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Aus dem Leben - hin zur Bibel.
Das Konzept von Bibelbüchern für Kinder wird hier vom Kopf auf die Füße gestellt: Gewöhnlich erzählen Kinderbibeln biblische Geschichten in einfacher Sprache und führen Kinder so an biblische Themen heran. Hier ist es genau umgekehrt: Die Lebensthemen von Kindern sind die Ausgangspunkte, die mit biblischen Geschichten verknüpft werden. Denn in der Bibel geht es genau wie in Familien um anfangen, angeben, bitten, feiern, hören, lachen, streiten, tanzen, träumen, versöhnen, vertrauen, zusammenhalten u.v.m.
So ergibt sich ein Kaleidoskop des Glaubens, entwickelt aus Alltagserfahrungen, die jedes Kind kennt. Ein Buch für die gemeinsame Zeit in Familie oder Kindergarten und Kindergottesdienst und natürlich auch zum Selbstlesen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 333
Alltagsnah – lebensfroh – kinderleicht
In der Bibel geht es genau wie in Familien um anfangen, berühren, entdecken, feiern, fragen, glauben, lachen, spielen, träumen, zusammengehören und vieles mehr.
Georg Schwikart verbindet in diesem Buch die heutige Lebenswelt von Kindern und Familien mit klassischen Bibeltexten und schafft so eine Familienbibel zum Selbst- und Vorlesen, die die Fantasie beflügelt und dazu einlädt, die Welt mit anderen Augen zu sehen.
Ein Buch für viel gemeinsame Zeit in Familie oder Kindergarten und Kindergottesdienst, wunderschön illustriert von Karin Lindermann.
Dr. Georg Schwikart, geboren 1964, Studium der vergleichenden Religionswissenschaft, Theologie und Volkskunde in Neuburg/Donau, Bonn und Tübingen. Er ist Pfarrer und Schriftsteller, ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Sankt Augustin.
Georg Schwikart
LebensFest
Das Besondere im Alltag
150 biblische Entdeckungen für Kinder
Mit Illustrationen von Karin Lindermann
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Copyright © 2023 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln
Umschlagmotiv und Innenillustrationen: © Karin Lindermann
Die Illustrationen zu diesem Werk wurden vermittelt durch Paula Peretti Literarische Agentur, Köln.
ISBN 978-3-641-29133-4V001
www.gtvh.de
Für mein Patenkind Elise
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Altes Testament
anfangen
atmen
etwas Falsches tun
töten
retten
angeben
streiten
zählen
weglaufen
lügen
verhandeln
auf die Probe stellen
schwören
betrügen
versprechen
kämpfen
hassen
träumen
erfolgreich sein
beschuldigt werden
einstehen
weinen
versöhnen
befehlen
verstecken
einen Namen haben
fliehen
meckern
an Regeln halten
umstimmen
segnen
ansehen
wie blind sein
wählen
Kraft haben
folgen
hören
gewinnen
beschimpfen
urteilen
wohnen
versorgen
(über)eifrig sein
ärgern
enttäuscht sein
verzweifelt sein
Zeit haben
verliebt sein
gelingen
geborgen sein
sehnen
lachen
gesehen werden
eine Stimme geben
vereinen
antworten
sich freuen
leiden
wirken
reden
staunen
lebendig sein
trotzen
preisen
lesen
Wunder erleben
spielen
Neues Testament
aufnehmen
zweifeln
fragen
hüpfen
loben
widersprechen
geboren werden
warten
schenken
suchen
ändern
taufen
standhalten
feiern
selig sein
schlafen
wachsen
beten
trinken
verdienen
still sein
gehen
Frucht bringen
entdecken
satt werden
vertrauen
Angst haben
wichtig sein
Mitleid haben
beschäftigen
verlieren
umkehren
danken
überheblich sein
barmherzig sein
berühren
neidisch sein
schreien
klettern
stehlen
begrüßen
wütend sein
zuverlässig sein
spenden
beschuldigen
einladen
lernen
verpassen
vermehren
etwas Gutes tun
Gemeinschaft erfahren
dienen
verleugnen
sterben
aufstehen
bleiben
glauben
traurig sein
ausgesendet werden
begeistert sein
verzeihen
verstehen
stürzen
sich ändern
reisen
entscheiden
singen
bekennen
hoffen
essen
zusammengehören
lieben
wissen
trösten
schlagen
Rat geben
knien
eins sein
handeln
sehen
sich öffnen
Ziele haben
Bibelstellenregister
Stichwortregister
Vorwort
Liebe Kinder!
Ihr erlebt jeden Tag so viele Sachen: Ihr esst und schlaft, spielt und lernt, ihr streitet auch und manchmal müsst ihr weinen … und dann gibt es wieder was zu lachen. Ärgern und Staunen, alles kommt vor und noch viel, viel mehr.
In diesem Buch findet ihr 150 Geschichten, die von Kindern aus aller Welt erzählen: Manche erleben verrückte Sachen, manche haben Probleme, mal sind sie glücklich, mal traurig — es sind Kinder wie ihr.
Direkt auf jede Geschichte folgt ein kleiner Abschnitt aus der Bibel. Die Bibel wird das »Buch der Bücher« genannt: Seit mehr als 2000 Jahren lesen Menschen ihre Geschichten und Gedichte. Sie sind immer wieder spannend und schön. Ihr werdet überrascht sein: Was ihr erlebt, kommt alles auch in der Bibel vor!
Ich lade euch ein, zu entdecken, was hier von Hellen und Malaika, von Ruben und Niels, von Anna und Vincent und all den anderen Kindern erzählt wird. Und von Mose, Maria, Elisabet, Jesus, Paulus und zahlreichen anderen Personen der Bibel. Da geht es um Abenteuer und Alltäglichkeiten.
Die Bibel hilft Menschen auf der ganzen Erde, »lebensfest« zu werden: also besser leben zu können. Sie spricht von Gott, denn Gott ruft allen Menschen zu: »Willkommen zum Fest des Lebens!«
Georg Schwikart
Liebe Erwachsene!
Die Bibel ist das »Buch der Bücher«, im wahrsten Sinne Weltliteratur: Sie erzählt die Geschichte aller Menschen und jedes Einzelnen. Auf der ganzen Erde fühlt man sich von ihr verstanden.
Es ist sinnvoll, ja notwendig, Kinder mit den Mythen und Lehren, der Bilderwelt und Poesie der Bibel vertraut zu machen. Denn sie prägt die jüdisch-christliche Perspektive auf das Leben. Dieses Kinder-Bibel-Buch bietet nicht nur einen schmalen Auszug der biblischen Vielfalt, es lädt ein, die ganze Bandbreite zu entdecken: Die Mose-Bücher, Propheten und Psalmen, das Hohelied und Kohelet, die Evangelien, Apostelgeschichte und Paulusbriefe bis zur Offenbarung … Die 150 ausgesuchten Bibelstellen wurden von mir nah am Text und doch für Kinder gut verständlich übertragen, also gekürzt und in unsere heutige Sprache übersetzt.
Der Einstieg geschieht jeweils über eine Geschichte aus der Erfahrungswelt der Kinder. So erkennen sie: Was sie erleben, kommt auch in der Bibel vor. Sowohl die Geschichten als auch die Bibeltexte eignen sich zum Vorlesen, bei älteren Kindern auch zum Selbstlesen. Ergänzt werden die in der Regel eine Doppelseite umfassenden Kapitel durch ansprechende Illustrationen von Karin Lindermann und kleine »Kästen«, die mal eine weiterführende Information enthalten, ein Gebet oder eine Anregung zum Mitmachen.
Die Lektüre der Bibel hilft den Kindern, »lebenfest« zu werden; sie stärkt fürs Dasein — und zeigt, unser Leben ist ein Fest, zu dem Gott alle willkommen heißt.
Georg Schwikart
Altes Testament
• anfangen •
»Wie sieht’s denn hier aus?« Tobis Mama steht in seiner offenen Zimmertür. »Das darf ja wohl nicht wahr sein!« Sie stemmt die Hände in die Seiten und schüttelt den Kopf. »So ein Durcheinander! So geht das nicht weiter. Wenn hier nicht bald alles tippitoppi ist, dann …« Sie spricht den Satz nicht zu Ende. Aber Tobi ahnt es schon: Dann wird es nichts mit dem Ausflug zum Aquarium.
»Ich würde ja echt gern aufräumen«, sagt Tobi, »aber ich schaffe es einfach nicht! So viel auf einmal — das geht nicht« Seine Mama schaut ihn verständnisvoll an und gibt ihm einen Tipp: »Trau dich einfach anzufangen! Mach jeden Tag ein bisschen. Dann wird das schon!«
Gesagt — getan: Am Montag sammelt Tobi seine Dreckwäsche ein: Socken, T-Shirts, Handtücher, Pullover. Am Dienstag stellt er die herumliegenden Bücher ins Regal. Am Mittwoch räumt er alle Legosteine in die Legokiste. Jetzt sieht es schon viel besser aus. Am Donnerstag wirft er den leeren Joghurtbecher in den gelben Eimer und die Bonbonpapiere ins Altpapier. Am Freitag sorgt er auf seinem Schreibtisch für Ordnung. Und am Samstag — er ist so stolz auf sich — saugt er sein Zimmer. Seine Mama ist begeistert und nimmt ihn in den Arm: »Danke! Toll gemacht!«
Am Sonntag ist er fertig, nicht nur mit dem Zimmer, sondern auch er selbst ist ganz k.o.! »Zu erschöpft, um zum Aquarium zu fahren?«, fragt ihn seine Mama. Tobi springt auf: »Von wegen! Los geht’s!«
Die Bibel erzählt dazu Folgendes:
Am Anfang machte Gott den Himmel und die Erde. Die Erde war noch ein großes Durcheinander und ganz dunkel. Aber Gottes Geist war schon da. Gott brauchte nur etwas zu sagen — und es entstand.
Am ersten Tag machte Gott das Licht.
Am zweiten Tag den Himmel.
Am dritten Tag Land und Meer, außerdem Bäume, Sträucher und Blumen.
Am vierten Tag machte Gott die Sonne, den Mond und alle Sterne.
Am fünften Tag Fische und Vögel.
Am sechsten Tag machte Gott Schafe, Schlangen, Hirsche und alle anderen Tiere. Und den Menschen — als Frau und Mann. Gott segnete sie und sagte zu den Menschen: »Ihr sollt viele Kinder bekommen und euch auf der Erde verteilen!«
Und Gott sah sich alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut.
Am siebten Tag war alles fertig. Gott ruhte sich von seiner Arbeit aus. Deswegen ist der siebte Tag heilig.
(Genesis/1 Mose 1,1-2,3)
Kurz erklärt
Der Anfang der Bibel meint einen ganz besonderen Anfang: Den allerersten Anfang — bevor überhaupt irgendetwas war. Das können wir uns kaum vorstellen. Gemeint ist: Erst war NICHTS. Dann schuf Gott die Welt.
Gut gesagt
Kennst du das deutsche Sprichwort: Aller Anfang ist …? — Laotse (auch Laozi genannt) war vor mehr als 2.600 Jahren ein weiser Mann in China. Von ihm stammt der kluge Satz: Eine Reise von tausend Meilen fängt mit dem ersten Schritt an.
• atmen •
Lisa ist mit ihrer großen Schwester Annika im Freibad. Annika möchte etwas lesen, deswegen spielt Lisa einfach allein im Kinderbecken. Aber was heißt allein, es sind ja noch viele andere Kinder da.
Ihr fallen drei Jungs auf. Sie sind etwas älter und größer als die anderen und scheinen sich sehr wichtig zu fühlen. Sie reden laut miteinander, schubsen sich gegenseitig und spritzen Wasser durch die Gegend. Lisa überlegt, ob sie das Becken besser verlassen soll. Aber dann versucht sie, die Jungen einfach nicht zu beachten. Die Jungen werfen einander einen Ball zu und nehmen keine Rücksicht auf die anderen Kinder. Einer von ihnen rempelt Lisa an. »Pass doch auf!«, sagt sie. Aber das beeindruckt den Jungen gar nicht. Er sagt nur: »He, willst du Stress oder was?« und drückt ihren Kopf unter Wasser.
Lisa schlägt mit den Armen um sich und versucht, den Jungen wegzuschubsen. Sie bekommt schreckliche Angst, aber da lässt der Junge sie wieder los. Sie schnappt nach Luft und hört Annika brüllen: »Oh Mann, haut da ab, aber schnell!« Sie ruft besorgt: »Mensch Lisa, alles okay?« Lisa nickt, aber ihr kommen die Tränen. Sie kommt aus dem Wasser und Annika rubbelt sie mit einem Handtuch trocken. »Ich habe gedacht, ich ersticke!«, sagt sie zu Annika. Und Annika tröstet sie: »Das glaube ich. So ein Mist! Aber komm in meinen Arm, ich halte dich, jetzt kannst du durchatmen.« Und das tut Lisa. Man hört sie laut ein- und ausatmen. Ein und wieder aus — ein und wieder aus. Das tut gut!
Die Bibel erzählt dazu Folgendes:
Gott hatte den Himmel und die Erde gemacht. Damals gab es noch keine Pflanzen, denn Gott hatte es noch nicht regnen lassen. Menschen gab es auch noch nicht. Aber aus dem Erdboden stieg Nebel auf, der machte die Erde feucht.
Gott nahm etwas von der Erde und formte daraus einen Menschen. Dieser Mensch lebte aber noch nicht. Da blies ihm Gott den Atem des Lebens in die Nase: So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.
Gott pflanzte einen Garten mit vielen Bäumen. Der Garten hieß Eden. Die Bäume trugen reichlich Früchte. Gott stellte den Menschen mitten in den Garten. Der Mensch sollte den Garten pflegen.
(Genesis/1 Mose 2,4-9)
Kurz erklärt
In der Bibel gibt es zwei Berichte über die Schöpfung. Sie beschreiben das Gleiche aus unterschiedlichen Blicken — wie zwei Freunde vom gleichen Erlebnis unterschiedlich erzählen. Die Bibel nennt den ersten Menschen Adam: Das hebräische Wort für Erde ist »adama«; der erste Mensch ist »aus Erde gemacht«. Die erste Frau heißt Eva. Die Bibel nennt sie die »Mutter alles Lebendigen«.
• etwas Falsches tun •
David und sein Freund Ben wollen sich im Supermarkt einen Schokoriegel kaufen. Ben hat kein Geld dabei und David nur so viel, dass er einen, aber keine zwei kaufen kann. Ben macht ganz leise einen Vorschlag: »Das machst du ganz einfach: Einen kaufst du und einen steckst du dir einfach in die Tasche.« David schüttelt den Kopf: »Aber man darf nicht klauen! Das ist doch verboten!« Ben zwinkert mit dem Auge: »Wer sagt das? Das hat mein Bruder auch mal so gemacht, da hat’s geklappt.« David lässt sich überreden. Einen Schokoriegel hält er in der Hand, ein anderer gleitet in seine Jackentasche. Ben geht inzwischen schon einmal in Richtung Ausgangstür.
An der Kasse ist David ziemlich aufgeregt. Die Frau an der Kasse legt den Kopf etwas schief und fragt: »Du willst diesen einen Schokoriegel bezahlen?« David nickt stumm. Die Frau zieht die Augenbrauen hoch und fragt: »Und was ist mit dem anderen in deiner Jackentasche?« Sie zeigt darauf. Davids Mund ist ganz trocken. Er kann nicht sprechen, zieht aber den zweiten Schokoriegel hervor und legt ihn neben den anderen auf die Ladentheke.
»Warum machst du so was?«, fragt ihn die Kassiererin. David wird ganz rot und sagt leise: »Ben hat mich überredet.« Er deutet mit dem Kopf zu seinem Freund. Ben wird rot und behauptet: »Mein Bruder hat gesagt, dass das klappt.«
Die Frau nimmt die beiden Schokoriegel und sagt ganz deutlich: »Macht das nicht noch einmal, hört ihr! Und jetzt macht euch davon, aber schnell. Schokolade gibt’s heute nicht mehr für euch!«
Die Bibel erzählt dazu Folgendes:
Im Garten Eden fragte die Schlange die Frau: »Dürft ihr von keinem Baum die Früchte essen?« Die Frau antwortete: »Doch, wir dürfen die Früchte von allen Bäumen essen — nur vom Baum in der Mitte des Gartens nicht. Wenn wir es doch tun, müssen wir sterben.«
»Das stimmt gar nicht«, sagte die Schlange, »ihr müsst nicht sterben. Ihr werdet dann sein wie Gott: Ihr erkennt, was böse ist und was gut ist.« Das gefiel der Frau. Sie aß Früchte vom Baum in der Mitte des Gartens und gab auch ihrem Mann davon.
Auf einmal fiel ihnen auf: Sie waren ja nackt. Da rief Gott nach dem Mann: »Wo bist du?« Er antwortete: »Wir haben uns versteckt, weil wir nackt sind.« Gott fragte: »Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du etwa Früchte von dem Baum in der Mitte des Gartens gegessen? Das hatte ich doch verboten!« Der Mann schob alles auf die Frau: »Sie hat mir die Frucht gegeben.« Und die Frau schob alles auf die Schlange: »Sie hat mich verführt.«
Da sprach Gott: »Frau, du musst unter Schmerzen Kinder zur Welt bringen! Und du, Mann, musst hart arbeiten, solange du lebst.« Die beiden mussten den Garten Eden verlassen. Vor den Eingang zum Garten stellte Gott Engel mit flammenden Schwertern.
(Genesis/1 Mose 3,1-22)
Kurz erklärt
Die ersten Geschichten der Bibel nennt man »Mythos«. Sie wollen nicht so etwas sein wie Zeitungsberichte über bestimmte Ereignisse, sondern wollen uns erzählen, warum die Welt so ist, wie sie ist.
• töten •
In der Schule muss Matteo an die Tafel kommen und vor allen anderen eine schwierige Rechenaufgabe lösen. Und er schafft es nicht. Manche lachen, weil sie die Antwort bereits wissen. Der Lehrer lässt ihn eine ganze Weile vor der Tafel stehen. Aber Matteo weiß die Lösung nicht und steht einfach da. Wie peinlich!
Nach einer gefühlten Ewigkeit darf er sich wieder setzen. Mit dem Bauch voller Ärger geht er in die Mittagspause. Aber auch nach dem Essen in der Schul-Mensa ärgert er sich noch. Im Ruheraum findet er keine Ruhe, weil eine Fliege ständig surrend hin- und herfliegt. Dich kriege ich, sagt sich Matteo und schlägt nach der Fliege. Aber daneben. Mehrmals. Ein Schlag aber trifft sie, die Fliege stürzt auf die Fensterbank. Sie liegt auf dem Rücken, die Beinchen nach oben. Sie brummt kurz und ist dann wieder still. Matteo packt vorsichtig ein Flügelpaar zwischen Daumen und Zeigefinger. Sie bewegt sich noch. Matteo denkt sich: Sie stirbt. Er überlegt, wie er der Fliege einen Flügel ausrupfen kann. Doch da steht ein anderer Schüler neben ihm und sagt: »Lass das! Schlag sie tot oder lass sie fliegen. Aber quäle sie nicht. Auch Fliegen wollen leben.«
Matteo lässt die Fliege auf den Fußboden fallen und tritt darauf.
Die Bibel erzählt dazu Folgendes:
Eva und Adam bekamen zwei Kinder: Kain und Abel. Kain wurde Ackerbauer und Abel ein Schafhirte. Beide brachten Gott ein Opfer: Kain etwas von seinem Getreide und Abel ein Lamm. Das Lamm gefiel Gott gut, das Getreide nicht. Das machte Kain wütend. Ihm wurde ganz heiß und sein Blick wurde böse.
Da sagte Kain zu seinem Bruder: »Abel, komm mit mir aufs Feld.« Abel ging mit ihm. Da schlug ihn Kain tot.
Gott fragte Kain: »Wo ist dein Bruder Abel?« Kain tat ahnungslos: »Ich weiß es nicht. Muss ich denn auf meinen Bruder aufpassen?« Aber Gott wusste, was passiert war: »Was hast du nur getan? Das Blut deines Bruders schreit zu mir! Zur Strafe musst du ohne Ruhe über die Erde wandern.«
(Genesis/1 Mose 4,1-16)
Gebet
Guter Gott! In uns allen steckt ein wenig von Kain und Abel. Aber du willst nicht, dass wir uns gegenseitig wehtun. Nicht mit Taten und nicht mit Worten. Hilf uns, miteinander freundlich zu sein. Auch wenn es manchmal schwerfällt.
Gut gesagt
Der Mensch, der nicht geachtet ist, bringt um.
Antoine de Saint-Exupéry, französischer Schriftsteller
• retten •
Es ist ein sonniger Tag. Nuri und ihr Opa Ahmet gehen zum kleinen Streichelzoo auf dem Feld zwischen den Ortsteilen. Da leben Pferde, Ziegen, Hühner, Gänse, Katzen und ein Hund. Nuri freut sich schon. Opa sagt: »Wir sehen gleich unzählig viele Tiere.« Nuri fragt: »Wie meinst du das?« Der Opa zeigt auf die Wiese: »Wir sehen nicht nur Pferde, Ziegen, Hühner, Gänse, Katzen und einen Hund. Bück dich mal. Dann wirst du auch klitzekleine Ameisen sehen, und Würmer. Schau, Mücken tanzen in der Luft, und abends quaken hier die Frösche.« Nuri macht: »Quak, quak!«
Aber plötzlich ändert sich das Wetter. Opa bemerkt, wie sich der Himmel zuzieht. »Komm, lass uns heimgehen, bevor es anfängt zu regnen.« Sie gehen los, aber unterwegs fallen schon die ersten Tropfen. Auf einmal prasselt ein Regenschauer auf die beiden nieder. Sie sind schnell klitschnass. Nuri läuft ein wenig vor, aber Opa kann nicht so schnell gehen. Fahrradfahrer sausen an den beiden vorbei, auch andere Fußgänger überholen sie.
Da sieht Nuri die Regenwürmer auf dem Weg. Ganz viele. Der Opa erklärt: »Bei Regen kommen die raus, sonst ertrinken sie in der Erde.« Nuri überlegt: Nicht dass jemand auf die drauftritt. Sie nimmt vorsichtig einen Regenwurm in die Hand und trägt ihn ins Gras am Wegesrand. Und noch einen. Und noch einen. Und noch einen. Alle schafft sie nicht, es sind zu viele. Aber einige hat sie gerettet.
Der Regen hört auf, und schon ist wieder die Sonne da. Opa Ahmet lächelt Nuri an.
Die Bibel erzählt dazu Folgendes:
Gott sah: Die Menschen auf der Erde waren böse zueinander. Da tat es ihm leid, den Menschen und alles gemacht zu haben. Gott beschloss, alles wieder zu vernichten. Nur Noah und seine Familie sollten gerettet werden. Gott sagte zu Noah: »Baue ein Schiff aus Holz, eine Arche: 130 Meter lang, 22 Meter breit und 13 Meter hoch. Und dann führe von allen Tieren jeweils ein Weibchen und ein Männchen an Bord. Sie sollen am Leben bleiben.« Noah machte alles genau so, wie Gott es befohlen hatte.
Dann begann es zu regnen: 40 Tage lang. Das Wasser stieg und stieg, bis die höchsten Berge bedeckt waren. Die Arche trieb auf dem Wasser dahin. Auf der Erde starben alle Lebewesen. Es überlebten nur die Menschen und die Tiere in der Arche.
Dann hörte es auf zu regnen. Noah öffnete das Fenster der Arche und ließ eine Taube ausfliegen. Aber sie kehrte zurück, weil noch überall das Wasser stand. Eine Woche später ließ er noch einmal die Taube ausfliegen. Sie kehrte am Abend mit dem Zweig eines Olivenbaums zurück. Da wusste Noah: Das Wasser hat abgenommen. Noch eine Woche später ließ Noah die Taube zum dritten Mal ausfliegen; da kehrte sie nicht mehr zurück.
Das Wasser hatte sich verlaufen, die Erde war wieder trocken. Da kamen Noah, seine Familie und alle Tiere aus der Arche heraus. Noah baute einen Altar und brachte Gott ein Opfer. Gott sagte: »Auch wenn die Menschen schlecht sind, ich werde sie nie mehr vernichten. Solange die Erde besteht, werden Aussaat und Ernte, Sommer und Winter, Tag und Nacht nicht mehr aufhören.« Und Gott setzte einen Regenbogen zwischen Himmel und Erde: das Zeichen für Gottes Bund mit den Menschen.
(Genesis/1 Mose 6,5-9,17)
Kurz erklärt
Die Arche war ein besonderes Boot. Sie schwamm auf dem Wasser wie ein Kasten, war aber nicht steuerbar.
• angeben •
Rahul baut am Strand eine Burg aus Sand. Nur ein paar Meter weiter baut ein anderer Junge auch eine Sandburg. Rahul nervt das: Seine Burg soll höher werden! Mit dem Eimer schüttet er Sand auf Sand und klopft diesen fest. Noch mehr! Noch höher! Aber die Burg des anderen wächst auch. Einen halben Meter hoch wird sie schon sein. Doch Rahuls Burg ist größer. Noch. Der andere Junge holt auf.
Ein Schäferhund kommt angetrabt und springt in großen Sätzen am Wasser entlang und — zack — in Rahuls Burg, und ist schon wieder weg. Die Burg des anderen ist heil geblieben. Der andere Junge grinst. Rahul tritt wütend in den Sandhaufen, der einmal seine Burg war. Da sieht er, wie der andere Junge ein wenig Anlauf nimmt und in seine eigene Burg springt. Sie fällt sofort zusammen.
Das gefällt Rahul. Er fragt den anderen Jungen: »Wollen wir Federball spielen?« Der versteht ihn nicht. Die Mutter des anderen Jungen sagt zu ihrem Sohn: »Badminton.« Da nickt der andere und sagt: »Avec plaisir.« Zu Rahul sagt diese Frau: »François spielt gern mit dir!«
Die Bibel erzählt dazu Folgendes:
Die Menschen sprachen einmal alle die gleiche Sprache.
Da sagten die Nachkommen Noahs zueinander: »Kommt, wir bauen eine Stadt. In der Stadt bauen wir einen Turm — ganz hoch! Seine Spitze soll bis in den Himmel reichen. Dann wird man auf der ganzen Welt sehen, wie großartig wir sind.«
Das gefiel Gott überhaupt nicht. Er sah sich die Stadt und den Turm an, die die Menschen bauten. Er sagte: »Noch haben alle die gleiche Sprache. Ich aber will ihre Sprache verwirren. Dann kann keiner mehr den anderen verstehen.«
So kam es. Die Menschen sprachen auf einmal ganz unterschiedliche Sprachen. Sie hörten auf, an der Stadt und dem Turm zu bauen. Sie zerstreuten sich über die ganze Erde.
(Genesis/1 Mose 11,1-9)
Kurz erklärt
Der »Turmbau zu Babel« war der Versuch, so zu sein wie Gott. Die Geschichte soll aber auch erklären, warum es so viele verschiedene Sprachen auf der Welt gibt. Die »Gegengeschichte« ist die Erzählung von Pfingsten, wenn alle einander verstehen können.
Mach mit
Welche Sprachen kennst du? Sprich mit Leuten, die noch eine andere Sprache sprechen als Deutsch. Du kannst zum Beispiel lernen, was Guten Tag, Bitte oder Danke auf Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Türkisch und so weiter heißt.
• streiten •
An diesem Nachmittag haben die Geschwister Vivienne und Luis ihre Freundinnen und Freunde eingeladen: Vivienne drei Mädchen, Luis zwei Jungen. Die Jungen wollen im Wohnzimmer einen Film gucken. Die Mädchen möchten am Esstisch in Ruhe Origami machen, also aus Papier Kraniche falten. Da würde ein Film nur ablenken.
»Ich war zuerst da«, behauptet Luis, »wir bleiben hier!« »Ich bin älter als du«, gibt Vivienne zurück, »ihr könnt im Keller den Film gucken.« Luis sagt: »Geht ihr doch in den Keller mit eurem Bastelkram.« Seine Schwester stemmt die Hände in die Seite: »Wir sind mehr, also ab mit euch in den Keller.« So geht das noch eine ganze Weile hin und her. Schließlich beschimpfen sich die Geschwister: »Dummer Blödmann!«, »Hässliche Ziege« — da schaltet sich die Mutter der beiden ein: »Genug jetzt! Wir machen den Münzwurf. Hier ist ein Euro. Was oben liegt, bestimmt. Vivienne, was möchtest du?« Vivienne wählt den Adler. Also bleibt für Luis die Zahl. Die Mutter wirft die Münze hoch, als sie unten ankommt, liegt oben die Zahl.
Luis hat gewonnen. Vivienne kramt beleidigt das Bastelpapier zusammen. Da sagt Luis: »Ach, ist doch egal, ihr könnt oben bleiben. Jungs, wir gehen runter.«
Die Bibel erzählt dazu Folgendes:
Abraham hieß damals noch Abram. Er war wohlhabend: Abram besaß viele Schafe, Ziegen und Rinder. Dazu gehörten ihm viele Zelte. Und er besaß Silber und Gold. Abram zog von Ägypten in das Land, das später einmal Israel heißen würde. Er nahm seine Frau mit, seine Familie und die Hirten, die für ihn arbeiteten — dazu seinen ganzen Besitz. Abram ging von einem Lagerplatz zum anderen. Er suchte einen Ort, an dem er für immer bleiben konnte.
Abram wurde von seinem Neffen Lot begleitet. Auch Lot besaß zahlreiche Tiere. Das Land war aber nicht groß genug für Abram und Lot. Die Hirten der Herde von Abram und die Hirten der Herde von Lot gerieten in Streit.
Da sagte Abram zu Lot: »Zwischen mir und dir, zwischen meinen Hirten und deinen Hirten soll es keinen Streit geben. Wir sind doch wie Brüder. Das ganze Land liegt vor uns. Es ist besser, wenn wir uns trennen. Wenn du nach links gehst, werde ich nach rechts gehen. Wenn du nach rechts gehst, werde ich nach links gehen.«
So trennten sie sich voneinander. Lot zog in die Gegend am Jordan, Abram nach Kanaan.
(Genesis/1 Mose 13,1-12)
Gedicht
Rutschen und springen, lachen und singen,
spielen und laufen, albern und raufen,
lernen und fernsehn, schlafen und aufstehn,
trödeln und eilen, helfen und heilen,
weinen und fluchen, finden und suchen,
schwimmen und reiten, lieben und streiten,
trinken und essen und Gott nicht vergessen.
• zählen •
Jan kann jetzt schon bis 100 zählen. Das Zählen macht ihm großen Spaß! Er zählt alles Mögliche: die Steckdosen in seinem Zimmer: 5 sind es. Die Kleidungsstücke, die er anhat: 8 (Unterhose, Unterhemd, Hose, Pulli, zwei Socken, zwei Pantoffeln). Die Bissen, die er braucht, um ein Marmeladenbrot zu essen: 21. Die Bücher in seinem Regal: 37. Und so weiter.
Am Sonntag ist Jan im Kindergottesdienst. Das Thema sind Adam und Eva im Paradies. Zu Hause fragt ihn Papa, wie es war. Jan erzählt: »In der Kirche gibt es 16 Lampen und 94 Gesangbücher, außerdem 2 mal 8 Bankreihen.« Papa fragt nach: »Ja, aber worum ging es?« Jan fand die Geschichte der beiden ersten Menschen wohl nicht so spannend. Papa sagt: »Okay, bald wird wahrscheinlich eine Geschichte kommen, die dich mehr interessiert: Noah und die Tiere auf der Arche. Das waren viele. Da gibt’s was zu zählen!«
Die Bibel erzählt dazu Folgendes:
Als Abraham noch Abram hieß, sagte Gott zu ihm: »Hab keine Angst, Abram. Ich passe auf dich auf. Ich belohne dich.« Abram antwortete: »Was willst du mir schon geben? Ich habe doch keine Kinder — und deswegen auch keine Erben. Mein Sklave wird erben, was ich besitze.« Gott sprach: »Du wirst einen eigenen Sohn bekommen.« Dann führte Gott den Abram nach draußen und forderte ihn auf, in den Himmel zu schauen: »Zähle die Sterne, wenn du kannst. So viele Kinder und Enkel und Urenkel wirst du einmal haben.«
(Genesis/1 Mose 15,1-5)
• weglaufen •
Laut polternd stapft Patrick in sein Zimmer und schmeißt sich aufs Bett. Nie mehr will er seine Mutter sehen. Bestimmt tausendmal hat sie ihn aufgefordert, er solle sein Zimmer aufräumen. Wie das nervt! Patrick reicht es. Das lässt er nicht länger mit sich machen, das hält doch kein Mensch aus! Er wird jetzt seine Sachen packen und weglaufen. Für immer.
Das Köfferchen her! Mensch, wo ist das blöde Köfferchen? Unterm Bett nicht, auf dem Schrank nicht, neben dem Schreibtisch auch nicht. Unter einem Stapel von Büchern, Pappschachteln und Schmusetieren findet er es. Er schüttet den Inhalt — Muscheln und Werkzeug — auf den Boden. Da kommt ihm in den Sinn: Die kleine Säge könnte er eigentlich mitnehmen. Wer weiß, wofür man die einmal brauchen kann, wenn man so durch die Welt wandert. Vielleicht muss er sich irgendwann ein Baumhaus bauen oder ein Floß? Als Nächstes: das Taschenmesser. Wer hat das schon wieder weggenommen? Es lag doch immer auf der Fensterbank. Patrick sucht im Regal und in den Taschen der verschiedenen Hosen, die herumliegen. Er findet das Taschenmesser in der Schreibtischschublade neben angeleckten Lutschern. So, was braucht man noch? Patrick kramt die Taschenlampe hervor, damit kommt man besser durch Höhlen. Er stopft das Kopfkissen in das Köfferchen; wenn er schon unter Brücken schlafen würde, dann wenigstens mit Kopfkissen. Im Schrank taucht seine Flöte auf, die schon als vermisst galt. Patrick will sie mitnehmen; damit könnte er in der Fußgängerzone ein bisschen spielen und sich Geld verdienen.
Seufzend nimmt Patrick das Köfferchen und schleicht nach unten. Aber die Mutter sieht ihn und fragt: »Gehst du auf Reisen?« »Ich hau ab!«, schnieft Patrick. »Du willst weglaufen? Das ist aber schade«, sagt die Mutter, »ich habe gerade die Erdbeeren auf dem Tortenboden verteilt.« Patrick setzt das Köfferchen ab. Erdbeerkuchen! Sein Lieblingskuchen — so ein Mist! Was soll er jetzt tun? Okay, nur ein Stückchen. Am besten mit Sahne. Weglaufen kann er ja später oder irgendwann anders immer noch.
Die Bibel erzählt dazu Folgendes:
Abraham hieß damals noch Abram und seine Frau Sara hieß Sarai. Sarai hatte noch kein Kind geboren. Sie hatte eine ägyptische Dienerin, die Hagar hieß. Sarai sagte zu Abram: »Gott schenkt mir keine Kinder. Also zeuge du ein Kind mit Hagar. Ihr Sohn soll dann mein Sohn sein.« Abram hatte damit eine zweite Frau.
Hagar wurde schwanger. Als sie es merkte, sah sie auf Sarai herab und gehorchte ihr nicht mehr. Das traf Sarai schwer und sie schimpfte mit ihrem Mann: »Jetzt tut sie so, als sei ich Luft! Du bist schuld!« Abram antwortete: »Es ist deine Dienerin. Mache mit ihr, was du willst.« Da schlug Sarai Hagar. Hagar lief weg.
Gottes Engel fand Hagar bei einer Wasserquelle in der Wüste. Er fragte sie: »Woher kommst du und wohin gehst du?« Hagar antwortete: »Ich bin von meiner Herrin Sarai weggelaufen.« Der Engel redete ihr gut zu: »Geh zu ihr zurück. Du wirst einen Sohn zur Welt bringen, den sollst du Ismael nennen. Der Name bedeutet Gott hört — denn Gott hat dich in deiner Not erhört. Dein Sohn wird ein wilder Bursche werden. Du sollst durch ihn viele Nachbekommen haben.« Da sagte Hagar: »Du bist der Gott, der mich sieht!« Hagar bekam einen Sohn. Abram nannte ihn Ismael.
(Genesis/1 Mose 16)
• lügen •
Elias’ Mutter muss noch schnell zur Post. Elias bleibt zu Hause. Er spielt Pilot. Er steuert sein Flugzeug durch die Wohnung. In scharfen Kurven brummt seine Maschine durch den Himmel. Der Motor heult, eine scharfe Linkskurve, dann eine zackige Rechtskurve. Aber, oh je, dabei streift er die Yuccapalme auf dem Fensterbrett. Der Blumentopf fällt auf den Boden.
O nein, die Pflanze ist aus dem Topf gerutscht, überall liegt Erde. Elias kratzt mit den Händen die Erde zusammen und stopft sie mit der Pflanze zurück in den Topf. Zurück aufs Fensterbrett. Man sieht eigentlich gar nichts. In diesem Augenblick hört er, wie seine Mutter zurück in die Wohnung kommt.
Elias verschwindet im Kinderzimmer. Wenig später hört er die Mutter: »Was ist denn hier passiert? Elias, komm doch bitte mal!« Elias tut ganz unschuldig, schlendert ins Wohnzimmer, hält seine Hände hinterm Rücken versteckt.
Die Mutter fragt: »Ist hier irgendwas passiert, während ich weg war?« Elias hebt die Schultern, als wüsste er von nichts. Die Mutter lässt nicht locker: »Die Yuccapalme sah eben noch anders aus, bevor ich ging.« Elias fragt zurück: »Vielleicht hat die Katze sie runtergeworfen?« Die Mutter presst die Lippen aufeinander, dann sagt sie: »Sehr wahrscheinlich. Und die Katze hat sie auch wieder zurückgestellt, oder?« Jetzt wird Elias ganz heiß.
Die Mutter hockt sich vor ihn und schaut ihm in die Augen. »Zeig mal deine Hände!« Elias tut es widerwillig, sie sind ganz verschmiert von der Blumenerde. Schnell umarmt er seine Mutter und vergräbt sein Gesicht an ihrem Hals: »Tut mir leid, Mama. Ich wollte dich nicht anlügen.«
Die Bibel erzählt dazu Folgendes:
Einmal zeigte sich Gott dem Abraham auf besondere Weise.
Abraham saß im Eingang seines Zeltes bei den Eichen von Mamre. Da sah er: Drei Besucher kamen auf ihn zu. Er stand sofort auf, lief ihnen entgegen und verbeugte sich tief. Er lud sie ein, bei ihm Rast zu machen. Sie könnten bei ihm ausruhen und sich die Füße waschen.
Dann lief Abraham zu seiner Frau Sara und forderte sie auf: »Schnell, backe frische Brotfladen.« Und zum Knecht sagte er: »Schnell, schlachte und brate ein Kalb für unsere Gäste.« Abraham servierte den Besuchern das Essen mit Butter und Milch.
Die Gäste aßen und tranken. Sie fragten: »Wo ist denn deine Frau?« »Im Zelt«, antwortete Abraham. Einer der Besucher sagte: »In einem Jahr kommen wir wieder. Dann wird deine Frau ein Kind geboren haben.« Sara hörte im Zelt mit — aber sie musste lachen! Denn sie war schon eine alte Frau und Abraham ein alter Mann. Ich kann doch kein Kind mehr bekommen?, dachte sie und schüttelte den Kopf.
Gott sagte zu Abraham: »Warum lacht Sara? Ist denn bei Gott etwas unmöglich? Nächstes Jahr um diese Zeit werde ich wiederkommen, dann hat sie einen Sohn.« Aus Angst log Sara: »Ich habe nicht gelacht.« Aber Gott sagte: »Doch, du hast gelacht.«
(Genesis/1 Mose 18,1-15)
Kurz erklärt
Die Bibel erzählt erst von drei Besuchern — und auf einmal von Gott, der zu Abraham spricht. In den drei Besuchern sahen die Christen einen Hinweis auf die Dreifaltigkeit Gottes: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.
• verhandeln •
Cornelias Großeltern haben ein paar Hühner im Garten. Cornelia füttert sie gern. Besonders liebt sie ein Huhn, das sie Tuffi nennt.
Ab und zu schlachtet ihr Opa ein Huhn. »Aber Tuffi wirst du doch nicht schlachten, oder?«, fragt ihn Cornelia eindringlich. Er zieht die Schultern hoch: »Nicht, solange sie jeden Tag ein Ei legt.« Cornelia schaut ihren Opa fest an: »Aber doch auch nicht, wenn sie nur jeden zweiten Tag ein Ei legt, oder?« »Also gut, weil du es bist.« Cornelia bleibt dran: »Und wenn sie nur noch jeden dritten Tag ein Ei legt, doch auch nicht, oder?« Der Opa schüttelt den Kopf: »Mädchen, Hühner sind zum Eierlegen da. Zwei Eier in der Woche müssen es sein.« Cornelia wagt einen letzten Versuch: »Tuffi möchte leben und alt werden, wie du. Wenn sie nur noch ein Ei in der Woche legt, dann darf sie immer noch am Leben bleiben? Bitte!« Der Opa seufzt: »In Gottes Namen!«
Cornelia strahlt ihren Opa an. Der singt: »Ich wollt’, ich wär’ ein Huhn, ich hätt’ nicht viel zu tun …«
Die Bibel erzählt dazu Folgendes:
Gott hatte gerade Abraham besucht, da dachte er sich: Soll ich Abraham verheimlichen, was ich mit der Stadt Sodom und Gomorra vorhabe? Ich habe ihn doch auserwählt, dass aus seiner Familie einmal ein großes Volk werden soll. Deswegen sprach er offen zu Abraham: »Was ich über Sodom und Gomorra höre, ist wirklich schlimm. Sie sündigen die ganze Zeit. Ich will hingehen und prüfen, ob das stimmt.«
Abraham sagte zu Gott: »Willst du denn die Guten zusammen mit den Schlechten vernichten? Vielleicht gibt es 50 Gute in der Stadt. Du kannst sie nicht gleich behandeln. Das wäre sehr ungerecht. Als Richter der ganzen Erde musst du doch besonders gerecht sein!« Gott antwortete: »Also gut. Wenn ich 50 Gute finde, werde ich ihretwegen allen anderen vergeben.«
Abraham sagte: »Gott! Obwohl ich klein und unbedeutend bin, wage ich es, mit dir zu sprechen. Vielleicht sind es ja nur 45 Gute. Wegen dieser fünf wirst du doch nicht die ganze Stadt vernichten, oder?« Gott antwortet: »Also gut, wenn es 45 Gute sind, werde ich die Stadt verschonen.« »Kann sein, es sind es nur 40« »Also gut, bei 40 Guten werde ich der Stadt nichts antun.« Abraham fragte mutig: »Bitte, werde nicht wütend: Aber wenn es nur 30 Gute sind?« Gott antwortete: »Also gut, dann genügen 30.« »Und wenn es nur 20 sind?« »Also gut, bei 20 Guten werde ich die Stadt verschonen.« Abraham wagte es ein letztes Mal: »Genügen auch zehn Gute?« Gott antwortete: »Also gut. Zehn!«
(Genesis/1 Mose 18,16-33)
• auf die Probe stellen •
Bennetts Oma arbeitet in der Kirche. Sie ist Küsterin: Sie bereitet alles für den Gottesdienst vor. Sie macht zum Beispiel die Kerzen an und sorgt für Blumen. Manchmal darf Bennett die Glocken einschalten. Nach dem Gottesdienst wird aufgeräumt. Zum Beispiel müssen die Gesangbücher zurück ins Regal. Und das Körbchen mit der Kollekte kommt ins Gemeindebüro. Das darf Bennett tragen. Wenn niemand anders es macht, zählen sie auch gemeinsam das Geld: Scheine und Münzen werden sortiert und dann wird alles zusammengerechnet.
Einmal meinte der Pfarrer zur Oma, Bennett sollte das Körbchen mit der Kollekte besser nicht tragen. Die Versuchung, Geld daraus zu nehmen, sei zu groß für ein Kind. Oma ärgerte sich: »Bennett macht so was nicht!« Der Pfarrer sagte: »Wenn Sie meinen …« Aber dann hat Oma nachts davon geträumt, wie sich Bennett Geld in die Hosentasche stopft. Als sie aufwacht, fasst sie sich an den Kopf und sagt: »Bennett macht so was nicht!«
Am nächsten Sonntag lenkt sie Bennett nach dem Gottesdienst ab. Er soll in alle Gesangbücher Zettel einlegen. In der Zwischenzeit zählt sie heimlich das Geld aus der Kollekte: Es sind genau 78 Euro und 45 Cent. Dann wirft sie Münzen und Scheine zurück ins Körbchen und ruft Bennett: »Bring’ das Körbchen bitte ins Gemeindebüro.« Sie selbst kommt erst etwas später nach. Sie zählen gemeinsam. Der Oma wird ganz heiß. Dann rechnen sie zusammen: 78 Euro und 45 Cent. Die Oma küsst Bennett auf die Stirn. Sie erzählt dem Pfarrer die ganze Geschichte. Dem tut sein Misstrauen leid.
Die Bibel erzählt dazu Folgendes:
Gott stellte Abraham auf die Probe. Er sagt zu ihm: »Nimm deinen einzigen Sohn, den Isaak, und bringe ihn mir als Brandopfer dar.« Früh am nächsten Morgen lud Abraham einem Esel Brennholz auf. Mit zwei jungen Knechten und seinem Sohn Isaak machte sich Abraham auf den Weg. Am dritten Tag der Wanderung ließ er die Knechte und den Esel zurück. Isaak trug jetzt das Brennholz auf seinem Rücken. Abraham hatte eine Laterne für das Feuer und ein Messer in der Hand. Unterwegs fragte Isaak: »Vater, wir haben Holz und Feuer, wo aber ist das Lamm für das Brandopfer?« Abraham antwortete: »Gott selbst wird dafür sorgen.«
Sie kamen an den Ort, den Gott dem Abraham genannt hatte. Abraham baute aus Steinen einen Altar, schichtete das Holz auf, fesselte seinen Sohn und legte ihn oben auf das Holz. Abraham nahm das Messer in die Hand und wollte gerade seinen Sohn töten — da rief ein Engel Gottes: »Abraham, Abraham!« »Hier bin ich«, antwortete er. Gott sagte: »Tu dem Jungen nicht weh. Jetzt weiß ich: Du bist bereit, alles für mich zu tun. Du hättest mir sogar deinen einzigen Sohn geopfert.«
Abraham sah einen Widder, der sich mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen hatte. Den opferte er Gott. Gott aber sprach zu Abraham: »Ich will dich segnen. Deine Nachkommen sollen mehr sein als die Sterne am Himmel und der Sand am Meeresstrand. Du hast auf meine Stimme gehört. Darum werde ich durch deine Nachkommen alle Völker der Erde segnen.«
(Genesis/1 Mose 22,1-19)
• schwören •
Der Vater sortiert im Wohnzimmer Zeitschriften. Er ruft Simon und fragt: »Hier lag eine Zeitschrift, da war vorne so ein Oldtimer aus Kuba drauf. Jetzt finde ich sie nicht mehr. Hast du sie zufällig mitgenommen?«
»Ich habe sie nicht mitgenommen! Ich schwöre!« Simon hebt die rechte Hand: Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger sind ausgestreckt, die anderen beiden sind eingeknickt. »Langsam!«, bremst ihn sein Vater: »Schwören sollte man nur im Notfall. Ein Schwur ist ein heiliges Versprechen. Es reicht mir, wenn du sagst: Du hast nichts damit zu tun, dass das Heft weg ist.«
Simon nimmt die Hand runter: »Also, ich habe das Heft nicht genommen …, aber ich habe es Alvaro gegeben. Der liebt Oldtimer so und ich wollte ihm eine Freude machen.«
Der Vater rollt die Augen und hebt die Hand zum Schwur: »Ich schwöre, ich würde dir jetzt am liebsten die Ohren langziehen.« »Langsam!«, bremst ihn Simon: »Das sollte man nur im Notfall tun. Wenn du das Heft wieder brauchst, sage ich Alvaro Bescheid.«
Die Bibel erzählt dazu Folgendes:
Isaak war 40 Jahre alt, als er Rebekka heiratete. Die beiden hatten keine Kinder. Als Isaak 60 Jahre alt war, betete er zu Gott und bat um Kinder. Da wurde Rebekka mit Zwillingen schwanger. Das erstgeborene Kind wurde Esau genannt, weil es so viele Haare am ganzen Körper hatte. Das zweitgeborene Kind wurde Jakob genannt, weil es die Ferse seines Bruders festhielt.
Aus den Kindern wurden Männer. Esau wurde ein guter Jäger, Jakob blieb eher bei den Zelten. Isaak mochte Esau lieber, Rebekka bevorzugte Jakob.