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"Ich liebe es, über die amerikanische Geschichte nachzudenken, über die Geschichte L.A.s nachzudenken. Ich liebe es, über Verbrechen zu brüten." James Ellroy Der unumstrittene Meister der Kriminalliteratur hat sich mit dem Los Angeles Police Museum zusammengetan, um ein erstaunliches Werk über das L.A. des Jahres 1953 zu verfassen. Beim Durchforsten des Museumsarchivs entdeckte Ellroy, dass dieses Jahr zahlreiche ungewöhnliche Bilder hervorgebracht hat und hat zu einigen von ihnen kurze Texte geschrieben, in denen er die Verbrechen und die Arbeit der Polizeit beleuchtet: Die Stadt der Engel, ein Hexenkessel vor dem Herrn!
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Das Buch
Das hat was von Crack-Kokain, nicht wahr? Ein neuer Band von James Ellroy, dem Höllenhund der amerikanischen Literatur, voll mit atemberaubend offiziellen Bildern aus dem LAPD-Archiv. Wozu drum herumreden? Das Buch müsst ihr haben!
Der Autor
JAMESELLROY wurde 1948 in Los Angeles geboren. Seine »Los-Angeles-Quartett«-Romane Die Schwarze Dahlie, Blutschatten, L. A. Confidential – Stadt der Teufel und White Jazz haben zahlreiche Preise bekommen und sind internationale Bestseller. Sein Roman Amerikanischer Thriller wurde vom Time Magazine zum »Roman des Jahres« gekürt; seine Erinnerungen Die Rothaarige wurden 1996 vom Time Magazine als »Best Book« und von der New York Times als »Notable Book« ausgezeichnet. Sein Roman Ein amerikanischer Albtraum galt der New York Times 2001 als »Notable Book«.
Sein Roman Jener Sturm erschien 2020 bei Ullstein.
GLYNNMARTINdiente von 1982 bis 2002 beim Los Angeles Police Department. Er war der schneidige Schrecken des kriminellen Abschaums, mit dem sich die Hollywild-Division zu befassen hatte. Gegenwärtig leitet er das Los Angeles Police Museum.
STEPHENTREE ist in Zürich geboren und aufgewachsen und hat an der dortigen Schauspielakademie Regie studiert. Er ist Autor zahlreicher Funkfeatures und Monografien sowie seit der »Underworld-Trilogie« leidenschaftlicher Ellroy-Übersetzer.
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HERAUSGEBER: David Cashion
GESTALTUNG: Jacob Covey
PRODUKTIONSLEITUNG: Anet Sirna-Bruder
ISBN 978-3-8437-2689-4
Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch
1. Auflage Juni 2022
© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2022
© 2015 by James Ellroy
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2015 unter dem Titel: LAPD ’53 (Abrams & Chronicle)
Umschlaggestaltung: zero-media.net, München
Titelabbildung: © Jacob Covey
© 2015 Los Angeles Police Museum
E-Book: LVD GmbH, Berlin
Alle Rechte vorbehalten.
FÜR
Jim und Doug
DIE TAPFEREN SIND ZU OFT TOT ODER UNBEKANNT
Bankraub, 26. März, Miracle Mile
Suizid, 3. Juli, Downtown, Hotel Biltmore
GLYNN MARTIN, LEITER DES LOS ANGELES POLICE MUSEUM
VORWORT
CHICAGO DÜRFTE NICHT EINVERSTANDEN SEIN. NEW YORK KEINESFALLS. ANDERE STÄDTE WERDEN AUCH PROTESTIEREN. BOSTON OHNEHIN. PHILADELPHIA SOWIESO. WEITERE WIDERSPRÜCHE KÖNNTEN FOLGEN.
Bankraub, 26. März, Miracle Mile
Text: LIEBLING – MACHDIESCHACHTELNICHTAUF – SIEGEHÖRTMIR – GIBGLEICHBESCHEID, WENNDUSIEKRIEGST
Alle diese Städte verfügen über ein vorzügliches Police Department. Oft mit einer besonderen Geschichte. Die durchaus lang und beeindruckend sein kann. Und sie alle haben eine Gemeinsamkeit.
Sie sind nicht das LAPD, und keine ihrer Geschichten weist derart viele Facetten auf.
Entsprechend verfügt auch kein anderes Police Department über eine Vergangenheit, die in einem Buch dieser Größenordnung gipfeln könnte. Wir wollen hier nicht bloß Tatortfotos zeigen. Die finden sich in jedem Police Department. Wir haben eine besondere Geschichte zu erzählen, die von einem besonderen Autor vermittelt wird.
Das macht unser Buch zu etwas Besonderem.
Das Los Angeles Police Department war und ist seit vielen Jahren eine großartige Polizeitruppe. Wie umfassend das Interesse an der Arbeit der Männer und Frauen des LAPD ist, lässt sich ohne Weiteres feststellen. Man braucht nur den Fernseher einzuschalten oder sich einen Film anzusehen. Oder sich in die Zeiten des Radios zurückzudenken. Das LAPD war immer vorneweg, und das keineswegs zufällig. Das Publikum konnte von Sendungen über LAPD-Geschichten und -Großtaten wie Calling All Cars (»Aufruf an alle Fahrzeuge«) nicht genug bekommen. Es gab damals wie heute ein großes Interesse an so gut wie allem, was mit dem Los Angeles Police Department zusammenhängt, die Geschichte des LAPD eingeschlossen. Eine nach wie vor ungebrochene Nachfrage, die entsprechende Programme, Spielfilme und eben auch Bücher gezeitigt hat.
Vor nun über zehn Jahren hat James Ellroy zusammen mit dem damaligen Chief of Police William Bratton an der Veröffentlichung von Tatortfotos aus dem LAPD-Archiv gearbeitet. Buch und Bilder sind als faszinierend, schaurig und kunstvoll bezeichnet worden. Die Bilder waren großartig. Die Beschreibungen wurden ihnen jedoch nicht ganz gerecht. Was dem Buch fehlte, das war Text. Die genauen Umstände ließen sich nicht begreifen, ohne sich – so faszinierend die fotografischen Darstellungen auch waren – mit den jeweiligen Fällen jenseits des Bildlichen auseinanderzusetzen. Wie beim Mathebuch für die achte Klasse musste man im hinteren Teil nachschlagen, um die Lösung der Aufgabe zu erfahren.
LAPD ’53 ist ein Rückblick auf ein anderes Los Angeles und ein anderes LAPD. Manche Szenen werden vertraut erscheinen, weil das Verbrechen an sich eine zeitübergreifende Beständigkeit aufweist. Doch bei diesen Bildern braucht man nicht andauernd vor- und zurückzublättern. Etliche der zugehörigen Geschichten sind auf vielfältige Weise während der Entwicklungsphase des Buchs ermittelt worden. Auf diese Weise werden die Bilder durch Ellroys Text noch unterstützt. Wobei nicht nur seine Prosa dieses Werk zu etwas Besonderem macht. Auch seine profunden und einmaligen Einsichten in die Geschichte des LAPD, um die ihn alle an diesem Projekt und dem Los Angeles Police Museum Beteiligten immer wieder beneiden, einer Organisation, die stets aufs Neue von ihrer langjährigen Verbindung zu Ellroy profitiert.
Ellroy stellt sich entschieden hinter die Männer und Frauen des LAPD. Er hält ihnen zugute, ihm vor Jahrzehnten das Leben gerettet zu haben, damals, als er weniger zu bieten hatte als heute. Seitdem hat Ellroy neunzehn Bücher veröffentlicht und ist in der literarischen Welt zu Ruhm und Ehren gelangt. Er hat die Verfilmung von einem halben Dutzend seiner Werke erlebt. Er ist seit nun über dreißig Jahren ein gefeierter amerikanischer Belletrist. Ein anerkannter Meister des geschriebenen und gesprochenen Wortes. Der seit zehn Jahren den Personenkreis unterstützt, der die Geschichte des Los Angeles Police Department im LAPD-Museum im Stadtteil Highland Park sammelt und ausstellt. Eine Institution, wo man sich über die Bedeutung der Polizeigeschichte einig ist.
Und das heißt eben, dass Boston, New York, Chicago und Philadelphia sich mit ihrem Unter-ferner-liefen-Status abfinden müssen.
Das LAPD ist Spitze!
Eine Einsicht, die sich auch jenseits dieser Seiten findet und zu der sich der schottischstämmige L.-A.-Sprössling, der Autor dieses Bandes, immer wieder bekennt. Die heute ebenso zutreffend erscheint, wenn nicht noch zutreffender als vor sechzig Jahren. Ja, damals, 1953, hatten in L. A. die Bullen das Sagen. Sie unterstanden einer der bedeutendsten Polizei-Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts – William H. Parker. Den man berufen hatte, um ein aus dem Ruder gelaufenes Police Department zu reformieren, was ihm gelang. Er hat dem LAPD sechzehn Jahre lang vorgestanden und derart viel erreicht, dass das weltberühmte Hauptquartier des LAPD kurz nach seinem überraschenden Tod im Amt im Sommer 66 nach ihm benannt wurde.
Wobei Parkers Hinterlassenschaft weit mehr umfasst als die Bezeichnung eines Gebäudes. Er hat die Polizeidoktrin entwickelt, die in L. A. und zahlreichen anderen Orten viele, viele Jahre gute Dienste tat. Parker, ein Anwalt und dekorierter D-Day-Veteran, wurde nicht nur mit der Reform des LAPD, sondern auch mit der Neuausrichtung und dem Auf- und Ausbau einer ganzen Institution beauftragt. Dabei ging es vor allem um eine Polizeireform. Doch Parker bot mehr. Er erweiterte den Einfluss des LAPD über die Grenzen von Los Angeles hinaus. Familien holten das LAPD in ihre Wohnzimmer, was Neugier und schließlich Bewunderung erweckte.
Zu behaupten, er habe einer makellosen Verwaltung vorgestanden, käme einer Geschichtsfälschung gleich. Parker selbst hat eingeräumt, dass solange das LAPD Menschen rekrutiere, es Probleme geben würde, was auch zutraf. Und zwar gleich zu Anfang der Amtszeit des katholischen Chiefs und Außenseiters.
Man braucht nur an L.A. Confidential zu denken, ein frühes Werk Ellroys, in dem er eine von Parkers ersten Herausforderungen fiktiv aufgreift. Die oft als BloodyChristmas (»Blutweihnacht«) bezeichneten Vorgänge beziehen sich auf mehrfache schwere Körperverletzung an Inhaftierten. Acht Polizisten wurden angeklagt, weil sie Gefangene zusammengeschlagen hatten, die angeblich einen LAPD Officer schwer verletzt haben sollten. Einige kamen ins Gefängnis. Einer der verstoßenen Bullen war auf der Polizeiakademie der Klassenkamerad von Parkers Fahrer und späterem Nachfolger Daryl F. Gates gewesen. Der nach der Entlassung aus dem LAPD seine wahre Bestimmung finden sollte – als Friseur.
Parker hatte diesen Skandal gerade bereinigt, als das Jahr 1953 anbrach. Das ist wichtig, weil das LAPD von 1953 ParkersLAPD war.
Parker kommandierte das LAPD.
Was er tun musste, um das LAPD zu reformieren.
Was er tun musste, um die Institution zu begründen, zu der das LAPD schließlich wurde.
Was er tun musste, um das Vertrauen von Hollywood zu gewinnen.
Man bedenke, dass Dragnet (»Stahlnetz«) letztlich auf eine Art Vorsprechen fürs LAPD hinauslief. Sollte je ein Oscar für die Lebensleistung eines Police Departments verliehen werden, stünde das LAPD als einziger Kandidat auf dem Podium. Wobei Parker den Preis entgegennehmen und Ellroy ihn präsentieren würde. Gemeinsam würden sie all denen danken, die im LAPD dienen und gedient haben.
Eine ziemlich starke Vorstellung: der große, unglaublich eloquente Autor gemeinsam mit dem autoritären Chief in Eisenhower-Jacke und mit Hornbrille auf der Bühne. Und sie unterhalten sich worüber?
Über LAPD ’53, was sonst!
Schusswechsel, 11. November, Hollywood
Die Gespräche über die Konzeption und Schaffung dieses Buchs waren aktueller und realer. Seit James Ellroy seine Zusammenarbeit mit dem Museum begann, hat er bei jeder Erörterung von Los Angeles die Bedeutung der Geschichte des LAPD betont. Wie viele andere ist auch er der entschiedenen Überzeugung, dass die Geschichte dieser Stadt untrennbar mit der Geschichte des LAPD verbunden ist. In guten wie in schlechten Zeiten spiegelten sich das Wachstum und die Entwicklung der zweitgrößten Stadt unseres Landes in der Entwicklung ihres Police Departments wider. Eine der wichtigsten Methoden zur Erfassung dieses Austauschs ist das geschriebene Wort, hauptsächlich in Buchform. Woraus dem Museum ein weiterer Vorteil erwächst – ein eigenes Verlagsprogramm.
Museen, die Bücher veröffentlichen, sind meist viel größer, etablierter und thematisch nicht so beschränkt wie das Polizeimuseum von Los Angeles. Museen, die regelmäßig publizieren, haben einen besonders guten Ruf. Dass ein Museum unserer Größenordnung ein Verlagsprogramm mit einem derart bedeutenden Autor wie James Ellroy auflegen kann, ist wahrlich beispiellos. Kurz und gut, es ist uns eine große Ehre, und dies umso mehr, als das Projekt auf ihn zurückgeht und er voll und ganz dahintersteht.
Das Museum ist gerne auf seinen Vorschlag eingegangen, Tatortbilder aus verschiedenen Dekaden des letzten Jahrhunderts zusammenzustellen, beginnend mit den Zwanzigerjahren. Anfangs wollten wir einen Querschnitt aus vier oder fünf Dekaden auflegen, doch die beteiligten Museumsmitarbeiter und Ehrenamtlichen erkannten bald, dass ein einziges Jahr mehr als genug fotografisches Material bot, um das nun vorliegende Buch zu illustrieren. Im Laufe ihrer Fotorecherchen gelangten die Projekt-Mitarbeiter immer mehr zur Einsicht, dass 1953 ein Jahr mit besonders außergewöhnlichen Fällen war. Was gleich ins Auge sprang, waren die Tatortbilder vom Mord an Ruth Fredericks, die durch ihren Mann zu Tode kam, der 1953 als »Krockethammer-Mörder« in die Polizeigeschichte einging. Andere Fotos zeigten den schwarzen Tag, an dem ein LAPD Officer einen erweiterten Suizid in Verbindung mit einem Doppelmord beging. Während die Zahl der ungewöhnlichen Fälle stieg, wuchs auch die Vielfalt der abgebildeten Verbrechen. Und zugleich wurde damit Ellroys Forderung entsprochen, aus dem Buch keine Ansammlung von »Splatter-Bildern« zu machen.
Nachdem wir die Geschichten und Fotos von 1953 zusammengestellt hatten, waren alle Beteiligten überzeugt, dass das vorliegende Material eine Veröffentlichung wert war. Das sah auch der angesehene New Yorker Verlag Abrams Books so. Die Arbeit im Museum begann umgehend nach Unterzeichnung des Verlagsvertrags. Die Fotografien mussten eingescannt und umfassendere Nachforschungen getätigt und abgeschlossen werden, ehe der Text verfasst werden konnte.
Anders als viele Bücher, die von einem einzelnen Autor stammen, ist dieses Buch die Frucht einer vielfältigen Zusammenarbeit. Ehrenamtliche mit großem Interesse an der Geschichte von Los Angeles und des LAPD, unter ihnen zwei anerkannte Historiker, haben den unterschiedlichen Aspekten dieses Bandes zahlreiche Arbeitsstunden gewidmet. Ihnen haben sich fest angestellte Museumsmitarbeiter angeschlossen. Die endgültige Zusammenstellung erfolgte letztlich durch einen idealen Mix erfahrener LAPD-Unterstützer und Museumsmitarbeiter unter der Leitung eines ebenso geduldigen und wie getriebenen Bestsellerautors. Die Anforderungen waren hoch, und jeder wollte sein Bestes geben.
Bei der Arbeit an LAPD ’53 versuchten alle, möglichst viel über das betreffende Jahr, die Stadt und deren damalige Polizeikräfte zu erfahren. Dabei kam ihnen die einmalige Sammlung des Museums zugute. Ebenso der seit Langem am Museum ehrenamtlich tätige Cal Drake, der im Dezember 1952 an der Polizeiakademie des LAPD seinen Abschluss gemacht hatte. 1953, sein erstes Berufsjahr bei der Polizei, war der Dreh- und Angelpunkt des Buches, mit dem sich alle intensiv beschäftigten.
Neben der lebendigen Geschichte des pensionierten Sergeant Drake konnten sie sich bei ihrer Bemühung um die Vergegenwärtigung des an technologischen Aufnahmemöglichkeiten eingeschränkten Jahres auf die Druck- und Fotosammlungen des Museums stützen. Jeder Tagespolizeibericht wurde mehrmals durchgearbeitet, jede Ausgabe des innerpolizeilichen Beat-Magazins von 1953 studiert, ebenso wie die Fotografien aus dem Museumsarchiv. Die Pathologie-Akten des Countys wurden in einer Kammer gesichtet, die fast ebenso unwirtlich wirkte wie dessen Untersuchungsraum. Die Zeitungsausschnitt-Sammlungen von Chief Parker und Policeman James E. Barrick lieferten sonst kaum aufzufindende Informationen, die sich für das Projekt als äußerst wertvoll erwiesen.
Insgesamt ermöglichten die vielen im Museum vereinigten Ressourcen eine ebenso umfassende wie detaillierte Übersicht über das Polizeijahr 1953. Das herausgebende Team sammelte, überlegte und entschied anhand von Untersuchungskriterien, die weder in die würdige Stille einer Bibliothek noch in die Strenge eines wissenschaftlichen Laboratoriums gepasst hätten. Immer lebhaft, manchmal auch laut, schritt die Arbeit zügig und angenehm voran. Hier waren die richtigen Leute zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle, um sicherzustellen, dass die vorliegende Verbindung von Bildern und Sprache rechtzeitig in die Buchläden gelangte.
Suizid, 13. Februar, Hollywood
Dabei wurden in den Presseausschnitten des Chiefs unbekannte Berichte gefunden, die sich auf seine eventuelle Ablösung bezogen. Im Rückblick erscheint dies allerdings als unwahrscheinlich, da sich seine Reformen ja noch in der Anfangsphase befanden. Das neue Heim des LAPD, das Gebäude, das später seinen Namen tragen sollte, war noch im Bau. Das organisierte Verbrechen hatte keineswegs aufgegeben. Der Flugbetrieb noch nicht eingesetzt. Im LAPD herrschte nach wie vor Rassentrennung. Motorradbullen trugen noch keine Helme. Sergeant Friday hatte sich für seine Dragnet-Serie noch nicht Bill Gannon als Partner ausgesucht.
Gewiss, all diese bedeutenden Unterfangen hätte man dem nachfolgenden Chief überlassen können, aber warum sollte die Stadt ein so zentrales Vorhaben abwürgen? Nun, es ist nicht dazu gekommen. Parker konnte seine erst vor wenigen Jahren begonnenen Reformen fortsetzen. Die schon erwähnten Veränderungen erfolgten unter seiner Ägide.
Anhand der Bilder lässt sich auch die Entwicklung der Uniform nachverfolgen. Parkers eigene Porträts zeigen die ständigen Veränderungen an der Schirmmütze. Er schaffte die Selbstmörder-Koppel ab, die den Polizeigurt tragen half und Verbrechern einen sicheren Haltegriff bot, wenn sie ein unautorisiertes Tänzchen mit einem uniformierten Bullen wagen wollten. Den Herausgebern fiel auch auf, dass die Schirmmützen achteckig waren und ständig getragen wurden. Es gab keine kurzärmligen Hemden, keine Walkie-Talkies oder Namensschilder. Uniformabzeichen und Ausrüstung waren einfach, hatten aber Klasse. Es handelte sich offensichtlich um eine sehr effiziente Truppe. Denn letztlich hatte Parker nur eine kleine Mannschaft zur Verfügung, gerade genug, um die anfallenden Aufgaben zu bewältigen.
Doch die Polizei war nicht erst zu Parkers Zeiten knapp aufgestellt. Bereits im Jahresbericht von 1895 fordert der Chief von der zuständigen Kommission mehr Polizisten. Das LAPD ist seit über hundert Jahren unterbesetzt und hat dennoch durchgehalten und gelegentlich sogar floriert.
Das galt auch für meine Zeit beim LAPD. Die nun vor mehr als dreißig Jahren begann, mit meinem Abschlussjahr an der University of Southern California, als ich ein Praktikum bei der Planning and Research Division absolvierte, der Planungs- und Untersuchungsabteilung des LAPD. Vom Praktikum wechselte ich direkt zur Polizeiakademie und leistete zwanzig schöne Dienstjahre ab, mit vielfältigen Aufgaben in Zivil und in Uniform. Ich bin in allen vier bureaus (Regionen) der Stadt Streife gegangen und habe in der Northeast Area aufgehört. Genau zu der Zeit, als sich die Los Angeles Police Historical Society darauf vorbereitete, die älteste Polizeiwache in L. A., die Highland Park Station, zu übernehmen, um dort ein LAPD-Geschichtsmuseum einzurichten. Dort hatte sich der Vorläufer meiner letzten Dienststelle befunden, und die Liegenschaft schien wie gemacht, um die Vergangenheit des LAPD auszustellen.
2001 eröffnete die Historical Society das Museum als bis dahin erstes und einziges städtisches Polizeimuseum in den USA. Ein paar Jahre später, kurz nach meiner Pensionierung, wurde ich zum Leiter des Museums ernannt, wo sich eine kleine Belegschaft, ein großer Aufsichtsrat und eine unglaublich talentierte Truppe von Ehrenamtlichen zusammenfanden.
Die folgenden Jahre, zehn zum Zeitpunkt dieser Niederschrift, haben dem Museum, seinen Sammlungen und seinem Ruf große Veränderungen beschert. Nichts ist mehr wie zum Zeitpunkt meines Eintritts. Das Museum zeigt heute wechselnde professionell zusammengestellte Ausstellungen. Die Audio-Tour ist einmalig in Amerika. Wichtige bauliche Erweiterungen und Erhaltungsmaßnahmen sind abgeschlossen, und das Museum nimmt auf seinem Spezialgebiet eine führende Stellung ein. Es wird auf der ganzen Welt in Nachrichten erwähnt und in vielen Fernsehshows beschrieben. Die Besucherzahlen sind stark gestiegen, selbst Leute, die in L. A. sonst nicht unbedingt Highland Park besuchen würden, kommen eigens her, um sich das Museum anzusehen.
Sie sind es, die uns sagen, wie gelungen das Museum heute erscheint. Doch so gerne wir das hören, das Museum stellt nur die öffentliche Seite einer weitaus größeren Unternehmung dar. Die Erhaltung und Weitergabe der LAPD-Geschichte bleibt fürs allgemeine Publikum unsichtbar. Diese findet hinter den Kulissen statt, wo wir die oft einzigen Bilder von LAPD Officers aufbewahren, die im Dienst ums Leben gekommen sind. Uns obliegt die Sicherstellung und Pflege von goldenen, mit Juwelen besetzten Polizeiabzeichen. Die ältesten bekannten Fotos von LAPD Officers sind hier deponiert. Ebenso wie eine Sammlung sämtlicher Bücher über das LAPD, die ein pensionierter Police Officer zusammengestellt hat. All das erfolgt aus einem einzigen Grund: um die Männer und Frauen des Los Angeles Police Department zu feiern, einer Institution, die in einer Zeit gegründet wurde, ehe die Technik ständige öffentliche Kommentare möglich machte.
Damals haben sich die Menschen besser benommen.
Damals haben sich die Menschen besser angezogen.
Die dem nicht entsprachen, können heute auf nachfolgenden Seiten gefunden werden.
In LAPD ’53.
Glynn Martin
LAPD a. D.