Lady Kleopatra - Hausfrau, Hure, Domina - Lady Kleopatra - E-Book

Lady Kleopatra - Hausfrau, Hure, Domina E-Book

Lady Kleopatra

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Beschreibung

Ich war eine ganz normale Hausfrau, Mutter zweier Kinder, verheiratet. Bis mein Ex-Mann eines Tages aus einem Anfall von Zorn meiner Tochter eine Ohrfeige verpasste und ihren neuen Laptop zerstörte - obwohl sie nichts dafür konnte. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Ich beschloss auszuziehen und mir und meiner Tochter eine eigene Wohnung zu suchen. Mein Sohn blieb aus Mitleid zu seinem Vater zurück. Leider. Als ich gerade begann meine neue Freiheit zu genießen kam ein Brief von der Bank. Ich hatte für meinen Mann gebürgt. Ein amerikanisches Angeberauto musste noch abbezahlt werden. Mein Mann verdiente mal recht, mal schlecht. Also wurde ich in Anspruch genommen. Und dafür reichte mein kärglicher Lohn als Mitarbeiterin im Einzelhandel nicht aus. Ich ließ mich auf einen Nebenjob ein, der sich harmlos anhörte: Begleitservice. Natürlich ging es nicht um die harmlose Begleitung von Herren zu irgend einem Freizeitgeschehen. Nein, es ging schlicht um allerlei sexuelle Dienstleistungen. Am Anfang dachte ich noch, dass ich das nie schaffen würde. Aber mit der Zeit fiel es mir immer leichter, zahlungswilligen Männern etwas vorzuspielen und mit ihnen Sex zu praktizieren. Viele Episoden 'bereicherten' meine Leben. Doch mit der Zeit wollte ich unbedingt weg von den Jobs, bei denen ich mit Männern schlafen musste. Und so fasste ich zusammen mit einer Freundin den Entschluss, den Weg einer Domina einzuschlagen. Das setzten wir auch tatsächlich in die Tat um. 18+ Lesen Sie in dieser wahren Geschichte auf 295 herkömmlichen Seiten, wie eine Mutter darum kämpft, sich und ihr Kind durchzubringen und wie sie dabei einen Weg einschlägt, der hinab führt in die bizarre Welt der Dominas. Detailreich geschildert, mit vielen eindeutigen Szenen.

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Hausfrau, Hure, Domina

Eine wahre Geschichte aus der bizarren Welt der Dominas

Hausfrau, Hure, Domina

Lady Kleopatra

ISBN 9783959246613

Alle Rechte vorbehalten.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Prolog

Ehe oder Ehehölle

Nichts wie weg

Der Neubeginn

Allein und viel zu wenig Geld – aber eine Annonce

Der Anruf

Vorstellungsgespräch

Mein erster Freier

Danach

Wieder zuhause

Es ging Schlag auf Schlag

Die Schattenseiten

Agenturstress

Meine Freier – was waren das für Menschen?

Josef

Der Achtzigjährige

Günther

Sieben auf einen Streich

Ein geiler Typ

Eine bemerkenswerte Begegnung

Mein Hamsterrad und meine Tochter Vanessa

Vom ekelhaften Verbergen meiner Periode

Sex im Auto

Ein grauhaariger Professor

Paolo

Der Erste Kuss

Die erste Nacht

Salva

Treffen mit Salva

Im Bett mit Salva

Ein seltsamer Gast

Schnauze voll

Reise ins Ungewisse

Alltag – Ekstase - und Schluss mit Salva

Lästige Alarmbereitschaft

Paolos Überraschung

Auszeit

Zurück zur Agentur

Mandy

Alles eine Frage der Sicherheit

Erstes Treffen mit Mandy

Wohnungssuche

Endlich eine Lösung in Sicht

Hilfe in der Not

Der Polizist

Unsere neue Freiheit

Unser besonderes Angebot

Unser erster Dreier - die Show beginnt

Schlechtes Geschäft

Der mittellose Nazi

Paolo, wieder aufgewärmt

Die Scheidung

Ein merkwürdiges Date

Zu Besuch beim Polizist

Markus und die Kundenbindung

Stefan, Single, Sex

Banker, Anzug, immer geil

Eine bessere Wohnung

Gabriel

Der erste Kuss

Ein Single Anfang fünfzig

Die Nacht

Die Pille

Ein erster Entschluss

Rudi

Willi - ein kleiner alter dünner Mann

Tim, die männliche Jungfrau

Dreier im Freibad

Sophia

Mein neuer Weg

Aller Anfang ist schwer

Mein erster Gast als Domina

Mit Mandy im Swinger-Club

Der Umzug

Alexander - es bahnt sich etwas an

Fußerotik

Der ‚Handwerker’

Drei an einem Tag

Das Wiedersehen - der erste Kuss

Saunabesuch und Fernsehabend

Zeit der rosa Schmetterlinge und mein Geständnis

Mein Alltag und die neue Domina-Welt

Bewerbung im Studio

Novizin

Natursekt für den Sklaven

Die Hausherrin spricht Tacheles

Theorie und Praxis

Der neue Sklave

Epilog

Prolog

Viel erlebt!

Viel gewonnen!

Noch viel mehr verloren.

Aber der Reihe nach:

Es war ein langer Prozess, der mich dazu brachte den Weg einer Domina einzuschlagen.

Was ist eigentlich eine Domina?

Domina war ursprünglich die römische Bezeichnung für eine Hausherrin. Heute wird die Bezeichnung ‚Domina’ meist für Frauen verwendet, die gegen Entgelt sadistische und dominante Praktiken anbieten wobei sie in der Regel keinen Geschlechtsverkehr mit ihren Kunden, oder vielleicht besser gesagt: mit ihren Sklaven praktizieren.

In den Medien werden sie häufig als herzlos, gefühllos und kalt, egoistisch und nur an sich selbst denkend dargestellt.

Aber stimmt das? Ist das die Welt der Dominas?

Teilweise hatten sich diese Blickwinkel im Rahmen meiner eigenen Erfahrungen bestätigt. Ich lernte viele egoistische Damen kennen, die nur an das schnelle Geld dachten und nicht an den Menschen, der vor ihnen kniete.

Im Nachhinein betrachtet besteht die Welt der Dominas nicht aus dem schnellen Geld, sondern eher aus einer zeitraubenden intensiven Auseinandersetzung mit Menschen der verschiedensten Neigungen, Vieles davon aus Sicht der „normalen“ Bevölkerung abartig und pervers.

Viele Frauen, die diesen Job ausübten oder immer noch praktizieren, haben die Realität aus ihrem Leben ausgeblendet, einige davon mit schlimmen psychischen Folgen.

Nun, ich will der Reihe nach erzählen wie alles begann. Wie aus der langweiligen Hausfrau und Mutter zunächst eine Prostituierte wurde, die sich des Geldes wegen verkaufte, um schließlich den Weg der Domina einzuschlagen. Wie ich Menschen dazu brachte alles zu tun - egal wie abartig man das auch empfinden mag - nur weil ich es so wollte.

Dabei will ich gerne zugeben, dass dieses Gefühl, Macht über einen Menschen zu besitzen und über ihn zu bestimmen, schon berauschend ist. Für mich war es stets sehr erregend. Es gab mir ein unbeschreibliches Gefühl, es gab mir die Oberhand wenn ich die Kontrolle über diesen Menschen ausüben konnte.

Allerdings nur auf intellektueller Basis. Nie jedoch in sexueller Hinsicht.

Ehe oder Ehehölle

Ich führte bis zu meinem achtunddreißigsten Lebensjahr ein ganz normales Leben, war verheiratet, hatte zwei Kinder im Teenageralter, fühlte aber mich nicht glücklich. Ich lebte vor mich hin.

Arbeit, Haushalt, Kinder, putzen, kochen, waschen. Tagein, tagaus. Und ein Mann, der mir alle meine Entwicklungsmöglichkeiten verwehrte.

Es war ihm nie recht wenn ich unter Menschen gehen wollte, wenn ich eigene Kontakte pflegen oder einfach mal für mich weggehen wollte. Geschweige denn wenn ich anklingen ließ, mal ohne ihn in eine Disko oder in ein Tanzlokal zu gehen, was schließlich zu Beginn unserer Beziehung, damals war ich gerade mal einundzwanzig Jahre alt, normal gewesen wäre.

Er wusste alles besser. Nur war es im realen Leben leider nicht so wie er es behauptete. Und er machte Schulden, ohne sie zurück bezahlen zu können. Das war der Gipfel.

Ich hatte mich lange Zeit in einem Schneckenhaus verkrochen. So möchte ich das heute bezeichnen. War mit mir und der Welt irgendwie unzufrieden. Aber ich besaß nicht die Kraft meine Situation zu ändern.

Meine Kinder standen immer im Vordergrund. Denen wollte ich nicht den Vater nehmen. Jeder, so dachte ich, hat ein Recht auf eine, auf seine Familie.

Nur was bedeutete in meinem Fall der Begriff ‚Familie’? Ein Vater, der nie da war? Der vorgab, zu arbeiten und doch nichts für uns gemeinsam zuwege brachte?

Die Kinder waren eher so etwas wie ein lästiges Beiwerk, das von ihrem Vater kaum wahrgenommen wurde.

So gingen sechzehn Jahre meines Lebens ins Land: Ich wurde mit einundzwanzig Jahren schwanger, gerade mal drei Monate nachdem ich den Vater meiner Kinder kennen gelernt hatte. Wir beschlossen zusammen zu bleiben, was ich ihm, auch aus heutiger Sicht betrachtet, erst mal hoch anrechnete.

Die Geburt unseres ersten Kindes, eine niedliche Tochter, bewerkstelligte ich alleine, ohne Partner. Siebenundzwanzig Stunden Schmerzen und unglaubliche Mühsal, in denen er immer wieder mal sporadisch auftauchte, nur um nachzusehen, ob ich die Geburt schon gemeistert hatte.

Dasselbe fand auch bei der Geburt des zweiten Kindes, ein Sohn, zwei Jahre später seine Fortsetzung.

Ohne eine ausreichend große und für die spätere Unterbringung von zwei kleinen Kindern geeignete Wohnung und ohne feste Arbeit war es wirklich nicht leicht. Zumal der Vater damals fortlaufend keinen Job hatte.

Mein Leben plätscherte dahin. Wir lebten zusammen, wir wohnten zusammen. Das war's auch schon.

Ich ging arbeiten, erfüllte einen Job im Einzelhandel, zog die Kinder groß. Ich kam mit jener bizarren Welt von Erotik, Escort, von Dominas und Sklaven, in der ich mich später tummelte, in den Jahren unserer Ehe nie in Berührung.

Aus der heutigen Sicht frage ich mich oft, wie es soweit kommen konnte, dass ich in jene Welt eintauchte und wie und warum ich mich in dieses sonderbare Leben, dieses tief schwarze Leben, hinein begeben konnte.

Nichts wie weg

Nachdem ich nach sechzehn Jahren Ehe mit zwei Kindern, das Mädchen 15, der Sohn 12, wirklich keine Geduld mehr hatte mein freudloses und hoffnungsloses Leben aufrecht zu erhalten suchte ich mir mit Hilfe eines Maklers eine Wohnung.

Was war geschehen, dass ich nun Hals über Kopf meinen Mann verließ: Ich kam von meiner Arbeit nach Hause. Meine Tochter rannte mir schluchzend entgegen. In ihrem Zimmer befand sich meine Schwester, die damals zu Besuch war.

Sie hatte kurz zuvor noch versucht mit dem nagelneuen Laptop meiner Tochter im Internet auf diversen Kontaktseiten herum zu surfen. Mein damaliger Mann beobachtete die Szene und entdeckte, dass einer der Flirtpartner meiner Schwester nach seiner Ansicht ein Hallodri war.

Er begann zu schreien, steigerte sich in eine heftige Wut hinein und trampelte auf dem am Boden liegenden Laptop meiner Tochter herum. Als meine Tochter daraufhin anfing zu weinen handelte sie sich auch noch eine schallende Ohrfeige ein. Dies war das erste und einzige Mal, dass er das Kind schlug.

Das besonders Perfide war obendrein, dass mich mein Mann einige Zeit vorher mit meiner Schwester betrogen hatte. Das verzieh ich ihm zwar. Doch nun musste ich feststellen, dass meine Tochter für etwas einstehen sollte, was gar nichts mit ihr zu tun hatte.

Der gesamte Vorfall war mir so zuwider, dass ich beschloss so schnell wie möglich eine eigene Wohnung zu finden.

Was mir zum Glück rasch gelang. Binnen zwei Wochen fand der Makler unser neues Zuhause

Ich hatte endlich die Kraft und den Mut, vor allem den Willen, mein Leben alleine in den Griff zu bekommen. Dies erweckte eine lange in mir verborgene Lebensenergie.

Der Neubeginn

Zwei Zimmer, Küche, Bad waren nun mein eigen.

Wie stolz war ich endlich wieder eigene Entscheidungen zu treffen. Ich begann das wenige Hab und Gut in Kisten zu packen. Die Kleider von mir und meiner Tochter waren ein Leichtes. Mein Sohn wollte bei seinem Vater bleiben. Ich überließ ihm die Entscheidung und akzeptierte sie. Was mir am Anfang nicht leicht fiel, da ich befürchtete er würde in die gleiche Richtung wie sein Vater gehen.

Die einzigen Möbelstücke, die wir mitnahmen, waren die vom Kinderzimmer meiner Tochter. Alles andere musste ich mir nach und nach wieder anschaffen.

Was nicht leicht war.

Mein gesamtes Erspartes betrug 2.500 Euro. Das Geld ging zum Großteil für den Makler und die Kaution sowie für die erste Miete drauf. Aber es war mir egal. Und wenn ich auf dem Fußboden schlafen würde – ich musste weg, wollte raus aus dieser Enge, diesem eintönigen Leben, das nur das Hamsterrad meines Daseins war.

Ich teilte meinem damaligen Mann kurz und knapp mit, dass ich eine Bleibe für mich und meine Tochter gefunden hätte.

Er lachte nur zynisch und meinte: „Du schaffst das eh nicht. Spätestens wenn du nicht weiter weißt kommst Du wieder zurück!“

In dem Augenblick erwachte mein Kämpferherz.

Und ob ich es schaffen würde!

Nie wieder in diese Ehe-Hölle zurück, die rein gar nichts mit Liebe und Zusammenhalt zu tun hatten. Keine Minute Achtung mir als Frau und Mutter gegenüber! Mein Ex-Mann führte bis dato das Leben eines Paschas, der alles hatte und nichts dafür zurückgab. So muss ich das aus heutiger Sicht betrachten.

Das Verrückte daran: jahrelang warnten mich meine Freunde, Bekannte und Geschwister vor dieser Situation. Jede und jeder wollte mir die Augen öffnen. Nur ich sah meine Situation nie so und suchte stattdessen immer neue Ausreden für sein Verhalten.

Wie naiv und blöd war ich doch!

Aber nun blickte ich nach vorne.

Nie wieder sechzehn bittere Jahre!

Nie wieder dieses langweilige Leben. Einfach inhaltlos vor sich hin leben. Nicht be- und geachtet werden. Ich hatte so die Nase voll!

Ich wollte in meinen Entscheidungen frei sein. Wollte notfalls für Fehler auch mal verantwortlich sein müssen. Aber frei sein!

Frei in der Art mein Leben selbst zu gestalten und nicht immer Rücksicht auf einen Egoisten nehmen zu müssen.

Frei sein in der Erziehung meiner Tochter.

Frei sein in der Gestaltung meiner Freizeit.

Ich fragte mich nun ständig wo die Zeit hin geeilt war. Sechzehn Ehejahre lagen hinter mir - da passierte bei anderen Menschen doch so viel.

Es fällt mir immer noch schwer, mir vorzustellen was in mir als Ehefrau vorging, die immer nur funktionierte. Ich hatte nur eine Funktion: Ehefrau - und sonst nix!

Eine meiner Schwestern und ihr Mann halfen mir mit dem Umzug. Das Procedere hielt sich in Grenzen, da es nur wenig Hab und Gut zu verstauen galt.

Meine Tochter befand sich im Schullandheim. Was für eine Überraschung war es für sie zurück zu kommen. In eine neue Wohnung, in ein neues Zimmer. Selbstverständlich richtete ich ihr den als Schlafzimmer vorgesehenen Raum als ihr Kinderzimmer ein. Das war ich ihr schuldig. Ich wollte nicht, dass es ihr an etwas fehlte. Vor allem nicht an ihrem eigenen Zimmer, das ihr bis dato immer zur Verfügung stand.

So begann unser neues Leben. Wir gingen mit vereinten Kräften und in der Gewissheit einer neu gewonnenen unendlichen Freiheit auf Möbelsuche. Ich hatte Glück und fand eine günstige Küche samt Geräten, eine kleine niedliche Couch sowie für mich ein Einzelbett.

Mehr benötigten wir erst mal nicht.

Doch leider tickte damals bereits eine unheilvolle Uhr.

Wann kam der Gedanke der Existenzangst?

Ich glaube, die hatte ich als Mutter immer latent im Hinterkopf. Tief in meinem Unterbewusstsein begleitete sie mich ständig. Schon alleine deshalb, weil mein Exmann uns nie das Gefühl von Sicherheit vermitteln konnte.

Aber so richtig schlimm wurde es erst als das Geld knapp wurde und keine Aussicht auf Besserung bestand. In meinem damaligen Job im Einzelhandel verdiente ich gerade mal 1.000 Euro netto. Nicht eben viel für Miete und Lebenshaltung. Zu allem Übel waren da noch die Schulden meines Exmannes für ein dickes Angeberauto, für die ich leider bei der Bank mitgebürgt hatte.

Somit nahm das Schicksal seinen Lauf.

Allein und viel zu wenig Geld – aber eine Annonce

Nun saß ich da, hatte eine Wohnung, wenig Möbel, einen mehr recht als schlecht bezahlten Job in einem Einkaufszentrum. Es war aber besser wie nichts. Denn ich hatte endlich einen Neuanfang, endlich meine Ruhe, um mein Leben so zu gestalten wie ich es mochte.

Ich kaufte die neuen Möbel secondhand. Das war kein Problem für mich. Denn es galt vor allem: Hauptsache frei. Hauptsache niemand mehr da, der uns dauernd sagte wo es lang ging und was man besser machen sollte. Und der bei alledem selbst so gar kein Vorbild war.

Nun, es hatte natürlich viele Vor- aber auch Nachteile als ich plötzlich ganz alleine für mich selbst verantwortlich war.

Das Positive: ich nahm innerhalb von kurzer Zeit acht Kilo ab, veränderte mein Aussehen wieder hin zu einem attraktiven Äußeren. Und fragte mich ständig was ich aus lauter Frust so in mich hinein gefuttert hatte und warum ich mich so lange komplett gehen ließ.

Ich bekam allmählich mehr Selbstbewusstsein und glaubte endlich wieder an mich. Ein Gefühl, das ich während meiner gesamten Ehezeit nie hatte.

Mein Kleidungsstil veränderte sich nach und nach immer mehr. Ich traute mich wieder kurze Röcke sowie enge Blusen zu tragen.

Was für ein neues tolles Gefühl. Endlich wieder Frau zu sein. Wieder begehrende Blicke auf mir zu spüren.

Das war aber nur ein Teil der neu gewonnen Freiheit. Der andere Teil war schlichtweg bitter. Die Bank schrieb mich an. Mein Mann bezahlte seine Schulden nicht. Ich war, wie schon erwähnt, sein Bürge. Und musste nun ganz offensichtlich meine Bürgschaft einlösen.

Nur was tun, wenn das Geld nicht bis zum Ende eines Monats reicht und man nun auch noch die Schulden vom Exmann bezahlen muss. Und wenn man beim besten Willen mit dem Job im Einzelhandel längst nicht so viel Geld verdienen kann, um sich all das leisten zu können. Meine Tochter und ich hatten wahrlich keine großen Wünsche. Es ging einfach nur um das alltägliche Essen und Trinken, um die Lebenshaltungskosten für Kleidung und Schulzeug sowie um die Unterhaltung eines kleinen alten Autos. Nichts Spektakuläres. Aber es kostete eben alles Geld.

So saß ich abends im Wohnzimmer auf der Couch und grübelte, rechnete rauf und runter, kam immer wieder zum gleichen niederschmetternden Ergebnis. Wie sollte das alles weitergehen? Wie sollte ich meiner Tochter und mir ein halbwegs normales Leben ermöglichen?

Zufällig lag neben mir ein Werbemagazin. Daraus stach mir – als hätte das so sein müssen - eine Anzeige ins Auge: „Nette Damen gesucht“.

Okay, dachte ich mir, nette Damen? Na ja, ist ja vielleicht nicht so dramatisch, dachte ich weiter. Das könnte doch auf mich zutreffen. War ich nicht immer eine nette Frau gewesen?

Die Anzeige kam von einer Begleitagentur, die zudem beste Verdienstmöglichkeiten versprach. Ich dachte nach. Ich war nun schon achtunddreißig Jahre alt. Sollte ich mich darauf wirklich bewerben? Was hieß denn ‚begleiten’? Ich war nicht so naiv zu glauben, dass dies nichts mit Sex zu tun hatte. Irgendwie blendete ich damals aber genau diesen Umstand aus.

Doch welche Chancen hatte ich? Mehr als ein Nein konnte ich mir ja nicht einhandeln.

Noch zweifelte ich an mir wegen meines Alters.

Das hatten wohl die sechzehn Ehejahre schleichend aus mir gemacht: ein selbstzweifelndes Wesen das über alles tausendmal nachdachte und sich ständig hinterfragte.

Nein, das wollte ich nun nicht mehr sein!

Der Anruf

Nach langem Überlegen und nachdem ich meine finanzielle Situation wieder und wieder durchgerechnet hatte griff ich zum Telefon und wählte die in der Anzeige vermerkte Telefonnummer. Ein Mann am anderen Ende der Leitung nahm ab. Er erklärte mir recht freundlich, jedoch nur belanglos und ziemlich oberflächlich, worum es ginge. Wir redeten kurz. Er meinte ich dürfte mich gerne bei ihm vorstellen und schlug einen Zeitpunkt vor, zu dem wir uns treffen und beschnuppern könnten.

Oh weh! Jetzt klopfte mir mein Herz deutlich vernehmbar bis zum Hals. Was erwartete mich? Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Meine Gedanken ratterten, meine Fantasie ging allmählich mit mir durch. Meine Nerven flatterten. Am Ende überwog die Neugier. Ich war plötzlich gespannt darauf, was mich erwarten würde.

Neugierig!

Aber auf was eigentlich neugierig?

Nach einer durchwachten Nacht fuhr ich zu meiner gewohnten Arbeit, absolvierte sie flugs. Dann ab nach Hause und unter die Dusche. Zurechtgemacht, ins Auto. Und los ging es zu einem Unbekannten der mich kennenlernen und mich begutachten wollte. Ich kam mir plötzlich vor wie ein Stück Vieh, das zur Fleischbeschau zitiert wurde. Meine Gedanken kreisten während der Fahrt ständig um sich selbst. Diese dauerte eine Stunde. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit.

Konnte ich das wirklich?

Ich wusste bis dato nicht mal was ein Orgasmus ist, da mein Partner es nie geschafft hatte mich zum Höhepunkt zu bringen.

Schließlich war er nur auf seinen Vorteil aus.

Achtunddreißig Jahre alt, niemals einen Höhepunkt erlebt, sexuell total unausgefüllt. Komischerweise hatten alle Männer auf der sexuellen Ebene immer Spaß mit mir.

Nur ich hatte nie das komplette Erdbeben erlebt.

Vielleicht war diese Erkenntnis sogar ein kleiner unbewusster Ansporn, mich in ein mir bis dato unbekanntes Abenteuer zu stürzen.

Vorstellungsgespräch

Schnell ins Parkhaus und zum angegebenen Zeitpunkt ins Café. Kaum hatte ich Platz genommen kam ein mir bis dahin unbekannter Mann auf mich zu. Wir begrüßten uns mit Handschlag. Er meinte sogleich, ich sähe für mein Alter doch wirklich gut aus. Na ja. Ein bisschen zu viel des Guten. Ich zog die Augenbrauen hoch und dachte: Gut? Was sollte das schon bedeuten? Ich war mit meinen achtunddreißig Jahren immerhin nicht mehr ganz taufrisch.

Er bestätigte aber sogleich ein weiteres Mal, dass ich mit all den anderen ‚Ladies’ in seiner Agentur gut mithalten könne. Ich sagte nicht viel, hörte zu was er mir darlegte. Er erklärte mir, dass er der Boss oder besser gesagt der Verwalter einer Agentur wäre, die Damen an Männer zur Begleitung vermittelte. Wie der Name ‚Begleitagentur’ dies bereits sagte. Die Herren bezahlten dafür einen Betrag in Höhe von X, der den Damen vor Ort zum Beginn des Treffens ausgehändigt werde. Ein Teil des vorab mit der Agentur verabredeten Geldes, nämlich vierzig Prozent, bekäme die Agentur. Sechzig Prozent sollte ich bekommen. Alles weitere ginge ihn nichts an.

Das hörte sich ja eigentlich ganz harmlos an. Schnell war natürlich klar, dass es nicht nur um schlichte Begleitung ging, nicht nur um ein Abendessen in einem netten Lokal. Wer gab schon teures Geld aus nur um in Begleitung essen zu gehen. Selbstverständlich ging es darum, mit Männern ins Bett zu steigen. Puh! Nun war die Katze aus dem Sack! Eine ‚Katze’, die mich natürlich nicht wirklich überraschte.

Ich fragte mich ob ich es fertig bringen würde mit Männern zu schlafen die ich vorher noch nie gesehen hatte? Geld dafür zu bekommen, um daraufhin käufliche Liebe zu schenken, mein Gott, was für ein Gedanke!

Aber was blieb mir übrig?

Wie sollte ich meine Miete bezahlen?

Wie konnte ich mein Leben, noch dazu das meiner Tochter, in nächster Zukunft bewerkstelligen?

Wie?

Sämtliche Nebenjobs, die ich in Erwägung gezogen hatte, warfen zu wenig ab.

All das schoss mir in diesen wenigen Sekunden durch den Kopf.

Ich sagte zu. Ich würde es probieren.

Der Agenturchef erklärte mir zum Ende unseres Gespräches, ich solle nun nach Hause gehen, dort auf einen Anruf seiner Agentur warten und mich dann bei dem Interessenten melden.

Mein Gott, oh mein Gott, dachte ich nur. Was tust du da?

Ich fuhr wie in Trance nach Hause. Mein Herz raste. Mein Hirn dachte hin und dachte her. Die Gedanken kreisten wie wild in meinem Kopf. Irgendwann resignierte ich und ich sagte mir: „Das wilder Rumdenken bringt sowieso nichts. Probiere es oder lass es sein!“

Und was tat ich: ich probierte es!

Herzklopfen und Magenschmerzen waren für die kommenden Stunden meine Wegbegleiter. Ich vermochte mir vorher nie vorzustellen wie viele Gedanken mir durch den Kopf gehen würden bis sich der Entschluss endlich in meinen Gedanken gefestigt hatte: mein neues Leben, das meiner Tochter, mein Exmann, der es nicht mal schaffte seine Schulden zu begleichen und bei dem nun mein Sohn aufwachsen sollte, immer wieder das liebe Geld – all das kreiste in meinem Denken und erdrückte mich beinahe.

Bis dato war mir das stets für unmöglich erschienen: meinen Körper für den käuflichen Liebesakt herzugeben. Mir taten die Mädels immer leid, ich dachte regelmäßig, sie würden dazu genötigt, was ja teilweise wohl auch stimmte. Wen wunderte es, wenn eine derart unter Zwang stehende Frau durchdrehte und begann mit Drogen und Alkohol ihren Ekel zu bekämpfen.

Ich kann das heute sehr gut verstehen.

Zum Glück wurde ich nie abhängig, zum Glück habe ich nie Drogen probiert.

Mein erster Freier

Der erste Gast, Freier oder wie auch immer ich das bezeichnen sollte, kündigte mit einem Anruf bei der Agentur sein Interesse an mir an. Die Agentur meldete sich bei mir und fragte, ob ich Zeit hätte. Ich antwortete ohne zögern mit „ja“. Ich rief sodann den Mann an und besprach Ort, Datum und Sonderwünsche. Ich war total aufgeregt.

Die Reise sollte an den Bodensee gehen - nach Friedrichshafen.

Ich weiß es noch als wäre es gestern gewesen.

Was war ich aufgeregt!

Wie kleiden? Nuttig, billig, ordinär, oder doch eher elegant?

Ich entschied mich für enge Jeans sowie für eine eng anliegende Bluse, für eine Lederjacke und schwarze Pumps. Meine langen Haare ließ ich offen in den Nacken fallen. Ich trug rot gefärbte, leicht gewellte Haare - das Markenzeichen, das mich bis heute begleitet. Ich schminkte mich nur dezent.

Wie verhalten? Wie verhielt sich eine Prostituierte? Mist, das war ich nun, schoss es mir in aller Härte durch den Kopf.

Ich entschied mich dazu, mich auf mich selbst zu verlassen und von meiner Art her so zu bleiben wie ich nun mal war. Ich bezeichnete das mit ‚Normal mit den gewissem Etwas’. Man sagte mir damals nach, ich hätte einen Katzenblick und würde dennoch liebevoll mit Menschen umzugehen.

Auf diese Art äußerlich gewappnet stieg ich in mein kleines betagtes rotes Auto, ein mir stets treuer süßer Peugeot 106.

Zuvor verpasste ich mir noch einen Spritzer Eau de Toilette. Das gewöhnte ich mir im Laufe der Zeit ab, da die Ehefrauen der Freier schließlich nichts von den Abenteuern ihrer Männer merken sollten.

Puh! Was für eine Welt!

Zum großen Unglück regnete es in Strömen. Was konnte mir noch Schlimmeres passieren? Kein Navi! Damals gab es leider noch keine top modernen Handys mit GPS-Systemen oder gar eingebaute Geräte.

Das wäre zu schön gewesen.

So fuhr ich im strömenden Regen dahin. Man sah kaum die Hand vor den Augen, so schlimm ergoss sich das Unwetter über die Landschaft. Doch ich wollte keinen Rückzieher machen. Wer weiß ob ich nochmal all den Mut aufgebracht hätte.

Mein Ziel, das raste ständig durch meine Gedanken, war ein mir unbekannter Mann, der mich für Sex engagiert hatte.

Was der wohl für Wünsche hatte?

Ich hoffte, dass er es mir nicht all zu schwer machen würde.

Konnte ich ihm gerecht werden?

Seine erkaufte Dienstleistung erfüllen?

Wie sich das anhörte! Wie auf einem Basar.

Ich fragte mich was wohl in ihm vorging und ob es das Normalste der Welt für ihn wäre.

Sich eine Frau kaufen - was beinhaltete das?

Ich hatte keine Ahnung, hatte zuvor nie darüber nachgedacht. Also sagte ich mir: es bedeutet, dass ich mich für eine gewisse Zeit einem Mann zur Verfügung stellte, mit allem was für Erwachsene dazu gehörte.

Aber: was gehörte dazu?

Gute Frage! Ich schloss das Küssen aus. Und schon gar keine Zungenküsse. Das empfinde ich grundsätzlich als etwas sehr Intimes. Das wollte ich auf gar keinen Fall einem zahlenden Mann schenken.

Genauso behielt ich es auch stets bei.

Ich näherte mich der mir unbekannten Stadt. Die Zeit saß mir im Nacken da ich durch das Unwetter wesentlich länger als geplant gebraucht hatte. Ich wollte bei meinem ersten Versuch ja nicht gleich scheitern.

Nach langem Suchen fand ich die Adresse, die mir der Gast zuvor mitgeteilt hatte. Ein Parkplatz war schnell gefunden.

Auto aus.

Und schon begann mein armes Herz gar heftig zu rasen.

Vor Angst was nun kommen würde.

Ich beruhigte mich, versuchte es zumindest.

Stieg aus.

In dem Moment gingen mir tausend verrückte Dinge durch den Kopf: was wäre, wenn das ein Irrer war? Oder ein stinkender hässlicher alter Kerl? Was, wenn ich es nicht fertig brachte mich auf ihn einzulassen? Oder noch schlimmer, wenn ich mich vor lauter Ekel übergeben musste. Oder ich gar nicht sein Typ war, er mich zu alt fand oder gar zu unattraktiv.

Und noch ein Problem beschäftigte mich: Laut Agentur sollte ich mich als Achtundzwanzigjährige ausgeben. Ich war definitiv zehn Jahre älter und das sollte ich tunlichst verschweigen. Klappte das? Fielen die Männer darauf rein? Vor allem gleich mein allererster Gast?

Es nutzte alles Wehklagen nichts.

Aussteigen.

Klingelschild suchen.

Auf den Klingelknopf drücken.

Warten.

Ich stand vor der Tür eines Mehrfamilienhauses. Es gab also zur Not noch Menschen um mich herum, die meine Schreie hören konnten, wenn alles schief lief – machte ich mir vor. Welch ein Trost in dem Moment für mich.

Der Türsummer verrichtete seine Arbeit. Die Tür sprang auf. Ziellos lief ich die Treppe nach oben. Bis sich eine Tür öffnete.

Und da stand ein sympathisch aussehender junger Mann, lässig an den Türrahmen gelehnt.

Puh, wie sehr war ich erleichtert!

Er bat mich herein. In ein gemütlich wirkendes Wohnzimmer. Ich erkannte sogleich, dass er Single war. Weder Kitsch noch Deko standen rum.

Wir tranken zur Begrüßung ein Glas Wein.

Nervös wie ich war erklärte ich ihm nochmals das Wesentliche: meine Leistungen, deren Kosten, fragte nach Vorlieben und stellte meine Tabus dar.

Was wollte er?

Ohne weitere Aufklärung gingen wir rasch in sein Schlafzimmer. Altmodische Möbel prägten das Umfeld. Ein nichtssagendes Doppelbett, Regal an der Kopfseite. Ein paar Kuscheltiere mitten drin. Meine Kleidung legte ich bis auf den String und meinen Büstenhalter ab während er sich vollständig auszog.

Ich streichelte seinen Körper und begann ihn zu liebkosen. Er roch nicht unangenehm. Alles weitere nahm ich aufgrund meiner Nervosität kaum wahr.

Er machte es mir leicht, ließ mich einfach gewähren.

Ich nahm seinen Schwanz in den Mund. Zuvor schnell noch ein Kondom übergestreift. Sicherheit ging immer vor!

Ich glaube er merkte nicht, dass ich ein Neuling war. Das war gut so. Sonst hätte ich wohl vor lauter Peinlichkeit Reißaus genommen.

Ich schloss die Augen und versuchte mir etwas Erregendes vorzustellen. Was mir seltsamerweise in jenem Augenblick sogar gelang. Das half mir übrigens auch bei manch anderen nicht so schönen Begegnungen.

Der junge Mann war von seiner Veranlagung her total normal. Keine besonderen Wünsche. Somit war es einfach, die Zeit mit ihm rum zu bringen.

Das Blasen seines Schwanzes dauerte nicht lange, da er sehr erregt war. Ich kannte mich damals mit der Behandlung eines männlichen Gliedes nur soweit aus, wie ich das in meiner Ehe praktiziert hatte. Keine Tricks, keine speziellen Methoden. Das lernte ich erst später im Verlaufe meines Jobs. Durch Gespräche mit Kolleginnen oder durch die Anregungen von Gästen oder gar durch Seminare.

Ich stoppte das Blasen, wollte ja nicht, dass er zu früh kam. Was hätte ich im Rest der verbleibenden Zeit mit ihm anstellen sollen?

Der junge Mann verlangte nun, dass ich mich auf den Rücken legen sollte. Auch bat er mich, dass ich doch bitte meine Unterwäsche vorher ausziehen sollte.

Ach, stimmt ja, die hatte ich total vergessen.

Nackt und benommen legte ich mich hin. Er kam über mich. Meine Beine wurden gespreizt. Zum Glück war sein Glied nicht sehr groß. So war es einfach, das steife Teil in mir aufzunehmen. Zumal ich wohl ziemlich trocken blieb.

Drei bis vier Stöße. Schon war es vorbei! Ein kurzes Aufstöhnen seinerseits. Er kam in das übergestreifte Kondom.

Ende des Geschlechtsaktes.

Ich lag da, konnte meine Gedanken nicht mehr ordnen.

Was war geschehen?

Verdammt, nun war ich eine Hure!

Eine Frau, die sich für Geld verkaufte.

Meine Gedanken explodierten.

Scham, Schuldgefühle, Ekel, alles auf einmal. Ich glaube das versteht nur jemand der das ebenfalls erlebt hat.

Ok, es war nicht ganz so schlimm, da ich Glück hatte und keinen alten Sack oder einen Ungepflegten erwischte - was mir übrigens alles noch bevorstand. Gott sei Dank ahnte ich damals noch nichts davon. Eines war aber sofort klar. Ich machte diesen Job wegen des Geldes. Und nur deshalb. Ich empfand nie Geilheit oder tiefe sexuelle Erregung. Mit der Zeit gelang es mir zwar immer besser, den Männern etwas vorzuspielen. Aber sexuell erregende Gefühle blieben stets außen vor.

Wir blieben noch eine Weile im Bett liegen und sprachen über belanglose Dinge. Als ich erwähnte, dass er der Erste war mit dem ich die käufliche Liebe praktiziert hatte, war er wohl sprachlos und stolz zugleich.

Nun, er blieb lange Zeit ein guter Stammkunde. Also konnte mein erstes Mal wohl nicht so schlecht gewesen sein. Leider habe ich seinen Namen vergessen.

Meine ersten hundert Euro hatte ich im Sack. Soviel bekam ich damals von der Agentur, sechzig musste ich abgeben. 160 Euro, schon viel Geld wenn man bedenkt, dass dahinter gerade mal eine Stunde mit ein paar sexuellen Handlungen stand. Ganz wenig Geld, wenn ich daran denke, wie viel diese Dates von meiner Seele aufgefressen haben.

Vor allem Hundert Euro, was ist das schon?

Steuern und Benzin noch abgerechnet.

Ja, auch eine Hure muss Steuern bezahlen!

Eine Stunde hin zum Gast und wieder zurück macht schon zwei Stunden.

Eine Stunde Termin, Vor- und Nachgespräch sowie Duschen und Verabschieden nochmal eine Stunde.

So waren letztendlich vier Stunden im Eimer, aber das wurde mir erst mit der Zeit bewusst.

Was hatte mein Kunde davon?

Machte es ihn glücklich?

Fühlt er sich wohl?

Hatte er nur seinen Trieb abgearbeitet?

Fragen über Frage.

Danach

„Darf ich duschen?“, fragte ich schüchtern.

Ich durfte und nahm dies gleich ausgiebig in Anspruch. Ich bezeichnete es für mich damals als das Abwaschen des Ekels oder das Verabschieden aller Spuren dieser unsäglichen Arbeit, in die ich da in all meiner Naivität rein gerutscht war.

Endlich saß ich wieder in meinem geliebten Auto. Motor an. Nichts wie weg vom Ort des Geschehens.

Eine Straße weiter stoppte ich den Wagen und ließ meinen Tränen freien Lauf. Ich weis nicht warum ich weinte. Vor Erleichterung? Oder war es das Nachlassen der Anspannung? Vielleicht auch weil mir bewusst wurde, dass dies nun für eine unbestimmte Zeit mein Weg sein sollte?

Was blieb einer alleinerziehenden Mutter mit den Schulden ihres Exmannes an der Backe schon übrig!

War das nun wirklich mein Weg?

Nur schnell nach Hause!

Das war mein nächster Gedanke. Es machte sich ein Gefühl der Erleichterung in mir breit. Auch, das will ich nicht verschweigen, ein gewisser Stolz, dass ich „es“ gepackt hatte.

War es nun abartig oder abstoßend Männer für Sex bezahlen zu lassen? Diese Frage sollte ich mir in Zukunft häufiger stellen. Ich dachte immer, man sähe es den Damen an, die für Geld ihren Körper verkauften.

Aber es gibt, das lernte ich während meiner Arbeit im Milieu, so viele verschiedene Arten von Huren. Welche, die es des Geldes wegen machten. Denen sah man es meistens nicht an. Welche, die von irgendwelchen Suchtmitteln oder Zwängen abhängig waren, seien es Alkohol, Drogen oder Zuhälter, die hatten es besonders schwer und kleideten sich häufig sehr aufreizend. Denen sah man ihren Job schon aus weiter Ferne an.

Ich blieb im Alltag meinem Stil der alleinerziehenden Mutter treu. Bei mir sah es lange Zeit niemand.

Wieder zuhause

Zuhause angekommen schloss ich rasch auf und trat ein in meine kleine Welt, in mein neues Heim mit den wenigen Möbeln.

Aber es war meins.

Alles andere war nun unwichtig.

Ich wollte es der Welt zeigen!

Und vor allem ihm, meinem Exmann. Zu dem ich nie mehr zurückkehren würde.

Das schwor ich mir in diesem Moment.

All die ungeliebten Jahre des Alleinseins sollten nun vorbei sein. Es sollte eine neue aufregende Zeit beginnen. Eine Zeit, in der ich endlich zu leben beginnen wollte.

Aber das ist gar nicht so einfach wenn man es nie gelernt hat. Ich war schließlich immer für andere da. Musste immer funktionieren. Durfte, wie eine Uhr, nie aus dem Takt kommen. Das klingt verrückt. Jedoch genau das wurde mir in diesem Moment erst bewusst.

Sechzehn Jahre hatte ich für eine Ehe verschwendet die nie eine war. Diese Erkenntnis traf mich besonders hart, wie ein Hammerschlag, mitten ins Gesicht.

Vorbei! Es war vorbei!

Sechzehn einsame Jahre waren vorüber!

Das, was ich mir von einem liebenden Ehemann am Beginn unserer Beziehung mal versprochen hatte und was ich nie bekam war ebenso Geschichte.

Ich hatte zwei wunderbare Kinder. Das war und ist bis heute das Schönste, das mir aus jener Zeit verblieben ist. Ich werde meine Kinder nie missen wollen. Danke, dass es euch gibt!

Ich würde noch viele schlimme Dinge erleben müssen. Gott sei Dank ahnte ich es nicht mal im Ansatz. Aber eines blieb bis heute: Keiner sollte mich kaputt machen. Ich kämpfte stets für mich und meine Kinder.

Ich kann heute nicht mehr sagen mit wie vielen Männern ich geschlafen habe. Was ich eigentlich sehr schade finde. Ich weiß nur, in jedem von ihnen habe ich stets das Gute gesucht oder gesehen, sonst hätte ich meine ‚Arbeit’ wohl nicht über so viele Jahre hinweg durchgehalten.

Es war oft nicht leicht. Emotionen schossen mir durch Kopf und Herz, die ich verarbeiten musste, sonst hätten sie mich sofort aufgefressen. Wie oft saß ich bei dröhnend lauter Musik im Auto und fragte mich: „Wie lange kannst du das noch? Warum hört es nicht auf. Warum hörst Du nicht auf? Wie soll das alles enden?“

Was, wenn ich an einen Psychopathen geriet - was mir auch tatsächlich einmal passierte; ich danke Gott, dass ich es überstand!

Meine von mir so sehr geschätzte und geliebte Oma sagte immer: „Ist der Hals auch noch so dreckig - steh auf und richte die Krone - und weiter geht es!“

Damit hatte sie Recht.

Es ging Schlag auf Schlag

Nachdem ich meinen ersten Freier überstanden hatte und zuhause angekommen war, hatte ich kaum Zeit dieses Erlebnis zu verdauen, geschweige denn es nachhaltig zu verarbeiten.

Jetzt ging es Schlag auf Schlag und erst richtig los.

Als Neue, sprich als sogenanntes ‚Frischfleisch’, wurde ich mit Anfragen zu Fickdates regelrecht bombardiert; das wäre in dem Milieu bei neuen Mädchen und Frauen wohl so üblich, erklärte man mir später.

Gut für mich, schlecht für die alten Hasen, aber so lief das Spiel nun mal.

Das bedeutete für mich ganz konkret: morgens um fünf Uhr aufstehen, in meinen normalen Job im Lebensmitteleinzelhandel gehen, sechs bis acht Stunden harte körperliche Arbeit. Nach der Arbeit nach Hause. Dort erst mal das Arbeitshandy durchschauen. Davor hatte ich nie Ruhe, denn es lagen stets massenhaft Anfragen in meinem virtuellen Postfach.

Das wollte ich mit meinem privaten Handy natürlich nicht abarbeiten. Mein Kind sollte auch nichts von meinem neuen Doppelleben mitbekommen. Wer wollte schon eine Mutter haben, die für Geld ihren Körper verkaufte. Deshalb besorgte ich mir damals sehr schnell ein Prepaid-Handy und teilte der Agentur meine neue Nummer mit.

So begann der ganz normale Wahnsinn.

Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich mit damals achtunddreißig Jahren so gute Chancen in der Branche hatte, wobei ich mich zunächst als sehr viel jünger ausgab.

Das Arbeitshandy klingelte in einer Tour. Natürlich war mir das mehr als recht. Somit konnte ich doch schneller als gedacht meine Schulden – also im Grunde die meines Exmannes - begleichen.

Nach und nach erarbeitete ich mir sogar einen festen Kundenstamm. Die Stammgäste waren mir am liebsten. Da wusste ich wenigstens was auf mich zukam.

Das Schlimmste in diesem Job war für mich die Ungewissheit, also die Fälle, in denen ich null Ahnung hatte was mich erwartete. Immer wieder neue Typen mit den verschiedensten Wünschen, Vorstellungen und Neigungen, die ich erfüllen sollte. Mein ältester Gast war damals sechsundachtzig, mein jüngster achtzehn.

Besonders abartige Dinge konnte ich nicht erfüllen. Ich konnte das mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Wobei das mit der Zeit leider mehr und mehr in den Hintergrund trat.

Die Schattenseiten

Was mir schon bald sehr zu schaffen machte war die verlorene Zeit auf den Wegen zu den vielen Hausbesuchen. Ich hatte kaum mal unter achtzig Kilometer pro einfacher Fahrstrecke zurückzulegen. Das war mir auf die Dauer zu stressig. Noch dazu besaß ich ein altes Auto, da wusste ich nicht wie lange das noch fahren würde.

So musste Plan B her, der sich auch schnell fand.

Er ergab sich erneut aus dem Anzeigenblatt, das mir beim Auffinden meines Nebenjobs schon mal gute Dienste leistete.

Die Anzeige fiel mir sofort ins Auge.

Es wurden mal wieder Begleitdamen gesucht.

Schnell rief ich an und vereinbarte einen Termin. Das war noch am gleichen Nachmittag - die Dame am Telefon schien es eilig zu haben.

Und schon durchlebte ich das gleiche Prozedere wie zu Beginn meiner ‚Laufbahn’ als Escort-Dame, nur war ich diesmal längst nicht mehr so nervös.

Zur vereinbarten Zeit traf ich die Dame. Sie kam sogar zu mir in meine kleine Stadt, was mir bei all dem Fahrstress sehr entgegen kam. Wir trafen uns in einer Eisdiele. Es war Sommer, somit konnte man draußen sitzen.

Ich erkannte sie bereits von weitem: Hochtoupierte rötlich-kupferne kaputte Haare, billig und künstlich aufgedonnert, mit einem kleinen Schoßhund an ihrer Seite. Mir war sie nicht sehr sympathisch. Sie spielte künstliches Interesse an meiner Person vor. So etwas spürte ich sofort.

Achtung! Diese Frau interessiert nur die Kohle, dachte ich schon nach den ersten Sätzen, die wir wechselten. Und so war es dann auch, wie sich später herausstellte.

Egal, ich brauchte das Geld.

Sie erklärte mir das Prinzip, das ich ja schon kannte.

Sie bot mir jedoch einen ganz besonderen Vorteil: eine Wohnung, in der man den Gast empfangen konnte.

Das war toll für mich. So sparte ich einen Haufen Zeit.

Die Bedingungen waren die gleichen wie bei der anderen Agentur. Sprachen die sich gegenseitig ab?

Naja, mir war es recht. So konnte ich mich mehr mit wichtigeren Dingen beschäftigen. Das lästige Rumfahren und die Suche nach den Adressen der Kunden entfielen.