener, der nicht sehen will! Manche Patienten kommen viel zu spät in die Praxis, unfähig oder nicht willens, die Tatsache ihrer Erkrankung anzunehmen. Dann haben wir es oft mit weit fortgeschrittenen Krebserkrankungen zu tun, häufig mit einer dramatischen Metastasenbildung. Man sollte unbedingt beim geringsten Zweifel den Arzt aufsuchen, beim leisesten Verdacht, beim kleinsten Knoten, den man ertastet hat. Leicht verschanzt man sich hinter Schutzbehauptungen, man habe einen Schlag oder Stoß erhalten, und dieser habe einen „Bluterguss“ verursacht, obwohl es sich in Wirklichkeit um einen wachsenden Tumor handelt. In unseren homöopathischen Repertorien findet sich die Rubrik „Verhärtung der Brust nach Prellung“. Sie enthält zwei Mittel: BELLIS PERENNIS und CONIUM MACULATUM, die man in einem solchen Fall verwenden kann, vorausgesetzt, man veranlasst zudem schnellstens eine Brustuntersuchung!

Die Diagnose Krebs ist heute kein „Todesurteil“ mehr

Obwohl die Anzahl der Krebserkrankungen leider immer weiter steigt, ermöglichen die frühzeitigere Erkennung, die verbesserten Behandlungsmöglichkeiten und Therapien beachtliche Heilungserfolge. Selbst bei einem Rückfall gibt es zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten.

Diagnose „Krebs“

Allgemeine Empfehlungen für Patienten

Ein vertrauensvolles Verhältnis

Wichtig ist es, von Anfang an eine partnerschaftliche Vertrauensbeziehung natürlich mit dem Arzt, aber auch mit dem gesamten medizinischen und paramedizinischen Team aufzubauen. Man sollte den Onkologen (Krebsarzt) von der begleitenden homöopathischen Behandlung in Kenntnis setzen. So erhält der homöopathische Arzt Zugang zur Krankenakte, und andererseits herrscht innerhalb des gesamten Behandlerteams Klarheit.

Alle Fragen klären

Nehmen Sie die Gewohnheit an, im Vorhinein alle Fragen betreffend der Krankheit und der Behandlungsformen zu notieren – vor allem auch jene Fragen, auf die es vielleicht keine Antwort gibt. Es gibt keine dummen Fragen. Dinge, die Ihnen möglicherweise unüberwindbar oder unverständlich erscheinen, die Ihnen Sorgen und unnötigen Stress bereiten oder Sie belasten, können häufig recht einfach von Ihrem Onkologen oder behandelnden Arzt beantwortet werden. Was gut verständlich ist, wird auch besser akzeptiert und leichter ertragen.

Nehmen Sie eine Person Ihres Vertrauens mit zur Konsultation

Die Gegenwart einer verwandten oder nahe stehenden Person Ihres Vertrauens kann sich als sehr hilfreich erweisen. Mit vier Ohren hört man besser, vor allem in schwierigen Momenten, wenn es um die tiefgreifende Behandlung einer schweren Erkrankung geht.

Bleiben Sie in Kontakt mit Ihrem Krebsarzt

Wenn man bedenkt, dass man bestenfalls 30 % des Inhalts einer Konsultation behält, sollte man nicht zu viel von der ersten Konsultation erwarten und nicht zu viel hineinpacken. Besser ist es, den Arzt bald wieder für ein zweites Gespräch aufzusuchen. Nehmen Sie sich die nötige Zeit, um die Diagnose nach und nach aufzunehmen.

Bitten Sie Ihren Apotheker um Rat

Ihr Apotheker kann Sie zu unterstützenden Therapien beraten, mit denen Sie Ihre Erkrankung besser ertragen können. Sie können Ihren Apotheker auch zu Nebenwirkungen und Wechselwirkungen Ihrer Medikamente befragen und wie Sie diese am besten anwenden.

Nehmen Sie Unterstützung aus Ihrem Umfeld in Anspruch

Das soziale Geflecht spielt eine entscheidende Rolle für die Hilfe, Unterstützung und Toleranz bei der Konfrontation mit einer Krebsdiagnose. Zögern Sie nicht, Familienmitglieder, Nahestehende, Freunde, Bekannte aus Beruf, Verein oder dem kirchlichen Umfeld um Hilfe zu bitten.

Vorsicht vor einer Behandlungsverweigerung

Vorsicht ist geboten vor dem – manchmal verständlichen – Wunsch, eine konventionelle Behandlung zu verweigern. Eine solche Verweigerung steht oft für ein Leugnen der Krankheit, für Misstrauen oder eine grundsätzliche Ablehnung gegenüber der Schulmedizin. Wie bereits oben erwähnt, gibt es aber leider keine alternative Behandlungsmöglichkeit gegen Krebs. Vertrauen Sie Ihrem Arzt. Bitten Sie ihn eventuell um etwas Bedenkzeit, um die vorgeschlagene Behandlung besser verstehen und akzeptieren zu können, aber warten Sie nicht zu lange, um Ihre Chancen auf Heilung nicht zu schmälern.

Vorsicht vor Wundermitteln

Verkaufstüchtige Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln machen sich bisweilen die Gutgläubigkeit und die Hoffnungen der Kranken zunutze, um Mittel mit angeblich krebshemmender Wirkung anzupreisen, die bestenfalls zu einer Zeitverschwendung beim Beginn der Behandlung, schlimmstenfalls aber zu einer Ablehnung der Behandlung mit den bekannten Konsequenzen führen. Bleiben Sie aufmerksam und sprechen Sie mit Ihrem Arzt.

Die Grenzen der homöopathischen Selbstbehandlung

Eine Selbstbehandlung kommt nur für kleinere Symptome infrage. Man sollte, wenn immer möglich, einen qualifizierten Homöopathen aufsuchen, damit dieser zum einen eine fachkundige Diagnose stellen und zum anderen das am besten geeignete Medikament in der entsprechenden Potenz und einer optimalen Einnahmehäufigkeit verordnen kann. Die Beziehung, die sich bei einer medizinischen Konsultation bildet, ist sehr nützlich für die Gesamtbehandlung des Patienten.

Trauer um die verlorene Gesundheit

Das plötzliche Auftreten der Krankheit wird oft als das Ende der guten Gesundheit erlebt, die man für unvergänglich gehalten hatte. Die Konfrontation mit einer solchen Diagnose muss erst verdaut werden. Die Zeit ist dabei oft der beste Verbündete, um das Inakzeptable akzeptieren zu können. Oft muss eine regelrechte Trauerarbeit geleistet werden, Trauer um die Unverletzlichkeit und das Eindringen der schweren Krankheit in ein Leben, das ruhig dahinlief und in dem kein Platz für eine derartige Prüfung vorgesehen war. Diese Begegnung mit der Krankheit kann – je nach individueller Reaktion – verschiedene Formen annehmen. Diese verschiedenen Reaktionsarten finden sich jeweils in einem geeigneten homöopathischen Mittel wieder, das eine wertvolle Hilfe bietet, um das Kap der Bestürzung überwinden und zur Tat schreiten zu können.

Zeit der Verblüffung

Das psychologische und soziale Wohlbefinden wird durch die Konfrontation mit der Diagnose stark erschüttert. Positives Denken scheint unmöglich und der Trost der Angehörigen ist oft wirkungslos. Wie bei der Trauerarbeit, muss man sich Zeit lassen können. Ich empfehle oft den Angehörigen, in den Tagen nach der Entdeckung der Krankheit nicht aufdringlich zu sein und dem Patienten Luft zu lassen, um nicht kontraproduktiv zu wirken. In einer 2015 zusammen mit Dr. P. Muszynski durchgeführten Studie, konnten wir feststellen, dass der Patient während eines Zeitraums von 21 Tagen nach der Diagnosestellung gegen jegliche Empfehlungen und positive Erfahrungen refraktär ist [Muszynski P. 2015]. Diese drei Wochen braucht der Patient, diese Dauer lässt sich nicht reduzieren und muss respektiert werden.

Bleiben Sie als Begleiter während dieses Zeitraums offen und verfügbar. Versuchen Sie nicht so zu tun, als könnten Sie den Patienten beruhigen, obwohl Sie selbst sehr besorgt sind. Übertragen Sie nicht Ihre persönlichen Ängste und Sorgen auf den Kranken. Mit der Zeit kommen die Dinge sowohl für Sie, als auch für den Kranken besser ins Lot.

Keine Angst vor den „großen Fragen“

„Ist es Krebs?“, „Wie viel Zeit bleibt mir?“, „Kann man nichts mehr machen?“, „Warum ich?“, „Was hab‘ ich denn getan?“

Alles Fragen, die früher oder später während der Erkrankung auftauchen. Es ist wichtig, dass Sie diese Fragen den Ärzten stellen und Ihre Gedanken dabei möglichst gut in Worte fassen. Es geht nicht unbedingt darum, eine direkte Antwort zu erhalten, sondern darum, seine Ängste und Befürchtungen zu formulieren. Manchmal verliert eine solche „große Frage“ ihre Schrecken durch eine sehr einfache und logische Antwort des Arztes, der den Ablauf der Krankheit und der Behandlung genau kennt.

Sie sind nicht für Ihre Krankheit verantwortlich, aber Sie können ihre Heilung aktiv in die Hand nehmen

Bei den ersten Konsultationen werden häufig Schuldgefühle ausgedrückt. Tatsächlich wird mit Krebs in unserer Gesellschaft häufig Schuld assoziiert: „Hättest du weniger geraucht, getrunken…“, „Warum hast du nicht mehr Obst und Gemüse gegessen“, „Du wolltest dich ja unbedingt scheiden lassen, jetzt musst du die Konsequenzen tragen“, „Du hast deine ungerechtfertigte Entlassung zu lange mit dir herumgeschleppt“, „Warum musstest du auch diese überflüssige Hormonbehandlung nehmen“, lauter kleine destruktive Sätze, die ein Kranker manchmal hört, die aber nichts zur Heilung beitragen – ganz im Gegenteil.

Viele Fragen nach dem Entstehen von Krebs sind nach wie vor ungelöst. Schuldgefühle bringen gar nichts und können sich im anstehenden Behandlungsverlauf nur negativ auswirken.

Suche nach dem Grund der Erkrankung

Bestimmte gängige Theorien ermutigen Krebskranke dazu, vor jeglicher konventionellen Behandlung zuerst nach einem psychischen Schock zu suchen, der „Auslöser“ der Krebserkrankung sein soll. Diese Haltung kann Menschen dazu bringen, den Operationstermin für den Tumor gefährlich hinauszuziehen. Nach diesen Theorien würde man eine Metastasenbildung nach der Operation riskieren, wenn das psychische Trauma zum Zeitpunkt der Intervention nicht behoben ist. Ein Hinauszögern der richtigen Behandlung einer Krebserkrankung kann sich aber als außerordentlich schwerwiegend erweisen, und ich möchte alle Leser vor dieser Vergeudung wertvoller Zeit warnen, die nur auf Annahmen ohne jeglichen wissenschaftlichen Wert beruht. Es ist natürlich immer interessant, sich Fragen über das eigene Leben zu stellen, aber die Suche um jeden Preis nach einem Grund für eine Krebserkrankung ist nicht unbedingt die beste Lösung, vor allem nicht zu Beginn der Krankheit. Es ist besser, seine Energie für die Gegenwart und die nahe Zukunft zu bewahren.

Wann hat diese Krankheit eigentlich begonnen?

Keiner weiß das! Man „schätzt“, dass ein zwei Zentimeter großer Tumor des Grads II (mittel) sich innerhalb von sieben bis acht Jahren entwickelt. Manche sprechen sogar von einer Initiierung der Krankheit im Moment der Pubertät oder sogar bereits in utero im Fall einer starken Exposition gegenüber endokrinen Störfaktoren! Es ist ziemlich schwie-rig, Klarheit in diese Dinge zu bekommen, und noch schwieriger ist es, das Auftreten der Krankheit an einem bestimmten Ereignis festzumachen.

Eine positive Haltung

Statistiken

Wie soll man auf die so häufig gestellte Frage nach dem Prozentsatz des Rezidivrisikos oder der Heilungschancen antworten? Was soll man dem antworten, der Statistiken zur Lebenserwartung fordert?

Jeder von uns ist eine einmalige Persönlichkeit. Wenn man uns einzeln betrachtet, folgen wir keiner Statistik. Es gibt keine Statistik der Zahl 1 [Kempenich R. 2011]. Eine Behandlung, die nur in einem Fall von hundert hilft, ergibt 100 % Heilungserfolg, wenn Sie das eine Prozent sind! Umgekehrt ist auch ein „ungefährlicher“ Krebs nicht ungefährlich für die Person, die einen Rückfall erleidet… Es gibt bei jedem Krebs immer einen – wenn auch noch so kleinen – Prozentsatz von Kranken, die geheilt werden. Man kann beschließen, alles daran zu setzen, um zu dieser Gruppe zu gehören. Man darf also weder aufgeben noch das Unmögliche erhoffen, und man muss mit Prognosen vorsichtig umgehen.

Perspektiven und Zukunftsvertrag

Beginnen wir auf jeden Fall zunächst mit unseren Stärken, den Ressourcen und Qualitäten, die wir gegen die Krankheit und die Behandlung ins Feld führen können.

Diese positiven Aspekte werden oft gegenüber der Angst vor der Krankheit, vor dem Rückfall oder den Nebenwirkungen der Behandlung vergessen. Jetzt ist die richtige Zeit, Perspektiven und einen Zukunftsvertrag mit dem Arzt aufzustellen. In dem Krebszentrum, in dem ich arbeite, wurden individuelle Coaching-Sitzungen angeboten, die von einem Onkologen durchgeführt werden und die dem Patienten helfen sollen, für den Kampf gegen die Krankheit alle seine Ressourcen freizusetzen.

Die Konfrontation mit einem Rezidiv

Eine solche Situation ist besonders schwer zu ertragen. Alles um einen herum scheint einzustürzen. Verlust an Vertrauen oder gar Zorn gegen die Ärzte machen sich breit. Sätze wie „Wozu denn noch“ und „Es hat sowieso keinen Sinn“ fallen. Alle in Kauf genommenen Opfer haben nicht geholfen? Die ganze Behandlung war also nutzlos? Wut mischt sich mit Verzweiflung, und das ist verständlich. Wie soll es weitergehen, wie die Energie und die Bereitschaft finden, neue Chemotherapien und die Begleitbehandlungen über sich ergehen zu lassen? Wie soll man noch an etwas glauben? – Viele Gedanken und natürliche und logische Fragen in einer seit Beginn der Erkrankung gefürchteten Situation. Trotzdem ist noch nichts verloren. Man kann auch mit Krebs lange und gut leben. In manchen Fällen bedeutet das den Übergang in eine chronische Erkrankung, die wie ein insulinpflichtiger Diabetes oder ein chronisches Asthma behandelt werden muss, in anderen Fällen kann auch eine lang dauernde Remission oder gar eine Heilung erlangt werden. Behalten Sie den Mut. Die Zeit spielt für Sie, wenn es darum geht, den Auftrieb zu finden, weiterzumachen und die Behandlung fortzusetzen. Die unterstützende Behandlung, die Sie gut kennen, steht Ihnen mehr denn je zur Seite, um Ihre Lebensqualität bestmöglich zu erhalten.

„Self Empowerment“

Es ist wesentlich, dass „…die Patienten, die dies wünschen, aktiv im Kampf gegen die Krankheit mithelfen“ [Maßnahme 39 des französischen Aktionsprogramms gegen Krebs „Plan Cancer“]. Indem Sie ergänzende Therapien auswählen, können Sie das erzeugen und entwickeln, was man mit dem englischen Ausdruck „Self Empowerment“ bezeichnet. Das bezeichnet die Fähigkeit, Kontrolle über die Art der Änderungen auszuüben, die einen selbst betreffen [Rappaport J., 1987] und so sein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen [Bagot J. L., Bagot O., 2011].

„Long Survivors“

Derzeit interessiert man sich sehr für die Langzeit-Überlebenden, d. h. jene Menschen, die ihre Krebserkrankung länger überleben als andere. Was ist bei ihnen anders? Eine spezielle Persönlichkeit und ein besonderer Wille, der Wunsch, sich an der Wahl der Therapie zu beteiligen und häufig… der Einsatz komplementärer Behandlungsmöglichkeiten. Sehen wir uns nun an, welche homöopathischen Mittel in der Lage sind, die Anzahl der „Long Survivors“ zu erhöhen.

Die Potenzwahl

In diesem Handbuch habe ich die meisten Potenzen als C-Potenzen angegeben, d. h. als Zentesimalpotenzen. Es ist durchaus möglich, die entsprechende Dezimalpotenz zu verwenden (D), auch wenn das theoretisch nicht ganz dasselbe ist (siehe Seite 288).

Wenn im Text die Potenz C6 angegeben ist, können Sie also auch eine D6 oder D8 verwenden. Anstatt einer C12 können Sie eine D12 oder D15 nehmen und anstatt einer C30 eine D30.

Verwenden Sie die Potenz, die Sie am einfachsten und günstigsten von Ihrer Apotheke beziehen können.

Seien Sie nicht überrascht, wenn Ihnen Ihr Homöopath oder Ihre Homöopathin eine andere als die in meinem Buch angegebene Potenz verordnet. Welche Potenz letztlich verwendet wird, ergibt sich aus den Erfahrungen des einzelnen Behandlers. Er oder sie trifft die Wahl, die ihm/ihr auf der Grundlage Ihrer persönlichen Reaktionsart, Ihrer Konstitution, als am besten für Sie geeignet erscheint. Genau aus diesem Grund erhalten Sie möglicherweise auch eine LM- bzw. Q-Potenz verordnet.

Die Anzahl der Globuli

In Deutschland sind Globuli kleiner als in Frankreich. Daher empfehle ich fünf Globuli pro Einnahme, um eine gute Aufnahme der Information des homöopathischen Mittels durch den Patienten zu gewährleisten. Auch hier können die Empfehlungen zwischen 3 und 10 Globuli variieren.

Mit den größeren französischen Globuli sind 3 Globuli pro Einnahme ausreichend.

Wenn die Einnahmeempfehlung „eine Gabe“ lautet, sind 15 Globuli auf einmal einzunehmen, um dem Organismus ein stärkeres und dauerhafteres Signal zu übermitteln. In Frankreich ist dies gängige Praxis. Dort gibt es sogar Einzelgaben in kleinen Röhrchen zu kaufen, die auf einmal zu nehmen sind.

Tropfen

Bei einer flüssigen homöopathischen Zubereitung, z. B. einem Organpräparat oder bei sehr niedrigen Potenzen, sind 10 Tropfen in ein wenig Wasser einzunehmen, das man vor dem Schlucken ein wenig im Mund behält.

Organpräparate

Hier sollte man eine möglichst niedrige Potenz verwenden, um die Funktion des jeweiligen Organs zu unterstützen. Man nimmt also von einer D6, D7 oder D8 zwei Mal täglich 10 Tropfen vor den Mahlzeiten mit Wasser verdünnt ein. Die Firma Spagyra beispielsweise bietet eine große Palette an Organpräparaten. Diese Mittel können auch in der Nähe des zu stimulierenden Bereichs subkutan injiziert werden. Solche Injektionen stellt z. B. die Firma Wala in D5, D6 oder D8 her. Die Firma Heel schließlich hat sich auf die Herstellung von injizierbaren Komplexmitteln spezialisiert, die nicht nur aus den Organpräparaten sondern zusätzlich aus Mitteln bestehen, die deren Wirkung verstärken (Hepar compositum, Cor compositum…).

Chemotherapie-Nosoden

Die Behandlung mit diesen Mitteln wird auf Englisch als „Hetero-Isotherapy“ und auf Französisch als „Isopathie“ bezeichnet. Ich begleite jede Chemotherapie mit der homöopathischen Zubereitung des jeweiligen Behandlungsschemas, um dessen Verträglichkeit zu verbessern. Ab Seite 159 erhalten Behandler in einem eigenen Kapitel spezielle Hinweise zu diesem Thema.

Weitere Einzelheiten zum Einsatz homöopathischer Mittel finden Sie im Kapitel „Hinweise zur Anwendung homöopathischer Mittel“ am Ende des Buchs, Seite 287.

Auf einen Blick

ARNICA

Schockzustand, der schwere Schlag

STAPHISAGRIA

Ungerechtigkeit und Verdruss; Empörung und verdrängte Wut

SEPIA

Alles ist schwarz, alles fällt nach unten

IGNATIA

Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt, Kloß im Hals und im Bauch

ARSENICUM ALBUM

Furcht und Angst vor dem Tod

NUX VOMICA

Sofortiger Zorn, muss handeln und braucht Vitaminergänzungsmittel

LYCOPODIUM

Verzögerter Zorn, kann die Diagnose nicht „verdauen“

PULSATILLA

Unterwerfung, Tränen, braucht Trost

ACONITUM NAPELLUS

der Tod ist nah, die Angst ebenfalls

GELSEMIUM

Zittern, Lampenfieber: Wird es gut gehen?

OPIUM

Angst, die lähmt und betäubt

NATRIUM MURIATICUM

Sehr sensible Person, die ihre Gefühle nicht ausdrückt und die Einsamkeit sucht

AURUM METALLICUM

Narzistische Verletzung, Versuchung, Selbstmord zu begehen

PHOSPHORICUM ACIDUM

Reaktive Erschöpfung, versteht gar nichts mehr

ARGENTUM NITRICUM

Furcht vor dem, was kommt, „immer in Eile“

PHOSPHORUS

Freundlichkeit verbirgt Angst, braucht Anerkennung

Mittel nach der Konfrontation mit der Diagnose

Allgemeine Empfehlungen zum Einsatz homöopathischer Mittel bei der Konfrontation mit der Diagnose Krebs

Das therapeutische Ziel ist es, die emotionalen Reaktionen, die durch die Mitteilung einer schlimmen Krankheit ausgelöst werden, zu begleiten und dem Organismus die Verarbeitung zu erleichtern, indem man eine unnötige Somatisierung und einen Zusammenbruch des Immunsystems vermeidet.

Dem emotionalen Schock homöopathisch begegnen

Hohe Potenzen: Wenn man auf die Psyche einwirken möchte, verwendet man bevorzugt die Potenzen C12 oder C30.

Ein einziges Mittel: Um die beste Wirkung auf emotionaler Ebene zu erzielen, wählt man nur ein Mittel aus der Liste unten, und zwar das, das am besten dem psychologischen Zustand entspricht, nachdem der Patient mit seiner Diagnose konfrontiert wurde.

Eine Gabe: Dies entspricht einer Einnahme von 15 Globuli.

Aufsteigende Potenzen in Einzelgaben: Alle unten angegebenen Mittel können in aufsteigenden Potenzen genommen werden (z. B. eine Gabe C6 oder D6 am ersten Tag, eine Gabe C12 oder D12 am zweiten und dritten Tag und eine Gabe C30 oder D30 am vierten Tag).

Wiederholte Einnahme von Globuli: Man nimmt dreimal täglich jeweils fünf Globuli und lässt sie unter der Zunge zergehen.

Wechsel des Mittels: Haben sich nach einer Woche der Behandlung die Symptome geändert oder ist die Wirkung nicht deutlich genug, sollte man das Mittel wechseln.

Weitere Einzelheiten zum Einsatz homöopathischer Mittel finden Sie im Kapitel „Hinweise zur Anwendung homöopathischer Mittel“ am Ende des Buchs.

ARNICA: Schockzustand. Der Patient ist „erschlagen“ von dem, was er gerade erfahren hat. Es ist, wie wenn er einen Schlag auf den Kopf bekommen hätte! Er ist erschüttert, geschockt. Arnica ist besonders bei einem Patienten angebracht, der sich an seinem Arbeitsplatz für unentbehrlich hält, der sich immer noch mehr einsetzen möchte und nicht leben kann, ohne zu „schuften“ [Grangeorge D. 2003]. Arnica ist auch das Mittel für „blaue Flecken der Seele“ [Sananes R. 1986].

STAPHISAGRIA: Ungerechtigkeit und Verdruss. Mittel der starken Verletztheit bei der Konfrontation mit der Diagnose mit einem Gefühl der Ungerechtigkeit: „Warum ich?“ Eine Art Schuldgefühl: „Was habe ich denn Böses getan?“ Ein Gefühl der Demütigung: „Was wird man von mir denken?“ Die Krebserkrankung wird als Schande erlebt. Beleidigung, Groll, Erniedrigung, Entrüstung und verdrängte Wut legen sich über jegliche Art der Reflexion.

SEPIA: Alles ist schwarz. Resignation und Niedergeschlagenheit der Krankheit gegenüber sind eine Konstante, aber das Hauptsymptom ist die Sorge um die Familie, für die er/sie aus Gleichgültigkeit und Trauer nicht mehr sorgen kann. Die Reaktion ist depressiv und pessimistisch: der Patient sieht alles in Schwarz und rechnet grundsätzlich mit dem Schlimmsten. Trost nervt ihn, aber man sollte ihm empfehlen, sich nicht abzukapseln und Sport zu treiben, sobald es ihm nicht gut geht, denn Bewegung bessert seinen Zustand.

IGNATIA: Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt. Das Mittel für Folgen von Trauer: der Traum der Unverwundbarkeit stirbt. Dabei dachte er, er wäre unvergänglich! Auf die Konfrontation mit der Diagnose folgt eine große Erschöpfung mit stillem Kummer, den die Freunde nicht zu trösten oder zu minimieren suchen dürfen. Lange Seufzer helfen, sich zu entspannen, und das bekannte Kloßgefühl in Hals oder Magen kehrt zurück. Jedoch erfahren diese Patienten paradoxerweise während der Behandlung auf psychischer Ebene eine Besserung. Die Krebserkrankung lindert gewissermaßen ihre existentiellen Ängste, und sie werden kräftiger als zuvor.

ARSENICUM ALBUM: Angst. „Ich habe doch in meinem Leben alles getan, um nicht krank zu werden!“ Die Angst vor dem Tod, die jahrelang hinter verschiedenen Schutzvorkehrungen verborgen war (Geld, Ordnung, Gewissenhaftigkeit, Versicherungen…), offenbart sich bei der Konfrontation mit der Erkrankung. Alle Schutzmaßnahmen waren umsonst! Was tun? Der Patient meint, er sei verloren, unterzieht sich aber ernsthaft der Behandlung und führt eine präzise Tabelle über die Einnahme der Medikamente auf dem Computer. Er schätzt ganz besonders ein gewissenhaft, genau und möglichst ernsthaft arbeitendes Ärzteteam, in sauberen und aufgeräumten Praxen und Ambulanzen. Etwas Kulanz und Weltoffenheit, Sanftheit und Freude tun ihm äußerst gut.

NUX VOMICA: Der Wutausbruch. Mittel der Wut, besonders auf die Ärzteschaft, die für alle Übel verantwortlich ist, weil die nötigen Vorsorgeuntersuchungen nicht gemacht wurden, weil der PSA-Wert nicht rechtzeitig gemessen oder die Mikroverkalkungen auf der Mammographie nicht erkannt wurden. „Es hat sowieso keinen Sinn“ sollte verstanden werden als „Doktor, geben Sie mir die Mittel zum Kämpfen“. Und tatsächlich, nach dem Wutanfall wächst neue Kraft zum Kampf und zur Genesung. Untätigkeit ist der schlimmste Feind, ein Nickerchen und ein netter Spaziergang aber sind seine besten Verbündeten. Diese Patienten nehmen Unmengen von Nahrungsergänzungsstoffen und Vitaminen zu sich, um sich gegen den Krebs zu wappnen.

LYCOPODIUM: Verzögerte Wut. Die Reaktion auf die Diagnose erscheint zunächst normal und angemessen… Jedoch schwelt und grollt die Wut unter der Oberfläche. Der Patient grübelt lange nach, wie er die Situation am besten „verdauen“ soll. Die schlechte Laune taucht erst danach auf. Trotz seines autoritären und unleidigen Auftretens muss er mit Zuneigung und Aufmerksamkeit behandelt werden und man muss ihm jedes Detail der Behandlung genau erklären. LYCOPODIUM passt besonders gut für geistig wache Patienten mit einem sitzenden Lebensstil. Es wird von einer Verabreichung der Chemotherapie am Nachmittag abgeraten, da sich alle Symptome zwischen 17 und 20 Uhr verschlimmern.

PULSATILLA: Ergebung. Die Konfrontation mit der Diagnose löst einen Tränenausbruch aus, der durch freundliche Worte und ein tröstendes Verhalten des Arztes besänftigt wird. PULSATILLA entspricht Patienten von sanftem und schüchternem Gemüt, die leicht rot werden, schnell traurig sind und sich leicht entmutigen lassen. In diesem Fall stehen Resignation und Bedürfnis nach Trost im Vordergrund. Die Laune, wie auch die gesamten Symptome, sind sehr wechselhaft, je nach Umgebung ändert sich die Gemütslage schnell von einem Zustand in den nächsten. Aufgrund der allgemeinen Besserung an der frischen Luft, wird dem Patienten empfohlen, die Chemotherapie bei offenem Fenster durchzuführen und so oft wie möglich in der Natur spazieren zu gehen.

ACONITUM NAPELLUS: Der Tod ist nah. Die Mitteilung der Krebsdiagnose wird wie ein Todesurteil empfangen. Der Patient ist terrorisiert und Angstanfälle wiederholen sich, vor allem um Mitternacht. Was sich wie ein lebensbedrohlicher Notfall anfühlt, ist in Wirklichkeit Ausdruck der Angst vor dem Sterben. Hinter dieser Ruhelosigkeit muss man einen Hilferuf sehen, der ernst zu nehmen ist und auf den man eingehen muss. Dieses Mittel hat eine sehr schnelle Wirkung und kann bei jedem Angstanfall genommen werden. Aconitum ist das homöopathische Bromazepam.

GELSEMIUM: Lampenfieber. Mittel für die Folgen einer schlechten Nachricht, die zu plötzlich und schonungslos mitgeteilt wurde (was nicht mehr vorkommen sollte!). Der Patient ist geschockt, wie vom Donner gerührt und zittert am ganzen Körper. Das Herz rast oder scheint stehen zu bleiben, Durchfall und häufiger Harndrang treten auf. Der Patient fürchtet die verschiedenen Behandlungen im Voraus. Er hat vor allem Angst vor dem Unbekannten und Lampenfieber vor den bevorstehenden Behandlungen. Er kann beruhigt werden, indem man ihm die verschiedenen Schritte der Behandlungen erklärt. Die Krankenschwester führt ihn anschließend durch die Behandlungsräume und erklärt ihm den Ablauf der Behandlung. Alle diese Maßnahmen beruhigen den GELSEMIUM-Patienten, der ermutigt werden muss, die Fragen zu stellen, die ihn beängstigen.

OPIUM: Lähmende Angst.