L(i)eben als Introvertier - Lisa-Marie Petersen - E-Book

L(i)eben als Introvertier E-Book

Lisa-Marie Petersen

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Beschreibung

Über 30 Jahre lang trug ich den Rucksack des Andersartig-Seins und fühlte mich oft wie eine Giraffe in einer Herde von Zebras. Freitagabende verbrachte ich am liebsten mit mir selbst oder mit meinem Hund in der Natur. Erst mit 32 kam die lebensverändernde Selbsterkenntnis: "Lisa, du bist nicht komisch, du bist introvertiert." Seither bin ich tief getaucht und habe dabei eines gefunden: Selbstakzeptanz.

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„Ein Geheimnis des Lebens ist es, dich ins richtige Licht zu setzen. Für einige bedeutet es das Scheinwerferlicht des Broadway, für andere das Licht ihrer Schreibtischlampe.“

Susan Cain

Ein Buch für alle Menschen,

die emotionale Rucksäcke tragen.

Für alle Giraffen in Zebraherden.

Für alle, die den Stempel aufgedrückt bekamen

„komisch“ „unfreundlich“ oder „unzugänglich“ zu sein.

Für alle, die ihre eigene Gesellschaft und Bücher lieben.

Für alle Tierliebhaber, Hundefans und Naturfreunde.

Und: für meine Familie.

Lange Zeit dachte ich, die Stadt wär meins,

so laut, gesellig und schick.

Lange Zeit dachte ich, dass ich langweilig sei,

uncool und zu kompliziert gestrickt.

Lange Zeit fragte ich mich, wer will diese Maschen

entwirren, in Tiefen tauchen,

dein kompliziertes Wesen bezirzen?

Lange Zeit spürte ich den Drang, zu erklären,

dass Bücher mich stärker als Fremde nähren,

dass Menschen mir auf Dauer Energie aussaugen,

zu viele Reize meinem Körper die letzte Kraft rauben,

damit mich andere mögen, hab ich versucht,

jemand anders zu sein, eben laut gesellig und schick,

die Erkenntnis, dass meine Persönlichkeit eine andere

war, kam spät, doch es machte dann klick.

Heute erkläre ich das alles nicht mehr,

lebe und liebe, weiß mich zu schätzen,

bin manchmal unsicher, doch brauche kein Heer.

INHALT

Die Selbsterkenntnis.

Die ersten Schuppen fallen.

Kennenlernen eines sanften Wegbegleiters

Gestatten: das Introvertier

Meine erste große Liebe: Saskia

Im Gefängnis der Magersucht

Das Introvertierchen.

Wie Introvertier(t)e l(i)eben und arbeiten

Stationen des Lebens.

Beziehungskisten.

Introvertier(t)e in Beziehungen

Im Garten der Freundschaft.

Introvertier(t)e in Freundschaften

Mama Introvertier

Im Arbeitsleben.

Introvertier(t)e in einer extrovertierten Welt

Kraftquelle 1: Zeit allein

Meine Kraftorte

Kraftquelle 2: Ruhe, Natur

Kraftquelle 3: Tiere und Kinder

Kraftquelle 4: Bücher

Kraftquelle 5: Social Media.

Kraftquelle 6: Sport

Kraftquelle 7: Das Schreiben.

Warum schreiben?

Kraftquelle 8: Tapetenwechsel

Kraftquelle 9: Nichts tun

Kraftquelle 10: Andere introvertierte Persönlichkeiten

Zitate berühmter Intros:

Übungsfelder für mehr Selbstvertrauen

Übungsfeld 1: Allgemeine Kommunikations-Skills

Übungsfeld 2: Nonverbale Kommunikation

Übungsfeld 3: Konflikte.

Übungsfeld 4: Smalltalk

Übungsfeld 5: Gute Gespräche führen.

Übungsfeld 6: Absagen.

Übungsfeld 7: Vor Menschen sprechen.

Übungsfeld 8: Socializing.

Zehn Learnings mit dem Introvertier

Learning 1: Ein Leben, das dir entspricht

Learning 2: Was für ein bunter Hund du bist!

Learning 3: Dein Körper weiß, wo´s langgeht.

Learning 4: Sei mutig(er).

Learning 5: Lass locker.

Learning 6: Weg mit dem Schwächen-Zoom.

Learning 7: Finde Balance..

Learning 8: Erlaube dir MEHR.

Learning 9: Achte auf deine Energie.

Learning 10: Lerne dich immer besser kennen.

ZWEI KURZE ANMERKUNGEN VORWEG:

Bitte stört Euch nicht daran, dass ich nicht gegendert habe. Zwar verstehe und teile ich als modernes Introvertier das Bedürfnis danach, doch im Sinne der einfachen Lesbarkeit habe ich mich gegen Doppelpunkte und Sternchen entschieden.

Ebenso verwende ich die Bezeichnung extro- statt extravertiert, da sich diese im Alltagsgebrauch durchgesetzt hat, auch wenn der Duden die zweite Schreibweise empfiehlt. Bei den Begriffen introvertiert und extravertiert handelt es sich um Adjektivbildungen zum Begriffspaar Introversion und Extraversion, das vom Psychologen Carl Gustav Jung geprägt wurde.

Teil 1

Die Selbsterkenntnis

DIE ERSTEN SCHUPPEN FALLEN

Jetzt sitze ich hier nun und schreibe mein zweites Buch, von dem ich noch vor drei Tagen keine Ahnung hatte, dass ich es mal schreiben würde. Das erste ist noch nicht mal fertig, doch jetzt muss es dieser Text sein. Alles nimmt seinen Anfang an einem Ort, der gut für die Seele ist: I take you to the candyshop … Ne, Moment. Candy fürs Hirn: Wir sind in einem Buchladen.

Ich habe mir Bücher wie Bonbons aus den Regalen geholt, um von jedem eine Kostprobe zu nehmen. Wie so oft sind alle Lesesessel besetzt, weshalb ich auf ein Regal zusteuere und auf einem der Holzbretter platznehme. Dabei fällt mein Handy mit einem Scheppern auf den Boden. So ist das, wenn man wieder zehn Bücher mitschleppt und nebenbei Nachrichten tippt. Eine Verkäuferin mustert mich, sagt aber nichts. Kaum habe ich mich niedergelassen, setzt sich eine Frau zu mir, die nicht weniger Lesestoff in den Armen balanciert. Das ist wie beim Falschparken: Sobald du dich traust, dein Auto an verbotener Stelle abzustellen, gesellen sich ratzfatz fünf andere dazu.

„Ganz gut hier, was?“, murmle ich der Frau zu. Sie nickt. Wir grinsen.

Zuerst stöbere ich durch eine Churchill-Biografie. Zitat: „Wir sind doch alle Würmer. Aber ich glaube, ich bin ein Glühwurm!“ Was für ein bescheidener Herr, denke ich grinsend und fotografiere das Zitat ab. Schnell werfe ich einen Blick aufs Handy, öffne Instagram. Mein digital verseuchtes Ich schreit schon wieder nach Ablenkung.

Mein Blick fällt auf einen Post der Bloggerin „hellopippa“, der mich innehalten lässt: „Als Introvertierter wirkt man schnell langweilig, unfreundlich und schüchtern (…). Ich bin nicht unfreundlich, absolut nicht (…), nur meistens habe ich keine Lust, mit Fremden, die ich nie wiedersehen werde, übers Wetter zu reden. Ich bin nicht langweilig, aber ich ziehe eben Quality-Time mit Herzmenschen in kleiner Runde jeder Party vor (…).“

Klingt so, als hätte ich das geschrieben, denke ich und erinnere mich an meinen gestrigen Freitagabend. Es war himmlisch – keine Pläne oder Verpflichtungen, einfach Zeit mit Buch und Hund. So sieht für mich der ideale Start ins Wochenende aus. „Bist du 55 oder 35?“, höre ich meine Freundinnen scherzen. Ja, manchmal fällt es mir schwer zuzugeben, wie langweilig mein Traum-Freitag aussieht.

Ich nehme mein Handy, öffne Google und suche: „Introvertiert Buch“. Ganz oben erscheint der Titel „Still“ von Susan Cain. Kurzer Leser-Check: gute Bewertungen. Das Buch wird als „superinteressant“ angepriesen. Ich stehe auf und stecke Churchill in sein Regal zurück. Heute nicht, glühender Staatsmann. Stattdessen frage ich die Verkäuferin nach dem Titel „Still“. Sie sieht mich aufmerksam an, führt mich in eine Abteilung und deutet auf das entsprechende Regal. Ich finde das Buch, sage „Danke“ und kaufe es.

Beim Nach-Hause-Laufen merke ich, wie voll die Stadt ist. Wie auf riesigen Ameisenstraßen pilgern die Menschenmassen in die Geschäfte. Wie immer wird man an jeder Ecke angequatscht, soll von irgendetwas überzeugt werden. All diese Menschen, die Lautstärke und der allgemeine Trubel - es ist mir zu viel und ich lege einen Zahn zu. Zu Hause merke ich, dass ich sofort Lust habe, auf dem Sofa zu verschwinden und zu lesen.

Drei Stunden vergehen. Ich tauche in eine fremde Welt ab, die sich nach zu Hause anfühlt. Das ist unheimlich. Ich bin fasziniert.

Wie ist es möglich, dass die Autorin detailreich eine Person beschreibt, die ich glaube ähnlich gut zu kennen, wie meine linke Westentasche?

Zwar bin ich nicht „Still“ und doch finde ich mich auf jeder Seite wieder.

Für diese Erkenntnis, dass neben meiner Hündin Fari auch noch ein Introvertier in mir wohnt, habe ich also 33 Lebensjahre, Instagram und ein Buch gebraucht, für das ich 9,99 Euro bezahlt habe.

Wahnsinn.

„Nicht durch unsere Entdeckungen, sondern durch unsere Ahnungslosigkeit bewegen wir uns sicher durchs Leben.“

Jean Giardoux

KENNENLERNEN EINES SANFTEN WEGBEGLEITERS

O. k., Jean Giardoux. Ich kannte dich bis eben nicht, aber das Zitat gefällt mir und es passt zu der Unsicherheit, die mich seit Samstag verfolgt wie ein kleiner Straßenhund mit Magenknurren. Macht nichts, dass wir uns nicht kennen, denn bis gestern kannte ich mich anscheinend selbst nicht. Ich wäre nie darauf gekommen, dass mich zeit meines Lebens ein Introvertier begleitet.

Sind das nicht schüchterne Einzelgänger oder stumme Mauseloch-Sucher?

Öhm. Nö.

Anschluss zu finden war in der Schule nie mein Problem. Ich konnte super am Klettergerüst turnen, war fantasievoll und allgemein ein lustiger Vogel. Auch heute bin ich weder schüchtern noch auf den Mund gefallen. Als „Still“ würde ich mich nicht bezeichnen. Vielleicht ist das Party-Animal in mir etwas eingeschlafen, doch das schob ich eher auf die 33 und meinen Arbeitstrott.

Nun ist es aber vorbei mit der Ahnungslosigkeit. Inzwischen habe ich 300 Seiten gelesen und mir sehr viele Dinge in ein kleines Notizbuch geschrieben. Die Autorin Susan Cain erfindet da nicht irgendwelches Zeug über Persönlichkeitstypen. Sie stützt sich auf etliche wissenschaftliche Studien, die bedeutende Psychologen in den letzten Jahrhunderten durchgeführt haben. Das sind Langzeitbeobachtungen von Säuglingen, Studien, in denen Gehirne von Extrovertierten und Introvertier(t)en verglichen und mittels Bildgebung untersucht werden, das sind Untersuchungen mit Tieren, die ja bekanntlich selten „so tun als ob“. Zwar hat das Buch schon ein paar Jahre auf dem Buckel, aber das ändert ja nichts an den wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Mein Kopf raucht. Die Gedanken finden keine Ruhe. Weitere Schuppen fallen. Ich muss jemandem von meinen Erkenntnissen erzählen – erst einer Freundin, dann meinem Freund. Sie sind interessiert und amüsieren sich, kennen das aber schon von mir. Dass mich Bücher so packen und faszinieren, dass ich plötzlich zu erzählen beginne wie ein Wasserfall. Auch das ist typisch introvertiert: Die Themen, für die sie sich begeistern, machen aus Introvertier(t) en begeisterte Erzähler.

Wir machen einen Onlinepersönlichkeitstest und stellen fest, dass meine Freundin extrovertiert und mein Freund ebenfalls introvertiert ist. Klar, diese Onlinetests basieren auf Algorithmen und damit ihre Grenzen. „Denen schenkst du Glauben?“, werden einige fragen. Vor meinem inneren Auge erscheint wieder der strenge Blick der Verkäuferin, neben ihr mein alter Chemieprofessor aus dem Medizinstudium.

Haben sie mir gerade das kleine Wort „Naivchen“ zugeraunt?

Trotzdem: Die Beschreibungen unserer Charaktere sind uns unheimlich. Sie passen einfach.

Aufgewühlt gehe ich nach Hause und nehme die Aufregung mit ins Bett. Das Gefühl, dass sich in den ersten fünf Monaten dieses Jahres gefühlt nichts und in den letzten sechs Wochen echt viel in meinem Leben verändert, arbeitet gegen meinen Schlaf.

Um halb sechs wälze ich mich aus den Laken und stehe auf. Gerädert. Zum Glück, so habe ich gelesen, kommen Introvertier(t)e mit weniger Schlaf besser aus als Extrovertierte.

Ich strecke und recke mich, koche einen Kaffee und lese weiter. Um acht muss ich aufhören, der Hund will raus. Fari wirft mir verschwörerische Blicke zu: „Wie lange willst du noch trödeln? Ich muss raus!“ Ihre blauen Huskyaugen blitzen. Wenn sie wüsste, dass hier jetzt zwei Tiere wohnen … Sobald ich meinen großen Zeh bewege, springt sie auf, dann Hunde-Stretch.

Wir laufen um den Block und ich blicke wie eine dritte Person auf mein neues Ich herab. Auf dieses Introvertier in mir. Schuppen fallen. Wieder dieser Drang, jemandem von dem Buch zu erzählen. Um neun habe ich einen Brief an meine Ma geschrieben und in den Briefkasten geworfen. Was sie wohl als Frau vom Fach (Psychologin!) zu meinen neuen Erkenntnissen sagen wird?

Nun aber ran an die Arbeit. Fokus! Das können Introvertier(t)e doch so gut. Zwischendurch blicke ich immer wieder aufs Handy, google und stecke die Nase ins Buch. Ich lese von Einstein, Gandhi und den introvertierten Chinesen und Japanern, die so gern mit sensiblen, stillen Menschen befreundet sind. Sie sind mir sympathisch, auch wenn mir dieses „Alles der Gruppe unterordnen“-Ding der Asiaten fremd ist. Im Westen strebt man ja eher nach persönlicher Selbstverwirklichung – so auch ich.

Die Liste der Bücher, die ich gern lesen würde, wird immer länger. Ich google „Secondhand-Bibliothek Hannover“ und simse meinem reiselustigen und geschichtsinteressierten Papa. „Hast Du ein Buch über Japan oder ´ne Biografie von Einstein?“ „Nee, warum?“, kommt zurück. „Bin im Lesefieber“, schreibe ich.

Papa rät mir, das Internet zu befragen.

Feierabend, Zeit, den Hund zu lüften. Wir genießen die Nachmittagssonne und gehen unserer Lieblingsbeschäftigung nach: Leute beobachten.

Wieder zu Hause presse ich eine Zitrone aus und tröpfle mir den Saft auf die Zunge. Selbsttest! Werde ich zu speicheln anfangen wie der introvertierte Professor Brian Little? Eigentlich weiß ich es schon vorher.

Ergebnis: positiv.

Ich erzähle meinem Freund, der in einem lärmenden Biergarten in Freiburg sitzt, vom Zitronensafttest. Den habe ich im Internet gefunden und er ist natürlich eine Spielerei und Quatsch, aber trotzdem spannend! Langsam hat er, glaube ich, genug von meinem Persönlichkeitsgelaber. Das mit dem Speichel und dem Zusammenhang mit der Introversion findet er Hokuspokus, das höre ich an seiner skeptischen Stimme. Aber, aber, aber …! Es gilt wohl, sich zu zügeln. Hoffentlich kann ich schlafen.

„Gesegnet sind die, die die Einsamkeit nicht fürchten, die keine Angst vor der eigenen Gesellschaft haben, die nicht immer verzweifelt danach suchen, etwas zu tun, etwas, um sich zu amüsieren oder um über etwas zu urteilen.“

Paulo Coelho

ZUM MITMACHEN:

Der Zitronensafttest:

Bist Du introvertiert oder eher extrovertiert?

Man nehme:

ein Q-Tip

eine Zitrone und

einen Bindfaden.

Lege das eine Ende des Wattestäbchens für 20 Sekunden auf deine Zunge.

Nimm dann einen Schluck Zitronensaft (schwenken und schlucken).

Lege die andere Seite des Wattestäbchens nun wiederum 20 Sekunden auf die Zunge.

Binde die Mitte des Q-Tips an einen Faden, halte den Faden hoch und schau, ob das Ende aus Watte zu einer Seite tendiert. Hast du als Reaktion auf die Zitrone ordentlich Speichel produziert, wird diese Seite des Wattestäbchens schwerer sein.

Du bist ein Introvertier!

GESTATTEN: DAS INTROVERTIER

Das mit dem Introvertier ist mir auch deswegen sympathisch, weil ich Tierärztin bin. Allerdings arbeite ich nicht klassisch in einer Praxis, sondern als Redakteurin in einem Fachverlag. Dass das alles ziemlich gut zusammenpasst, werdet ihr im Verlauf des Buches sehen. Doch zurück zum Introvertier. Lasst uns mal einen Blick in seinen Steckbrief werfen:

Das Introvertier ist eine zurückhaltende, eher ruhige Spezies und gar nicht mal so selten! Als Teilzeit-Einzelgänger liebt es die selbst gewählte Einsamkeit. Zu viel Trubel, das Gefühl, im Fokus der Aufmerksamkeit zu stehen bzw. überrumpelt zu werden, gehören nicht zu seinen Favorites. Im Alltag benötigt es Ruhezeiten allein, um seine Energiereserven wieder aufzutanken. Besteht diese Möglichkeit nicht, kann es dünnhäutig reagieren – also Vorsicht.

Das Introvertier tummelt sich eher in der Natur und auf dem Sofa als auf wilden Partys oder auf Networking-Events. Kleine Gruppen vertrauter Menschen zieht es großen Herden vor. Eine Annäherung durch Fremde kann schwierig sein – denn Smalltalk gehört nicht zu seinen Stärken. Manch Extrovertierter stempelte es schon als abweisend, scheu oder arrogant ab.

Was stimmt: Das Introvertier braucht Vertrauen, um sich zu öffnen. Im Umgang sind mitunter Geduld und Feingefühl gefragt – gerade wenn es schüchtern ist (was nicht sein muss!). Wenn sein Gegenüber jedoch die richtigen Themen findet, kann das Introvertier aufblühen und lebhaft erzählen. Wer das dosiert gesellige Wesen für sich gewinnt, hat einen treuen, loyalen Wegbegleiter mit feinen Antennen für zwischenmenschliche Beziehungen an seiner Seite.

Vorkommen und Verbreitung: Weltweit.

Häufigkeit: 30–50 Prozent der Bevölkerung.

Hauptmerkmal:

dosiert gesellig

benötigt das Alleinsein zum Auftanken von Energiereserven

Typische Verhaltensmerkmale:

neugierig, aber zurückhaltend

nachdenklich/überlegt

konfliktscheu, sensibel (mitunter)

schüchtern (manchmal)

Hobbys:

Schreiben

Lesen

Wandern

Menschen beobachten,

Zeit in der Natur und mit Tieren verbringen

Social Media

Werkeln/Tüfteln

Stärken:

Bescheidenheit

gute Beobachtungsgabe

Sprachtalent

Ideenreichtum, Kreativität

Disziplin, Beharrlichkeit

Wissbegierde

Empathie

Naturverbundenheit

Fähigkeit, die eigene Gesellschaft auszuhalten.

Schwächen:

Zu viel Disziplin

Ungeduld

Unfreundlichkeit bei Überreiztheit

Telefonphobie

Redehemmung

Neigung zu Ängsten

mitunter schwer zugänglich

konfliktscheu

Wohlfühlorte:

der Wald

die Berge

Leseecken in Buchläden

das heimische Sofa und die Sofas der Liebsten

Unwohl fühlt es sich:

in ungewohnten schwer kontrollierbaren Situationen

bei zu viel Trubel ohne Rückzugsmöglichkeit

im Mittelpunkt stehend

in den Fängen der Beurteilungskrake

Geht gar nicht ohne:

Familie

enger Freundeskreis

Tiere

Regenerationsnischen

Ein perfekter Freitagabend:

Sofa

Buch

F ilm

ein gutes Essen

± Hund/Freund/bester Kumpel

Das perfekte Wochenende:

Findet in der Natur statt, spendet Ruhe und beinhaltet tolle Gespräche.

Tierärztlicher Rat:

Alles im grünen Bereich. Das Introvertier ist gesund, neugierig und lebensfroh. Es braucht keine Sonderbehandlung und auch keine andere Persönlichkeit, nur ein bisschen Verständnis und regelmäßige Ruhezeiten.

Dos:

Versuche, das Introvertier ruhig mal aus der Reserve zu locken – mit Feingefühl. Schenke ihm Zeit und Aufmerksamkeit. Verüble ihm nicht, wenn es sich mal tollt und ein paar Stunden allein braucht. Kraule es gern ausgiebig (wenn ihr euch nahesteht, versteht sich) und nimm es mit in die Natur. Mit einem guten Essen oder einer tollen Buchempfehlung kannst du sicher ebenfalls punkten.

Don´ts: