Lebenssplitter - Blanka Trunitschek - E-Book

Lebenssplitter E-Book

Blanka Trunitschek

4,8

Beschreibung

Blanka Trunitschek und Brigitte Prem haben gemeinsam drei Jahre lang die Schule des Schreibens in Hamburg besucht und Diskussionen über das Leben geführt. Sie sind zu dem Ergebnis gekommen, dass das Leben nur in Splittern erfassbar ist; an einigen solcher Splitter wollen sie die Leser teilhaben lassen. Da sind Szenen aus der Arbeitswelt wie "Der Betriebsausflug" oder "Die Sekretärin", Reflexionen über das Miteinander wie in "Das unendliche Geschenk der saligen Frau", "Liese und Lotte" und "Sven Allmers", den sympathischen norddeutschen Polizisten, und Gedanken über Bio und Tierschutz in "Das Weihnachtsessen". Es gibt Geschichten mit Krimiflair wie "Oktober-Krimi" und "Schwesterlein und Brüderlein". In "Plentern" findet sich eine ernsthafte Auseinandersetzung über Umweltschutz. Hier finden wir auch den norddeutschen Polizisten Sven Allmers aus dem Oktober-Krimi und "Sven Allmers" wieder. "Katzen" fühlt sich in Tiere ein, die Katzen sind aber gleichzeitig Symbole für bestimmte Menschentypen. Fast schon ein Roman zum Thema Kommunikation "Das verlorene Kommunionsgeschenk". Und vieles mehr. Besonderen Charme bieten die beiden Erzählungen über Musik: "Ein Novembertag - einmal anders" und "Das Konzert". Viel Spaß und Erweiterung des Horizonts, das wünschen die Autorinnen den LeserInnen.

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Blanka Trunitschek stammt aus der ehemaligen Tschechoslowakei, wo sie das Abitur bestritt und als Reisebürokaufmann arbeitete.. Nach der Heirat siedelte sie nach Deutschland um. Sie bekam zwei Kinder und arbeitete anschließend im medizinischen Beruf. Sie schrieb schon immer Erzählungen, in ihrer Jugend auch Gedichte und machte einige Kurse für kreatives Schreiben, bis sie sich entschloss die Schule des Schreibens zu absolvieren. Sie lebt in Düsseldorf.

Brigitte Prem wurde 1948 in Salzburg geboren, maturierte in Klagenfurt und fühlt sich daher Kärnten, Österreich, zugehörig. Sie studierte in Salzburg Anglistik, Germanistik und Romanistik und war nach Studienabschluss 40 Jahre lang Lehrerin. Berufsbedingt verbrachte sie einige Zeit in Irland und sieht viel Ähnlichkeit der irischen Kultur mit der kärntnerischen. Reisen nach Portugal, Deutschland und USA.

Brigitte Prem hat zwei Bücher veröffentlicht: "The Wee Folk" im Grin-Verlag und "Die Suche nach den drei Schätzen" im BOD-Verlag.

Blanka Trunitschek und Brigitte Prem haben gemeinsam drei Jahre lang die Schule des Schreibens in Hamburg besucht und Diskussionen über das Leben geführt. Sie sind zu dem Ergebnis gekommen, dass das Leben nur in Splittern erfassbar ist; an einigen solcher Splitter wollen sie die Leser teilhaben lassen. Da sind Szenen aus der Arbeitswelt wie "Der Betriebsausflug" oder "Die Sekretärin", Reflexionen über das Miteinander wie in "Das unendliche Geschenk der saligen Frau" , "Liese und Lotte" und "Sven Allmers",den sympathischen norddeutschen Polizisten, und Gedanken über Bio und Tierschutz in "Das Weihnachtsessen". Es gibt Geschichten mit Krimiflair wie "Oktober-Krimi" und "Schwesterlein und Brüderlein". In "Plentern" findet sich eine ernsthafte Auseinandersetzung über Umweltschutz. Hier finden wir auch den norddeutschen Polizisten Sven Allmers aus dem Oktober-Krimi und "Sven Allmers" wieder.

"Katzen" fühlt sich in Tiere ein, die Katzen sind aber gleichzeitig Symbole für bestimmte Menschentypen. Fast schon ein Roman zum Thema Kommunikation "Das verlorene Kommunionsgeschenk". Und vieles mehr. Besonderen Charme bieten die beiden Erzählungen über Musik: "Ein Novembertag - einmal anders" und "Das Konzert".

Viel Spaß und Erweiterung des Horizonts, das wünschen die Autorinnen den LeserInnen.

Inhaltsverzeichnis

Ein Novembertag, einmal anders.

von Blanka Trunitschek

Ein Betriebsausflug

von Brigitte Prem

Das Konzert

von Blanka Trunitschek

Das unendliche Geschenk der saligen Frau

von Brigitte Prem

Das Weihnachtsessen

von Blanka Trunitschek

Oktober-Krimi

von Brigitte Prem

Schwesterlein und Brüderlein

(Eine Krimigeschichte) von Blanka Trunitschek

Plentern

von Brigitte Prem

Liese und Lotte

von Blanka Trunitschek

Die Sekretärin

von Brigitte Prem

Katzen

von Blanka Trunitschek

Sven Allmers

von Brigitte Prem

Das verlorene Kommunionsgeschenk

von Blanka Trunitschek

Guter Sex

von Brigitte Prem

Der Wasserfall

von Brigitte Prem

Die Telefonzelle

von Blanka Trunitsche

k

April: Der Freizeit-Fotograf

von Brigitte Prem

Wie kommen wir hier raus??!

von Blanka Trunitsche

k

Ländliches Leben im All

von Brigitte Prem

Die Boisenbergs

von Blanka Trunitschek

Soziale Schnittpunkte in einer Stadt, in S., Österreich Menschen in Not

von Brigitte Prem

Ein Novembertag, einmal anders.

Oder: Ein Rezept gegen Novemberblues? Ein Novemberblues!

von Blanka Trunitschek

Es war nicht sicher, ob wir, wie ich es mir gewünscht und auch vorgeschlagen hatte, in das „Glenn Miller Orchestra“ gehen würden. Wir haben uns nicht präzise abgesprochen: Will er? Will nur ich? Alleine gehen will ich nicht, ich weiß, dass er diese Art Musik auch mag und nur gegen seine Bequemlichkeit kämpft. Etwa dreimal habe ich angeklopft: wie ist es damit…? Aber es kam keine eindeutige Antwort. Heute Vormittag das letzte Mal.

Gehen wir? Schmale Augenschlitze wendeten sich an mich und signalisierten Unlust. Starke Unlust. Verdruss eigentlich. Ob ich mich um die Karten kümmerte. Ich? Wo? Man müsste zur Vorverkaufsstelle! Oder doch direkt an der Abendkasse!

Plötzlich waren wir beide voller Tatendrang. Ich am Telefon. Drei Stellen waren nicht zuständig, die vierte wollte nicht bis zum Abend reservieren. Er am Computer, wo er eine Telefonnummer aussuchte und schon war er unterwegs, Karten zu kaufen. Eine tolle Leistung im Kampf gegen sich selbst!

Glenn Miller habe ich in den Knochen. Nein, unter der Haut. Oder im Kopf. Moonlight Melodie. Chata Nooga Choo Choo. Angebotene CD´s im Foyer brauchte ich nicht zu kaufen, davon habe ich zu Hause genug. Hatte ich nicht meinem Sprössling vorgeschlagen Trompete spielen zu lernen, um diese Melodien einmal nachspielen zu können? Wer kennt die heute noch? Das erfährt man gleich, wenn man ins Publikum schaut. Graue Köpfe, Gehstützen, sogar Rollstühle. An den Fingern einer Hand kannst du abzählen, wie viele junge Menschen sich für Glenn Miller Musik interessieren.

Zuerst stärke ich mich im Vestibül mit Kanapees. Unter den Klängen Millerscher Musik aus der Anlage nehmen wir auf dem Rang der Tonhalle Platz. Das tuen auch die Musiker auf dem Podium und schon geht es los. Der Schlagzeuger haut auf seine Becken, der Dirigent, Val Salden, sagt ein paar Worte und ein fünfzehn Mann Orchester lässt uns mitjazzen, mit den Fingern schnipsen und klatschen was das Zeug hält. In meinen Jungen Jahren nannten wir diese Musik einfach nur Jazz, diese Stücke sind überwiegend im Swing, einer Art von Jazz komponiert, also harmonisch, melodisch und, was die Hauptasche ist, mitreißend. Einzelne Interpreten spielen solo, geben ihre Show ab und lassen sich von den Kollegen ablösen, aber im Mittelpunkt steht der Einklang. Einige könnten es auch als Schnulze erklären, was niemand von uns, Liebhabern der Musik von Glenn Miller, tun würde.

Jedenfalls bebt die Tonhalle unter dem Applaus und als der Schlagzeuger sein Solo trommelt, tanzen meine Beine unter dem Sitz, die Hände klatschen sich heiß und ich habe nicht übel Lust mitzusingen. Deutlich höre ich sein deng, deng, tam tada, tam tada ding ding, daba daba ding ding. Und die Köpfe, ob grau, schwarz oder blondgefärbt, die ich von da oben sehen kann, neigen sich im Rhythmus vor oder seitlich und die Hände schlagen gegen die Oberschenkel. Da kann ich mir denken, wie die Herrschaften als junge Leute waren. Die Posaunisten, Saxophonisten und Trompeter jazzen hervorragend, auch ihnen macht es Spaß, zu spielen. Fast macht es den Eindruck, dass sie nicht so aufgesetzt wirken, wie die Originalmusiker damals.

Auch die Sängerin singt perfekt mit Eleganz und Pep. Die Fliegen der Musiker sind farbenmäßig ihrem Kleid angepasst. Im ersten Teil ist es - übrigens ein langes, was sich in der Taille anschmiegt und einen tiefen Halsausschnitt hat - glutrot, nach der Pause flaschengrün. So haben auch ihre Schuhe die Farbe des Kleides. Beim Singen bewegt sie sich anmutig im Takt und klopft rhythmisch mit den roten oder grünen Schuhspitzen auf den Boden. Eine - hauptsächlich für die Männerimponierende Erscheinung.

Aber das schönste Konzert geht auch nach drei Zugaben zu Ende. Es folgt ein gesittetes Räumen des Saales und ruhiges Anstehen vor der Garderobe. Niemand drängt, niemand rennt herum. Die gestrige Generation halt.

Morgen lasse ich bestimmt eine Platte laufen und dann singe ich aus vollem Hals die „Sentimental Journey“ oder pfeife einfach nur die „Moonlight Melodie“. Und vielleicht gelingen mir auch ein zwei Stepps?

So ein, gegen die Erwartung, strahlender Tag ließ uns den grauen November vergessen.

Ein Betriebsausflug

von Brigitte Prem

„Teilst du mit mir das Zimmer beim Betriebsausflug?“ fragt H. W.

„Ich würde gerne mitfahren, aber der Einzelzimmer-Aufpreis ist mir zu hoch“.

Philipp schüttelt den Kopf:

„Es sind nur die von der Werkstatt dabei. Da passen wir zwei vom Büro nicht dazu“.

„Ach, geh! Es kann trotzdem ein interessantes Wochen-Ende werden“.

„Na gut, ich kann ja das Grab meiner Großmutter besuchen“.

Im Bus erzählt Philipp die ganze Zeit von dem Traktor, den er alt erworben und repariert hat. Als er mit jeder einzelnen Reparatur durch ist, beginnt er mit den Pannen und wie er damit fertig geworden ist.

Es bekommt keiner ein anderes Wort hinein. Es kann kein anderes Thema angeschnitten werden. Aber Philipp bekommt nicht mit, wie sehr er die anderen langweilt.

Dann kommen sie an. Sie besuchen den Prater, der eine berühmte Vergnügungsstätte ist. Wieder nervt Philipp alle, indem er jedes Angebot mit dem Oktoberfest einer anderen Stadt vergleicht, wie viel unterhaltsamer es dort sei. Dann zieht er sein Handy heraus und vergleicht die Preise, die dort günstiger gewesen seien. Damit verdirbt er den meisten die Freude.

Am späten Nachmittag soll es zum Naschmarkt gehen.

„Ich will stattdessen das Grab meiner Großmutter besuchen“, sagt Philipp.

„Ich kenne den Naschmarkt schon!“ reagiert H.W. rasch.

„Ich komme mit dir.“

Am Abend treffen sich H.W. und Philipp auf ihrem Zimmer. Es gibt kein offizielles Abendprogramm.

Berni hatte H.W. auf die Seite genommen und gesagt: „Wir gehen alle gemeinsam aus. Dich wollen wir dabei haben, Philipp nicht. Wenn du uns treffen willst: Wir verschwinden um 20 Uhr aus dem Gasthof und trinken an der Bar um die Ecke noch ein Bier. Vielleicht kannst du dich loseisen.“

H.W. sagt zu Philipp: „Mein Onkel wohnt hier. Ich treffe ihn und gehe mit ihm essen“..

H.W. hat einen Onkel hier, aber er hat eigentlich keine Lust, mit dem Alten essen zu gehen; also trifft er sich mit denen von der Werkstatt.

Nach der Bar gehen sie zu einer anderen Gaststätte. Durch das Glasfenster sehen sie eine Gruppe Mädchen. Roman wendet sich H.W. zu:

„Jetzt zeige ich dir, wie man mit Mädchen spricht.“

H.W. ist der einzige Unverheiratete, obwohl er im selben Alter ist wie die anderen.

Roman geht auf die Kellnerin zu:

„Ist das dein Dienst-Gewandt?“

Die Kellnerin trägt ein Wasch-Dirndl. Da verdirbt Berni im Hintergrund alles:

„100 Euro, wenn du mit mir schmust“.

Die Kellnerin verschwindet und schickt einen männlichen Kellner.

Roman probiert es bei den Mädchen, die sie durch das Glas gesehen haben. Er geht mit ausgebreiteten Armen auf sie zu und singt:

„Ich bin der Anton von Tirol. Jeder weiß, was das bedeuten soll. Meine strammen Wadl sind ein Wahnsinn für die Madl“.

Aber die Meldung von Berni hat die Mädchen schon verschreckt.

„Ihr seid wohl aus dem untersten Sumpf“, sagt eine, und alle nehmen ihre Oberbekleidung und verschwinden.

Sie sitzen noch eine Weile bei Bier und Schnaps und sind alle schon mindestens etwas betrunken.

„Weißt du“, sagt H.W. zu Roman. „Philipp tut mir Leid. Er ist auf der Abschussliste. Und obwohl sie im Büro das alle wissen, sind sie nicht sehr nett zu ihm.“

„Wir trinken jetzt unser Bier aus“, sagt Roman.

„Dann legen wir zusammen und laden Philipp ein. Ruf ihn an!“

H.W. ist überrascht, wie sehr Philipp sich freut.

Das Konzert

von Blanka Trunitschek

Es ist Sonntag, ich bin zu einer Matinee eingeladen. Der Saal im ehemaligen Schlossgymnasium füllt sich langsam. Vorn in der Ecke stehen ein Klavier und zwei Notenständer. Etwa zwei hundert stilechte Stühle werden durch buntes Publikum besetzt. Die Kinder sind festlich angezogen. Sie halten Instrumente fest und ich erfahre, dass dieses Konzert von ihnen veranstaltet wird. Es ist das Vorkonzert zum „Gerd Högener Preis“, das von der städtischen Musikschule organisiert wird. Also ein Konzert der Jugend. Ich kann die Zehn- bis Vierzehnjährigen ausmachen, die Jungens im Anzug, die Mädchen, meistens langhaarig, in schicken Kleidern. Langsam beruhigt sich die aufgeregte Stimmung im Publikum. Die Eltern und Großeltern sitzen erwartungsvoll in ihren Plüschstühlen. Der Willkommensapplaus eröffnet das Geschehen.

Als erster kommt ein kleiner Junge vor und setzt sich an das Klavier. Man sieht ihn kaum, aber sofort erklingt sein fester Schlag auf die Tasten und man wird sich seines Talents bewusst. Fast möchte man sich im Takt wiegen.

Mein Blick wandert zum Fenster. Ein junger Spross des Ahorns ragt davor, der Wind spielt mit seinen Blättern, die an diesem Frühlingstag schon voll entfaltet und frisch und hellgrün wedeln, hin und her, hin und her, passend zur Musik.

Souverän trägt der Junge seine Etüden vor, unter deren sich auch das „Volksliedchen“ vom Robert Schumann befindet.

Es folgen zwei dreizehnjährige japanische Kinder. Man weiß, dass bei großen Talenten der Zugang zur Musik und der Unterricht schon in frühester Jugend stattfinden. Bei dem Jungen war das schon ab seinem vierten Geburtstag. Er spielt die Sonatine von Dworak und eine von Harald Genzner. Diesen Komponisten kenne ich nicht und bin froh ihn jetzt kennengelernt zu haben.

Auch dem jungen Ahorn behagt die Musik. Als ob seine schlaksigen Arme jemanden umarmen würden, sie öffnen und schließen sich im Wind, neigen sich zu einer und bald zur anderen Seite.

Saxophon. Willig lässt sich das glänzende Instrument von einer vierzehnjährigen Nymphe festhalten, ihre Finger hüpfen auf seinen Knöpfen herauf und herunter und entlocken ihm liebliche Vivaldis Melodien. Das Mädchen ergibt sich dem Spiel, begleitet es mit dem ganzen Körper, fast vergisst man, dass die Lippen es sind, die hier die schwerste Arbeit verrichten.

Und wieder ein Klavierbeitrag - der Chatschaturian. Heftig und doch mit Gefühl gespielt von einer Dreizehnjährigen. Die Noten und Körperenergie sind im Einklang.

Auch Klarinette ist hier vertreten, mein Lieblingsinstrument, lässt mich sofort an Gerschwin denken, aber heute ist es Klassik, von einem vierzehnjährigen Mädchen perfekt gespielt.

Den Abschluss bildet ein Duo aus Klavier und Geige. Eine kleine blonde Prinzessin und ein japanischer Schüler der internationalen Schule in Düsseldorf, der schon seit seinem fünfjährigen Lebensjahr die Violine spielt. Die zwei sind der Höhepunkt des Konzertes, verständigen sich mit Blicken, die Einsätze perfekt ausgeführt. Einmal gibt die Geige den Auftakt, einmal das Klavier. Die langen blonden Haare teilen sich im Spiel und fallen über die Schulter. Das ist die einzige Regung der Klavierspielerin, sonst bewegen sich nur die Hände, die Finger tanzen bestimmend auf den Tasten, während der Junge konzentriert den Bogen zieht und seine Geige auf das Klavierspiel antwortet. Meine verborgene Abneigung gegen Strawinsky ist abgelegt, durch das Spiel der beiden habe ich die Voreingenommenheit beiseite getan. Das Konzert ist zu Ende. Auch der junge Ahorn hat sich beruhigt, das dünne Stämmchen trotzt dem Wind, die Blätter lassen sich von der Sonne bescheinen. Wir lassen uns von den nachhallenden Tönen nach Hause tragen.

Das unendliche Geschenk der saligen Frau1

von Brigitte Prem

Frau Kerschbaumer, die Mutter von Jakob, Frau Bäumler, die Mutter von Sepp, und Frau Reiser waren Schwestern. Frau Kerschbaumer und Frau Bäumler saßen auf der Terrasse des Hauses, das der Familie Kerschbaumer gehörte. Frau Kerschbaumer lobte ihren Sohn:

1 Die saligen Frauen, mythische Gestalten, werden als scheue, aber hilfsbereite und weise Frauen beschrieben. Sie geben manchmal „unendliche (=immer währende) Geschenke“, deren Besitz aber an eine Bedingung geknüpft ist.