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Viele Erwachsene haben das Lachen verlernt. Dabei ist Lachen so gesund. Lachen kann Ihr Leben verändern! Die Autorin zeigt in diesem Buch Möglichkeiten auf. Lachen hat einen großen Einfluss auf Körper und Seele. Es kann durch verschiedene Reize ausgelöst werden und ist ansteckend. Agatha Müller untersucht, was beim Lachen im Gehirn passiert, wie sich Kitzeln auswirkt und warum wir bei Witzen lachen. Als Clown weiß sie, wie er Menschen zum Lachen bringt und sie dabei heilt. Als Lerntherapeutin und beratende Kinderpsychologin ist ihr klar, dass es sinnvoller ist, mit Humor statt mit Strafen zu erziehen und dass das Lernen mit Spaß leichter gelingt und nachhaltiger ist. Auch im Arbeitsleben sind humorvolle Mitarbeiter motivierter und kreativer. Zum Schluss erläutert die Autorin an eigenen Beispielen, wie leicht es ist, mit einem Lächeln die Welt ein bisschen besser zu machen.
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Seitenzahl: 160
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Vorwort
Die Entwicklung des Lachens von Geburt an.
Reaktionen im Körper beim Lachen
Das Lachen bei Männer und Frauen
Lachen ist ansteckend
Lachen und Humor
Lachen und glücklich sein
Werdet wie die Kinder
Jedes Lachen ist anders
Lachen beim Kitzeln
Lachen durch Witze
Lachen als Therapie
Der Clown
Gesang und Musik machen lustig
Essen macht glücklich
Lachende Kinder in Schule und Elternhaus
Mit Vergnügen in die Arbeit
Humor im Alltag umsetzen
Quellenangaben
Bücher der Autorin
Lachen hat mein Leben verändert und Lachen wird auch Ihr Leben verändern – wenn Sie es regelmäßig anwenden. Lachen wirkt sich auf Ihre Gesundheit positiv aus und macht Sie glücklicher und zufriedener. Sowohl die Ehe, die Erziehung und die Schulzeit der Kinder als auch die Arbeit gelingen mit Humor besser. Humor lässt sich in alle Bereiche des Lebens einbauen. Sogar in der Therapie wird Lachen immer mehr angewendet. Lachen heilt! Durch Lachen können wir Abstand von ernsten und traurigen Ereignissen gewinnen. Lachen lässt uns eine andere Sichtweise erkennen, so dass wir zu einer Lösung des Problems kommen können. Lachen lässt Gruppen entstehen und hält sie zusammen. Die Aufzählung der positiven Eigenschaften des Lachens ließe sich noch lange fortsetzen.
Kleine Kinder lachen sehr viel. Lachen ist uns angeboren, doch durch die schnelllebige und stressige Zeit verliert sich das Lachen immer mehr. Manche Erwachsene haben das Lachen komplett verlernt. Wenn wir die Welt retten wollen, benötigen wir dazu das Lachen. Lachen ist eine kleine Zutat des Lebensrezeptes, die Großes bewirkt. Lachen ist wie das Salz in der Suppe. Wenn es fehlt, ist das Leben fade. Wenn es richtig dosiert ist, kann es Wunder wirken.
Mit diesem Buch habe ich mir zur Aufgabe gemacht, diese wertvolle Gabe, die schon fast in die Vergessenheit geraten ist, neu zu erwecken und alle Menschen, die dieses Buch lesen, daran teilhaben zu lassen.
Lassen Sie sich einladen, dieses Buch zu lesen und lassen Sie sich überraschen, wie es Ihr Leben verändern wird.
Agatha Müller
PS:
Um den Text leichter lesbar zu machen, verwende ich in dem Buch nur die männliche Form ohne Vorurteile auf die weibliche Form.
„Wenn Kinder lachen, lächelt der Himmel.“
Peter Amendt (geb. 1944) - Franziskaner
Wenn wir ein Neugeborenes im Schlaf beobachten, fällt uns das himmlische Lächeln auf. Wir nennen dieses in den ersten Lebenswochen auftretende Lächeln Reflexlächeln oder Engelslächeln. Es ist manchmal sogar schon auf dem Ultraschall zu erkennen. Dieses Lächeln ist allerdings noch kein bewusstes Lächeln, nur der Mund geht in eine lächelnde Stellung. Dabei handelt es sich um einen unkontrollierten Reflex des zentralen Nervensystems. Eine reflexartige Muskelanspannung sorgt dafür, dass sich der Mund zu einem kleinen Lächeln verzieht. Für das Baby ist das sehr wichtig; es ist ein lebensnotwendiger Reflex, um seine Bezugsperson an sich zu binden, damit sie sich um den Säugling kümmert. Ein solches Lächeln kann niemand abschlagen. Das Babylachen macht die Eltern glücklich, denn wenn das Baby lacht, dann geht es ihm gut.
Ab der vierten oder fünften Woche nach der Geburt erkennt ein Baby die vertrauten Stimmen und Gesichter. Es lächelt, wenn es Personen oder Dinge wieder erkennt. Dieses Lächeln erfolgt durch ein Imitieren der Gesichtsausdrücke der Erwachsenen. Das Baby lächelt zurück, wenn die Erwachsenen es anlächeln.
Das erste bewusste Lächeln, das auch die Augen mitstrahlen lässt, erscheint im Alter von ca. sechs Wochen. Um dieses Lächeln ausführen zu können, sind bestimmte Gehirnregionen zuständig, die aber erst reifen mussten. Deshalb kommt es erst mit sechs Wochen zum kommunikativen Lächeln. Es ist ein unvergesslicher Moment für die Eltern. Ab dieser Zeit nimmt das Baby seine Umgebung immer mehr wahr. Es lächelt, wenn es die Stimme der Eltern oder Geschwister hört, wenn es berührt oder gekitzelt wird. Auch Kinder, die taub oder blind zur Welt kommen, fangen in diesem Alter an zu lachen. Ab diesem Zeitpunkt wird jedes Gegenüber angestrahlt, das dem Baby sympathisch erscheint. Das Baby merkt sehr schnell, dass es selber das Lächeln der Mutter oder einer anderen Person auslösen kann. Es lernt, mit einer ihm vertrauten Person über Lächeln zu kommunizieren. Das Baby lächelt nun auch, wenn es sich wohl fühlt.
Bei einem Babylächeln geht allen Eltern das Herz auf, selbst nach einem stressigen Tag und/oder einer schlaflosen Nacht. Das Lächeln oder Lachen des Babys lässt alles vergessen. Es ist etwas ganz Besonderes, eben etwas Himmlisches. Das Baby zeigt uns durch sein Lächeln das ihm entgegengebrachte Vertrauen. Es weiß, wer sich um es kümmert, wer ihm Liebe schenkt und wem es vertrauen kann. Diese Menschen belohnt es mit einem Lächeln. Es ist die einzige Möglichkeit, seine Liebe und sein Vertrauen zu zeigen. Mit dem Lachen wird vom Baby eine Bindung aufgebaut, auf die wir Erwachsene positiv reagieren. Es entsteht eine starke Mutter-Kind-Beziehung. Das Lachen ist sozusagen ein angeborenes, emotionales Band zwischen Mutter und Kind, dass sich immer mehr verstärkt.
Mit ca. drei Monaten hat das Baby so viel Freude am Lächeln, dass es dieses auch Fremden schenkt, die es anlächeln. Es freut sich über jede Kleinigkeit, es gluckst und kichert bei jedem kleinen Spaß.
Mit vier bis fünf Monaten können Babys schon richtig lachen, mit Geräuschen, lautem Glucksen und Quietschen. Es ist so herrlich, das anzuhören. Sie lachen aus purer Freude. Im folgenden Video sehen wir einen Lachanfall eines vier Monate alten Babys. (Link kopieren und anschauen!)
https://www.youtube.com/watch?v=2zif3VRUAe4
(aufgerufen am 15.12.2019)
Auch Fingerspiele, bei denen die Finger verschwinden und wieder kommen, findet das Baby in diesem Alter lustig. Wenn es etwas wieder erkennt, lacht das Baby. Es kennt nun das Gesicht seiner Bezugspersonen genau und reagiert entsprechend darauf. Bei fremden Erwachsenen wird es nun vorsichtiger. Es reagiert misstrauisch, fängt an zu fremdeln. Das ist ein Zeichen dafür, dass das Baby jetzt schon gut unterscheiden kann, wem es ein Lächeln schenken will und wem nicht. Das Lächeln muss dem Baby nicht beigebracht werden, die angeborene Fähigkeit entwickelt sich von ganz alleine. Lachen kann auch nicht erzwungen werden. Wir können das Baby zwar kitzeln, Grimassen schneiden und mit lustigen Spielen versuchen, es zum Lachen zu bringen, aber Babys lachen ehrlich und nur dann, wenn sie es wirklich wollen. Das Baby fühlt sich durch ein Lächeln in Sicherheit und löst zugleich beim Betrachter ein Verantwortungsgefühl aus.
Babys haben eine riesige Freude daran, ihre Rassel, einen Becher oder etwas anderes immer wieder auf den Boden zu schmeißen und dann zu lachen. Es ist ein lustiges Spiel für sie. Im folgenden Video können wir dieses Spiel verfolgen und das fröhliche Lachen hören.
(Link kopieren und anschauen!).
https://www.youtube.com/watch?v=JceQq8TRT-c0&list=PL33981113FEC2289E
(aufgerufen am 15.12.2019)
Auch das Zerreißen eines Blattes ist für das Baby total lustig. Es lacht immer wieder von neuem, wie auf dem Video zu sehen ist.
(Link kopieren und anschauen!)
https://www.youtube.com/watch?v=RP4abiHd-Qpc&list=PLUw5ojSp9LFnbE5v7Wq2dSCXBY-w0eXtxH
(aufgerufen am 15.12.2019)
Das Lachen entwickelt sich nun auch als ein Zeichen der Erleichterung, nachdem Spannung und Angst überwunden ist. Das erleben wir z. B. beim Kuckuckspiel. Eine Person versteckt sich entweder ganz oder sie versteckt nur ihr Gesicht hinter den Händen, taucht dann plötzlich wieder auf und ruft „Kuckuck!“ Das Kind spürt zuerst eine kleine Verunsicherung, doch die Freude über das plötzliche Wiederauftauchen der Person überwiegt. Das Baby lacht laut als Reaktion auf die überwundene Anspannung. Es ist das Lachen der Erleichterung. Durch das Verschwinden der Person entsteht beim Baby ein kleiner Angstimpuls. Wenn die Person wieder erscheint, fällt die Angst ab, was zum Lachen führt. Wichtig ist, dass die Person nur ganz kurz verschwunden ist. Wenn sie zu lange versteckt bleibt, bekommt das Kind Angst und anstelle des befreienden Lachens folgt ein schlimmes Weinen, weil das Spiel für das Kind jetzt nicht mehr komisch sondern bedrohlich ernst geworden ist. Auch hierzu ein Video.
(Link kopieren und anschauen!).
https://www.youtube.com/watch?v=OcFz6HDB6-Q (aufgerufen am 15.12.2019)
Mit einem Jahr lacht ein Baby u.a. auch, weil es stolz auf sich ist, wenn es selber etwas vollbracht hat oder wenn es etwas Lustiges sieht. Es entwickelt langsam einen Sinn für Humor. Es lacht über andere Dinge als zuvor in seinem Leben. Es ist nun in der Lage, zu bewerten, welche Dinge es lustig findet und welche nicht. Der Auslöser für das Lachen hat sich geändert.
Im Alter von ca. zwei Jahren haben Kinder die kognitiven Fähigkeiten für Humor entwickelt. Sie stellen nun langsam fest, dass Dinge in der Umwelt manchmal nicht so sind, wie es ihren Vorstellungen entspricht. Das löst bei ihnen Heiterkeit und Lachen aus. Sie finden besonders Dinge lustig, die nicht zusammenpassen. Sie machen es zum Spiel und tauschen z. B. einen Gegenstand gegen einen anderen aus oder setzen sich die Unterhose auf den Kopf und die Socken nehmen sie als Handschuhe. Oder sie lachen, wenn andere ähnliches tun. Wichtig ist aber immer, dass der Widerspruch harmlos ist, z. B. wenn Papa plötzlich ein Kopftuch auf hat, Grimassen schneidet oder die Banane als Telefon benutzt. Diese Nichtübereinstimmung der eigenen Erwartung oder Vorstellung mit der vorgefundenen Realität hat einen Namen. Man nennt es Inkongruenz. Dieser Begriff wird uns im Laufe des Buches noch öfters begegnen.
Im Alter von drei bis sechs Jahren machen Kinder Quatsch mit dem ganzen Körper, veranstalten kleine Clownerien, schneiden Grimmassen, wackeln mit dem Po, verdrehen die Augen usw. Quatsch machen und darüber lachen muss man Kindern nicht beibringen. Sie können es einfach. Und das sollte man ihnen auch nicht abgewöhnen. Wir Erwachsene sollten uns eher anstecken lassen, denn auch wir können davon profitieren.
Die Sprache gewinnt immer mehr an Bedeutung. Das Kind hat den Wortschatz seiner Muttersprache nun gelernt und fängt an, mit Worten zu spielen: Aus Suppennudeln wird die Nuppensudel und aus dem Waschlappen der Laschwappen usw. Der Hund wird zur Katze, die Kuh zum Schwein, die Nase wird als Ohr bezeichnet. Kinder erfreuen sich nun auch an lustigen Reimen. Sie lachen nach dem Prinzip: Was nicht normal ist, ist lustig. Wenn man sagt: „Schau, da fliegt eine Kuh!“, dann lachen sie. Der Übergang vom Erfinden lustiger Geschichten zum Erzählen von Witzen ist fließend. In diesem Alter experimentieren die Kinder auch gerne mit Pups- und Rülpsgeräuschen. Neulich machte ich mit den Kindern im Kindergarten ein Kreisspiel. Plötzlich hat eines der Kinder gepupst. Alle Kinder fingen schallend an zu lachen. Ich ließ sie lachen, bis sie selber aufhörten. Es hielt lange an und der Junge, der gepupst hatte, war mächtig stolz darauf.
Ein siebenjähriges Kind weiß, dass ein Wort verschiedene Bedeutungen haben kann und erkennt schon das Witzpotential darin. Kinder im Grundschulalter haben Spaß an Wortkomik, unsinnigen Übertreibungen, Scherzfragen, witzigen Reimen und Zungenbrecher. Sie sind nun in der Lage Nichtübereinstimmendes, also Inkongruenzen, als witzig zu entlarven und können über die Pointe lachen. Sie fangen an, ihren individuellen Humor zu entwickeln und sie suchen Freunde, die über die gleichen Witze und Begebenheiten lachen wie sie. Mit sieben ist ein Kind auch soweit, dass es sein Gegenüber nicht nur bewusst anlachen sondern auch auslachen kann. Das gibt ihm ein Gefühl der Stärke und Überlegenheit. Ihm ist jedoch noch nicht klar, welches Gefühl Auslachen beim Ausgelachten bewirkt.
Ab ca. 10 Jahren entwickelt sich ein erstes Verständnis für Ironie. Die Gefahr, durch ein unbedachtes Wort oder Lachen zu kränken, bleibt aber auch in diesem Alter noch groß. Einige Kinder brauchen länger, Ironie von der Wahrheit unterscheiden zu können.
Im Altern von 11 bis 13 Jahren werden Ironie und Satire bedeutsam. Die Kinder fangen an, Autoritäten mit Wortspielen zu kritisieren. Witze über Lehrer sind nun besonders beliebt. Mithilfe dieser Witze kann das Kind die angestauten Schulängste und Aggressionen humorvoll abbauen, weil das Gefühl der Überlegenheit zurückkehrt. Fehler an Autoritätspersonen, die witzig dargestellt werden, sind weniger bedrohlich. Das witzigste Kind in der Klasse ist nun auch das Einflussreichste.
In den folgenden Jahren wird die soziale Funktion des Lachens in der Gruppe immer bedeutsamer. Das Lachen zeigt an, wer zu einer Gruppe gehört und wer nicht. Lachen hat nun eine bindende und zugleich trennende Funktion, die bis in die Pubertät, in der Gruppenbildungsprozesse im Mittelpunkt stehen, anhält. Es entstehen Insiderwitze, die die Gruppen voneinander abgrenzen. Die Jugendlichen fangen an, sich heiklen, ernsten Themen mit Humor zu nähern. Durch den Humor können sie ihre Verunsicherung überspielen und offen darüber sprechen.
In der Pubertät wird das Gehirn des Kindes gewaltig umgebaut. Es bilden sich viele neue Synapsen, die aber bald wieder abgebaut werden, wenn sie nicht genutzt werden. Am meisten ist das Stirnhirn (Frontalhirn) davon betroffen. Die spezifischen Funktionen dieses Gehirnteils werden dadurch zunehmend gestört, vor allem die Hemmfunktion des Frontalhirns. Pubertierende haben deshalb bei einigen Dingen wie Planung oder Risikoeinschätzung Probleme und neigen zu Aggressionen und überzogenen Emotionen mit Gefühlsausbrüchen. Eltern sind jetzt abgeschrieben. In dieser Zeit lachen die Jugendlichen intensiv, laut und häufig, vor allem in der Gruppe und meist über Belanglosigkeiten. Sie albern und blödeln herum. Jungs wollen dadurch Aufmerksamkeit erregen. Sie versuchen mit Witzeleien und Albernheiten ganz nach vorne im Rang zu kommen. Mädchen wollen Gleichheit und soziale Nähe herstellen, aber sie kichern auch, um einander aufzuheitern. Dabei können die Kicherattacken in der Gruppe sehr heftig sein. Folgendes Video zeigt das herumalbernde Lachen zweier Jugendlicher.
(Link kopieren und anschauen!)
https://www.youtube.com/watch?v=qzmYrUAgLFY
Das Lachen entsteht im Stammhirn und wäre ständig aktiv, d. h., wir müssten ununterbrochen lachen, wenn das Lachen nicht von der Großhirnrinde gehemmt würde. Wenn wir etwas Lustiges sehen oder einen Witz hören, wird diese Hemmung für einen Moment aufgehoben und wir können lachen. In der Pubertät wird diese Hemmung im Gehirn grundsätzlich teilweise aufgehoben, so dass das jugendliche Kichern entsteht. Bei kleinen Kindern ist die Hemmung des Lachareals im Hirnstamm noch nicht so stark gehemmt, weil die Nervenfasern, die vom Großhirn zum Stammhirn führen, noch nicht ganz ausgereift sind. Das ist mit ein Grund, warum Kinder mehr lachen als Erwachsene. Auch Alkoholeinfluss erhöht die Lachbereitschaft, weil er die Aktivität der Großhirnrinde dämpft, das Lachareal im Hirnstamm wird weniger gehemmt.
„Ich habe gesehen, was Lachen bewirken kann. Es kann bittere Tränen in etwas Erträgliches, sogar hoffnungsvolles, verwandeln.“
Bob Hope (1903 – 2003)
Komiker, Schauspieler und Entertainer
Wenn wir etwas Lustiges hören, sehen oder lesen, dann lachen wir. Aber wir kommunizieren auch mit Lachen. Wenn wir den anderen anlächeln, weiß dieser, dass wir nicht gefährlich sind, dass wir ihm wohlgesonnen sind. Lachen innerhalb der Gruppe zeigt an, dass man sich freut, zusammenzugehören. Dazu brauchen wir keine Worte. Doch Lachen kann auch täuschen. Wie können wir sicher sein, dass das Lächeln oder Lachen unseres Gegenübers ehrlich und echt ist?
Es gibt verschiedene Arten des Lachens. Doch nur eine Art ist Ausdruck von spontanem, echtem Lachen. Wenn wir ehrlich lachen, ziehen sich die Mundwinkel nach oben und der Ringmuskel ums Auge zieht sich zusammen. Dadurch werden die Augenhöhlen etwas enger und an der Außenseite bilden sich Fältchen, die sogenannten Krähenfüßchen. Der Augenringmuskel wird nur beim echten Lachen aktiviert. Er ist nicht bewusst steuerbar. Er springt nur an, wenn vorher an etwas Positives gedacht wurde. Die Mundwinkel hingegen lassen sich jederzeit bewusst bewegen. Deshalb ist nicht der Mund, sondern die Augen beim Lachen am aussagekräftigsten. Manche Menschen können herzhaft lachen, aber die Augen „lachen“ nicht mit. Sie werden nicht kleiner. Das ist dann kein echtes Lachen. Beim willkürlichen Lächeln, z. B. beim Lächeln der Stewardessen, sehen wir keine Veränderung des Augenmuskels. Dieses gekünstelte Dauerlachen kann krank machen. Es kann zu Depressionen oder Herz-Kreislauf-Problemen führen.
Lachen befreit von Anspannung, Stress, Ärger und Angst. Lachen ist wie seelisches Abhusten. Deshalb verändert sich auch die Mimik im Gesicht. Die Mimik eines lächelnden Gesichtes wirkt anziehend und attraktiv. Beim echten Lachen fühlen wir uns gut, wir steigen aus der Selbstkontrolle aus, fühlen uns selbstsicher. Dadurch kann echte Lebensfreude durch uns hindurchfließen. Die Mitmenschen merken das und reagieren entsprechend darauf. Beim unechten Lachen ist weniger Mimik im Gesicht und sie setzt verzögert ein. Außerdem ist der Körper angespannt. Echtes Lachen beginnt spätestens eine halbe Sekunde nach dem Lachreiz. Die Augen werden kleiner, schließen sich und die Stimme wird höher. Wenn wir herzhaft lachen, dann haben wir nämlich ganz kurz ein starkes Wohlgefühl. Wir schließen kurz die Augen, legen den Kopf leicht in den Nacken und verlieren dabei für wenige Augenblicke den Kontakt zur Umwelt. Dieses Wohlgefühl beruht auf einer durch Dopamin angeregten Endorphin-Ausschüttung im Nucleus accumbens, wo Lustgefühle miterzeugt werden. Authentisches Lachen ist ein Zeichen seelischer Gesundheit, ein Zeichen dafür, dass jemand sich wohl fühlt, so zu sein, wie er gerade ist. Echtes Lachen funktioniert nur, wenn wir den Kopf ausschalten.
David Gilmore sagt in seinem Buch „Der Clown in uns“: „Wenn wir offen lachen, ist die Welt weg, vielleicht nur für einen Moment, vielleicht länger – wie die Blende einer Kamera, die aufgeht und sich wieder schließt“. Das Lachen wirkt dabei oft wie eine Art „Kurzschluss“ zwischen Denken und Fühlen. Wir sind sozusagen im Nichts. Und genau diesen Moment nutzt der Körper zur Regeneration. Das Nichts ist der Raum zwischen den Gedanken. Und da ist Heilung möglich.
Der komplexe Vorgang des Lachens wird unbewusst gesteuert. Deshalb können wir diesen nie ganz richtig glaubhaft nachahmen. Beim echten Lachen bekommt die Stimme einen freundlichen, weichen Ton. Dadurch lässt sich sogar übers Telefon feststellen, ob das Lächeln der Person am anderen Ende echt ist oder nicht. Beim echten Lächeln geht ein Teil des Rachens nach oben, das Gaumensegel stellt sich auf. Die oberen Resonanzräume werden angesprochen. Sie sorgen für einen helleren Klang.
Manchmal setzen wir das Lächeln ein, um uns aus der Verlegenheit zu helfen. Wenn wir z. B. aus Versehen eine volle Tasse umschütten, dann verändert sich unser Gesicht. Die Augenbrauen heben sich und der Mund verzieht sich zu einem Lächeln. Meist geht der Oberkörper noch ein kleines Stück zurück. Wir wollen damit dem Gegenüber sagen: „Das ist mir peinlich, bitte strafe mich nicht.“ Wir bitten das Gegenüber ohne Worte darum, etwas, was uns passiert ist, nicht übel zu nehmen. Dieses Lächeln wirkt besänftigend und entwaffnend. Genau dieses Lächeln setzen wir auch ein, wenn wir jemand treffen, der uns unsympathisch ist, mit dem wir aber gut auskommen müssen.
Das Lachzentrum unseres Körpers ist das Zwerchfell. Es unterstützt die Lungen bei der Atmung, indem es sie nach oben drückt, wenn wir ausatmen. Beim richtigen Lachen flattert dieser Muskel allerdings hin und her. Das Zwerchfell hüpft. Das bringt die Hierarchie im Körper durcheinander. Die Leber, die Galle und die Milz werden massiert. Auch der Magen-Darm-Bereich wird kräftig durchgeknetet. Die Verdauung wird angeregt und die Blutfette in Bewegung gesetzt, so dass sie nicht mehr abgelagert werden. Der Blutkreislauf gerät ins Wallen. Die Sauerstoffversorgung im Gehirn steigt. Gleichzeitig setzt das Gehirn beim Lachen Glückshormone frei, die unsere gute Laune steigern. Dopamin stärkt unsere Aufmerksamkeit und Konzentration, das Serotonin löst eine Art Rauschgefühl aus und die Endorphine schenken uns ein Gefühl der Zufriedenheit. Und gleichzeitig sinkt noch der Spiegel des Stresshormons Epinephin. Beim kräftigen Lachen setzt unser Körper zudem noch die Botenstoffe Adrenalin, Noradrenalin und Beta-Endorphine frei, die eine ähnliche Wirkung wie Morphium haben. Sie sorgen für ein Hochgefühl und sie senken unser Schmerzempfinden um bis zu 30 %. Endorphine sind vom Körper selbst produzierte Hormone, die schmerzlindernd bzw. schmerzunterdrückend wirken. Das Endorphinsystem wird einerseits in Notfallsituationen aktiviert, andererseits werden die Endorphine auch bei positiven Erlebnissen wie z.B. Geburten ausgeschüttet. Deshalb werden sie auch Glückshormone genannt. Beim Lachen werden zudem Entzündungshemmer ausgeschüttet. Im Gehirn startet eine richtige hormonelle Glückswelle. Sie breitet sich im ganzen Körper aus.