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Seniorin Henriette, kurz Jette genannt, hat drei Kinder, verstreut in alle Himmelsrichtungen. Da sie an chronischer Einsamkeit leidet, ihre Kinder so gut wie nie zu Gesicht bekommt - muss ein Plan her. Sie spielt dem Umfeld eine vertüttelte Alte vor. Sie kauft unnötigen Kram ein, wird von der Polizei nach Hause gebracht und läuft desorientiert durch die Gemeinde.
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Seitenzahl: 28
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Nachdenklich saß Henriette auf ihrer Bank, unter einem gewaltigen Baum im großen Park, ganz in der Nähe ihres Hauses. Immer wenn sie traurig war, kam sie hierhin - zu ihrem Lieblingsplatz. Seit ihr Mann vor drei Jahren starb, leidet sie unter chronischer Einsamkeit. Sicher, da waren noch ihre drei Kinder. Aber wo waren sie denn...wann hörte sie mal etwas von ihnen! Nein, sie war keine Glucke, sie ließ ihren Kindern die Freiheit- ihr eigenes Leben. Aber manchmal...ja, manchmal fehlten sie ihr doch ganz doll. Also muss ein Plan her. Jawohl! Sie stand auf, zog ihren Rock wieder in die richtige Position und verließ den Park. Von Weitem sah sie schon ihre Nachbarin Monika und ging leicht wankend auf sie zu. „Hallo Henriette, schon so früh unterwegs?“ Monika war ein herzensguter Mensch und es war nicht schön, sie so zu veräppeln: „Ja, ja...guten Morgen Herr Winters“, sagte Henriette freundlich und ging weiter. Aus den Augenwinkeln sah sie noch das verdutzte Gesicht der Nachbarin. Ich bin gut, dachte sie, denn Monika hat ihr alles geglaubt. Langsam bekam Henriette Spaß an diesem Spiel - endlich war mal etwas los. Langsam steuerte sie dem Supermarkt zu. Ein paar Kleinigkeiten wurden besorgt und dann blieb sie vor dem Regal mit Pampers stehen. Vergnügt grinsend packte sie zwanzig von den Paketen ein und ging zur Kasse. Auch hier ungläubige Gesichter aber sie tat so, als hätte sie nichts bemerkt. Bisher hatte sie noch keine Enkel, aber das wusste ja keiner. „Kann ich Ihnen helfen? Wie wollen sie das alles transportieren?“ Henriette sah die nette Frau an: „Oh, danke...ich habe ein Taxi bestellt!“ Am Abend rief ihre Tochter Linda an: „Hi Mam...alles OK bei dir?“ „Natürlich, mein Kind...wie immer!“ Linda druckste etwas herum: „Geht es dir wirklich gut...?“ Henriette grinste: „Was hast du denn...mir geht es gut. Unkraut vergeht nicht, wie du weißt!“ Linda versprach ihr, bald mal vorbeizukommen und legte auf. Naja, wie immer. Für heute war es genug - jetzt würde sie sich einen schönen Fernsehabend machen. Dabei konnte sie über weitere Untaten nachdenken. Monika hatte Linda bestimmt angerufen - daher ihr besorgter Anruf. Hier im Ort kannte man sich, und ihr merkwürdiges Verhalten würde bald die Runde machen. Fernsehen war für Henriette ein Schlafmittel und selig schlief sie ein. Ihre Träume spiegelten ihr Inneres wieder, denn sie wurde von unzähligen Pampers - Paketen verfolgt. Über ihr herzhaftes Lachen wurde sie wieder wach. Na, das war ja mal ein Traum! Sie stand auf, ging ins Bad und kurz darauf in ihr Bett. Der nächste Tag begrüßte sie mit herrlichem Sonnenschein. Heute würde sie etwas im Garten machen und anschließend die Sonne genießen. Zu zweit würde das natürlich viel mehr Spaß machen, aber was soll`s...so ist das Leben.
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